Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0423

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Afrika.

Wio der Brüsseler Ltorrespondent des „Daily Tele-
graph" meldet, versichert die Transvaalgesellschafch daß
die noch im Felde stehendeir Burentruppen 23 OOO Mann
stark seieri. Davon seien 8000 Transvaaler. 4000 ans
dem Oranjeifreistaat und 11 000 Afrikander. oder Re-
bellem aus Natal und dem Kapland. Die Bnren besaßen
noch genügend Wafsen und Munition. Der Kriegs-
korrespondent des „Daily Telegraph" berichtet iiber die
H inri ch k u n g einesM effe n dcs P räsidente n
Steij n. Er schreibt: Der Neffe des Präsidenten Steijn
wurde vor einiger Zeit bei Sodafontein gefangen geuom-
men . Er trug die vollftändige llniform eines Neomanry-
Offiziers. Jn dieser Verkleidung war er durch unsere
Linien durchgekommen. Als Entschuldigung gab er an,
da Dewet an ihn und andere englische llniformen ausge-
geben habe und daß man diese Ilniformen auslose. Der
junge Steijn wnrde vor ein Kriegsgericht gestellt, ver-
urteilt, erschossen und beerdigt. Wie ich höre, haben
seine Freunde seine Leiche am Abend desselben Tages
Wieder ansgegraben und acht Meilen von der Hiyrich-
tnng auf der Farm seines Vaters beerdigt.

Eingesandt.

Heidelberg, 2. März. Jhre Artikel vom 1. März be-
treffs der Dienstbotenfrage haben auch auf nns Heidel-
berger Dienstmädchen einen großen Eindruck gemacht, und sprechen
der Frau Dr. F. L. in Bern nnseren innigsten Dank aus, daß
sich eine Dame aus höheren Ständen unser erbarmt. Zugleich
bitten wir sämtliche Herrschaften Heidelbergs, namentlich die-
jenigen, deren Mädchen alle 14 Tage Ansgang haben, bis 10 Uhr
abends Verlängerung. Wie wäre man gern gegangen, um die Waldluft
zu genießen, aber kaum ist man fort, so muß man denken, werde
ich anch nicht so spät kommen? Denn wegen 5 Minuten Ver-
spätung, mußten wir auch schon das über unserem Haupte schwe-
bende Gewitter fürchten. Wir denken, daß das nicht zu oiel
verlangt ist. Wenn Man inbetracht zieht, daß wir von morgens
früh bis abends spät oft Mitternacht harren müssen, so wird
man uns nicht verdenken, daß wir anch einen freien Sonntag
Nachmittag genießen wollen. Wir hoffen, daß unsere geehrten
Herrschasten aus freiem Willen nns die Genehmigung erteilen.

Mehrere Dienstmädchen HeidelbergS.

Kleine Zeilnug.

—Mainz, 8. März. Der Blainzer Karnevalverein
schließt seine diesjähriga Saisön mit einem Ueberschutz
von Lber 8000 Mark ab, ein Beweis, daß der Karneval-
verein nicht nur lebensfähig, sondern bei vorsichtiger Ge-
schäftsführung anch ertragsfähig ist.

— Aacheil, 1. März. Heute Nachmittag stürzte in dem
nahegelegenen, als Wallfahrtsort bekannten FleÄen
C o r n e l i m ü ti st e r ein A rbeiter in einen in der
Nähe der Station stehenden K a l-k o f e n' v i e r a n-
dereZlrbeit e r vsrsuchten nacheinander zn dem Vsr-
nnglückten zn dringen, um ihn zn retten, indessen wurden
diese selbst wie der zuerst in den Ofen gestürzte durch
die Gase des Qfens getöt e t.

— Berlin, 2. Mgrz. Professor Schiemann,
bei dem im Dezember vor. Hs. der Polenkrawall
stattfand, hat in seiner letzten Vorlefung seinen Hörern

folgende Mitteilung geinächt: „Jch habe mich während
meiner Vorlesung über die Polnische Frage des 19. Jahr-
hnuderto immer befleißigt, sa-chlich nnd unparteiisch die
Ereignisse vorzutragen. Nichtsdestoweniger bin ich wäh-
rend des ganzen SemesterS und vornehmlich in den letzten
Wochen von polnischen anonymen Schniähbriefen förni-
lich iiberschüttet worden. Jch wünsche, daß unsere Pot
len, die stets über die preußische Barbarei schimpfeü, ein
nial anf ein halbes Kahr die Zustande in Rnssisch-Polen
in Augenschein neymen. möchten."

— Ein A u g e n z e n g e d e s - E r d b e b e ips
v o u Sche m a ch a, ein Offizier, entwirft, wie aus Pe-
tersburg berichtet wird, eins erschütternde Schilderung
des furchtbaren Unglücks. Die Stadt cschemacha zählt
ungefähr 35 000 Einwohner und bestand aus einem enro-
päischen Viertel auf einem niedrigen Hügel nnd einer
mohamedanischen Stadt am Fuß des Hiigels. Plöhlich
hörte mau ein furchtbares Rollen wie von einem starken
Donnsrn, nnd dann trat das Erdbebeü ein. Der Boden
zitterte so heftig, daß man kaum stehen konnte. Darauf
geschah, ebenso plötzli-ch wie das donnerartige Rollen,
etwas Furchtbares. Mit schrecklichem Krachen kvurde
diy ganze mohamedanische Stadt in die Höhe geworfen,
nnd die in die Luft geschleuderten Häuser wurden zn-
sammengeguetscht und schienen wie ein Kreisel hin und-
her zu wirbeln, bis sie mit lantem Krach als formlose^
Masse in ihren früheren Platz zurückfielen. Einen Mo-
ment war alles still, dann erhoben sich dicke, gigantische, i
übelriechende Staubwolken, die stundenlang die Sonne
de.n M'nschen verdunkelten, und die wie ein Leichentnch -
über der zertrümmerten Stadt lagerten. Die noch lebend :
entkommenen Einwohner waren wie toll vor Schrecken,
in wilder Flncht stürzten sie aus der Stadt. Das Wetter
war kalt, Pfannen brannten in jedem Hanse nnd dem
Znsammensüirz der Hänser folgte eine Feuersbrunst.
Wütend züngelten die Flammeu empor aus den Ruinen
nnd riefen eine so entsetzliche Panik hervor, daß viole den
Vsrstand verloren. Eltern erkannten ihre Kiiider nicht, die
Franen nicht ihre Männer, Brüder und S-chwestern
kannten sich nicht. Viele glanbten, der Tag des jüngsten
Gerichtes wäre gekoininen. Ein furchtbares Jammer-
geschrei stieg auf nnd in dem dicken Stanb nnd den kni-
sternden Flammen sah man ein Bild der Todesangst,
das niemand in Worte fassen könnte, und das niemand,
der es sah, jemals vergessen kann.

— Einc kleine Heiratscpisodc aus dcr Wiener Gc-
seüschaft lesen ivir in der „Wiener Morgenzeitung": Der
Sohn eines höheren Staatsbeamten ist im Begrisf, eine
ausgezeichnete „Partie" zn inachen. Der junge SNann,
der gleichfalls im Staatsdienste steht, hat die Zuneignng
einer sehr wohlhabenden Fabrikantentochter zu erringen
gewußt, und da in diesem Falle auch die Eltern des. Mäd-
chens keine Einwendung gegen die Verbindung Hatten,
wäre alles in schönster Ordnung gewejsen, wenn nicht der
Vater des Bräutigams an seine Einwilligung eine kleine
Bedingung geknichft hätte. Der hohe staatsbeanite er-
klärte nämlich, der zukünftige Schwiegervater seineS
Sohnes, der Fabrikant, müssei ihm die Kosten ersetzen.

welche ihm die Erziehung diefes' ausgezeichneten jungeU
Mannes vernrsacht habe, nnd die der hohe Staatsbeanm
mit so nnd so vielen Tausenden von Kronen bezifferte-
Wenn man ihni nicht bei Abschluß dieses Heirats-Kow
trakts diese Summe von. der Blitgift zurücksichere, gfM
er seinem Sohne nicht die Erlaubnis zur Heirat. Diest
Erklärnng wirkte wohl, wie man sich denken kann, us
ihrer Originalität etwas abkühleind nnd überraschend aul
die Branteltern. Aber die jungen Leute waren einander
wirtlich von ganzem Herzen zugethan und die Elter»
des Bkädchens baben ihr Kind von ganzem Herzen gerv
- nnd so wurde die eigentümliche Bcldingung acceptiert,
und der Staatsbeamte erhielt wohlgezahlte 30 000 Kro^
nen — so hoch hätte er die Erziehungskosten veranschlE
— von der Mitgift seiner Schwiegertochter ansbezahu-
Jedanfalls dürfte es der erste Fall sein,' daß ein Vater
'einen Sobn ^ verkanft. wenn anch in eine recht ange'
nehme Sklaverei.

— Zustimmung. Pfarrer: „Schon wieder betrunkew
Schodelbauerl Na, Jhr werdet es nicht weit bringenl —
„Dces mein l aa, Hcrr Pfarrer, darum hab' i nicht gleich daher
ins Gras g'legt l"_ („Lüstige Blatter.")

Hhealer- und Kunstnachrichen.

Heidelberg 4. Februar. Herr Ka llenberg er vom Host
theater in Mannhetm wtrd Mittwoch, den 5. und Frcitag, 7.
Mts. in zwei Abonnementsvorstellungen als Gast auflreten unv
beidemale den „Fredi von Zeck" in d:m Schwank von Blumen-
thal und Kadelburg, „Als ich wiederkam", spiclen Das ge-
nannte Slück ist k-ekannterwetse die Fortsetzuni des lustigeN
„Weißen R ö ß'i" und es wtrd unserem Publikum gewiß Ber-
gniigen machcn, die drolligen Figuren des Giesecke, des Pro'essors,
der Rösselwirtin und ihrcs Leopold, des Dr. Siedler und setner
Frau u. s. w. wieder einmai in neuen lustigen Sitnrtionen ani
der Bühne zu sthen — nicht zu vergesstn unscren beliedien
Gast Kallenbergrr, der eine originelle und dankoare Rolle zu
pcrzeichnm bat. Die Damen Zelly, Jnngmann. Müller, Milve,
Schönberg, Schaab und die Heiren Feldner. Großmann, Lissew
Rudoiph, Schncider, Wiegner, Piau sind in „AlS ich wiederkain
heivonogend beschäftigt.

Lerantwortltch für ven redaktionellen Teil K. Montua, für dr-
Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beid: in Heidelbero. ^

t) », 4. Dolspkon 1845 Ilmii-tit-li» II. 4

V6INI'68taUl'aNt

gslrt (krlllier rnw velsseii Löss'Ij

v s, ». cr. s, 4

dliiiiiilj«;!»» lt S, 1. I'olspbon 1845 dli»i>-i!»eiu» t). », 4.

Alle Artikel sür häusliche Kunst."

Holzbrandapparate v. 7 Mk- a« sowie Reparaturen u. Ersatzteile.
Hvlz-, Leder- und Pappwaren zum Brcnnen und Malen; MetaU-
gegmstände für Oelmalerei, Gummckneterei, Papierdlumen, Laub»
sägearbeiten und Kerbschnttt; Ueberzuglacke. Beizen, Farben-
Anleitung graiis. Karl Küsttter, Papierhandlnng

Friedrichstr. 12, Fernsprecher 587.

Großh. bad. Staats-
eisenbahnen.

Die Gr. Eismbahnverwaltimg läßt
Samstaa, den 8. März v. I.,
nachfolgmo verzeichnete alte eichene
Schwellen auf ber beigesetzten Station
vcrsteigern:

Station Meckesheim, vormittags
9 Uhr: 226 Stück.

Heidelberg, den 26. Februar 1902.

Der Gr. Bahnbauiuspektor I.

Wir empfehlen unssre Dtellen'
vermittlung im Anschluß an den

Berein Merkur,
Kaufiliäunischer Uerein Niirnbrrg.

Dleselbe geschieht für Geschäfts-
inhaber, sowie für unsere Mitglieder
völlig kosteufrei.

Eine Liste offener Stellen befindet
sich stets an der schwarzcn Tafel im
Vereine ausgehängt. Nähere Aus'
kunft erteilt, sotvie Papiere nimmt
entgegm und verabfolgt: Herr Iosef
Lindau, Hgutpraße 42

des

zu Neckarbischofsheim.

Der Schluß des Wintcrkurses findet
mit Schlußakt nnd Ausstelluug der
Aibeiten am 23. März 1962,
mittags 2 Uhr statt. Der Soinwer-
kms beginnt am 2». April.

Anmeldungm werden bis spätestenS
15. April erbeten, spätere können
ntcht wehr beiücksichtigt werden. Der
Unteiricht bezwcckt theoreiische und
praklische Einfühinng in alle Teile
des bürgerlichcn Haushaltes, inSbe-
tvndere Kochen, Backen, Waschen. Käse-
und Butterlercitung. Bügeln, Nähen,
Flickm, Strickm, Kleidcrmachm, Er-
nahiungs- und Gesmidheitslehre,
Kienkenpflcge scwie Hvusbuchführung.

Der Uitcrricht wiid unentgeltlich
ertetlt. Fur Wohnung, Benützung drs
Mobiliars, Licht nnd freie Wäsche
werden sür MLdchm aus dem Kreis
20 Mk., für Schüleiinnen außeihalb
dessclben 80 Mk. beim Eintritt cr-
hobm. Dvs Koftgeld, 1 Mk- für dm
Tag, berechnrt sich nach dcm Sclbst-
lostmpreis. Anmeldungen von Schüle-
rinnen, wclche nicht jünger als 16
Jahre alt sein svllten und körperlich
wie gctstig gesund sein müsscn. nehmm
Bürgermeistcr Ncuwtrth und Stodt-
pfarrcr Gr äbe ner entgegen. Dir-

selben find zu jeder Äuskunst gerne
berett.

Aer Aufstchtsrat.

H. Neuwirth.

cknj. köklers

Oloitt -Nödel.

HooliAsäieZsll! äuZslläst^I!
Zvlnvllläsn oäsr (jllvllvll »U8-
8v8vK1v88vll.
OonsralvortrstullA
tür Luäsu, Mürttsmbsr§ ullä
äis Lotiresir!,

HotsIoillrioiitullAs-
uvä ^llsotattllUAZ - EeZoliäkt.

ösjckslbvrZs-Ksusvksim.

Iriedrich MüLer, Kanptstr. 73,

ewpfiehlt sein Lager in Banmaterialien:
Steinzeugröhren zur Herstellung von Kanalisationcn, Kaminen,
Dunstrohr und Abortleitungen samt allen zugchörigen Fatzonstücken.

Schottische Guhröhren für Abwasserleitungen, Gußdeckel re.,

überhaupt sämtliche zu Kanasisctionen nötige Gußwaren.
Saargemünder Tonplatten in versch. Farbcn, Formen und
Größen.

Mettlacher Mosaikplatten in berschiedenen Dcssins, zum Be-
legen von Gängen, Küchen, Lorplätzen, Badezimmern rc.
Glasierte Porzellanplatten in verschiedencii Mustern zvm Be-
klcidcn von Wandflächen in Küchen, Badezimmsrn rc.

Mack's Gipsdiele in allcn Stärkcn zur rafchen, fchnell trocknendcn
Herstellung von Dccken, Zwischenbödcn und hauptsächlich im
Hoblen stehender Wände.

Feuerseste Materialien, Tropssteine re.

Druck und Vcrlag der Heibelberger Verlags-Anstalt und Druckerei (Hörning u. Bcrkcnbusch), Heidelberg, Untere Neckarstr. Nr. 21.

Beklmntmachung.

Die Inhaber der Pfandscheine
Nr. 28 237 bls Nr. 29 62S vo«
Monat August lSvl setzcn wir hier-
mtt in Kenntnis, dab diese Pfänder jetzt
verfallm stnd und deshalb auSgeldst
oder erneuert werden müssen, andern-
falls deren Verstcigerung am

1«. April l. I.

erfolgen wird.

Heidelberg, den 3. März 1902.

Städt. Fkjhhausoemaltuug.

Sarlrslle

angmchmes, reinlichstes und billigstes
Brmnmaterial für Herde, Füllöfen,
Bäckereim und Zmtralheizungen gebev
wir von hente an ab:

1) Stückkoke den Zentner zu Mk. 1--Z

2) Nußkoke „ „ „ „ 1.1S

3) Perlkoke soweit Vorrat reicht ^

den Zmtner zu Mk. —.7^

4) Grieskoke „ „ „ „ —

Bei Abnahme von 5V Zentnern er-

mäßigt sich dcr Preis um 10 Pfentttg
per Ztr. Jns Haus geliefert komine»
innerhalb dcs Stadtgebietes weiterc
10 Pfg. per Zcnttier, auf den Schloß-
berg 15 Pfg. pcr Zmtner für Fuhr-
lohn und Ladegebühr in Anrechnung-
Hridelberg, den 8. Febr. 1902.

Stödt. Sas-, Masser- uud
AkktrWLtswkrke Keidklbttg.

«kankkredit, Wechseldiskont, Be-
-V triebs- u. Hhpotheken-Kapital rc-
streng dtskret in jedcr Höhe.

W. Htrsch Verlag, Marmheim.

Hosthrater iu Mamthek».

Mitlwoch, 5. März, abendS Vz7 UHN
r Aborm. L )

„Die Walküre'.

Hoftheater^ i» Karlrrnhc.

Dvnnerstag, 6. März, abends 7 Uhr!
„Der geheime Agmt".

Thealer i« B adeu-Baden.

Mittwoch, 5. März, abends V,7 Uhr-
„Der Postillon von Lonjumcau".^

Hostheater t» Danu-adt.

Mittwoch, 5. März, abmds 7 Uhr-
_„Es lebe das Leben". ^

OpenrhasS i« Fra«kstirt

Mtttwoch. 5. März, abends 7 UhZ
„Zar und Ztumiermann".

SchasspielhauS i« Fra«kfnrt

Mlttwoch, 6. März. abends 7 Uhr:
„Bürgerlich und rornviitisch".
 
Annotationen