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Die Gartenkunst — 32.1919

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Hohm, Franz: Der Obstbau im Garten, seine künstlerische Durchdringung und wirtschaftliche Bedeutung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0078

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Laubengang aus dem Obstgarten Hohm, Gelnhausen.

Laubengänge und ähnliche Bestandteile der
Formobstgärten zusammenfügen. Ihre Anwen-
dung im Kleingarten, im Garten des Siedlers und
in jedem anderen Hausgarten, der sich dafür
eignet, wird für diese eine erwünschte Inhalts-
bereicherung bilden, zur Förderung des Obst-
baues beitragen und das Interesse der in Frage
kommenden Kreise für ihre Gärten steigern.

Von den wagrechten Schnurbäumchen abge-
sehen, die als gleichmäßig verlaufende Guirlande
in 40 cm Höhe die Wege einfassen (Bild Seite 73
oben), kommen also für den Formobstgarten frei-
stehende Einzelspaliere, Spalierwände, Lauben-
gänge und die Bekleidung von Mauern und Haus-
wänden in Betracht. Nicht alle Baumformen sind
für einen guten Gesamteindruck gleich wertvoll.
Die Fächerpalmette z. B. mag als einzelner Baum
am richtigen Platze verwendbar sein, für die aus
einer Anzahl von Einzelbäumen zusammen-
gesetzte Spalierwand, taugt sie wenig, da die
jungen Bäumchen wegen der breiten Ausdehnung,
die die fertige Palmette erreicht, auf ziemlich
großen Abstand gepflanzt werden müssen. Also
erst im Alter, vorausgesetzt, daß der Wuchs
der einzelnen Sorten gleichartig ist, werden sie
zu einer leidlich geschlossenen Einheit verwach-
sen sein. Dabei ist noch nötig, daß aus den
untersten schrägen Ästen beiderseits noch wag-
rechte abgeleitet werden müssen, damit die aus
der Schrägstellung der Äste sich ergebenden
Lücken ausgefüllt werden. (Vergl. Skizze Seite 81
unten links.)

Obstlaubengang aus einem Privatgarten in Gelnhausen.

Viel besser sind für fortlaufende Wände die
Verrier-Palmetten und die einfache und doppelte
U-Form (Bild Seite 73 oben). Sie erhalten schon
in der Baumschule ihre volle Breite, und brauchen
am endgültigen Standort nur nur noch in die Höhe
zu wachsen, können also gleich dicht nebeneinan-
der gepflanzt werden. Hat man dann auch noch
gleiche oder wenigstens gleichwüchsige Sorten
genommen, so kann die Sache kaum fehlschlagen.

Noch besser eignet sich der einfache senk-
rechte Schnurbaum. In Abständen von 40 cm
gepflanzt, kann er zur Bildung von Wänden be-
liebiger Länge und Höhe benützt werden. Aus-
besserungen von Lücken sind leicht möglich, und
auch in vieler anderer Beziehung dürfte er für
freistehende Wände, Wandbekleidungen u. dergl.
die geeignetste Form sein. Auch Laubengänge,
die oben durch Rundbogen oder gerade, dach-
förmige Flächen abgeschlossen werden, wird
man immer am zweckmäßigsten aus senkrechten
Schnurbäumen bilden. Man wird Laubengänge
nicht zu schmal, nicht unter 2.50 Meter anlegen
dürfen. Sie sind eine beliebte Form, aber nur
für den größeren Garten empfehlenswert (Bilder
Seite 72 und 74).

Immerhin ist man bei allen diesen Formen an
gewisse Höchstmaße, vom Boden aus gerechnet,
gebunden. In der Regel sollten Obstspaliere aus
Palmetten und U-formen die Höhe von 2.50 Meter
nicht überschreiten. Muß über dieses Maß hinaus-
gegangen werden, dann sollte man nur den
senkrechten Schnurbaum verwenden, aber auch

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