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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
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Nontag, 17. Februar 1W2.

Aweites Blatt

44. Jahrgang — ^>r. 40.

k2

!ll



> eiIIr täglich, Sonnlvgs anLgenommein

ch^igenprcis: 20
^Mchriebenen Tagen

PrciL mit Familienblättern monatlich ö0 Pfg. in's HauS aebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen adgeholt 40 Pfg. Dnrch die Post dc-
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Psg. die Ispaltige Petttzeile oder deren Ranm. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzcigen ermabigt. — Für die Ait
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Kinffuß ^dts Schrvernmsystems uus die
^sseröeschttffensteit und auf die Kauna der
Isar.

Müirchvn, 28. Jammr.

«. mi der levteii Plonatsvrrjammlung des Bayerischen
Adesfischereivereins, üie wieder Te. kgl. Hoheit Prinz
O>vig mit seinem Besuche beehrte, und dec auch mehrere
..ireler der Ltaatsregierung deiwohnten, hielt füer
Bau- und Jntendanturrat Haubenschmid einen hoch-

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^rssanten und speziell sür die Münchener Nerhältnisse
!?°aus wichtigen Porlrag über Verunreinigung der
durch Einleilung der slüdtisäM Abivasser und ihren
"ttuß auf die Fischfauna.

vtti lichtvoller und ancegender Weise gab der Bor-
^Wnde ein Bild der reinen, unveränderten Wasser-
Aältnisse der Jsar obechalb MünchenL, um dann zu
^en, wie etwa fünf Äilometer unterhalb Münchens,
,An die Isar die Hauptmasse der Münchner Fäkalien
tzlhenommen hat, das vorher krystallklare Wasser sich
1 eine schmutzige, kaffeebranne Flüssigkeit verwandelt
M über deren Zustaud die Skase den beslen Aufschlutz
P Fünf Uilometer nnterhalb Aiünchens beginnt die
Mtreiniguug, die der unvergeßliche Geheimrat Tr.
Pettent'ofer in ihrer Bedentung richtig vorausgeahnt

^ erfaht hatte. Die Selbstreinigung läßt sich zwar

§>ritt


sür Schritt verfolgen, aber ihre Wirkung ist

Zweisei insoferne überschätzt worden, als man die

zu niedria tariert hatte, die zur Selbstreiniglmg
cmrendig ift. Zuerst verschwindcu durch den Einfluß
Z Selbstreinigung die sttckstoffhaltigen Körper. wobei
der Sauerstoffgehalt des Wassers sehr erheblich ver-
Mdert. Sehr viel widerstandsfähiger erweisen sich da-
! ^n die Fette und die stickstofffreien Körper, insbeson-
Zt' die Papiermassen, die in fein zerriebenem Zustande


. weißliche Fasern und Flocken die Jsar noch 110
^vnieter unterhalb Münchens, bei Dingolfing, in einer
Mige erfüllen, als ob das Wasser mit Schnecflocken
^chsetzt wäre. Das Fett läßt sich bis mindesteus 40
jFvNieter unterhalb Münchens noch verfolgen; eine voll-
Mdiqe Reinigung erfolgk bei Niederwasser noch nicht
?Nial im Verlause von 100 Kilometern. Ein besonderes
PSselM bietet das Flußbett dar, das mit einer
^chainmartigen, unzweideutigen Masse bedeckt ist, die
festen Gegenstände, wie Pfähle, Felstrümmer usw.
?^rzieht, und auch durchsetzt ist von einer Pilzvegetation
mannigfachen, nur in faulenden Fliissigkeiten leben-
» niederen Tieren.

, Tie Fischwelt reagiert cnif diese Verimreinigung
Aosern, als einiqe Fische, die besonders im Schlamm
j °err, mie zum Beispiel die Barbe, sich scheinbar wohl be-
?den, andere dagegen, wie der Huchen, durch die aus
Men u.andern Fäces fressenden Friedfischen bestehende
^hrung einen sehr naheliegenden unangenehmen
^schmack und Gernch angenommen haben, währchrd
P Fisch, der besonders an den Aufenthalt auf den
^Kind angepaßt ist, die Koppe, welche oberhalb Mün-
?Ns und iwch im Bereiche der Stadt reichlich zu beobach-
ist, unterhalb Münchens völlig verschwunden ist.
)j°enso beginnt in neuester Zeit ein zweiter Fisch, die
Mte, die sich in korngierten-Gewässern sonst wohl zu
^ten pflegt, in dec Isar unterhalb Münchens zu ver-
^vinden. 'Der Bestand an Edelfischen ist im allgemeinen
zucückgeguugeii, weil durch die Verschlammung des

Bodens die Ablage des üaiches und die Erbrürung
vollsrändig unmöglich gemacht worden ist. Wenn auch
die von Zeit zu Zeit eintretenden Hochwasser die iiber-
mäßige Verunreinigung der Jsar znm großen Teil be-
seitigen, so sind doch die geschilderten Zustände geeignet,
uiisere Bedenken in hohem Grade zu erregen und uns
daS Vertrauen auf die selbstreirttgende .Kraft üer Isar
gegeuüber den Fäkalmassen einer Stadt mit einer halben
Million Einwohner eiiiigermaßen zu erschüttern, trotz-
dem uns die Baktcriologen durch allerdings nicht ganz
einwandfreie Aiethoden darthun wollen, daß schädliche
Bakterien sich sehr bald unterhalb Miinchen nicht niehr
nachweiseii lassen.

Der gegenwärtige Ziisland der Isar steht in einem
schroffen Gegensatze zu den Besttmmungen des Wasser-
beniitzungsgesetzes, wonach die öffentlichen Flüsse als
ein zu allgemeiner Benützung bestimmtes Staatsgut zu
gelten haben, da die allgemeine Benützung eben da auf-
iiört, wo sich im Fluß nicht mehr Wasser, sondern ein
imappetitliches Gemengsel von Stoffeu aller Nrt
Dutzende von Kilometern weit fvrtbewegt und wo die
häufige Berührung damit auch gesundheitliche Nach-
teile mit sich bringen kann.

Ter Vortragende schloß mit dem Nntrage, daß dec
Bayerische Landesfischereiverein an der Hand der Be-
obachtungen über die sichtbaren Reaktionen der Fischwelt
anf Wasserverunreinignng in der Isar die Aufmerksam-
keit der Staatsregierung auf diese Zustände richten möge,
da diese Zustände nicht nur vom Standpunkte der
Fischerei, sondern auch im Hinblick auf das allgenieine
Jnteresse an der Wasserbeniitzung zur Zeit beklagens-
wert sind, auf die Dauer aber jedenfalls uicht haltbnr
sein werden. — Der Vortragende war weit davon ent
fernt, dem Begründer der Einleitung der Münchner Ab-
wasser iu die Jsar, Geheimrat Dr. v. Pettenköfer, auch
nur den leisesten Vorwurs machen zu wollen, sondern
gab vielmehr der kleberzeugung Ausdruck, daß man daL
Andenken an diesen genialen Wohlthäter der Ncenschheit
nicht besser ehren könnte, als durch die Erforschung der
Wahrheit.

In der an den Vortrag sich aiisästietzendeu lebhaften
Tiskussion betonte der Vorstand der biologischen Ver-
suchsstation fiir Fischerei, Professor Dr. Brunv Hofer,
daß der Refereilt, wenn er auf die Veränderung der Fisch-
Ivelt in der Isar unterhalb Münchens hinweise, weit da-
von eiitfernt sei, den Wert der Fischerei gegcnüber dem
großen Probleme der Fäkalienabfuhr Münchens in die
Wagschale werfen zn wollen. Die Reaktion der Fische
und der übrigen Tierwelt in der Isar sei nur der feinste
Barometer sür die im Wnsser sich abspielenden wirklichen
Vvrgänge, der über den wahren Znstand der Jsar zuver-
lässigeren Aufschluß gebe, als die bisher allein durch-
geführte chenttsche und baiteriologische Untersuchungi die
Beobachtuug und klntersuchung derJsar müsse daher nicht
nur nach chemischer und bakteriologischer Richtung, son-
dern auch mit Rücksicht auf die bivlogisckM Vorgänge
im Wasser durchgeführt werden.

Se. kgl. Hoheit Prinz Ludwig ergriff daS Wort zu
einer längeren Ausführung. Er wies daranf hin, daß
wenn man auch darauf bestehen müsse, daß die öffentlichen
Wasser Gemeingut bleiben. man doch den Städten sowohl
wie der Jndustrie ein gewisses Blaß der Einleitung ihrpr
Abfälle in die Wasserläufe zugestehen miisse. AllerdingS
könne man veichangen, daß, soweit die Technik die nötigen
Mittel an die Hand giebt, und soweit die Kosten ein un-

gebührliches Rtaß nicht überschreilen, die Abfallwasser
gereinigt werden sollen, bevor sie den öffentlichen Ge-
wässern zugeführt werden. Wenn die technische Wissen-
schaft anf diesem Gebiete bistzer erst am Aufange ihrer
Leistungen sich befinde, so wäre es in hoheni Ntatze Zu
ivünscktzm, daß mit aller Kraft auf die Vervollkömmnung
der Reinigungsmethode hingearbeitet werde. Er erachte
es für eine der ivichtigsten Aufgaben der techuischen
Wissenschaften, durch Stelluiig von Preisanfgaben, durch
Förderung aller auf diiy'em Gebiete heiPortretenden
Studien das Problem der Wasserfrage namentlich nach
der er-eite der Reinignng hin einer Lösung näher zu
fiihren.

Herr Präsident Ritter v. Haag driickte dem Prinzen
den märinsten Dant au.s für das rege Jnteresse, das er
den Fragen der Wasserbeniitzung jedcrzeit und auch heute
ivieder entgegengebracht habe. („Münch. N. Nachr.")

Deutscher Weichstag.

Bcrliii, 1ö. Fcbrinu.

We teiberaluua des Postelals.

Anwesettd sind 20 Abgeordnete.

Abg. Kvpsch sfreis. Pg.) führt ans, die Anrwori dcs
SlaatSsetretärs über die gehobenen Poftiuuerbeamtcnstellen
habe ihn nicht besriedigt. Seine Partci wünsche eücheitliche
Aormen und emheitliche Grundsätze. festgclcgt zu sehen. Ter
richtigste Grimdsatz wäre die Beförderung nach dem Dienstalter.
?ln ExaminaS habe man in Preußen und Demschland genug.
Redner fragt, nach welcheni Grundsatze die Kantinen bei den
Posrbeamten vergeben werden.

Abg. Zubeil ivünscht Anschaffuiug von Gummimäuteln
für die. Postillone znm befferen Schutz gegen die Witterrmg.

Abg. E r n st i freis. Vg.) wünscht in Ansehung der teuren
LebeiiShaliuiig Erhöhung der Gehaltsbezüge und des Woh-
nuiigsgeldzuschusses der Postunterbeamten.

Staatssekretär Kraetke erklärt, die Darstelliingen betr.
die gehobenen z-tellen bedeuten eine bollkommene Verschiebung
dcr Verhältnisse. Maffgebend für die Bewiiligung dieser
Stellcu loar, den bet besonderen Leisttmgen beschäftigten llnter-
beamten eine besondere Sielleiizulage zu geben. Es werden
stets llnzufriedene borhanden sein. Wenn ein älterer Beamter
übergangen werden nmtz, so ist das kein Mitztraiieiisvotum.
Der Redner giebr eine Darstellnng übcr die Bezüge und den
soiintagsdienst dcr Posnllone. Äuf spezielle lokale Wünsche
könne cr nicht eingehen.

Nach einer Bemerttmg des Regiernngskommiffars Geheim-
rat N e u m a n » wird der Titel bewilligt. Ebenso eine Reihe
weiterer Titel.

Beim Titel „SteUenzulagen für Beamtc und Ilnterbeamte"
behandelt Abg. Etckhoff ifreis. Vg.) das Lystem der
Ttellenznlage. Dasselbe lvidersprcche dem sonst durchgeführten
System der Dienststnferr

Mratssekretär K raetke ertlärt, es könne nur setn Wrmsch
sein, dre bestehenden Srellenzulagen je nach Bedürfnis zu ver-
mehren. Er iverde an geeigneter stelle die nötigen Schrüte
einleiteii.

Beim Titcl „Postagentcn" äuhern die Abgg. BlcIl sfreis.
Vp.) n,id Graf Oriola eine Reihe tion Wünschen.

(StaatSsckretär v. Thielmann ist am Bmidesratsnsch er-
schieiien.)

-staalssekretär Kraetke führi aus: Auch dcn Post-
ageiiren beweisen wir dauerndes Wohlwollen. Jhre dienstliche
Thätigkeit bleibt aber doch immer nur eine Nebcnbeschäftigung.
Einer Erhöhung der Gehälrer könne er sich nicht entgegen-
kommeiid zeigen.

Abg. (Äraf Oriola fnallib.) benwrkt, die Agenten, von
denen er gesprochen habe, übten ihre Thätigkeit nicht ün Neben-
anit au.S.

Beün Tirel „Posthüfsftellen und Pvsrhilfsleistmigen" be-


Sneewittchen.

Nomau von A. I. Mordtmann.
(Fortsetzung.)

,,, ,.,Lo", sagte Gerard bcfriedigl, „Sie müssen sich schon in
,, iert: Hausordnung fügen. Wir köruien unsere Aiigelegeriheit
jsschher tiesprechen. Einstweilen müssen Sie hiermtt zufrieden
' A. Wie heitzt unsere Hausordnmig, Juauita?"
j, »Ein angefangenes Musikstück mutz zu Ende geführt wer-
>ö>", rezitierte Juanita mit unzerstörbarem Ernste, „auch
j/b" ein Erdbeben oder eine lleberschwemmung dazwischen
,^e, ja srlbst wemi die Posauneii des jüngsten Tages er-
Ren!"

..'Brav, tleiner Molch," belobte Gcrard seüie Pflegetochter.
jPttö vorwärtsl Nachher wollen wir klug und verstäudig
Schueeeulen tni KaukasuS. Die unteu sind

>i,^atzeii, wre die
Juauita!"

, Uud während Gerard mit kräftigem Strich über die «aiteii
Cellos suhr, haridhabte Juanita mit so anmutiger Sicher-
r,P„den Bogen ihrer Geige, datz Zarnow ebenso erstaunt wie
PsZückt zusah und zuhörtc. Die beiden

^chenhaft vor, wie die gauze Umgcbung.
k^.Past betäubeud ivar der Blumeugeruch, der dns Zimmcr
TMte; deun Iieben der Mustk war Blumenzucht Herrn Ger-
Lctdcnschaft; Treibhauspflauzen und exotische Bluinen
h ° souderbaren Geftalteu füllten dte Feusterbänke und beson-
Gestelle; em grohes tafelförmiges Piano war rechts an
2Land, ganze Stötze bon Noten lagen auf allen Tischen
stck Ttühlen umher, prachtbolle Teppiche, wundervolle Tier-
^ch .bedeckten den Bodeu. Aber mehr nls der tote Jnhalt
N,, L>mmers fesfelteii dessen lebende Jnsassen Zariwlvs Auf-

^Aamkeit.

Älr. vierzehiijährige Juanita spielte mit eiuer für ihr
tt,r - krstaunlicheu Sicherheit uiid Gewandtheit, lvozu sich eine
M 'öickende Aumiit der Bewegmigen gesellte. Alle. Erivartun-

gen, die ihre Schöiihcit schon erregte, als sie mitten im Ozean
aufgefmideii wurde, Ivaren überlrvsseii. Sie trug eüi, am
Hnlse ausgeschiiitieiies kurzes lveißes Kteid mit roien Streifen
bcsetzt und rvte Bäuder im Haar und sah in dieser Trachr
mit ihrem tiefschtvarzen Haar und den vou langen seidcnen
Wimpern beschmteten blanen Aiigcn so hüireitzend schön aus,
datz Zarnow dachte: „Wemi die noch eia pnar Jahrc älter
tst, steckt sie die ganze Welt in Braiid!"

lind Gcrard! Wer hätte in dieseni Herra, dessen kraftvolle,
mit faiiattschem Eifer geführte Bogenstriche dem Cello so
ivimderbar reine Tvne eiirlocklen, den Partner der grvtzen
Jmportfirma Mauvilloii mid Co. erkcmnt? Wer es für mög-
lickf gehalten, datz es der wegen seines tiefen Eüiblicks in alle
Könjmikturen des Gewürzmarktes berühmte Kanfherr war,
der üi Paganmis Nöten so vollstäiidig aufging, als existierte
gar nichts anderes auf der Welr?

Ja, das wnr eüi wrmderlicher, fesselnder Anblick, und
ganz ün Rahmen des bizarren Spieles war das Benehmen
des dritten lebenden Wesens, das dem Konzerke in ider
Rolle. eiues leidendeii Teiliichmers beiwohnte — des Bern-
hardiners Nero. Rühreud u»d kvmisch zugleich war es an-
zusehcii, wie cr den Kamps zwischen treuer Zimeigimg zu seinem
Herru und dcn Gefühlen tiefster Verstimmung übcr die fort-
während gegen seine hündischen Rcrbcn gcführten Attcutate
bestand. Osfenbar koimte er aus bitterer Erfahrung das
ganze, nach seinem Empfmdcii greulichc, Musikstück; deim so
ofk eine besonders schrcckliche Stelle hermmahte, ward er un-
ruhig und winselte leise, mn dann, wenn Cello und Geige wirk-
lich das Entsetzliche begmgen, in lautes Heulcu auszubrechen.
Deimoch ging er nicht fort, imd Gerards gemütliches Lacheu,
das N'ero stets mit gravitätischem Schwciswedeln beantwortete,
schien eine besäiiftigende Wirkung aüf die gekränkten Gefühle
seines Hundeherzcns auszuübcn.

Endlich war die musikalische Produtlion zu Endc. Nero
dehnte und strcckte seine Gliedcr uiid schlotz daim die Augen,
um die misgestandenen Qualen in eüiem leichten Schlummer
mit Träumeii von einem Hundeparadiese ohne Saiteninstrn-

mrnie zu vergcssen. Nun ecst konitten Juaniia und Gerard
sich ganz ihrem Besuche widmen.

Das reüi Geschnftliche war sehr bald erledigt. Zariww
sollte dreimal in der Woche kvmmen, um Juanita jedesmal zwei
Stunden sprachlicheu llnterricht zu geben; andere Lehrer und
Lehrerümen solltcn andcre Facher übernehmen. Dcnn Gerard
wollte Juaiiita iiicht eiuer höheren Tvchterschule mwertrauen,
gegcu ivelche Jnjiitute er eüie gründliche, durch ganze Salvcn
aus dem schwersten Geschütz seincs Sprachschatzes dvknineiitterte
Abnetgmig besah. Juanita hatte in dcr Schule, die sie bisher
besucht, rccht gui Deutsch gelernt und alle anderen Anfangs-
gründe des Wissens bewältigt; jetzt svllte sie in frcierem Stu-
dimn weitere Ausbildung erhalten.

Als dies alles erledigt war, erhvb sich Zarnow, um Abschied
zu nehmen — aber da kam er schön an! ES sei Loch selüstver-
ständlich, datz er bei ihnen zu Mittag speise, erllärte Gerard,
das wüsse Zedermmm, der im Grrard'scheu Hanse verkehre-
jedeu Svimtag spetsten Mmivilloii, Gerard und Harlmmm zu-
sammen, abwcchselnd bei emem der Jnhaber der Firma —
imd wer da Vormittags i» den Baimkreis dteses „Gesindels"
hmeiiigerate. der musse ohne Gnade und Baruihcrzigkeit mit-
thim. Das sei eme ansgemachte Sache, und Gcrard wimdere
sich, dny e„. ,o kcmitmsreicher Maim wie Zarnoiv von einer
,o weltbetmmken Lhatsache nichts wisse. Weim Zarnow nach
diesen mit eigmckender Herzlichkeit gesprochcneu Worten noch
Neigimg berspürt hätte, die Einladung abzulehnen, so würde
sein Entschlntz vor Jumiitas btttend mif ihn gerichteteu Angen
znsmnmeiigebrochen sem.

Das junge Mädchen zeigte ihm flüchtig ihre Schulbücher
und Hefie, mit strahleiidem Entzücken abe'r ihre Noten, ,md
Zarnvlv sah ivohl, wie sie mit Leib und Leele der Musik er-
geben war. Er sragtc, ob sie wohl schon lmige spiele.

„Erst seit ich bei Onkel (Üerard bin", mitwortetc sie und
dieser fügre hinzu:

„Ja, dns mutz ich Jhneii erzähleu. Das ist eme ganz wahn-
sinnige Geschichte, wvrüber selbst ein von Zahnschmerz geplagter
Elefmii lnsttg werden mühie. Wie die kleinc Snmpfhexe da —>
 
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