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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0471

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beim Vcrlag von Moritz Schauenburg aus Johannesburg
(Transvaal) eingetroffene Postkarte läßt 'den Schlutz zu, datz
die Verhältnisse trotz dcs Krieges dort nicht so ungemütlich
sind, wie man meincn könntc. Bestellt wurden nämlich einc
Anzahl Kommersbücher nnd däzu gehörige Notei: für Klavier-
begleitung. Jhren Frohsinn und heiteren Lebensmut haben
sich also die Deutschen Johannesburgs von den Engländcrn
nicht rauben lasscn. Die Karte ist mit dem englischen Zensur-
srempel verlesen. „Wir wollen hoffen," bemerkt dazu die
„Lahrer Zeitung", „datz der streng seines Amtes waltende
Zensor kein Tempercnzler ist, sonst geht es den Kommersbüchern
in Johanncsburg am Ende ähnlich wie nnlängst ebendort
dcm „Hinkenden", der sich bekantlich einer Operation unter-
zichen mutzte und erst, nachdem in seinem Jnnern das staatsge-
fährliche Geschwür beseitigt war, wiedcr freigclassen wurde."

Kleine Zeitung.

— Hanuovcr, 6. März. (D o m ä n e n p ä ch te r
F a I k e n h a g e n), der Duellgegner des erschossencn
Landrats v. Bennigsen, ist, entgegcn anderen Meldungen
heute aus dcm Gerichtsgefängnis in Hannover znr Ver-
büßung seiner 6jährigen Festungshaft nach der Festung
Weichselmünde bei Danzig gebracht.

— Bcrlin, 9. März. Bei einem Festniahle, welches
die a l t e n H e r r e n d e s H e i d e I b e r g e r C o r p s
„V a n d a l i a" gestern Abend zur Feier des 60jährigen
Stistungssestes im „Hotel Kaiserhof" abhielten, hatte
der Staatsininister Frhr. Lncius v. Ballhansen, welcher
das Hoch auf den Küiser ausbrachte, den Vorsitz an der
Tafel. llnter den 90 Teilnehmern bemerkte man weiter
den Minister des Innern Frhrn. v. Hainmerstein, welcher
das Corps hochleben ließ, den Wirkl. Geh. Rat und
Oberpräsidenten Frhr. v. Malßahn-Gültz, 'den Frhrn.
v. der Heyden-Rynsch, den Unterstaatssekretär Lehmann,
den Wirkl. Geh. Ober-Regierungsrat Leths u. a. m.
llnter üer großen Zahl von Telegrammen war anch ein
Begrüßiingstelegramm vom Corps aus Heidelberg ein-
getrofsen, das in herzlichster Weise erwidert wurde. Eine
größere Feier des 60jährigen Stiftungsfestes findet am
K. Angilst in Heidelberg statt, an.welcher auch der dent-
sche Botschafter in den Vereinigten Staaten von Nord-
amerika, v. Holleben, welcher Ehrenmitglied des Corps
ist, anf die an ihn ergangene Einladung teilnehmen wird.
Während der Tafel im Kaiserhof konzertierte die 5?apelle
des Kaiser Franz-Regiments„

— Erstcin, 4. März. Des Einen Leid, des
A ndern Frend! Ein hiesiger Wirt ließ, wie man
der „St. N. N." schreibt, bente Morgen durch einen
Kommtssionär eine mit Zwetschgenwasser gefüllte, ca. 50
Litek enthaltende Korbflasche an der Trambahnstation
abholen. Beim Ueberfahren der Trambahnschienen fiel
das Gefäß vom Schubkarren hcrab nnd der ganze Jnhalt
der Korbflasche ergoß sich anf die Straße. Ein hier all-
gemein bekannter alter Trnnkenbold sah dies nnd, ohne
sich lange zu besinnen, legte er sich anf den Boden nnd
schlürftc von dem köstlichen Safte, nm damit seinen
ewigen Dnrst zn stillen. Ueber und über betrnnken, so
daß er sich nicht mehr anf den Füßen halten konnte,
wurde er von eincm Trambahnbeamten in einem Kinder-
wagen nntergebracht nnd zwar im Augenblicke, wo die
Schultinder aus der Schnle tamen. Unter lautem Gan-
dinm begleitete die Kinderwelt den alten Trinker bis an
scine Wohnnng. Für den Wirt ist aber die ganze Ge-
schichte nicht halb so lustig, da ihm dnrch den Unfall ein
bedentender Schaden erwächst.

— Mit dem Prozcsi gcgcn Profcsior Tührsicn wird
sich die Berlin-Brandenburgische Aerztekammer in ihrer
am 15. ds. Mts. stattfindenden Sitzung beschäftigen. Sei-
tens des Vorstandes der Kanmier liegt ein Antrag vor,
eine Kommission zn ernennen mit der Anfgabe, die Unzu-
tröglichkeiten, welche sich ans der bisherigen Fassung des
Strafgesetzbuches für das Teutsche Reich hinsichtlich der
Nusübnng der Heilknnde ergeben, znsammenzustellen
und — vorbehaltlich der Beschlußfassung dnrch die Aerzte-
kammer — Vorschläge zn deren Beseitignng als Material
für die Revision des «trafgesetzbuches dem Bundesrat
zu unterbreiten. — Einer der in der Gerichtsverhandlung
erschienenen Sachverständigen, Prof. .Koßmann, bemän-
gelt in der „Berl. Aerzte-Correspondcnz" die in den
Äerztekreiscn lebhaft erörterte Thatsache, daß dic wissen-
schaftliche Deputation für das Medizinalwesen, welche sich
in ihrem Gutachten gegen den Angeklagten Professor
Dührssen gewandt hat, in der Verhandlung nicht ver-
trcten war, sodaß es nicht möglich war, die Behauptungen
des Gutachtens zu widerlegen. Dem gynäkologischen !

unter keinen llmständcn duldete, datz übcr Juanita schlecht
und ungerccht gcurtcilt wcrde — so auch diesmal.

„Da kcnnst du das Mädchen ver ... schlecht, mcin
Kind," antwortetc cr. „Die hat ein Gcfühl für die Eigenart
eincs jeden Musikers, datz ich gar nicht hinanreiche. Und
ich schmcichle mir doch, ein ganz klein wcnig von der Musik
zu vcrstchen."

Cäcilic, zu klug, um zn widersprcchcn, wo cs sich um dic
Lieblingsncigung ihres Manncs handeltc, war im Begriff,
mit cincr begütigcnden Bemerkung einzulenken, als sie Plütz-
lich verstummte nnd crbleichend zurückfuhr. Sie hatte, zufällig
in das Parkett hinuntcrblickend, ein bleichcs Gesicht und zwei
unverwandt nach ihr hinauf schauende Augen bemerkt, die ihr
einen tötlichen Schrcckcn cinflötzten. Zum Glück hatte Gerard
gerade sein ganze Aufmerksamkeit auf das Orchester
gerichtct, sonst hätte ihm die Erregung seiner Frau nicht cnt-
gehen könncn.

Cäcilie bewährte miihsam ihre FassuNg und hatte, als der
Vorhang aufging, sowcit ihre Selbslbeherrschung wieder ge-
wonncn, datz sic mit cinem Scherz auf Gerards Bemerkung
übcr den Meherbeerschcn Schwindel von Schlittschuhläufcrn,
zahmcn Zicgen und cchtcn Schiffen antwortcn konnte. Wieder-
holt sah sie vcrstohlen nach dem Parkett hinunter, und als
das Duett zwischen Vasco und Selica die allgemeine Auf-
merksamkeit in Anspruch nahm, griff sie zu ihrem Opernglase.

Sie hatte sich. nicht geirrt, cs war Dr. Zarnow l

Als dcr Vorhang ficl und Beifall für die treffliche Lei-
stung dcr Primadonna immer und immer wicder ertöntc, an
dem sich abcr Gerard grnndsätzlich nicht beteiligte, um nicht
den „gotteslästerlichen" Jrrtnm aufkommen zu lassen, als
ob „dcr grautzlichc Schund des Blechpfcifers" seinen Beifall
crhalten hätte. flüsterte Cäcilie ihrem Manne zu:

„Sich dort, Philipp, da sitzt cin altcr Bekannter von
unsl"

„Wer denn? Wo denn?" fragte er.

„Jn der bierten Parkettreihe, der zehnte odcr clfte Herrl"

„Ja, Herrgott, das ist ja der Zarnowl" ricf Gerard so laut,
datz man es im ganzeu Hause gehört haben würde, wenn
nicht gerade Selika ebcn jcht den stürmischen Hervorrufen

Sachverständigsn der Teputation war das Persönliche Er-
scheinen voin Kultusminister nntersagt worden. Jn der
Aerztekammersitzung soll auch dieser Punkt eingehend
orörtert werden.

„ Der deutsche Hundesport, frühcr ganz von England be'ein-
fluht, hat m den letzten Jahren stark an Selbständigkeit und
Bcdcutung gewonncn, dank den Bestrcbungen der zahlrcichen
uber ganz Deutschland verbreitetcn kynologischen Vercine, die
grotze Opfer dafür bringen, um die bielen hunderttausende von
Hundcliebhabern nnd -Liebhaberinnen immer mehr zu der
Ansicht zu bckehren, daß es unvergleichlich mehr Vergnügen
machc, cdle, rcingezogene Rassehunde zu halien, als Bastarde
von uncrkennbsrcr Abstammung. So wird in dieseni Jahre
der älteste hundcsportliche Spczial-Club Deutschlands, der
Deutsche Doggen-Club 1888—06 (Sitz Berliu) eineu Wett-
bewerb veranstalten, der durch die Höhe der ausgesetzten baren
Geldpreise etwas auf diesem Gebiete hier zu Lande bisher
noch mcht Dageweseucs darstellt. Der gcuauntc Club schreibt
cineu „Grotzeu Preis" aus, um den deuische Doggen jeden
Alters, jeder Farbe und beiderlei Geschlechts konkurriercn
können, im Gesamtwerte von über Zweitausend Mark, und zwar
wird der erste Sieger dieses Grotzen Preises einen Geldgcwinn
von SstO M. emhcnnsen, der zweite Sieger 800 M., dcr dritte
200 M.. der bierte 100 M., der fünste 75 M„ dcr scchste 50 M .
sodaß also die letzten Gewinne immcr noch höher sind, als sonst
die 1. Preise auf unseren Hiindeausstelliingen. Die Züchter
dcr siegenden Hunde erhalten als Ancrkennung goldenc, sil-
berne und bronzene Plaketten im Werte von je etwa 200 M„
modelliert von dem bekannten Bildhauer Martin Meher-Phritz
(Berlm). Das Preisgcricht wird von einem Kollegium hcr-
vorragender Kenner der Deutschcn Doggc ausgeübt. Der
grotze Preis des Deutschen Doggen-Clubs lvird auf ciner noch
zu bestimmendcn dresjährigen allgcmeinen Hundeausstellnng
zum Austrag kommen. Ucber <dic näheren Äedingungen gcbeii
die Herrcn P. Fuetz, Steglitz-Berlin und E. Brödler, Mahloiv
(Bcz. Potsdam) bcreitwillig Anskunft.

Pie metapliystsche Aamikie in Wertin v/.

Der Vater macht in Hypnosc,

Die Mutter betet gesund,

Die Tochter ist Medium, die Tante
Sagt wahr aus Kaffecgrund.

Grotzmütterchen svukt, daß Jeden
Es kalt dabei üüerläuft.

Geistig normal ist cinzig
Der Sohn, jedoch er — säuft.

(„Kladderadats ch".

Hsteater- und Kunstnachrichten.

Frankfurter Opernhaus Dienstag, 11 Mätz, abends 7 Uhr:
„Fidelio". Mittwock', 12 März, abendS7Uhr: „ScchsteS Abon-
nementkonzert". Donnerktaa. 13. März. ebei>d8 7 Ubr: „Die
Afrikanerin". Frcitag. 14. MLrz aeschlossen. Sawstag, 15. März,
abends 7 Uhr: „Die Maienkonigin", hierauf „Feuersnot".
Sonntog 16. März, nachmittogs 3'g Uhr: „Das süße Mädel",
sbends 7 Ubr: „Undine". Montaa, 17. März gcschlossen

Litterarisctzes.

—Z Grohherzog Friedrich von Baden als Landeshcrr und
dcutschcr Fürst. Von Dr. A. Dove, Profcssor der neueren'Ge-
schichte an der Universirät Freiburg i. B. Mit einem Bildnis
des Grotzherzogs. gr. 81. gcheftet in Umschlag mit Zeichnung
von E. R. Weitz 1 M. 20 Pfg„ gebunden 2 M. 20 Pfg. (Carl
Wiuter's ltniversitätSbiichhandlnng in Heidelberg.) — Eincr
der ersten Vorläufcr des fünfzigjährigcn Rcgierungsjnbi-
läums des Grotzherzogs Fricdrich von Badcn war eine Stif-
tung,' welche dcm Badischen Ministcrium zum Zweck dec Vcr-
öffcnrlichimg ciner auf Grund wisseiischaftlicher Forschung gut
und populär gcschricbencn Biographic des Grotzherzogs zur
Verfügung gcstcllt ivurde. Der damalige Staatsministcr Epc.
Nokk wandte sich in Ausführung dieser Aufgabe an den be-
kannten Hcrausgeber der Äanke'schcn Geschichtswerke, den Prof.
für neuere Gcschichte an der Universität Freiburg, Alfred Dove,
mit der Anfrage, „ob er die gcwünschte Schrift in vollkommen
imabhängiger Forschung und Darstellung zu verfassen bereit
sci". Und so können wir heute dicses in jcder Beziehnng vor-
zügliche und wertvolle Buch anzeigen. Es zerfällt in fünf Ka-
pitel: „Das Erbe der Väter", „Eigenc Vorbereitung", „Die
einlcitenden Jahre", „Dic Zeit der Entscheidungen", „Anf dcr
Höhe". Das crstc Kapitel setzt mii dem Jahre 999 cin und
entrollt in kurzen Zügen die Vorzeit Badcns bis zu Grotzhcrzog
Fricdrich. An dcr Hand der Lebcnsbcschreiüung unscres Für-
stcn zicht alsdann dic Geschichte des verflossenen Jahrhundcrts,
dic grotze Zcit bis zur Gcgenwart in lcbhaftcr Schildcrung
am Änge dcs Lesers dorbei. Das Buch ist nicht allein intcres-
sant und historisch wertvoll, sondern ist auch gut geschrieben.
Der Berfasscr hat cs vcrstanden, ein Werk zu schaffeu, das auf
jung und alt, arm und reich die gleiche Anzichungskrafl ausübcn
wird. Der Preis ist für den Ümfaug von 12 Bogen und ein
vorzügliches Lichtdriickbild autzergcwöhnlich billig. Wir kön-
ncn jcdcrmann dic Anschaffung warm empfehlen.

* Bismarck und scine Wclt, Grundlegung einer psycholo-

Folge geleistet und durch ihr Erscheincn einen tobenden Bei-
fallssturm entfessclt hätte.

Cäcilie wappnete sich mit der ganzen Entschlossenheit, deren
sie bedurfte, um dem Manne gegcnüber zu treten, dcn sie so
schmählich betrogen hatte.

Sic atmete erleichtert auf, als Gerard, der hinunter ge-
gangen war, rpn Zarnow zu begrüßen, uud in seine Loge zu
holcn, ohne ihn zurückkehrte.

Zarnow war nicht mehr aufzufinden und es schien, als
ob cr das Theater überhaupi vcrkassen hätte; denn während
der folgenden Akte war er nicht mehr auf seinem Platzc. Abcr
obwohl damit ein peinlicher Zwang beseitigt war, konnte Cä-
cilie doch nicht mehr zu einem richtigen und unbefangenen Ge-
nuß an der Oper kommen. Alle möglichen Geschichten von
Rachethaten betrogener Liebhaber fielen ihr ein, und während
des ganzen übrigcn Verlaufs der Aufführung ward sie von
Schrcckbildern und zitternder Angst vor dem geplagt, was Zar-
now etwa thun könnte. Bebend und fröstelnd hing sie an
Gerards Arm, während sie die Loge verlietz, die breite Trcppe
hinunterstieg und sich in ihren Wagen begab; jeden Augen-
blick glaubte sie Zarnows wutverzcrrte Zügc an ihrer Seite auf-
tauchcn, seine Hand mit ciner tötlichen Waffe gegen ihre Brust
erhoben zu sehcn.

Erst als sich die Thür ihres traulichcn Heims in Fontenay
hintcr ihr geschlossen hatte, fühlte sie sich wieder sicher; aber
das Gespenst dieses bleichen Gesichtes und dieser finster blicken-
den Augen verfolgtc sie Unheil drohend bis in ihre Träume
hinein.

Dr. Zarnow ivar am Morgen dicscs Tages aus Brasilien
angekommen und hatte das Theater aufgesucht. da er den Abcnd
nicht besser verwenden konnte, als indem er sich wieder einmal
einen lang entbehrten musikalischen Gcnutz gönnte. Als Cä-
cilie in ihre Loge trat, ward er diirch die Bemerkung eines
Nebenmannes aüf sie aufmerksam, und nun war es mit dem
erhofften Genutz für ihu vorbei. Er bemerkte ihr Erblasscn
imd Erschrecken und ersah daraus, datz auch sie ihn erkannt
habe. Als beide Gatten nach ihm hinuntcr schauten, und un-
mittelbar darauf Gerard die Loge verlietz, erri->t Zarnow, was
kommen würde, nnd entzog sich der Einladung durch die Flucht.

gischen Biographie bon Oskar K l e n - H a t t i n g e
Erster Band: Von 1818—1871. Berlin 1902. Fer°-
Dümmler's Verlagsbuchhandlung. — Es ist ein grevA
Ziel, das sich der Verfasser gesteckt hat, und nicht keicy
zu erreichen. Die Hauptschwierigkeit, die zeitliche Nähe der ge-
schichtlicheii Erscheinung Bismarcks erkennt und ncnnt dcr Ver-
fasser selbst und es wird ivohl einige Dezennien weiter em
anderer Geschichtsschreiber andcre Gedanken über Bismarck
haben, die sich auf umfangreichercs Material stützcn und voN
einer höheren Perspektive aus sich bilden. Allein es ist oer
dem Mannc doch wertvoll, aus allen Zeiten zusammew
fassende, tiefgründige Urtcile zu haben. Eiue abschließenoe
Würdigung des Werkes wird man hinausschieben müsscn,
der zweite Band, welcher die Epochc Bismarcks nach 1871,
tersuchen wird, erschienen ist. Sie ist bekanntlich nicht ininee
reich an intercssanten, psychologisch verwertbaren Moniente> ;
denkcn wir blos an den Vismarck in Friedrichsrühe. Essts
daher nur übcr das Aeutzere dcs Werkcs berichstt. Klein--Y?s(
tingen tcilt seinen Stoff in fünf Abschnitte: Der junge
marck, der Abgcordnete, (1847—51), der Gesandtc 1851
1862), der Konfliktsministcr (1862—1866), der Bundes-
kanzler (1867—1871). Es werdcn in den cinzelnen Abschmtte
im wesentlichen die bekanntcn historischen Thatsachcn mit pßlHej
logischen Strciflichtcrn bclenchtet. Am Schluß jcdes
schnittcs ist eine zusammenfassende Ucberschau zu findcn, s
ivelchcn dic Resultate der Untersuchung in klarer, anspreckiende
Weise geschildert werden. Eincn bcsondcren Vorzug dcs Wei^
kes bilden dic an der entsprechcndcn Stelle gcgcbenen incist^'(
haft kurzen Charakteristiken dcr die Geschichte der Zeit v/
wegenden Pcrsönlichkeitcn, bezw. der Pcrsönlichkcitcn, uM ^
sich die Geschichte dreht; wir crinncrn nur an Nikolaus I-> „

poleon III. Aür den zwcitcn-Band sind Charakterbilder,

Kaiserin Augnsta, Fricdrich III. und Wilhclm I. in Ausimst

ach dcn dcm 1. Band zu eu ^

gestellt, welch lctztcrer übrigens nach
nehmendcn Proben eine nicht geradc dcm Beinamcn


Grotze" cntsprechendc Beurtcilnng findcn wird. Als iu^-.st
sant ist noch zu bemerken, datz das Werk, dem —- heutc I „
vcrgcsscnen — Andenken Joscph's von Radowitz gewidmet 1
wohl aus dcm Grunde, weil Bismarck hle Pläne diescs AÜinM''
welche er als Tlbgcordneter bekämpftc,> als StaatSmann x
im Wesentlichen verwirklichtc. Soll damit ivohl nicht cM
der hervarragcndsten Charakterzügc Bismarcks angedeutct sti ^
datz er nämlich, sobald er sich von dcr Notwcndigkeit einer ß> ^
wicklung überzcugt hatte, nicht Anstand naM, gegcn scine eM ^
ncn frühcr vcrtretenen Anschauungen anznkämpfen? Man Us '„
mit Spannnng das Erscheinen dcs zwcitcn Bandes erivcn
dürfen. _.

Verantwortlick für den redaktionellen Teil F. Montna, für

Fnseratenteil Tkj. Berkenbusch. beide in Seidelbers. '

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O », 4. Islspdon 1945 1I»n»ti«tn» O.

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Der Anblick Cäciliens im vollen Glanze ihrer Schöuheit
deu Pfcil tief und schmerzeud in die noch immer bluw ^
Wunde gedrückt, und er fühlte sich ganz außer Stande, sst''ß,,.
jctzt der einstigeu Geliebten uubefaugeu entgegeu zu

Wohl hatte es schon Augenblicke gegeben, in denen die
iunerung au das verlorene Glück schwächer zu werdcn
aber die Erfahrungen des heutigeu Abends lietzen Zariww
kenneu, datz er sich in jenen Augenblicken selbst getäuscht » „,c
lleber der rotglühenden Lava dcr Leidcnschaft mochte.
dünnc, trügerische Decke gebildet haben, aber ein leiscr
genügte, um sie zu sprengen und die feurig flüssige Glut > „
borquellen zu lassen. Cr konute dem in seinem Jnnern
Sturme nicht so rasch Ruhe gcbieten wie Cäcilie und,
selbst nicht gewiß, entzog er sich bei Zeiten det gefähri
Probe. ,

Draußen stürmte es lustig und gelegentlich fiel ein
schauer, der nicht zur behaglicheren Gestaltuug des 8-a>
beitrug.

Zarnow achtcte dessen nicht, er bemerkte es kauw-
ging durch die Esplanade, über die Lombardsbrücke uuo .„
Wall bis zum ehemaligen Ferdinandsthor; der Wiud,
den Bäumen ächzte und stöhnte, der Regeu, der ihu ^,,„>cst
die Haut durchnätzte, kurz die gauze ungemütliche AE'
war für ihu nicht vorhanden. Jn ihm lebte nur das
schönen Ungetreuen, und rastlos war die Eriuneruug ('-„„st
ihre Gestalt iu all den Momenten heraufzubeschwöreu, dw fje
der köstliche Schatz seines Gcdächtuisses gcwescn waren, > „sjc
jeht, auf dcm Hintergrunde des heutigen Abends seine ,„c^
Oual bildetcn. Ja, dieselbe Cäcilie, die damals deu
lenkeu Jüngling mit dem liebreizenden Lächeln empfange '„jjgc
selbe, die deu ersten Kutz von ihm geduldet, die ihm uuo jhv>
Male geschworen hatte, datz nichts auf Erden sie oo
trenuen ivürdc, war es, die er heute im hellsten
berückendeu Anmut und des verräterisch erkauften Nei > jjc-
als Gattiu an der Seite eines anderen Mannes öoseheu I
Es war immer der gleiche Gedankengang, der sich, deu p^.„de»
den Phaniasicn eines Fieberkranken vergleichbar, mrt gu
Eintöniqkeit stets in derselben Folge abspielte.

(Fortsetzung folgt.)
 
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