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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0020

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lung der Wagen hätten erspart werden können und also
erspart werden müssen. Hoffeirtlich wird der Landtag
dieses Mal nicht ruhen, bis auch diese dunklen Rrckriken
unserer Esenbahnverwaltung vollkommen aufgeklärt
sind. —_^

WaHlnachrichlen.

(Wiederholt aus einem größeren Teil der gestrigen Auflage.)
Bei der am 3. d. vorgenounnenen Wahl erhielten:
im 36. Wahlbezirk (Karlsruhe-La nd) im
ersten Wahlgange: Freiherr von Siockhorner (kons.) 5ä,
Lutz (soz.) 53, Elser (antis.) 37, Frank (wildlib.) 7
Stimmen; außcrdem wurden 2 weiße Zettel abgegeben;
im zweiten Wahlgange: v. Stockhorner 61, Lutz 53 und
Elscr 35 Stimmen, ungiltig 4; im dritten Wahlgang
wurde v. Stockhorner mit 76Stimmen gewählt.
Auf Lutz fielen 71 Stimmen; 7 weiße Zettel.

im 42. Wahlbezirk (Psorzheim): Buchdrnckerei-
bcsitzer Adolf Geck in Offenburg (soz.) mit 90 gegen 67
Sttmmen.

So ist also ein Vertreter der konservativen Partei mit
Mühe und Not und nur unter Beihilfe der National-
liberalen in den Landtag gekoma en. Die Nationalliberalen
haben für Herrn v. Stockhorner gestimmt, obgleich sein
geradezu würdeloses Liebäugeln mit dem Zentrum bezw.
mit Herrn Wackcr, der ihn so schnöde abfallen ließ, es
ihnen nicht leicht machte. Aber die Konservativen haben
in der Residenz für die Nationalliberalen gestimmt und
deshalb war es Anstandspflicht, ihren Kandidaten in
Karlsruhe-Land zu unterstützen. Auch ist im Vergleich mit
dem Antisemiten und dem Sozialdemokraten der Konser-
vative an sich noch vorzuziehen. Die Antisemiten spcku-
lierten auf die Stimmen der nationalliberalen Wahlmän-
ner und hofften mit dereu Hilfe in die Stichwahl mit
den Sozialdemokraten zu kommen, was den Sieg ihres
Kandidaten zur Folge gehabt hätte. Die nat.-libcralen
Wahlmänner folgtcn jedoch stramm der von ihrer Partei-
leitung ausgegebenen Parole nnd stimmten samt und
sonders für Herrn v. Stockhorner, der im dritten Wahl-
gange auch noch eine Anzahl antisemitischer Stimmen er-
hielt. Der größere Teil der antisemitischen Wahlmänner
trat für den Soz'aldemokraten ein oder gab, gleich den
Ultramontanen, weiße Zettel ab, so daß Hr. v. Stock-
horner die absolute Mehrheit (78) gar nicht erretchte. Der
Grund dieser bedauerlichen und im Hinblick auf das
zwischen den Konservativen und Antisemiteii bestehende
freundschaftliche Verhältnis fast unbegreislichen Haltung ist
einmal darin zu suchen. daß viele bäuerlichen Wahlmünner
rnit der bisherigen Thätigkeit des Herrn von Stockhorner
im Landtag nicht zusrieden waren und von einer Beamten-
kandidatur überhaupt nichts mehr wissen wollten. So-
dann aber war in der Presse feit Wocken systsmatisch da-
rauf hingearbcitet worden, die bürgerlichen Parteien gegen-
eiuander aufzuhetzen und Verwirrung in ihre Reihen zu
tragen.

Die Wahl Gccks in Pforzheim dürfte am unan-
genehmsten der sozialdcmokratischen Fraktion sein, denn Geck
steht fich mit seinen Genossen nicht gut. So hat z. B. dcr
Sozialdemokrat Pfeiffle aus Mannheim hier in einem Äor-
trage über den Lübecker Parleitag rccht aüfällig über Geck
geurteilt.

Bahern.

— Jn L>i ü n ch e n ist eine große Bauunternehmer-
Firniä zusammengebrochen und man befürchtet dort ei-
nen großen I m m o b i I i e n k r a ch._

Arrs Ver Ksxlsr«hex ZeiLNKg.

— Seine Könlgllche Hoheit der G r o ß h e r z o g haben der
auf Professor Dr. Gotlfried Hoberg gefallcnen Wrhl zum
Prorektor der Universität Freiburg für das Studlcnjahr 180L/03
dte Bestätigung ertcilt.

— Die Aktuare Friedrich Gillardon beim Bezirksomt
Mllingen und Johann Grenlich beim Bezirksamt Waldkirch
wuiden zu Amtsrevidenten einannt.

Karlsruhe, 3. Jauuar. Der G ro ß herzo g nahm
heute Vormittag von 10 Uhr an dcn Vorlrag des Präsi-
denten des Ministeriums des Jnnern, Geh. Rats Dr.
Schenkel entgegen. Von 12 bis halb 2 Uhr mclderen sich
eine Anzahl Offiziere. An der Frühstückstafel der höchsten
Herrschaften nahm die PriNzessin Wilhelm teil. Um 4 Uhr
erhielt der Großherzog den Besuch des Priuzen Max. Um
5 Uhr empfiug Seine Königlichs Hoheit deu Hoffinanzrat
Adam zum Vortrag.

Ausland.

Eugland.

— E,ine neue, bittSr sarkastische Bezeichnung hat
ein Sprecher in einer Friedensversammlung
in der Londoner Newton Hall für das Kap der guten
Hoffnung erfunden. Nach der Ansicht dieses Herrn
verdiene das Kap durch die stch dort abspiölenden blutigen
ins Ungewisse sich hinziehenden Kämpfe seinen Namen
nicht mehr: Es sollte sortan genannt werden:: Das Kap
ohne Hoffnung.

^— Die Unzufriedenheit unter den b r i ti-
schen Matrosen scheint inimer größere Dimensionen an-
zunehmön, wenigstens spricht dafür die große Zunahme
der Desertionen britischer Matrosen. Lord Bassey hat
erst vor einigen Tagen wieder Gelegenheit genommen,
Larauf hinzuweisen, daß neuerdings, besonders auf der
Nordcmierikanischen Station, geradezu erschreckend viel
Deferteure das Weite gesucht haben. Die Hauptursache
der Unzufriedenheit ist immer noch die alte leidige E r-
nährungsfrage. Man hat lange Zeit immer die
Köche dafür verantwortlich gemacht und behauptet, die-
selben kochten die Speisen nicht ordentlich. Wie aber jetzt
die angestsllten Untersuchungen ergeben haben, sind die
Köche durchaus nicht die Schuldigen, sondern, wie ge-
wöhnlich dis Admiralität selbst. Die Schiffe sind in je-
der Beziehung modernisiert worden, die Besatzungen
sind immer größer geworden, aber die Küchen und Koch-
einrichtungen siud dieselben geblieben wie in früheren

Zeiten, so daß es schlechterdings eiu Diug der Unmöglich-
keit ist, für so viel Leute in angemessener Weise zu ko-
chen. Selbst die großeu Linienschiffe haben L. B. nur
eiuen einzigeu Koch, der uatürlich die riesige Arbeit gar
uicht bewältigen kann. Es ist also, wie beim Kriegs-
ministerium, auch immer dieselbe Geschichte; im Kleinen
wird gespart und gerade da, wo am wenigsten gespart
werden follte, und wo es sich am schwersten rächt.

Afrika.

— Nach den allwöchentlich von LordKitchener
gemeldeten Listen der Gefaiigenen, Getöteten und sonst
außer Gefecht gesetzten Bureii, wurdeu iii den ersten vier
Monateu des Jahres 1901 7000 Buren und seit dem
1. Mai 1901 14 880 Buren aus dem Wege geräumt.
Und trotz dieses Abganges vou 22 000 Mann eiu Of-
fensivgeist bei den Buren, wie er bisher kaum erreicht
wurde! Uiid trotzdem sieht man immer und immer wie-
der, daß es den Bureu stets geliugt, die Uebermacht oder
weiiigsteiis die erforderliche Auzahl von Truppen im
entscheideuden Augenblicke zu konzentriereu! Sollte
etwa die Rechnuug der Briten nicht sti m m e n oder
sollte aus der Kapkolonie ein derartiger Zufluß für die
Buren kommen, daß er den Verlust mehr wie wett macht?

Asicn.

— Ein junger chinesischer Gelehrter namens Put-
wingniu ist, einer Depesche aus Hongkong zufolge, un-
ter Beschuldigung, zur Reformpartei zu gehören, in
Kanton vou der chinesischen Regierung verhaftet worden
uud soll hingerichtet werden; es werden englische
Juterpeiition zu seinen Gunsten erwartet.

Aus Sladt und Land.

Hei-elberg. 4. Januor.

X Pfalzgau Militärvereinsverband. Wie wir erfahren,
ist dem 1. Ganvorsitzmden, Herrn Landgerichtsrat Dr. Bauer,
im Anftrage S. K. H. des Großherzogs eine Anzahl von Exem-
plaren der von Herrn Geh. Hofrat Marcks bei der Denkmals-
einweihung vom 5- Dezember gehaltenen Rede „Wilhelm I'"
übermittelt worden. Die Exemplare stnd den sämtlichen Vereinen
zugegangen und haben denselben große Freude bereitet.

I,. Heidelberg, I. Jan. (Strafkamme r.) Vorsitzender:
Landcsgerichtsdirektor Dr. West; Bertreter dcr Gr. Staats-
behörde: Staatsanwalt Dr. Sebold.

1. Anstatt seinen Verdienst zum Unterhalt für seine Fa-
milie zu verwenden. verbraucht ihn der Taglöhner Peter För-
st e r von Walldorf im Wirtshause und brachte dadurch seiue
Frau iu solche Not, datz sie ihren Mann verlietz und bei ihrem
Bater tvicder Unterkunft suchte. Als sie auf die Aufforderung
ihres Manues sich weigerte, zu ihm zurückzukehren, äuherte
er sich, sie zu erschießen. Eines Tages drang er in die Wohnung
seines Schwiegervaters eiu und forderte in drohcnder Hal-
tung mit dem scharf geladenen Rcvolver in der Hand seine
Frau uochmals zur Rückkehr auf. Der Schwiegervater trat
ihm entgegen nnd snchte ihm die Waffe zu cntreitzen, wobei
ein Schutz losging ohne jemand zu treffen. Nachdem Förster
gewaltsam vor die Thür befördert worden war, gab er noch
mehrere Schüsse gegen das Haus ab, die wiederum niemand
verletzteu. Wegen schweren Haiisfriedensbruches und Be-
drohung wird der Angcklagte zu zehn Monaten Gefängnis
abzüglich sechs Wochen Untersuchungshaft verurteilt.

2. Karl Wolf von Sinsheim entwendcte als Hausbursche
in eiuem hiesigen Wirtshause, in welchem ein Bäckergehilfcn-
verein sein Lokal hat, aus dessen verschlossener Kasse, die
er gewaltsam öffnete, den Betrag von hundert Mark, 46 Mark
wurden bei ihm wieder vorgefnnden. Das Urteil gegen den
19jährigen, aber bereits vorbestraften Angeklagten lautct auf
acht Monate Gefängnis, von denen drei Wochen Untersuchnngs-
haft in Abrechnung gebracht werdcn.

-i- Unfall. Dem verheiratetcn 34 Jahre alten Tagarbeiter
Georg Wallewein aus Gaiberg fiel gestern Nachmittag beim
Holzhanen im Walde bei Schlierbach eine durch den Wind
umgewehte Stange anf den Kopf, was für den Holzhauer eine
erhebliche, jedoch nicht lebensgefährliche Kopfwunde zur Folge
hatte. Wallewein wurde mit Droschke ins akademische Kraii-
kenhaus geschafft.

-i- Polizeibericht. Wegen Betielus wurden vier Persouen
f e st g c u o m m e u. Wegen Unfugs kam eiuc Persou zur
A u z e i g e.

(I) Saallmu-Theater in Mannheim. Madame Dvette
Gnilbert wird im Saalbau in Mannheim am 6. und 7.
Januar 1902 ein Gastspiel absolvieren. Madame Guilberi,
den Maunheimern von einem früheren Gastspiel her bekannt,
erscheint diesmal uicht nur in ihrer Eigenschaft als ausführende
Künstlerin, sondern auch als Direktrice einer sie umgebenden
Truppe von eigenartigen Künstlern. Wir nennen Georges
Fragerollcs, den Komponisten und Recikanten der berühmten
Schattenbilder, (ombres von Niviere), die Dichterkomponisten
Marcel Legay, Dr. Gabriel Montoha, Clement Georges, einst
Gründer nnd Stützer des ollst ooir, die bekannten Necitatoren
nnd Sänger der ollsnsons anoisnnss <ls Ürsnoois Vills nvck Nsäams
l)ors. Das Programm wird vervollstäudigt werden durch die
Darftellung von Pantomimen und einiger kleiner Stücke
Eugenie Mau, Jrma Perrot, Mevifto Dallen, Lagrange,
Jourda werden in Maniihcini die Rollen spielen, die in
Paris ihren Ruf begründet haben.

5 Sandhauseu, 3. Jan. .(Billiges Holz) suchten sich einige
hiesige Bürger dadurch zu verschaffen, daß dieselben beim Zusammen-
machen ihres im hiefigen Gemeindewalde ersteigerten „Reisig-
schlages" ca. 170 Stangen umhackten, um damit ihr Holz anfzu-
hessern. Die Sache wurde aber entdeckt und angezeigt.

Mannherm, g. Jan. (Zum Boykott des W o ch e n-
m a r k t s. Der „Generalanzeiger" schreibt: Jn auswärtigen
Bkättern wird die Behauptung aufgestellt, die Marktwaren
hätten schon gestern infolge des Bohkotts eine Preiserhöhnng
erfahren. Diefe Angaben sind vollständig unrichtig; es ist
nicht nur nicht teurer, sondern im Gegenteil billiger als
sonst verkaufk worden. Ein Kopf Blumenkohl, dcr sonst zu 28
bis 30 Pfg. perkauft wurde, kostete gestern auf demWochenmarkt
16—20 Pf., ein Stück Rotkraut, Weitzkraut, Wirsing usw.,
das seither mit 12 Pf. bezahlt werden muhte, war gestern
zu 8—12 Pf. zu haben. Trotz dieser billigen Preise machten
die hiesigeu Gemüsehändler glänzende Geschäfte. Da zahl-
reiche Kürfer auf fdem Marktplatze erschiencn, hatten die Ver-
käufer schou gegen hakb 11 Uhr 'alle ihre Produkte abgesetzt.
Als die Gemüfegärtuer den Markt verlietzen, brachen die
streikendcn Händler in kreischendc Hochrufe aus. Erwähnt sei
noch ein sehr hnmoristischer Zwischenfall. Herr Sühkind rief
der Tochter eines hiesigen Gemüsegärtners zu: „Na, schämen
Sie sich jetzt nicht?", worauf das Mädchcn mit cinem resoluten
„Ne, ne!" erwiderte nnd dabei zum grötzten Zorn der um-
stehenden Häudler vielsagend auf dic reichgefüllte Geldtasche
klopfte. Morgeu dürste der Markt zweifellos schon viel reich-
licher befahren werden; wenigstens siud, wie wir höreu, die
hiesigen Gemüsegärtner fest entschlossen, morgen vollzählig
auf dem Marktplatze zu erscheinen.

Mannheim, 3. Jan. (Eine grotzartige Schenk-
u ng) ist dem Bonvivant unserer Hofbühne zu teil gcwor-
den. Herr K. ist seit kurzem Grundbesitzer in Feudenheim.
Als er sich kürzlich in fröhlicher Stammtischgesellschaft darüber
beklagte, datz er eigentlrch gar kein Stückchen des deutschen
Bodens sein eigen nennen könne, bot ihm ein wohlbetuchter
Feudenheimer Bürger, der rcgetmäßig die Stanmitischgesell-

schafr besucht, ein Grnndsiück als Geschenk an. Unser liebens-
würdiger Küiistler nahm das Anerbieten ohue Zögern an,
nnd sofort wurde die Schenkung durch notarielle Beurkundung
perfekt gemacht. Seit diese Thatsache bekannt wurde, giebr
man sich in kunstsinnigen Kreisen unserer Stadt bereits den
ernstesten Besorgnissen hin, dn man gar nicht gern sehen
würde, wcnn der flotte Jünger Thespis seine Kunst mit der
Agrikultur vertauschen würde. Anch bei seinem gleichzeitigen
Verbleiben in der Stellung eines Mitgliedes des Hoftheaters
hegt nian für die Ausübung seiner Kunst die schwersten Be-
denken, da ihn die Sorge um seinen Gruudbesitz und besonders
die zweckmäßige Bewirtschaftung desselben voll und ganz
in Anspruch uimmt. Am schwierigsten stellt er sich sein Ver-
hältnis zu den Angrenzern vor, mit denen er in ständigem
Streit lebcn zn müssen bcfürchtet, denn das Grundstück ist
nur — ein Ouadratmeter grotz.

8di Friesenlieim, 3. Fan. ( A u f g e f n n d e n.) Der
seit einigen Tagen vermitzte Stationsverlnalter Tannhäuser
ist nunmehr in Halberstarrtem Zustande bei Jchesheim aufge-
funden wordcn. Halb entkleidet soll er auf einem Baum-
stumpf gescssen haben. Er wurde sofort nach Jchenheim ge-
bracht, wo er nach sorgfültiger Pslege die Sprache wieder
fand und abends seiner Familie zugeführt wurde.

(!) Affolterbnch, 4. Jnnuar. (Der älteste Mann)
unseres Ortes, der 88jährige Z. Kumpf, wurde heute unter
die Erde gebettet.

Aus Bnden. Jn die Hauptkollekte derBaden-Badener
Lotterie von Karl Götz in Karlsruhe fiel am 31. Dezem-
ber ein Gewinn von 30 000 Mark Wert ans der Badener
Pferdelotterie. Gewinner ist ein Wiesenthäler, bei dem auf
diese Weise das alte Jahr einen recht befriedigenden Ausgang
genommen hat. — Jn Si ns heim erhielt ein Knecht von
einem Berufsgenossen eine, wenn auch leichtere Schutzwunde
am linken Arm. — Jn Burgberg im Schwarzwald fuhr
der Sägemüller W. Götz mit Familic am ersten Weihnachts-
tag nach Erdmannsweiler, um beim dort wohnenden Großvater
das Christgeschenk zu holen. Auf der Heimfahrt scheute das
Pferd, Götz wurde aus dem Schlitten geschleudert, wobei die
Hirnschale zertrümmert wurde, der Tod trat am folgenden
Tage ein. — Jn Karlsruhe verlor beim Neujahrsschießen
ein Schneidergeselle ein Auge. — Jn Eschbach beging ein 91-
jähriger Mann dieser Tage Selbstmord durch Erhängen. Die
Ursache der That söllen, den „Breisg. Nachr." zufolge, Fami-
lienzwistigkeiten gewescn sein.

O Aus Bade«. Das thörichte Scharfschießen in der Syl-
vesternacht hat anch dies Mal wieder einige Opfer gefordert-
So hat in Neckarelz ein junger Mann seinem Frennd eine
Kugel in den Oberschenkel gejagt nnd in Walldorf ein anderer
seinem Kameraden in den Arm geschossen.

Hheater- und Kunstnachrichten.

Heidelberg. 4. Jar.uar. Jm Stadttheoter gclangt morgen
Sonntag wiederholt die Oper „Der Troubadour" von Verdi
zur Aufführung mit den Damen Halwa, Heiland, Wurm nc.d den
Herren v. Hunyady. Keller, Schade und Wint r in den Haupt-
pastten. Die Vorstcllung findet im laufenden Abonnemen: stttr

Kandet und Werkeör.

Mannheim, 3. Januar. (Aktien.I Mannbeimer Bank -
Oberrh. Bank —B. N2 00 Ä., Rhein Cred-tbank —B.
137.S0 G-, Rhein. Hypolh. Bank —BXi67.25 G.. Biauerei
Kleinlein, Heidelberg —B. 153.80 G., schroedl'sche Brauerei-
Aktien B. 170.00 G, Portl. Zement Hcidelberg 107,00 B.

Frankfurt. 3. Ianuar. Eff - kt ens ozIetät. Abends 6'/. Uyr
Krcdttaktieu 200.80 - 90 b., «sollten gestern Abend 188.90 bis
70 b. noliert seinl. Dtskonio-Kommandit 183 b. (iollten gestern
Abcnd gestrichen sein), Deutsche Bank 204 60 b , Dresdener Bank
129 50 b. G. cpr, Darmsiädter Vank 126 90 bis 127.10 b.,
Berliner Handelsges. 141—141.20 b , Natioraibank f. D. 103.70 ö
D. Effekten- und Wechsel-Bcmk 101.75 b. G., Siaatsbahn
140.75 b., Lombarden 20 60—70 b. uit. 21 b. cpt.. Anatol. Eisen-
bahn (60 pCt.) 87 b. G., 4pcoz. Spanicr 78.80 b. 3proz. Mexik.
26.66—70 b.. 5pro.-. amort. Mexikaner 41,30 b., Iproz. Türken
C. 27.50-55 b. Iproz Türk.: B 51 b. G, Lanra 188.20 bez.,
Harpener 160 30—40 v., Conkoidia 275 b. (solllen gestern Abend
268.80 B. 70 G. noticrt sein). Elektr. Schuckert 107 90 b. G,
Elektr. Lahmeysr lll.50 b, Elektr. Helios 37 b. G., Eliktr. Anl.
Köln 84 b. G,

6L.-S'/- Mr: Deutschc Bank 204 SO,

Bei ziemlich belebtem Verkehr zeigte sich auf allen Gebreten
recht feste Haltung. Mcxikanische Wcrte wnrden auf besseren
Silberpreis zu hoyeren Kursen umgesetzt.

Heidelberg, 4. Jannar. (Marktvreise.) Hen der Zentner
4 20 dtS 4.50, Koru-Stroh dcr Ztr. 3 20 biS 3.50, gem
2.80 bis 3,00. gelke Kartoffeln der Zentner X 1 80 bis 2.00
Salatkartoffeln 4.20 bis 4.50. Butter in Ballen 1.00 bis
1.05, in Vsund ^ 105 bts 1.10. Zwiebeln 7 bis 8 Knoblauch
35 Gelbrüben 2 bis 3 Rosenkohl das Pfd, 15—18
Schwarzwurzeln 15 dis 18 Kastanien 8—10 Eier das Stück
7 bis 8 das Hundert 7.29 biL 7.50 Nüsse das Hundert 25
bis 30 Blumenkohl das Stück 25 bis 3o Rotkraul 18 btS
20 Weißkraut 8—10 Wirsing 6 8 Kohlrabi 0 bis

0 Boden-Kohlrabi 8 bi« 10 Sellerir 6 bis 8 ^-k, Lauch

2 bis 3 Rettich 3 bis 5 Meerretiich 15 Weitze Rüben

das Stück 1 biZ 3 Rote Rübcn das Stück 8 bis 10
Kopfsalat 12 bis 15 Endivien 4 bis 6 Aepfel das Stück

3 bis 4 das Pfd. 18 bis 20 Birnen das Stück 3 bis
5 das Pfund 20 bis 25 Gebund Peterstlie 1—2 Geb.
Schnittlaucd 1

Wicsloch, 3. Jan. Der heutige Schweinemarkt war mit
20 Stück Milchschweinen befahren. Preis für das Paar 20
bis 24 Mark.

WasserstandSnachrichten.

Neckar. i Rhein.

Heidelberg, 4,, 2.53, gest. 0,24m z Lauterburg. 3, 8.70, gest. 0,06m
Heilbronn, 2., 1.45, ges. V.V5m Maxau, 3.. 3,78, gest 0,06w
Maunhcim 8,3,72, gest. 0,01w i Mannheim, 3.. 3,47, gef. 0,00«

Nmeste Nachrichten.

Bcrlin, 3. Jan. Jn den Verhandlungen niit V en e-
zueIaist, wie man der „Frkf. Ztg." meldet, auch heute
noch kein Resultat erzielt. Der deutsche Geschästs-
träger in Caracas hat dem Präsidenten der Republik
Venezuela, Castro, in den letzten Tagen eine amtliche
Note überreicht, in der die Forderungen Deutschlands
zusammengefaßt werden ,ohne datz diese Note im völker-
rechtlichen Sinne als Ultimajtum bezeichnet werden
könnte. Eine Antwort des Präsidenten von Venezuela
liege noch nicht vor. Es ist dem Präsidenten für seine
Entschließungen auch eine angemessene Frist gelassen
worden. Der hiesige Generalkonsul von Venezuela hat
vom Präsidenten Castro ein Telegramm erhalten, das
die Nachricht von der Unterdrückung der Revolution in
Venezuela bestätigt. Präsident Castro fügt dieser Mek-
dung hinzu, daß Mendoza sich auf der Flucht nach Co-
lumbien befindet.

Berliii, 3. Jan. Die Abendblätter melden, das frei-
sprechende Urteil gegen den zweiten Angeklagten im
Krosigk-Prozeß, Sergeanten Hickel, sei rechtskräf-
 
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