E. Barth: Schustehrus-Park, Charlottenburg.
Blick von der Hebbelstraße in den vertieften, von Mauern und 'Wildrosen umgebenen Kinderspielplatz. (Standpunkt I.)
die geistige, sittliche und körperliche Gesundung
und wirtschaftliche Wiederaufrichtung unseres
Volkes bilden; denn zahlreiche Volksgenossen
erhalten dadurch die Möglichkeit, sich der Ver-
kümmerung unter den naturwidrigen Lebens-
bedingungen der Großstadt zu entziehen und ein
zukunftssicheres Dasein auf neuer Grundlage
aufzubauen.
Die an die Kleinsiedlungen geknüpften Er-
wartungen können aber nur in Erfüllung gehen,
wenn alle darin enthaltenen Möglichkeiten für
die Erneuerung der Lebensform der breiten
Volksschichten restlos ausgenutzt werden.
Das wird hinsichtlich des Gartens noch nicht
genügend beachtet. Man empfindet wohl seinen
Nutzen für Verbesserung der Ernährung, be-
trachtet die Gartenfrage aber bereits als gelöst,
wenn für das Einzelanwesen die geforderten
Quadratmeter Gartenland errechnet und mit
einem Drahtgehege abgegrenzt sind.
Bei dieser Behandlung kommt der Garten zu
kurz, und die Folge wird eine allgemeine Ent-
täuschung der Siedler sein, die mit Recht im
Garten das unterscheidende Neue gegen-
über der Großstadtwohnung erblicken und
daran besondere Erwartungen knüpfen.
2. Worin bestellt die Bedeutung des
Gartens im Kleinsiedlungswesen?
Sie liegt auf wirtschaftlichem und ethischem
Gebiete. Wirtschaftlich wird das Siedlungswerk
durch den Garten überhaupt erst möglich; denn
außerhalb der eigentlichen Berufstätigkeit
wird durch die Gartenarbeit der Familien-
glieder der wesentliche Teil der auf das An-
wesen entfallenden Bodenrente erarbeitet;
die Abfälle und Fäkalien, die im städtischen
Haushalt unbenutzt beseitigt werden müssen,
werden durch die Düngung verwertet und
wieder in den Stoffwechsel-Kreislauf gebracht;
ihre Beseitigung durch Kanalisation und Ab-
fuhr und die Kosten dafür kommen in Fortfall;
bei der räumlichen Abmessung und Aus-
stattung der Häuser ist manche Beschränkung
und Kostenherabminderung möglich, weil der
Garten die Wohnung entlastet;
die Einbettung der Häuser in Gärten und die
Begrünung ihrer Schauseiten gestatten in der
äußeren Aufmachung größte Einfachheit und
Sparsamkeit. <
Die ethische Bedeutung des Gartens beruht
darin, daß er
einen Ausgleich gegenüber den nachteiligen
Wirkungen der modernen Arbeitsweise bildet;
dem Siedler und seiner Familie den Verzicht
auf manche Annehmlichkeiten und Vorteile der
Großstadt erleichtert und ihn an eine gesunde
und naturgemäße Lebensweise gewöhnt;
ihn den Unwert vieler bisherigen Lebens-
bedürfnisse erkennen und Schönheitsgefühl
und Geschmack auf dem Weg über die Natur
gewinnen läßt;
ein Gegengewicht gegen die Verlockung
zum Müßiggang bildet, was im Hinblick auf
89
Blick von der Hebbelstraße in den vertieften, von Mauern und 'Wildrosen umgebenen Kinderspielplatz. (Standpunkt I.)
die geistige, sittliche und körperliche Gesundung
und wirtschaftliche Wiederaufrichtung unseres
Volkes bilden; denn zahlreiche Volksgenossen
erhalten dadurch die Möglichkeit, sich der Ver-
kümmerung unter den naturwidrigen Lebens-
bedingungen der Großstadt zu entziehen und ein
zukunftssicheres Dasein auf neuer Grundlage
aufzubauen.
Die an die Kleinsiedlungen geknüpften Er-
wartungen können aber nur in Erfüllung gehen,
wenn alle darin enthaltenen Möglichkeiten für
die Erneuerung der Lebensform der breiten
Volksschichten restlos ausgenutzt werden.
Das wird hinsichtlich des Gartens noch nicht
genügend beachtet. Man empfindet wohl seinen
Nutzen für Verbesserung der Ernährung, be-
trachtet die Gartenfrage aber bereits als gelöst,
wenn für das Einzelanwesen die geforderten
Quadratmeter Gartenland errechnet und mit
einem Drahtgehege abgegrenzt sind.
Bei dieser Behandlung kommt der Garten zu
kurz, und die Folge wird eine allgemeine Ent-
täuschung der Siedler sein, die mit Recht im
Garten das unterscheidende Neue gegen-
über der Großstadtwohnung erblicken und
daran besondere Erwartungen knüpfen.
2. Worin bestellt die Bedeutung des
Gartens im Kleinsiedlungswesen?
Sie liegt auf wirtschaftlichem und ethischem
Gebiete. Wirtschaftlich wird das Siedlungswerk
durch den Garten überhaupt erst möglich; denn
außerhalb der eigentlichen Berufstätigkeit
wird durch die Gartenarbeit der Familien-
glieder der wesentliche Teil der auf das An-
wesen entfallenden Bodenrente erarbeitet;
die Abfälle und Fäkalien, die im städtischen
Haushalt unbenutzt beseitigt werden müssen,
werden durch die Düngung verwertet und
wieder in den Stoffwechsel-Kreislauf gebracht;
ihre Beseitigung durch Kanalisation und Ab-
fuhr und die Kosten dafür kommen in Fortfall;
bei der räumlichen Abmessung und Aus-
stattung der Häuser ist manche Beschränkung
und Kostenherabminderung möglich, weil der
Garten die Wohnung entlastet;
die Einbettung der Häuser in Gärten und die
Begrünung ihrer Schauseiten gestatten in der
äußeren Aufmachung größte Einfachheit und
Sparsamkeit. <
Die ethische Bedeutung des Gartens beruht
darin, daß er
einen Ausgleich gegenüber den nachteiligen
Wirkungen der modernen Arbeitsweise bildet;
dem Siedler und seiner Familie den Verzicht
auf manche Annehmlichkeiten und Vorteile der
Großstadt erleichtert und ihn an eine gesunde
und naturgemäße Lebensweise gewöhnt;
ihn den Unwert vieler bisherigen Lebens-
bedürfnisse erkennen und Schönheitsgefühl
und Geschmack auf dem Weg über die Natur
gewinnen läßt;
ein Gegengewicht gegen die Verlockung
zum Müßiggang bildet, was im Hinblick auf
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