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Die Gartenkunst — 32.1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0058

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Technische Fragen.

DieHecKe als Terrassenmauer. Die Stützmauer,
Futtermauer, in besonderen Fällen die Trocken-
mauer mit ihrer Vegetation gehören mit zu den
reizendsten Motiven der Gartengestaltung. Wenn
in Zeiten vor dem Kriege der Gartenarchitekt mit
besonderer Vorliebe sich ihrer bediente, so wird
heute der Auftraggeber, ob Privatbesitzer, Kom-
mune oder Staat, nur ganz ausnahmsweise sich be-
reit finden, Summen für Anlagen auszuwerfen, deren
Geländeunterschiede durch Aufführung von Mauern zu
bewältigen sind.

Ein bekanntes und
anerkannt billiges
technisches Mittel
ist die Böschung,
deren Anwendung
jedoch da nicht in
Frage kommt, wo
Bodenbeschaffen-
heitundMangelan
Ausladung smög -
lichkeit die Mauer
unumgänglich nö-
tig machen. Wo
Raum für die nöti-
ge Ausladung vor-
handen ist, wird
man unter den
heutigen Verhält-
nissen meist zur
Anwendung der
Böschung schrei-
ten müssen, wenn-
schon sie vom
künstlerischen
Standpunkt aus
weit hinter der
Mauer zurück-
steht. Der Reiz
einer Mauer liegt
nicht allein im
Material, sondern
in der Gegensätz-
lichkeit der Senk-
rechten und Wag-
rechten. Wo durch
eine Böschung
kein allzugroßer
Höhenunterschied
vermittelt werden
soll, kann durch
Heckenpflanzung
dieselbe Wirkung
der Gliederung erzielt werden, wie die Mauer sie
aufweist. Besteht die Möglichkeit, an Stelle der ein-
maligen Überwindung einer größeren Steigung
mehrere Terrassierungen treten zu lassen, so ist der
Ersatz durch Heckenpflanzung vollwertig, wenn von
dem Umstand abgesehen wird, daß Böschung und
darauf gepflanzte Hecke etwas mehr Raum einnehmen.
Es erübrigt sich beinahe, auf den Kostenunterschied
hinzuweisen, wenn ang enommen wird, daß das Hecken-
material genügend jung sein muß, um keine allzu er-
heblichen Kosten zu verursachen. Abb. 1 zeigt eine
Böschung, die in diesem Sinne bepflanzt ist. Während
bei der Stützmauer ein Abschluß bündig mit der
Erde möglich ist, d.h. die Mauerkrone nicht über das
Gelände sich zu erheben braucht, wenn dies nicht be-
sonders beabsichtigt ist, läßt die Hecke in Verbin-
dung mit der Böschung eine derartige Lösung nicht
zu. Mit der Bepflanzung erst auf halber Höhe der
Böschung zu beginnen, um mit der Heckenkrone

keine oder nur geringe Überschneidung zu verur-
sachen (Abb. 2), empfiehlt sich kaum, da der ent-
stehende Winkel zwischen Böschung und Hecke un-
schön wirkt. Dagegen ist es möglich, eine Teras-
sierung mit Hedien auch da noch zu schaffen, wo
ein größerer Geländeunterschied überwunden werden
soll, in dem die Kopffläche der Hecke selbst ab-
gestuft und ein Beschneiden von unten und oben
möglich wird (Abb. 3). Es läßt sich ferner noch
technisch lösen, durch Einschaltung eines Podestes

eine weitere Staf-

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felung vorzuneh-
men, was freilich
eine ziemlich be-
deutende Ausla-
dung smöglichkeit
der Böschung vor-
aussetzt (Abb. 4).
Vom Böschungs-
winkel in Verbin-
dung mit Abtrag
oder Anschüttung
zu sprechen, ist in
vorliegendem Fal-
le nur bedingt rich-
tig. Auch eine durch
Abtrag entstan-
dene Bösdiung
muß zwecks Auf-
nahme der Pflan-
zen tief gegraben
werden, der ge-
lockerte Boden
wird bis zur
Durchwurzelung
immer dem Ab-
schwemmen durch
Sturzregen aus-
gesetzt sein. Es
richtet sich nach
der Erdbeschaf-
fenheit, wie weit
man sich dem Ver-
hältnis 1:1 von
Steigung zur Aus-
ladung des Bö-
schungswinkels
nähern darf; über
dieses Verhältnis
zugunsten der
Steigung hinaus-
zugehen,erscheint
unratsam. Das
sei kurz erwähnt. Die Fichte ist
viel zu wenig angewandte
da reichlich als

Pflanzenmaterial
im allgemeinen eine viel zu
Heckenpflanze, sie sollte überall
Hecke Verwendung finden, wo nicht schädliche Kohlen-
gasdünste ihrem Gedeihen Hindernisse in den Weg
legen. Die Dornarten, Hainbuche, Liguster, Stech-
palme (wo sie überhaupt gedeiht) eignen sich vor-
züglich für die angegebenen Zwecke. Welch gute
Licht- und Schattenwirkungen bei größeren Flächen
durch entsprechende Gliederung geschaffen werden,
habe ich versuchsweise in Abb. 5 angedeutet. Sich
den um ein Vielfaches erschwerten Verhältnissen an-
zupassen, zu versuchen, mit den denkbar vereinfach-
testen Mitteln dieselben Wirkungen zu erreichen
wie früher, da aus dem Vollen ge wirtschaftet wer-
den konnte (oft zum Nachteil), heißt Gartenkultur
fördern. Die Gartentechnik hat heute mehr als je
der Gartenkultur und -kunst den Weg zu ebnen.

Heilig.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Universitätsdruckerei H. Stürtz A.G., Würzburg.
 
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