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N°. 35. HEIDELBERGER 1836.
JAHRBÜCHER HER LITERATUR.

Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte von Karl Türk. Viertes Heft.
Die Langobarden und ihr Volksrecht bis sum Jahr 774. Rostock in der
IJniversitätsbuchhandlung von J. M. Oeberg et Comp. 1835. 8. VI. S. 250.
Schon in den drei frühem Heften hat Hr. Prof. Türk den
altgermanischen Volksrechten der Westgothen, der Burgunder,
der salischen Franken seine Studien gewidmet: in der vorliegen-
den Schrift hat er die Geschichte der Langobarden und ihr Volks-
recht zum Gegenstand seiner Forschungen gemacht. Als Grund-
lage für die geschichtliche Darstellung ist die langobardische
Geschichte des Paulus Diaconus genommen , jedoch alle übrigen
Nachrichten alter Schriftsteller über die Langobarden sind zur
Vervollständigung oder Erläuterung des langobardischen Geschicht-
schreibers zu Ralhe gezogen worden. Da die Beschaffenheit und
die Unvollständigkeit der (Quellen eine pragmatische Darstellung
der Geschichte der Schicksale des langobardischen Volkes nicht
möglich macht, so hat sich der Hr. Verf. darauf beschränkt,
kritische Untersuchungen über diese Geschichte zu geben. So
vortrefflich im Ganzen dieselben auch genannt werden können ,
so vermifst man dabei doch Manches: vor allen Stücken aber hätte
man eine kritische Beurtheilung des Hauptschriftstellers, des
Paulus Diaconus, erwartet, und eine Zusammenstellung und Wür-
digung der wichtigsten Quellen würde den Werth dieser so ge-
lehrten Schrift nicht wenig erhöht haben. Da Paulus Diaconus,
des Warnefried Sohn , erst am Ende des achten Jahrhunderts
schrieb, so sind seine Angaben über die frühere Geschichte sei-
nes Volkes nicht immer denen der andern Schriftsteller vorzu-
ziehen , wenn dieselben den Begebenheiten näher lebten. So
verdient z. B. der Grieche Procopius, der in der Mitte des sechs-
äten Jahrhunderts die Zeiten Tato’s, Wacho's, Audoin's, beschrieb,
bei abweichenden Angaben mehr Glauben als der langobardische
Geschichtschreiber: auch konnte Procopius ziemlich gut unter-
richtet seyn, indem damals der kaiserliche Hof von Byzanz mit
den Langobarden in vielfacher Berührung und Verbindung stand.
Das Meiste, was Paulus Diaconus über die Wanderzüge der

Langobarden und ihre früheren Eroberungen in Italien erzählt,

t er aus der langobardischen Geschichte des Bischofs 3e-


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XXIX. Jahrg. 6. Heft.
 
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