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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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voraussichtlich an der Klippe der Obstrukticm scheitern.
Die. Opposition könne über jede der ca. 1000 Positionen
uamentlich abstimmen lasseir uud solche mehrere Monate
dauernden namentliche Abstimmungen konnen selbst der
opferfreudigste Reichstagsabgeordnete nicht aushalten.
Nur durch Gewähruug von Diäten könne die Klippe der
Obstruktion umschifft werden. Redner glaubt sicher.
datz der Zolltarif bis zur nächsten Reichstagswahl nicht
erledigt ist, und dieser dieWahlperiode bilden werde, wobei
das deutsche Volk in seinen tiefsten Tiefen aufgeregt
werde, und zwar nach der unangenehmsten Seite, der
materiellen hin. Redner besprach sodann noch die aus-
wärtige, sowie die inuere badische Politik, wobei er ent-
schieden die Einführung des direkten Laudtagswahlrechts
verlangte und erklärte, datz z. B. in Mannhelm dle na-
tionalliberale Partei bei den Landtagswahlen keinen
Finger mehr rühren werde, wenn die Regierung auf ihrem
seitherigen ablehnenden Standpunkte, der die grotzen
Städte vollständig der Sozialdemokratie auslieföre,
beharre.

Preußc«.

-— Zur Unterstützung der im Wreschener Prozetz
Verurteilten sind den polnischen Sammelstellen im gan!-
zen gegen 120 000 Mark zugegangen. Die Saminlungen
sür dw aus den Gymnasien zu Thorn und Kulm rele-
gierten polnischen Abiturienten haben, dem „Posener
Tageblatt" zufolge, 11 221 Mark 48 Pf. ergeben.

A«s der Karlsrnher Zeit««ß.

— Seine Könialiche Hoheit der Grohherzog hrben die
Registrntoren Josef Rotv beim kandgericht F--eibnrg und («eorg
Krautb beim Landgerichi Karlsruhe tandelherrüch onoestellt.

Karlsruh e, 4. Jan. Der Grohherzog er-
teilte heute Vormittag von 10 Uhr an bis 2 Uhr einer
Anzahl Personen Audienz, darunter dem früheren Pro-
fessor an der Universität Heidelberg Dr. Jhne, dem Vor-
sitzenden des Kreisausschusses Dr. BIum in Heidelberg,
dem Kammerherrn und Oberförster Freiherrn von
Stetten-Buchenbach in Eberbach, dem Bezirksgeometer
Fuhrmann in Heidelberg. Nachmittags 3 Uhr em-
pfing der Grohherzog den Generaladjutant und Kom-
mandanten von Broesigke. Um halb 6 Uhr trafen Prinz
Friedrich Karl von Hössen und Gemahlin, die Prinzes-
sin Margarete geb. Prinzessin von Preußen aus Frank-
furt zum Besuch bei den.Höchsten Herrschaften ein. Die
Grotzherzogin empfing die Hessischen Herrschaften am
Bahnhof und geleitete dieselben zuni Grotzherzoglichen
Schlosse. Prinz Wilhelm von schweden hat heute Vor-
mittag einer Treibjagd angewohnt.

Ausland.

, Oesterreich-Ungar«.

Wien, ö. Ian. Das offiziöse „Fremdenblatt" führt
an leitender stelle aus ,es wäre besser gewesen, wenn
im galizischen Landtage Fürst Czartoryski die vor
Eingang in die Tagesordnung von ihm abgegebene Er-
klärung unterlassen hätte, da dieselbe dem Wirkungs-
kreise des Landtages nicht gemäß war. Wenn der Ver-
treter der Regierung trotzdem keine Einsprache erhob,
so entsprang sein Verhalten gewitz nur dem Wunsche, der
Angelegenheit dadurch nicht zu einer größeren Ausdeh-
nung zu verhelfen und dieselbe möglichst einfach und
klanglos zu Ende zu führen. Beiden Regiecungen haben
wir es zu verdanken, wenn das Ueberschäumen der Wrs
schener Affäre auf österreichischem Boden und das An-
schlagen derselben sowohl im österreichischen Abgeordne-
tenhause wie im galizischen Landtage keinen Augenblick
lang jene Beziehungen tangieren konnte, die zwischen
unserer Monarchie und der deutschen verbündeten so-
wie zwischen den beiderseitigen Regierungen bestehen.
Man darf wohl sagen, datz die Wreschener Affäre noch
rechtzeitig von jenem klaren Fahrwasser abgeleitet wnrde,
auf welchem sich die Politik der beiden verbündeten Staa-
ten mit voller Sicherheit bewegt. Der Artikel
schließt: Es ist neuerlich der Beweis erbracht worden,
datz es bei der Jnnigkeit der beiderseitigen Beziehungen
zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland keine Zwi-
schenfälle giebt, die Schwierigkeiten bereiten können, oder
deven Plötzliches Auftauchen zu fürchten wäre. Die ftärkste
Wurzel des Bundesgefühls in beiden Staaten ruht darin,
datz jeder Teil in seineni Hause Herr sei.

Frankreich.

P a r i s, 4. Jan. Die französische Regierung hat aus
Anlaß der Pariser Weltausstellung 1900 den Bildhauer
Reinhold Begas in Berlin zum Großoffizier der Ehrcn-
legion ernannt: zu Ll'ommandeuren unter anderen den
Ministerialdirektor Tr, Thiel in Berlin, den Maler von
Lenbach in München, Professor v. Thiersch in München,
zu Offizieren wurden ernannt: Oberst Kuntze und Prof.
Westphal in Berlin, Professor v. Thiersch in Müncheu,
Geh. Rat Dr. Wittmack in Berlin, v. Siemens iu 'Ber-
lin, Museumsdirektor Seidel in Berlin, Professor Jm-
manuel Seidl in München, Professor Gabriel von Seidl
nnd Professor von Uhde in München, Bildhauer Diez in
Dresden, der Generaldirektor der Hamburg-Amerika-
Linie Ballin iu Hamburg, der Generaldirektor des Nord-
deutschen Lloyd Dr. Wiegand in Bremen, Geh. Rat
Zacker in Berlin, Geh. Hofrat Hoehne in Paris uud Di-
rektor Waag in Pforzheim. Zu Rittern wurden unter
andereu ernannt: Der Bildhauer Breuer in Berlin, der
Maler Prell in Dresden, Professor Miete in Charlotten-
burg, der Fabrikbesitzer Baron de Dietrich in Nieder-
bronn, der Pariser Korrespondent der „Kölnischen Ztg."
Dr. Karl Schneider in Paris, der Geh. Kommerzienrat
van der Zypen in Köln, der Geh. Kommerzienrat Delius
in Aachen, der Kommerzienrat Jacob in Berlin.

England.

, L o n d o n, 4. Jan. Heute ist eine Verlustliste vev-
öffentlicht worden, aus der sich ergab, daß die bei T w e e-
fonteinVerwundeten48 Mann mehr betragen,
als bisher gemeldet wurde,

-— Es heitzt, daß Kaiserin Eugenie eineu sehr
namhaften Teil ihres Vermögens der Prinzessin Heinrich
von Battenberg (Prinzessin Beatrice), der Lieblingstoch-
ter der verstorbenen Königin Viktoria, testamentarisch
verschrieben habe,

— Mit der Thronbesteigung König Eduards ist in
den englischen Staatshandbüchern das regierende Haus
Hannover verschwundeu und wird nun an Stelle
dessen der König und die königliche Familie als das

RegentenhauS „S a ch s e n-K obur g-G otha" ange-
fiihrt. Hie und da üerührt dies unliebsam, man tröstet
sich aber damit, datz der König doch, after all in England
geboren und darum, weun auch aus deutscher Familie
stammend, doch ein „echter Engländer" sei.

S-aniea.

a d r i d, 4. Jan. Einer Depesche des „Jmpar-
tial" aus Barcelona zufolge wird Barcelona in
B e l a g e r u n g s z u st a n d versetzt werden. Heute
wurden zahlreiche Verhaftungen vorgenommen.

Bnlgarien.

S o f i a, 4. Jan. Fürst Ferdinand nah-m deu
Riicktritt des Akinisteriums Karawelow an und be-
traute D a n e w mit der Bildung des neuen KabinetS.
Es heißt, das Kabinet werde ausschlietzlich aus Anhängern
Zankows in folgender Weise zusammengesetzt: Danew
Präsidium und Aeutzeres; Sarafow Jnueres uird Fi-
nanzen: Ludskanow Handel und Nerkehr: Rodew Justiz;
Randschew, bisheriger Vizepräsident der Kammer, Un-
terricht, und Paprikow Krieg.

Türkei.

K o n st a u t i u o p e l, 4. Jau. Bei der Anwesen-
heit des deutschen Schulschiffes „Charlotte" spielte
s. Zt, die Schiffsmusik beim Prunkmal im Jildispalast.
Der Sultan war besonders entzückt über den Fan-
farenmarsch, der mit langen Trompeten geblasen wurde,
und hatte um die Noten der vorgetragenen Stücke ge-
beten. Die Noten sind nun als Geschenk des Kaisers
angekommen, ebenso ein grotzes Bild der „Charlotte".

Amerika.

Newyork, 4. Ian. Die huldvolle Handlungs-
weise des deutschen Kaisers, die Tochter des Präsi-
denteu Roosevelt mit der Taufe seiner im Bau bev
griffenen Iacht zu betrauen, wird überall besprochen und
ruft den besten Eindruck hervor.

Der Oberbürgermeister der Groszherzogl. Kreishauptstadt
Heidelberg.

Au

verehrlichen Verlag der „Heidelbergcr Zeitung".

Jch bescheinige Jhnen mit bestem Danke den Empfang
des Betrages von 4l7 Mk.

— Bierhundertsiebenzehn Mark —,
welchen Sie mir heute als Ergebnis des Verkaufs von
Neujahrs-Glückwunsch-Enthebungskarten für 1902 über-
wiesen haben und von dem ich 150 Mk. dem Frauenverein
für die Suppenanstalt, 130 Mk. demselben für die Haus-
pslege bei Wöchnerinnen und 137 Mk. der Luisenheilanstalt
abliefern werde.

Hochachtungsvoll und ergebenst

Dr. Wilekens.

Heidelberg, den 3. Januar 1902.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 6 Jami-ir.

** Durchgereist. Sc. Hoheit Prinz FriedrtchKarl
von Hessen niit Gemahltii traf vrrzaiweneu SmEag Nach-
mittag 3.S0 Uhr a»8 Darmstidl am bicsixen Bahnhvf ein nnd
sctzte 3,55 Uhr seins Reise nach Karlsruhe fort.

" Jn dcr grstrigei! Wethnachisfeier des E v a n a e ii s ch e n
Kirchenchors wurdr eine Tellcrsammlung fnr die Frauen
urd Kinder der Bnren vorgenommsn. Das Ergednis mar
112 Mark 7 Pfg, welche Summe Hrn Prof. Dr. D. Schäfer
übergeben wgrde.

Vo. Narrensitzung. Gestern Abend hielt die nengegründete
Karneval-Gesellschaft Heidelberg-Nenenheim in
dem festlich geschmückten Saale znr „Rose" ihre erste ka rne-
valisttsche Hcrrensitzung ab, zu welcher sich die An-
hänger des Prinzen Karneväl recht zahlreich eingefnnden hatten.
Nachdem die Vertreter der auswärtigen Gesellschaften, wie
Feuerio-Mannheim, Karneval-Gesellschaft Wiesbaden nnd Heddern-
heim, sowie die „Käwern" von Oberrad nnter Schmettern der
Trompeten feierlich in den Saal eingezogen waren, wnrde die
Sitzung von dem Vorsitzenden der Gesellschaft, Herrn Eichen-
herr, mit einer Begrüßungsrede eröffnet; Herr Eichenherr dankte
hesonders den Abordmingen der auswärtigni Karneval-Gesell-
schaften für ihr Erscheinen und rief allen ein herzliches Will-
kommen zu. Speziell auch begrüßte er Stadtrat Ellmer als Ver-
treter der Stadt. Sodami stieg der Bundespräsident dcr Süddeutschen
Karneval-Gesellschaften, Herr Heidecker aus Wiesbaden in die
Bütte nnd sagte der Gesellschaft besten Dank für den schönen
Empfang. Herr von der Heidt von der großen Kaenevalsgesell-
schaft „Feuerio" in Mannheim sprach dann seinen Dank aus
für den feierlichen Empfang, der ihm geworden, und lobte die eifrige
Thätigkeit des Vereins,u. die Fortschritte welcheerschon gemacht hätte.
Verschiedene Büttenredner ließen im Laufe des Abends ihre Spähne
fltegen n. verschiedene Couplets stiegen. Erst am frühen Morgen wnrde
die Sitziinq qeschlossen. Es kann nach diesem verheißungvollen
Anfang mit Freud n Legrüßt werden, daß cs der Karnevalgesell-
schaft Nenenheim gelungen ist, das Narrenwesen, das seit langem
hier brach liegt oder doch nur vereinzelt znr Blüte kam, in die
Hand zn nehmen nnd mit Spannnng sieht man der weitcr in
Aussicht genommenen Veranstaltungen entgegen- Wie man hört,
sollen einige spätere Sitznngen in Alt - H ei d e l be rg abge-
halten werden.

* Die Venus glänzt als Abcndstcrn gegenwärlig in voller
Prackt am siidwesilichen Himmcl. Der schöne Anblick unseres
Nachbarplankten wird unS noch eiaige Zeit gegönnt sein; wir
machen Naturfreude auf ihn aufmerksam.

— Polizeibeibericht- Vrrhaftet wnrden acht Arbeiter
wegen Beltelns. ein Schlosser wegen Wiperoerletzung, ein Bahn-
arbeiterw-geu ilrkundenfälschung und BetrngS uns ein Sstsat vom
In'antcrieregiment Ar. 111 wegen Fahne, flucht. Wegen Un-
fugs kamen 12 Pe-sonen zur Anzeine.

O Saalbautheater in Mannheim. Die Schattenbilder
(ombres), ivelche gelegentlich des Gastspiels von Madame
Uvette Guilbert im Saalbau zu Mannherm zu Darstellung
gebracht Iverden, sind metst von Riviere gezeichnet, einem der
bedeutendsten Landschafter, Freund und Kamerad jener be-
rühmten Genossenschaft, des obst notr machte er eines abends
als er Fragerolle feine herrliche Legende „Ds Narobs a k
Ltoilo" vortragen hörte, den Vorschlag, zu den ergreifenden
Stellen dieser Lcgendenillustration zn liefern, welche vermittels
Projektion dem Publikum zur Anschauung gebracht werden
sollten. Selbswerständlich größte Begeifterung unter den
Poeten und bald sah mau, während der Poet Fragerolle re-
zitierte, Landschaften, Himmel, Bäume, Flüsse von Meister-
hand hingeworfen, an seinen Augen vorüberziehen, während
die Schattenbilder diese Landschaften beleben, die Schatten
von wunderbaren Formen von der Hand desselben Meisters
geschnitten. <Das Beispiel von Riviere ist nnter anderen vor
Virgurlamir kürzlich von Bombled in vollendetster Weise nach-

geahmt worden- Jn Mancheim werdei' außir Meebs -e k
Ltoils von Riviere, k Sphim mit Zeichnugen von- Wgurla Mr
Auffuhrung gelangen. ,

m, Aus dem Odenwald»,5. Jgnuar. (Ve g e l a t io n.) Jn
Folge de« gelinden Wetterr iaogen allenihalben die Bergweesei,
besonders on den Stcllen, die oon sprudslndsn Qpallen berirfelt
werden, zu arünen an. nnd bieten dirse ftischen grünen Matten
zn dieser Jahreszeit einen, gar wohlOuenden AnbliL
Mannheim, 4. Jan. MasEnde d « s M ar kt b o hk o t ts >
D-r „Gen.-Anz." mcldet: Der. MarkthovMt hatfein

Endc raswer ge -i, nden , olA wie man erwartet hatt.',
Vom Verein der Ma'-ötwarciwerkäusIr geht uns iolgsnde Mit-
teilung zu: Nachdem der Stadtrat.in geflrigrL Sitzmi» deschlos»
scn hat, die Marklocdniing vorerI, anf- cui Iahr bestehen zu
lassen falltz sich UniaUäglichkeiten.-rgeben oder der Mwkt mehr
einlrägt wie seitheH, dieiclb« adznMern, weihen die Wark.waren-
Verläuter von Mmitcg sb den Uarkt wicdsr besnchen.

6,6. KarlsAitze. 5. Jin. (Znr den-tsch-n Städts-
aussteliung), 1903: in Drclden haben, die hadijchen Städle
Freibnrg, Heiselderg. Ksrlsruhe und Mannheim ihre Be.
teiligung zugsftgt. Jm «dauzen weri^n e-wa 135 deusich-
Städte deteULgt s-in. Zuc Beteckigung stnd ferne» zugelasicn und
eingeiadcn deuische Gewerdckreibende, die in rigencm Betrrebe
Gegenstände sür den Bedars größerer Gemeinden hecstellen, Die
Anmeldcftest schließt am 1, Avril 13W,

Ludchigshaft« s. Rh, 2, Zanuar. (D i r hiesigc WaIz-
m ühle) wrll, wenn ddr „Pi. Volksztg " reckt berichtet ist, ihren
Betried auf die badlsihe Seite verlcgen. Als Grund wird die
hohe Belastung dnrch Steuern angegeben. Das Unicrnebmcn,
das disher eine Steuer von 4LM0 Mk. zu enirichten hatte, soll
noch der NeuanlsKe zur Gewerbesteuer jetzt eine solche von
L80L00 Mk. zahft». Da der Leitung eine solche Steuerenirich'
tung als zu hoch erscheini,, st> plant sie die Verlegung des großeW
EtrbUsstnuni ans badisches Gcbiei. BerciiS jetzi befinden stch i^
den Fabrikräuwlichietten Plakate angeschiagen, in deuen Zstr
Direktion die Angesicllirn und Nrbeiier dovor warnt, längere
Mieisvertrüge abzuschUeßen, da eine Beiriebsveriegunz in A-rS-
sichi sei. Fiir Ludwtgshafcn bedeutet diese Verlegung aber eine
schwere Schädigung. Der ,.N. Pfälz. K." erfährt, daß die
Direkiion wegen der hohen Besteuerung an das Staaismirsisterium
gewcndel hat und von dort auf etnen günstigen Besch-id hofft.
Jedcufalls wird der Stadirat auch Stellung zu der Sache nehmen.

Pforzheim, 4. Dez. (Zur Pforzheimer Liebes-
tragödie.) Peter Diebel, der in der vorletzte« Nacht seine
Geliebte Elise Repple und dann sich selbst zu erschießen suchte,
ist, lt. „Pf. Anz.", hente friih 6 Uhr im Krankenhause gestorben.
Die Repple lebt zwar noch, doch ist keine Ausficht vorhanden,
daß ihr Leben erhalten werden kann. Den beiden wird nirgends
sonderliches Beileid entgegengebracht. D. arbeitete nichts und
ließ sich von seiner Fraü, die eine Kostgeberei öetreibt, ernähren.
Die Eltern der Repple wohnen ebensalls hier und wollen von
ihrer Tochter nichts wissen; sie war deshalb von ihnen fortge-
zogen und hatte die Schlafstelle in der Baumstraße gemietet, in
der der Mord und Selbstmord auszuführen versncht wurde. Jn
dem Zimmer fand man einen geschlossenen Brief, adressiert an
die Eltern und den Bruder der Repple vor, außerdem eine „Ge-
schäftskarte" des Diebel, die von beiden unterzeichnet, folgenden
Wortlant trug: „Da wir im Leben nicht zusammenkommen
können, so haben wir beschlossen, gemeinschaftlich in den Tod zn
gehen. Wir bitten, daß wir ohne jede Zeremonie bcerdigt
werden." Diesem Wunsch wäre jedenfalls anch ohne ausdrück-
liche Niederschrift entsprochen worden!

Vadcn-Baden, 3. Jan. (Bübische That.) Gestcrn Abend
gegen halb 8 Uhr wurden die Bewohner dir Gartenstraße und
Umgebung durch einen lauten Knall aufgeschreckt. Ein Unbe-
kamiier haiie auf dem freien F-lde oberhalb der Gartenstraße
eine etwa 15 Cm. lange, eiserne Röhre geladen und abge-
brannt, wobei ein großes Sv reng stü ck in den ersten Stock
eineS Haufts flcg dort die Schetben durchschlug und schließlich
an cinem Vorhang hängen blieb. Eine im Zlmmer befindliche
ältere Frau kam mit dem Schrecken davon. Es wäre wünschens-
wert, wenn die Bemühurgen der Polizei. den Thäter ftst-ustel-
lcn. vom Pnilikum insofern unterstätzt würdcn, daß alle auf
diese bübische That bezüglichen Wahrnehmungen derselbm zur
Anieige gebracht werden.

6 0. Bonndorf. 5. Januar. (Zum Mordanfall in
Weizen) schrcibt dft „Schw. Ztg.": Am Sylvestertage wurde
der Thäter, der 18jährige Dienstkneckt Adolf Sutter, an Ort
und Stelle nochmais durch den Untersuchungsrichier von W-ilds-
hui verncmmen. Dabei gestand er, daß er einen Diebstahl be-
gehen wollie und einige Tage lang schon stch mii diesem Plane
in seinen Gedanken beschäfiigte. Damit er mit der Frau bald
ferttg s.-i und falls ihm diese hindernd in den Weg komme, kaufte
er sich eigeus einen kleinen Revolver. Auch das Messer habe er
an dieseoi Tage extra in die Tasche gesteckt. Dafüc, daß der
Thäter sein Opfer mit außerordmilicher Wut bearbeitet hat,
spricht der Unrstand, daß er von seinem eigenen Messer selbst
Wunden on berden Armen davontrug, die vom Arzts vernäht
wurden, also nicht gerade unbedeutend gewesen sein können. Jm
hiesigen Amtsgesängnis spielte Adolf Suiter den Dummm; er
ihat, als ob er gedäckinlsschwach, gehörschwach u. s. w. sei und
überhaupt seine fünf Sinnc nicht so ganz beisammen habe. Das
Gaukelspiel nützte ihm naiürlich nicht viel. Es handelt stch dem-
nack um einen Raubmordversuch. Die schwer verlebte Elisabeth
Nußbergcr befrndet sich auf dem Weg der Besserung.

6.0. Waldshut, 5. Januar. (Der Konsumverein
Grießen) lieferte kürzlich 200 Doppelzentner Weizen an den
Verbond nach Karlsruhe ab, wobei 17 Mk. pro Doppelzentner
bezabli wurden. Durch gmossenschafilichen Verkauf wurden
gegcnüber den bishecigen Preisen 100 Mk. mchr erlöst.

6.0. Konstanz 5. Jannar. (Belcidigende Etngabe.)
Vierzehn hiesige Architekteu und Baumeister haben unterm
20. September v. I. betreffs Vergebung städtischer Bauarbeiten
eine Eingabe an dm Siadtrat gerichtet, >n der letzterer eine Be-
leidtgung seiner selbst, sowie andecer Pxrsönlichkeiten fand und
daher eine Klage angestrengi lat.

Aus Vaden. Bisher bestanden nur in Karlsruhe und
Maunheim Bnstalten zur Heranbildung von Schutzleuten. Nun
wurde auch in Freiburg cine solche errichtet; derselben gehören
zur Zeik 12 Militäranwärter au.

« »xxxxrr« x

werden Bestellungen auf die „Heidelberger Zeituug"
für das 1. Quartal 1902 von allen Landbriefträgern, Post-
anstalten und unseren Boten entgegen genommen, Bezugs-
preis: 1 Mk. 50 Pf. vierteljährlich mit allcn Gratis-
beilagm.

xrrxzerrxxrere xxx xxxxxx

Tßeater- und Knnstnachrichten.

Heidelberg, 6. Januar. Jm Stadttheater gelangt heute
Montag der ireffltche Schwank„Frauen von hente", welcher
bei seiner Erstauffühmng einen großen Heiterkeitserfolg erztelte,
wtedcrholt zur Darstellung. Die Rolle der „Franziska" hat für
Fräulein Milde, welche erkrankt ist, Fräulein Kögl in klebens-
würdiger Weise übernomwen.

Viertes Abonnement Kaim-Konzert. Das Konzert findet
am nächsten Mittwoch. abends V-8 Uhr im städtischen Saalbau
statt. Das Programm wird insofern erweitert, als außer den
bereits bekannten 3 Nnmmern als Nr. 4 Bcethoven'S
Egmoilt-Ouvertüre zur Aufführung gelangt.
 
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