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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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^rscheint täglich, Somitags ausgenommeia — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstcllen abgeholt 40 Pfg. Dnrch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

A nzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder dereu Raum. Reklaipezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bcstimm
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Dommstng 6.März 1902.

Grstes Blatt.

44. Jahrgang. — 55.

Wrinz Keinrich in Zmerika.

— Tem „Monüng Leader" wird aus New-Aork ge-
meldet: Das Dilemma, vor dem das Chicagoer
Empfangskomitee infolge der Frage gestanden hatte, ob
dem Pr inzen Heinrich während seines kurzen
Besuches die weltberühmten S ch w e i n e - s ch l ä ch t e-
r eieu oder die U n i v e r s i t ä t gezeigt werden sollte,
wurde dadurch beseitigt, daß öem Prinzen keines von
beiden gezeigt wurde. Das war die erste Enttäuschung,
die der Prinz in Amerika erlebte. Er hatte den Wunsch
ausgedrückt, die Schweineschlächtereien zu sehen und in
seiner Bankettrede vorgestern Abend über Chicagos Be-
ziehungen zu einem gewissen nützlichen aber harmlosen
Ticre gescherzt, anscheinend lohne zu wissen, datz Chicago
lieber durch seine geistigen Errungenschaften bekannt wer-
den möchte. Während die Behörden von Chicago den
Prinzen ehrten, hielten 10 000 Pole n eine von der
„Polnischen Nationalen Allianz" veranstaltete Versamm-
lung ab, in der Resolutionen gefaßt wurden, die die Fest-
lichkeiten bedauern, die deutsche Regierung vernrteilen
und einen Boykott deutschcr Waren beschlietzen.

Nach einer Meldnng des „Expreß" aus N e w - Z) o r k
ist die „H ohenzolIer n" von vandalischen Kurio-
s i t ä t e n - I ä g e r n fast ausgeplündert worden. Von
den Vorhängen seien die Quasten als Andenken abge-
schnitten, Gläser, Teller und Tassen mit dem kaiserlichen
Namenszuge seien Verschwunden', die Offiziere hätten
kaum noch Geschirr, von dem sie essen könnten.

Am Dienstag nahmen die Feste im musik- und^bier-
berühniten M ilwaukee, der deutschesten aller städte
AmerikaS, einen ganz ähnlichen Verlauf wie in Chicago.
Während eines Kstündigen Aufenthalts hatte der Prinz
namentlich die Eigenart der mehr als die Hälfte der Be-
völkerung ausmachenden Deutsch-Amerikaner kennen zu
lernen Gelegenheit. Gerade die Staaten Wisconsin nnd
Jllinois am Michigan-See sind von alters her von der
deutschen Einwandernng bevorzugt worden.

Newyork, 5. März. (Frkf. Ztg.) MilwaMee bot dem
Prinzen ein Willkommen, wie es kaum eine Stadt dieser
Größe für einen andern Besncher zu thun vermöchte;
denn die Straßen waren besetzt von einer etwa 200 000
zählenden Zuschauermenge, die bei der Fahrt des Prin-
zen inimer wieder AusbrückMi der Begeisterung Raum
gab. Die Fahrt vom Bahnhof ging druch die Geschäfts-
und besseren Wohnviertel nach dem Ausstellungsgebäude,
Wo 10 000 Personen versammelt waren, die dem Prin-
zen eine nie zu vergessende Ovation brachten. 600 deut-
sche Sänger sangen Lieder. Mayor Rose hielt eine An-
sprache, ebenso das frühere Kongreßmitglied Denster,
diefer deutsch, sowie Gouverneur La Follette. Sodann
begab sich der Prinz in den Wagen und es wurde von
Spritzcn und anderen Feuerwehrgeräten eine amerika-
nische Feuerwehr in Aktion dargestellt. Der Prinz fuhr
dann nach dem Hotel Pfister, wo ein Bankett arran-
giert war. Auf dem Wege hatte er Gelcgenheit eine
wunderbare I11nmination zu betrachten, die fast
jedes Gebäude aufwies. Die llmrisse des Bauwerks
waren gewöhnlich in elektrischem Licht dargestellt, außer-
dem an den Fronten durch vielfarbige elektrische Lampen,
Preußische Wappen oder Willkommengrüße, manche in
deutscher Sprache. An der Grand Avcnu war für den ?
Prinzen ein Ehrenhof errichtet, der besonders schön er- j
leuchtet war nnd bei der Durchfahrt des Prinzen ab- j
wechslungsreiche Lichteffekte aufwies.

Stadttheater.

Heidelberg. den 5. März.

„Als ich wiederkam", Lustspiel von Blumenthal und
Radelburg.

Die Szenerie, vorn daS Gastbaus zum weißen Rössel und
hinten überm See der Gamskogel. hat sich nicht verwandelt. Nur
?wei neue Sommergäste sind erschienen: Frl. Palm, eine Malerin
ans B-rlin. dic auf der Ausstellung in Moabit die kleine goldene
Äedaille für das Portrait des Herrn Giesecke erhalten hak, und
der österreichische Leutnant von Zeck, der ihr den Hof macht.
Sonst hat sich nicht viel verändcrt. Cülzheimer und Frau haben
rbenio wie Leopold und Josepha ein Ktnd, während Gtesecke auf
Großvaterfreuden noch wartet. Dies Johr hatte man eine ge-
weinsame Fahrt nach dem Norden geplant. Als es schlteßlich
dazukam, daß Siedler und Frau, da Giesecke noch in Berlin
bleiben mvßte, nach Hawburg vorausreisen sollten, benutzten sie
die Gelegenheit und entschlüpften dem Vater, nach dem Salz-
kornmergut sich wiedcrum wendend. Um die deidcn jungen Leut-
chen, die cr in Hamburg glaubt, im Glücke dieser Nordlandsfahrt
Nicht zu stören, wählt Giesecke seinerseits auch die Alpen-
kvmmerfrische. So sitzt man wieder bet einander herum, und die
Abwechslung, die die Affaire des Fräuletns mit dem Leutnant
Und das Erwachen eines neuen Liebesfrühlings bet Giesecke in
das gewohnte Mtlieu bringen, ist nicht eben groß. Die gleichcn
«ituationen, die gleichcn Personen wte damals! Seit der
^usführung dcs weißen Rössels am 3. November hat sich
«uch in der Rollenbesctzung nichts geändert. Neu waren
bur Fräulein Schönberg als Gabi Palm und
8err Kallenberger als von Zeck. Die Dame gab ihre
^olle recht wirkungsvoll, sie war sympathisch, von eiucin stillen,
Aewinnenden Wesen. Der Gast aus Mannhetm (o. Zeck) sprach
'ein Wiener Deutsch sicher, war gemütlich, lustig und gav sich
^legarit und liebenswürdig. Tas Publikum erkannte das durch
Maften Beifall an. Ueber die übrigen Darsteller, die Damen
Aüller und Fungmann und die Herren Schneider,
^udolph, Feldner und Großrnann, habe ich, alS fie vor

Das Bankett währte zwei Stunden. An der Ehren-
tafel war der Sitz für den Prinzen mit 200 Rankenge-
wächsen unH Rosen ausgezeichnet. Jnmitten des Saales
hing, aus Blumen hergestellt, das Modell der „Hohen-
zollern". Nach den Trinksprüchen auf den Präsidenten
und den Kaiser wurde ein solcher auf den Prinzen aus-
gebracht, worauf dieser eine Rede hielt. Er bemerkte,
er sei etwas heiser, da er in Amerika etwas verloren habe,
nümlich die Stimme. Er sei stolz darauf, daß, wie Mayor
Rose erklärt habe, Milwaukee seine Blüte zum großen
Teil deutscher Arbeit zu verdanken habe. Er sehe dieses
deutsche Element als eines der stärksten Bindemittel zwi-
schen Deutschland und den Vereinigten Staten an. Er
zweifle nicht daran, daß die Bürger derstscher Abstam-
mung in der Zukunft wie in der Vergangenheit dem
deutschen Namen Glanz verleihen. Der Prinz brachte
dann noch den Damen Milwaukees den Tribut sür ihre
Schönheit und ihre reizenden Gesichter, warauf er sein
Glas auf das fernere Gedeihen der Stadt leerte. Mayor
Rose überreichte dem Prinzen ein Album, das die An-
sichten Milwaukees enthält, worauf der Prinz sich verab-
schiedete. Vor dem Hotel begrüßte ihn wieder eine un-
geheure Menschenmenge, ebenso wie auf den Straßen,
durch die er fuhr und am Bahnhof, wo ihni ein g I än-
zender A b s ch i e d bereitet wurde, als der Zug lang-
sam den Bahnhof verließ und der Prinz noch einmal auf
der Plattform erschien. Der Zug erreichte Clxcago um
^l llhr mittelwestlicher Zeit.

Eine Probe wildwestlicher Liebenswürdigkeit erhielt
der Prinz gestern morgen, als er beim Befuch des deutsch-
amerikanischen Centralbundes von Minnesota den
Gouverneur Vansant ersuchte, ihm die Mitglieder seines
Stabes vorzustellen. Der Gouverneur schlug dann nach
echter Nmikeeart dem Prinzen kräftig mit slacher Hand
auf den Rücken und rief: „All right, Prince, all right!"

Deutsches Reich.

— Zum Garantiegesetz für die Eisenüah n von
D a r - e s - s a l a m nach M rogoro ist ern gemein-
schaftlicher Antrag aller Parteien inr Rei-chstag cinge-
bracht worden, den vorliegenden Bericht an die Kom-
nüssion zurückzuverweisen.

— AlS Lehrer der Prinzessin Viktoria Luise, der
einzigen, jetzt im zehnten Lebensalter stehenden Tochter des
Kaiserpaares, ist der Seminarlehrer Gern in Northeim be-
rufen worden. Herr Gern, bisher kommissarisch im Neben-
kursus des Northcimer Seminars beschäftigt, ftammt aus
Suderburg im Kreise Uelzen und war vor seiner Anstellung
in Northeim Präparandenlehrer in Verden und Einbeck.
Er wird das Anst als Lehrer der Prinzessin bereits in
nächster Zeit antreten. _

^Aeutscher Weichstag.

WMBerlin, 5. März.

Die dritte Beratung des 2. Nachtragsetats für 1901
wird ohne Debatte genehmigt.

Es folgt die Fortsetzung der Beratung deS Etats
j des Auswärtigen. Titel: Zuschuß an die deutsche Ko-
; lonialgesellschast zur Schaffung eincr Auskunftsstelle
j 30 000 Mk., welche die Kommission unter die einmaligen
' Ansaabci! ^cs ordmtlickien Etats verwiesen hatte.

4 Monaien dtc RoUen der Joicpya, dcs Fri. Gicsecle, csieieckes,

Siedlers, Hinzelmanns und Leopold Brandmeyers sptelten.
vieles Lobenswerte «esagt, und ick würdc es mit Vergnügen
wiederholen, wenn der künstlertsche Gegenstand. um den man sick
auch heute soviel Mllhe gab, nicht gar so geringfügig wäre. L. V.

Kleiue Zeituug.

— Hochschulnachrichten. Stuttgart, 5. März.
Professor Dr. Paul vom chemischen Jnstitut der Univer-
sität Tübingen erhielt, laut „Schwäb. Merkur", einen
Ruf nach Berlin als Direktor der chemischen Abteilung des
Reichsgesundheitsamtes.

— Stuttgart, 5. März. Der Mörder der vor
einem Vierteljahr in den Königl. Anlagen mit durch-
schnittenem Halse aufgefundenen Modellsteherin Babette
Wirth wurde in Kirchheiw u. T. in der Person des
27 Jahre alien, aus Stuttgart gcbürtigen Mechanikers
Ludwig Gerster verhaftet. Gersier, der früher Zuhälter
der Ermordeten war, hat bereits ein völliges Geständnis
abgelegt und gab an, daß ihm sein Gewissen keine
Ruhe lasse.

— Berlin, 4. März. Der Ordinarius für neuere
Geschichte in Göttingen, Professor Lehmann, hat der
„National-Zeitung" zufolge seinen Austritt aus der
dortigcn königlichen Gesellschaft der Wiffenschaften erklärt.
Als Gruud wird angegeben, daß es sich um die Ernen-
nung des Fürstbischofs Dr. Kopp zum Ehrenmit-
gliede der Gesellschaft gehandelt hat.

— Berlin, 3. März. (Prozeß Dührssen.) Der
Aufsehcn erregende Prozeß gcgen den Gynäkologen Prof.

Abg. Arnim (Reiebsp.) bcfürwortet die RegierungSvorlage
in Hinsicht auf das Umsichgreifen deS Aaentenwesens.

Abg. Lenzmann (freis. Vp.): Wir erkläien es für nicht
wünschenSwert, daß durch Ueberrcdungs- und Werbepolittk der
dcutschcn Kolonialgesellsckaft Auswanderer in ein Gebict gclenkt
wcrden, in das fie sonst nicht gehen würden. Wir werden daher
gcgen die ganze Posttion stimmen. Dic vorjährigc Resolution
des Hauses über diesen Pmikt wuidr durchaus nicht einstimmig
angenommen. Wir stimmten dagegen.

Staatssekretäc Dr. Frhr v. Richthofen: Ein Widerspruch
ist nach dem stenographischen Beiichte damals gegen die Resolution
nicht erhoben worden. Jn den Vereinbarungen mtt der deutschen
Kolonialgescllschaft wurde Fürsorge getroffe«, daß bei der AuS-
kunftsertetlung keine Propaganda für bestimmte Gebiete gemacht
werdc.

Abg. Dr. Heim (Zentr.): Die deutsche Kolonialgesellschast
verfolge ausdrücklich den Zweck, unsere staatltchen Kolonieen zu
heben. Es sind absolul keine Garantieen geboten für sach-
entsprechendc Verwendung der 30 000 Mk. Wenn fchon ei»
solcheS Bureau begründet werden sollte, dann müßte es staatlich
werden. Er sttmme gegen die ganze Posttion, freilich nur mit
ciner Stimme. (Heiterkeit.)

Abg. DaSbach (Zentr.) spricht gleichfallS gegen die Be»
w!lli-UNg dec Unterstüvung

Abg. Müller-Sagan (freis. Vp.) erkärt sich nochmals gcgen
die Regierungsvorlage iind den Kommissionsantrag.

Abg. Cahensly (Zentr.) bittet, dem Antrage der Budget-
kommissiou zuzustimmeu.

Abg. v. Arnim (Reichsp.) erklärt das Mißtrauen dcr Abgg.
Heim und Dasbach gcgen die Kolonialgesellschaft für unberechtigt.

Abg. Dr. Heim (Zentr.): Die deutsche Kolonialgesraschaft
würde schon durch ihre Noblesse verpflichtet sein, das mit svieler
Bitterkeit angebotene Präsent abzulehncn. (Heiterkeit.)

Abg. Raab (Reformp.): Das Haus müsse seine ResAntion
selbst ehren. Er würde sich frenen, wenn die Regiernngsurlage
die Zustimmuiig des Hauses fände.

Nach weiteren Bemerkimgen Cahenslys nnd des Berichter-
statters Prinzen Arcnbcrg findet bei ziemlich stark besetztem Vause
dic Abstimmnng über den Kommissionsantrag auf Ver-
weisung imter dis einmaligeii Ausgaben statt. Dagegen stimmt
die Linke, ein nicht Innerheblicher Teil des Zentrnms, die Polen
und Welfen; der Antrag wird angenommen.

Nach Annahme weiterer Titel bringt

Abg. Liebermann v. Sonnenberg (Reformp.) den
Fall eines Zahlmeistcraspiranten der Schutztruppe zur Sprache,
dcr als Feldwebel penstoniert wurde, aber 600 Mk. zu wenig
Pension erhalten habe.

Kolonialdirektor Dr. S t ö b e l sichert dem Betreffenden die
Bcfricdigung aus kem DispositionSfonds zu, da er tatsächlich
als Feldwebcl eiucs Artillerieregiments abgegangen sei. Jnfolgc
deffen habe das Kolonialamt die Sache dem Kriegtministerium
uberwiesen. Ueber den augcnblicklichen Stand der Dinge könne
er nichts mitteilen.

Unterstaatssekretär im Reichsschatzamt Thiele erklärt, die
zur Zeit des Eintrittcs einer Persönlichkeit in den Staats- oder
Militärdienst zu Rccht bestehenden Pensionsgesetze seien nickt ohne
weiteres maßgebend für die Pensionierung. Dte betreffenden
Härten können nur aus dem Gnadenweae ausacglichen werden.

Bei Titel Ankauf einiger Grmidstücke in der Wilhelm- und
der Mauerstraße als Dienstgebände für die Kolonial-Zentral-
verwaltung empfiehlt die Kommission Amiahnie unter der Be-
diiigimg, daß die Kaufsnmme von 2800000 Mk. anf 25000M Mk.
ermäßigt werde. Nach dem mitgeteilten Schreiben des Reichs-
kanzlers ist der Fiskus damit einverstaiiden nnd erklärte sich die
Eigentumerin des Grundstückes Prinzesstn Luise von Hohenzollern
bereit, den Kaufpreis oon 2500000 Mk. anzunehmen.

Adg. Müller-Sagan meint, das Gebäude eigne sich nicht für
Reichszwecke. Das Grundstück sei auch jetzt noch zu teuer.

Abg. Werner (Reformp.) befürwortet die Forderung.

^bg. Müller-Sogan beantragt namentliche Abstimmung.
(Rufe rechts: „Das ist doch unerhört l") Der Antrag der Kom-
misston wird in namentlicher Abstimmung mtt 126 gegcn 91
Stimmen angenommen. Dagegen stimmt die Linke. die Polen
und Welsen, sowie zahlrcickie Miiglieder des Zentiums.

Dr. Duyrssen wurve gegen Avend zu Ende geführl und

endete mit Freisprechung Duhrffens. Der Gerichts-
hof nahm an, daß der Profeffor die Einwilligung der von
ihm wegen Sterilität operierten Frau in vollem Umfange
gehabt hat. Eine Fahrlässigkcit sei nicht erwiesen, da der
Angeklagtc in diescr Operationsmethode Autorität sei. Er
habe alles gethan, was er als gewissenhafter Operateur
thun konnte. Die Frau befindet sich übrigens wohl. Der
Staatsanwalt hatte 300 Mark Geldstrofe beantragt.

— Berlin, 6. März. Dio Berliner städtischc Berkehrs-
deputatimi beschäftigte sich gestern wieder init der Frage
der ll e b e r f ü h r n n g der städtischen Stratzen-
b a h n über die Linde n. stadtbanrat Krause hat der
Deputation einen neuen Plan vorgelegt, der auf eine
Listanlage sich gründet. Der Entwurf sieht znnächst
den Ant'auf von vier Grundstücken auf beiden Seiten der
Linden vor. Ein rampenartiger Tunnel soll diese
Gruiidstücke unter der Straße Unter den Linden hindurch
nüteinander perüinden. Tie Straßenbahnanlagen sollen
nüt einer doppelten Liftanlage gesenkt und gehoben wer-
den. Tie Losten dieser etwas umständlichen Nnlage sind
cmf 3 600 000 Mark vcranschlagt, vorausgesetzt, daß die
Restgrnndstücke wieder gut verkauft werden. Die Mit-
glieder baben diese Pläne nach der „Frkf. Ztg." a b g e-
! e b n t in Rücksicht auf die Kompliziertheit dieser ganzen
Anlage, die vielfachen Eriicnerilngen niid dadnrch zahl-
reichen Betriebsstörnngen ausgesetzt sein würde. Die
Verkehrsdeputation ist der Ansicht, daß zunächst vom Po-
lizei-Präsidium und dem dNinisterium der öffentlichen
Banten cine endgiltige Geiichmigiing der von der Stadt
geplanten Unterpslasterbahn erteilt werden müsse, bevor
neuen Plänen zngestimmt werden kömite.
 
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