Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 32.1919

DOI Artikel:
Ausbildungsfragen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0127

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Landsitz in Rüschlikon. Gartenarchitekt Paul Schädlich, Zürich und Glauchau i. Sa.

Blick über den Gartenhof an der Rückseite des Hauses nach der baumbestandenen Anhöhe.

mernde Kristall sein, die künstlerische Geschlossen-
heit des Eindrucks von Garten und Haus. Dann erst
können wir wieder auf eine Renaissance der Garten-
kunsthoffen, wenn das Verlangen nach künstlerischen
Einheitlichkeit von Haus und Garten erwacht ist.

Harald Jensen, Düsseldorf.

Bericht des Ausschusses der Gruppe Han-
nover-Br.-O. für gärtnerisches Bildungswesen.

Die Gärtnerlehranstalten Dahlem, Proskau und
Geisenheim führen einen dreijährigen Lehrgang
ein. Voraussetzung für ihren Besuch ist die Ein-
jährigenreife und eine dreijährige Praxis. Das
bisherige vierte Jahr der Praxis kommt dem drei-
jährigen Lehrgang an der Anstalt zugute. Auf
der Lehranstalt dienen die zwei ersten Jahre der
allgemeinen gärtnerischen Ausbildung. Das dritte
Jahr befaßt sich dann mit den Spezialfächern, Obst-
und Weinbau, Handelsgärtnerei, Baumschule und
Kulturen, ferner Gartenkunst. Außer der letzteren
sind sämtliche Fächer auf den Lehranstalten im
dritten Jahre vertreten, nur Weinbau bleibt aus
örtlichen Rüdisichten für Geisenheim Vorhalten.
Der Unterricht in Gartenkunst beschränkt sich auf
ihre technischen Voraussetzungen, wie Feldmessen,
Nivellieren, Massenberechnung der Bodenbewegung,
Kostenanschläge, Behandlung der technischen Ar-
beiten bei Neuanlagen, Elemente der Baukonstruk-
tion während der beiden ersten Jahre. So hat der
Schüler sich erst nach dem fünften Jahre seiner
beruflichen Tätigkeit zu entscheiden, welchem Spe-
zial-Fache er sich endgültig widmen will.

Die eigentliche Ausbildung in der Gartenkunst
findet auf einer neuzeitlichen Lehranstalt für Kunst-
gewerbe statt, und es soll auf engen Zusammen-
schluß mit Bildhauern, Architekten, Malern, Kunst-
gewerblern hingewirkt werden, um eine zunftmäßige
Versimpelung der Gartenkunst zu verhindern. Die
Kunstgewerbeschule bürgt am meisten für die Pflege

einer handwerklich einwandfreien Gartengestaltung
im Sinne der Bestrebungen des deutschen Werk-
bundes, welche eine einseitige Kultur der Phanta-
sie ausschließt. Das Pensum der Kunstgewerbe-
schule muß naturgemäß im Zusammenhang mit dem
der reorganisierten Gärtnerlehranstalt stehen. Die
Vorraussetzungen für eine Gartenkunstklasse sind
bei der jetzt im Entstehen begriffenen Kunstge-
werbeschule in Bremen vorzüglich gegeben. Die er-
forderlichen Lehrkräfte sind vorhanden und es
könnte bei der Einrichtung der Schule noch manches
Bedürfnis berücksichtigt werden.

Bergfeld, Freye, Kleinhempel, Roselius.

* *

*

Ich bin von der Gruppe beauftragt, zu vorstehen-
dem Bericht Stellung zu nehmen.

Zunächst fordere ich die Hochschule für
Gartenbau. Die Einführung eines dreijährigen
Lehrgangs erscheint mir zu weitgehend, besonders da
das dritte Jahr an der für Dahlem bisher verlangten
vierjährigen Praxis gekürzt werden soll. Für die Lehr-
gänge Obst- und Weinbau und Pflanzenzucht halte ich
eine vierjährige Praxis vor dem Fachstudium für
unbedingt erforderlich. Eine Kürzung kommt m. E.
nur für die Ausbildung in der Gartengestaltung in
Frage. Ich empfehle, die dadurch gewonnene Zeit
zum Besuch einer Kunstgewerbeschule während eines
oder zweier Wintersemester zwecks zeitiger
Erlernung des handwerksmäßigen Zeichnens vor dem
eigentlichen Fachstudium zu verwenden.

Den meisten Absolventen der höheren Lehr-
anstalten (auch Dahlems) fehlt eine ausreichende
Fertigkeit im Zeichnen, die im zweijährigen Studium,
das vorwiegend wissenschaftlichen und technischen
Fächern gewidmet ist, nicht erworben werden kann.
Darum Besuch einer Kunstgewerbeschule vor dem
Fa ch Studium.

123
 
Annotationen