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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0407

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zienrat Diffcnee beteiligten, wurden die Titel 1 bis 7, 12,
13 der Ausgaben und Titel 1 der Einnahmen des Budgets
des Großherzoglichen Ministeriums der Justiz, des Kultus und
Unterrichts 1902—03 genehmigt; ferner wurde genehmigt das
Budget der Grotzherzoglichen Oberrechnungskammer 1902—03.
(Berichterstatter Graf von Helmstatt.)

Die zur Beratung stehenden Petitionen, nämlich: 1. der
Gemeinde Gvlshausen, Amt Bretteu, die Errichtung einer
Haltestelle an der Kraichgau-Eisenbahn betreffend. (Bericht-
erstatter Graf von Andlaw); 2. des Eisenbahnkomitees Thengen
unb umliegenden Gemeinden sowie des Stadtrats von Kon-
ftanz, bie Erbaunng eincr normalspurrgen Sekundärbahn
Thengcn-Hilzingen-Singen betreffend. (Berichterstatter Frei-
herr Franz von Bodman); 3. der Gemeinde Dürrenbüchig,

Amt Bretten, die Errichtung einer Haltestelle auf der Eisen-
bahnstreckei Wössingen-Biretten betreffend. .(Berichterstather
Graf von Andlaw) wurden der Grotzherzoglichen Regierung
zur Kenntnisnahme iiberwiesen. An den Bericht über die
erste Petition knüpfte sich einc Diskussion, an der sich Seine
Durchlaucht Fürst zu Löwenstein-Wcrtheim-Rysenberg, Frei-
herr von Göler und Geh. Rat Zittel beteiligten.

LA. Karlsruhe, 1. März. (44. Sitzung der
Zweiten Kammer). Prästdent Gönner eröffuet die Sitzung
um VzlO Uhr. Auf der Tagesorduung stehen Vetitionen.

Abg. Blumml (Zentr.) berichtet über die" Bittc des
Bezirkstierarztes a. D. Josef Wirth in Mcmnheim um Revision
seiner Entlassung aus dem Staatsdienste. Die Kommission
bemrtragt, die Eingabe in dem Sinne empfehlend zu über-
iveisen, datz dem Bittsteller eine weitere namhafte Unterstütz-
ung gewährt werden soll, Lber das eigentliche Petitum aber
zur Tagesordnung überzugehen. Die Abg. E de r (dem.) und
Armbruster (Zentr.) empfehlen den Kommissionsantrag,
dessen wohlwollende Priifung Ministerialrat Krems zusagt.

Abg. Zehnter (Zentrum) berichtet über die Bitte
der Wilhelm Hoffmann Ehelente in Würzburg um Rechts-
hilfe. Die Kommission beantragt, über die Petition zur
Tagesordnung übcrzugehen, was ohne Debatte geschieht.

Die Bitte des Untererhebers Josef Kraier in Biberach und
Gen. um Besserstellung (Berichterstatter Abg. Dieterle, Zentr.)
wird in dem Sinne zur Kenntnisnahme überwiesen, datz
rioch bor dcr Gehaltsrevision Durchführung der Bauschsumme
für sachliche Amtsunkosten eine Besserstellung herbeigeführt
wird.

Abg. Franz (natlib.) berichtet über die Bitte der Stadt-
gemeinde Neuenbnrg (Müllheim) um Herstellung eines Bahn-
überganges beim dortigen Bahnhof und heantragt Ueberwei-
sung zur Kenntnisnahme. Geh. Rat Zittel weist darauf
hin, datz es sich hier um einen Uebergang über einen Bahnhof
handle, auf dem auch rangiert wird, nicht etwa um einen
Uebergang auf freier Strecke. Blcrn'kenhorn (natlib.)
bringt einen Zusatzantrag ein, die Regierung möge die Ein-
gabe nochmals prüfen und wohlwollend behandeln. Herght
(Zentr.) spricht sich cntschieden gegen diesen Zusatzantrag aus,
da Niveauübergänge eine Gefahr für den Betrieb bilden.
Klein (natlib.) ist für den Antrag Blankeuhorn, der schlietz-
lich abgelehnt wird.

Üeber die Bitte des pensionierten Weichenwärters Josef
Frank in Mannheim um Erhöhung seiner Pension geht das
Haus dem Antrag des Berichierstatters Abg. Burkhard
(wild) entsprechend zur Tagesordnung über.

Schlutz der Sitzung halb 12 Uhr. Nächste Sitzung: Montag
4 Uhr. Tagesordnung: Administratibkredite.

8.6. Karlsruhe, 2. März. Die Verfassungs-
kommission der Zweiten Kammer beschäftigte sich in
ihren letzten Sitzungeu mit den Anträgen zur Abände-
rung der Gemeind eordnung. Der Antrag, die
direkte Wahl der Gemeinderäte und Bürgermeister, die jetzt
nur in den Gemeinden mit weniger als 1000 Einwohnern
besteht, auf alle Gemeinden mit Ausnahme der Städte der
Städteordnung auszudehnen, wurde gegen die Stimme der
Nationalliberalen angenommeu. Die Nationalliberalen er-
klärten, hierin nur bis zu den Gemeinden mit höchstens
3000 Einwohnern gehen zu könneu, wollen stch aber auch
mit der Ausdehnung deS Rechtes anf die Gemeinden mit
bis zu 2000 begnügen, wenn die Reform sonst an dem
Widerstand der Regierung, die nur so weit gehen will,
scheitern sollte. Schließlich wurde der Antrag, die Bestim-
mung auf alle Gemeinden unter 3000 Einwohnern auszu-
dehnen, angenommen. Minister Schenkel, über die Stellung
der Regierung zu der Angelegenheit interpelliert, gab die
Erklärung ab, daß die Regiernng für die Ausdehnung des
direkten Wahlrechts auf alle Gemeinden außerhalb der
Städteordnung unter keinen Umständen zu haben
und daß auch der von der Kommission acceptierte Kom-
promißantrag (3000 Einwohner) für sie unannehmbar
sei; ebenso könne sie dem von der Kommission befürworteten
gleichen Wahlrecht nicht zustimmen, müsse überhaupt bitten,
in der Frage vorerst nicht über ihre Vorschläge -hinauszu-
geheu und erst einmal weitere Erfahrnngen abzuwarten.
So fiel denn der Antrag auf Ausdehnung der direkten
Wahl auf die Gemeinden bis 3000 Einwohner zu Gunsten
des Antrages der Regierung (2000 Einwohner); die
Klassendrittelung wurde von der Kommission abgelehnt und
das gleiche Wahlrecht mit Stimmenmehrheit ange-
no mmen.____

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Mrstlich Fürstenbergtschen Rentmeister Bernhard Hafner in
Wolfach das Ritterkreuz zweiter Klasse des Ordens vom Zähringer
Löwen uud dem Nebenzollamtsdiener Johann Baptist Fink in
Rheinfelden die kleine goldene Verdienstmedaille verliehen.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Privatdozenten für Geschichte an der Universität Heidelberg, Dr.
Alexander Cartellieri, den Charakter als außerordentlicher
Profeffor verliehen.

— Das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts
hat den Gerichtsschreiber Pius Knnz beim Amtsgericht Achern
zum Amtsgericht Ettenheim, den Gerichtsschreiber Johann Ch rist
beim Amtsgericht Mannheim znm Amtsgericht Achern versetzt nnd
den Aktuar Josef Birkenmeyer beim Amtsgericht Mannheim
Znm Gerichtsschreiber daselbst ernannt.

Karlsruhe, 1. März. Der Großherzog nahm
heute Vormittag von 10 Uhr an den Vortrag des Präsi-
denten Dr. Nicolai entgegen. Um 12 Uhr meldeten sich
mehrere Offiziere. Nachmittags 3 Uhr empfing der Groß-
herzog den Vize-Oberzeremonienmeister Grafen von Berck-
heim. Hierauf setzte Prästdent Dr. Nicolai seinen Vor-
trag fort. Um halb 5 Uhr empfing Seine Königliche
Hoheit den Geheimen Hofrat Dr. Erich Marcks von der
Universität Heidelberg, welcher dann von 5 Uhr an vor
einer zahlreichen eingeladenen Gesellschaft einen Vortrag
mit dem Thema „Aus der Geschichte der englischen
Weltmacht" hielt.

Ausland.

Holland.

Haag, 1. März. Auf eine Anfrage des Vorstandes
des hiesigen Journalistenklubs nach dem Befinden der
Königin antwortete der Minister des Jnnern mit Er-
mächtigung der Königin Wilhelmina, er könne ganz
formell versichern, daß allc über einen schlechten Ge-
sundheitszuftand der Königin im Umlauf befindlichen Ge-
rüchte jeglicher Begründung entbehren. Ferner
hcißt es in dem Schreiben, dem Minister se! durchaus
nichts davon bekannt, daß irgendwie beabsichtigt sei, die
Kammern zu einer gemeinsamen Sitzung einzuberufen.

Afrika.

— Die Nachrichten von einer empfindlichen
Niederlage nnd von einem bedeutenden Erfolg der
Engländer kamen fast gleichzeitig in Europa an. Das
Publikum wird vielfach die beiden Nachrichten zusammen-
geworfen haben nnd sich nun fragen: was ist eigentlich
passiert und wer hat gesiegt? Die Sache ist kurz die, daß
die Buren am 24. Februar bei Klerxdorp den Engländern
eine ganz bedeutende Schlappe beigebracht haben, daß aber
drei Tage später eine zahlreiche Burenschaar in der Gegend
zwischen Vrede und Harrysmith die Waffen strecken mußte.
Die Zahl der gefangenen und gefallenen Buren wird von
Kitchener in seiner letzten Meldnng auf 800 angegeben.'
2000 Pferde, 28 000 Stück Vieh, 200 Wagen, 60000
Schafe, 600 Gewehre und 50000 Patronen sind erbeutet
worden. Unter den Gefangenen befanden sich Dewet's
Sohn, der Sekretär des Kommandanten Meyer, Truther
und mehrere Feldcornets. Die Buren hatten versucht,
durchzubrechen, indem sie Vieh voraus trieben; aber die
Nenseeländer Schützeu schossen die Tiere und dann die
nachfolgenden Buren nieder. Die Burenmacht ist leider
durch diese Niederlage schr geschwücht, während die Eng-
länder die Verlnste von drei Tagen vorher bei ihrer
größeren Zahl viel eher verschmerzen können.

Amerika.

New-Iork, 1. März. Die Bcrichte übsr Ueber-
schwemmungen aus dem Westen und Süden häufen sich,
auch Pittsburg ist überschwemmt.

New -Iork, 1. März. Heute Nachmittag um 5'/, Uhr
wurde die telegraphische Verbindung westlich von Pittsburg
unterbrochen, daher ist seit 1.24 Uhr, wo Prinz Heinrich
Pittsburg verlassen wollte, keine weitere Nachricht ,vvm
Zuge des Prinzen eingelaufen.

Landesverlammütirg der soziakdem. Uartei-

8L. Offenburg, 2. MLrz. Der sozialdemokratische Partei-
tag war von Delegierten aus allen Landesteilen besucht, die
sozialdemokratische Landtagsfraktion war vollzählig anw'esend,
vom deutschen Parteivorstcmd war Reichstagsabgeordneter
BebeI erschienen. Gerade diese voraus gngekündigte Teil-
nahme Bebels in Verbindung mit dessen Angriffen auf ver^
schiedene Führer der badischen Sozialdemokratie während des
Lübecker Parteitages und ein dadurch veranlatztes Renkontre
mit dem Redakteur Kolb vom Karlsruher „Volksfreund", dem
sozialdemokratischen Landesorgan, bewirkten, dah mit einer
ganz besouderen Spannung den diesjährigen Verhandlungen
des badischen sozialdemokratischen Parteitages entgegengesehen
wnrde. Man erwartete allgemein aufregende Debatten; doch
um es gleich zu konstatieren, spielten sich die Verhandlungen
fast durchweg friedlich ab. Der Gefchäfts- und Kassenbericht
wurde glatt erledigt nnd die geheimen Verhandlungen über
den „Volksfreund", der erstmals sincmziell mit einem kleinen
Ueberschutz abgeschlossen hat, endigten trotz mancherlei Be-
schwerden über die Redaktion mit der Belassung der bisherigen
Geschäfts- und Redaktionsleiter, was wohl als ein Erfolg des
Redakteurs Kolb angesehen werden darf.

Zu längeren Erürterungen gaben die letzten L a n d t a g s-
wahlen Beranlassung. Dem Abgeordneten Geck wurde un-
verblümt vorgeworfen, dah er die Aufstellung einer sozial-
demokratischen Kandidatur in Offenburg förmlich hintertrieben
habe, und den Karlsruher Genossen, vorab dem „Volksfreund",
wurde der Vorwurf gemacht, datz sie mit ihrem Opportunismus
die Begeisterung für die sozialdemokratische Sache herabge-
stimmt hätten. Der frühere Abgeordnete Schaier schob die
Schnld an der Karlsruher Niederlage Bebel zu, der durch die
Blohstellung der badischen Parteiführer aus dem Lübecker
Parteitag der sozialdemokratischen Wahlbewegung sehr ge-
schadet habe.

Den Bericht über dieThätigkeit der Landtags-
fraktion erstattete Abgeordneter Dreesbach. Er meinte,
die Arbeitslosendebatte habe der Sozialdemokratie einen Er-
folg gebracht (?), Zehnter und Goldschmit seien auf die
Fischartsche Broschüre hereingefallen (bekanntlich ist das Gegen-
teil der Falll) Dann entwickelte Dreesbach das sozialdemokrati-
sche Schulprogramm: Besserstellung der Lehrer, Ganztagschule
tisw., ferner verlangte er Erweiterung der Rechte des Bürger-
ausschusses, Arbeiterkammern, endlich besprach er die Zu-
fammensetzung der neuen Regierung, die ein Entgegenkommen
gegenüber dem Zentrum bedeute, das ebenfalls eine Wandlung
vollzogen habe. An Stelle des Wackerschen Einflusses sei die
Zehntersche Leisetreterei getreten; schon bei der letzten Land-
tagswahl habe das Zentrum seine frühere Oppositionslust ver-
miffen lassen, was mit die Karlsruher Niederlage verschuldet
habe und bei den nächsten Land- und Reichstagswahlen wcrde
sich das Zentrum noch mehr den Nationalliberalen nähern. Das
wcrde zwar der Sozialdemokratie erhöhte Mühe und Anfangs
vielleicht sogar Einbutzen verursachen, andererseits aber werde
sie den Vorteil haben, dah das Klassenbewuhtsein der Arbeiter-
schast wieder lebendiger werde, was dringend nötig sei; denn
zur Zeit herrsche eine ungeheure Lässigkeit in der Sozialdemo-
krcrtie. Wenn die alte Kampfeslust wieder erwache, werde
man überall das burgerliche Kartell schlagen. Jnteressant
war das Eingeständnis Dreesbachs, datz bei der letzten Kultus-
dcbatte, als über die Position für die Altkatholiken abgestimmt
wurde, ciu Teil der sozialdem. Abgeordneten absichtlich den
Saal verlieh, um die Ablehnung zu verhindern. Bezüglich
der Stellung der Fraktion zum Gesamtbudget, das nach dem
Beschluh des Lübecker Parteitages für die Regel abgelehnt
werden soll, erklärte Dreesbach, dah die bädische Landtags-
Fraktion in öieser Frage zwar auch auf dem Boben der Partei-
beschlüffe stehe, sich aber doch von Fall zu Fall die Prüfung
vorbehalte, ob sie bas Budget annehmen oder ablehnen wolle,
mit gebundenen Händen und verschloffenem Mund gingen die
sozialdemokratischen Wgeordneten nicht in edn Lcmdtag. Wenn
der Lübecker Parteitag diesen Spielraum nicht gelassen hätte,
wurbe er die Konsequenzen gezogen haben, das heißt nicht
mehr Abgeordneter geblieben sein.

Sehr gespannt war mcm auf Bebels Rede, welche die
Nachmittagsverhandlungen einleitete. Sie fiel aber wider
Crwarten auffallend ruhig aus und Bebel, der schon in Lübeck
den badischen Genossen cmgeki'mdigt hatte, daß ste ihr „blaues

Wunder" erleben sollten, wenn er nach Offenburg kommck,
manchen Spott über sich ergehen laffen. Seine
Beschuldigungen gegen Redakteur Kolb, der sich angeblich gegen
das srauenwahlrecht ausgesprochen und für eine Gehaltserhöh-
ung des Kärlsruher Oberbürgermeisters Schmetzler, des
„großten Sozialistenfressers", gestimmt hatte, hielt er zwcrr
aufrecht, doch milderte er die Form wesentlich, ebenso wieder-
bolre er seme Vorwürfe gegen d'en Abgeordneten Fendrich we-
gen ,eines Opportumsmus und gegen die ganze Landtags-
sraktion wegen der Genehmigung des Budgets. wobei cr sich
bemuhte, die Genossen fürs Endziel scharf zu machen und
den Aögeordneteneid gewiffermaßen als leere Formsache hm-
stellte. Sehr energisch sprach er sich gegen alle Komvromiffe
mn den burgerlichen Parteien aus, nur in den äußersten Fäl-
ten sollen solche emgegangen werden, nnd auch da sei stets
cme scharfc Grenze emzuhalten. Von der Landtagsfraktion
erwarrete ^ebel ziemlich bestimmt, datz sie nach ihrer „gründ-
lichen Priifung" das Budget ablehnen wird — und mehrere
Genoffcn unterstützten ihn darin — da die Genehmiquna ein
Bcrtraiicnsvotiim für die Regierung bedcute, cin solches' ver-
diene aber keme Regierung seitens dcr Sozialdcmokratie, denn
iede Regierimg sei nicht blotz antisozialistisch, sondern sogar
anndemokratych und mitschuldig an dem, was die Reichs-
regrerung schon gegen die Arbeiterschaft gesündigt vabe
i fand viclen Beifall. Kolb und Fendrick ver-

teidigten sich aber sehr geschickt und schwächten dadurch den
Emdri^k der Bebelschen Rede so sehr ab. datz zum Schluß die
Stimmung de^ PaNeitages den Opportunisten günstiqer war,
all. den Radikalcn. als deren Bertretcr sich ncben Bebel be-
sonders die Genossen Katzenstein und Eichhorn aufspiclten so-
wie eimge uiibekannte Grötzen, die sich auch sonst ohne Beruf
und Qualifikation als Zensorcn der Preffc nnd Fraktion qebär-
deten. Katzenstem prophezeite für Mannheim eincn nocb nie
dagewe,enen Krach, wenn die Frattion abernials das Bud-
get bewillige. Von verschiedenen Rednern wurde betont, datz
namentlich die Einigkeit und gegcnseitiges Vertrauen un-
tcr den badischcn Führern Not thue. Zum Schlutz wurden die
Antrage zur Aendernng dcr Organisation und Agitation be-
sprochen. Dre im letzten Jahre geschaffene Aqitätionseintei-
Iimg wurde anfgehoben und die Aufstellung eines ncnen Or-
ganisatioiisstatuts dem nächsten Parteitaa vorbchalten


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Aus Stadt und Land.



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Heidelbern, 8. Märr.

s*j Rationalliberale Partei. Mittwoch, den 6. März,
abends 814 Uhr wird unser Roichstagsabgeordneter Oberamt-
mann Beck im Gartensaale der Harmonic über die p o-
litischeLageunddic jüngsten Reichstags-
v e r h a n d l u n g e n sprechen. Gerade im gegenwärtigen
Augenblicke mutz das Jnteresse für die Rcichsangelegenheiten
ein in weitesten Kreisen verbreitetes sein, und man darf daher
crwarten, datz der Herr Abgeordnete einen zahlreichen Hörer-
Kreis finden wird. Auf das Erscheinen aller Mitglieder und
Freunde der Partei in Stadt uvd Land darf wohl mit Sicher-
heit gerechnet wcrden.

Uiiiversitiits-JtiSilüum 1903. Wic verlautet, ist sei-
tens der Universität nicht beabsichtigt, die nächstjährige Univer-
sitäts-Jubelfeier in demselben Umfang zu begehen, wie das Ju-
biläum 1886, die Feier soll vielmehr in engeren Grenzen ge-
halten werden und zwei bis drei Tage umfassen. Geplant ist
hauptsächlich ein Festakt in der Aula und eine Festlichkeit im
Saalbau. Als Zeit der Abhaltimg ist die erste Augustwoche
vorgesehen.

* Von der Univcrsitkt. Dem uns jetzt im Druck vorliegen-
den Bericht der Budgetkommission über die höheren Lehrcmstal-
ten entnehmen wir bezüglich der Universität Heidel-
berg folgendes: Die Erhöhung der Dotation um 42 000 M.
jährlich ist zu einem sehr erheblichen Teile auf Schaffung neuer
ordentlicher und außerordentlicher Profcffuren, Gehaltserhöh-
ungen für ordentliche, autzerordentliche und Honorarprofessoren,
Errichtung neuer Stellen für andere Beamten, sowie Verrneh-
rung der den Beamten für den Hauptdienst verwilligten Neben-
gehalte zurückzuführen. Daneben sollen aber auch die Ver-
gütungen und sonftigen Bezüge des nicht etatmätzigen Perso-
nals, der Aufwand für sachliche Amtsunkosten und Anmietung
von Lokalen und die Äversen der llniversitätsinstitute eine
zum Teil bcträchtliche Steigerung erfahren. Eine etats-
mähige außerordenttiche Lehrstelle für englische Philologie soll
in eine ordentliche Profeffur umgewandclt, für den VertreteL
der Laryngologie soll in der medizinischen und sür den Ver-
treter der romanischen Philologie, insbesondere des modernen
Französisch, in der philosopyischen Fakultät eine etatsmäßige!
außerordentliche Professur errichtet werden. Der sür die Be-
aufsichtigung des Universitätsarchivs seither bewilligte Neben-
gehalt von jährlich 1200 M. soll unter Einbeziehung dieser
Funktion in die Dienstobliegenheiten des Oberbibliothekars in
Gehalt umgewcmdelt werden. Ferner ist die Beförderung des
Buchhalters beim akademischen Krcmkenhause zum Oberbuch-
halter (ll ö), die Anstellung eines besonderen Assistenten (O 1)-
für das chemische Jnstitut, die etatsmähige Anstellung zweier
Hausmeister bezw. Laboranten (L 3), welche bisher als nicht-
etatsmätzige Diencr verwendet waren, und, vorbehaltlich der
Crgänzung des Gehaltstarifs, eines Wärters oder einer Wär-
terin an der Jrrenklinik beabsichtigt. Die Maschinenstelle aw
akademischen Krankenhause soll in eine Werkmeisterstelle um-
gewandelt, und der Maschinist beim chemischen LaboratoriuM
etatmätzig angestellt werden. Für den zweiten Bibliothekdiener
wird ein Nebengehalt von jährlich 610 M. und zwar für Be-
dienung des germcmisch-romanischen Seminars 200 M„ des
juristischen Seminars 260 M„ des staatswissenschaftlichen Se-
minars 50 M„ angefordert. Neu sind die Aversen für theore-
tische Phhsik (500 M.) und für das stratigraphisch-paläontolo-
gische Jnstitut (400 M.). Letzteres dient dem Unterricht üüer
dic Versteinerungskunde (Paläontologie) und über die Schich^
tung der Gesteine (Stratigraphie). — Die Einrichtnng einer
stationären larhngologischen Klinik will das Ministerium iM
Auge behaltcn. Die Kommission hält für angezeigt, datz nach
dem Vorgcmge von Freiburg nun auch in Heidelberg der bald-
thunlichsten Erfüllung des schon mehrfach hervorgetretenen da-
hin gehenden Wunsches näher getreten werden sollte, wozU
durch das bevorstehende Freiwerden der z. Zt. noch von der
Ohrenklinik benützten Räume Gelegenheit geboten sein wird. —
Bei der medizin. Fakultät habilitiert sich der Assistent an der
chirurg. Klinik, Dr. Alex Mehrkorn. Die Probevorlesung findet
Dienstag, den 4. März, mittags 12 Uhr im Hörsaal der medi-
zinischen Klinik statt und handelt: „Ueber die modernen Jn-
dicationen znr Trepanation des Schädels". Die eingereickst^
Habilitationsschrift hat zum Gegenständ: Histologische und ex-
perimentelle Beiträge zur Frage der Schnitfführung und Naht-
methode bei Laparotomien."

Der Vruder der Prinzesfin Max. Prinz Gcorg Wilhelm vo»
Braunschweig-Lüneburg, der älteste Sohn des HerzogsvoN
Cumberland, soll laut der welfischen „Deutichen Volksztg." vortt
nächsten Semester ab kier in Heidelberg stndieren-

X Das Vier bei den Prinz Heinrich-Feiern Beim Bankett
in Washington sowohl wte bei der Taufe S. M. Iacht „Meteor
ist Würzburger Hofbräu kredenzt worden. ES ist dies
das Bier. das hier beim „Sepvel" zum Ausschank kommt.

* Wegen einer Bollbahn Heidelberg-Weinheim haben si»'
wie schon kurz gemeldet, auch die Landgemeinden der Bergstraß^
an die Regierung gewendet. Jm heuttgen zweiten Blatt findel
der Leser den Wortlaut der Petition. Er wird darin in über-
zeugender Weise nachgewiesen, daß d«r Notbehelf, den die Nebev

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