Heidelberger Zeitung (44) (1902 (Januar bis Juni))

. Unseren Mitbürger, von dessen/Namens Ruhm ein W-
M auch unserer Stadt zur Ehre gereichtl Wic !vir hören,
^leten leider gesundheitliche- Rücksichten eine des seltenen
Ses tvürdige Feier, wie sie von Schülern, Freunden, Kolle-
Verehrern Kutzmauls geplant !var. Selbst die Uni-
«^ätcn, an welchen Kuhmaul als Professor und Direktor
snternen Kliniken gewirkt hat: Erlangen, Freiburg und
>t?sburg muhtcn auf die Entsendung von Deputationen ver-
und ihre Glückwunschadressen durch die Post einsenden.
wedizinischen Zeitschriften bringen ausnahmslos Be-
i,^ngsartikel an Kuhmaul, ihnen voran das deutsche Archiv
, ninische Medizin, die Therapie der Gegenwart, die Mün-
j/r und Deutsche medizinische Wochenschrift, die Berliner
Wochenschrift u. A. m., welche die Bedeutung unseres
^tbürgers für die Entwickelung der inneren Niedizin
und nicht hoch gemig schötzen kdmien. Möge dem hoch-
Mten Jubilar noch ein langer, schöuer Lebensabend be-
sein.

!">d,

deutschen Abend sei hicrmit nochmals nach-
l Elich aufmerksam gemacht. Wer den dcutschen Abend be-
^ hat, auf dem der jctzt berewigte Geheime Rat Erd-
n"»sdorffer einen Vortrag über die Verhältnisse im Osten
^ der wird die Anregung und die Unterhaltung, die jener
^Ntliche Abend gcboten hat, noch in bester Erinnerung haben.
^wann ist zu dem heutigen Abend aufs freundlichste

sein.

^ Deutscher Abend. Auf den heute im Saalbau stattfin-

mann" meint, datz an einer Verständigung mit dem Zentrum
kaum zu zweifeln sei. „Wenn die NationaMberalen auch nicht
alle Forderungen des Zentrums zu erfüllen geneigt sind, so
sind sie doch in billiger Weise entgegengekommen, und ist daher
Hoffnung vorhanden, dah auch das Gros der Zentrumswähler-
schaft für ein gcmeinschaftliches Vorgehcn zu haben sein wird."
Der Ortsausschutz des Zentrums hat nunmehr den Reallehrer
und Stadtverordneten Bergmann zum Vorsitzenden gewählt.

Karlsruhe, 20. Februar. (Von der H o ch s ch u l e.)
Professor Sombart- Breslau, der an erster Stelle als Nach-
folger des Profesfors Tröltsch anf dem Lehrstuhl für National-
ökonomie an der tcchnischen Hochschule zu Karlsruhe
in Aussicht genommen war, hat den Ruf abgelehnt. Er hatte
schon vor drei Jahren beim Weggange Herkners auf der Vor-
schlagsliste gestanden. Jetzt ergelst dic Berufung an den
Dircktor der Kölner Handelshochschulc, Professor Dr. Schu-
macher.

Aus Badcn. Ein Riese des'Schwarzwalds
wurde bei dem jüngsten Sturm' im Domänenwalde bei Sankt
Ulrich (Boschweil) entwurzclt. Die Tanne bcsitzt eincn Ge-
samtinhalt ohne Aeste und Dolden von 22,63 Festmeier. Dcr
Stamm hat eine Nutzholzlänge von 30 Meter; sein unterer
Umfang bcträgt 6,42 Meter, sein Durchmesser in der Mitte
98 Cenlimeter, am oberen Cnde 62 Ceniimeler. — Dic Großh.
Regieiung hat dem Verein „Erbol un gs h eim sür Badens
Lehrer" eine Beihilfe von 1000 Mark gewährt.

Experimentalvortrag. Nach einer durch die Fastnachtszeit
tz'Wen Pause nimmt der Kaufmännische Verein seine Vor-
wieder anf und zlvar wird zunächst am kommendcn
j"Rag abcnds 8 Uhr im grotzen Harmonicsaal Herr Real-
^asialdirektor Profcssor Ludwig M ü n ch aus Darm-
einen Experimentalvortrag halten übcr „Die Verflüssigung
Luft". Ucber diescn Gegenstand, eine Entdeckung der
^l'ten Zeit, wird augcnblicklich viel geschrieben und gesprochen
es kann daher niit Frcude begrützt werden, datz die be-
^nde Entdeckung durch einen gcmeinverstündlichen Experi-
dRalvortrag dem grotzcn Publikum näher gebracht wird.
Mten daher recht viele die ihnen gebotene Gelegenheit
sj"hen und sich zu dem Vortrage zahlrciche Hörcr einstellen.
Eintrittspreise sind, wie aus dcm Anzeigcnteil ersicht-
wätzig, für Schüler und Studenten besonders billig.

^ Fuhtall. Moigen Somstag Nachmittag 3 llhr findet auf
lji.Felde von Heidclderg College ein Wettspiel zwischen dem
Sport Club und der Mannschaft von Heidelberg-College
^ Man darf auf den Ausgang aeipannt sein, da sich die
Mannschaften in ihrer jetzigen Zusammensetzung überhaupt
^ nstbt aeaenüberaestanden haben.

BadischeS Sängerfcst. Nach Mitteilungen dcs Herrn
lAidentcn Sauerbeck findet also das Sängerbundesfest
dsten dicses Jahres, da die Festhalle in Mannheim nicht
jÄSestellt werden kann, bestimmt nicht statt. Einzelheiten
isi" der Bundesausschutz im „Badischcn Sängerbotcn" ver-
Michen.

Das neunzehute Verbandßsch'ehe« des Badischen Landes-
Menvereins, des Pfälzischen and Mtttelrheinischen Sckützen-
in Neustadt a. H. findet vom 13. bis 20. Juli ds.
>statt.

Befihwechsel. Herr Koblenhändler Fr. Handnch verkaufte
ij, ieinem Anwcsen in der Albert Maysstiaße 3 Bauplätze an
Serren Hormuth u. Hirt, Bauunternehmer, hiec.

Stäudchen. Geltern Abend wurde vor der Villa Hoff-
in Neuenheim von dcr Bataillonskapelle ein Ständchen ge^
es galt dem Hausherrn, dem Bauunternchmer Hrn. Hoff-
der gestern seinen 40. Geburtstag feierte. Die Villa war
beleuchtet und gewäbrte, von dicsseits des Neckars aus
einen sehr hübschen Anbück. Jn der Villa vergnügte sich
lohlreiche Geburtstagsg-sellschaft bei Sang und Klang bis
^rühen Morgen.

^ Schöffengerichtssttzung vom 20. Fcbruar. 1) Karl Splitter
Meckesheim eihiel! wegen Körperveiletzung 3 Wochcn Ge-
ij.Mis; 2) wegen Körperverletzung und Widerstands eihiclten
Becker aus Schriesheimz 3 Wochen Gcfängnts, Peter
Lwert aus Schriesheim und Johannes Lehle aus Leuters-
lb 4 Wochen Gefängnis. Adam Lauer aus Kircbheim und
!jRpp Elsner aus tzandschuhsheim je 1 Woche Gefängnis,

, Mnd Josef Rey aus Brühl von der gletchen Anklage freige-
?4en wurde; 3) Anton Bernhard von Sandbausen erhtell
Bedrohung 10 Mk. Geldstrafe; 4) Peter Ehsinger und
>ü,wich Dillinger von Meckesheim erhiclicn wegen Haus-
>,tz"^Nsbruchs und Bedrohung je 18 Tage Gefängnis; bl Gott-
tj« Weidner hier erhielt wegen Untcischlagung 8 Tage Gesäng-
Anna Maria Lenz hier wegen Körperverletzunz 1 Monat
^ s»Ngnis.

Polizeibericht. Verhaftet wurden sechs Arbeiter wegen
ld,?Unk>, em Frauenzimmer wegen Umherztehens, ein Taglöhner
(Mn Dtebstahls uns ein Bierbiaucr wegen Uasugs und Ruhc-
"Ng. Wegen UnsugS kamen 4 Versonen z» Anzeiae.
Aglasterhausen, 19. Febr. (H e r r n B ü r g e r m e i st e r
^Urin) brachte aus Anlah seines 70. Geburtsages gestern
isjEnd der Gesangverein, dessen langjähriges Mitglied er
ih' ein Ständchen. Dabei schilderte der Dirigent dcs Vereins
ij^kefflichen Worten die Verdienste, die sich Herr Brunn um
^t^flege des Gesanges. und Förderung des Vereins erworben
Bei dcm darauffolgenden gemütlichen Beisammensein
der erste Redner, Herr Fuhr, die Verdienste des Gefeierten
i^stezug auf Gemeinde, Bezirk und Kreis hervor und betonte
tz^i noch besonders, wie er als Mitglied der evangelischen
tz^eralsynode mit Rat und That mitwirkte. Jm weiteren
Vwuf des Abends gedachte Herr Hauptlehrer Gölding der
Ejsug, wclche der Grohherzog den Verdiensten des Jubilars
Verleihnng des Verdienstkreuzes zu Tcil werden lieh und
8 mit einem begeistert aufgenommcnen Hoch auf nnseren
Landesfürsten. Bürgermeister Brunn dankte in längerer
'prache.

LLarlsruhe, 20. Februar. (Ein lohnender
sxj^g u e n b e r u f.) Der Badische Frauenvercin bietet in
^er Anstalt in Karlsruhe seit einigen Jahren jungen Mäd-
Unb Frauen Gelegenheit, siw als. ziinderpflegerinnen aus-
s^uden. Die Beteiligung an den jährlich abgehaltenen zwei
iiHstrn, die theorekisch und praktisch in der Kinderkrippe statt-
n, n>ar bis jetzt eine ziemlich rege, doch ist der Mangel
i>,^Susgebildeten Kindcrpflegerinnen immer noch ein sehr fühl-
"pZ hnd stets grötzere Nachfrage vorhanden, als Pflegerinnen
ihLebildet wcrden. Es wäre zu wünschen, datz viel mehr
ip^chen und Frauen die Gelegenheit, sich für diesen Beruf
äubilden, ergreifen würdcn. Etwaige Aumeldungen wären
Vorstand der Abteilung 2 des Badischen Frauenvereins
(^ruhe zu richten.

s^ rlb; KarlSruhc, 80. Febr. (D,as hiesige Lehrer-
ll^inar 2) zählte zu Anfang des vcrflossencn Schuljahres
tzst Zöglingc, 80 katholischer, 39 protestantischer Konfession.
r^stendien wurden im verflossenen Schuljahre bewilligt im
Kurs 1770 Mark, im zweitcn 2320 Mark, im dritten
^2710 Mark, zusammen also 6800 Mark.

Karlsruhe, 20. Februar. (Stadtverordneten-
"ch.) Die nationalliberale Partei in Karlsruhe hat schon
!em?tniger Zeit mit der freisinnigen und konservativen Partei-
? eincn Kompromih für die bevorstehenden Stadtver-
t^uwahlen abgeschlossen. Mit dem Zentrum schweben
Zeit noch Verhandlungen; die Nachricht des „Badischen
'e^sboten", dah bereits eine Verständigung zustande ge-
sct, derzufolge das Zentrum einen Stadtrat und
^tadtverordnete erhält, ist verfrüht. — Der „B. Lands-

Theater- uad Kungnachrichten.

Heidelberg, 21. Febr. Nächsien Sonntag gelangt im Stadt-
theate r als neu einstudierte Operette, Supps's melodiöses und
po-mläres Werk „Fatinitza" zur Aufjührung, in den Hanpt-
rollen besetzt mit den Damen Gordon, Koppenhöfer, Jelly,
Jungmann, Heiland, Schaab, Wurm. Beierle und den Herren
Feldner(welcher die Jnscenierung besorgte). Großmann, Schneidcr,
Sorelli, Walter, Wiegner u. s. w. Ja „Fitinitza" vereinigen sich
der lustige Text und bie pikante Musik zn größter Wirkung und
nicht unberiickstchtigt mag bleiben, daß die schwterize Titelrolle
diesesmal durch Fräulein Koppenböfer 'eine besonders gelungene
Verkörperung finden dürfte. Die Vorstellnng findet außer
Abonnemcnt statt.

Kandek und Werkeßr.

Mannheim. 20. Febr. (Aktien.) Oberrh. Bank 116.50 K.
Rhein. Creditbank 139.90 G. Rhein. Hypoth.-Bank 174.00 G.
Braueret Kleinlein. Heidelberg 155 G. Schroedl'sche Brauerei-A.
172.W Portland Zemtnt Heidelberg 113.50 B.

Frankfnrt, 20. Febr. Effektensozietät. Abends 6V. Uhr.
Kreditaktien 218 80 b. Disconto Commandit 19470-60-70 b.
Darmstädter Bank 139.20 b. Berliner Handelsgesellschaft 153.60
bis 30 bis 50 b. G. Bank f. Südden'schl. (Darmst ) 107.30 b.
Staatsbahn 144.80 b. Lombarden 19 50 b. Gotthard 168 40 b.
Schweiz. Union 29.25 b. 4proz. Spanier 77.80 b. 3proz. Preuß.
Cons. 92 b. G. ult. Piräus.Larissa Griechen 39 60 b. G.
Bochumer 201 b. Gelsenkirchen 169 80 b. Harpener 167.30 B.
20 G. Hipernia 164 b. G. Oberschl. Eisen Jndustrie 125 50 b.
Concordia 279 b. G. Sürth. Maschinenf. 56 b. G Wittner
Stahlröhren 42.80 b. G. Elektr. Schuckert 12180 b. G. Elektr.
Helios 38 75 b. G.

6V<—6V, Uhr: Kreditaktien 219.10.

Jm Einklong mit ebensolLen Notierungen der Westplätze ließ
die Abendbörse auf den meisten Gebieten abgeschwächte Haltung
erkcnnen.

WasserstandSchnarichren.

Neckar. 1 Rhein.

Heidelberg, 21.185, gef.0,00m > Lauterburg. 20,3.42, gef. 0,02w
Hetlbronn, 19., 1,25. gef. 0 09m ! Maxau. 20., 3,47, gef 0,03w
Manuhetm. 20.3,24, gef.0.06m ? Mannheim. 20.3,08, gef. 0,04«

Neueste Nachrichten.

Berlin, 20. Febr. Sicherem Vernehmen nach ist der
Generaloberst der Kavallerie Frhr. v. Los zu Bonn vom
Kaiser ausersehen worden, nach Rom zu reisen, um am
3. März dem Krönungstage, dem Papst zum Eintritt in
das 25. Jahr seines Pontiftcates die kaiserlichen G lü ck-
wünsche zu überbringen. Frhr. v. Los hat schon etnmal
eine ähnliche außerordentltche Botschaft zum Papst ans-
gerichtet. Er überbrachte dem Papst Leo XIII. am 19.
Febrnar 1893 die kaiserlichen Glückwünsche zum 50jährigen
Bischofsjubiläum und überreichte zugleich als Ehrengeschenk
des Kaisers eincn besonders kostbaren und künstlertsch
schönen Ring als ein Symbol der bischöflichen Würde, zu
der der Papst damals vor 50 Jahren erhoben worden war.

Berlin, 20. Februar. Wegen der angeblichen Aeuße-
rung des Kaisers über das Duell, die die „Pots-
damer Zeitung" am 9. Dezember v. I. veröffentlichte,
ist numnchr Anklage erhoben und Termin auf den 12.
März vor der ersten Strafkammer in Potsdam anaesetzt
worden. Angeklagt sind Redakteur Paul Groll, Buch-
druck:reibesitzer Stein und der Geheime Rechnnngsrat
Julius Steinbach in Potsdam wegen Beleidigung der
beiden Leutnants von Kessel und von Goßler aus § 186
Strafg-setzbuch.

Kassel, 20. Februar, Der Direktor der Aktiengesellschaft
der Trebcrtrocknung Adolf Schmidt ist hente in Begleitung
zweicr hiesigcr Polizeibcamter eingetrofsen und in das Land-
gcrichtsgcfängnis cingcliefert wordcn,

Wien, 20. Februar. Der Kaiser fuhr heute Vor-
mittag beim Palais des Erzherzogs Rainer vor, überreichte
dem erzherzoglichen Paare als Angebinde zur goldenen Hoch-
zeit sein Porträt und sprach seine Glückwünsche aus. Hierauf
kehrte dcr Kaiser in diej Hofburg zurück.

Rom, 20. Februar. (Stefant.) Der König genehmigte das
Entlassungsgesuch des Ministers dcr öffentlichen Ar-
beiten Giuss 0 und betraute Zanardelli mit der vor-
läufigen Verwaltung des Ministeriums.

Pctersburg, 20. Februar. Bei den Anfräumnngsarbeiten
in dcm von Erdbebcn zerstörtcn kaukasischen Orte Sche-
macha sind bis jetzt 820 Personen lebend zu Tage gefördert
worLen.

Jalta, 20. Februar. Jm Krankheitszustand Tolstois
ist heutc die Krisis eingetreten. Der Ausgang ist unge-
wih.

Alexandrieu, 20. Februar. Hier wurde^etn Pestfall
festgestellt.

New-York, 20. Febr. (Köln. Ztg.) Der Lloyd-
dampfer „Kronprinz Wilhelm" mit dem Prinzen Heinrich
an Bord kann frühestenS am Freitag Abend 9 Uhr von
der Nantucket-Jnsel aus gestchtet werden und frühestens
am Samstag (WashingtonS Geburtstag) nachmittags in
dem hiestgen Hafcn sein. Die angebliche Befürchtung, Eis-
gang oder Ostwind würden den Stap ellauf derAacht
„Meteor" erschweren, gilt hier als ein sensationeller
Scherz, desgleichen wenn einige Republikaner und Demo-
kraten aus Washington sich gegenseitig Vorliebe für höfische

Formen vorwerfen. Allgemein gefällt der Wunsch deS
Prinzen, Amerika unter amerikanischen Lebcusformen kennen
zu lernen.

Hauxtstr ^ 6^08810 ^ll8VV»d! lll I Hauptgti.

Lsv ^ Ivilette-Krlriijtlli'ell. s rsv

8pkrialgk8okätt iklnk»' ^elikl-vval-en u. kklZkkffektsn

Sptslaltklkkrlrmme der Kejdelbelger Zeituag.

X Augsburg, 21. Februar. Der Raubmörder Kneihl
wurde hente 7 Uhr morgens hingerichtet.

b Berlin, 21. Februar. Wie dem „Lokal-Anzeiger" aus
parlamcntarischen Kreisen mitgeteilt wird, hofft man in den
Mehrheiisparteien trotz der Erklärung des Staatssekretärs von
Posadowsky, dah die Regierung doch noch bezüglich des einen
oder andern Mindestzolls entgegcn kommcn werde.. (Welche
Selbsttäuschung!) Die Regierung habe nur, so wird geltend
gemacht, den Kompromihantrag für unannehmbar erklärt, aber
nicht jede andere Erhöhung, bespielsweise eine Crhöhung des
Gerstenzolls um eine Mark, während der Kompromihantrag
bekanntlich diesen nm 2 Mark 50 Pf. erhöhen will. Nach
dem sozialdcmokratischen „Vorwärts" hietz es in der Zolltarif-
kommission, die Mehrheit beabsichtige eine Debatte über die
Kornzöllc durch eincn Schluhantrag zu Ende zu bringen.

0 Lembcrg, 21. Febrnar. Nach hiesigen Blättern, die angeb-
lich trotz der ruffischen Zensur, im Stande sein sollen, au-
thentisch zu berichten, tragen die offiziell als Studenten-
unruhen bezetchneten Unruhen inKiew und Odessa that-
sächlich den Charakter fanatisch geschürter Massenauf-
stände, deren Führerschaft nur in den Händen der äußerst
erbitterten Studentenschaft liege. Die Studentenschaft durch-
zieht mit großem Prahlen und Waffentragen dabei Revolutions-
lieder singend, die Strahen, grcift rückhaltlos Polizei und
Militärpatrouillen, die sich ihnen entgegenstellen, an. Privat-
leute, die sich dem Znge nicht anschlietzen, oder ausweichen,
werden brutalisiert.

Auch schwere Ausschreitungcn gegen Frauen finden statt.
Dke Behörden haben einen schweren Stand. Jn Odessa ist
es zu einem Stratzenkampf zwischen Studenten und
Militär gckommen, wobci auf stndentischer Seite Salven und

Einzelngewchrfeuer ununterbrochen abgegeben wurde._Die

Kosaken drangcn mit blanken Waffcn auf die Aufrührer ein.
Sie wnrdcn darauf mit Steinen beworfen. Die Kosaken feuer-
ten. Zahlreiche Verhaftungen fanden statt.

s Bclgrnv, 21. Februar. Anlählich der Ueberbringung der
gestern von der Skupschtina gefahten Resolution, worin
dem König die Treue und Sympathie der Skupschtina ver-
fichert wird, erklärte Alexander, er sehe hierin einen
neuen Beweis der Loyalität und der Uebereinstimmung der
Volksvertretung mit seinen Ansichten. Der König habe schon
bei der Entgegennahme der Adreffe der Skupschtina die in Um-
lauf befindlichcn böswilligen Gerüchte widerlegt und freue
sich, daß die Skupschtina jetzt ein Gleiches thue. Durch die
Resolution werde der Gefährlichkeit der demagogischen Bestre-
bungen gcwisser extremer Elemente die Spitze abgebrochen.

c Madrid, 21. Februar. Gestern Abend wurde Lber Sara-
gossa der Belagerungszustand verhängt. Später versuchten
Änfständige die Straßenwagen anzuhalten. Mehrere Ver-
haftungen wurden vorgenommen. Jn Barcelona befahl der
Generalkapitän den Einwohnern, alle Waffen auszuliefern.
Die Zcttungen konnten auch heute noch nicht erscheinen.

LL Peking, 21. Fcbruar. (Reuter.) Das diplomati-
sche K 0 rps wnrde gestern in Nenjahrsaudienz empfangen.
Die Kaiscrin-Witwe sah auf dem Throne, der Kaiser auf
einem Sesscl ihr zur Linken. Der österreichisch-ungarische
Gesandte Czikann richtete eine Glückwunschansprache an den
Kaiser. Prinz Tsching verlas die Antwort daranf. Dte Kai-
serinwitwe unterhielt sich durch einen Dolmetscher mit dem
Gesandten Czikann.

e Newyork, 21. Februar. Dem Stapellauf der deutschen
Kaiseryacht werden durch denEisgang imNewyorker Hasen
grohe Schwierigkeiten bereitet. Wenn Ostwind herr-
schen sollte, müßte eine ganze Schlepperflotte vorgespannt
werden. Die Werft auf Schooters Jsland ist von Eis total
umschlossen.

Verantwortlich für c-en redaktionellen Teil F. Montua, für ven
_^riieratenteil Tb. Berkendusch. beidc in Heidelber«.



Houpkii. 76. 61' tt-Lcke>l3lrcstl58o

Universitätsgottesdienst.

Sountag. 23 Februar.

Peterskirche 11 Uyr: Herr Kirchenrat v. Baiiermann.

»utmLssliotios NoNsr LM 22. u. 23. ssebruar.

(klsollckrciLk vsrboten.)

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siosll Üoodckrllolr vov 765 mm sbgslöst uock ckis Osprsssion übsr
Itslisll ullck cksr Oslbsllbslbillssl gsar snk-slost vorcksn tst; nnr
noob nbsr cksm sückvsstliobsll llrsttsl b'rsolcrsiobs unck übsr
Lpsllisn lisgt stlls sokvsoks Osprsssion voo vsnig nlltsr Llittsl.
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