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Die Gartenkunst — 32.1919

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Encke, Fritz: Die kulturgeschichtliche Bedeutung der Hofgärten und ihre Erhaltung für das deutsche Volk
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https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0139

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auch an die oft sehr kostspieligen Obst-, Gemüse-
und Blumentreibereien denkt? Manche könn-
ten in Verbindung mit Obst- und Gemüsegärten
zu Muster- und Lehrbetrieben umgewandelt
werden; denn zur Belebung des heimischen Gar-
tenbaues, besonders des Privatgartenbaues be-
dürfen wir solcher Einrichtungen in größerer
Zahl als bisher. In manchen Fällen mag sich auch
Verpachtung an Handelsgärtner empfehlen. Der
Rest, der eine passende Bewirtschaftung nicht
findet, könnte unbedenklich auf Abbruch verkauft
werden. Bei den hohen Rohstoffpreisen von
heute und bei der Nachfrage nach Eisen und Glas
beim Wohnungsbau würde sich eine solche Maß-
nahme schon lohnen.

Diese Ausführungen sollen keine allgemein
gültigen Vorschläge darstellen. Hier ist noch
mehr als bei den Gärten selbst jeder einzelne
Fall besonders zu behandeln. Aber als Grundsatz
dürfte in allen Fällen zu beachten sein, daß die
Erhaltung der Gärten für die Allgemeinheit durch
die Beibehaltung von kostspieligen Gärtnereien
nicht in Frage gestellt werden darf.

Die Bewirtschaftung der Gärten muß in jeder
Beziehung sparsam sein. Bei staatlichen Gärten
ist dies bereits durchwegs der Fall. Auch bisher
wurden die in der Park Wirtschaft möglichen Ein-
nahmequellen, vornehmlich die Holz- und Heu-
gewinnung und die Fischerei sorgsam ausge-
schöpft. Durch Vereinfachung der teuren Blumen-
ausschmückung der Gärten und durch den Wegfall
von Pflanzenkulturen, die für die gute Haltung
der Gärten nicht unbedingt nötig sind, lassen sich
jedoch noch manche Ersparnisse erzielen.

# #

#

Bedenkt man die vielerlei Maßnahmen, die
die Übernahme der Hofgärten und vielleicht
auch mancher
Gärten, die
bisher fürst-
licher Privat-
besitz waren,
und deren Ein-
richtung für
dieZweckeder
Volkswohl-
fahrt erfor-
dern, so wird
maneinsehen,
daß nur dann
ein befriedi-
gendes Ergeb-
nis zustande
kommen wird,
wenn injedem
Falle die be-
sonderen Ver-

hältnisse Beachtung finden. Der kulturgeschicht-
liche Wert der Gärten muß den Maßstab für
die Art der Eingriffe in den jetzigen Bestand
abgeben. Die Neueinrichtungen müssen dem Be-
dürfnis entsprechend und sachgemäß durchge-
führt werden. Um dies zu ermöglichen, bedarf
es der Mitwirkung sachverständiger Männer auf
den einschlägigen Gebieten, um Mißgriffe zu
vermeiden und für die Dauer Wertvolles zu
schaffen. Es sollten daher Gartenfachleute,
Architekten, Städtebauer, Kunsthistoriker ge-
hört werden, ehe man über das Wohl und Wehe
dieser Gärten entscheidet.

Die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst ist
die geeignete Körperschaft, Gartenarchitekten
und praktische Gartenbauer namhaft zu machen,
die zutreffende Vorschläge zu machen imstande
sind. Der Vorstand der Gesellschaft möge daher
an die maßgebenden Regierungsstellen heran-
treten mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit der
Mitwirkung von Gartenarchitekten bei der Ent-
scheidung über die Zukunft und sich erbieten, den
Regierungen für die einzelnen Fälle geeignete
Männer namhaft zu machen.

#

Nachschrift. Um die beachtenswerten An-
regungen des Verfassers im vollen Umfange durch-
zuführen, bedarf es der einhelligen Zusammenarbeit
aller Beteiligten. Es muß in den verschiedenen
Landesteilen unausgesetzt darauf geachtet werden,
welche Maßnahmen hinsichtlich der Verwendung der
Hofgärten ins Auge gefaßt werden, und wo etwas
über Pläne verlautet, die zu Bedenken Veranlassung
geben, umgehend unter Bezeichnung der zuständigen
Stelle Nachricht an die Geschäftsstelle gegeben
werden, nicht erst wenn von den Gruppen oder
Einzelnen unternommene Schritte ohne den ge-
wünschten Erfolg bleiben. Die Gruppen sollten außer-
dem sofort eine zuverlässige Liste der in ihren Bezir-
ken vorhande-
nen sämtlichen
Gärten, der da-
fürzuständigen
neuen Dienst-
stellen, auch
der für die Mit-
wirkung zur
Verhütung von
Mißgriffen ge-
eigneten ört-
lichen Körper-
schaften, Hei-
matschutz-
vereinen u. dgl.
mitteilen, da-
mit es möglich
ist, diesen al-
len die ausge-
zeichneten Aus-
führungen
Enckes zu über-
senden.

Die Schrift-
leitung.

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