Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0467

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
liche Dotieruiig der Fonds für die deutschen Schulen im
Auslande; hoffentlich aber werde die Finanzlage sich bessern.

Auf eine weitere Anregung des Abg. Schrador (freis.
Ver.), dak den Lehrern die im Auslande verbrachte Dienstzeit
auf Besoldung und Dienstalter angerechnel werde, bemerkt
der Staatssekretär, datz hierüber ein Erlatz des Kultusministers
ergangen sei.

Der Etat des Auswärtigen Amtes wird in dritter Lesung
erledigt. Der Etat der Schutzgebiete wird ebenfalls ange-
nommen. Beim Etat des Jnnern führt Beck -Heidelberg
(natlib.) aus: Der Handelsminister Möller hat am 23. Dez.
vorigen Jahres einen Erlatz an die Oberpräsidenten und Re-
gierungspräsidenten erlassen, worin zwar auf Bestimmungen
der Novelle zum Gewerbegerichtsgesetz Bezug genommcn wird,
datz in Orten mit mehr als 20 000 Einwohnern ein Gewerbe-
gericht zu errichten ist, datz aber an solchen Orten, wo bereits
ein Gewerbegericht für einzelne Zweige besteht, die übrigen
Ärbeiter und Arbeiterinnen sich ihm unterzuordnen chaben. Diese
Aufsassung widerspricht den Jntentionen der Mehrheit des
Reichstages und ich möchte den Staatssekretär bitten, sich
Larüber zu äuhern, wie er über jene Jnterpretation denkt.

Siaatssekretär Dr. Graf v. Posadowskh: Der preu-
ßische Handelsmmister hat mir heute ein deklarierendes Re-
skript mitgcteilt, worin es heitzt, datz es selbstverständlich nicht
die Absicht seines Erlasses gewesen sei, die Errichtung^ von
Gewcrbegerichten zu verhindern. Man habe seinen Erlah
mitzverstanden, die Ortsstatute seien daraufhin zu prüfen, ob
sie den Absicbten des Gesetz^ entsprechen; widersprechen sie
diesen, so sei ihnen die Bestätigung zu versagen. Kame
ein Gewerbcgericht zu Stande, so würde die Zentralbehorde
die erforderl'ichen Änforderungen treffen. Der Handels-
minister stcht also auf dcmselbcn Standpunkte wie der Abg.

Beck. ^

Es wird cine Resolntion Franken angenommen bezuglich
baldiger Vorlegung eines Gesetzentwurfes betreffend Unfall-
sorgAfür Arbeiter, die freiwillig zur Rettung von Perfonen
aus Lebensgefahr bcigetragen haben.

Morgen l Uhr Weiterberatung.__

Äus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben den
nachgenannten Personen dje folgenden Äuszeichnungen ver-
liehe'n nnd zwar: a. das Ritterkreuz erster Klasse des Ordens
vom Zähringer Löwen: dem Vorstand der Grotzherzoglich Mark-
oräflichen Domänenkanzlei der Ünterkällder Fideikommisse Lud-
wig Behr in Karlsruhe, dem 5tönigl. Bayerischen Kämmerer
und Bezirksamtmann Franz Freihcrr v. Mauchenherm
Lenaiint B echtolsheim, dcm Königlich Bayerischen Rent-
amtmann Kajetan Kärlinger und dem prakt. Arzt Dr.
Ludwig Lacher in Berchtesgaden; b. das Ritterkreuz zwerter
Klasse mit Eichenlaub desselben Ordens: dem Königlich Premz.
Rittmeister Karl von Frisching, Ordonnanzoffizier Sr.
Grotzhcrz. Hoheit des Prinzen Karl und dem Vorstand der
Hofökonomie-Verwaltung Seiner Grohherzoglichen Hoheit des
Prinzen Karl, Leonhard Krämer; c. das Ritterkreuz zweiter
Klasse desselben Ordens: dem Vorstand des Markgraflicheu
Rentamts Schwetzingen, Rentamtmann Otto Abetz; cl. die
silberne Verdienstmedaille: dem Buchhalter bei der Grotzherz.
Warkgräflichen Domänenkanzlei der Unterländer Fideikommisse,
Kurt' H a ii ch e, dem Kammerdiener Otto Schwarz im
Dienste des Prinzen Karl, sowie dem Hausmeister Franz
Fendt in Berchtesgaden.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
dem Briefträger Karl Roth in Freibnrg die Erlaubnis zur
Slnnahme un'd znm Tragen des ihm verliehenen Königlich
Preutzischen Allgemeinen Ehrenzeichens erteilt und dem Post-
sekretär Theodor L a m mcrt in Freiburg das Verdienstkreuz
vom Zähringcr Löwen verlichen.

Seine Grohherzogliche Hoheit Prinz Ka r l von
Baden haben ernannt: den Lakai Johann Haller zum
Haushofmcister; die Lakaien Wilhelm Hartmann und
Oskar Schwarz zu Kammerdicnern und den Kutscher
Jakob Huiidertpfund zum Leibkutscher.

— Seine Grohherzogliche Hoheit der P r i n z K a r l v o n
Baden haben den Buchhalter bei Jhrer Hofökonomie-Verlval-
tnng, August Dimpfel, zum Revisor ernannt.

— Seinc Grotzherzogliche Hoheit Prinz Karl von
Baden haben den Vorstand Jhrer Domänenkanzlei, Domänen-
rat B e h r, zum Domanendircktor, den Vorstand dcs Grotzh.
Markgr. Badischen Rentamts Schwetzingen, Rcntamtmami
Abetz zuM Domänenrat, sowie den Buchhalter Hauche bei
Jhrer Domänenkanzlei znm Rcvisor crnannt.

Karlsruhe, 10. März. Gestern, Sonntag Vormit-
tag nahmen die Großh. Herrschaften an dem Gottesdienst
in der Schlotzkirche teil. Hofpredigec Fischer gedachte
in Gebet und Predigt des 70. Geburtstages des Prinzen
Karl und sprach das vom Evangel. Oberkirchenrat vorge-
schriebene Gebet aus Anlatz des 14. Gedächtnistages des
Heimganges weiland Seiner Majesiät des Kaisers Wil-
helm I. Auch die Predigt war dieser Ennnerung gewid-
met. Um 12 Uhr nahm der Großherzog die Meldmrg des
Generalleutnants Wagner, Chefs des Jngenieur- und Pio-
nierkorps und General-Jnspekteurs dcr Festungen, bisheri-
gen Jnspecteurs der 3. Jngenieur-Jnspektion, entgegcn.
Um 1 Uhr war Familientafel bei dem Prinzen Karl zu
Ehren seines Geburtstages. Der Kronprinz des Deutschen
Reiches und von Preußen traf gestern Nachmittag 5 Uhr
41 Minuten aus Straßburg hier ein und wurde am Bahn-
hof von dem Großherzog begrüßt. Offizieller Empfang
war abgelehnt. Es befanden sich am Bahnhof Prinz Max,
der Kommandierende General des 14. Armeekorps, General
der Jnfanterie von Bock u. Polach, der Kommandant
Generalleutnant von Broesigke, der Flügeladjutant General-
major Freiherr von Schönau und der Oberschloßhauptmann
«on Offensandt-Berckholtz. Das Gefolge des Kronprinzen
besteht aus den militärischen Begleitern Obersten v. Pritzel-
witz, Flügeladjutanten des Kaisers und Königs, und Ober-
leutnant Wolf v. Stülpnagel a ouits des 1. Garde-Reg.
3» Fuß, dem Oberstabsarzt Dr. Widemann und dem Pro-
fessor Dr. Clemen, Provinzialkonservator der Rheinprovinz.
Jm Großherzoglichen Schlosse wurde Seine Kaiserliche
und Königliche Hoheit von der Großherzogin herzlichst be-
rvillkommnet und in seine Wohnung geführt. Die höchsten
Herrschaften verblieben dem ernsien Erinnerungstag ent-
sprechend bis zum Abend im engsten Kreise. An der Abend-
tafel nahmen noch die Prinzessin Wilhelm, sowie der Prinz
und die Prinzessin Max teil. Heute früh nach dem ge-
meinsam eingenommenen Frühstück reiste der Kronprinz
mit seinem Gefolge um 8 Uhr 41 nach Heidelberg. Der
Vize-Oberzeremonienmeister Graf von Berckheim war von
dem Großherzog beauftragt, den Kronprinzen zu begleiten
Knd demselben während des Aufenthalts dort zur Ver-
jügung zu stehen. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit
unteruahm zunächst unter Leitung des Oberbaurats Schäfer
eine genaus Besichtigung des Schlosses, besuchte dann

die Aula der Universität und die Heiliggeistkirche und
reiste um 2 Uhr über Mannheim nach Speyer, von wo
derselbe heute Abend V46 Uhr wieder hier eintrifft. Der
Großherzog nahm heute Vormittag von 11 Uhr an den
Vortrag des Staatsrats Freiherrn von Dusch entgegen.
Um V,12 Uhr meldete sich der Generalmajor von Beck,
Kommandeur der 28. Feldartillerie-Brigade. Am Nach-
mittag hörte Seine Königliche Hoheit den Vortrag des
Geheimen Legationsrats Dr. Freiherrn von Babo. Hierauf
wird Seine Königliche Hoheit den Kronprinz-n am Bahn-
hof begrüßen, von wo aus stch die höchsten Herrschaften
alle bei dem Prinzen Max zum Thee versammcln. Später
wird Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit mit den
Großherzoglichen Herrschaften die Oper im Hofthea'er be-
suchen.

Ausland.

Englaad.

London, 10. März. Nach einem Telegramm aus
Colchester erhielt infolge der erneuten ThäiiMt uud
mehrerer Akte von Einschüchterung seitens der vereinigten
irischen Ligadas dritte Bataillon des Suffolk-Regiments,
wovon sich der größte Teil zum frciwilligen Dlenste in
Südafrika gemeldet hatte, plötzlich Besthl, nach Jrland
abzugehen.

Aus Stadt und Land.

Heldelberg, kl. Mäii.

"" Vom Bcsuch des Kronpriiizcn. Der Kronprinz hac sich
sehr bcfriedigr über seilien Aufenthalt in Heidelberg ausge-
sprochen. Das Schlotz und die schöne Umgebung Heidelbergs
haben auf ihn einen ticfen Eindruck gemachr. Auf dem Schlotz
machte er mehrere photographische Aufnaymen, aber er selbst
ist dem Apparat des Photographen auch nicht entgangen. Jn
der Heiliggeistkirche nahm der Kronprinz die Grabmäler in
Augenschein. Danii fuhr er über die alte Brücke, um das
Schlotz u»d Heidelberg von jenseits des Neckars zu betrachten.
Daun ging's zur Unibcrsität, dort empfing der engere Senat
an der Spitze der ProreMr, den Kronprinzen in der Aula,
ivo er sich mit dem Corpszirkel in das zwischeu den Szeptern
und dem Sicgel der Universität aufgelegte Album unter die
Namen des Grotzherzogs und der Grotzherzogin eintrug. Nach
eincm Gcspräch mit dem Prorcktor berabschiedete cr sich von
allcn Herren. Nach dcm Besuch der Universität begab sich der
Kronpriuz mit seinem Gcfolge zum Graud Hotel, tiio auf einer
herrlich mit Blumen geschmückten Tafcl ein Frühstück aufgetra-
gen wurde, das ebenfalls die volle Änerkeunung des Kronpriiizeii
fand. Von Seiten der Stadt wurde dem Kronprinzen das kürzlich
in neuer Auflage herausgekommene Pfaffsche Buch Lber Heidel-
berg überreicht. Der Kronprinz liesz seinen verbindlichen
Dank dafür aussprechen und sein Bedaucrn, datz die Kürze
der Zeit ihm nicht erlaube, dem Herrn Obcrbürgermcister einen
Besuch abzustatten; das nächstemal wolle er das nachholen. Jn
der crfreulichcn Ändeutung des Kronprinzen, datz er wieder-
kommen wolle, liegt die ebenso erfreuliche Änerkenimg, datz
es ihm in Alt-Heidelberg gefallen hat.

— Dic gelben Postpacketadresfen werdcn verändert. Nach
erner Verfügung des Neichspostamtcs sollen die Formulare der
Postpacketadresseii für den inneren nnd den iiiteruationale Ver-
kehr, sowie der internatioiialen Postanweisiiiig künftig in der
Grötze des Formulars der Postanweisung für den inneren Ver-
kehr hergestellt werdcn. Die entsprechenden Formulare für den
internationalen Verkchr erhalten einheitlich die Ueberschrift:
„Deutschland. Administration des Postes d'Allcmagne." Die
Formulare zu dcn Postanwcisungen des inneren Verkehrs er-
halten einen breiteren Abschnitt. Die vorhandenen Bestände
allcr bezeichneten Formulare bisheriger Einrichtung sind auf-
zubrauchen. Von der Privatindustrie hergestellte Packet-
adressen nach Muster und bis zur Grohe der jetzigen amtlichen
Formulare haben die Postanstalten bis auf Weiteres nicht zu
bcanstanden. Bei Beurteilung der Zulässigkeit offener gc-
druckter Kartcn soll ebciifalls bis auf Weitercs die jchigc Größe
der Postpacketadressen matzgebend bleiben.

U. Strafkiimmcr. Vorsitzender: Landgerichtsdirektor Dr.
West, Vertreter der Grotzherzoglichen Staatsbehörde: Staats-
anwalt Dr. Sebold. 1. Sattler Ludwig Hautzel bon Mainz,
wird wegen mchrfachen Betrugs in BcrLckstchtigung seiner
häufigen, teilweise schwercn Vorstrafen zu drei Jahren und 1
Monat Zuchthaus, 300 Mark Geldstrafe, die im Falle der
Unbcibringlichkeit in 40 Tage Zuchthaus umzuwandeln sind,
und zu fünfjährigem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte ber-
urteilt. 2. Schiffer Georg Gillcs von Caub a. Rh. kam
auf seiner Wanderschaft bettelnd nach Sinsheim, wo er aus
einem Hause eine Sparbüchse mit 32 Märt Jnhalt, eine silberne
Taschenuhr und verschiedene andere Gegenständc enwendete.
Als vorbestrafter Dieb erhält cr weffen Diebstahls zehn Mo-
natc Gcfängnis und wegen Bettelns drei Wochen Haft, die
durch die Untcrsuchimgshaft als verbüht gclten söllen.

3. Studentcnulk, der als Hausfriedensbruch aufgefatzt, aller-
dings zur schöffengerichtlichen Vernrteilung der Studenten
Ernst Plagemann aus Danzig, Valer Latzel aus
Räkau, Wilhelm P 0 tth 0 f aus Frankfurt a. M., Karl N e i-
11 i 11 ger aus Billiiigen, Wilhelm R i t t e r s h a u s e n von
Herborn und Peter Bartma 11 n von Frankfurt a. M. zu je
ciner Woche Gefängnis sührte, sollte es vfsenbar sein, als die
Genannten in einer Novembernacht in die Polizeiwachtstube
am Marktplatz sich begaben, nach der Fremdenliste frugen, die
wachthabenden Schutzlcute belästigten imd dercn Aufforderung,
sich zu eutferncn, erst nach längerem Zögern nachkamen. Mit
ihrer gegen dic Höhe des Strafmatzes gerichieten Berufung
haten die Angeklagten insofern Erfolg, als daS Berufungsgericht
heute in dem Verhälten der Studenten keinen Hausfriedens-
bruch erblickte, sondern nur groben Unfug annahm, und infolge-
dessen die Strafen herabsetzte, imd zwar gegen Plagemann als
den Rädelsführer auf drei Tage Haft imd gegen die übrigen
auf je zwei Tage Haft.

4. Ein ähnlicher Vorgang, wie der dcm vorigcn Falle zu
Grunde licgende, spielte sich einige Tage spüter ebenfalls um
die Mitternachtsstimdc auf derselbcn Wachtstube ab, die der
Schauplatz nächtlicher Studentenkrawalle inmicr mehr zu iver-
den scheint. Es erschicnen dort die Stiidentcn Otto Giercke
aus Brcslau imd Otto W 0 l f i e n aus Emden, angeblich
uin sich nach dem Namen und der Adressc eines ihnen mitz-
liebigen Schutzmanns zu erkundigeu, in der That aber, um
Unftlg zu treibcn. Dcr Aufforderuiig, die Stube zu ver-
lasseu, folgten sie nur zögernd, Giercke betrat die Stube sogar
zum zweitenmale lärmend und mutzte abermals entfernt wer-
den. Auf der Straße belästigten die beiden Studiosi nun
einen ihnen begegnenden Schutzmann, der sie jetzt nach der
Wachtstube verbrachte, ivo sie abermals sich renitent zeigten
und sich nicht entferncii wollten. Das Schöffengericht sprach
gegen jeden der beiden wegen Hausfriedensbruchs eine Ge-
fängnisstrafe von einer Woche und wegen Ruhestörung eine
Geldstrafe von zehn Mark aus. Autzerdem erhielt Wolfien
ivegen Beleidigung zwanzig Mark Geldstrafe. Die Straf-
kammer hob auch in diesem Falle das erstinstanzliche Urteil
auf und erkannte gegen jeden der beiden Angeklagten wegen

groüen Unfugs zn vier Tagen Haft. Jn diesem wie. in deiä
vorigen Falle wurden die Kosten der. ersten Jnftanz ga»z, d^
der zweiren Jnstanz hälfrig der Staatskasse und hälftig den
Angetlagten auferlegt.

-i- Polizeibericht. Ein Student tvurde wegen Ruhestöruug
verhaftet. Wegeu Ruhestörung kamen drei Personen zu>-'
Anze ig e.

c. Handschuhsheim, 10. März. (S ch 0 n wieder e i u
Ai e n s ch e n t e b e n gef 0 rdert) hat die Nebenbahu
Maimheim-Heidelberg-Weiuheim. Heute Mittag gegeu 1 Üh»
überfuhr dieselbe nahe der Station Handschuhsheim den etwu
60jährigen Landwirt Peter Kicherer. Kicherer, welcher unt
einem mil zwei Kühen bespännten Wagen ins Feld fahreu
wolltc, kam ans der Friedrichsstraße heraus, lvobei ihnr dw
Kühe wohl durch das Läuten der Bahn scheu wurüen.
lvollte dieselben noch rechtzeitig zur Seite lenkcn, wurde jedost)
in demselben Augenblicke von dem Znge erfatzt nnd unrer dw
Rüder geschteudert, wobei ihm beide Beine abgefahren u"f
die Schädeldccke eingedrückt wurde. Ktcherer war sofort tor-

Mnnnheim, 10. März. (D e r d e n t s ch e K r 0 ust'
prtuz) ist, von Heidetberg tommend, auf der Durchöeise
um 2 Uhr 16 Minutcn dahier eingetroffen. Zur Begrützyuü
hatten sich am Hanptbahnhofe die Herren Geh. Regiermigsva>
Lang und Regimentskommandeur Oberst v. Safft mit scineur
Adjutantcn Oberlentnant Bodciistein eingefnnden. Die vorgS''
nannten Herren wurden von dem Kronprinzeu im Salo»-
wageu empfaiigen. Der Aufeuthalt dehnte sich auf etwa
vier Minnten aus. Bet Ankunft nnd Abgang des Z»g»-'
wurden bon der grotzcn Menschenmenge, welche sich auf dew
Perron eingefunden hatte, begeisterte Hochrufe auf den Krou-
prinzeu, welcher sich wiederholt am Fenster zeigte, ,auSg^
bracht. Die Weiterfahrt nach Speyer, wo ein kurzer ÄufeM
halt in Aussicht genommen war, erfolgte über Lndwigshafe»'
ohiie datz der dortige Persvnenbahiihof üerührt und der B»-
völkerimg Lubwigshafcns etwas von dcr Durchrcise bekauw
gewordeu wäre. Von Speycr, wo er den Dom und die Käisfwstj
gräbcr zu besichtigen gedachte, wird der deutsche Kronpr"E
über Germersheim nach Karlsrnhe zurückreisen.

Alannheim, 10. Fcbr. (Z u d e m E i s e n b a h 11 - li
glück auf der M a n u h e i m - H e i d e l b e r g e r A
b e 11 b a h n.) Wie der „Geu.-Anz." erfährt, ist es bis jE
leider noch nicht gelnngen, den Verbrechern, welche das Attcniäs
anf den Zug verübt habeu, auf die Spur zu kommen. Zwst»
hat sich ein Bursche verdächtig gemacht, eine Berhaftung R
aber nicht erfolgt, so datz sich wohl der Verdacht als nnbegrüudel
herausgestellt haben dürfte. Das Verbrechen hätte leicht Zst
der grötzten Katastrophe führen können. Die Gartcnwalzo-
welche anf die Schienen gclegt worden war, hatte ein Geiviw
von ea. 7 Zentnern, sie kann also nicht von einer Person lst'ä
ziemlich steilen Eisenbahndamm heraufgeschafft worden se"st
Hicraus ist zu schlietzeu, dah das Verbrechen von zwei odev
inehrercn Bürschen vcrübt worden sein mutz. Der Lokoniotiw
führer bcmerkte das anf den Schienen liegende Hindernis

es herrschte völlige Dunkelheit —, als er von ihm noch ca.

13

Meter entfernt war. Er gab sofort Kontredampf, und gelaug
es ihm, die Fährgeschwindigkett bedeutend herabzuminderu-
dcu Zug zum Halten zu bringen, war bei der kurzen Entfernustv
uicht möglich. Die Walze wurde von der Lokomotivc vollsta»,
dig zerdrückt. Als ein Glück ist cs zu nennen, daß die WstlZ
am Eingang in die neu anfgeschüttete Pfalzgrafenstrahe E-
sodatz d!e entgleisten Wagen sich auf das Stratzentcrrain schobe>
imd nicht den steilen Neckardamm hinabstürzten.

Mannheim, 10. März. Der Vcrein für H u n d c-
sp 0 rt Maimheim-Lndwigshafen veranstaltete laut „Man'ä'
Anz." vcrgangenen Samstag in der Zentralhalle etne grstv
öffentlichc Protest-Versammlung aus Anlatz der vom Stcckm
rate geplanten, demnächst vom Bürgerausschutz zn beräteiidi"
Hnndesteuer-Erhöhimg. Der Vorsitzende des Vercins Hundc-
sport, Herr Jos. Gehrig, eröffnete die Bersammlung, hietz du>
Erschienenen herzlich willkommen, betonte den Zweck der cu"
beraumten Versammlnng nnd erterlte dem Referenten Hccr"
Rechtsaiüvalt Klein das Wort. Dcrselbe hob hervor, datz dw
voin Stadtrat eingeürachte Vorlage eine grotze allgemeine B»-
dciitnng habe, hauptsüchlich für die 3. Wählerklasse, welche a>"
rneisten davon betrofsen würdc. Wenn man eine Arbeitslosestz
oder Wärmchalle bauen ioolle, sollte man die Mittel dazu durw
eiue allgemeine Umlagestener üeschaffen. Referent ist rnitg^
teilt worden, datz die Himdesteuer-Erhöhnng vom Stadtrut
einstimmig angenommen worden sei, ferner habc er gehört, dav
versehiedene Stadträte bei der Beschlutzfasftmg nicht anivescl"
waren. Diese würden, wie man mit aller Bestimmtheit a>u
nehmen töiine, der Vorlage ihre Billigung versagt haben.
ner sicht die Steuer lediglich als eincn Köter für die 3. 2LastH
lerklasse an, welche, wie man wohl geglaubt haben mag,
durch den Zweck bestimmen lasse, für die Vorlage einzutrctew
Eüicn Iiutzcn würde die Stadt aus der Hundesteuererhöh>>!A
übcrhaupt nicht Zieheii, da die armeu Leute, aus welchest UZ
doch der grötzte Teil der Hundebesitzer retruticrt, zur Abschaw
fnng ihrer Hunde gezwungen würden. Jn der hierauf folgcst''
den Diskussion ergriff zimächft das Wort Herr Waud, der > ^
läugeren Ausführungeii die Schattenseiten der neuen H«»^
stener hervorhob imd den Bürgcransschuh nm Ablehnung
Vorlage aufforderte. Stv.-V. Fulda erklärte, daß er die
höhung der Hundetaxe üekämpfen werde, wie er es ja auch sw^.
im Vorjahre gethan. Er hoffe, datz die Mehrheit des Burg^^
ausschusses gegen die Steuererhühung stimmen werde. Ssao -
verordneter Süßkind äuherte sich ebenfalls gegen eine höhcr-
Hundctaxe. Die Absicht des Herrn Oberbürgermeisters g>M
dahin, ein allgemeines Morden imd Schlachten der Huride 0
veraulassen, da er selbst kein Freund der Hunde sei. Er st>">"s,
der in heutiger Versammlnng gefallenen Aenßerimg bci, d»v
Maiinhcim auf den Hund gekommen sei. Es wäre iiberha»«-
gut, wenn im Bürgerausschutz einmal den zahm gelvordeu^
Herren Stadträtcn gründlich die INeinung gesagt würde. ^
habe noch nicht Rücksprache mit setnen Parteifreundeii ge>w>.„
men, doch glaube er, datz dic ganze Frattion trotz des „g»>^
Zweckes" gegen die Huiidesteuer stimmen werde. An
werteren Diskussion betciligtcn sich noch die Herren Altina' .
und Thomae, welche sich ebenfalls gegen die geplante Slc»
anssprachen. Es wnrde hierauf eine Resolntion gegcn die ^
höhung der Hundesteuer angenommen. - > „ r

bn. Baden-Baden, 10. März. (D i e ge st e r n hZF/,.
abgehaltene L a n d e s v e r s a m m l ü n g der A>w
V e r e i 11 i g u n g deutscher B u ch h a n d l 11 st g^f
gehilsen ) L. V. Südbaden-Elsatz-Lothringen im Kaistv >
nahin eineii schönen Verlauf. J-n dcn Vorstand wurden
wählt die Hcrren W. Kirchberg-Waldshut und M. Will-Nff>
Znm Vorort für die nächstjährige Versammlung wurde Ko>>»
i. E. bestimmt. Sämtliche Punkte der umfangreichen Tag»
ordnung wurden in zufriedenstellender Weise erledigt. -
bc. Offenburg, 10. März. (Die Äandesversa M » ,
lu 11 g der Ratschreiber) war aus allcn Landeste>"
gnt bcfticht. Ueber 120 Grimdbuchhilfsbeamte warcn anwesc> »
Dcn Vorsitz führte der Landesvereinsvorstand Gantcr ,
Waldshnt. Die Berhandlimgen nahmen einen reiii sach"st,„x
Verlanf. Die Wünsche der Ratschreiber wurden in c> . ^
Pctition zusammeiigefatzt, die der Regierung und den Lau
ständen unterbreitet wird. '

bn. Offenburg, 10. März. (M e tz g e r i n n n n gZ ö'
den Krcis Offenburg lvird demnächst eine Metzgerin»M-
gegründet werden. Es fandcn bereits mehrere Vorversaw
lnngen statt. ^

bn. Freiburg, 10. März. (Der deutsche Kst.
prinz) wird auf serner Reise in Süddeutschland am Dw
tag Vormittag in Freibnrg eintreffen, beabsichtigt aber,
 
Annotationen