Heidelberger Jahrbücher der Literatur (16,1.1823)

8a The Dessatirctc. u.d. heii. Sage d. Baktreretc.
Nur Geister wie Herdcr und Johannes von Müüer'
Hessen sidt dadurch keineswegs beirren und erkannten it) der
neu entsiegeiten Quelie den aiten Born heiiLcr Ursa^e aus
weichem sie die Fluth geschichtiici.er Erkenntniss rein aufschöpf-
ten und in ihre Ansicht der Weitgeschichte ungetrübt heriiber
hiteten.
Mit deui Biicke eines in aiie Mysterien der Vorweit tief
eingeweihten Hierophanten drangen Görres und Creuzer in
das Studitnn dieser heiiigen Schriften ein und der ietzte be-
sonders zeigte iiberaii die vieifache Verüecittung der Aeste die-
ses Bauiues iebendiger Erkenntniss mit dem Lebensbaume des
griechischen Mythos. Aber keiner von alien diesen Geleiirten
hat sich die reine Darsteliung der in dcn Sendschriften enthai-
tenen Reiigionsiehre, ohne Bezug auf spätere, damit verwandte
Mythen und die kritische Beurtheiiung des Aiters und Wertites
dieser aiten Urkunde eines längst nntergegangenen Voikes zum
einzigen Zwecke seiner Untersuchungen gesetzt, wie der Ver-
fasser des voriiegenden verdienstvoiien deutschen Werkes.
Sciion ais Anregung zu tieferem und gründiichem Studium
der Kenntniss und Geschiehte der Reiigion der aiteu Weit und
der Entwickiung des menschiichen Geistes iiberhaupt, in Bezug
auf seine moraiische Würde, weicher der Verfasser iaut der
Vorrede seines W^erkes durch dasseibe gehörige Achtung zu
verschaifen sich bemiiht, ist die Lesung desseiben änsserst em-
pfehienswerth; denn wenn auch allein, und ohne Zuhandnahme
der Sendsciiristen seibst geiesen, gcwährt dasseibe eine fast durch-
aus ganz treue Darsteilung der Lehre und des Geistes dieser
aiten Sciirift. Die streitigen Punkte in weichen Rec. der Mei-
nung des Verf. keineswegs beipHichten kann, betreifen nur Ne-
bensachen und schaden der treuen Darsteilung des Geistes in
weichem sicii das iebendige Wort (Sent Awesta) ausspricht
niciit im Geringsten. Wenn aiso das Studium dieses Geistes
der Sendsciniften sciion fiir sich und aiiein empfohien zu wer-
den verdient, so verdient das deutsche Buch noch weit grössere
Berücksichtigung in Verbindung mit dem engiischen, weiches
sich ebenfaiis ais eine uraite heiiige Schnft des Morgeniandes,
ja sogar zum Theii äiter, ais Zoroaster und die Sendschrif-
ten ankiindet. Wiewohi dasseibe unmitteibar in Indien seibst
unter enghschcm Schutze erschienen ist, und ungeachtet der von
Sir Wiiiiam Jones diesem Werke (zu dessenEinsicht er je-
doch nie geiangen konnte) gezoiiter hohen Meinung sind inden
indischen Tagsbiattern die engiischen Gelehrten dariiber ais
übcr ein ganz apocryphes Werk und einen sehr späten iite-
rarischen Betrug hart her gefaiien und haben dem kritischen
Urtheiie des grossen S i r W i i I i a m (der in seinen An-