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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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^ Samslllli, 1. Mrz 1S»2. _Zweites Bla«. 44.5,.

.-«„ch. .»...».m«». - P-,.° »i. ,md d-» Z»,d.,.

Ieutscher Weichstug.

Berlin, 28. Febinar.

^ Äwe.te Beratung dcs Etals des R e i ch seis c n b a h n-
«Mles.

Abg. Pachnike lfr. Vg.) sührt aus: Die Tarifreform
immer noch trotz des dringcnden Jnteresses des reisenden
Mblikums hinausgeschoben. Die 45tägigen Rnckfahrtarten
! "d uur ein Slück der notwendigen Reform. Das Reichseisen-
-?hnamr hat die verfassiingsmätzige Pflicht, an seinem Teil

Adhilfe der Mitzstände zu sorgen.

. Abg. Stolle (Soz.) schildert ausführlich die Mängel
h der Bctriebsversicherüng und die mangelhaften Signaleiu-
o!chtuiigen, die noch iiumer zu zahlreichen Unfällen Anlatz
«aben. Znmal die prentzischen Bahnen wiesen einen beklagens-
.verteu Tiefstand auf. Die Tariffortschritre seien sechr gering,
^ wir hcute noch. dieselbcn Fahrpreise hätten, wie vor
Jahren. Der Uilometer kostcre bereits unter dem Grohen
(wrfürsten acht Pfennige, und die zahlen wir heutc noch in
^ ersteu Klasse.

Präsidcnt ^des Reichscisenbahnamts Dr. Schulz sührt
Die Unfälle auf den Ersenbahnen nehmen nicht zu, wie
^.wlle sagte. Für die Sicherhcit des Betriebes ist der Matzstab
>cht darin zu suchcn, wie viele Pcrsoncn verletzt und getötet
. krden, sondern der richtige Matzstab seien die Zahl der Un-
Zbe an sich. Seit zwanzig Jahren nehmen die Zusammcn-
swtze und Entgleisungen ab. Die Ersahrungen in Norbainerika
ch't der auromaiischen Kuppelung lauten nicht günstig. Wir
rrlieren die Frage aber nicht aus den Augen.

« . Abg. Franken (natlib.) klagt über ungenUgende Be-
^wung der technischen Eiscnbabnbeamten und wünscht bessere
Arhandlung der Frachtgüter sotvie bessere Nussicht bei der

'"erladung.

, Abg. M ü l l e r - Meiningen (fr. Vp.): Die Schtvierig-
d>teu bei der Kontrolle der Rückfahrkarten werden immer
^oßcr. Das Beste wäre ein allgemeiner billigerer Tarif.

.. Abg. Beckh - Koburg (fr. Vp.) wünscht.statt einzelner Ver-
8r<nstigungen eine allgemeine Herabsetzung dcr Tarife. Ferner
Mnscht er cine dirckte Verbindung von München übcr Nürn-
nach Hamburg.

^ Abg. St 0 lle (Soz.): Die Anzahl der Entgleisungen auf
Siationen sei bei den preutzischen Eisenbahnen im Ver-
MttutZ zu den sächsischcn und baperischen auheeordentlich
:>vch. Die Schuld an dcn himmelschreiendcn Zuständen sei die
"eberlastung der Beamten.

Abg. Baudert (Soz.) wünscht die Einführung billiger
^vnntagsfahrkarten.

c- Abg. Graf B e r u st 0 r f f - L a u e n b u r g (Rp.) meiut,
^ nege kein Bedürfnis vor, die Personentarise herabzuse'tzen.

Der Ctat des Reichseisenbahnamtes wird genehmigt.

- Es folgt der Etat für Verwaltung der Eisenbahnen. Titel
, Und 2 der Einnahmen (Personen-, Gcpäck- und Güterver-
^hr werden zunächst gemeinsam beraten.

Abg. Dr. Riff (Hosp. der freis. Ver.) beklagt sich, datz
w Verekhrserleichterungcn, die in den Nachüarländern ein-
Lluhrt werdeu, Elsatz-Lothringen nicht zuteil werdeu. Dcr
ilÄrn der Kilometerhefte bcstehe nur für Touristen und Ge-
Mästsreisende. Das Gros der Reisenden hat aber keinen
lutzen davon.

H Minister von Thielen wünscht Vereinfachung der
^rsonentarife, abcr nicht ihre Herabsetzung. Der Personen-
^tehr sei nicht einträglich und bringe hier und da sogar
^chaden. Das Beste ist, man bleibt innerhalb der historischen
isUtwickelung und macht keine Experimente nach rechts oder
^uch links. Was wir machen können, ist Vereinfachuug und
«erechtere Organisation; wcitere Neuernngen hängen von den
Uwanzverhältnisscn des Reiches und der Einzelstaaten ab.
Z'u einzelnen planen Ivir Entlastung der Schnellzüge und
^rweitcrung dcs Nahverkehrs.

Schlietzlich wird der Etat erledigt.

Mvrgen 1 llhr Znckersteuer, Stempelabgaben.

Bcrlin, 28. Fe'brueir. Die Biidgetkommissipn deä
Reichstags lehnte die fnr die Fortführnng der Eisen-
bahn Tanga bis Mombo vertangte Simune ab. Für
die Fortführnng des Telegraphen bis Tabora wnrde die
verlangte Summe bewilligt. Der Etat für Südwestafrita
wnrde nnverändert genehmigt.

Deutsches Reich.

— Eine V e r s ch l e ch t e r n n g der z 0 I l p 0 l i t i-
schen Aussichten bedeutet nach der „Badischen
Landeszeitnng" die Abstimmung, mit welcher die Zoll-
tarifkonimission des Reichstages die Erhohung der Mini-
malzölle beschlossen hat. Nachdem die Abgeordne-
ten Gamp nnd Müller-Meiningen, die am Tage vorher
gefehlt hatten, erklärt haben, daß sie, dieser gegen, jener
für das .üompromiß gestimmt haben wiirden, da inan
seimer weiß, daß Wangenheim nnd Heim den Hochschntz-
zöllnern — der letztere besonders für hohen Gerstenzoll —
znzurechnen sind — steht nunmehr fest, daß die Kom-
mission die Vorlage der Verbündeten Regierungen zu Fall
binngen will. Der Kompromißantrag ist angenommen
worden; während die Regiernngsvorlage fiir Roggen
nnd Haser einen Minimaltarif von 3 M., für Weizen
einen solchen von 6,30 M., vorschlägt, will der Kompro-
inißantrag diese Sätze je nm 30 Pfennig erhöhen, nnd
außerdem den öNliiinialsatz für Gerste von 3 Nt. anf
6 M. steigern. Der antonome Tarif soll nach dem Kom-
Promißantrag sür Roggen 7 M. (anstatt 6 M. der Re-
gierungsvorlage) betragen, für Weizen 7,60 Al. (6,60),
für Hafer 7 (6) M., für Gerste 7 (4) M. Vergegenwärtigt
man sich, daß die Regiernngen der größeren Vnndes-
staaten immer wieder erklärt haben, an der Vorlage
sestznhalten, so eröffnet die heutige Lage die Aussicht
anf einen Konflikt, der mn so unheilvollcr sein wird,
als er sich eben anf wirtschaftliche Fragen bezieht. Be-
wahrt werden könnten wir davor nnr dnrch das Plenum
des Reichstags, anf das jedoch nicht allzn viel Hoff-
nnngen gesetzt werden dürfen.

— Zu dein in den letzten Tageu verbreiteten Gerücht,
das Zentr u m sei geneigt, einer Aenderung dcr Geschäfts-
ordnung des Reichstags znni Zweck der Verhinderung der
Obstruktion zuzustimmen, wenn die verbiindeten Re-
gierungen den Reichstagsabgeordneten Diüten bewilligen,
erklärt die „Germania":

„Allerdings fordert das Zeutrum Diäten und es ist der
Meinuug, datz ohne solche ein bcschlutzfähiger Reichslag zur
Durchberatung der Zollvorlage schwerlich zusammeiizuhalten
sein wird. Äber mit Plänen zur Aenderung der Geschäfts-
ordnuug trägt es sich schon deshalb nicht, weil es überhaupt
keine Aenderuug giebt, durch welche die Obstruktion unmvg-
lich gemacht werden könnte. Niemand hat bis jetzt eine solche
vorzuschlagen gewuht. Uud wenn es ein Mitlel gegeti die
Obstruktion gäbe, so würde das Zeutrum sich seiue Anwendung
vielleicht auch noch überlegen in Erlnnerung an eine Zeit, wo
es in der Minderheit und der Willkür der Mehrheit in hohem
Grade preisgegeben war."

vade«.

— Vom badischen Landtag mid seinen Eigentümlich-
keiten lesen wir in einer Korrespondenz der „Neuen
Zürcher Zeitnng": Unser Landtag arbeitet fleißig, gelangt
jedoch, wie aüenthalben geklagt wird, nicht voni Fleck.
Die Ursache davon liegt in der Vielrederei, von der die
Landesboten der Zweiten Kammpr fast samt und sonde-rs

behaftet sind. Beim geringsten Anlaß, der durch lürze
sachgemäße Behandlnng von Seiten eines einzigen erle-
digt werden könnte, sncht jeder znin Wvrte zu tommen.
llnd mertwürdig: obschon die Kammer selbst schon mehr-
mals der Anregimg zngestimint hat, sich hinsichtlich
der Zahl nnd der Dauer der Reden eine weise Beschrän-
tung aufznerlegen, sündigt sie immer und immer wieder
gegen den eigenen Beschlnß. Dabei werden vft Fragen
die lediglich den Reichstag angehen, in weitschweifigster
Weise behandelt, sv daß man sich oft versncht fühlen
tönnte, ReichstagSdebatten zn vernehmen, wenn sich nicht
hin niid wieder die Kirchtnrmspvlitik dabei geltend machen
würde. Da nnser Landtag seit Nlitte November vorigen
Jahres versammelt ist nnd abgesehen vvm Geschäftsver-
lnst der Abgeordneten täglich etwa 800 Mark kostet, so
konnten, wie berechnet nürd, von der Summe, die durch
Unterlassnng nnnützer Debatten erspart würde, die ar-
men Volksschnllehrer in zufriedenstellender Weise aufge-
bessert werden. Selbst in den breitesten Schichten des
Vvlkes wird aus die prompte Art hingewiesen, wie im
Gegensatze zn der zweiten in der ersten Kainmer die
Vorlagen durch objektive nnd sachverständige Rede nnd
Gegenrede abgewandelt worden.

Nach dem Gesetzentwnrs bestrtzffend Ver-
h ü t n n g der Z e r st ü ck e l 11 n g I a n d w i r t s ch a f t-
li ch e r N n w«.s e n ist bei Griindstücken, die seither
znsammen bewirtschaftet wnrden, daim dnrch Kanf oder
Tansch erworben wnrden, sofern ihr Flächeninhatt drer
Hektar oder mehr nnifaßt, die getrennte Weiterveräuße-
rnng vvr Ablanf von fünf Jahren nach der Eintragimg
im Grnndbnch verbolen. Das Verbot erlischt mit dem
Abtanf von zehn Jahren. Wer diesem Verbot zuwider-
handett, wird mit Geldstrafe bis zu 130 Mark oder mit
Haft bestraft. Wer die Veränßerung von Grundstücken
gewerbsmäßig betreibt, wird im Falle der Znwider-
handliing mit Gefängnis bis zn drei Monaten oder mit
Getdstrafe bis zn 600 Mart bestraft.

Batiern.

Bei der Wahl der Kirchenreprüsentation St. Iobst
siegte die sozialdemokratische Liste! Schuld daran, be-
richtet die „Südd. Landpost", war allein die fast völlige
Teilnahmslosigkeit der Seichtsvzialisten, welche sich in der
S-tärte von ganzen 30 Mann beteiligten, während die
Sozialdemokraten 100 Mann auf die Beine brachten. Bei
der Wahl der Ersatzmänner beteitigten sich die Soziat-
demotraten nicht. Man darf mm wohl begierig sein, wie
diese „soziatdemokratische Kirchenrepräsentation" ihre
Uufgabe ertedigt. Vielleicht ist aber dieser Sieg doch
ein kteiner Merk's für die kirchlich gesinnten Etemente,
sich etwas mehr wie bisher (nnd es gilt dies nicht allein
für St. Jobst/ uni die Angelegenheiten ihrer Kirche zu
kümmern.

Ausland.

England.

— Nach zweijährigcm Dienste in Süd-Afrika kehrte am
Dienstag das 5. Bataillon der Dubliner Königl. Füstliere
vom südafrikanischen Kriegsschauplatze zurück. Für die
patriotische Stimmung der Jrländer ist es be-
zeichnend, daß den heimkchrenden Truppen von der massen-
haft zusammengeströinten Bcvölkerung ein sehr gemischter
Empfang bereitet wurde. Die unfreundlichen Kundgcbungen


Sneewiltchen.

Rouian von A. I. Mordtmann.

(Fortsetzung.)

^ Niu, wutzte ich eigentlich alles, was ich Ivtssen wollte; denn
Üe mir weiter crzählte, datz das Mädchen von den Nonnen
d-, .nommen und allem Anschein nach liebevoll verpflegt wor-
gel dann drei Jahre später die Mutter das Kind ab-

l)olt hat, um es mit sich mif die Reise zu nehmen,— daS war
llna "icht mehr neu. Nur die eine Einzelheit war mir noch
. nt, daß sich in Juanitas Begleitung ein Herr befand,
einen französischen Namen trug.

eiiie Frage hatte ich zu thun. „Hietz jener Herr etwa
D? 1 " oder ähnlich? Denn das Kind giebt seinen Namen
"teinm an". sagte ich.

der Franzose hietz, weitz ich nicht", antwortete dis
N,,,M>nn. „Aber Mitenna ist der eigentliche Famitienname
^,iner Nichte, obwohl sich ihr Vater nach einem Gute Azuaga

>t pstegte, weil ihm das vornehmer klang. Das gc-
i»^n tmsse" Sie alles, was mir selbit t

»vllen Sie nun auch Jhr Versprechen halten?"

bxj ".^ewitz, ehrwürdige Schwester. 'Jhre Nichte Juanita ist
^ einem Schiffbruch ertrunken, aus dem merkwürdiger Weise

Diä ' .- - - .

öwei Personen gerettet wurden, das kleine sechsjährige
DFeNfn und ihr Vater. Beide aber wissen voneinander nichts.
llm, ^fller ist irrstnnig, Juanrta aber wird in Hambnrg von
^^^euten erzogen."

stand auf, verbeugte mich höflich uud ging.
dgr, c?""' berehrter Herr Gerard, erlauben Sie mir wohl,
i»!? .ch Fhuen die Kette der Ereignisse so konstruiere, wie ich
^ zurecht gelegt habe.

Jahre 1842 lerut Dessoudre in Madrid die schöne,
und leidenschastliche Juanita Williams kennen.
Ätiiio dem gewinnenden Franzosen nicht lange

ei„ die Frucht der ehebrecherischen Verbindung ist

^cadchcn, unsere Juanita, die im Alter von 3 Jahren den

Nonnen anf Pnnta Marroqui zur Pflege und Erziehung über-
geben wird.

Drei Jahre später bricht über die GebAider Dessoudre
die Vermögenskatastrophe hercin. Francois, nach Madrid
entsendet, trifft dort wieder mit seiner Geliebten zusaminen nnd
beschlteßt mit ihr die Flncht nach Amerika, obgteich er selbst
verheiratet nnd Vater eines Mädchensist, der Josephine, die
ich kennen gelernt habe, nnd die unserer Juanita so ühnlich
sieht. Die Mittel zu dieser Flucht entstammen der Mission,
die Francois, entgcgcn den Vermutungen, die man darüber
in Toulouse hegt, ersolgrcich durchgeführt hat; vielleicht hat
er auch noch andere Gelder dcr/Firma veruntreut und mitge-
nommen, was dann alles bei dem Schiffbruch zugeunde ge-
gangen ist.

Sie werden fragen, welche Gründe ich für diese letztere
Vermntung habe. Hier sind sie: aus manchen Aeußerungen
Josephinens schließe ich, datz Anatotes Handtungsweise gegen
seinen Brnder Francois als besonders edelmütig betrachtet wtrd.
Das hat kaum einen rechten Sinn, wenn man nicht annimmt,
datz Francois ein schweres Unrecht gegen ihn begangen hat —
nnd als solches bietet sich am ungezwungensten meine Erklä-
rnng dar. Sie stimmt anch am besten zn dcr Thatsache, datz
Froncois Reise den Ziisammcnbrnch der Firma Gebrüder
Dessoudre in so uncrwarteter WeÜse beschleunigt hat.

Von dem sranzösischen Schisse „Le Glaneur" retten sich die
Drei auf die „Donna Loisa". Aber auch dieser spanische Scho-
ner wird wäbrend einer Sturmcsnacht verlassen. Juanita
das allein auf dem Schiffe zurückgebliebene Kind, Ivird wnnder-
samerweise dnrch die „Antje Gesine" gercttet. Auch Dessoudre
entkommt? — wie? das ist vorläufig eine vffene Frage — und
kehrt in seines Bruders Haus^ zurück, aber mit zerrüttetem Ver-
stanöe; er ist durch das Schutdbewutztsein und die ausgestan-
denen Schrecknisse irrsinnig geworden.

Jn dasselbe Haus kommt auch Williams. Was auf den
ersten Blick einem wnnderbaren Zufall gleicht, ist im Grunde
ein ganz nahe tiegendes und beinahe unvermeidliches Zusam-
mentreffen. Williams stand ja in fortwährender Verbindnng

mit den Jnsurrektionsbankicrs, nnd es ist anzunehmen, datz
auch die Bekanntschaft zwischen Francois und Jnantta nicht
lediglich eine znfällige gewesen, sondern durch die alte Ver-
bindung dcr Dessoudrcs mit den spanischen Revolutionären, dc-
ren einer Williams doch war, anf irgend eine Weise vermittelt
Ivordcn ist. ßtenug, es fügte sich so, datz dcr beleidigte
Gatte mit dem Verführer seines Wcibes unter cinem Dache
weilte, ohne davon eine Ahnung zu haben. Nur wir drautzen
Stchendcn, die in dcn Besitz dcr Kenntnts alter Thatsachen
gclangt sind, können als Wissendc die selfiame Schicknng be-
wundern und uns mit einiger Besorgnis fragen, ob dies alles
noch gut enden wird.

Es kann mir selbstverständlich nicht einfallen, Jhren eigencn
Entschließungen vorzngreifen oder Jhnen einen Rat aufzu-
drängen, aber Sic werden cs hoffentlich meiner dcmkbaren
Freundschast für Sie und mciner warmen Anteilnahme am
Wohtergehen Jhrer Pftegetochter zn Gute halten, wenn ich
dcr Ansicht Ausdruck gebe, dah es vorderhand ratsam sein
wird, Fräulein Jnanita von all diescn traurigen Dingen nichts
wissen zn lassen."

„Natürlich nicht!" brummte Gcrard. „Jch müßte ein
Ausbimd dcr allergrötzten Narrhcit nnd Rohheit sein, wenn
ich dem Kinde davon erzählen ivollte. Aber ich lvill zehntausend-
mal gerädert imd verbrannt wcrden, wenn ich weitz, wie das
enden soll! Die Kvmödie mit Williams kann doch nicht in
alle Ewigkeit fortgespielt werden!"

Gerard hätte sich gern mit seiner Braut über die schwie-
rige Angelegenheit befprochen, aber ein unbestimmtes Gefühl
hiclt ihn zurück, sie in die geheime Geschichte der Eltern
Juanitas einzuwcihcn. So veäagte er die Entscheidimg imd
wartcte von Tag zn Tag, von Woche zu Woche mit Zittern
nnd Zagen auf Briefe von Williams, die dessen bcvorstehende
Ankunft in Hamburg ankündigten. Aber sie kamen nicht; es
sollten lange Monate verstreichen, ehe Gerard wieder etwas
von Williams und Dessoudre zu hörcn bekam.

(Fortsetzung folgt.)
 
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