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Die Gartenkunst — 32.1919

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Schädlich, Paul: Ein schweizerischer Landsitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0118

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Landsitz in Rüsdilikon. Gartenarchitekt Paul Schädlich, Zürich und Glauchau i. Sa.
Der Blumengarten vor der Südost-Seite des Hauses.

Der Zusammenhang der Gartenteile mit dem
Hause wird dadurch überall stark betont. Aber
auch infolge seiner Stellung und der Ausbildung
seiner Schauseiten kommt das Haus zu einer
beherrschenden Wirkung. Von welcher Seite man
es betrachtet, überall bildet es in den dabei zu
überschauenden Gartenräumen den wirkungs-
vollen Abschluß, und wiederum vom Hause selbst
aus öffnen sich allseitig Bilder von ausgezeich-
neter Raumwirkung. Man kann sagen, daß bei
dieser Gelegenheit Haus und Garten wirklich zu
einer Einheit gestaltet sind, sich in ihrer Wirkung
gegenseitig auf das Beste ergänzen und auch
die Umgebung trotz räumlicher Abschließung der
einzelnen Teile in die geschaffenen Bilder gut
mithineinspielt.

Man könnte vielleicht in Erinnerung an Vor-
bilder aus der italienischen Renaissance ein-
wenden, daß die Gestaltungsweise, die in der
straffen Gliederung der Hauptachse zum Ausdruck
kommt, auch auf den zu einer solchen Behand-
lungsweise herausfordernden nordöstlichen Teil
des Geländes hätte angewendet werden und da zu
einer Folge von breitgelagerten Terrassen hätte
führen sollen, die durch Treppenanlagen und
Rampen untereinander hätten verbunden sein

können. Es kann ohne weiteres zugegeben wer-
den, daß eine solche Gestaltungsweise hier mög-
lich gewesen wäre. Indessen darf man nicht
übersehen, daß es sich bei den italienischen
Renaissancegärten um Werke handelte, die
im Auftrag selbstherrlicher Fürsten geschaffen
wurden, um deren Repräsentationsbedürfnis zu
befriedigen. Hier dagegen hat man es mit einem
bürgerlichen Landsitz zu tun, der doch wesentlich
anderen Zwecken dienen soll und demgemäß
andere Gestaltungsmittel verlangte. Diesen
Unterschied hat der Gartenarchitekt folgerichtig
erkannt, und sich nicht verlocken lassen, den ge-
gebenen Rahmen zu überschreiten.

Was wir an dieser Stelle noch besonders
hervorheben möchten, ist die ausgezeichnete
Form der Darstellung des Entwurfs. Grundriß,
Schnitte und Ansichten lassen in Verbindung mit
den Schaubildern klar erkennen, was dem Künst-
ler vorgeschwebt hat. In vorbildlicher Weise hat
er es verstanden, seinen Gedanken Ausdruck zu
verleihen. Seine Absicht wurde daraus nicht nur
dem Auftraggeber ohne weiteres klar, sondern
auch jedem Andern, der, ohne die Verhältnisse
an Ort und Stelle zu kennen, lediglich auf die
hier wiedergegebene bildliche Darstellung ange-

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