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Die Gartenkunst — 32.1919

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Georg Scotti, Architekt, Frankfurt a. M.

hat, nimmt sich dieses phantasievolle Werk recht
eigenartig aus. Es erbringt aber den Beweis, daß
trotz allem Schweren, was uns betroffen hat, die
Begeisterung für das Hohe und Schöne in unserem
Volke nicht erstorben ist. Sein leitender Gedanke
besteht darin, daß die alten Wohnstätten in Kirche
und Rathaus ihren ausdrucksvollen Gipfel fanden.
Diese pflegten alle übrigen Bauwerke nicht nur
ihrem Umfange nach zu überragen, sondern bilden
zugleich in höchster Steigerung den zusammen-
gefaßten Ausdruck der Kultur der einzelnen Zeit-
abschnitte. Derartige Bauwerke, seien es gotische
Kathedralen oder chinesische Pagoden, sind für die
Ewigkeit berechnete Denkmäler ihrer Zeit, stein-
gewordene Belege für die architektonische Aus-
drucksfähigkeit ihrer Völker. Das neuzeitliche
Stadtbild entbehrt solcher beherrschenden Mittel-

punkte. An ihre Stelle sind Fabrikschornsteine,
Wassertürme und dergleichen getreten. Die öffent-
lichen Bauten überragen die Masse der anderen
an Umfang und Höhe — man denke an unsere
ins Riesenhafte gewachsenen Industriebauten und
die amerikanischen Wolkenkratzer — wenig und
haben deshalb für die Silhouette des Stadt-
bildes geringe Bedeutung. Der Verfasser vertritt
den Standpunkt, daß es notwendig ist, auch den
Städten der Zukunft solche beherrschende Gipfel-
punkte der Architektur als Ausdruck der Zusammen-
fassung des gesellschaftlichen Lebens und der Bil-
dung ihrer Zeit zu geben. An Skizzen, Zeichnungen,
Kostenberechnungen wird dieser Gedankengang er-
läutert und ihm in einer Reihe vorzüglicher Ab-
bildungen von Bauwerken und Städtebildern aus
allen Zeiten und Ländern Beweiskraft verliehen.

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