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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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D«r nru ins HauS e'ma treiene natl. Abg. K i r s n e r kon-
statiert, daß auch im Schwarjioald und in dec Baar die land-
tvtrtschaf>liche Bsoölk-rung rnit einer gewissen Spannuna den
Verhandlungen in Berlin so!g:. Er iönne fests.'ellen. daß die
meistcn Jndustriellcu keine Gegner dcr Getreioezölle scien. llll t
den Tarifsätzen seien die Landwirte etiwerstandsn. insb.sondere
freuten sich auch die kleineren Landwirtc über die Minimalsätze.

Ebenso sprach der nril. Ädg. Hauser dafür. daß die Ge-
treidepreise wieser aus eine Hohe gebrachk werden, die dem
Landwiit wenigstens einigermaßen seine Äroeit lohne.

Abg. Burckhardt swild) bittet um Entschuldigung,
wenn er etwas kräftiger werde, als sonst (Heiterkeitl). Bei
den Vorschlägen Muser's habe er an den Dnlder Hwb denken
rnüssen (Heiterteitl), der seinen Freunden, als sie ihn in seiner
Krankheit trösten mollten, sagre: Jhr seid mir die rechten
Trösterl (Heiterkeitl). Wenn er daran denke, wie die Erntc-
berichte zusammengestellt werden, dann müsse er Muser aller-
dings zugeben, datz auch im bäuerlichen Lager manchmal etivas
mehr geflunkert wird. als notwendig ist (Heiterkertl). Ein
Beamter habe ihm einmal gesagt, als er einen Ernteberichi ab-
fatzte, man dürfe nicht alles hineinschreibeu, das könnre sonst
für die Bauern böse Folgen haben (Heiterkertl). Es ser der
arötzre Humbug, datz nur die Grotzgrundbesrtzer Slutzen bon
den Zöllen haben (Heiterkeitl). Mcher's Ausführrmgen uber
die Hühnerhaltung seien ihm als ein wahrer Eiertanz vorgekom-
men (Stürmische Heiterkeitl). Muser und Dreesbach haben
viel von Erziehrmg gesprochen nnd die Junker angegriffen.
Unter Erziehung verstehe er auch, datz man nicht erne Klasse
auf die andere hetzt (Sehr richtigl). Seit den Handelsverträ-
gen gehe es mit derr Bauen rapid abwärts; alleweil ziehe
alles der Stadt zu, wv dic Sozialdemokraten predigen, wie
fie die Bauern glücklich machen wollen. Diese wissen ganz
gut, wlche Zwecke sie verfolgen l ivenn sie nn Zollkampf siegen,
dann gute Nacht Monarchie l (Heiterkeit!) Er habe nichts da-
gcgen, wemr rncm Caprivi ein Denkmal setzt, aber die Ucber-
fchrrft möchte er daranf setzen: Tod der Landwrrtschaft, es
lebe die Sozraldemokratie l (Heiterkeitl) Die Ausdrücke, die
Dreesbach rmd Mnser den Junkern gegenüber angewendet ha-
ben, seien kern Zeichen einer guten Erziehung. Wie würden
fre sich wehren, wenn man ihren Besitz angreifen würdel Die
tzunker haben sicherlich mehr Bildung, als die Herren Mifer
und Dreesbach zusammen (Stürinische Heiterkeit!). Jn land-
tvirtschastlichen Fragen kann man nur uns brauchen, nicht die
Herren Juristen. Diesen sage er: Schuster bleib bei deinen
Leisten (Heiterkeitl). Für Stroh haben die Herren Muser und
Dreesbach genügend gesorgt (grotze Heiterkeitl Abg. Geck:
Es gehört auch ein Dreschflegel dazu!) Die Steinhauer ser-
nes Wahlbezirkes haben ihn (Redner) nur gewählt, wegen ser-
»rer Stellnng zur Wahlrechtsfrage. (Wacker: Na, die meinten
eben, Sie wären weniger nationallibcral! Heiterkeitl). Die
Nede des Finanzministers habe ihm im allgemeincn gcfallen;
er wünsche nur, datz er sich zu den Forderungen des Buudes
der Läudwirte etwas freundlicher stellt. Zuni Schluß habe er
»roch etwaS über die Grundbuchunordnung (Heiterkeitl) zu
fagen. Mit drcser sei kein Mensch zufrieden, der Staat erst
»echt nicht. (Brabo!)

Abg. Müller (nat.-lib.) nimmt den Bund der Land
Mirte gegen die Angriffe Muser's und Dreesbach's in Schntz
rmd begründet ausführlich dre Zollforderungen des Tarifs.

Abg. Grerff (nat.-lib.) betont, daj; jeder, der einmal
rn der Landwirtschaft thätrg ivar, ohne weiteres zu der Ueber-
zeugung kommen mutz, datz die Landwrrte eines kräftigen
Schutzes bedürfen. Redner tritt für Verbesserung des ländli-
'chen Kredrtwesens ern, das Abkommen mit der Rhein. Hypothe-
ken-Bank genüge für die klernen Landwirte nicht. Jm Bezirk
Heidelberg habe die Bank z. B. im letzten Geschästsjahr nur
L4 Darlehen im Gesamtbetrage von 80000 Mark abgegeben.
Kerner wäre die Erhöhung der Staatsbeiträge an arme Ge-
«reindeu für Schulhausbauten dringend zü wünschen. Ucber
unsere Eisenbahnpolitik herrsche rnr ganzen Lande die grötzte
Znfriedenheit.

Um Uhr wird die Srtzung abgebrochen und auf Sams-
tag 9 Uhr vertagt.

Aus der Karlsruher Zeituncf.

— Seine Königlrche Hoheit der Grotzherzog haben
den evangelischen Pfarrer und früheren Dekan Karl Wolff
in Darnbach zum Kirchenrat ernannt urid dem Brrefiräger
Ludwig Kasper in Rastatr die Erlaubnis zur Annahme und
zum Tragen des ihm verliehenen Königlich Preußischen All-
gemeinen Ehrenzeichcns erteilt.

— Dre Uebertragung der Stelle eines Postinspekrors für
den Bczirk der Kaiserlichen Oberpostdrrektion in Karlsruhe
an den Postinspektor Buhtz rn Köln hat die Höchstlmrdes-
herrliche Bestätigrmg erhalten.

Karlsruhe, 16. Jan. Der Grotzherzo g nahm
heule Vormütag von 11 Uhr an bis 1 Uhr den Vortrag
des Präsidenten des Evangelischen Oberkircheruats Ge-
heimerats Dr. Wielandt cntgegen. Nachmittags besuchten
der Großherzog und die Großherzogin mehrere qrötzere
Kanfgeschäfte in der Stodt. Danoch hörte der Grohherzog
die Vorträge des Geheimen Legationsrals Dr. Freihcrrn
von Babo und dcs Legationsrats Dr. Seyb. Heute Abend
besuchten der Großberzog, die Großherzogin und die Kron-
prinzessin von Schwcden und Norwegcn die Opernvorstellung
im Großherzoglichen Hostheatcr.

Ausland.

Oesterrcich-Ungar«.

— Als der bekamrte deutsch-österreichische Abgeord-
nete Wolf vor Mouaten sein Mandat mederlegte, stie-
gen sofort Gerüchte auf, die sich in die Frage nach dem
>,Ewig Weiblrchen" zuspitzten. Mittlerweile ist bekannt
geworden, welches Bewandtnis es damit hat und zuin lle-
berflusse hat Wolf, der sich zur Wiederwahl gestellt hat,
die Sache anr Sonntag in einer Wählerversammlung
öffentlich bekamrt gegeben. Er, der Gatte und Vater,
hatte mit der Tochter eines anderen Abgeordneten, Tschan,
ein nnerlaubtes Verhältnis gehabt. Diese Tochter war
dann die Gattin des Professors Seidl, von der Land-
Ivirtschaftsakadeinie in Tetschen, geworden, und Dr. Serdl
hatte gegen Wolf stark gewühÜ. Seidl ist jetzt seines
Lehramtes enthoben worden. Wolf hat nun am Sonn-
tag seinen Wählern erklärt, man müßte ihn sofort hinaus-
jagen, wenn alles über ihn Erzählte wahr wäre; der Blitz
der Gemeinheit habe ihn getroffen, und man suche ihn
als Politiker und als Menschen zu vernichten. Er jage
nicht nach dem Mandat, sondern lechze nur nach dem Ver-
trauen der Wähler. Dann sprach Wolf:

Ia, ich habe mich vergangen, aber wenn man das Privat-
leben unserer Abgeordneten bloßlegen würde, so würden wahr-
scheinlich morgen alle Abgeordneten ihre Mandate nieder-
legen. Den Abgevrdneten Tschan kannte ich, als ich das
Verhältnis mit seiner nnverheirateten Tochter hatte, ,nur
oberflächlich. Erst später traten wir uns näher, als er irr der
Organrsatron des deutschböhmischen Volkes arbertete. Jch bin
heute stolz auf rmser freundschaftlrches Verhältnis. Wre wir
berde nns ausgeglichen haben, das gehe weder rmsere politischen
Frernrde noch Feinde etwas an. Ein Bergehen habe ich nnr

mciner Fran gegenriber verübt, und diese hat mir um unserer
Kinder willen berziehen. Dem Dr. Seidl, toelcher serne Frau
bei den Haaren anf den öffent-lichen Mcrrkt zerrt, folge
ich nicht, weil ich sonst die ganzen Dciails erzahlen rmrtzre,
die nrich entlasten würden. Nie und nimmer, unter kerrren
Nmständen und lieber gehe ich zugrurrde, werde ich gegen
eine Frau aussagen ... Hinterlist und Tttcke haben sie
nie an mir gesehen. Jch bin wohl etivas hitzrg und tempera-
meutvoll, rmd so kamr es hier und da vorkommen, datz mern
Gefühl mit dem Verstcmde durchgeht. Diesem Umstand rst
auch meiu Vergehen zuzuschreiben. Aber einer überlegten
Schlechtigkeit halten Sie mich nicht für fähig. (Rufe: Nie-
malsl). Die Nffäre ist in ritterlicher Weise ausgetragen wor-
den. Jch haü nrein Mandat niedergelegr, weil rch PhYsisch
und psychisch erschöpfr war. Nur infolge der dringenden Auf-
forderung der Vertrauensmärmer beschlotz ich, mich wieder
um das Mandat zu bewerben.

Bemerkt sei noch, daß vor eimgeir Tagen Frau Tschan,
die Mutter der Frau Seidt, eiue längere Erklärung
in der Presse veröffentlicht hat, in welcher wohl ihr
Schwiegersohn, Dr. Seidl, sehr schlecht wegkommt, dai-
gegen Wolf seyr glimpflich behandelt wird. — Wolf ist
inzwiWen, wie gestern gemeldet, znm jAbgeordneten
qewäblt worden.

Afrika.

Pretoria, 14. Jan. Jn den FlüchtlIngs-
Iagern von Krügersdorp, Potschesstroom und Klerks-
dorp wurden angeblich kürzlich von General Andries
Cronje und denr Kommandanten Vermaas Versamm-
lungen von Burghers abgehalten, iu denen Beschlußan-
träge angeuommeu wurden, welche gegen die nutzlose
Fortsetzuug des Kampfes vou Delarey und anderen sich
aussprechen. Ferner wurde eine Resolutiou angenonv-
men betr. Bilduug eiuer neueu Abteilung National-
schi'itzen zum Dienst in Südsu Transvaals. Es stnd ge-
nnq Nameu unterschrieben worden sodaß die neue Äb-
teiiung nnvcrzüglich zn unabhängigen Operationen wird
abqehen können.

Vrybnrg, 16. Jan. Eine Burenabtei-
lung überschritt am 11. Januar die Eisenbahn-
linie westlich von hier und brach die Schienen in der
Nähe von Maritzani auf. Es soll zwischen Loats Schützen
und dem nnter Fonche stehenden Kommando bei Moohoek
zu einem Gefecht gekommen sein. Ein Pänzerzug kam
ani 12. Jan. in derselben Gegend mit den Buren in Be-
rührnng nnd eröffnete mit Maximgeschützen Feuer auf
dieselben. Der Verkehr auf dieser Linie ist wieder auf-
genoinmen.

vis nneütrüAlic üs Isüüakts^s-oüfrÄKS naoü nnssrsr
Istrtsn siünaodtsprämis

^WMMII.

voiZ k'sodnor'

kür Lc.bonn6uton äsr „II s i ä sl b srA s r ^situnz"
vsro.nlg.s8t ulls, llooü LsstsliuoKSN snt§sgso2nnsümsn
unä soloüs, kalls sins ^snnZsnäs ^uriri.ül LsstsiiunAsn
sinlänkt, g.uoü jstrt nooü Lllm sslüsn üiiliASll krsiss
7,n lisksrn.


Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 17. Jsiwac.

j Bortrag Bettmami. Der Vortrag, den vorgestern abend
Professor Bertmann im Gartensaale der Harmonie vor
zahlreicher Zuhörerschafi hielt, paßt sehr gut in dcn Rahmen
der Bestrebungen des Vereines gegen Mitzbrauch geistiger
Getrünke und des Vereines für Volkshygiene und Volksbil-
dung. Denn was wirkt segensreicher für das Allgemeinbefinden
des Körpers nnd der Seele, was birgt mehr Vorteile in sich
als ein erfrischendes Bad? Redner gab ein anschauliches Bild
von der historischen Entwickelung des Badewesens, von seincr
Vollkommcnheit und Blüte im Altcrtum unter Griechen uud
Römern, seiner hohen Pflege im Mttelalter mit seinen schönen
Erfolgen sowohl wie seinen späteren Auswüchsen. Auch über
dle Anwendungsformen der Bäder, kalte, warme usw. flocht
er manch Charakteristisches rmt ein und kani weiter auch auf
die llrsachen des Niederganges zu sprechen. Heute steht das
Badewesen leider nicht auf Ser Höhe, die es vcrdieute. Es
sind da einmal die grotzeu Kosten, die die Errichtung und
Erhaltung einer Badeanstalt erfordert, dann aber auch wirkt
der Umstand mit, daß die Badeanstalten in Deutschland nicht
die staatliche Unterstützung finden, wie sie in England und
Frmikreich für uns vorbilvlich sein sollte. Wenn mau bedcnkt,
welche Vorteile das Baden vor allem auch das 'Schwimmen,
in sich birgt, und ferner berücksichtigt, datz cs nicht nur eine
Erfrischung bedeutet, sondern auch Charakter und Erziehung
bceinflntzt, da sollte man allen Ernstes darau denken, auch
im Winter hinrcichende Badegelegenheit zu schaffen, was
jetzt leidcr noch nicht der Fall ist. Die Thatsache, datz es
in Deutschland iwch 711 Ortschaften mit über 3000 Einwohnern
giebt, die keinerlei Badeanstalten besitzen, illustriert treffend
wie ivenig Eingang noch das Badewesen gefunden hat. Und
doch ist es geradc für die breiten Volksmassen von eminenter
Wichtigkeit ,datz diese hygienischen Einrichtuugen nicht ver-
nachlässigt wcrden. Noch höher fast als gesnnde Wohnungs-
verhältnisse aber steht für die Arbeiterbevölkerung das Bade-
wcse». Die wunderbare Thätigkeit der Hant, über die sich
Redner sodmui eingehend verbreitete, die dazn geschaffen, den
Mcnschen vor Krankheiten zu bcwahren, verdicnt die sorgfältig-
ste Pfege nnd nicht genng ist es, datz nur im Sommer gebadct
wird, anch !m Winter mutz hierzu Gelegenheit gegeben sein.
Erkältungen sind Anzeichen dafür, das; die Wärmereguliernng
der Haut nicht funktioniert hat. Cs ist ein grotzer Vorteil, datz
das Militär, die Schnle, öffeutliche Anstalten uud größere
Werke dcni Badcweseu die gewohnte Beachtung geschenkt und
zweckmätzige Badeeinrichtungen getroffen haben. Für die All--
gememheit smd aber die Brausebädcr, die smnreichste und bil-
ligste Form, noch nicht in genügender Unzahl vorhanden und
hier gilt es Hebel cmzusetzen, um auch dem Volke den Segen
dieser samtaren Einrichtung zu teil iverden zu lassen. Mit
ungeteilter Aufmerksamkeit folgten die Anwesenden den lehr-
rerchen und fesselnden Ausführungen -es Herren Professor
Bettmaim und dankte auch Herrn Medizmalrat Kürz für eine
mtereffante Alkoholstatistik bei Ausschreitungen. — Wir in
Herdelberg brmichen nns bezüglich des Badewesens ja gerade

nicht zu beklagen (siehe Einrichtungen der Ortskrankenkasse,
iu den Schulen rc.) abec auch ber uns kmm es noch ge-
förderr werden nnd es würde sehr erfreulich sein, tvenn dieses
Ziel nicht vernachlässigt tvürde. Und das sei auch uisser Wunsch-
Möge das Badeivesen doch recht bald ilnd stetig segensreichk
Erfolge zeitigen für deu Emzelnen sowohl tvie für das Gesaml-
tvohl.

Main-Neikarbalm. Der Staaisvertrag ztvischen Badei'-
Preutzen und Heffen betreffs der Main-Neckar-Bahn ent-
balt 14 Art.. Danach mird dieDirekrion inDarmstadr am 1. Okr-
d.^ I. mssgehoben, die Verwaltung geht an die preutzisch-hest
sische Eisenbahndirektion in Mainz über. Bei dcr Eisenbahm
direktion in Mainz tvird eine Mitgliedstelle von Baden be-
setzt. FLr die Vertvalrung gelten die preußisch-hessischen
Grundsätze. Nach Arr. 4 lverden die Betriebseinnahmen der
Main-Neckarbahn in der Weisc aiss Baden einerseirs und mif
die Preutzisch-Hessische Eisenbahngememschaft andererseits ver-
teilt, datz die Anteile Badens an den Verkehrseiimahmen
für die anf badischeni Gebiet belegenen Strecken der Main-
Neckar-Bahn ermittelt und nebst einem als Ersatz f«c
alle svnstigen Betriebsemnahmen bestimmren Zuschlage Ba-
den zugewiesen tverden, wäyrend der Rest der Preutzisch-Hes-
sischen Esseiibahngemc'mschaft verbleibr. Hinsichtlich der Tarise
im Personen- und Gütcwerkehr ist die Preutzisch-Hessische Eisen-
vahngemeinschaft für die auf Preutzischem und Hessischem Gc-
biete gelcgenen Bahnstreckeu, die Badische Regierung für die
auf Badischem Gebiete gelegenen Bahnstrecken der Main-
Neckarbahn zuständig. Es dürfen indes inr Verkehr der auf
badischem Gebiete gelegenen Stativiien der Main-Neckarbabn .
mrt den Stationen dieser Bahn auf hessischem und preutzischeM
Gebiete die bisherigen Grundtaxen der Main-Neckarbahn ohnc
Zustimmung dcr drei Regiermigen nicht erhüht werden. Fernec
kann die badische Regierung für die cmf badischem Gebiete
gelegenen Stationen der Mam-Neckarbahn Tariffestsetzungcn,
dre von den für die Strecken der Badischen Staatsbahn je-
weils giltigen Normen abwerchcn, nur anordnen, lvenn über die
Schadloshaltung der Preußisch-Hessischen Eisenbahiigemeirsschaft
für die ihr etwa erwachsenden Nachteile (Verminderrmg des
Badischen Anteils an den Ausgaben oder erhöhte Kostenaufwen-
dung) mit der betriebsleitenden Verloaltung eine Vereinbarrmg
erzielt ist. Das gesamte arn 1. Oktober vorhandene Dtenst-
personal der Main-Neckarbahn wird von der betriebsleitendeu
Verwaltung milübernommeu. Ausgenommen hiervon ist ff- )
doch dasjenige badische Persoual, tvelches mit und in Folge dcr
Vereinfachung des gesamten Dienstcs der Dtain-Neckarbahn
entbehrlich tvird; dieses Pcrsonal ist von der Badischen StaatS-
bahn zu üüernehmen.

Vom Kommandanten Jooste. Für alle diejenigen imserer
Leser, wclche im November vorigen Jahres dcm Vortrage dcs
Burenkommandanten I o o st e in der Turnhalle miwobnten,
dürfte cs nicht unmteressant sein, durch den nachstehend mit-
geteilten Brief an das originelle, kernig-naive Bnrendeurfch
des Redners tvieder erinnert zu werden. Deinselben ist näm-
lich vor kurzem auf dem Gipfel des Simplon das Malheur
tviderfahren, gründlich eingeschneit zu werden, und er schreibt
über dieses ihm neue Erlebnis an einen Freund unter dem
3. ds. M. „Jch sihen hier in ein schön geschichte. Hente früh
Domodossola verlaffen i» gute wetter per toagen bis Jselle.
Von dort mii schlitten und keine stnnde wciter fängt die pferöe
an in die 2 mt schnie fäst zu setzen. Dr. Fibston, ein Amcrika-
nische Arzt und ich müssen aus steigen imd bis an die knieen
lauffcn. Später köimen die Pferde gar nicht mehr gchen,
legen bis an rüggen in schnie, wmd fängt au zu wähen so
das wir bcina nicht cmf unser beine könte stehen. 8 Mcmn haben
das schnie tveg gewierffen, aber alles helfen nichts, die pferde
gehcn immer wieder nnter. wir sind deshalb angefangen zU
gehen und die tour wünschen ich nicht wieder in mcin Icben
zn machcn von SVo stunden bis hierher. Oie Wind habcn
uns beina dic abgrunde hin unter gewähen. Die stiicklcn ^äinie
imd eis die von die gebirchcn hin untcr siärtftc tvar schön -m
ichen, aber mcht herlich für weg zu hard laisscu. Jch haben
tein drockenes kleider yier mit gekommen imd sitzen imn mit
ein ansuch, dic für ein 2 mt Jtaliäner bestimmt is,'weil meinen
gedrokken iverden. Denken Sie, S'ch stunden bis am ihr hose
tnupffeu in weigges schnie zu spahzehren ohne zu wissen wenn
der wind Jhr koff af tvähen lvil, mit ein sehr schrales frü-
stück in magen. (Ein deutsches Biefstück war viel geld werd.)
Hier haben Jch beina die gansches Hotel auf gefreffen. Die
leute habe znrück telegrafiert, aber wiffen nich-ts mas von
uns Schlittenfferde geworden sein. Wenn ich hier vielleicht
verpflicht seiü zum überwinter», sein dan so gut mir ewe
Porsion Vvn die erste Sendimg Kriegsgefängene Cigarren
und warm Kleider hier her zu schicken und nni. zu oetrachten
als eine Schnie Gefängene zu mehr das Jch Sie fersicherei. öas
datz not m Liesem Concentrationslagec sehr grotz ist. Schöne
Gruß ans der Schniegefängnis an Sie allen. Jhr Jooste.

«tädtischer Saalliau-Maskenball. Wie ans dem Jnse-
ratenteil ersichtlich, wird der so schnell beliebt geworden«
Ltlidtssche ^Saalbaumaskenball auch in diesem Jahre, und
zivar am Samstag, den 1. Februar, stattfinden ^ie Vorbe-
reitimgen zum würdigen Empfang des Prinzen Karneval
und semer aimmtigen Begleiterm Terpsichore sind bcreits
im Gange, und wir könncn schon heute verraten, datz ein
äutzerst genutzreicher Abend zu erivarten steht. Dcr Ballsaal
ivird, wic das letztcmal, in eine Winterlcmdschafr, die bisherige
Sektbude aber in eine originelle Banernstuüe mngeiixmdelr
werden. Bctreffs der Prämiierungen ist zu bemerken, datz
zwcr sehr wertvolle Grnppenpreise sowie sechs beziehungsweise
vicr Emzelpreise für die schönsten Damen- und iöerrenmaS-
ten zur Verterlung gelangen. Nach den in den° Vorsahren
gcmachten Erfahrungen dürfte es auch diesnial nicht an zahl-
reichcn Bcwerberinnen nnd Bewerbem nm die Preise, die i'ibri-
gens einige Tage vor dcm Ballc im Laden des Herrn -liilius
Otto jHauptstraße) ausgestellt iverden, fehlen. Sämt-
liche Lokalitätcn des Saalbaues sind am Ballabende nur
für die mit Karten versehenen Personen geöffnet. Der Ein-
trittispreis für die Karte für -^aal imd Gallerie ist wieder

anf drei Mark — abends an der Kasse anf vier Mark_fest-

gesetzt. Der Vorvcrkauf bcginnt am 29. Jannar; die Kou-
trollc wird m dcrselben Weise wie seithcr. gehandhabt —
S-ur heute dürfte wohl schon dieses erste kurze Signal genü-
gcn, um alle Freunde der edlen Narretei mobil zu macben
fur die bevorstehende Rarrenschlacht gegen Hypochondrie
nnd Griesgram.

** Zur Fernsprechgebiihrenordnuug Für jedcn Anschluß aN
die stadtfernsprecheinrichtung !n Heidelbera w-lch-r nickt
weiter als 5 Kilometer von der VermitielungSstelle ems-rnt !,'t
b-trägt die BausÄgebiihr Vvm !. April 1602 abI50MH
Eine Aenderuna in d-r Grundaebühr tritt nicht em ^niolae
der Echöhung der Bauschgebüdr bc.b-n dicjeniacn Teilnehmer an
der «tadt-Fernsvrechclnricktung. wclchx die Banschaebübr
zahlen, das Recht. ihre Anschlüsse zum 1 April 1902 M
kündigen. Dic K....diam,g mutz d'i? z..-mAb!aufed°«
eieebruar bti deni bieslaenTelearaphenamte angebracht werden.

s. Der „Verband dentscher Historiter" hat m!t Rückstcht auf
den vNtorckeitag, der im Fruhling deS J-Hres 1902 in Rom ab-
gchalten werd-n M, seine e.gene Tagun« in H e id - lb e r « auf
^Ojterdienstag) 19 0 3 verlegt, Er komwt
damit -inem Wun ch- entgegen. d-r vonseiten d-r italienischen

^and"öenammen römischen Zusammenkunft in dic

Hand genommen haben, ausaesprocben worden ist.

Dailffchrift des Dr. Leyds. Dem hiesigen Männergcsang-
vecem gmg al» Qurttung auf einen von ihm eingesandten Be-
ivag aus Brusiel folgendes Schreiben von Dr. Leyds zu: Euec
Wohlgeboren beehre rch mich den Empfang der mir gütiast pec
Postanwessung vom 3. d. Mts; übermachten Frs. 24.62 zu
Gmssten notleidender Burenfrauen und Kinder ergebenst zck
 
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