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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0445

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lhrem stärksieu Btitgliedc gcführt, allc Opposition gegen
ihre imperialistische Handelspolitik siegreich aus dem
Felde schlagen würde."

Aus Stadt und Land.

I. Bom Heidelbergcr Konservatorium. Zum ziveitenmale
in diesem Winterhalbjahre ist vorgestcrn unser Konscrvatorium
mit eincr Schüleraufführung an die Oeffentlichkeit getreten

Oic Darvietnng ivar nicht mindcr gnt wie die erste und hatte
wie auch damals Iviedcr einen zahlreichen Besuch von Ange-
hörigen der Mitwirkenden, Gäslen und sonstigen Musikfreun-
den aufzuweisen. Das umfaugreiche Programm bot recht
hübsche Nummern nnd grosze Abwcchselung und die Anforde-
rungen, die in den vcrschiedencn Stücken an das Könncn der
Schüler und Schülerinncn, der Anfänger wie der in der
Musit Vorgeschrittenen, gcstcllt wurden, warcn nicht gering.
Gleich die crste Nummcr des ProgrammZ „Ouartctt für
Klavicr, Bioline, Bratschc und Cello, G-moll, erfter und drittcr
Satz, von Mozart" zeichnete sich durch diese Merkmale aus.
Das Ouartett wurde mit feiner Alturatesse durchgeführt, ivas
sich namentlich anch in dem pünktlichen Einsatz der verschicdencu
Jnstrumente aussprach. Die folgenden Stücke, Chromatische
Phantasie und Fuge, d-moll für Klavier von Bach, die eine
schon recht hübsche Technik im Spiel erkeunen lietz, das Dnett
für Violine nnd Klavier, Frohe Wanderschast von Seitz, das
Gesangsduett „Lasz' für ihnl" aus der Oper „Jessonda" von
Spohr (mit cine Glanznummer der Aufführung) der Kinder-
marsch fnr Klavier von Jenscn, dcr crste Satz des 23. Violin-
konzerts von Viotti, ferner noch verschicdene andere Klavier-
stücke und last not lcast das Kouzert der Orchcsterklasse, die
zwci clegische Melodien für Strcichorchester von Gricg brachtc,
sie alle zengten laut von der tüchtigcn Schulung,
die das Jnstitut gewährt und boten im großen Ganzen ein
schönes Bild von den trefflichcn Leistungen dcs Konfer-
vatoriums. Lobcud verdient auch noch aus dem zweiteu Tcile
dcs Programms dic Variatioucn T-moll fnr Violinc und
Lstavier i>on Mozart und nicht zuletzt auch das herrliche Jm-
prommu op. 90. 4 für Klavier von Schubert hcrvorgehoben
zu werde». Durch besonders gutc Wicdergabe zeichnetcn stch
ferner das Adagio nnd Rondo aus dem Konzert D-dur für
Violine nnd Klavicr, die machtvolle Romanzc F-moll von
Tschavkowskh und die Polonaise c-moll von Chopin, beides
Stücke sür Ktavicr, aus. Das hübsche Duett „Wer tehrte
euch sinqeir?" vou Hildbach gab wiederum Gelegenheit, deu
fchönen/wohldnrchbildcten Stimmcn dcr schon un crstcn Teile
Mirwirtcndcn zu lnnschen. Die umfaugreichc dreitcilige Kon-
Aertnummer G-dur oq. 0. 1 Uon Händel, in der nochmais dle
OrchestLrklasse auftrat, bildcie dcn Schlnst der genutzreichen
2>/-stündigcn Aufführung. Die Erinnerung hieran wird gcwitz
nocki lange lvachblciben und mit dazu beitragen. für Schüler
und Schülerinncn ein neucr Ansporu zu scin, in ihrcm Strebcn
nach musikalischer Vervollkommuung unentwcgt fortzufahren,
Ten Lchrcrn undLcitcrn deSKonservatoriums O. Seelig und
H N cal , lvünschcn wir abcr von Herzen, datz ihre trenc
unermiidlichc Pflcgc dcr Mnsik anch serncrhiii reichc Frnchte
zeitigcn möge.

^ - Postnlischcö. Tie Bcrcinigimg mchrcrer Packcte zu eincr

Postvacketadrcssc ist für dic Zcit vom 23. bis einschlietzlich
30. März im innercn dcutschcn Vcrkehrc n i ch t gestatict.

März im innercn dcutschcn Vcrkehrc n i ch t gestatict.

80. Karlsruhc, 5. März. (Z u den I u b i l a n m s
fcierlichkcitcn.l Die vom Hauptfestausschus; fur die
Vorbcreiiung der Jubilüumsfeierlichkcitcn cingesctzten Sub-
kommiisioncn cntwickcln cine rcgc Thätigkeit. Tägkich werdcn
Siimugen abgchaltcn, nm dic Pläne im Detail festzustellen.
Eine besonders schwicrige nnd mnfangreiche Aufgabe hat dic
Stratzcnansschmückniigskommission zn bcwältigen, nm einc
würdige und stilvolle Ausschmückung der Rssidcnz znstandc
zu bringcn. Dicsclbc hiclt heute wicdcr uister dem Vorsitzc
dcs Herrii Stadtrates Höpfner cine Sitzung ab, in welcher
dcr AuSschmückungsplan eingehcnd erörtert wnrde. Das
Hauptaugenmcrk lvird naturgcmätz den Stratzen und Plätzen
nigewendet. welckie der Grotzhcrzog bci sciner Rundfahrt pas-
fierr. Tie verschichenen Stadtteilc beabsichkigen. die freien
Pläüc »nd monnmcntalcn Bantcn bcsondcrs reich zu schmückcn,
die Kosten ivcrden dnrch private Sammlnngcn aufgebracht.

80. KarlSruhc, 0. März. Für dcn crkranktcn Obcrstaats-
nuwalr Arnald isc der Grotzh. Siaatsanwalt Frciherr b. R e ck
in Karlsrnhe in daS Justizministeriuni bernfcn wordcn.

I><;. Kelst, 8. März. (D i e E is e n b ah n v e r s a m m-
lung in Lichtenaus war so stark bcsucht, datz dcr ge-
räumige Saal dcs Gasthauscs „zur Blmne" dic Erschiencncn
bei weitcm nicht zu fassen vermochtc. Bczirksrat Larenz ans
Stollhofcn bcgrützte die Vcrsammlung und teilie mit, datz
die Landlagsabgeordnetcn Hatitz-Kehl, Eckcrt-Vaden, Franz-
Rastatt, persönlich crschicneii. Geppert-Bühl und Hergt-Offen-
burg wegcn sonstiger Veranlassung, Muser-Offenbnrg wegen
Krankhcit sich cntschuldigt hätten. Von den cbenfalls einge-
ladenen Amtsvorständen in Kehl und Bühl war nicmand da, von
Herrn Geh. Rat Becker-Bühl war ein warmes, Wöhltvollen
atmcndcs Entschuldiguiigsschreibcn ciiigelaufen. Jn flictzendem
Vartrage schildcrte Rcdner sodann die Nachteilc, die heute Ge-
meinden ohne Bahnverbindnng haben, deren dcutlichster Beweis
die stetige fortschreitende Entvölkerung der Landorte sind. Durch
die Ovfer, die dcn Rhcingemciiidcii seiner Zeit bei der Kor-
rektion durch Geländcabtretnng, dnrch Erhebung ciner Flntz-
und Dammbanstener zugcmutct wurden, sowic dcn Schadcn,

den Rheinüberschwemmungen mit sich bringen. glauben sie
wohl auch Anspruch auf Berücksichtigung uird Verbcsserung ihrer
lvirschaftlichxn Erwerbsbedingungcn seitens 'des Staatcs zu
haben und dazu gchört die Vollbahn Rastatt-Kehl, an deren
baldigste Erbauung auch der Staat selbst Jnteresse hat, kürzt
doch das Projekt die Strecke Kehl-Rastatt nm 18 Kilometer
gegenüber der gegenwärtigcn Linie und entlastet die Hauptbahn.
Die Hafenanlagcn in Kehl und die bevorstehende Rheinkanali-
sierung kommcn auf Rcchnung der Jndustrie und des Grotz-
handels und nnr diesen zugute. Dcn ängstlichen Gcmütern,
die nm die Finanzen und die Rentabilität besorgt seien, müsse
man entgegcnhalten, datz noch kein Staat durch Eisenbahnbauten
Bankerott gcmacht, vielmehr Volkswohl nnd Stenerkraft sich
noch immcr gehoben. Abg. F ranz, dcr auf Wunsch der Ver-
sammlung den Vorsitz übcrnammen, ist nach den kleineren
Besprcchungcn in HLgelsheim und Kehl von dem Bedürfnis
nach der Vollbahn Lberzeugt, die Strecke biete ja gar keine Ter-
rainschwierigkeitcn und erfordere keine kostspicligen Brücken
und kämen dic Erbauungskosten einer Vollbahn nicht viel
höhcr wie dic cincr Lokalbahn, zu der ja auch frei Gelände
Gemeinde- und Statszuschutz gcgebcni wcrdcn mntz. Die Haupt-
linie würde cntlastet und ein ganzer Landesteil des Segens
einer Bahn tcilhaftig. Abg. Eckert entnimmt aus dcm dcn
bciden Vorrcdnern gespendeten Beifall, batz alle dem Bahn-
projekt zustimmen. Auch ohne pcrsönliche Einladung wäre
cr bci der Wichtigkeit der Sache gekommen, hält er doch
gute Verkehrsmittel für wichtiger noch als Zölle der Land-
wirtschaft aufzuhelfcn nnd darf dem Staat nicht die Renta-
bilitätsfrage einzig ausschlaggebend sein. Vielleicht lväre anch
die Linie strategisch wichtig und von der Reichsregierung Zu-
schuß zu erwarten. Er schlictzt mit dem Versprechen, auch
für seinen Teil allcs zu thun, das Bahnprojekt in die That
nmzusetzen, da er die Ucberzeugung habe, datz es dem ganzcn
Landc znm Vartcil gereicht. Abg. Hautz versichert ebenfalls
seine Zustimmung; die grotze Versamnstung, meistens aus nahe-
zn vollzähligen Gcmeindevertretungcn bestehend, ist ihm ein
Bcwcis, für dic Notwcndigkeit der Erbanung ciner Vollbahn
Rastatt-Kehl, er gicbt der Hoffnung Ansdruck, datz der in
Rcgierungskreiscn noch bestehendc Widerstand bald aufge-
gcben wcrde. Dr. M anning - Linx zcrstreut die Bcfürch-
tnngen der Lokalbahngemcinden, als ob sie glcich zu Geld-
opfcrn angemutet wcrden sollen; diese Frage komme erst in
zlvcitcr Reihe. Zucrst kommc die Bediirfnisfrage, dic ja all-
gcmcin zngcgeben nnd crfordere eine Petition an die Re-
gierung und den Landtag und wenn cs heutc nichts ist, werden
wir morgcn nnd übermorgen wieder kommen. Lienhart-
Bodcrswcier schildcrte in draftischer Wcisc scine Erfah-
rungcn im Gütervcrkehr, der sich auf dcr überlastetcn Haupt-
bahn in so langsamer Weise bewcgc, datz cr in scinem Be-
tricbc infolge Ansblcibcns der Kohlcn- nnd Kalkstcinwaggons
schon häufig „ganz tok" gewesen sci. Auch für dcn Absatz
scincr Waren spiele das Vorhandenscin eines Schiencnstranges
cinc grotze Rolle und ist dcshalb mit Lcib und Seelc cin
Anhänger dcs Vollbahnprojektcs. In der znversichtlichen Hoff-
nimg auf cndlichen Erfolg des schon so lange angestrebten
Prosektes schlotz dcr Borsitzcndc dic Vcrsamnstung mit cinem
Hoch auf nnscren allverehrten Landcsfürstcn.

60 Frcibnrg, S. März. (Z n r T h c a t e r b a u f r a g e.)
Jn dcr nächstcn Sitzung dcs Bürgeransschusscs am 14. März
Ivird nebcn eincr Rcihe anderer Gegenstände anch die Theater-
baufrage zu erncuter Beratimg kommen und zwar handelr
es sich dicsmal nm Genchmignng cincs Vertrages, ivonach das
ncuc Kunstinstitnt ^dcr Stadt Frcibnrg nach den Plänen des
Architcktcn Hcinrich Sceling in Bcrlin bon diesem in stetcm
Einvcrnchmcn mit dcm Hochbanamtc gcbant werdcn soll. Der
Vcrtrag lcgt unter andcrem dem lcitenden Architekten die
Vcrpflichtnng anf. allc scine Matznalnncii nnd Arbcitcn so
cinzurichtcn, datz das Theater in 2)4 Jahren (von Bcginn
dcr Banarbciten ab gcrechnet), betriebsfähig vollendet ist.
Ei» hervorragcndcr Kcimer von Thcaterbantcn, C. A. Schick,
lOberinspektor am Wicsbadencr Haftheatcr), rühmt an dem
Seclingschcn Entivurf dic klare Situation, die Lösnng der
Magazinsfrage, die Grötzenverhältnisse der Bühne, die An-
lage des Orchesterranmcs. Schick hat in seinem Gutachtcn
eine Reihe van Verbcsserungcn an dcm Seelingschcn Plan vor-
gcschlageu. Die Kosten für Ausführung des Scelingschen
Projcktes sind bercchnet: Bauaufwand 1 840 000 Mark, Aus-
stattungsaufwand 1 180 000 Mark, zusammen also auf
2 690 000 Mark. llntcr Berücksichtigung der Vorschlägc im
Komnnssionsgutachten glaubt nian mit eincr Sumnic von
2)4 Millioncn Mark auskommen zu können.

X Patentbericht für Bade» vom 4. März 1902, mit-
geteilt vom Jnternationalen Vatentbureau C. Kleyer in
Karlsruhe lBaden), Kriegsstratze 77. CAuskünfte ohne Recherchen
werden deu Bbonnenten dieser Zeituna kostenfrei erteilt.
Die Ziffern vor den betreffenden Nummern bezeichnsn die Klass«.
Patentanmeldunoen: 33a. Sck- 17700. Zusammenleg-
und verstellbores Handsäaengestell mit federnder Selbstipannnng.
AndreaS Schippert, Karlsruke i. B. 2. Septbr. 1901. 12 s
T. 7441. Berkahren und Vorrichtnng zur Zerstäubung von
Flüffigkeiten. Eduard Theisen, Baden-Baden. 19 März 1901.
Vatenterteilungen: 6a. 130239 Malzwender aus mit
Schaufeln u. dgl. ausgerüsteten Spiralröh'en. Mälzerci-Anlagen
System Bernh Fischer, G. m. b. H., Heidelberg. 29. Juni 1901.
47 o. 130197. Selbsttätige Verriegclung sür Reibungs-Kuppclnngen.
Gebrüder Kern, Bühlerlhal i. Baden. 22. Oktober 1901.
Gebrauch8muster-Eintragungeni34i. 169 352. Sicher-
heitsgurt sür Kinder. a»8 Leibgurt und mit dielem veibundenen,

durch Qusrstück gehaltenen Achselträgern bestehend, zum Fest«
halten derselben im Wagen. Stuhl u. s. w. August Herling,
KarlSruhe, Karlstr. 93. 7. Dezember 1901. 83 s. 169509-
Fayonnierter Metallreif mlt und ohne Verzierung als Uhrrah ne"
für sogenannte Jockele-Uhren F. Pfundstein, Schonach, rSad-
Schwarzwald. 27. Januar 1902. 30 g. 169 481. Fester Sauger
mit Korkmantel für Flaschen. Wilh. Dhein, Karlsruhe, Werder-
straße 31. 9. Januar 1902. 42 b. 169 214. An Nasenklemmer«
mit Stangenführung die Anordnnng von symmetrisch disponterteN
Doppelhebeln zur Betätigung der Nasenstege. Ernst Würtz, PfoE
heim. 24. Januar IM2.

Dutzend bezwingen. Gel, nnn znrück nach Bonn.
schuldige dich beim Präses, und er wird die Soche asi'

beigelegt betrachten." Am nächsten Tage musite eist
Adjntant noch nach Bonn reisen, dem es gelang, die anst
geregten Borussen zu beschwichtigen nnd die Dinge Aisi'
allgemeinen Zufricdetcheit zn ardnen." — Btan sieht, die
dramatrsch bewegte Phantasic ist im Lande Shakespearöö
noch nicht ansgestorben!

— Wien, 5. März. Dcr Kaiser bewilligle deM
Komitee behuss schassnng eines Instituts zur BekämPO
nng und Hcilung des L n P n s einc vorläusigc Spende
von 10 00«) Kronen ans sciner Prlvatkasse.

- Tic Heilsgrmcc gewinnt in England beständig
an Bodcn, nnd trotz nllem, was gegen ihre Art „Gottcs"
dicnsl" gesagt werden tann nnd gesagt wird, lätzt sia)
nicht leugnerh, datz sie in sozialer Beziehung auf die nnter-
sien Schichten der Bevölterung einen moralisch nicht zu
nnterschätzenden Einslns; ausgeiibt hä't nnd weiter übt-
Dic Armee des Generals Both ist nnn in 47 Ländern in
allen Weltteilen durch 15 389 Ossziere (Missionare) ver^
treten, die 7 368 Armee-Korps und Vorposten in der
Stärke von etwa 900 000 „Mann" (davon ein Drittei
„Soldatinnen") komandieren. Die Mnsikbanden der
Armce zählen 16 241 Mann nnd 43 430 Personen dienea
der Armee nnentgeltlich in verschiedenen Eigenschastcw
In London wnrden im abgelanfenen Jahre arme Schi""
kinder mit 10 295 Mahlzeiten versorgt, 5976 sunge Mäd"
chen dem Lebenswandel, dem sie in den Straßen des nio^
dernen Babylon versallen waren, entrissen, zusamniell
mit 3000 ans der Haft entlassenen Sträslingen sanden st^
ans den Farmen und den Arbeitsanstalten der Aririeo
(Elevatoren) Unterkommen nnd Arbeit. Gegen eiiro
thatsächlch nur namiiielle Zahlung (2 d. bis 17 d.) wurdeN
in derselben Zeit 6 989 983 Mahlzeitcn abgegebcn uim
4 302 030 Nachtlager gewährleistet. Die „Enthaltungs'
woche", die es, wie alljährlich, zu Anfang März, allcll

bliebe zurück, n.nd das deutcte sir Panl dnrch eine Handbcwc-
gung an. Jn dic tiefe Traurigkcit, dic sich bci dieser An-
kündigiing- übcr Panl hcrabscnktc, mischte sich doch auch ein
andercs Gcfühl; cr wollte scine dcm Leücn wicdergcwonnene
Gaitin mit cincr solchcn Fülle von liebcnder Sorge umgcben,
datz sic dcn Verlust des Augenlichtes verschmerzen sollte.

Dic folgende Iiacht schlief Paul a»f eincm Divan, der so
dichr an Annas Bctt hcrangezogen wurdc, das; zwischen Beiden
nur ein schmalcr Na»m als Durchgang frei blieb. Die Wärte-
rin schwor hoch nnd tcner, datz sie heute Nacht wach bleiben
würdc, und Paul sah, datz cr ihr Glauben schenken durfte.

Es mochte cine Stundc nach Mitternacht scin, als er Anna
seinen Namcn rufcn hörtc; augenblicklich war er ganz wach und
dicht bci ihr.

Sie zitterte am ganzen Leibe und schluchzte hefttg.

„Was ist dcnn. Aennchen?" fragte er ganz bestürzt.

„O, ich crwachtc mit cinem solchen Schreck!" erklärte sic.
„Es war stockfinster! Ilnd da überkam mich die tötliche Angst,
öatz ich nie wieder sehen ivürde. Nicht wahr, das kommt
bci dcn Pockcn vor?"

Paul zog die nntröstlich Weinende dichter an sich und
sprach ihr bernhigend zu. Er strcichelte ihr das Haar und dic
Wangen, trocknctc ihrc Thräncn und flüsterte ihr zärtliche
Worte i» >hi' Ohr. Allmählig ivard sie auch gefatztcr.
„Wcnn ich dich »nr immer dicht bei mir hätte!" sagte sie
bittend.

„Jch blcibe bei dir," erklärtc cr.

, Fch kann jctzt nicht ohnc dich sein — ich meine, wenn
du nicht da bist, mus; ich sterben, sonst würde ich das Opfer
nicht von dir vcrlangen."

Paul lachtc nnd kützte sie.

„Ein Opfcr, mein Licbling? Etwas, was ich für dich
thue? Warnm nicht gar!"

„Sie seufzte tief auf.

„Sage das noch einmal!" bat sie.

„Fch habe es lange nicht gehört!"

„Meiu Liebling!" iviederholte Paul bewegt. „Und nun
sci siill und schlafe. Jch bleibe bei dir!"

Wieder wie in der vorigen Nacht schlief Anna cin, scine
Rechtc fest umklammernd, und abermals hielt Paul treue
Wacht bei seinem kranken Wcibe.

Jn der Frühe mntzte ihn die Wärtcrin beinahe mit Gewalt
entferncn. Anna schlief noch immcr, einen so fricdlichen
Ausdruck im Gesichte, datz Paul darüber fast ängstlich ivurde.
Doch endlich gab er dem Zureden der Frau nach und warf
sich auf sein improvisiertes Lager um den vcrsäumtcn Schlas
nachzuholen.

Dic Sonne trat Ihrcn gcivohnten Lauf an; langsam
ivanderte sic am Himmcl hcrauf und schotz kurz vor Mittag
ihre hellen Strahlen in das Krankenzimmer.

Da fuhr Paul auf, von einem lauten Jnbelruf Annas:

„Jch kann schenl Jch sehe dich. Paull"

14. Kapitel.

Der Leuchtturm anf d c n Abrolhos.

Jn dem brasilianischen Staate — vormals Provinz Espirito
Santo, dcr sich in geringer Breitenausdehnung zwischcn den
Höhcn dcr Sierra dc Aimores nnd dcm Meere von Norden
nach Süden erstreckt, liegt die kleine Hafenstadt Caravellas.
Vor dieser licgt im Meere die gefährliche Klippenreihe der
Abrolhos, die schon manchem guiem Schiff verderblich gewor-
den ist, das sich auf der Fahrt von Bahia nach Rio oder nm-
gekehrt in zu grotzcr Nähe der Küste hielt. Schon untcr
portngiesischcr Herrschaft hatte man auf einer der gröhtcn
Klippen ans soliden Quadern einen Leuchtturm errichtet, dessen
fester Bau bis dahin allen Angriffen der mächtigen Wogen
des Atlantischen Ozeans Trotz geboten. Jetzt ist er durch einen
eisernen Lenchtturm auf dem benachbarten Jnselchen Sankt
Barbara crsetzt.

Dcr Lenchttnrmwärter hatte es früher zwei gegeben, die
sich allwöchcntlich ablösten. Das Boot, das die Ablösung
hinüber führtc, erneuerte auch die Lebensmittel und Getränke
wobci daranf Bedacht genommen werden mnßte, daß der nene

Vorrat nötigenfalls äüf crnige Tage länger äls bis zisi
nächstcn Ablösung reichte. Denn dic einzigc Stclle, die
Thür dcs Turms hinauf führenden steinernen Treppe gegew
übcr wo ein Bovt landen konnte, war nur bei einigermatze>i
ruhigem Wetter geschützt; bei stärkerem Winde war die Law
dung schon mit crheblichen Schwicrigkciten verknüpft, bei cincni
Winde aber, dcr die mittlere Stärke nnr um ein weniges übel-
schritt, ganz unmöglich. Hielt eine tüchtige Brise mehreie
Tage lang an, so war jede Verbindung mit dcm Lmidc abg(^
schnittcn nnd der da obcn hausende Wärter hatte kcine ander-
Gesellschaft, als die gefrätzigcn Seevögel, die kreischend um dn
dicken Glasscheiben der sogenannten Laterne flogen, den hcw
lenden Sturm und die brandenden Wellen, die ihm mit ihre»
abgcrissenen Schaumflocken bis dort oben hin ihren unwillkorw
menen Grutz entboten. .

Vor etwa zehn Jahren war der eine der berden WäM
gestorbcn und seinem Gefährten, dcr ihn doch immer nur wam
rend der wenigen von der Ablösung in Anspruch genommene'
Minuten gesehen hatte, ging dies so nahc, dah er die
vinzialbehörden bat, ihn in dcn Ruhcstand zu versetzen. De'
Behördcn kam dies Gesuch, das gleich zwei NeuanstelluE
notwendig machte, sehr ungelegen; denn der schlecht bezah'"

Dienst auf dem einsamen Leuchtturm hatte wenig Reiz, iw
'e Aussicht vorhandcn, datz ohne eine ansehnlrch

es war alle rrnsiuui oornuaocn, oc-nc ..

Erhöhung der Besoldung kein zuverlässiger Mann sich bere'
finden lassen ivürde, den zwar nicht schr anstrengcndcn, av-
schrecklich eintönigen und gewisscnhafteste Sorge erheische'wc
Posten zn übernehmen. .

Da hatte sich bei dem Departemcnt des Küstenschutzes um
der Seeschiffahrt ein Mann gemcldet, der sich bereit erklärte-
dcn ganzen Dienst auf dcm Leuchtturm allein zu übernehnreM
Wenn man ihm vollständige Verfügung übcr die KlrPPc,
abgesehen von dcm Leuchtturm noch etwa 1000 Futz inr O»»'
drat matz, überlasse, wolle cr anf jede Extravergütung verzichse)
nnd beanspruche nur die Zustellung sciner Lebensbedürfinm
rn der bisher üblichen Weise.

(Fortsetzung folgt.)

Kleine Zeitung.

— Dke bekannte Geschichte vom deutsche» Kroch
prinzcn, der auf der Bonner Borussenkneipe nicht in dsi
Kanne steigen wollte, hat laut „Münchener Neuests Nach'
richten" in der vielgelesenen englischen Wochenschrist
„Blodern Saciety" folgende Gestalt angenommen. „New
lich", so schreibt das englische Blatt, „machte der KroM
Prinz eine Escapade von Bonn und erschien unvermutet
vor dem Kaiser. „Wcr hat dir erlaubt, derne StudieN
zu unterbrecheu uud hierher zu tommen?" fragte streNS
der Papa. — „Vater", erwiderte der, Prinz, >.„iäl
bin sehr unglücklich. Jch kann nicht länger in jener
offentlichen Schule (!) bleiben, in die dn mich geschickt
hast." — „Und wohin ich dich wieder schicken werde," dow
nerte Wilhelm der Zweite. „Entferne dich augenblickliw
— und mit dem nächsten Zuge zurück nach Bonn!" „Sehi'
wohl!" sagte dcr Kronprinz mit cincr tiesen Verbeugunll-
„aber ehe es Nacht wird, werde ich meine erste Mensnr
mit dem Bornssenpräses ausfechten nnd so weiter nnt
allen anderen, die sich salche Freihciten mit ihrem künftü
gen König und Kaiser herausnehmen!" Hier brach drl
Kaiser in schallendes Gelächter mrs. „Freiheiten herauL"
nehnien! Freiheiten herausnehmen!" rief er. „Weitzt d»
nicht, datz an meineni Hofe genug Leutc sind, mit deneN
anch ich früher ganz kommentmätzig gepautt habe und
die hente ergebcnc, ehrerbietige Minister im S-taat und
Offiziere in meiner Arllree sind!" llnd znm irnendlicheN
Vergnügen des Karsers rückte der Kronprinz nnn heraus
mit seinen Schmerzen. Es scheint, daß er wegen anhasi
tender Widersetzlichkcit gegen den Präses schlretzlich zivösi
Gaitze rn 12 Brinuten hättc pro Poena trinken sallen < 0-
Der jrmge Marm war wütend rnrd warf dein Präses
seiiren Stürnrer ins Gesicht (!), woranf er von diese'N
zrim Verlassen der Kneipe anfgesordert wurde. „Du bisi
total im llnrocht!" unterbrach der Kaiser den Prinzew
rndem er sich rrachdenklich dcn Schnnrrbart strich. „allein
es giebt nnr etn Mittel:.Lerne Biertrinken! (!) Zuerst
fängk man mit drei Ganzen an in zwöls Minuteri, dairN
sechs, dann nenn. mid so wirst dn schlretzlich noch das


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