DOI Heft:
No. 18
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.37278#0281
-7-
N°. 18. HEIDELBERGER 1836.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Schriften über Anlage und Einrichtung von Irrenanstalten}
von Fer r u s und P as (/ui e r.
(Besch lufs.)
Dem Ausspruch S. 25o, dafs der klinische Unterricht ohne
allen Anstand in den Anstalten für männliche Irren eingeführt '
werden könne, möchten trotz des Beispieles mit Bicetre noch
einige Zweifel entgegenzusetzen seyn. — Gegen die Forderung
von Esquirol , den Aerzten eine uneingeschränkte Stellung zu
geben, bemerkt F. ebendaselbst : »Je proclame, comme mes con-
freres, l’utilite du principe, mais je demande neanmoins que
notre autorite sort limitee, qu’elle ne s'etende ou ne devienne
complete que dans le cas oii le medecin aura prouve qu’il n’abu-
sera pas de son pouvoir et qu’il l’exercera avec autant de dis-
cretion que de talent et de sagacite.« Dazu bemerkt Bef. in
Beziehung auf die Form, dafs F., wenn er einem Meister wie
1 Esquiro! widersprechen will, wenigstens klarer seyn sollte, und
in Beziehung auf die Sache, dafs die französischen Anstalten zu
bedauern sind, wenn die ärztliche Autorität, statt erweitert, be-
schränkt werden sollte. — S. 255. giebt sich F. Mühe, die Noth-
wendigkeit eines eigenen Arztes für diese Anstalten darzuthun,
abermals ein Punkt , in welchem die deutschen Anstalten den
französischen voranstehen , und da es dieser Punkte so viele
giebt, so darf man dem französischen inspecteur general wo hl
wünschen, dafs er sich bei seinen deutschen Nachbarn etwas Um-
sehen möchte, von deren Leistungen er mit keiner Sylbe spricht,
obwohl er Italien, Spanien und Portugal in dieser Beziehung er-
wähnt. -— Arbeit ist nach F. nur im Bicetre, der Salpetriere
und in der Irrenanstalt St. Yon zu .Rouen im Grofsen eingeführt.
(Nach der unten angezeigten Schrift von Pasquier auch in der
Lyoner Irrenanstalt.) Im Bicetre sind die Kranken mit Graben,
Gartenarbeit, dem Mauren und Tünchen, mit Schreiner-, Schlos-
iser- und Zimmerarbeit, beschäftigt. Zu den tauglichsten Arbeiten
rechnet F. das Seidenhaspeln und die Leinweberei ! — Als ein
Beweis französischer Artigkeit mag es gelten , dafs F. S. 268, nach-
dem er sich bitter über die Mifshandlungen beschwert hat, die
XXIX. Jahrg. 3. Heft. - 18
1
I ' . - . . 1
N°. 18. HEIDELBERGER 1836.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Schriften über Anlage und Einrichtung von Irrenanstalten}
von Fer r u s und P as (/ui e r.
(Besch lufs.)
Dem Ausspruch S. 25o, dafs der klinische Unterricht ohne
allen Anstand in den Anstalten für männliche Irren eingeführt '
werden könne, möchten trotz des Beispieles mit Bicetre noch
einige Zweifel entgegenzusetzen seyn. — Gegen die Forderung
von Esquirol , den Aerzten eine uneingeschränkte Stellung zu
geben, bemerkt F. ebendaselbst : »Je proclame, comme mes con-
freres, l’utilite du principe, mais je demande neanmoins que
notre autorite sort limitee, qu’elle ne s'etende ou ne devienne
complete que dans le cas oii le medecin aura prouve qu’il n’abu-
sera pas de son pouvoir et qu’il l’exercera avec autant de dis-
cretion que de talent et de sagacite.« Dazu bemerkt Bef. in
Beziehung auf die Form, dafs F., wenn er einem Meister wie
1 Esquiro! widersprechen will, wenigstens klarer seyn sollte, und
in Beziehung auf die Sache, dafs die französischen Anstalten zu
bedauern sind, wenn die ärztliche Autorität, statt erweitert, be-
schränkt werden sollte. — S. 255. giebt sich F. Mühe, die Noth-
wendigkeit eines eigenen Arztes für diese Anstalten darzuthun,
abermals ein Punkt , in welchem die deutschen Anstalten den
französischen voranstehen , und da es dieser Punkte so viele
giebt, so darf man dem französischen inspecteur general wo hl
wünschen, dafs er sich bei seinen deutschen Nachbarn etwas Um-
sehen möchte, von deren Leistungen er mit keiner Sylbe spricht,
obwohl er Italien, Spanien und Portugal in dieser Beziehung er-
wähnt. -— Arbeit ist nach F. nur im Bicetre, der Salpetriere
und in der Irrenanstalt St. Yon zu .Rouen im Grofsen eingeführt.
(Nach der unten angezeigten Schrift von Pasquier auch in der
Lyoner Irrenanstalt.) Im Bicetre sind die Kranken mit Graben,
Gartenarbeit, dem Mauren und Tünchen, mit Schreiner-, Schlos-
iser- und Zimmerarbeit, beschäftigt. Zu den tauglichsten Arbeiten
rechnet F. das Seidenhaspeln und die Leinweberei ! — Als ein
Beweis französischer Artigkeit mag es gelten , dafs F. S. 268, nach-
dem er sich bitter über die Mifshandlungen beschwert hat, die
XXIX. Jahrg. 3. Heft. - 18
1
I ' . - . . 1