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Die Gartenkunst — 32.1919

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Heicke, C.: Die Tagung in Weimar: Bericht über die XXXII. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst, Weimar 24.-29. Sept., 1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.22269#0149

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triebs- und Verwaltungsmaßnahmen im öffent-
lichen Gartenwesen, das ja audx unter den neuen
Verhältnissen keiner Einschränkung, sondern im
Gegenteil eines wohl überlegten weiteren Aus-
baues bedarf, erheblich radikaler formulierte
als im vorigen Jahre.

Demgegenüber stand ein erheblicher Teil
der Hörer unter dem Eindruck, daß die Prägung
der von Staehle am Schlüsse seines Vortrags
gebrachten Leitsätze in wesentlichen Punkten
zu scharf gehalten sei, um, wie in Aussicht ge-
nommen war, in dieser Form in der Öffentlich-
keit, besonders bei den zuständigen Verwal-
tungen verbreitet zu werden. Man kam deshalb
zu dem Ergebnis, Herrn Staehle zu ersuchen,
seine Leitsätze auf Grund der in der Aussprache
betonten Gesichtspunkte einer nochmaligenDurch-
arbeitung zu unterziehen, bevor sie als Ergebnis
der Tagung leitender Gartenbeamter, also mit
dem Anspruch auf Beachtung, den ihnen die Zu-
stimmung einer großen Zahl namhafter Sach-
verständiger verleiht, in die Öffentlichkeit gehen.

Der nächste Verhandlungsgegenstand betraf
die Ausgestaltung von Kleingartenanla-
gen zu dauernden Bestandteilen von
Stadterweiterung en. Herr Gartendirektor
Bromme, Frankfurt a. M., gab in einem aus-
führlichen Bericht, der mit gutem Planmaterial
aus seinem Arbeitsgebiet unterstützt wurde,
eine überzeugende Begründung dieser für die
Gartenkultur bedeutungsvollenBestrebungen auf
dem Gebiete des Kleingartenwesens.

Obschon ersieh infolge seiner Beteiligung an
der Durchführung der Ausstellung „Hof und
Garten“ im September d. J. in Frankfurt a. M.
eingehend mit diesen Fragen befaßt hatte, konnte
er bei der Vielseitigkeit der damit zusammen-
hängenden Gesichtspunkte noch nicht zu bestimmt
formulierten Richtlinien gelangen, wie man sie
nach den Worten einiger Versammlungsteilneh-
mer anscheinend erwartet hatte. Die Bromme-
schen Ausführungen, die in ihren wesentlichen
Teilen auch den Inhalt eines Aufsatzes in der
von der Ausstellung „Hof und Garten“ heraus-
gegebenen Festschrift bilden, wollten und konn-
ten zunächst nur den Zweck erfüllen, die Hörer
zum weiteren Nachdenken über diese für die
ganze Grundstückspolitik der Städte belangreiche
Angelegenheit anzuregen und die künftige Fest-
legung leitender Grundsätze dafür vorzubereiten.
Wir werden in der Zeitschrift demnächst auf den
Brommeschen Vortrag zurückkommen, möchten
aber auch jedem, der sich dafür interessiert,
empfehlen, sich die erwähnte Festschrift der
Frankfurter Ausstellung zu beschaffen*).

Den dritten Punkt der Verhandlung bildete
die Erörterung statistischer Fragen aus

*) Sie kann durch Vermittlung des Geschäfts-
führers der Gesellschaft gegen Einsendung von
Mk. 1.20 bezogen werden.

dem Gebiet der Gartenverwaltungen.
Herr Gartenbaudirektor Weiß hatte es über-
nommen, über die bei der Berliner Gartenver-
waltung eingerichtete Kartei zu berichten, die
einen jederzeit verwendbaren, lpis in das Ein-
zelne gehenden Nachweis der Kosten der An-
lagen im Ganzen und in ihren Teilen ermöglicht.
Er besprach eingehend die Grundsätze, nach
denen die Kartei eingerichtet ist, legte die ver-
schiedenen dabei verwendeten Karten unter Er-
läuterung des besonderen Zwecks und der Art
ihrer Führung vor, und fesselte durch Erörterung
der Vorteile dieser für die meisten Hörer neu-
artigen Einrichtung die Aufmerksamkeit derVer-
sammlung. Man wird nicht überall das Berliner
Verfahren ohne weiteres übernehmen wollen
oder können, aber es scheint weit über den
Zweck statistischer Feststellungen hinaus ge-
eignet, einen zuverlässigen Nachweis des Kosten-
aufwands für Anlagen der verschiedensten Arten
und Zwecke zu erbringen, was von großer Wich-
tigkeit ist im Hinblick auf die überall unter dem
Zwang der allgemeinen Verhältnisse unausbleib-
liche Sparsamkeit.

Schließlich wurde von Garteninspektor Hoff-
mann-Pforzheim, unterstützt von Kurgarten-
direktor Sing er-Kissing en, die Frage der Be-
soldung der leitenden Beamten und
Angestellten der Gartenverwaltungen
aufgeworfen. Man glaubte, das Kommen eines
Reichs-Tarifs für die Besoldung der Verwaltungs-
Beamten in Aussicht stellen zu können, und hielt
es für geboten, rechtzeitig dafür zu sorgen, daß
die Beamten der Gartenverwaltungen hierbei
in angemessener Weise berücksichtigt werden.
Zwar wurden Bedenken geäußert, ob die Tagung
leitender Gartenbeamten für eine derartige An-
gelegenheit zuständig sei, kam aber schließlich
dazu, einen Ausschuß zu bestellen, der die An-
gelegenheit bearbeiten soll.

# #

*

Nachmittags 3 Uhr fand im Hotel Erbprinz
unter Vorsitz von Gartenarchitekt Roselius-
Bremen die Sondertagung selbständiger
Gartenarchitekten statt, deren Zweck in der
Hauptsache darin bestand, sich über die wirt-
schaftliche und berufliche Lage der Gartenarchi-
tekten unter den neuen Verhältnissen und die
sich daraus ergebende Notwendigkeit eines Zu-
sammenschlusses auszusprechen.

Bereits im Vorjahre, als man zum ersten Male
im Rahmen der Hauptversammlung eine Sonder-
tagung der leitenden Gartenbeamten veranstal-
tete, war erwogen worden, ob eine ähnliche
Einrichtung auch im Interesse der Gartenarchi-
tektengebotensei. Man wollte aber zunächst den
Erfolg der ersten Sondertagung der Garten-
beamten, dann auch eine Anregung aus den
Kreisen der Gartenarchitekten selbst abwarten.

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