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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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jollen fenree Einnahmen nnd AuZgaben nicht mehr pro
rata der Bahnstrecke. sondern nach ihren thatsächlicheir
Ein bezw. Ausgnngen Nerteilt werden, so das; «uch in
finanzieller Hinsicht ein günstiges Resnltat zn erwarten
steht. Er wisse, daß der Landtag einen großen Wert anf
die Selbständigkeit der badischen Bahiren lege; daher
glaube er, das; derselbe gerne die Znstimmnng zn dem
Vertrag geben werde.

Minister Schenkel legt zwei Gesetzentwürfe betr.
die G e ni e i n d e b e st e n e r u n g und das G e-
m ej i n d e w a h l r e ch t Nor. Der erste Entwnrf will
verhindern, daß die Erhöhung der Freigrenze der
Staatssteuer von 500 auf 900 Mark auch auf die Ge-
meindebestenernng Libertragen wird, damit auch dieser
Krctegorie der> Steuerzahler das Wahlrecht erhalten
bleibt. Durch den zweiten Gesetzentwnrf soll die direkte
Wahl der Bürgermeister nnd Gemeinderäte in allen Gö-
meinden unter 2000 Einwohner wiedei- eingeführt wer-
den.

Das Hcius tcitt ein in die a l! gem eine Beratun g
übers,daS F i n a nz g e s e tz, mit der die Beanttoottuna der
Jnt e r p e ll a t i o n der Abg. Dreesbach (soz.) imd Muser
(dem.) u. Ge». nber den iieuen Aolltarif verbunden
wcrden soll.

Die Debatte leitet der Präsident der Budgetkommission, Abg.
Gießler (Ztr.i, mit einem Vortrag über den Staatshaushalt
für 1902/03 ein. Derselbe sei weniger erfreulich als in srühcren
Jahren. Znm erstenmal seit dem Wegfall der Staatsschulden
stehe man vor eiiiem Desizit, das 2,2 Mill. betrage und sich d nrch
die Wohnnngsgelder rc. noch erhöhe. Dennoch ständen wir vor
einem wohlgeordneten Staatrhanshalt und hätten keinen Grnnd
znm Pessimismus. Unserer Finanzverwaltung stellt Redner das
beste Zengnis ans. Sie sei mit freigebiger Hand allen Bedürf-
nissen entgegengekommen nnd habe getrachtet, den Haushalt klar
und.chiirchsichtig zn gestalten, Dnrch die guten Zeiten hätte sich
früher mauchmal ein budgetmäbiges Defizit in einen Ueberschnß
verwandelt. Einen so plötzlichen Rückschlag habe niemaud er-
wartet, doch müßten wir uns jetzt freuen, daß jene Ueberschüsse
als Reserven vorhanden sind und wir uns in Baden nicht
genöthigt schen, wie andere Buudesstaaten gleich zu
Steuer-Erhöhiingen zu schreiteu- Redner niahnt znr
Sparsamkeit, um mit den Rescrvrn auszukommen. Bei der
Stellvcitretiinz der B eamten könne vielleicht EinigeS gespir t
werden,' indem man etatmäßige Stellen schaffe. Der sachliche
Auswand erfordert eiu Mehr von 2,1 Millionen, wovon ein
großer Teil ans die Justizverwaltung (Grundbuchämter) falle.
Der „Sprung ins Duukle", den man mit den Grundbüchern
wache, scheine schlimmer anszufallsn, als üefürchlei wurde. Es
set sehr schwer, ja fast unmöglich, Abstriche zu machen. Die
Einnahmru babe der Finanzminister als „hochgcschraubt" be-
zeichnel. was nicht ganz zutreffe. Redner will dem Minister
keiuen Vorwurf daraus machen, daß er mit Rücksicht auf den
Rückschlag im Geschäftslebeu sehr uorsichttg sein wollte.
Redner wünscht eingehende Prüfung der Frage, ob und inwieweit
die Rheinreguliernng das Eisenbahnbudget beeinflußt. Den
Arbeitslosen käme man dadnrch entgegen, daß man Staats-
bauten sofort nach Genehmigung der betr. Budgetpositionen dnrch
den Landtag in Angriff nimmt. ohne die Verabschiedung des
Finanzgesetzes abzuwarten. Die Äudgetkommission habe beschlossen,
die betr. Positionen herauszugreifen und rasch zu erledigen, damit
das Haus nngesäumt an die Beratung herantreten könne. Redner
schließt mit dem Wunsche, daß die wirtschaftliche Lage bald eine
Wendung znm Besseru nehmen möge. (Bravo!)

Zur Begrünvung der I n t e r p a l i a t io n erhalt uun das
Wort Abg. M user (dem.) Er bsginnt mit dem bekqnnten Satz,
datz die Erhöhung dec Getreidezölle oen kieinen und mittleren
Landwirten nicht zu gute komm:. Finanzmintster Buchenberger
habe ctnmal nachgewiesen, datz dic Veischuldung der Landwirtc
in den unte.sten Klassen am stärksten set und in den oberen
Klassen nahezu verschwtnde. Durch die Erhöhmig der Gelreide-
zölle »ürde die Gefahr der Besltzveischuldiirg nur noch gesteigert,
weil die Bodenpreise in die Höhc gehen. Die Not der Land-
wirte könne nur auf d:m Wege des Kredil- und Genosseuschafts«
wesens und dergl. bekämpft werden. Auch auf eine durchgreifende
steuerliche Entlastung der Landwirte und entsprechende Äerkchrs-
verbilliguug sei hlnziiwirken. Er für seine Person halte die Ge-
treidezölle überhaupt für ein Unding, für ein Unglück. — Nach
Schäffle belaufcn sich di« Steuern, dte das deutsche Volk heute
schon in Form der Getreidezölle mit den Nebenzölleu aufznbringen
hat, auf 900 Millioneii, durch den 5 M.-Zoll würde sich diese
Summe auf 1350 Milltonen stcigern. Es sei demnach cine an-
mahende Verdrehung deS wahren Sachverhalts, wenn dte Agrarier
behaupten, daS deutsche Volk bringe keine Opfer für
die Landwirtschaft. Eine Politik, die auf dec liaen
Scite die Beamtengehälter erböht, auf der andern
den LebenSunierhalt versteuert, lönne er nicht begreifcn.
Ebenso verwerflich sei die Erhöhuug der Industriezölle. Die
grötzte Erwerbsquelle der Landwirtschaft bilde die Viehzucht; nur
ein v-rhältn!smätzig geringer Teil (21 Proz. der landwirtschaft-
Itchen oder 7,7 Proz. der Gesamtbevölkerung) habe Rutzen von der
Geireidezollerhöhung; den lKrotzgrund-- unv Fivei'ommitzbesitzern
brauche das deutsche Volknicht aufzuhelfen. Den Fllrsteu von Fürsten
berg zähls er nicht zu den Nolleidcnden; allerdingS habe er
seiner Zett, als ihm die Erbschaftsaccise gestundet wurde, gedacht:
er gehört am Ende doch dazu. (Hetterkeit.) Wir müssen Dcutsch-
lands Weltmachtstcllung zu eihalten suchen, tndem wir die Jn-
dustrie schützen; wir sind für Fortführung der Handelsvertrags»
poltttk als einer emtnenten Garantte sür d!e Echvitung des
Friedens. Redner führt weiter aus, datz drr Zolltartf mit der
ganzen sozialen Gesetzgebung in Widerspruch steht.
Wenn der Tarif vom Reichstag angenommen wird, daun werden
über Deutschland Zuständc hereinbrechen, die auch für die An-
hänger des Tarifs schmerzlich sind. Gegen den Bund dec Hoch-
schutzzöllner vnd Agrarier wtrd sich eine Sammlung der Kon su-
menten bilden, die mit allen Kräften gegen diese Zollpolitik
Frout machen wird. Dann wirv es heitzen: Wche den Siegern!

Um halb 8 Uhr wird die Bcratung abgebrochcn. Forsetzung:
morgen halb 10 Uhr.

Preuße«.

— Jm Abgeordnetenhause kamen gesteru die Inter-
pellationen in Sachen der Polen zur Beratung. Der
Reichskanzler sprach entschieden für daS Festhalten an einer
nationalen Politik. Deutschland, sagte er. kann nur eine
Weltmacht bleiben, wenn wir keinen Zweifel aufkommen
lassen an dem Gefühl unserer nationalen Geschlossen-
heit. Jch stehe auf dem Boden der Gleichberechtignng
der Konfessionen. Jm Osten handelt es sich aber um
nationale Aufgaben, in die alle Konfessionen sich teilen
sollen. Es ist eine heilige Pflicht der Staatsregierung,
die deutschen Elemente zu sammeln, zu stärken und wider-
standsfähig zu machen. (Bravo.) Wtr können nicht dul-
den, daß die Wurzeln der preußischen Kraft, daß das
Deutschtum überhaupt von einem fremden Volke überflutet
und ausgesogen wird. Jch halte diese Frage nicht nur
sür eine der wichtigsten, sondern für diejenige Frage, von
deren Entwickelung die nächste Zukunft des Vaterlandes
abhängt. Nach der Rede des Grafen Bülow verlas der
Kultusminister Dr. Studt eine Erklärung, worin er aus-

sührt, daß die Sttlluugiithme der R.gierunz uicht nur
berechtigt, soudern dnrch die Ele giusse geboten gewesen
sei. Die Wreschener Vorfülle seien zn Agitallonszwecken
aufgebauscht worden. Ein Nachcnbeu dcr Regierung gegen-
über den polnischeu Bestrebungeu sei ohne Erschüllerung
des Staatskörpers unmöglich.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Rechtsanwalt Bertkold Bvumst ark in »tarlsruhe dcis Rit'er-
kreuz Les O.dms Berthold des Grsten. dem Königl. Preutzischen
General der Kavallerie v o n B ü l o >o, Generaludjatanten Sr.
Maj des Kaisers und Köaigs un) kommandierendeu General des
14. Ara>eekorps. den Hausordea der Treue veiliehe», den Vor-
stand der RechminasabteiluNii d:r Generaldirik;on der Staais-
eisnibobnen, Geh. Rat III. Klasse Hago Schneider, zum Geh
Rat II. Klaffe ernannt u»d dem Sattelmeister Bernhard Hcrm
in Karlsruhe die O^rlaubnis zur Aniiahme uud zum Trageu dcr
ibm von dem Köuig von Schweden und Norwegcn vcrliehencn
goldencn Verdieustmedailie mit der Königlichen Kevnr ertcilt.

-- Die L eb e u S o e rsi ch c eun qs ii cs e llsch a ft Dcutsch-
land in Berlin — bish-r Gesellschafl auf Gcgenseitiqkeit —
hat sich in itiie Akti-ngesellschaft mit dcm Namen „Deuisäsiaiid,
Lebensvcrsicherungsaklienqesellschof! zu Bsrlin" umgswaudelt
und den gesamten Geschästsdetrieb ver „Deuiichen Kapitalver-
sicherunzsanstalt Wilhelma" mit allen Passioen und Akttven,
inibesondeie auch mtt sämklichen Rechten unv Pflichlen aus Ven
Vcrsicherungsocrträgen der „Wilhelma", übeinimmen; letztere
hat sich aufgelöst.

Karlsruhe, 13. Jan. Gestern Vormittag nah-
men die Höchsten Herrschaften alle an dem Gottesdienst
in der Schloßkirche teil, wober Hofdiakonus Dr. From-
mel die Predigt hielt. Nach dem Gottesdienst empfing
der Großherzog und die Großherzogin den Oberschloß-

hauptmann von Offensandt-Betickholtz, welcher über
seine Sendnng nach Jllenau Bericht erstattete, wo der-
selbe im Anftrag Jhrer Königlichen Hoheiten der Ge-
dächtnisfeier snr Geheinrrat Roller anwohnte. Zur
Frühstückstafel folgtm die Höchsten Herrschaften alle
einer Einladung der Fürstin Sophie zur Lippe. Mends
besuchten die Großherzoglichen und die Erbgroßherzog-
lichen Herrschaften mit der Kronprinzessin Victoria die
Opernaufführung im Großherzoglichen Hoftheater. —
Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind heute
Nachmittag 2 Uhr nach Coblenz zurückgekehrt. Dieselben
wurden von den Gr. Herrschafteli znni Bahnhofgeleitet. Später
nahm der Großhcrzog die Vorträge des Geh. Legationsrats
Dr. Freiherrn von Babo und des Legationssekretärs
Dr. Seyb entgegen. Heute Abend sindet eine größere
Hoftafel statt zn welcher die Generalität, die Regiments-
kommandeure, der Chef des Generalstabs und die höhe-
ren Chargen des Sanitäts-, Jusüz- und Jntendantur-
Wesens eingetaden sind.

Ausland.

Oesterreich-Ungaru.

— Graf Elemcr Lonyay und seine Gemahlin, die
frühere Kronprinzessinvon Oesterreich, beabsichtigen,
wie aus Kaschan gemeldet wird, das Gut Bodrog-Olaßi
zu verkaufen nnd sich endgiltig im Auslande niederzulassen.
Das Gut wirft.eine Jabresrente von 60,000 Kronen ab.

Frankreich.

— Während in Frankreich das Preisgeben des
Griechischen, das dort rne so rntensiv wie bei uns ge-
trieben wurde, keinen großen Schwierigkeiten begegnet, kann
man sich vom L at e i ui s chen nicht so leicht trennen. Hier
kommen außer dem allgemeinen Grunde, der auch bei uns
dafür spricht, daß es nämllch Jahrhunderte hindurch die
Umgangssprache der Gebildeten war, noch speziellere znr
Geltung: es ist die offizielle Sprache der in Frankreich so
mächtigen katholischen Kirche. Vor allem aber ist das
Lateinische die Muttersprache des Französtschen und ver-
mittelt leicht die Erlernung der übrigen modernen Sprachen,
z. B. des Jtalienischen und des Spanischen, die für die
südöstlichen und südwestlichen Landesteile in Betracht kommen.
Der letztere praktische Grund dürfts es auch sein, der viele
Handelskammern und Großtndustrielle dem Lateinischen das
Wort redrn läßt. Aber das Bedükfnis, auch Englisch und
Deutsch zu verstehen, macht sich, wie in der auf Anregung
des preußischen Kultusministeriums herausgegebenen
Monatsschrift für höhere Schulen zn lesen ist, immsr mehr
geltend.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 14. Januar.

ch Kaiser Panorama Für diese Woche tst ein Zyklus hoher
interessanter Aufnahmen des Berner Oberkandes ausgestellt. Die
Retse geht von Thun aus qleich in das Bergland, in welches
man durch dic kühn angeiegten Gsbirgsbahncn auf das bcqucmste
bis zu den Gletschern gelangen kann. Daß man überall Unter-
kunft findet, daf ür sorgen die vielen Gehöfte, selbst in den
höchsten Regionen. Die verschiedencn Scenericn von Becg und
Thal stnd alle malerisch und erhalten einen besonderen Reiz da-
durch, daß viele bet mehr oder minder bewölktem Himmel auf-
genommen sind. Tas verleiht namentlich den Gebirgspartien
erne großartige Wirkung. Besonders imponierend sind: Beaten-
berg mit Mönch und Jungfrau, die Wengernalp mit Bahnstrecke,
Grindelwald mit Wetterhorn, der Bachalpsee, der Brienzersee,
der Reichenbachfall u. s. w. Ein Besuch dicser Sertc dürfte sür
Jedermann, besonders aber sür unsere Schuljugend, für wclche
der Eintrittspreis Mtttwochs und Samstags nachmtttags von 2
bis 5 Uhr auf 10 Pfenntge ermätztgt ist, lehrreich und interes-
sant setn.

-j-s Jn hilflosem Zustande wurde vergangene Nacht im hiest-
gen Bahnhof etn Kausmannslehrling aus Hetlbronn aufgeqriffen
und von der Schutzmannschaft tn das Pfründnerhaus 1 ver-
bracht.

x Zur Frage der Wtederherstellnng des Schlosses. Jn
einer Zuschrift an dte Kammer, teilt der Ftnaniminister mit, daß
auch jetzt nach der Konferenz vom Okrober 1901 oie Frage dec
Wiederherstellung des SchlosseS als spruchreif nicht angesehen-
werde und eine Vorlage dem g eg enw ä rt t g e n L a n d
tag nicht unterbreitet wird. Dem Schretben des Finanz-
ministers und einem demselben beigefügten Gutachten des Bau-
direktorS Durm vom 25. Dezember 1894 geht hervor, datz
Baudirektor Durm noch zu dteser Zeit, also Ende 18S4 für
einen weitgehcnden Wiederaufbau des Schlosses
(Gläsecner Saalbau, Glockenthurm, Olto-Heinrichsvau, Ludwtgs-
bau, engltscher Bau, Soldatenbau mit Metzel- und Backhaus,
Frauenzimmerbau) gewesen ist nnd die Oberleitung der Ar-
beiten für die Baudirektion beansprucht hat. Den Otto-

Hrinrichsban wollte cr rach dem Stich von Kraus rrstauti»
Liffen und metnle d:e Aideiten daran 'änvte!: mit dem neui'
Jahrhundert b-qinnen.

X Der Elferrat Neuenheim-Heidetbrrg hat ili seiner gestrig^
Sitzung beschlossen, am 25. d. Mts. eine größere Herre»'
sitzung ani linken Neckarufer in einem noch zn bestimmende"
Lokal abzuhalten.

; Toiröe Jgnot. Auf die heutiqe Experimental-Bvriteün^
des Hrn. Ignoi onf dcm Gebiet der Suggestion sei nocb
sonders ausmer lsam gemachr. Tic Vorstellunq siudet im stä^
Saaibaii statt. Tie lchrieicheii und unterbaltendcn Experimevn
des Herrii I grct erregcn allerwärts großes Jntereffe.

Lö Schöffengerichtssttzung vom 13. Januar. 1) Otto Frod''
von Remicheid c.yielr wegcn Körperveiletzung 10 Mk. Geid'
strafe; 21 Pdilipp Keitemrnn, ii H»st hier, weqcn Korpervek'
letzunq 4 Monat G-fängniS; 3) die Vcrhvndlung geqen Frc>l>i
Auqustiii, Pe:er Anqiistin und Friedrich Avgustin von Hc.üd'
schuhsheiN, Iuliu« Hofheinz von Mcnnheim, Ioses Böhm s»'!

P lankstadt, Jihai n Heiz'-erger von Schriesheim, Fritz Keßlck
von hier und Beinhaid Neidold, Geoig Ewaid, Mich. Schms^
und Iakod Baudcr von Lilhelmsfelo wegrn Widerstand. Kö>'
peroerletzunq und Sachbeschädiqnng wurde verlagt; 4) Jakv^
Stäbler oon Leimen erhieli wcgcn Körpcrverletzung 1 Wock'
Gefängnis; 5) Jrhannes Lauei von Altenliach weqen Beleids'
quvq 1 Woche Haft; 6) Fiiedrich Wilhelm Martine. in Hvl'
hier, weqen Diebstahls und Unterschlagunq 3 Tage Gefänqiü"'

— Potizeibericht. Berhaftet wurden ein Blnmenhändlck
weqen forig-setzicr Rnhestörunq, ein Zigarrenmacher und eA
Arveiter wegen B ettelns. eine Köchin wegen Umherziehens ulid
einc Dienstmag d wegen Diedstahls. Zur Anzeige kamcn v'ck
Personen wegen Uufilqs.

Wiesloch, 13. Januar. <Z u r I r r e n h a u s f r a g e)

„Wiesl. Zeitung" schreibt: Enie Abordnunq, bestehend aus Ge;
meinderais- und Bürgerausschnßmitgliede^n, ist am Samstag br>
Grotzh. M inistciium dss Jnnern vorstellig gewoiden wegen de>
Plotz'rage für die unteiländischc Jrrenanstalt. DaS Mtnisteriu»'
spracy zu uächst sein großes Brdauern daiüder aus, datz die
mrinde n icht mehc über diesen Plvtz, dcr sehr geeiqnet gewese»
Wäre, verfügen könne; eckläits aber, auf Wiesloch znrückkommr»
zu wollen, wenn es dem Gemeinderat gelönge, der TtzonwarrNl
Jndustrie andere Thonfklder anzuweisen. Jn diesem Fall >r>
unverzüglich die Eikläiung abzugeden, daß die Thonwaren>J»'
dustrie auf die Thonqewinnnng im ganzen Bereich dcs Dämmel'
waldes veizichtet. Daraus geht tzcroor, d.ß die Thonware»'
Jndustrie darüeer zu eim'cheiden hat, ob Wicsloch die Änstalt er'
hält oder nicht. Säuitliche anderen auf Wieslocher Eemarku»4
gelegenen Plätze wnrden don der SochvcrstäiidlgenkvMMlssion als
durchaus uugeeignet verwoifeu. Es ist sehr schade, datz Wies'
loch, wenn das Thonwerk nicht will, auf die Anstalt verzichte»
muß. Eine Anstall, in welche sofort vier Millionen gesteckt wer)
den, hätlen der Gemeinde große Vorteile gebracht. Auch na»
autzeu hälte Wiesloch eine größere Bedeutung bekomwen, da es
uach Er richtung der Anstalt ohne Zweifel SchneUzugSstalion qe'
worden wäre Da ein großer Teil der Wteslocher Gemaiku»S
thanhaltig ist, so habsn wir imm:r noch die Hoffnnug, daß es
der Gemcinde.geliugl, der Thonwaren-Jadnstrie ein anderes ge'
cignetes Tdoii'qelände als Ersatz zur Versügung zu stellen.

Osterburken, 18. Jau (Ued crfahren.) Ein schwerer U»'
glückssall ereigneie sich auf dem hiesigen Bahntzof. Hilfsbur.aU'
diener Kök.lrr, welcher eine Geldkasselte in den bereitS im Gangk
befindlichei! wüittemdecgischen Zuge 169 iinterdringen wollte,
rutschte aus und geriet uitter d!e Räder. Er wurde drrart ver'
letzt, daß er bald darauf starb. Köhler ist Beteran vom Feldzugd
1870/1871, in welchem ihm eine Hand durchschossen wurde.

L.X. Mannheim, 13. Jan. (Ardeits!ose.) Nach dem B-'
richte des Tiefbaiiamrs über den Stand der Arbeitsloseiibe'
schäftigung haben sich bis einschließlich 4 Jan l. I. 1258 MaN»
gemeldet. Znr Einstellnnq eiqneten sich 842 Mann. von wclcbe»
S38 Mann Arbeit erhtelten. Von dicsen stud 95 sreiwillig ausqe'
trelen, 6 wegen Trunkenh it entlassen worden.

6 0. Mannyeim, 13 Jan. (Ueberfahren.) Zugführe>
Jiegler wucde b:tm Uebe schretten des Gleis:s van einer Maschi»e
^faßt m>d getöter. Dcr Unqlückliche hintcrläß! eine Mitwe utt»

2 Söhne.

Kleine Zeitung.

— Lindau, 9. Jan. Am 6. Jan. fand in Bregenj
die Generalversammlnng des Verbandcs für Fremsenveikehr
in Vorarlberg und Liechtenstein in Bregenz statt. Es >st
interessnnt, wie der offizielle Vertreler der k. k. östr. Staats-
eisenbahnev, Obcrivspektor Reichsfreiherr Dr. Wcichsclon,
die Deut schen als Tour i st e n in Vorarlberg und Tirol
einschätzte. Derselve äußerte in seiner Rede u. A-, datz das
Hauptaugenmcrk des VerbandeL darauf gerichtet sein solle,
mehr Fremde auS England, Frankreich und hauptsächlich
ans Nußiand hcranzuziehen, währcnd man Deurschland aus
der Scite liegen lassen solle, da der Deutsche verhältnis^
mäßig wenig verzchre. Jedenfalls sind die Gasthofbesitzct
mit dicsen Anslassungen nicht einversiaiiden, deun der Ver'
banosvorsitzende Ettenberger.Bregenz versicherte, daß maN
Leulschland nicht bei Seile sctzen dürfe. Die Worle des
Dr. Weichsclou aber stnd nun einmal Thalsache und werdeN
zur Zcit am Bodersee, namentlich aus deutscher Seite, mit
eigenartigen Gesühlen besprochen.

— Bückeburg, 13. Jan. Dcr Dichter vnd ehemaligc
leitende Redakleur der „Kö!n. Ztg.", Geh. Regierungsrat
Kruse, ist hente Nacht, 86 Jahce ali, hier gestoibeN.

— Uebcr unlanteren Wettbcwcrb im Zeitungsgewerbe
briugt der „Zeitungsverlag" solgende Feststellungen: Die
Frage der F ü I l i n s e r a t e vom Standpunkte deS un'
lauteren Wettbewerbes ist dnrch Präjudiz des Reichs'
Lerichts vom 1. März 1901 hinreichend entschieden. Ein
solcher Nachdruck von Jnseraten aus einer Zeitung ist
nach dem zitierten Reichsgesetzeckenntnis eine indirekte
thatsächliche falsche Angabe, welche den Anschein zu erwe-
cken geeignet ist, als seien die Füllinserate direkt bestellte
und bezahlte Jnserate, und als ser es ein besonders gün'
stiges Angebot, in einem so beliebten nnd vielsach benutz'
ten Insertionsorgan zu annoncieren oder auf dasselbe
zu abonnieren. Dabei mache es keinen Unterschied, ob die
Füllinserate durch unmerkliche oder nur dem Fachman»
verstündliche Kennzeichen von den bezahlten unterschiede»
seien. Es käme auf die Jrreführung des großen Publi'
knms an.

— Die größten Kaffeetrinker sind nach einer sran'
zösischen Statistik, die Nczrdamerikaner. Die Hälfte
von allentKaffee ,der auf derWelt produzi'ert wird, endigt
in den Vereinigten Staaten und dieser Verbrauch wächst
noch von Jahr zu Jahr. Ein richtiger Zjankee schlürft
im Jahre etwa 5 Kilogramm Kaffee, d.h. täglich etwa 13
Granun. An zweiter Stelle des Kaffeeverbrauchs steherl
die Deutschen, die im Jahre 3 Kilogramm Moccabohnen
in flüssiger Gestalt in sich aufnehmen, während die FraN'
zosen nur 2 Kilogramm das Jahr verbranchen. Diese
Statistik hat sicher eine Lücke, da der große Kaffeever'
branch Amerikas durchaus nicht allein mit dem doct
beliebten Trinken des edlen Bohnensaftes zusammeN'
 
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