Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0270

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Dienstüg, 11. Februar 1902.

Grstes Blatt.

44. Jahrgang. — üir. 35.

^rscheint täglich, Sonntags ausgrnommen. — Preis mit Familienblättern monatlich

zogen vierteljährlich

^nz ei g enpreis: 20 Pfg. die IspaMge Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 4
vorgeschriebenen Tagcn wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der

Paus aebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post bc--
ausschließlich Zustellgebühr.

Für hiesige Geschästs- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprcch-Anschluß Nr. 82.




r>ck

Krmee-Skandate in Kngtand.

London, 8. Febr.

Armee-Skandale und^kein Ende! Mit dem
nnkauf von Remonten und den Schiebungen, die dabei
dorgekommen sind, ist man noch nicht fertig — und schon
iverden toieder weitere derartige Schiebungen ans Licht
gezerrt. Dieses „ans Licht zerren" gehört mit zur eng-
"schen Politik, und ob England da vom Auslande, oder
das Ausland von England lernen kann, mag dahingestellt
oleiben. Was anderwärts sorgfältig vertuscht swird,
legt man hier vor aller Welt bloß. Nichts bleibt geheim.
Kriegsleitung, kommandierende Generäle, Staats-
Minister, diplomatische Minister, diplomatische Vertreter

alle haben sich schließlich vor der Oesfentlichkeit zu
berantworten. Es gehört Mut dazu, arge Gebrechen
vloßzustellen und die Sonde in die Wunde einzuführen.
Den Staatsinteressen ist damit bestimmt nicht gedient;
auf die innere Staatsverwailtung wirkt es aber vorteil-
haft ein und wenn damit, wiei in den vorliegenden Fäüen
Mch Geschehenes nicht gut gemacht und die vergeudeten
Diillionen nicht zurückgewonnen werden, so beugt es doch
der weiteren Geldverschwendung vor und schützt diö
Dasche des Steuerzahlers. Der arme Kriegsminister
hatte gestern wieder einmal recht unangenehme Viertel-
Itunden. Man führtö zunächst nochmals die unglücklichen
Nemonten vor. Es zeigt sich jetzt, daß nicht nur in
üngarn statt Streitrossen, Klepper zu Preisen einge-
must wurden, bei denen llnsummen in die Taschen der
Vermittler sielen. Jn A m e r i k a und selbst in den
i ÄoIonien geschah dasselbe. Nicht genug da-
lan, wurde auch sür den Pferdeitransport nach Südafrika
°6s Doppelte gezahlt; bei der F l e i s ch I i e s e r u n g
jür die Truppen wurden ganz unglaubliche Preise be-
>villigt. summa summarum wurden nündestens
l 15 000 000 Pfd. sterl. auf diese Weise verschleudert
^ 300 000 000 Mark, und die einzige Entschuldigung
dafür ist, daß jetzt Wandlung geschafsen worden ist und
vaß es nicht wieder vorkommen wird. Das Parlament
stt aber ungläubig. Es traut der Wandlung nicht und
ver neue Lieferungsvertrag fiir frisches Fleisch erhöht sein
Aiißtrauen. Derselbe wurde mit Herrn Beigl, einem
steborÄwn Ungarn, abgeschlossen, der, wie es sich jetzt
herausstellt, oder wenigstens wie behauptet wird, den
^ontrakt an ein Syndikat weiter gegeben hat, hinter dem
viemand anders steht, als die früheren Lieferanten, die er
hni c>. (ca. 13 Pfg.) Per Pfund unterbot imd die
>hm jetzt doch noch 2 000 000 Mark für die. Ueberlassnng
ves Kontrakts gezahlt haben sollen. Wie müssen Sie die
megierung übervorteilt haben, — fragt man sich jetzt,
hjenn sie um 25 Prozent billiger liesern und dabei noch
vine solche Ablösungssumme zahlen können. Wer sind
°ie Leute? Steckt Cecil Rhodes, Dr. Jameson und eine
vndere südafrikanische Kapitalistenfirma dahinter? Sind
vas die Patrioten, die uns übers Ohr gehauen haben?
>;st es da zu verwundern, wenn sie gegen jede Verstän-
higung mit den Buren sind und auf unbedingter Nnter-
^verfung bestehen, um den Krieg auszuspinnen, der ihnen
-Rillionen einbringt. Die Regierung hüllte sich aber in
ven Mantel des Stillschweigens und verweigerte jede
iiluskünft. Herr Chamberlain sprang ein und goß mit
lejner Bemerkung: „Was liegt daran, wer es ist, wenn
mlliger geliescrt wird!" Oel ins Feuer. „Wir müssen
fs wisscn!" heißt es jetzt und die Regierung wird ihr
Dchmeigen nolons volons brechen müssen._

Aie Aeuersörunst in Waterson.

Newyork, 10. Febr. Der Schauplatz her
vi e u e r s b r u n st zeigt, nach Änem Telegramm der
i-Franks. Ztg.", ein gewaltiges Trümmer-
! e l d, das 26 Häusergevierte umschließt, welche
hie schönsten Bauwerke der Stadt aufwiesen. Die Haupt-
^vdustrie Patersons, die iseidenfabrikation, ist indessen
Neiüg berührt, da von 60 großen Etablissements nur
^vom Feuer ergriffen wurden. Unter den abgebrannten
'l'auwerken sind 6 Banken, 6 Kirchen, 6 Klubs, das alte
üüd das neue Rathaus, die Hochschule, eine Volksschule,
Ue großen Geschäftshäuser an Mainstreet zwischen
Marketstreet und Broadway, das Garden-Theater, zwei
^vlegraphenanstalten und 600 Wohnhäuser. Der Brand
chach stn Wagenhaus der elciktrischen Bahn
"vrch K n rzschluß aus und lvnrde durch den gewalti-
bv>i Wind schnell verbreitet. Fast 100 000 Menschen
N»wn im Laufe des Tages mittelst Extrazügen aus



Ovyork nnd Newark, uni das Schauspiel von den Pater-
. n umgebenden Höhenzügen anzusehen. Um Mitter-
^?cht erhob si-ch wieder ein schr starker Wind, indessen
l'aubt man, einem neuen Ausbruch der Flammen vor-
S^veugt zu haben. Die Stadt ist vollständig in Dunkel-
da alle Gas- und elektrische Anlagen zerstört sind.

Nach einer Meldung der „Daily M,ail" war das
Muer in Paterson das schlimmsteseit dem
r-fandevonChicago. Die Feuerwehr sagt, ver-
vyedene Leute hätten ihr Leben verloren, doch weiß
vn darüber nichts Bestimmtes. Das Feuer brach bald
bch Mitternacht in den Wagenschuppen der elektrischen
ü^vnbahn aus und die Flammen erfaßten bald dis
''vftstation. Die in der Nähe wohnenden Personen

Deutsches Reich.

— Die Anzahl der Aerzte im Deutschen
Reiche betrug im abgelaufenen Jahre 1901 nicht
weniger als 28 174 oder 2,9 Proz. mehr als im Jahre
1900. Jn Preußen wurden 17 034, in Bayern 3090,
in Sachsen 2116, in Württemberg 896, in Baden 1126,
im Großherzogtum Hessen 699, in Elsaß-Lothringen
788 Aerzte gezählt. — Dic> Zahl der Zahnärzte ist eben-
falls im stetigen Steigen begriffen; sie beträgt 1686.
Jn Bayern sind 103 Zahnärzte vorhanden.

Berlin, 11. Febr. Eine vom Frauenhilfs-
bund für die Burenfrauen und Kinder für gestern
Mttag nach dem Metropoltheater einberufene und von
etwa 2000 Personen besuchte Versaminluug beschäftigte
stch mit den Zuständen in den englischen Konzen -
trationslagern in Südafrika. Als Rednör
traten eine Burenfrau Hemstede-Obelt und der Buren-
führer Schütte auf, worauf die Versammlung mit einer
Ansprache des Vorstandes, in welcher an die Frauen, als
die Wächterinnen von Sitte und Menschlichkeit, um Hilfe
für die Burenfrauen und Kinder appelliert wird, ge-
schlossen wurde. _

Ieulscher Meichstag.

Berlin, 10. Februar.

Eingegangen ist ein Bericht über die Zahl der Kriegs-
invaliden.

Es folgt die Beratung des Gesetzentwurss betreffend
die Kontrolle des Reichshausholtkctats, deS Landcshaus-
haltsctats für Elsaß-Lothringen und des Haushalts für
die Schutzgebiete.

Nbg. Müller-Sagan (freis. Bolksp.) bemängelt den
vorliegenden Gesetzenlwurf und namcntlich die Bestimmung,
daß die prenßische Oberrechnungskammer für den Rechnungshof
des Deutschen Reiches als oberste Kontrollinstanz bis anf
weiteres fungiert. Äbg.. Dr. Paasche (natlib.) bemängelt
dcn Gesetzentwurf in der vorliegenden Form. Abg. Dr. Spahn
(Zentr.) wiinscht die Worte „bis auf wciteres" zu streichen.

Schließlich wird die erste Beratung des Entwurfs ge-
schlossen.

Es folgte chie erste Lesung des Gcsetzentwnrfes zum
Schutze des Genfer Neutralitätszeichens.

Der Verhandlung wohnt in der Hofloge Vize-Oberzeremo-
nienmeister v. d. Knesebeck bei.

Staatssekretär Dr. Graf von Posadowsky: Das
Rote Kreuz wird vielfach zu geschäftlichen Zwecken verwendet,
man kann sagen gemißbraucht, in einer Weise, die verketzend
wirkt. Es ist gleichsam eine Fordernng der Standesehre,
die in diesem Gesetzentwurfe zum Ausdruck kommt. Jch bitte,
ihm wohlwollend entgegen zu treten.

Abg. Dr. Arendt (Reichsp.) begrüßt den Gesetzcntwnrf
mit Freuden und beantragt, ihn einer Kommission von vierzehn
Mitgliedern zu überweisen.

Abg. Prinz Schönaich-Carolath (Hosp. der Nat.)
schließt sich dcm Vorredner an und spricht die Hoffnnng aus,
daß das Werk der verewigten Kaiserin Augusta nunmehr
dauernd geschützt werde.

Aehnlich äuhert sich Abg. v. Blödau (kons.).

Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky: Als das
Rote Kreuz unter die Genfer Reutralität gestellt wurde, wuhte
jedermann in Europa, datz es ein Wahrzeichen fiir die edlenBe-
strebungen der Nächstenliebe sein sollte, womit die Vereine vom
Roten Kreuz sich beschäftigen. Deshalb war die Benutzung
des Roten Krenzes als Warenzcichen schon nicht ganz ein-
wandfrei. Es wird Pctenten unbenommcn scin, das Kreuz

mußten in Eile halb bekleidet ihre Hänser verlassen.
Die Nacht war kalt, eine Reihe WohAhäuser nach der an-
deren fing Feuer und es war unmöglich, die Bewohner
zeitig zu wecken, weshalb hnnderte halb bekleideter Per-
sonen von der Feuerwehr niit Leitern gerettet werden
mußten. Der Wind trug die Flamme hunderte von Fuß
weit. Das drei Blocks eistfcrnte Polizeigebäude geriet in
Brand, die Polizisten mußten slüchten. Das Polizei-
gebäude süeß an den hinteren Teil des Stadthauses und
auch dieses atte Gebäude brannte ab; ebenso der Apollo-
Saal, der größte in der Stadt. llm halb drei Uhr wnrde
Hülfe von auswärts erbeten. Die Feuerwehren von
Newark, Jersey City, Passaic, Hoboken und Elizabeth
kamen schnell herbei, doch war die Wasserleitung unzu-
reichend und der starke Sturm trieb die Flammen so
schnell vorwärts, als ob teine Feuerwehr vorhanden
wäre. Die Häuser aus beiden Seiten des Park Avenue
waren eine halbe englische Meile weit niedergebrannt.
Aus dem allgemeinen Hospital ninßten 160 Patienten
gerettet werden. Während des Brandes waren Diebe
an der Arbeit, namentlich im nördlichen, am wenigsten
von den Flammen bedrohten Teile der Stadt, weil jeder
vorhandene Polizist zu den Brandstellen gerufen war.
Mittags wurde die New Jersey-Miliz unter Waffen geru-
fen, um das Eigentnm zu schützen; ihre Kaserne, die
6000 Personen saßt, soll den obdachlosen Leuten Auf-
nahme gewähren. Am Nachmittag hielt der Bürger-
meister eine Versammlnng ab.

Kleine Zeitung.

— Die Streitigkeitcn an der Grabcskirche zu Jeru-
salem, wo im November auch zwei Deutsche dnrch Stein-

als Schutzmarke für eine Reihe Waren weiter zn benuhen, nnr
Ivird ihnen verboten sein, das Rote Kreuz zu wählen.

Abg. Zwick (freis. Volksp.) spricht sich dahin aus, daß den
ehemaligen Krankenschwestern vom Roten Krenz, die sich unter
einer Oberin zur Ausübung der Krankenpflege znsammenge-
than haben, gestattet werden müsse, das Rote Kreuz weitev
zu führen. Diescr Entwurf werde überhaupt zu der Frage
führen, ob nicht der Staat die Krankenpflege in die Hand
nehmen solle, wenn er die freilvillige Krankenpflege einschränke.

Die Vorkage wird einer Kommission von 14 Mitgliedern
überwicsen.

Tagesordnung: Weiterberatung des Etats der
Reichsjustizverwaltung, Titel Staatssekretär mit
der Entschließung Gröber betreffend Zweikampf.

Abg. Schrader (freis. Ver.) wünscht ein beschleunigtes
Zeitmatz in der Regelung des Strasvollzuges und geht ausführ-
lich auf die Ducllfrage ein. Er glaube, dah die Entschlicßung
Gröber den richtigen Weg zur Beseiiigung dcs Duells anzeige.
Er beantrage nicht nur, eine Gefängnisstrafe einzuführen,
sondcrn eine solche von mindestens 3 Monaten. Jn dem Falle.
wo das Strafgesetzbuch Unfähigkeit zur Beklcidung öffentlicher
Aemter vorsehe, mutz für den Offizier das Ausscheiden auZ
der Armee vorgesehen werden.

Abg. Röhren (Zentr.) meint, er könne sich mit den
grundsätzlichen Ausführnngen des Vorredners vollkommen ein-
verstanden erklären. Er bedauere nur, datz Schrader wieder
das Duell als bcsonderes Vergehen charakterisierc. Man solle
es wie jedes andere Verbrechen behandeln. Redner fragt, wie
es mit der Entschädigung für unschuldig Verhaftete stehe.

Staatssekretär Dr. Nieberding führt aus: Gegenüber
ciner Aeutzerung des Abgeordncten Schrader müsse er betonen,
datz er sich niemals dahinter verschanzen werde, eine Auskunst
zu verweigern nnter dem Vorwande, die betreffende Angelegen-
heit gehe nur die Einzelstaatcn an. Anderseits sei es seine
Pflicht, die Rechte der Einzelstaaten zu achten. Jn der Fragtz
der Entschädigung für unschuldig Verhaftete dürfte cine Eini-,
gung nicht nnmöglich sei. Derzeit aber glauben die Bundcs-
regierungen cine Entscheidung noch nicht treffen zu können. Dis
Schwierigkeit liege darin, in wclcher Weise festgesetzt werden
foll, dah ein begründeter Rechtsanspruch auf Entschädigung
gesetzlich fixiert werde. Was die Frage der bedingten Ver-
urtcilnng angche, so zeige die neueste Denkschrift, dah in den
letzten drei Jahren dic Zahl der bedingten Begnadigungen um
39 Prozent gestiegen sei. Die verbünderen Rcgierungen sind
nach diesen Erfahrungen keineswegs der Meinung, dah der Weg
dcr bcdingten Vcrurteilung dem Wege der bedingten Begna-
digung vorzuziehen sei.

Abg. v. Kardorff (Reichsp.): Der Bnndesrat wcrde
sich nicht für die Entfchlietzung Gröber entscheiden und thue
recht daran. Lie Duelle nehmen im allgcmciiien ab, aber ich
weih nicht, ob dcm jetzigen Zustande ein andcrer vorzuziehen ist,
in welchem der beleidigte Ehemann vielleicht ohne weiteres
seinen Gegncr und seine Frau dazu über den Haufen schietzt.

Abg. Bargmann (freis. Volksp.) wünscht Herauf-
setzung der Altersgrenze für die Strafmündigkeit.

Abg. Bas»sermann (natl.) warnt vor einer allgemeinen
Revision des Strafgesetzbuchs. Hierzu sei die Zeit noch nicht ge-
kommen. Die Entschlietzung Gröber müsse er ablehnen, da-
gegen seien seine Frennde bereit, den Antrag Schrader in der
Kommission zu prüfen. Richtig ist, dah die persönliche Chre
durch die jetzige Gesetzgebung nicht genügend geschützt ist.

Abg. Stadthagen (Soz.) führt aus, um den ver-i
brecherischen Neigungen Halberwachsener entgegenzutreten, ist
die Hauptsache die Fürsorge für diese jugendlichen Personen,
Verinehrnng der Bildungsanstaltcn und Verbesserung der
Schule. Seine Partei werde für die Resolution Gröber ein-
tretcn. Als Redncr das Verhalten des Polizeiministers im
Falle Bredenbeck kritisiert und ihm Verleumdungen zum Vor-
wurfe macht, wird er vom Präsidenten zur Ordnung gerufen.
Redner fährt fort: im Lande ist mcm schon lüngst der Ansicht,
datz wir eine Klasseiijustiz haben, und führt Beispiele dafür an.

Staatssekretär Dr. Nieberding erklärt, wenn der
Vorredner mit seincn Parteifreunden cine Aenderung der Or-

würfe verwundet wurden, haben insolge Vorstellung des
Kaisers Wilhelm dem „Fränk. Volksbl." znfolge folgende
Sühne gefnnden: Der russisch-griechische Guardian des
hl. Grabes, Euthymios, wurde verbannt und mit vier
Soldaten nach Konstantinopel gebracht. Die ganze
Kommnnität der Griechen im hl. Grabe wurde ansge-
wechselt. Der Pascha von Jernsalem ist abgesetzt und
znm Verhör nach Konstantinopel berusen. Dem tür-
t'ischen Offizier, der im Streite ein Auge verlor, mußten
die Griechen 600 Napoleons zahlen. Die Franziskaner
dürsen jetzt nicht allein die drei Steinplatten (dies war
das Strcktobjekt), sondern auch den ganzen Qnerplatz
vor dem Thore der Grabeskirche reinigen (d. h. also als
ihr Eigentnm beanspruchen).

— Paris, 10. Febr. Der bckaiinte Chimrg Doycn
operieitc gcstcrn Abend die zusammengewachsenen
Hindumädchcn Radica und Doodica auscinander.
Doycn vei'öffentücht im „Echo de Paris" eine eingcheude
Beschreibung der Operation und teilt mit, daß dcr Zu-
stand dcr Mädchen verhältnismützig befriedigend sei.
Andercn Berichtcn zusolge befürchtet man, daß die beiden
die Operation nicht überlcben werden. Das eine kcr
beiden Mädchen ist schwer an Tuberkulose der Lnnge und
des Bauchfells erkrankt. Die Overation bezweckie, das
Lebcn dcr gesunderei! Toodica zn retten und zuglcich den
Zustand dec schwer erkrankten Radica zu bcssern durch
Entfcrnung der tubeikulosen Herde aus dem Banchfell.
Die Operation währte nur 20 Minntm. Sie bestand in
der Durchschneidung einer von der Leber gebildeteu und mit
Haut bidickien Verbindungsbrücke, welche 7 Zentimeter lang
und 4 Zentimclcr dick war und drei Schlacadern führte.
 
Annotationen