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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0263

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eiue Reinsion des Strafgesetzbuches für wünschenswert erschei-
nen lassen, gehört vor allen diejenige über die Strafmündigkeit.
Das strafmündige Aller mützte von 12 auf 14 Jahre herauf-
gesetzt werden. Er begrüße mit Freuden die Resolutiou
Gröber. Die Auslegung der groben Unfugparagraphen sei
zu bemängeln. Der fliegende Gerichtsstand der Presse möge
beseitigt werden.

Staatssekretär Nieberding: Er habe seinerseits die
Frage des fliegenden Gerichtsstandes der Presse bei den Ver-
bündeten Regierungen in Anregung gebracht, die angeknüpften
Verhandlungen wären zu seinem Bedauern zur Zeit noch nicht
zu Ende geführt.

Abg. o. Dziembowski (Pole) wünscht ^gerierelle
Entschcidung der Frage der Kompetenz der ordentlichen und
Verwaltuilgsgerichte.

Abg. M ü l l e r - Meiningen (freis. Volksp.) verlangt,
daß endlich das Zeugniszwangsverfahren von der Bildfläche
verschwinde. Er berührte den Fall Kulenkampff und die
Behandlung gcfangener Kmb-r >en Fall, wo

ein Fürst die Gefängnisstrafe der Kinder in Prügelstrafe um-
wandelte und selber vollzog.

Staatssekretär Nieberding weiß nichts von einer sol-
chen Prügelstrafe.

Abg. Heine (Soz.) hält die Gröbersche Resolution'für
«ngeeignet.

Hierauf vertagt sich das Haus auf Montag.

Tagesordnung: Rest der heutigen und kleinere Vorlagcn.

Schluß 5A, Uhr.

Madischer Landtag.

Karlsruhe, 8. Febr.

3 5. Sitzung dcr Zweiten Kammer.

Am Regierungstisch Minister Freiherr von Du s ch,
Schenkel und Rcgicrungskommissäre. Eingegangen ist eine
Petition der etatsmaßigen Beamtcn von Eberbach, das Woh-
nungsgeld betreffend. Minister Schenkel legt einen Ge-
fetzentwurf vor betreffend die Auflösung der Gcmeinde Hand-
schuhsheim und Vereinigung derselben mit der Gemcinde
Heidelberg.

Es folgt die Spezialberatung des Justizetats.

Bei dem Titel „Sachliche Amtsunkosten" befürwortet Abg.
Frühauf (freis.) eine erweirerte und billigere Publikatiou
der Gesetze und Verordnungen; der Minister sagt eine Prü-
fung der Angelegenheit zu.

Abg. Wittum berührt die Frage der Errichtung emer
Kammer für Handelssachcn in Pforzheim, die schon auf dem
letzten Landtag zur Sprache gelangte.

Miuisterialdirektor Hübsch : Die Prüfung sei cmgetreten,
habe aber nicht zu dcm Ergebnis geführt, in Pforzheim eine
solche zu errichten. Dahingegen sei in Karlsruhe eiue zweite
Kammer errichtet worden. Das Schwcrgewicht des Zuwachses
der Geschäfte liege vorerst noch in Karlsruhe.

Abg. Frühauf bringt eine Reihe Wünsche betreffend
das Landgericht in Karlsruhe vor und bemängelt die Art
und Weise, wie die Termine anberaumt werdcn. Es sei leider
immer noch Uebung, dieselben auf ein u. dieselbe Stunde anzu-
beraumen. Redner befürwortet Errichtung eines Landgerichts
in Villingen.

Abg. Binz hebt hervor, daß die alte Praxis in der An-
beraumung der Termine leider wieder eingerissen sei.

Abg. Frühauf erkennt die Verdicnste des obersten
Leiters der Staatsanwaltschaft an, bezweifelt aber, daß die
Unpartsilichkeit der Gerichte gewahrt bleibe, durch die domi-
nierende Stellung der Staatsanwälte. Die Staatsanwälte
>eien bon der Regierung abhängig und er glaube nicht, daß
die Objektivität gcfördert werde, wenn die Staatsanwälte stets
in die höchsten Richterstellen einrückten.

Der Präsident bittet den Rcdner ernstlich, nicht
wieder in die Generaldebatte zurückzufallen.

Als Abg. Frühaus abcrmals den Fall Weipert und
den Strafvollzug zur Sprache bringt, erklärt Ministerial-
direktor Hübsch, der badische Strafvollzug stehe so hoch,
daß er es nicht für notwendig halte, eine befondere Beweis-
führung dafür zu erbringen, daß bei uns ein gerechter und
humaner Strafvollzug herrsche. Gestern sei ihm ein Brief
eines früheren Strafgefangenen zugegangen, in dem ausge-
führt sei, die Rede Frühaufs über den Strafvollzug habe ihn
veranlaßt, den Brief zu schreiben und freiwillig Zeugnis
abzulegen, datz der Strafvollzug recht gut sei; das Konstanzer
Gefängnis sei mit einem guten bürgerlichen Haus zu ver-
gleicheii, das Freiburger mit einem ersten Hotel.

Abg. Obkircher weist den Vorwurf zurück, als ob
durch die Berufung von Staatsanwälten in 'die höchsten
Richtcrstellen die Objektivität der Geschäftsbehandlung in ir-
gend welcher Weise leide.

Abg. Frühauf befürwortet eine materielle Besser-
stellung der Amtsgerichtsdirektoren und hält eine Abänderung
des Einzugs der Gerichtskosten, der sehr umständlich sei, für
dringend geboten. Cndlich weist Redner auf die Unzulänglich-
keit dcs Karlsruher Amtsgerichts hin, dessen Zustand geradezu
als ein unwürdiger bezeichnet werden müssc.

Justizminister Freiherr v. D u s ch erklärt, daß die Iiegie-
rung bemüht fein werde, die Stellung der Amtsgcrichtsdirek-
toren sobald wie möglich zu verbessern. Durch den Auszug
Les Oberlandesgerichtes werden für das Amtsgericht 22 neue
Räume geschaffen, so daß der jetzige Zustand erhcblich gebessert
würde.

Abg. Frühauf bittet um eine wohlwollende Prüfung
der Petition der Gerichtsvollzieher, deren Einkommcnsverhält-
nisse dringend der Aufbesserung bedürften, und regt cine Ver-
einfachung der Mormulare derselben an.

Bei Titel „Notariats- und Grundbuchwesen" vertritt Abg.
Goldschmidt- Engen die Bitte um ein Notariat in Jm-
mendingen. Seitens der Regierung wird erklärt, daß Er-
hebungen hierüber im Gange seien. Bei Beratung des außer-
ordentlichen Etats werden gleichfalls eine Reihe von Wünschen
vorgebracht, die im allgemeinen ähnlicher Natur sind und von
den Abgeordneten Schmidt, Kist, Hauser, Weygoldt, Gold-
schmidt-Engen, Franz, Obkircher geäußert werden.

Die einzelnen Positionen des außerordentlichen Etats
werden genehmigt in Höhe von 1 038 460 Mark und zwar
100 000 Mark als Schlußrate für Neubau dcs Oberlandes-
gerichtes, 67 760 Mark für Neubau eines Amtsgerichtsge-
bäudes in Lahr, 100 000 Mark für Neubau eines Amtsge-
fängnisses in Säckingen, die übrigen Positionen werden ohne
Debatte gutgeheißcn. Nächste Sitzung Donnerstag halb 10
llhr. Petitionen.

Preuße».

Bcrlin, 8. Febr. Dem Sl b g e o r d netenh au s e
ging der Gesetzentwurf betr. Bewilligung weiterer Staats-
mittel fnr Verbesserung der Wohnungsverhältnisse
der Arbeiter in Staatsbetrieben und geringst besoldeten
Staatsbsamten zu. Dis Vorlage ersordert 12 Millionen
Mark.

Beifall aufgenommen. Das Publikum folgie dsr Handlung mit
größtem Jntereffe und rief den Autor unermüdlich vor die Rampe.
Frau Hohensels bot als Beate sine Leistimg von erschütterndcr
Wirkung, wofür ihr das Publikmn bet offener Scene dankte. dte
übrigen standen ihr würdig zur Seite, namentltch Kellingbausen,
Nissen und Völkerling-Devrient, sowie Meixncr-Heine ffnd her-
vorzuheben.

Sachsen.

— Dem zurückgetretenen sächsischen Gesamt-
ministerium gehören folgcnde fünf Mitglieder an:
Hr. G. v. Metzsch-Reichenbach, vorsitzender Staatsminister,
Minister des Jnnern und der auswärtigen Angelegenheiten;
General P. Edler v. d. Planitz, Kriegsmtnister; Dr. von
Seydewitz, Mtnister für Kultus und öffentlichen Unterricht;
Hr. v. Watzdorf, Finanzminister, nnd Dr. W. Rüger,
Justizminister. Jm Finanzministerium war es in den
letzten Jahren zur Regel geworden, daß die Bauanschläge
ganz unverhältnismäßig überschritten wurden, was vom
Parlament sehr unangenehm empfunden wurde. Der
Stiwmung der zweiten Kammcr hat dann in der Sitzung
vor dem Rücktritt des Kabinets der konservative Abgcordnete
Stöckel-Dresden entschiedenen Ausdruck gegeben; er führte
aus, er bedaure, daß die Regierung durch die -Erklärung
ihre früher in der Kommission gegebene wieder abschwäche.
Sache der Regierung sei es, darauf zu achten, daß im
Znteresse eines gesunden Verfassungslebens das Recht der
Stände gewahrt bleibe. Die Kammer sei mit den
Leistungen des Finanzministeriums durchaus nicht ein-
verstanden, wünsche viclmehr daß ein anderer Kurs
eingeschlagen werde. Wenn im gewöhnlichen Leben eincm
gesagt werde: „Du hast unser Vertrauen nicht
mehr!" dann gebe man sich dieHand und sage Lebewohll
Er hoffe, daß er deutlich genug gewesen set,
um verstanden zu werden. (Großer Beifall.) Es war
also ein Mißtrauensvotum gezen den Finanzwinister in
schärfster Form und es hat gewirkt.

Dresden, 8. Febr. Heute Mittag fand im Königl.
Schlosse unter dem Vorsitz des Königs eine Sitzung
des bisherigen Ministeriums statt. Wahrscheinlich
bleiben die Minister mit Ausnahme des Finanzmtnisters
Watzdorf auf ihrem bisherigen Posten auf Wunsch des
Königs. Für den erledigten Posten Watzdorfs nennt man
mit Bestimmtheit den Oberbürgermeister Dr. Beuter.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hohett der Grohherzog haben den
Forstasseffor Karl von Beulwitz zum Oberförster in Stein
ernannt. Registrator Karl Ascani beim Amtsgericht MoSbach
wurde wegen leidender Gesundheit in den Ruhestand versetzt.

Karlsruhe, 8. Febr. Der Großherzog hörte
heute Vormittag von 10 Uhr an den Vortrag des Präst-
denten Dr. Ntcolai. Um 12 Uhr empfing Seine König-
liche Hoheit den General der Jnfanterie von Bock und
Polach, Kommandterendcn General des 14. Armeekorps.
Hierauf metdeten sich eine Anzahl Offiziere und Sanitäts-
offiziere. Der gestern beabsichtigte Besuch der Professoren
der Kunstakademie Dill, Ritter und Weißhaupt durch die
Großherzoglichen Herrschaften konnte nicht zur Ausführung
kommen, dagegen besuchten JhreKöniglichen Hoheiten gestern
den Generaldirektor Professor Thoma in seinem Atelier.
Heute Nachmittag hörte Seine Königliche Hoheit der
Großherzog die Vorträge des Geheimen Legationsrats Dr.
Freiherrn von Babo und des Legationsrats Dr. Seyb.
Um halb 8 Uhr findet eine große Hoftafel zu Ehren des
bisherigen Kommandierenden Generals des 14. Armeekorps
Generals der Kavallerie von Bülow und Gemahlin statt,
wozu zahlreiche Einladungen ergangen sind. Die Kron-
prinzessin Viktoria besucht heute Abend die Oper
im Großherzoglichen Hoftheater. Dieselbe nimmt an der
Abendtafel bei dem Prinzen und der Prinzessin Max teil.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 8. Februar. Jn der Verhandlung des Re-
krutengesetzes besprach der Sozialdemokrat Daszynski die
Affäre des wegen Wechselfälschung auf den Namen der
Kronprinzessin-Witwe Stefanie und der Prinzessin
Loutse von Coburg zu sechs Jahren Kerker verur-
teilten Oberleutnants Mattasich. Diesem Offizier habe
die Gunst der königltchen Prinzesstn von Belgien Ehre und
Freiheit gekostet. Seit vier Jahren schmachte er unschuldig
im Kerker. Die Thatsachen sprächen mit ehernen Konse-
quenzen für seine Unschuld. Mattasich hatte gar kein
Jnteresse an der Fälschung; er habe keinerlei Vorteil davon
gezogen. Man habe ihm vor setner Verhaftung freie Flucht
ins Ausland gesichert, falls er von der Prinzessin lassen
wolle. Um die Rache des Prinzgemahls zu sättigen, wurde
ein Justizmord begangen und die Prinzessin von Coburg,
wiewohl sie die Gemahlin eines österrcichischen Generals
sei, als lästige AuSländerin ausgewtesen. (Hört, hört!)
Wolle der Landesvertetdigungsminister als Mann von Ehre
und reinem Gewissen auf sein Haupt diese Qualen und
Folgerunzen eines Unschuldigen nehmen? Wäre er (Redner)
Monarchist, so wäre er schon längst zum Kaiser gegangcn,
um ihn darauf aufmerksam zu machen, durch was die
kaiserliche Jdee in der Armee so furchtbar geschädigt werde.
Auch der Kadavergehorsam der Offiziere habe seine Grenzen.
Derlei Justizmorde seien nur durch den veralteten geheimen
Militärstrafprozeß möglich; deshalb sei eine Reform dringend
notwendig.

Amerika.

Washington, 8. Febr. Der Justizausschuß des Re-
präsentantenhauses legte den Bericht über den Gesetzentwurf
betreffend den Schutz des Prästdenten und die Unter-
drückung verbrecherischer Anschläge gegen die
Regierung vor. Der Bericht sagt, der Zweck des Gesetzent-
wurfs sei, den Präsidenten, den Vizepräsidenten und die
bei Amerika beglaubigten Botschafter und Gesandten zu
schützen, und zu verhindcrn, daß Leute nach Amerika
kommen, und sich daselbst naturalistren lassen, welche ver-
derbliche Lehren verbreiten oder denselben ergeben
stnd. Der Entwurf verfolge serner den Zweck, zu verhindern,
daß in Amerika Verschwörungen zurErmordung
von Herrschern anderer zivtlisierterNationen
angezettelt werden und dafür zu sorgen, daß für derartige
Verbrechen, wo sie auch immer begangen werden, in ganz
Amerika entsprechende Ahndung eingeführt werde.

Aus Stadt und LanS.

Heidelberg, 10. Febroar.

O Von der Univerfität. Professor Dr. Max Weber, des

seit mehreren Semestern krankheitshalber beurlaubte Ordina^
rius der Nationalökonomie an der hiesigen Universität, ist I»
weit wieder hergestellt, daß er aus dem Süden zurückkehren
kann nnd im Sommer seine hiesige Lehrthätigkeit wieder aui^
nimmt. ,

f Beerdigung. Der evang .Kirchenchor gab gestern eineM
seiner früheren Sänger, Herrn August Schifferer, da-
lehte Geleite. Herr Schifferer, der jahrelang ein treues UN,
beliebtes Mitglied des Jngendbundes ünd des Kirchenchar-
war, wurde im Oktober zum Militär nach Offenburg einhe^
rufen; auf ein Bittgesuch seiner alten Mutter, deren einziö;
Stütze er war, sollte er in den nächsten Tagen entlaffen werdeu-
da raffte eine Lungcnentzündung den blühenden jungen Ma>u>
hinweg. Er kam znr Murtcr zurück, aber als Leiche. KeU'
Auge blieb trocken, als Herr Stadtpfarrer Schmitthenne >
das beklagenswerte Geschick der alten Mutter schilderte nnd deru
Geschiedenen Worte der Anerkennung und des Dankes iii da-
Grab nachsandte. Untcr dcn ergreifenden Gesängen de-
Kirchcnchores wurde der Sarg der Erde übergeben. TiefbeiveB
schied die zahlreiche Leichenbegleitung von dem Grabe de-
Jünglings und der jammernden, alten Mutter desselben.

s. Deutschcr Abend. Die nationalen Vereine nnserer Stadi
habcn sich zusammengethan, um auf einem „Deut s ch s "
Abend", der am Freitag, 21. d. M., im großen Saal dee
städt. Saalbanes abgehalten werden soll, die Blicke unsere»
Mitbürger von Neuem lebendig auf die vielbesprochenen uud
doch so dunklen Fagen, anf die heißen und schicksalsschwercv
Kämpfe hinzulenken, die unser Volk an seinen Ostgrenzeu
beschäftigen und die nnsere ganze nationale Zukunft auf da^
crnsthafteste berühren. Der Geschäftsführer des deutsäie»
Ostmarken-Vereins in Berlin, Herr Dr. BooensckM'
ein im Osten geborener und großgcwordener Mann von ivci^

deutscher Abstammung, ein Kenner der Lage nnd ein vorzüiV
licher Redner, wird da, nach einer einleitcnden Ansprache de-'
Vorstandes der hiesigen Ortsgruppe des Ostmarkenverein^'
des Herrn Geh. Hofrats Professor E. Marcks, diePolcU ^
gefahr und die Bestrebungen dieses Verein-
erörtern. Wir unterlassen nicht, bereits heute im voraus aUI
diese Versammlung hinzuweisen. Näheres werden wir späteis
bekannt geben. i

/X Windbrüche. Ein eigenartiger Anblick in der That biete!
sich dem Spaziergänger dar, der von der Station Schlierbach Ä
den Linsenteich-Auweg verfolgt. Sehr bald schon triff'
man auf die ersten Spuren von Windbruch; und während eiE
ganzen Strecke steht man links vom Wege vom Sturm nnE
rissenc Bänme liegen. Charakteristisch ist die Nestform fiir du
Zerstörungen; es ist, als ob der Sturm sich aus nmgeriffene>!
Bäumen große Nester znrecht gemacht habe. Fast inimer lieSi
eine Anzahl Stämme zusammen, und wenn auch die meisten dO
entwurzelten Vänme mit dem Gipfel nach Westen weisen, so habei
andere stch nach Norden oder nach Osten umgelegt, wodnrch ebe>>
die genannte charakteristische Form entsteht. Man kann sich danm
begnügen, etwa ' zwanzig Minnten weit den genannten Weg 3!
verfolgen und dann wieder nmzukehren. Wer die Stunde Wege
bis zum Linsenteicheck nicht schent und von da den Aufstieg z»»s
Pfalzgrafenstein macht, der kann dort das Hauptbild der 3^
störung genießen, aber man hat schon vorher die riesige, »ev
nichtende Krafl des Sturmes so bewnndert, daß das große BaE
trümmerfeld die Verwundernng kanm noch steigert. Anßerm?
mnß man unter gestürzten Bänmen durchkriechen nnd schlteßM
wo sie einmal dicht hintereinander liegen, einen Umweg dmE
Gestrüpp machen, nm sie zu nmgehen, was nicht gerade angenel?
ist. Man kommt dann alsbald anf den Psad, der zur Stati»
Schlierbach zuruckführt. ,,

Erliängt. Banunternehmer Franz Müßig hat, wov^
infolge verfehlter Spekulätionen, den Tod gesucht. Er betr»
auch in Mannheim Unternehmungen. So hatte er den Äbrw
und Wicderaufbau des Hauses der Firma Engelhorn u. SturA
am Strohmarkt dort übernommen. Er hatte dabei eine Anza"
Arbeiter entlassen und wurde vom Gewerbeschiedsgericht ZÄ
Zahlung beträchtlicher Entschädigungen verurteilt. VielleM
hat dies bei seinem Entschlusse mitgewirkt. ..

O Der geftrige Fastnachtssonntag war vom Wetter leid°
nlcht begünüigt. Aber die liebe Jugend, der dieser Tag aehbn'
ließ es sich trotzdew nicht nehmen, mehr oder minder maskieit "
der Stadt, namentlich auf der Houptstraffe, herumzuflanierS'''
Htn und wisdcr ließ sich auch ein Erwachsener, der sich in e>
Narrenkostüm geffeckt hatte, blicken. Der Lärm anf der Haub>,
siraße war zeilweis: r cht laut. Die Wirtschaften waren am N.u,
mitkag und Abend stark besuchi; die Bedienunz in den meim
kostümiert.

MaskenSall im Zwinger. Morgen, Dienstag, finder
großen Saale z. Zwinger ein großer öffentlichO
Maskenball mit Prämiierung der sechs schönsten rck
originellsten Masken statt. Alles Nähere besagen die Plakm
und Jnserate.

Vo. Karneval Zug. Ter Maskenzug, welchen die Karneval^
gesellschaft Nenenheim margen veranstaltet, wi.d sich aus
Gruppen zuiammensetzen und aus drei Ädteilunzen bestehsn.
der ersten Aoteilung wird Prinz Karrevrl mtt B-gleitung
sehcn sein, in der zweiten Abieilung werden politische Eretgnill
und in der dritten Abteilung Lokalereignisse versinnbildlicht
dcn. Aufstellen wird stch der Zug um 2 11 Uhr in der Lade».
burgerstraße vor der Wtrtschast zum Gambrinus und
marschiercn durch die Ladendurgeistraße, Luthirstraße, bicS'
an der neuen Kirche in die Brückenstraße ein, verlaizr an ^
neuen Brücke Neuenheim und zieht von doit iu die Sopkste»
straße, Plöckstraße nach dem Karlsplatz; von da begibt sick »e
Zug durch die Hauptstraße, Bergheimerstraße, Mittermaierstrov^
Eppelheimerstraße, Römerstraße, Kaiscrstraße, Rohrbacherstrüo
wieder nach Neuenhetm.

0 Schöffengerichtsfitzung vom 8. Februar. 1) Kätchen
von Ztegelhausen erhieit wegen Unzucht 3Wochen Haft; 2) Kw
Bickel, Tüncher, Leonhard Sommer, Landwirt, Rik. Herwa>>
Müller. Taglöhner und Karl Hch. Brenner, Schlosser, alle!
Petersthal. erhielten wegrn Hansfriedensbruchs und Sachbes»o
digung je 1 Woche Gesängnts und Brenner wegen Hausfriedelw
bruchs 10 Mk. Geldstrafe oder 2 Tage Gefängnis; 3) Joh»»^
Philipp Hiefner von Eppelheim erhielt wegen Uebertretung >T,
8 361 Ziff. 10 R.St.G.B. 14 Tage Haft; 4) Ludwig S»lA
weis, Hcusbuische hier, hat die Berufung gegen eine wegL.
groben Unfngs gegen ihn eikannte Strafe zurückgenowmen; .
Josef Heßlinger, Kutscher, angeklagt wegen Tieiquälerei, >»),
6) Feodor Reichert, Tanzlchrer hier, angeklagt wegen llem
tretung der Gewerbeordnung, wurden fceigesvrochen; 7) die Ai,
klagesache gegen Georg Schück, Schlossernnister tn Handsckuv^
hetm, wegen Beleidigung dcs Gustav Kieser hier wurde du>.
Vergleich erledtgt; 8) dte Verhandlung gegen Wilhelm
Veiwaltec, wegen Beleidigung des Philipp Kolb, Betriebsle»
in Schriesheim, wurde vertagt.

§ Polizeibericht. Verhaftet wurden 7 Personen wem
Bettelns, 2 Maurer wegen Widerstandes und Rnhestör»>w,
ein Taglöhner wegcn Einbruchsdiebstahls und ein Fra»» ^
zimmer wegen Ruhestörung. 17 Personen kamen wegen » ,
fugs und ein Schlosser wegen Körperverletzung zur Anzr>S

Vo. Handschuhsheim, 10. Febr. (Der Gesangvere ,
„Freundschaft") hielt am Samstag Abend in den Räu»»,
der Wirtschast zum Sicbenmühlenthal setnen diesjährigen KapE,
»pend ab, an welchem aktive sowie passive Mitglieder regen
 
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