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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Sl

Mouta^ 10. Miirz 1902. Zweites Blatt. _44. J-hiMg. — >r. 58.

'^cheint täglich, SormtagS ausgenommen. — Prcis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstelleu abgeholt 40 Pfg. Durch die Po-t de-

zogen vierteljährlich 1.95 Mk. ausschließlich Zustellgebiihr.

"^igenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezcilc 40 Pfg. Fiir hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermübigt. — Für die Anfuahme von Anzeigcn au brstimm
^rgeschriebenen Tage» wird keine Verantwortlichkeit übcrnommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zcitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Aer «nveröesserliche Scheü'.

^ Würzburger Theologe Pt'of. S ch e l I, dessen

tzg^lcher Eriuneruiig ist, bespricht, wie wir dem „Huuu.

urirr" entnehmen, dns vielgenanute Werk deS Ziircheu-
zi^^lkers Albert Ehrhard in Wien „Der biatholi-
unü das 20. Iahrhundert" in der Deutschen
tzj ^^utur-Zeitung eingehend in durchaus zusrimmeiidem
Schell bezeichnet als die wichtigste Frage im
^er un" ^lirharüscheu Buches diese: Woher stammt
1,^!. 'chchngel an hervorragender Jnitiative und llnter-
^.,, "nngsliist aiif dem Gebiete der Wissenschaften bei
jx^nigeu Ltath.oliken, die in der Lage gewesen wären,

chchrierung durch die römische Jnderkongregation noch

lioi^n die illlächte, welche den religiösen llloufes-
Zj,^"^rnuS oder Teparatismus und deu kirchlichen
- „TNlisnius, Absolutismus, Ultramontauismus herbei-

Aufgaben sich zu widmen? Tragen die Schuld

des

vg, haben? Ehrhard autwortet hierauf, daß weder
d->. Antoritäten noch von Genossenschaften die Jnitiative

einx ^°^Ichritts erwartcn sei, diese vielmehr inimer
pNj,^-k'isluug der Persönlichkeit bleiben werde. «chell
deiil „ ^ der Ausfassung Ehrhards vollkommen bei, in-

Aell uiiter auderem aussührt: Die Jnitiative aus deu
i.^ Gebieten deS menschlichen Lbulturstrebens um die

höch

vie ^

lhten

^ Zdeale wird von den Katholiken in dem durch
,?usülle und Geisteserhabenheit des KatholiziSinus
Luchten Maße nicht bethätigt werden, solange jeder
dazu dem Traditionalismus zu Ehren mit Miß-
ch^!^^Nlfgenoniiiien, beargwöhnt und z e n s u r i e r t
'tzeb Für die klerikale Presse, die eben erst wieder die
>»i°ch"denheit der katholischen Forschung bestritten hat,
rech^ bleser in S ' ' ' " '

An-s l?tol sein.

lechs ^.^sec in Schells Munde doppelt wirksame Hinweis

Das gl.eiche gilt von einer weiteren
^ ^die als den weittragendsten Faktor
j- Akuzeit den KritizisniuS anführt, „den Geist der

h,.jichchcheii Prüfung, der möglichst voraussetmngSlosen
d^^chung uud vorurteilslosen Fragestellung." „Mit
„u i.Aiut des vorurteilslosen Fragens," sährt Schell fort,
Ki» rücksichtslosen Forderung nach wirklich hin-
die Begriindung für alles ohne Ausnahme hängt
i„ ?Gaft zur Jnitiative und zu bahnbrechender Führung
öai-Hii Kulturwettstreit der Zukunft eng zusammen. Wer
ityj?ü> öuä kchE will, darf das andere nicht beargwöhuen."
hj .lvklcher Leidenschaftlichkeit „das andere" von deni
zschlismus beargwöhnt wird, lehrt auf das drastischste
d^Kruik, die.der „Cavour" vou F. Kraus jiingst in
j-Historisch - Politischeu Blättern" gefunden hat.

Auslassungen werden nicht verfehlen, im ultra-
„„^^heu Lager denselben Argwohn zu erregeu, mag
9ali körnlliche Zensurierung durch die Fnder-Kongre-
^ dwsmal ausbleiben.

Deutsches Reich.

Baden.

« rls r uhe , 5. März. Deni „Schwäbischen Mer-
i,j„, hnrd geschrieben: Bedeutende Künstler erweisen sich
gxiiMiner als gute Rechenmeister. Die Ueberschreitun-
beiw°^ VoranschlageS, die sich Oberbaurat Schäfer
Tch i Vau der Freiburger ttnivecsitätsbiblothek zu
selü - kommen lietz, werden von der Zweiten K'ammer
d„x^s"eng beurteilt und es siel das harte Wort, daß
tz^isolche Vorkommnisse das Bewilligungsrecht des

t3)

Sneewittchen.

Noman von A. I. Mordtmann.

(Fortsetzung.)

N>ar den Zarnow ungemein überraschr, als ai> eiuein
i^e„z '"oge, während sie beide, im Schattcn des Leuchtturms
Aötzu' auf das kaum bewcgle Meer hinausblicktcu. Jürgen
das Wort nahm, um eine autzerhalb ihrer täglichen Ge-
. stehende Frage an ihn zu richten.

"er Mobe» Zw schon einmal gchört, Herr Doktor, datz auf
Vsl hier an dcr brasilianischen Küste Schätze von den
. ^ llbbustiern vergraben liegen sollen?"

>1tiiii .?^te die sonderbare Frage. in der Zarnow cine An-
'lelsx, .8 über die Bewcggründe, die Jürgen nach dieser öden
, Äi" hingezogen haben mochjen, zu finden glanbte.

''^ber § habe so ctwas schon einmal gehört," antwortete er,

'ch -- - - — -

>er

Me

ivenn ich Jhnen ehrlich mcine Ansicht sagen soll, so haltc

.K .varUgcn Erzühlungen für Fabeln und Unsinn."

chürHsch das mag wohl meistenteils der Fall sein," gab
"^Sraben''- "Aber eine Jnsel weitz ich, wo wirklich ein Schatz

Füro ioo ist die?"

.. „.tziürn deutete schweigend mii der Hand abwärts.

ia'kg! ricf Zarnow mit ungläubischem Gesicht. „Hier
, siük Stelle, wo man grabcn könntel"

-^i Werte "övv boch genug, nm Gold und Edelsteine
^vfür ü rinigen hunderttausend Thalern zn verbergen.

"Do „ - ^er sandigc Fleck in der Mitte schon aus."

--Nein^i^ ivohl schon einmal nachgeschen?"
b>e ' kntgcgncte Jürgen, und was bei anderen Leuten
Z?ex ein «tvung der Gesichtszüge gewcsen sein würde, bei ihm
^bären bcduten mochte, zög über das Antlitz des alten

ibchen^'' ^ir stnd auf die Jnsel gekommcn, um danach zu

Landtages in Frage gestellt werde. tlnangenehm sind
tteberschreitniigen aus alle Fälle, aber besser als nach-
trügliche Beschlverden dürste es sein, sich bei Zeiten darum
zn künnnern, wenn neue Ueberschreitnngen sich varberei-
ten. Sollte bis jetzt noch teinem Lstitgliede der Zweiten
Kammer zu Ohren gekommen sein, was mit dem soeben
in Angriff genommenen Nenbau des dreisachen Dienst-
gebändeS (sür Oberrechnnngskammer, Verwaltungsge-
richtshos und Generallandesarchiv) geschehen ist? Darüber
wird viel gesprochen. An dieser Stelle ist nnr anzu-
führen, daß der vcrstorbene Oberbanrat Hanser die
Pläne der drei Gebünde, sowie die Kostenanschläge aus-
gearbeitet hal nnd daß bereits die Submission 'LÜr
Maurer- und Steinhanerarbeiten ausgeschrieben war.
Nach dem Tode Hausers ivurde die Ausarbeitung der
Fassaden dem Prosessor Ratzel übertragen, der den
Grundriß teilweise ünderte nnd den Stil von Reuais-
sance in Barock übersetzte. Der Zuschlag sür die Stein-
hanerarbeiten wnrde nicht erteilt und ein nenes Aus-
schreiben erlassen. N'alürlich müssen auch die statistischen
Berechnungen und Kostenanschläge neu gemacht iverden
nnd es ist nicl)t ohne Weiteres gesagt, daß die vom Land-
tage bewilligten zwei Millionen reichen wcrden, denn
wenn man glaubt, daß eine völlige Umarbeitung üon
Banplänen in der angedenteten Weise nicht viel Geld
kostet, so dürfte dies ein Frrtnm sein. Will die .Kammer
nicht bei dieseni Neuban wieder das Nachsehen haben,
so möge sie sich von der Regierung eine bindende Erklä-
rnng geben lassen. Betont soll werden, daß einem
Architekten vom Rufe des Prof. Ratzel nicht zugemntet
werden konnte, die Bauten nach den Entwürsen eines
Vorgängers auszuführen. Er dnrfte das Recht persön-
licher kiiustlerischer Bethätigung in Anspruch nehmeu.
Ob aber nicht ein jüngerer Architekt in Stande gewesen
wäre, die Bauten nach den vorhandenen Plänen nnd
Kostenanschlägen auszuführen, und ob der Staat nicht
dabei besser weggekommen würe.das ist eine andereFrage.
Hansers Kostenanschläge erfreulen sich eines hohen Gra-
des von Zuverlässigkeit. die natürlich in diesem Falle
nicht mehr erwartet werden kann.wenn eine völlige Ueber-
arbeitnng der betreffenden Pläne stattgefnnden hat.

Madischer Landtag.

Karlsruhc, 8. März.

(48. Sitzung der 2. Kammer.)

Am Regieruugstisch: Ministerialpräsideut Schcnkcl, Geh.
Oberrcgierungsrat Braun, Ministerialrat Straub. Präsident
Eönner cröffnet die Sitzuug um 1410 llhr.

Eingegangc»: Eine Eingabe der Bürgervereine Süd- und
Wcftstadt iu Karlsruhe betr. die Bahnhoffrage, eine Petiuon
dcr Neckarvorstadt in Mannhcim um Abändcrung der Städte-
ordnuug uud der Geschciftsorduung des Bürgerausschusses, fcr-
ner ein Antrag der sozial. Fraktion, betr. das Schulwesen.
Derselbe verlangt: Schnlzwang, 8jährige Schulzeit (Beginn
nicht vor dcm volleudeten 0. Lebensjahr), 30 Siundeu wöchcnt-
lich Uuterricht, Ausscheiduug deS Religionsunterrichts von den
Leh'rfächern, llneutgcltlichkeit des llntcrrichts, llcberuahme
sämtlichcr Kosteu auf den Staatshaushalt und Austellung
sämtlicher Haupilehrer und Hanptlehrerinnen als Staats-
beanite.

Zur Beratnng ftehcn ztvei Spezialtitel aus dcm Budget des
Ministeriums dcs Jnncrn, L a n d e s st a t i st i k nnd G e-

„Auch nicht. Abcr datz ein Schatz da ist, Diamanten nnd
Gold und etwas Silber, weitz ick> ganz gewitz."

„Das mntz eine fire Jdee bon dem verrücktcn Menfchcn
sein," dachte Zarnow. „llnd er liegt anf scinem Golde, wie
der Lindwurm Fafner — wenigstens in seiner Einbildnng."

„Sehen Sie, Herr Doktor," fuhr Jürgen fort, a!s jener
schwieq, „Sie glanben gcwiß, datz es bci mir im Kopfe nicht
ganz richtig ift. Abcr ich will Jhnen eine Wettc vorschlagen,
so hock, wie Sie wollcn, erstens, datz Sie nicht mehr so denken
werden, wenn ich Hhnen die Geschichte bon dcm Schatze er-
zähle, nnd zwcitens, datz wir, wenn wir zu graben anfangcn,
in zehn Minnten das Gold und dic Diamanren findcn."

„Ncin, nein, wetten wollen wir nichtl" wehrte Zarnow
lachcnd ab. „Jch bin so ein Pechvogel, datz ich jede Wette ver-
liere. Aber es würde mich sehr frenen, wenn Sic mir Jhre
Geschichte crzählcn wollten."

Jürgen nickte bedächtig.

„Ja, Sie sollen Sie hören", fagte er. Aber Sie müssen mir
feierlich schwören, das; Sic sie Niemand weiter erzählen, ohne
meine Erlaubnis."

„Hier habcn Sie meine Hand darauf," bersichcrte Zar-
uow, dcm diesc llmständlichkeit etwas lächcrlich vorkam.

„Schön. Wenn Sie mich zu Ende gehört habcn, werden
Sie anders darüber denken, wie jetzt. Aber Sie erlaiibe» wohl,
datz ich mir erst einc andere Pfcife stopfe."

Er stand anf, holte seinen Tabak, ftopfte seinc Pfeife nnd
ürachte sie in Brand. Dann begann er:

„Bor langen Jahrcn — es ist einerlei, wie kange her,
aber sehr lange ist es schon, war einmal ein Stcuermann, der
Sohn eincs Schnllehrers in Flcnsburg, und so fromm erzogen,
datz das damalige wüstc Seemannsleben doch nicht allc Wur-
zeln dcs Guten in ihm ausrottcn konnte. Er that nach besten
Kräftcn seine Pfli'cht, schickte den Eltern von seincm Lohn nnd
las auch mitunter noch mal in der Bibel, knrzum, er bildetc
sich ein, datz er, eins ins andere gerechnet, wirklich ein rccht-
schaffcner nnd braver Kerl wäre."

lverbe, deren Gcnehmigung Berichtcrstatter Lauck beanrragt.
Dcr Titel „Landesstatistik" wird ohne Debatte angenommen.

Zum Titel „Gewerbe" wcist Berichtcrstatter Abg. Lauck
auf einen Artikel der „Breisg. Ztg." hin, iu dem der Freibur-
ger Arbcitsnackstoeis übcr die Abnahme der Lehrliuge klagt.
Die Regieruug mögc dieser Augelegciiheit ihr Augenmsrk zu-
Iveiiden.

Abg. Fischer (Ceurr.) dankr namens der Handwerks-
tanrmeru, datz dcr Staatsbeitrag für dieselbeu ins ordenlliche
Budget aufgeuvinmen wurde. Er könne konsratieren, vatz die
Kammern fleihig arbeiten, wenigstens rreffe dieS für die Frer-
burger zn; bon einer andern habe er allcrdings das Gegenteil
gehört; das Ministerium sollte daher energisch cinfchreiten.
Zu wünschen Ivärc, datz dem verdienstbollen Respizienten für
das Gewerbcwescii, der das Respiziat im Nebenamr besorgt,
ein Mitarbeiter beigegeben wird. Redner wünscht ferner, dah
den Gärtneriiinnngen das Wahlrecht znr Handwerkstämmer
verliehen wird.

Abg. Hofman» (dcm.) bcdanert, dah bon den Hand-
werkSkammern die Lehrlingsprüfnngsarisschüfse noch nicht be-
srcllr wurden. Er begrützt die Prämiicrung der Lebrlings-
arbeiteU- und wüiischt llutersttitzuug der Eiu- uud Verkaufs-
genossenschafren. Weiter regt er die Errichtung eines Landes-
gewerbemuseumS uach dem Stuttgarter Muster a». Der Jn-
halt dcr offiziellen (.tzewerbezeitung sei zu einseitig; mit dem
Gelde, dcrs man fnr dieses Organ auswirft, könnte man etwas
besseres schaffeu. llcbrigens nützen Gewerbezeitungen und
Handwerkskaniinern nichts, so lange nicht das Snbmissions-
wesen gercgelr ist. Die Allgemcinhett habe kein Recht, die Un-
wissenheit des einzelnen Handwerkers auszunützen. Das Mit-
telpreisberfahren habe fich in Mannheim nicht bewährt. Arr
Borschlägen znr Regelrmgldes Snbmissionswesens fehle es niäit;
die Regierung sollte dieselben eingehend prüfcn nnd das Beste
anSlvählen. Die Hauptsache sei, mit dem Syftem zu brecken, dast
dns niedrigste Angebot imrer allen llmftänden den Zuschlag
erhält, gleichviel, ob der Betreffendc die Arbeit anszusühren
rmstande rst, odcr nicht. Redner rühmt zum Schlntz die Sach-
keimtnis imd Tüchtigkeit des zweiten Beamtcn der Landesge-
werbehalle.

Ministerialpräsident S ch e n k e l betont, datz für das Ge-
werbeiyesen i» Baden piel geschehe. Jn manchcr Hinsickt sind
wir bahnbrecheiid borgcgangen, er erinnere nur an die För-
derung des fachlichen Unrerrichtswesens. Das Hanptverdienst
gebühre dem früheren Respizienten für das Gewerbewesen,
Geh. Rat v. Stöher, imd dem jetzigen, Geh. Rat Braun. Es
sei zu hoffen, daß bon der neuen Oigcrnisation der Hand^
werkstammern einc Füllc von Anrcgungen ausgehen wird.
Fraglich sei, ob die Landesgewerbehalle den jetzigcn Anforde-
rungen gcnügt, oder ob man nichr bald an cinc gründliche
Aenderimg herantreten soll. Die Thätigkeit der Handwerks-
tammern verspreche erfolgreich zu wcrden. Datz das Sub-
inissionswesen ciner Neform bedarf, wurde im Landtag schon
öfters bctont; indcssen kann von ciner Rcvision, die allen
Wünschen entspricht, keine Rede sein. Die Dnrchgefallenen
werdcn stets imzufrieden bleiben. Die Bestimmungcn, die der
Behörde einen gewissen Spielranm gewähren, dürfen nicht durch
eiu mechauischeö Berfahreu, wie das Miitclpreisverfahren, er-
setzt werdeu. Ohue freies Ermesseu rüchtiger rmd zuver-
lässiger Behördeu sei eiu Siibmissiousperfahren nickt wohl
denkbar. Weim eimnal Beschwcrdeu wirktich begrüudet sind,
werden die zusrändigen Behörden gerne Abhilfe schaffen.

Abg. Dr. Binz (natl.) ist ebensalls der Ansicht, daß der
Heranbildnng der Lehrlinge die grötzte Ailfmerksamteir zugc-
wendet werden iimtz. Wenn irgend möglich, sollien dic Lehr-
linge im Hause des Meisters llnterkunft findcn. Mit dem
Lehrlingsheim habc man in Karlsruhe schlcchtc Erfahrungcn
gemacht; dasselbe soll jetzt wegen schlechten Besuchs aufgehoben
werden. Die Thäkigkcir dcr Landesgewerbehalle verdiene An-
erkennung; ihre Erweiternng wäre darum, sobald es die Fi-
nanzlage gestattet, sehr angebracht. Wcnn in dem Geist und
guten Willen wcirer gcarbeitet wird, den die Organe des Hand-

Zarnolv sah den Erzählcr, der hier eiue Pause machic,
scharf au, so ungclenk aueh der Ausdruck ivar, cr stand doch hoch
über dcr Art nnd Weise, wie ein gewöhnlicher Seemann das
Berichietc vvrgetragen haben würde; man konntc leickr durch-
sthaueii, wer der Lchrerssohn ivar, von dcm Jürgen erzählte.

„Na, der Steuermami", so ging dic Erzählung weiter,
„war so lange in seincr Einbildung ein braver Mensch, bis
eines Tagcs ihn der Teufel in eine schlimme Versuchung
führte, der er nicht widerstehen tönntc. Er wnrde nicht nnr
fiir scine Person zum Lumpeu, sondern ritz auck, mehrere
seiner Kameradcu iu deu Nbgrimd mit hinein. llnd vas ging
so zn:

Das Schiff, anf dem sie fuhren, kam nach ciner bösen
Stiirmnacht auf ciueu Vvn der Maimschafr verlasscneu Tchooner
rmd würde daran vvrbeigesahren sein, Ivenn dnchr etwcis
Sonderbares gewesen lväre — etwas sehr Sondcrbares . . .

llnd cr berstinnmte lvieder, mit den Augcn ins Leere schau-
end, als sähe er daS Bild, voii dcm cr erzählte, vor sich. Zar-
uow abcr hielt mit Miihc an sich: das Gefühl, das ciuen so oft
iu eigenrümlichcr Wcise überkommt, datz mnu gcuau weitz,
lvas die nnchste Mimite bringen wird, hatte er so stark,
datz er bvr Aufregung erblahte.

Seine Ahmmg solltc sich nicht getänscht habcn.

„Unf dcm Schooncr war nürnlich cin Mensch zurückge-
blieben", erzählte Jürgen weitcr, „eiu kleiucs Mädcbcu, imd
das wurde auf dem Schiffe geschen. Man setzte eiu Boot
aus und holte das Kind herüber. Der Stcuermann nnd eimge
Matrosen brachten dics fertig; aber sie thaten noch mehr. Sie
entdeckten, datz in der Kajüte des SchooncrS an barem Gelde
in schönen, blanken Goldstückcn imd an kostbaren Diamantcn
so viel borhandcn war, nm sie alle, wcnn sie cS behieltcn,
zu reichen Lenten zu machcn. Das flüsterte der Teufel dcm
Steuermami eiu, uud zu seincm lluglück ergab sich sehr rasch
eiue Gelegenheit, dieser Einflüstcrung zu fvlgen.

Der Schooner war secdicht, imd dcr Kapiiän de? anderen
Schiffes entschloh sich, ihn mit eigenen Maimschafren zu be
 
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