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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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Aadischer LandLag.

Karlsrnhe, 11. Januar.

19. Sitzung der Zweiten Kammer.

Am Regierungstisch: Geh. Rat Zittel. Prästdent
Hönner eröffnet nm 9^ Uhr die Sitzung.

Abg. Birkenmeyer berrchtet über die Prüfung der
Nechnung über den Aufivand des Landtages 1898—1900.
Die Rechnung wurde ohue Debatte einstimmig für unbe-
anstmidet erklärt.

Abg K.i st berichtet über die Petition der Gemeindeu Sin-
gen. Thengen u. a. um Erbauung einer normalspurigen Se-
^rndärbahn Thengen—Singen.

An der Debatte beteiligen sich die Abg. G o l d s ch m i d.
Gietzler, Hug, Klein und W a ck e r.

Der Kommissionsantrag auf Ue b e r iv e is u n g zur
Kenntnisnahme wird einstimmig angenommen.

Abg. Fischer erstattet Bericht über die Petition der Ge-
rneinde Kapel um Errichtung einer Haltestelle.

Jn der Debatte treten die Abgg. Dieterle, Arm-
bruster, Wacker für die Petenten ein.

Abg. Klein und der Berichterstatter erläutern
tzen Standpunkt der Kommission, Geh. Rat Zittel den der
Vrotzh. Regierung.

Der Kommissionsantrag auf Ueberweisung zur Kenntnis-
nahme im allgemeinen, auf empfehlende UÄerweisung we-
gen Errichtung einer Lokalzugshaltestelle wird einstimmig an-
renommen.

Aus der Karlsruher Zeituug.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Bürgermeister Georg R<ipp in Elzach das Verdienstkreuz vom
Zähringer Löwen verliehen und dem Fürstlich Leiningischen Ober-
förster Karl Arnoldi zu Schloßau die nachgesuchte Erlaubnis
zur Annahme und zum Tragsn des ihm verlichenen Fürstlich-
Reußischen Ehrenkreuzes dritter Klasse ertsilt.'

— Die Uebertragung der Stelle eines Postinspektors bei der
Kaiserlichen Ober-Postdirektion dahier an den Postkassierer
Wallmuth aus Hamburg hat dte Höchstlandesherrliche Be-
stätigung erhalten.

Karlsruhe, 11. Jan. Der Großherzog nahm
heute Vormittag von 10 Uhr an bis gegen 1 Uhr die
Vorträge des Präsidenten Dr. Ntcolai entgegen. Nachmittags
von 4 Uhr an empfing Seine Königliche Hoheit den Ge-
heimen Legationsrat Dr. Freiherrn von Babo zur Vor-
tragserstattung. Um 5 Uhr 29 Minuten trafen der Erb-
großherzog und die Erbgroßherzogin aus Coblenz hier ein.
Disselben wurden von der Großherzogin und der Kron-
prinzessin Victoria am Bahnhof begrüßt und zum Schloß
geleitet. Die Erbgroßherzoglichen Herrschaften werden bis
Montag den 13. hier verweilen und dann nach Coblenz
zurückkehrsn.

— Dem zum Honorar-Vice-Konsul von Spanien in
Mannheim ernannten Herrn Moritz Nauen daselbst ist
das Exequatur zur Ausübung seiner konsularischen
Kunktioncn in Mannheim erteilt worden.

Ausland.

England.

London, 11. Jan. Es wurde beschlossen, ein
Burengefangenenlager auf der Jnsel Antigua
Meine Antillen) zu errichten. Ein Offizicr ist zur Fest-
stellung des Platzes dahin abgegangen.

Asien.

Peking, 11. Jan. Der frauzösische G esandte
Beau weigert sich, dem Hofe sein Beglaubigung s-
schreiben zu überreichen, bis China gewisse Forderungen
der französischeu Regierung erfüllt hat. Die vorbereitete
gemeinsame Audienz der neuen Gesandten ist wegen des
Vorgehens Beaus verschoben worden, da seine Kollegen
darüber beraten, ob es angezeigt sei Beau zu unterstützen.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 13. Januar.

Bon dcr Universität. Bei der am Samstag vorgenommen
Prorektorwahl für das Jahr 1902—03 wurde Pro-
jessor Dr. Buhl gewählt. — Fränlein Elisabeth v o n R i ch t-
hofen wurde in politischer Oekonomie als Hauptfach von der
philosophischen Fakultät mit dem Prädikat „summa cum laude"
zum Doktor promoviert. Jhre Dissertation ist betitelt: „Ue-

Maid nach kurzem Nachstunen an, „ich werde das Geld
beschaffen." Der Urlanb wurde gewährt und die Braut
enteilte. Bald kehrte ste mit einigen Schillingen zurück,
und die Zeremonie wurde sodann zur beiderseitigen Zu-
friedenheit vollzogeu. „Kann nun niemand mehr unsre
Traunng anfechten, ehrwürdiger Vater s" sragte die junge
Frau den Gottesmann. „Nein, Katharina," erwiderte
dieser, „Niemand." — „Auch Sie nicht mehr, hochwürdiger
Herr?" — „Nein, junge Frau, Sie stnd mtr nunmehr
rntrückt." — „Gott segne Euer Hochwürden. Hier ist der
Pfandschein für Jhren Hut und Ueberrock, die ich vorhin
aus der Sakristei mitgenommen und versetzt habe."

— Der Schädel Hamerlings. Die Wiener Blätter
veröffentlichen eine Erklärung des Obmanncs des Aus-
schuffes für ein Grabdenkmal Robert Hamerlings, Prof.
Kratter, in welcher cs u. a. heißt, bei der amtlichen Ex-
humierungskommission sei von Mitgliedern des medizinischen
Lehrkörpers der Grazer Universttät der Schädel Hamerlings
zur wiffenschaftlichen Untersuchung im anatomischen Jnstitut
erbeten worden, was von Seiten der Behörden unter der
protokollarisch festgestellten Bedingung bewilligt worden sei,
daß der Schädel nach Beendigung der Uiitersnchung wieder
deigesetzt werden müsse, worauf der Dorstand des anato-
mtschen Jnstituts, Dr. Holl, den Schädcl übernommen
habe. Die wiffenschaftlichen Arbeiten, die um eingehend
zu sein, Zeit beansprucht hätten, scien nunmehr beendet
und die Behörde bereits in Kenntnis gesetzt, daß der Bei-
setzung des Schädels in dem neuen Grabe kein Hindernis
mehr im Wege stehe. Vom Stadtrate werde voraussichtlich
in kurzem eine Kommission für die Beisetzung des Schädels
srnannt werden.

Genüge dir und bettle nicht,
Um Gunst und eitles Brot,
Und tauche nie dein Angesicht
Vor Grotzen in den Kot!

(F. Bouterwek)

ber die historischeu Wciiidlinigeu !u der Stelluug der autori-
tären Parteieu zur Arbeiterschutzgesetzgebung und die Moiive
dieser Wandlungen". Frl. v. Richthofen, bekanntlich Assi-
steiitin der badischen Fabrikiiispektion will, laut Neue Bad.
Landeszettung", in ihrer Jnauguralabhandlung die Stellung-
nahme der Konserbativen nnd des Zentrums zur sozialen
Gesetzgebung des deutschen Reiches keiuizeichueii und vor allein
die zuletzt ausschlaggebeiiden Motive threr Politik klar legen.

Auf „Mittelstandspolitik" und das Bündnis der Agrarier uud
Grotzindustriellen fällt manch interessaiites Streifltcht.

i Vorlesung Lewinskt,. Die Vorlesung des k. k. Hofschau-
spielers und Regisseurs Lewinsky amHofburtheater inWien, die
Freitag Abend tn der Harmonie stattfand, hatte sich ungeteilter
Aufmerksamkeit bei der zahlreich erschienenen Zühörerschar zn
erfreuen. Die Darbietung verdient abcr auch alle Anerken-
nung, denii die Stücke wurden meisterhaft vorgetragen und
übten in ihrer fesselnden Wiedergabe eineu tiefen Eindruck
aus. Gerade dadurch, datz Herr Lewinsky das hübsche Pro-
gramm aus den Werken der bekanntesten dcutschen Dichter
zusammengestellt hatte, gewami dic Vorlesung sehr und reichen
Beifall erntete er nach jedem Vortrage. Aus dem Programm
ragte in erster Linie die Blutrache von Geibel hervor, ein
grötzeres und inhaltsrciches Epos, das deu korsischen Brauch
der Wiedervergeltung behandelt. Die menschlichen Leiden-
schaften wurden da in ihren gcmzen Tiefen und so packend ge-
schildert, datz derRezitator alleZuhörer durch seine prächtige und
treffcnde. Wiedergabe mit sich fortriß. Man wurde tief er-
griffen. Auch das Gebet der Paria, die Legende und der
Dank des Paria von Goethe, die Lewinsky frei deklamierte,
übte poetischen Zauber aus. Die düstere Legende Hugideo
von Scheffel führte die Anwesenden in die Zeit der germa-
nischen Bergangenheit zurück, wo ein Mönch in weltentsagen-
der Einsamkeit über die Unbeständigkeit des irdischen Glücks
trauert. Es tvürde zu weit führen, alle die hübsöhen Num-
mern des Programms, iu dcssen letztem Teil auch der Humor
zu seinem Rechte kam, hier anzuführen. Wer kennt nicht die
köstlichen Gedichte von Scheffel, der Vogt von Teunenberg, der
Pumpus von Perusia und vor allem die letzte Hose. Besonders
diese Gedichte erfreuten durch ihre unvergleichliche Wiedergabe
ungemein. Wir erwähnen hier auch noch die Legende „Der Ra-
metzer Weiu" von Vintler, die beiden Gedichte „Das Geister-
schlotz" und der „Mordwirt" von Trojan und von Baumbach
Tempora mutantur und die Gardinenpredigt, in dcnen ein
sonnig lachender Ton zum Ausdrucke kommt. Das Ganze
wurde gekrönt durch die humorbolle Legende „Herbadilla" von I
Baumbach. Schade, daß der Besuch nicht im Verhältnis
zu dem Dargebotenen stand, er hätte noch stärker se!n kön-
uen.

(?) Vortrag Bettmann. Die Freundc der Bestrebungen
für Gründung eines V o l ks b a d e s in Heidelberg seien noch
besonders auf den Vortrag des Herrn üniversitätsprofessors
Dr. B e t t m a n n hingewiesen. Der belicbte Reduer wird
nächsten Mitttvoch im Verein gegen Mitzbrauch geistiger Ge-
tränke einen Vortrag über das Badewesen alter nnd
neuer Zeit halten. Der Anlatz dürfte geeignet sein, die schon
mchrfach vorhandenen, vereinzelten Ansätze im Sinne obiger
Brstrebungen zu kraftbollem Zusammenwirkeu zu vereinigen.

* Den Reichstagsbericht finden die Leser heute ausnahms-
weise im zweiten Blatt.

) I( Ein kleiner Kamiiibrand in der westlichen Hauptstratze
veranlatzte gestern Abend gegen 7 Uhr zahlreiche Spaziergänger
zum Stehenbleiben, so datz eine kkeine Verkehrsstörung ent-
stand.

lü Schöffengertchtsfltzung vam 11. Jannar. Vorsitzcnder:
Oüeramtsrichier Dr. Frhr. vrn La-Rochs. 1) Emil Kleemann,
Tapszier von Danzig, rihielt weeeu Bettelns 14 Hoft, welche
Strose durch die Untersuchinigshaft bereits als veibüßt gilt;

2) Tesiderius Jehle, Bürstenwocher in Mannkeim. murde von
der Anklage Megen Disbstahls fceigesprochen: 3) Ludwig Appcl,
PrivatMann in Darmstadt, eihielt wegen Uebert-etung straßen-
polizeilicher Vorschriften 10 Mk. Gelditrafe odcr 1 Taa HIst;

4) wegenKörperverletzuna erhiclt Fraiu JosefZiuk, Sckmhmacher
in Hciligkrenzsteinach, 6 Wochen Gefängnis und Jokok Zink,
Schuhmacherlebrling von da, 1 Woche Gefänanis; 5? Joham
Elfmr I, Landwirt in Handschubsheim, wcgcn groben Unfugs
3 Mar? Geldstrase oder 1 T«g Haft; 6) dieKlage gcgenLudwig
Jahn, Architekt in Recksrgemünd, wegen Beleidigung des Stud.
Robeit Edclmaier in KarlSruhe, sowie 71 diejenige geaen Direkt.
Sailer in Wieblingeii wegen Beieidigung deS Lackicrmeisters
Joser Speidel in Gdingrn wurden durch V.-rgleich irledigt.

** Selbsimordversuch. Aus Furcht vor einer Bestrafnng
durch seine Eltern fprcmg gestern Vormittag kurz nach 11 Uhr ein
14jähriges Mädchm bei dcr Schneidmühlstraße in dm Neckar.
Das Mädchen wurde von zwei Schifferu alSbald aus dem Wasser
gezogen nnd in die Liiismheilanstalt verbracht.

— Polizeibericht. Eine Kellnerin imd ein Schreiner wurden
wegm Ruhestörnng und drei Arbeiter wegm Bettelns verhaftet.
Wegm Unfugs bezw. Ruhestörung kamen 28 Personen zur
Anzeige.

Vo. Handschuhsheim. (Eine Abendunterhal-
tung zum Bestencher Buren) wird der Gesang-
verein „Freundschaft" am nächsten Sonntag veranstalten. Das
Programm, welches derBerein zu dieserFeier znsammengestellt
hat, ist sehr abwechselungseich. Es wärc zu
toiinschen, wemi der Verein in seinen Bestre-
bungen oon dcr Heidelberger undHandschuhsheimer Einwohner-
schaft unterstützt imd recht zahlreich an der Feier teilgenom-
men würde, damit die Einnahme recht gut ausfällt und dem
deutschen Burenhilssbnnd eine ansehnliche Sunime abgeliefert
wcrden kann, nm den armen Burenfrmien und Kindern, welche
in den Konzentrationslagern Hunger und Entbehrimg leiden
und zu tausenden hinsterben, ihr trauriges Los einigermatzen
bessern zu helfen. Darum, Freunde der Buren, arbeitet in euren
Kreisen, oeranlatzt, datz viele zu dieser Feier erscheinen und
dadurch zur Linderung der Not der Vuren beitragen helfen,
denn biele Wenige machen auch ein Viell

s Wicblingen, 12. Jan. (G e s a n g v e r e i n Ein-
tracht.) Die gestern Abend im Gasthaus zum „Goldenen
Pflug" abgehaltcne Generalversammlung war sehr zahlreich
besucht. Auf der Tagesordnung stand: Nenivahl des Vorstan-
des und dcr Vorstandsmitglieder. Der bisherige Vorstand,
Herr Retzbach, hatte eine Wiederwahl abgelehnt. Zu seinm
Nachfolger wurde Herr Christoph Körncr als erster Borstand
gewählt. Ferncr wnrden neu gewählt Herr Peter Rein -
hard. Möge der Verein unter dcr neucn Vorstandschaft nnd
unter der alrbewährten Direktion des Hcrrn Hauptlehrer
Emig weiter blühen, wachsen und gedeihen I

8 Wieblingen, 12. Jan. (M i l i t ä r b e r e i n.) Wie
nicht anders zu erwarten stand, war die heutige General-
versammlung des Militärvereins autzerordentlich stark be-
sucht. Nachdem Herr Vorstand Baumann die Erschienenen
begrüßt hatte, wurde der Rechenschaftsbericht für das Jahr
1901 verlesen. Nachdemselben hat der Verein sehr günstige
Rcsultate zu verzeichnen. Der Mitgliederstcmd beträgt 198
Aktive und Passive. Das Reinvermögen an barem Geld
nahezu 2800 Mark. Es ist dies ein nmsomehr erfreuliches
Ergebnis der Finanzgebahrung des Vereins, als bei einem mo-
natlichen Beitrag der aktiven Mitglieder von 40 Pfg., der pas-
siven von 20 Pfg., bei Krankheiten Mrtgliedern eine Unter-
stützung von 3 bezw. 1.60 Mark und im Sterbefall 100 Mcrrk
bezahlt werdcn. Nach Entlastung des Rechners und zweiten
Vorstandes Herrn Wilhelm Nagel wurde eine Liste zugunsten
der Buren zur Einzeichnung vorgelegt, wobei über 28 Mark
oereimiahmt wurden. Weitere Zeichnungen stehen noch bevor.
Auch die Verbreitimg der Jnvglidenlose wurde den Mitgliedern
empfohlen. Nach Erledigung der Tagesordnung wurde die

Verscuumliing mit einem begeistert aufgenommeneii Hoch auf
den hohcu Proicktor der Militärvereine, S. Ä. Hoheir Grotzher-
herzog Friedrich geschlossen. Die Kaiserfeier findct Soimtag,
dcn 26. Jcmuar statt.

Mannhcim, 12. Jan. (InFreiheit gesetzt.) Der
hier im Verdachte, den Mord an der Emilie Belser in Franken-
thal verübi zu haben, verhaftete, ledige Fabrikarbeiter T h u m-
l i ii g wurde wegen.Mangel an Anhaltspunkten für die Thä-
terschast wieder in Freiheit gesetzt.

Mannheim, 11. Fan. (Zur Liebestragödie
Zölle r.) Heiüe Mittag 12 tlhr ist der Metzgergeselle Zöl-
ler, welcher die Friseuse Emilie Wagner ermordcn wollte nnd
dabci die Ehefrau des Kaufmanns König verletzt hat, im Allg.
KraiikenhauS seinen schrecklichen Verletzungen erlegen.

Neckar.qerach, 8. Jcm. (Aus Afrika zurück.) Die
„Bad. Neckarzeitimg" schreibt: Heute kehrte imser Landsmcmn
Gefreiter Friedolin Bell, Sohn des Zimmermeisters Bell
dahier, aus Afrika zurück, allwo derselbe ca. drei Jahre
lang bei den dentschen Schutztruppen seine militärischen Dienst-
leistuiigen abdiente. Bell meldete sich seiner Zeit freiwillig.
Derselbe fuhr am 10. Oktober 1901 in Afrika mit den übrigen
abtzelösten Truppen weg nnd traf vor ca. zwci Tagen in Ham-
burg ein. Das Aussehen ist frisch und gesund. Manche Sehens-
würdigkeit hat Bell tvährend der Anwesenheit in Afrika ge-
sammelt, welche, wenn eimnal hier eingetroffen, gewitz der
Ansicht ivert sein dürfen.

8L. Karlsruhe, 10. Jan. (Die S n b m i s s i o n s -
angebote) auf die Schreinerarbeiten im Nebeniusschnlhans
liefern wieder ein trauriges Bild der Konkurrenzverhältnisse
im geschäftlichen Leben. Die eingelaufenen Offerten bewegeu
sich zwischen 5989 Mark als dem niedrigsten und 10 354 M.
als dem höchsten Submissionsaiigebote, es beträgt also die
Differenz zwischen dicsen beiden Angeboten 4395 Mark, da-
zwischen liegen dann noch Angebote mit 6969 Mark, 7596 M.,
8732 M.. 8881 M., 9009 M. nnd 9791 Mark.

LL. Karlsruhe, 10. Fan. (Der milde Winter)
Jm Hinblick auf dcn bisherigen milden Verlauf des Winters
erinnert die „Lahrer Zeitung" an die abnorme Witterung
im Winier 1852—1853. Damals konnte man um Weihnachten
Gras und Klee mähen, um Nenjahr standen die Kirschbäume
usw. in voller Blüte nicht in geschützter und warmer Lage, son-
dern auch auf dem rauhen und zugigen Langenhardt. Die
warme Witterung hielt bis gegen den 20. Februar an, dann
aber kam es anders; es wurde rauh, kalt, Regen mit Schlossen
vermischt stellte sich ein: am 1. März 1853 fiel der erste
Schnee. Der Gewährsmann der „Lahrer Zeitung" ging
tags zuvor in die Fremde und ersror beinahe auf der Eisen-
bahn bis Marmheim, da er (als Hcmdwerksbursche) im
offenen Stchwagen fuhr. Deü ganzen Tag regnete und
stürmte es fürchterlich. Am 18. März hatte man 10 Grad
Kälte und zwei Fuß Schnee.

-lus Baden. Die grotzen Schiieeschuhwettläuse auf dem
Feldberg finden am 31. Jan., 1. imd 2. Februar 1902 statt.
Das Programm umfatzt 14 Rennen.

Heidelberger VereiNsangeLegenheiten.

(I) Fnternationalcr Verband der Köche. Die am 8. Jan.

in der Harmonie abgehaltcne Weihnachtsfeier des hiesigen
Zweigverems des Jnternationalen Verbandes der Köche mit
kulinarischer Tombola nahm einen Lber Erwarten gelimgenen
Verlanf imd hielt die meisten Teilnehmer bis zur frühen
Morgenstunde in fröhlicher Stimnmng beisammen. Eingelei-
tet wurde das Fest durch Konzertstücke imd Gesangsvorträge,
dami folgte bei brcnnendem Christbaum die sehnlichst erwartete
Gabenberlosimg. Die Begrühungsrede hielt Herr A. A ck e n-
h e i l, langjähriger,Küchenmeister im Hotel Vittoria, als Vor-
sitzcnder des Vereins, wclcher üesonders das gute Einbernehmen
zwischen der Prmzipalität und den hiesigen Köchen hervorhob,
ein Beweis sei hierfür das allgemeine Jnteresse, welches dem
Verein seitens dieser Herrcn entgegcngebrachr wurde. Mit
den Herren vom Hotelierverein war auch Stadtrat Ellmer er-
schienen. Rcdner dankte den zahlreich erschienenen Gästeii für
ihrcn Besuch und brachte eiu Hoch aus die verehrliche Prinzipa-
lität imd die Gäste aus, welches mit grötztem Beifall aufgenom-
men wurde. Herr Weiler dankte als Vorsitzcnder des Genfer-
verbands für dic Einladuiig und gab der Hoffnung Ausdruck,
datz die guten Beziehungen zlvischen beidcn Vereinen so blei-
ben mögen. Herr Späth sprach sodann als Vorsitzender deK
hiesigen Wirtevereins seine Genugthuung darüber aus, an
dem Feste teilnehmen zu köimeu, bedauernd, datz nicht mehr
Mitglieder seines Vereins cmwesend seien und dem Wunsche
Raum gebend, bei spärteren Anlässen dieHerrenWirte mehr ver-
treten zu sehen. Herr Gehret dankte im Namen des Deut-
schen Kcllnerbundes uud schlotz niit einem Hoch auf die Da-
men. Bptrachten ivir der Reihenfolge nach die Ausstellungs-
gegcnstände. Herr Hofmaim ,Chef im Hotel Schrieder, hatte
mit vieler Mühe ein Filet de boeuf mit diversen Gemüseaspic
aus niedlichem Sockel verfertigt. Herr Ackenheil, Hotel Vik-
toria, hatte einc grotze Forelle in Macongelee auf künstlerisch
aufgeführtem Blumensockel imd dessen Aide Herr Hoch ein
Hummerparfait ausgestellt. Hcrr Ottmcmn, Chef im akad.
Krankenhause lieferte ein Chaud-froid dc Volaille mit Salat
italienne in sauberer Ausführung. Herr Ette, Darmstädter
Hof, präsenticrte ein Phantasiestück mit Helgoländer Hummern
mit emem Aquarium von Forellen und desscn Aide, Hcrr Butz,
einen schönen Mandelberg. Herr Türmer, Hotcl Lang, war-
tetc mit einem Fasan auf. Herr Schmidt, Speiererhof, erregte
die Ausmerksamkeit der Besucher durch einen schön angerichteten
Wclschhähn. Der Chef in der Reichspost ,Herr Schlatholt,
erfrcute das Auge durch ein Schaustück, auf welches mancher
Besucher reflektierte, scin Aide, Herr Ugi, beteiligte sich in
anerkennenswerter Weise durch ein maskiertes Masthuhn.
Der Wildgeflügelpark des Herrn Zeller dahier fand volles Lob.
Herr Gietz, Küchenchef S. H. des Prinzen Weimar, zeigte seine
Kunst mit einem geschmackboll angerichteten Rehziemer. Der
langjährige Küchenmeistcr des Grand Hotel, Herr Winter-
meyer, stellte in archetektonischer Ausführnng ein Gelanrine
mit besonders schönen Geleespeisen aus. Herr Corbaz, Wirt
im Schwarzen Schiff, zog die Aufmerksamkeit der Besucher durch
eiiien Gcflügelaspic auf schönem Sockel auf sich. Herr Weber,
Case Wachter, betciligtc sich mit cinem Patisseriestück. Ganz
besondere Anerkeninmg sand ein von Herrn Gießler, Goldenes
Herz, auf prachtvollem Sockel aufgebautcr Wildschweinskops.
Als gewissenhafter Berichterstatter können imd dürfen ivir nicht
unterlassen zu erwähncn ,datz es uns cmfgefalleii ist, daß ber-
schiedene Chefs erster Etablissements dupch Nichtausstellen
glänzten, und wir geben der Hoffmmg Ramn, datz in Znkunft
der Vcrein in dieser Hinsicht Fortschritie machen möge.

Ii Maskenkränzchen im Kaufmännischcn Verein. Noch
sind die letzten Kerzcn des Weihnachtsbaumes kaum erloschen,
da drängt schon mit Macht die närrischc Durchlaucht Prinz
Karneval, seinen Einzug zu halten. Bei der Kürze der Zeit,
die m diesem Jahrc dcm Fasching gewidmet ist, müssen sich die
Vercine beeilen, ihm ihren Zoll zu entrichten und so harte denn
der Kaufmännischc Verein schon auf letzten Samstag sein
M a s k e ii k r ä n z ch c n anberamnt. Die Befürchtung, es
möchtc dicse frühe Äbhaltung den Besuch bceinträchtigen, er-
wies sich als unbegründet, denn zahlreicher wie in den letzten
Jahren, waren die Mitglieder erschienei^ Anch die Mannig-
faltigkeit der Verkleidungen hatte nicht notgelitten, besonders
sielen einige sehr hübsche, männliche Däasken auf, wie ein
„Jndianer" und ein echter „Oberbayer". Die Stimmung
war eine recht ausgelassene, wozu nicht zum mindesten der in
einer „Wärmehalle" ausgeschenkte Schaumlvein beitrug. Bis
zum frühsten Morgen danerte der Mmnmenschanz, aus dessen
 
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