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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
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Freilag, 21. Febrüar 1902.

ZweLtes Blatt.

44. Jahrgang — M. 44.

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lal§' ^lcheint täglich, Sonntags auSgtnommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus aebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

al»' K. zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausfchlteßlich Zustellgebühr.

1 e np r e i S: 20 Pfg. die Ispaltige Petttzeile oder dercn Raum. Reklamezcile 40 Pfg. Für hiestge Geschäfts- und Privatanzcigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an besttmmt
yß ^^^äeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnscrate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zttluilg^uiid den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

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Wochenchrouik.

(Vom 9. bis zum 15. Frbr.)

.: Dcr Kaiser feiert sein 25jährigeS Militärdienst'
jobiläum.

: Der Versuch derEngländer, DeWetzu fangcn,
bat sich wieder alS vergeblich erwiesen.

: Jm englischcn Unterhause erklärt Unterstaats-
srkretär Cranborne, die englische Regierung habe
niemals durch einen Botschafter oder auf andere
Weise irgendwelche Erklärungen vorgeschlagen, die stch
gegcn eine Aktion dcr Vereinigten Staaten auf Cuba
richteten.

: Eugtand und Japan schließen ein Schutz-und
TrutzbündniS zur Erhaltung deS gegcnwärtigen
Status in Ostasien ab.

: Der „Retchsanzeiger" veröffentlicht zwei Noten,
aus denen stch ergiebt, datz der englische Botschafter
in Washington eine Note vorgeschlagen hat, durch die
fich die Mächte gegen die Jntcrvention Anrertkas
in Cuba aussprechen sollten. Jn England redet man
fich damit aus, datz der Botschafter auf eigene Hand
und auf Anregung seines österreichischen Kollegen atS
Aeltester des dtplomattschen Korps handelte.
:England weist die Bemühungen dcs deutschen
Burenhilfscomitss zu einem Teil zurück, dem
anderen gegenüber zeigt es stch sehr kühl.

: Jn dcr Zolltartfkommtssion legt der Abg. v.
Kardorff nach einer tumultuarischcn Sitzung dcn Vor-
sttz nieder.

: Jm Kasseler Trebertrocknungsprozetz ver-
hängte der Gerichtshsf über die Angeklagteu ewpfind'
liche Geldstrafen.

:Prinz Heinrich reist von Brewerhavcn nach
^^^Amerila av.

Kngkand und Deutschkand.

^ Ein recht kühler Wind wekst offenbar zur Zeit in
höheren Regionen in Bcrlin gcgcn England. Wie
^ heitzt, soll auch der Kaifer über das Bestreben
i englischen Diplomaten, feinem Bruder in Amerika
-^en schlechten Empfang zu bereiten, sehr aufgebracht
Man braucht in der That, so meint die „Badische
kAndeszeitung" nicht in die geheimsten Geheimnisfe der
ifchlomatie eingeweiht zu sein, um zu erkennen, datz die
Mversrorenheit stark verschnupft hat, mit welcher di^
^glische Regierung durch den Mund des Lord Cran-
^rne die gegen die Amerikareise des Prinzen Heinrich
^richtete Jntrigue unterstützte. Es war ein tolles Stück
^ britischen Unterstaatssekretärs, ösfentlich vor aller
M,It im Parlament zu behaupten, datz von englischer
Mte niemals eine englische Jntervention zu Gunsten
^baniens vor dem Kubakriege versucht worden sei, wäh-
f^d im Berliner Auswärtigen Amte Beweisstücke des
^genteils vorhanden waren. Der Berliner Korrespon-
^nt der „Neuen Zürcher Zeitung" schildert die in Berlin
^rxschende Stimmung wie solgt:

Nach hiesiger Meinung hat stch diesmal die englische
dMomatie arg die Nase gestoßen und man sreut sich,
-14 Graf Bülow sie einfach vor aller Oessentlichkeit mit
stier Lüge festgenagelt hat. Unbegreislich ist die Leicht-
Nigkeit, mit welcher ein englischer Minister in solcher
^ejse der Wahrheit ins Gesicht schlug. Nebenbei kann
^nn sich jedoch in England sagen, daß Kaiser Wilhelm
dr einzige von den Engländern in letzter Zeit so stark
xdlschmeichelte feste Freund Englands, sich auss tiefste
?hrch die böse Absicht verletzt fühlen muß, seinem prinz-
!!^en Bruder Heinrich den Empfang bei den Amerikanern

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zu vergällen. Man muß geradezu glauben, den Eng-
ländern sei einen Augenblick der Verstand durchgegan-
gen aus Freuden, daß es ihnen endlich gelang, die schwer
anleihebedürstigen Japaner als Bundesgenossen sür Ost-
asien zu gewinnen. Dazu kommt die ziemlich unverblümte
britische Ablehnung der deutschen Hilfsakston für
die südafrikanischen Konzentrationslager, wosür stch die
Kaiserin persönlich lebhaft interessierte und woran
alle Gesellschaftsschichten von den höchsten Spitzen bis zu
den kleinsten Leuten durch ganz Deutschland mit Gaben
und Geldern bereits beitrugen. Der Unterstaatssekretär
des Aeutzern Freiherr von Richthofen, hat selbst für das
geringe Entgegenkommen der englischen Regierung form-
halber im preußischen Abgeordnetenhause noch einige
höfliche Worte gehabt. Da die Tagesordnung es nicht
erlaubte, sand vorläufig keine parlamentarische Besprech-
ung statt, sonst würde man schnell gehört haben, welche
tiefe Entrüstung alle Parteien darüber ersüllte. Man
sagt sich, es ist die Furcht, welche die Engländer abhält,
fremde Augen in die wirklichen Verhältnisse Südafrikas
hineinschauen zu lassen, und aus dieser Furcht entspränge
allein die neue Unmenschlichkeit.

Diese Bermutung dürste der Wahrheit ziemlich nahe
kommen. Die Engländer möchten am liebsten eine Block-
hauslinie um ihre ganze südafrikanische Politik ziehen.

Deutfches Reich.

— Jn einem Artikel anlätzlich des Eintrittes des Papstes
in das 25. Jahr seines Pontifikates schreibt die
„Nordd. Allg. Ztg.": „Wir verstehen die Gesinnung und Ver-
chrung unserer katholischen Mitbürger bei dem Anbruch des
seltenen Jubeljahres. Die Regierung des Papstes Leo XIII.
hat Anspruch auf einen glänzendeu Platz in der Kirchenge-
schichte. Wie seit langem kein Vorgänger, verkörpert er die ge-
schichtliche Jdee des Papsttums. Dieser Jdee steht ^>as neue
Deutsche Reich, das nicht mehr im mittelalterlichen Sinn nach
Weltherrschaft strebt, unbefangener gegenüber, als das ver-
gangene heilige römische Neich deutscher Nation. Kaiser und
Papst fanden peit Jahrzehnten ihr Jnteresse dabei, miteinander
von Souverän zu Souverän in den Formen der völkerrechtlichen
Courtoisie zu verkehren und der jetzige Träger der Tiara ver-
dankt die nachhaltigsten Erfolge seines Ponttfikates der weisen
Pflege der Beziehungen zu dcr deutschen Grohmacht. Das
Entgegenkommen, das er hierin bei den Hohenzollernkaisern
gefunden hat, war dem internationalen Ansehen des Papst-
tums förderlich. Der Kaiser hegt auch persönlich für den ehr-
würdigen Kirchenfürsten aufrichtige Sympathie, die über das
Maß der zwischen Souveränen herkömmlichen Höflichkeit
hinausgeht. Unter den Glückwunschabordnungen wird eine
Spezialmission des Kaisers nicht fehlen."

Bade».

— Der von Präfekt Bill begonnene Streit geht in
der „Straßbnrger Post" noch weiter. Der Regens Dr.
Mutz und der Subregens Dr. Gihr erklären mehrere Be°
hauptungen Bills sür unwahr und geben anderen eine
harmlose Deutung. Jnsbesondere wird bestritten, daß
jährlich mehrere Priesteramtskandidaten aus dem Semi-
nare oder Konvikt entfernt worden seien, weil sie im
wirklichen oder vermeintlichen Verdachte standen, An-
hänger der Lehre ihrer rechtmäßigen (Universitäts-)
Lehrer zu sein. Noch nie sei eip Alumnus aus dem
Seminar oder Konvikt entlassen worden. Der Ton dieser
Erklärung ist üußerst zahm uud bescheiden, fast als ob
die Drohung Bills gewirkt hätte,^>aß er noch schwereres
Geschütz anffahren werde. Die Sache erweckt lebhaftes



Sneewittchen.

Roman von A. I. Mordtmann.

(Fortsetzung.)

^ „Es hat mich doch gewundert", versetzte Helene leichihin.
i^mchdem Paul erfahrcn, wie es mit Annas Vermögen steht,
^ve sch ihm nicht zugetraut, datz er sein Wort halten würde."
L „Jch auch nicht. Aber vielleicht hat er es erst nach der
?ochzeit erfahren. Das wäre dann freilich eine hätzliche lleber-
^lchung gewesen."

K. Ein böser Zug der Schadenfreude spielte um Cäciliens

^ppen.

„Das will ich um Annas wegen nicht hoffen; das arme
^mdchen würde mir leid thun."

„Anna würde ich auch bedauern, aber dcm Herrn Paul
^muvillon würde gerade recht geschehen sein."

„Er wird es schon früher erfahren haben. Crinuerst Du
A'ch, wie verstört er aussah, als wir ihm damals unter den
"aden begegneten?"

„Das beweist nichts. Wer weiß, wclche Sorgen ihn da-
«Üs geguält haben. Bei Geschäftsleuten kommt das oft vor.
Helene cmtwortete nicht.

L Das Gespräch war ihr peinlich; sie teilte keineswegs die
^^ude Cäciliens über den Erfolg ihres Planes, sich in der
^.Lse, wie es geschehen war, an Paul für sein wenig ehren-
jtzPcs Benehmen zu rächen. Namentlich empfand sie Ge-
^ bensbisse bei dem Gedanken, daß sie es mit verschuldet habe,
'«n Anna Reschwitz in ihrer Ehe nicht glücklich wäre.

^ „Dir sieht man es an, daß es Dir gut gcht", sagte sic nach
„IlsUr Weilchen, um auf ein anderes Thema zu kommen.
gj^as dnZ snr liebenswürdige Mcnschen sind l Dieser prächtige
s^Fardl Ilnd dies reizende MLdchenI Jch meine, man inützte
j, pst immer hübscher werden, wenn man einc solche Schönheit
uandig um sich hat."

"Nun, wir haben das zum Glück nicht gcrade uötig,

Schwesterchen", cntgegnete Cäcilie scherzend. „Und wenn man
an einer so schönen Puppe immer herum erziehen mutz, so ist
das auch kein übermätziges Vergnügen. Da ist die Schönheit
rasch vergessen."

„Juanita hat auf mich den Eindruck eines sehr gut erzoge-
nen Mädchens gemacht", wandie Helenc ein.

„Es geht an", sagte Cäcilie geringschätzig. „Es fehlt doch
an allen Ecken und Enden. Auch än der gleichmätzigen Aus-
bildung fehlt viel, und schließlich wird man sie doch in ein
Pensionat geben müsseu, um das alles auszugleichen."

„Will Herr Gerard dics?" fragte Helene besorgt.

„Jch werde ihm jedenfalls dazu raten."

„Wie thöricht vou Dirl EinL so angenehme Stellung be-
kommst Du doch so leicht nicht wieder."

Cäcilie knöpfte etwas nervös an ihren Handschuhen, indem
sie antwortete:

„O, das brauchie darum nicht auszuhören. Herr Gerard
denkt gar nicht daran, sich meiner kostbaren Dienste zu be-
rauben."

„Jch verstehe Dich nicht. Aiich wenn Jumiiia in ein
Peusionat käme, würdest Du bleiben?"

„Auch dann."

„Aber das ist ja nicht denkbar, Cäciliel Unmöglich kannst
Du ihm den Haushalt führen. Das kannst Du doch nicht
meinen I"

„Das meiue ich auch nicht. Jch will Dir ein grotzes Ge-
hcimnis anvertraueu, meiu Kind, aber Du darfst es nicht aus-
plaudern. Es hängt nur von mir ab, Frau Gerard zu werden."

„Du, Cäcilie? Du, die Frau des alten Herrn Gerard!"

„Er ist ein Manu in den besteu Jahrcu", bcmertte Cäcilie
kalt. „Alt kann mau ihu eigentlich doch uicht iienneu. Und ich
sollte denken, datz es noch viele schlechtere Partien in Hamburg
giebt."

„Wie Du redest, Cäciliel Wie kann Herr Gerard auf einen
so ungereimten Einfall kommenl"

„Jedenfalls ist er darauf gekommen, und — Du magst es
mir glaubeu oder nicht — es hängt ganz allein von mir ab,

Jnteresse in Universitäts- und in potitischen Kreisen und
wahrscheinlich ist noch nicht das letzte Wort in derselben
gesprochen. Der „Badische Beobachter" nimmt von den
verschiedenen Kundgebungen immer nnr in kürzester Fas-
sung Notiz.

— Der Rechenschastsbericht des sozial-
d e m o k r a t i s ch e n L a n d e s v o r st a n d e s .be-
schäftigt sich hauptsächlich mit der Agitation gegen den
„Brotwucher" und mit den letzten Landtagswahlen. Für
die sieben Wahlbezirke, in denen die sozialdemokratische
Partei beteiligt war, betrugen die zur Wahlagitation ge-
spendeten Einnahmen zusammen 2609 Mark, die Aus-
lagen 6138 Mark, sonüt der Fehlbetrag 3529 Mark
(in Karlsruhe-Stadt allein 1380 Mark). Auch sonst wird
über schlechte Finanzverhältnisse der Partei geklagt. Der
Vermögensstand sei von 1876 Mark auf 675 Mark zurück-
gegangen und daran trage die letzte Landesversammlung
öie Schuld, weil sie die Beiträge der Mitgliedschaften
um ein Drittel ermäßigte. Statt 3928 Mark wie im
Vorjahre sind nur 3334 Mark eingegangen. Der Partei-
vorstand sah sich genötigt, eine Unterstützung im Betrage
von 500 Mark aus der Parteikasse in Berlin in Anspruch
zu nehmen, die wieder zurückbezahlt wurde.

Freiburg i. Br., 18. Februar. Unter den Theo-
logen, denen der Erzbischof vor kurzem die niederen
Weihen erteilte, besand sich, wie der N. Bad. Landesztg."
mitgeteilt wird, ein zum Katholizismus übergetretener
Sohn des Berliner Nationalökonomen Adolf W a g n e r,
der während der Dorpater Lehrthätigkeit seines Vaters
geborene Dr. Friedrich Wagner, seit Wintersemester 1900
bis 1901 Student der Theoloqie an der Albert Ludwiqs-
Universität.

Prcuße».

— Die Kommission fllr den Gesetzentwurf über
die Neuordnung des juristischen Studiums
hielt am 18. ds. ihre erste Sitzung ab. Die Regierung
hat für die lehten drei Jahre eine Statissik darüber zu-
gesagt, wie lange Zeit nach bestandenem Examen die
Studierenden gebraucht haben, bis zur Zurücklegung
des Referendarexamens. Ministerialdirektor Althofs
legte eingehend dar, wie der neue Studiengang, die
Zwischeirzeugnisse nnd die Gestaltung der 'Behörden!,
welche diese Zeugnisse zu Prüsen haben werden, geregelt
werden sollen. Eine Vermchrung der Vorlesungen soll
nur msoweit stattfinden, daß sür das bürgerliche Recht
statt 16 bis 20 in Zukunft 18 bis 28 Stunden in Aussicht
genommen sind, sür theoresische nnd praktische National-
ökonomie 8 bis 10 Stunden, für Grundzüge der Finanz-
wissenschaft zwei Stunden. Die übrigen Vorlesungen
sollen insbesondere vermehrt werden für das römischeRecht
durch ein Einsührungsexercisium von zwei Semestern
dürch welches die Kennsisis der Quellen, namentlich
auch der lateinischen Sprache mehr sichergestellt werden
sollen. Diese und andere obligatorische Uebungen sollten
an einen numerus elnnsns von 60 bis 70 Stnnden ge-
bunden werden, damit der Dozent die Selbständigkeit
der Arbeiten prüfen und überhaupt sedem einzelnen Zu-
hörer nähertreten könne. Für die Prüfung der Zwischen-
zeugnisse ist in Aussicht die Bildung einer Kommission
aus Kommissaren des Kultus- und Iussizministeriums.
Der Kommission wird die Darlegung über Studiengang,
Vorlesungen, Gestaltimg der Zwischenzeugnisse und Pru-
fimgsbehörde schriftlich zngehen. Erst nach Eingang des
Materials soll die nächste Sitzung für die Kommission an-
beranmt werden.


datz cr mir eine Erklärung macht und um meine Hand anhält."

Helcne atmete tief auf.

„Welche Thorheit, datz ich mich darüber errege!" sagte sie.
„Du hast recht — alte Männer sind zu vielen Thorheiten ge-
neigt. Der Herr, der über uns wohm, ist 60 Jahre alt und
hat auch erst vor einigen Wochen seine 18jährige Nichte ge-
heiratet. Aber wenn Herr Gerard sich wirklich so weit vergätze,
Dir einen Antrag zu machen, Du tönntest ihn doch niemals
annehmen, und damit ist ja die Sache vorbei."

Cäcilie kämpfte ersichtlich mit einer ihr sonst fremden Be-
fangenheit. Sie wagte nicht, ihre Schwester anzusehen, als
.sie mit leiser Stimme erwiderte:

„Man soll nichts verschwüren. Jch möchtc das nicht so un-
bedingt behaupten."

„Cäciliel" rief Helene aufspringend, in sinmmcnder Cnt-
rüstung. „Redest Du irre? Denn scherzen tannst Du doch
nicht wollenl"

„Jch rede nicht irre und ich schcrze nicht. Aber ich sehe die
Dinge mit veriiiinstigen Aug,m mi."

„Und Zarnow? Und Dein Wort?"

„Mit Zarnow — das ist eine ganz aussichtslose Geschichte.
Und mein Wort — wicso? Wir sind nicht verlobt."

„Doch, Cäcilie, dochl Vor Gott und vor Menschen seid
Jhr veriobte Brautleuiel"

„Rede doch nicht so theatralisch, Schwesterchen I" sagte
Cäcilie mit eincm schwachen.Vcrsuch zu lächeln. „Es ist ja
noch nicht so weit. Nur wollte ich nicht, datz es für Dich eine
Ucberraschuiig wärc, wemi cs dahin kommt. Sei doch nicht kin-
dischl Jch sage ja nicht bestimmt, daß ich Gerard, wenn er
scinen Antrag macht, annehme. Aber Du tannst wirklich nicht
verlangcn, dah ich ohne alle Ueberlegung eine glänzende Zu-
tuuft wegeu Gott weiß was für überspamiter Jdeen blindlings
opfere."

Als Cäcilic bald daraus ging, legte Helene den Kopf auf
den Arm und brach, zum crsten Male seit langer Zeit wieder,
in bitterliches Weinen nus. An ihr, die ihm sreudig bis ans
Ende der Welt gesolgt sein würde, war Zarnow achtlos vorüber
 
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