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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
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Ausland.

Frnnkrcich.

— Wie die „Union republicaine" bon Macon mit-
teilt, sind im Departement Saone-et-Loire in einer einzi-
gen Woche vier katholische Priester aus der
Kirche ausgetreten: zwei davon haben sich sofort
verheiratet, Der „Chretien francais" Andree Bour-
riers, das Organ der evangelischen Reform im Katholizis-
mus, stellt bei dieser Gelegenheit fest, daß die Zahl der
ausgetreten Priester nunmehr rmrd sechs hnndert beträgt
und daß der Abfall fortdguert. Bischof Turinaz hat nun
eine Schrift veröffentlicht, die sich im Wesentlichen gegen
die Abgefallenen, ihre Presse und ihre Bestrebungen rich-
tet und vor weiterem Abfall warnt.

Der Wrinzenzug.

(„Berliner Lok.-Anz.")

Newyork, 9. Februar.

Jenseir des Hudson im rutzigen New-Jerseh, der Stadt,
die als Terminus der meisteu Bahneu aus dem Westqji einem
riesigen Bahnhof gleicht, wird im Depot der Pennshlvauiabahn
gcscheuert und geputzt. Der Prinzenzug, der den Gast
der Nation durch dreizehn dcr volkrcichsten Staaten dcr Union
und den Diiti ikt Columbia tragen soll, wird in Stand gesetzt
und mit den d e n k b a r st e n B e q u c m l i ch k e i t e n aus-
gestattet, um die neuntägige R e i s e, die über cinen
Schicnenstrang von 12 500 deutsche Meilcn führen wird, nicht
mehr strapaziös als nötig zu machen.

Der von den Arrangeurcn ausgearbeitete Plan strebt nach
Möglichteit an, die g r o s; e n E n t f e r n u n g e n zur N a ch t-
zeit zurückzulegen, währcnd »welcher der Prinz Ln scinem
Salonwagen ruht, bci Tageslicht aber kurzen Aufenthalt in
Ortschaften zu nehmen und langsam an Amerikas landschaft-
lichen Schönheiten, wie dem Hudson, den Alleghanies und
Berkshires, oder historischcn Stättcn, wie den Schlachtfeldern
des Südens, vorübcrzurollen.

Diescr „Königliche Zu g", wie er in dem offiziellen
Programm genannt wird, besteht aus sieben Wagcn. Den
des Prinzcn selbst stellt die Pullman-Gesellschaft, nnd zwar
ist es die „Olhmpia", die stets vom Präsidenten McKinley be-
nutzt wurde, und deren Einrichtuug man nur für den Gebrauch
des hohen Reisenden umgestaltet. Als der Wagen zum letzten
Male bcnutzt wurde, fuhr in ihm eine blciche, gramgcbeugte
Frau in Schivarz nach Washington dem Sarge des Gatten
voran, der auf dem letzten offenen Wagen des Zugcs, um-
hüllt vom Sternenbanner, stand. Die „Olympia" ist 70 Futz
(englisch) lang und enthält neben einer Dienstboteliabtcilung
und Baderaum fünf Gemächec, die alle verschicden ausgestattet
und möbliert sind. Doch bestand, als der verstorbenc Präsident
noch den Wagen beuutzte, das Holzwerk durchweg aus dunklem
mexikanischen Mahagoni. Des Prinzen Heinrich Schlafgcmach
mit grotzer Messingbettstelle wird sich am vorderen Ende be-
finden, am hinteren aber das 16 Personen fassende Speise-
und Observationszimmer. Aus diesem endlich gelangt man
ganz hinten noch auf die „Observations-Plattform". Diese
ist, wie das Observationszimmer, auf beiden Seiten mit rie-
sigen Spicgelscheiben versehen, ganz am Ende des Zugcs aber
vollständig offen; und geht die Fahrt durch landschaftlich bc-
sonders reizvolle Gegenden, so wird der Wagen des Ehren-
gastes hinter allen andcrn befestigt, und auf die offene Platt-
form hinaustretend, sieht dieser über und zu beideu Seiten
des schcinbar zurückgleitenden Stahlpfades gleichzeitig drei
Seiten dcs Panoramas.

Man hat diese Observationswagen übrigcns auch
am Ende der meisten Expretzzüge Amerikas, und im Sommer
sitzt man mit dcr Zigarre anf dcren offenem Teil nnd lätzt die
eigenartige Landschaft dicses Riesenlandes an sich vorüber-
gleiten. Amerikancr pflichten einem bei, wenn man ihnen
sagt: „Jhrer Landschaft fehlt dic Scele", und antworten:
„Darum gehen wir, wenn wir reisen wollen, nach Europa".
Die Fahrt auf der Lehigh Valley den Hudson entlang und durch
die amcrikanische Schweiz bietet ebenso wie die durch die Rocky
Mountains Landschaftsbilder, !vie wir sie auch in Europa nicht
haben. So grotzartige Naturschauspiele aber wie der Riagara
und so urwüchsige Wildheit, wie man sie auf der Colorado
Midland-Bahn in den wildreichen Bergen Colorados gewahrt,
kann man daheim nie aus den Fenstern eines Eisenbahnwagens
noch sonst sehen. Trotzdem aber fagt der Anblick aller dieser
Schönheiten, wie auch der eingeborenejSohn der Scholle bekennt,
dem Bcschauer wenig im Vergleich mit den Gipfeln der Alpen
und den Ufern des Rheins, die vor den Augen der Wissenden
sich mit ricsenhaften Gcstalten beleben. Frau Historia vergatz
eben in Amcrika, Sagenschleier um schneeige Gipfel zu wcben
und Lorberkränze und Ruhmcsschleifen an zackigcn Felsspitzen
zu befestigen.

Etwas anderes noch berührt den Europäer eigenartig bei
Reisen durch Amerika: dic Namcn von Städten und Ortschaften,

gegangcn. Und die Schwestcr, der cr in blinder Liebe anhing,
ward ihm bei der ersten Versuchung, die ihr nahte, trenlosl
Ach, das Leben hatte doch Bitterkeiten von uncrgründlichcr
Tiefe!

9. Kapitel.

DieFamilie Dessoudre.

Eiuige Monate war Fricdrichsen im Geschäft von Mau-
villon ix. Co. gewesen, als cr eines Morgens in das Privat-
kabinet des Herrn Philipp Gerard beschicden wurde.

„Setzen Sie sich, Friedrichsen", redete ihn der Prinzipal
an, der nicht nur bei seinen Kommis, sondern bei allcn uäheren
Bekannten das „Herr" wcgzulassen pflegte. „Jch möchte eine
wichtige Angelegenheit mit Jhnen besprechen. Vorher aber
sagen Sie mir, ob Sie so biel Frauzösisch verstehen, um eine
Reise in Fraükreich ohne grotze Beschwerde unternehmen zu
können. Nicht nach Paris meine ich, sondern in die Provinz."

„Jch spreche Französisch sehr flietzend", erwiderte Fricd-
richsen. „Ehe ich in das Geschüft mcines Vaters eintrat, habe
ich ein Jahr in Bordcaux gearbcitet."

„Sehr schön. Das trifft sich wundervoll. Und noch eins.
Sic müsfen mir versprechen, über das, was ich Jhnen nun er-
zählen werde, gegen Jedermann unverbrüchliches grabestiefes
Schweigeu zu beobachten. Es ist nichts Gefährliches dabei,
aber es ist nicht notwendig, datz jcdcr Grasaffe darnm wcitz."

Friedrichsen gab die verlangte Erklärung, und Gerard fuhr
fort, nachdem er einige Papiere vor sich nicdergelegt hatte:

„Es handelt sich da um cine höchst verwickelte und für mich
im Augenblick ganz unerklärliche Angelegenheit. Jch würde
selbst nach Frankreich reisen, abcr erstens kann ich gerade jetzt
nicht aus dcm Geschäft fort, weil dann sofort die greulichste
Konfusion einreitzen würde, u. zweitens berstehe ich vom Fran-
zösisch so viel, wie der Seehund vom Klavierspiel. Und Sie
wissen, wie es jetzt da drüben bei den Froschessern aussieht.
Wer sich nicht verständigen kann, wird ohne Weiteres als Spion
an die nächste Laterne geknüpft. Das ist aber eine Aussicht,
die mich nicht mit besonderem Wohlbehagen erfüllt. Nun hören
Sie mir einmal rnit gespitzten Ohren zu. Sie kenneu doch. die
Geschichte von meinem Mündel Juanita?"

„Gewitz Herr Gerard. Sie ward doch, wenn ich mich recht
erinnere, auf einem verlassenen Schiffe gefunden, und von
einem Jhrer Kapitäne nach Hamburg gebracht, worauf Sie fie
Lei sich behielten."

die allen Landen und Zeitaltern entlehnt sind. Man sitzt im
Polster und schlummert über den letzten Schundroman von der
Duchetz, die einzige geistige Nahrung, die der ftets mitfahrende
Kolporteur feilbietet. Plötzlich ruft der Kondukteur „Sparta!"
Man springt auf und ans Fenster in heller Erwartung, die
Schwerter von Myrmidonen klirren zu hören und sieht auf
dem verschlafencu Bahnhof nur cincn Milchmann mit drei
Kannen und im offenen Frachtschuppen ein Dützend Herings-
tonnen neben einer Käste Sargnägel mit der Auffchrift: „Made
in Germany". — Oder aber man hat auf dem Fahrplan den
Namen seincr heimischen Kreisstadt gelcsen und fährt dem
Ort in der halb freudigen Erwartung entgegen, dort irgend eine
Erinncrung an die Heimat zu finden, dic jemand bewog, das
Städtckien so zu nennen. Das erste Gesicht aber, das einen
avgrinst, ist daS eines Bananen verkaufenden Negers. Jm
Hintergrunde zielst eine Jndianerin, mit gckreuzten Beinen auf
der Grasnarbe sitzend, an ihrer Thonpfeife.

Von Jnterefse aber, und zwar von geivaltigem, ist das
Leben i n A m e r i k a, und dcr Prinz wird ja von dcn
landüskiindigsten Führern begleitet sein, die ihm bcrichten kön-
nen, wie dicses in dcn Landfchaftcn, die er dnrchfährt, sich ab-
spiclt.

Die weitcrcn Wagen des Prinzenzuges sind für den Ge-
brauch dcs Gefolges, sowie der amerikanischen Herren bestimmt,
welche ihn beglciten. Ein jeder enthält drei grötzere und sieben
klcincrc Wohnräume. Jn einem weiteren schlietzlich finden
Schreiber, Stcnographen, Telegraphenbeamte, Barbiere mit
einem besondercn Raume, ihre Kunst auszuüben, und ähnliche
nützliche Menschen Platz.

Der Zng wird nach demselben System wie die sogenannten
Präsidcntenzüge geführt. Nämlich die Strccke wird ihm jeder-
zeit frci gehalten, und der Prinz kann ihn zu kurzem Aufent-
halte und Betrachtung irgend einer Sehenswürdigkeit an-
halten lassen. Wenn der Prinz nach dcm Beispiel der Präsi-
denten handelt, zeigt cr sich beim Einlaufcn in eine Station
auf dcr hintcrsten Plattform und nimmt dort die offiziellen
Begrühuiigen und Ansprachen entgcgen, während die Menschcn-
masscn zu bcidcn Seiten und hintcr dem Zuge sich versammeln.
Datz diese nicht znm allgemeinen Handschlag zugclasscn werden,
ist zum Bedaucrn der Bewohner aller Städte, dic passiert wer-
den, schon bestimmt wordcn. Dagegcn hofft man allgcmein, datz
er, wie cs ebenfalls seitens der Präfidentcn geschieht, kurze
Ansprachen halten wird.

Aus Stadt und Lanö.

f* Gewerbegericht. Aus dem Bericht übcr die Thätigkeit
des Gewerbegertchts im Jahre 1901 ist zu erwähnen: Jm Bc-
richtsjahre mutzte wegcn des Ablaufs der vierjährigen Amts-
periode dcr bishcrigcn Beisitzer eine Neuwahl vorgenommen
werden. Dieselbe fand in der vorgeschriebenen Weise statt.
Aus dem Kreisc dcr Arbcitgeber wählten 22 (1897: 49), aus
dem Kreise der Arbeitnehmer 311 (1897: 135) Personen.
Der im Berichtsjahre neu gewählte zweite Bürgermeister Fried-
rich Wielandt wurde unterm 8. August v. Js. vom Stadtrate
zum Stellvertrcter des Vorsitzcndcn erwählt und vom Be-
zirksrate am 10. August, mit Rcchtswirksamkeit vom 25. Ro-
vember 1901, bcstätigt. Von sämtlicheu erhobenen Klagen
wurden nur 11 schriftlich eingereicht, gcgenüber 425 proto-
kollarisch vorgetragenen Klagbegchren. Jn zwei Fällen er-
schienen bcidc Parteien an ordentlichen Gerichtstagen, um ihr
Streitvcrhältnis uach mündlichem Vortragc alsbald zur Ver-
handlung zn bringcn. Die Zahl der Spruchsitzungen des voll-
besetzten Gerichts betrug 28, also ebensoviel wie im vergangenen
Jahr. Jn denselben wurden im Ganzen 129 Rcchtsstreitfülle
verhandelt, gcgenübcr 72 des Vorjahres. Ohne Zuzug von
Beifttzern gemätz 8 64 des Gew.-Ger.-Ges. wurde an 110
Tagen vcrhandelt, an welchen 187 Streitfälle auf der Tages-
ordnung standeii. Neu anhängig wurden im Berichtsjahre
256 Fälle gegen 217 des Vorjahres. Von den anhängigen 256
Fällcn wnrden 253 erledigt und zwar: a) durch Urteil (darun-
ter 11 Versäumnisurteile) 45; d) durch Vergleich 138; c) in
anderer Weise (durch Verzicht, Ancrkcnntnis, Klagezurück-
nahme) 70. Ohne Zuzug von Beisitzern nach dem Verfahren
gemätz K 64 dcs Gesetzcs wurden in dem ersten Verhstndlungs-
termine erledigt: a) durch Urteil (darunter 4 Versäumnis-
urteile) 8; b) durch Vergleich 64; c) in anderer Weise 36.
Vermöge der Höhe des Streitwerts eigneten sich 13 Fälle zur
Weiterführnng in zweiter Jnstanz, jedoch wurde von dem
Rechtsmittel dcr Bernfung in keinem Falle Gebrauch gemacht.
Von den im Jahre 1901 erhobencn Klageansprüchen wurden
geltend gemacht 13 von Arbeitgebern und 243 von den Arbeit-
nehmern. Auf die Klagen der Arbeitgeber wurden in 4 Fällen
durch Urteil zu deren Gunsten erkannt. 4 Fälle wurden durch
Vergleich erledigt und 5 auf sonstige Art. Von den 243 Kla-
gen, welche seitens der Arbeitnehmcr erhoben wurden, gelangten
84 zur Entscheidung durch Urteil (12 zu Gunsten, 22 zu
Ungunstcn dcs Klägers). Durch Vergleich wurden 109 Fälle
erledigt, durch Anerkenntnis 2, durch Vcrzicht und Klagezurück-
uahme 48. Nach dem Wert des Streitgegenstandes betrachtet,
tcilen sich dic erledigtcn Fälle folgendermahen cin: 1) Streit-

„Das stimmt. Fch hätte das hübsche Kind unter allcu Um-
ständen bchalten, wcil es kein prächtigeres Geschöpf auf Gottes
Erdboden giebt — abcr es kam für mich noch ein ganz beson-
derer Grund hiuzu. Auf dcm Wrack fand sich — ein gauz ver-
trackter Zufall I — ein Brief an mich vor, aus dem hervorging,
das; Frianita die Tochter einer Jugendliebe von mir fcin müsse.
Jhr Maun, eiu Cnglünder namens Williams, der sie'mir da-
mals wcgschnappte — Gottlob, das; er es gethan hat! —
schreibt mir in dem Bricfe, datz er mir seine kleine Juanita
cmpfehle, wcil .... aber bitte, lescn Sie selbst."

Er überrcichte Friedrichsen das vergilbte Blatt Papier, das
damals an Bord dcr „Donna Loisa" gefuudeu wurdc.

Rudolf las es aufmerksam durch.

Mit eincm etwas eigcntümlichcn Lächeln nähm Gerard den
Brief wieder an sich und sagte:

„Natürlich habcn auch Sie einen schr merkwürdigen Um-
stand nicht bcmerkt, der damals den bcidcn Maulwürfen Mau-
villon und Hartmann ebenfalls entgangen ist, Ivährend er mir
gleich auffiel. Juanita wurdc im Jahre 1849 gefunden und
war damals 6 Jahre alt. Nun vergleicheu Sie damit einmal
das Datum des Briefcs.

„12. Juli 1839!" rief Friedrichsen erstaunt.

„Ja, er ist viec Jahre vor Juanitas Geburt geschrieben,
und die Kleine, die darin meincr Obhut empfohlen wird, känn
also uuserc Juanita uicht sein."

„Könnte die Zahl nicht ein Schrcibfehler sein?"

„Bravo, Fricdrichsen!" sagte Gerard wohlgefällig. „Das
war dic ricsig genialc Hypothese, die ich damals gleich aufge-
stellt habe. Äber mcrkwürdig war die Sache doch, und mit-
unter sind mir an mciner eigenen Auslegung ganz kuriosc
Zweifel aufgestiegen. Mtt dem Datum ist das so eine eigene
Sache. Das ist eine Zahl, die mau immer mechanisch hin-
schreibt nnd wobci man sich nicht leicht irrt. Dann auch der
Name: Juanita bchauptet, 'sie heitzc Mitenna, und wenu dcr
Vater Smith hieß, fo könnte man glaubcn, das Kind habc dcn
unaussprechlichen Namen so zugestutzt. Abcr Williams ist ein
Name, den doch auch ein Meusch aussprechen kann, der das
Zischen und Gurgeln der Engländer sonst nicht nachmacht.
Zwei solche Zweifel könneu aber cinen Menschen so ungemüt-
lich machen, als wenn ein ganzer Sack Flöhe auf ihm herum-
tanzt."

(Fortsetzung folgt.)

213, 2) Streitwert
Streitwert über 100'

wert von weniger als 50 Mark —

50 und 100 Mark — 30. 3)

— 13. Summa 256. Zu einer Thätigkeit als Einigung^^
ioar im Berichtsjahre keine Gelegenheit gegeben; ebensotR^
zur Erstattung eines Gutachtens nach Paragraph 70
Gesetzes. .

Die Ausgaben des Gerichts betrugen im Berichtsls^
798,29 M., die Einnahmen 24 M.; der von der Städtgeine» «
zu tragende Aufwand beläuft sich demnach auf 774,29 M,

X Paientderichi ,üc Paven oom 18. Fkviuar

geteilt vom Jnternationalcn Patentbureau C. Kleyek ^
»arlsruhe (Baden). Kriegdstraße 77. (AuSkünfte ohne Recket^
werden den Abonnenten dieser Zeitung kostenfrei erteb
Die Ziffern vor den betreffenden Nummern bezeichnen die K!U,
Patentanmeldungen: 7St>. N. 5902. Vorrichtung.'^
Zigarrenwickelmaschine mit Wickeltisch und Wickeltuch zur

stellung verschiedener Wickel und Z-garrenstärken. Fa. A. NiE
und W. Pfrommer, Karlsruhe t B. 28. Oktober 1901. b. _

Sch. 16 937. ^Stechhahn mtt Kohlensäureanschluß. Schraub.Ä

spundfabrik Wm. Kromer, Freiburg i. B. 3. Januar tA
Patenterteilungen: 37 s. 129 709. Scherenhebel zu« ^
hängen der Teckenschalung an den Deckenträgern. Vincenz
und Carl Kleyer, Karlsruhe. Gartenstr. 68 bzw. Krtegstraße Ä
24 Mai 1901. 64o. 129 733. Acretivvorrichtung mittels A
dte Ventilbewegungsstange deS Wasserzuflußoenttls ntcderha»'^
dcn Kltnke bei Apparaten zur Erzeuauug von Preßlvft d«7
Wasseidruck. Leopold Walz, Karlsruhe, Sofieustr. 3. 29. Mai
G ebrau ch s m uster - Ei ntr ag un g en: 30 k. 168

Kastenltchtbäder, deren Lichtquelle aus Hochspannungs-Bogk'
lampen besteht. Angust Emil Tkingältner, Baden-Bodcy
13. Januar1S02. 3l i. 163 435. Zusammenlegbares Schreiv-"d
Zeichenpult mit einschlagbaren Vorderfüßen und mit StM.

vcretntgter Tischplatte. Gg. Ebinger, Wiesenbach, Amt HetdelbekS'

13. Januar 1902. 6 k. 168 441. Jn einer Faßdaube eioges^
Gährpseife ohne heroorstehende Tetle sowie mit einem von a>'
durch Flügelmutter zu bethätigenden Abschlußventil. Gott>-:„
Ernst Rempp, Rtntheim bei Karlsruhe i. B. 13. Januar 1»^

Kleine Zeitung.

— Das Neueste von Rigo mid Prinzcssin Clnini''

Der Zigeuner Rigo ist in Geldverlegenheit, da man se"'
Fran, die ehemalige Prinzessin Chimay, unter Kurw'
gesetzt und ihr nur 60 000 Franken Jahresrente öf
lassen hat, was für einen ordentlichen Zigeuner zu weiE
ist. Rigo beschloß daher, zn seiner Kunst.zurückzukehr^
der er so verschiedenartige Erfolge verdankt. Er faR
in dem Pariser Varietetheater, genannt „Folies berg^
res" für 1000 Franken den Abend ein Engagement. A«
Soimtag produzierte sich Rigo zum erstenmale an ^
Spitze eines Zigeunerorchesters auf dieser Bühne.
hatte ein blaucs goldgesticktes Husarenkostrim angeleg''
Die Exprinzessin saß im Hintergrunde einer Loge. Schd''
nach den ersten Strichen auf seiner Geige wurden
nach einem Pariser Telegramm des „Berliner Tageblaü
— in verschied'enen Teilen des Saales Pfiffe hörba^
denen bald großer Lärm folgte. Das Pfeifen und dw'
Getrampel übertönten die Geige des Zigemiers. Rla>
hörte nichts mehr bon den sentimentalen lmgarischb>'
Weiscn, die Rigo seiner klangreichen Violine entlockm
Jn den Lärm mischten sich wenig schmeichelhafte Paril^
Lokalausdrücke, welche für Herrn Rigo verschiedene WE!
sche enthielten. Die Rnfe „a I'eau!" und „in die GossW
wareu iloch die augenehmstcn. Jmmer lauter äuße^
sich die Erbitteruug des Publikums, rmmer blasser wulw-
der dunkle Pußtasohn. Aber er spielte weiter, bis ha-
Stück zu Ende war. Dann fiel der Vorhang. Rig"
hatte ausgespielt.

flrr

wi,

dcr

ivi

— Eine Gegnerin dcr Engel. Herr vvn HabeniäP;
„Werden Sie dic Bkciiic, Amanda, und Sie sollen zeitlebe^
wie ein Engel behandclt wcrden." — Prakrischcs Mädcheh'
„Ja, das glaube ich: kein Essen und keine Gardcrobe — nci«
ich dankel"

Ein Menschenherz ist wie die Blunie,
Die blühend anf dem Felde steht,

Die hente liistig prangt imd dnftek,

Die morgen schon der Wind verweht.

Die Blumen waren einstens Sterne
Und flammten hell in heil'ger Pracht,
Drum weinten anch die Bliimen alle
Jn sternenheller Sommernacht.

Ein Menschenherz ist ein vom Himmel
Herabgesiinkner, lichter Stern,

Drnm fiihlt das Herz ein tiefes Sehnen
Nach einer Heimat, die ihm fern!

(R i t te r s h a n s.I

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Schneeschuljwetttäufe auf Kerrenwies.

War das Wetter zu den Schneeschuhwettläufr^ >
auf dem Feldberg infolge des herrschenden SchneesMrms A
radczu schrecklich gewcfen, so hatte uach dem Bericht der „SW'

Post" dicsmal der Himmel zu der Festlichkeit, dic am 16. FE
im nördlichen Schwarzwald stattfand, ein woM
wollcudes Einsehen. Uuscre Höhen sind s'chon im Sommcr wf
Luftkurortc sehr bcsucht, infolge der erfreulichen Zunahme de>-
Schneeschuhsports haheu sie auch im Winter einen regen 3P
sprnch,, und die Bemühungen der Ski-Klub-Sektion KarlsriE
Badener Höhe gehen dahin, den Luftkurort Hundseck zur Sw
Zentrale für den nördlichen Schwarzwald zu machen, eberw
wie es der Feldbcrg für den südlichen ist.

Frcitag und Samstag war der langersehnte Schnee 9»^
fallen, eine wcichc, weitze Decke lag über der Ebene und de>^
HLHen, und ermöglichte dic Schneeschuhwettlüufe. Der Schne^
fall hatte Samstag Nacht aufgehört, und hin und wieder schaN>?
die Sonne durch den leichtbewöltten Himmel am Sonntag äs'>
ein gar lustiges Treiben hinunter. Männlein und Wcible»
hatten sich in grötzerer Zahl am Kurhaus Sand versamnrett- >
um dcm Start des crsten Rennens, dem Dauerlauf", beizU^
wohnen. Nur vier Teilnchmer hatten sich zu demselben
meldet; es galt die 8 Kilometer lange Rennstrecke Sand^
Herciiwicser Sattel, Badcner Höhe-Turm, zurück nach HeriE
wieser Sattel bis zum Herrcnwieser Schulhaus in mögliäw s
kurzer Zeit zu durcheilen.

Jnfolge der nicht günstigen Schneeverhältnisse
Schnee war pulvcrig und anf der sonst so schönen
von Badener Höhe-Turm mußte stark mit den Stöckcn abg^
stoßen werden, nm ins Gleiten zu kommen — wurde die Ren>^
ftreckc in 54,5 Minuten zurückgelegt; ein immerhin »osv
günstiges Ergebnis. Mit kräftigem Ski-Heil wurden d«
Dauerläufer von der 20—30köpfigen Menge am HerrenwielVf
Schulhaus empfangen; immer gröher wurde die Zahl der M."
schauer und Schueeschuhläufer, denn jetzt kamen, teils zu Stt-
teils zu Fuß oder Schlittcn, die mit dem zweiten Zuge in Obe»''
thal Angelangten auf HerreirwieS an. -

Das zweite Renncn: auf unebenem Geländc, zeigte fum
Renner am Start, ebenso das dritte: auf ebener Bahn.

Lebhaftes Jnteresse erregten die beiden folgenden Rennen-
Volksrennen und Jugendrennen. Zu beiden hatte sich
 
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