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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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pfälzischen Gemeinden Widerspruch; man sollte zum mindesten
den Zustand vor 1890 wiederherstellen.

Ministerialrat Glockner erklärt, daß dem Gedanken der
Errichtung eines Bezirksspitals in Philippsburg näher ge-
treteii wird, Ivenn der Fürft Styrumsche Spiralfond die nötige
Stärke erlangt har.

Aüg. Geitz (Soz.) betont, datz das Mitztrauen zlvischen
Regierung und Sozialdcmokratie auf Gegenseitigkeit bcruht
und hofsr, datz sich Fällc, wie der Brombacher, nicht wieder-
holen, damit das Vcrtrauen der Arbeiter zur Fabrikinspcktion
nicht noch mehr erschüttert wird. Redner fragt an, tvie weit
der Bauarbeiterschutz gediehen sei und bespricht die Lage der
Mannheimer Schutzleute, die sich über allzuschweren Dienst
Leklagen.

Abg. Pfefferlc (natl.) bemängelt die Geschäftsord-
nung der Bürgeransschüssc und tritt den Wünschen betr. Besser-
ftellung der Bezirksgeometer, Schutzleute und Gendarmen bei.
Zum Schlutz bringt Redner einen Lokalwunsch vor.

Ministerprüsident Schenkel beantwortet die Frage des
Abg. Hug, ob ein kirchentreuer Katholik in die Verwaltung
eintreten kann, mit „Ja"I Dem Abg. Geiß gegenüber be-
merkt der Minister, datz er nicht gesagt habe, ein Sozialdemokrat
könne nicht Mitglicd des Bezirksrats sein, sondern er habe
nur bon Lcutcn gcsprochen, wclche die staatliche Ordnung
unterwühlen und die vaterländischc Gesinnung untergraben.
Er wisse ja nicht, wie sich die Sozialdemokraten in 10 Jahren
weiter mausern. (Heiterkcit.) Mit den Wünschen bezüglich
der Wiedererrichtung von Bezirksämtern müsse man vorsichtig
sein, sonst sei zu befürchten, datz wir mit der Zeit wieder
104 Bezirksämtcr bekommen. Bezüglich des Bauarbciter-
schutzes bestehe allcrdings ein Bedürfnis nach einer Revision
der bestehenden Baiiordnnng; die Erhebungen seien aber noch
nicht abgeschlossen; er hoffe indessen, datz noch im laufenden
Jahr eine entsprechende Verordnung erlassen werden kann.
Auch die Wohnungsfrage, dic cr als Angelpunkt der sozialen
Frage bezeichncn möchtc, müsse gelöst werden, aber es könne
dtes lcidcr nicht anf cinmal geschehen. Schlechte, gesundhcits-
und sitilichkeitsgefährlichen Wohnungen müssen beseitigt werden;
zu diesem Zweck ivurden in Baden seit Jahren Wahnungs-
enqueten veranstaltet, die wünschenswerte Resnltate ergeben
haben. Die Regi'erung werde erwägen, ob die Ilntcrsuchungen
nicht zu eincr regclmätzigen Jnstitution ausgebildet werden
sollen. Der Fabrikinspektionsbericht sei wie in dcn übrigen
Staaten nach einem einheitlichen Schema gekürzt wordcn, wcil
der Reichskanzler eine Mirzung im Jnteresse des Gesamt-
kerichts, der sonst zu umfangreich geworden wäre, verlangt
hat. Es liege gar kein Anlatz vor, zur Fabrikinspektion ge-
ringeres Vertrauen zu haben, als vorher.

Die Beratung lvird um 8 Uhr abgebrochen und auf morgen
halb 10 Uhr vertagt. _

8.0. Karlsruhe, 17. März. Der von Staatsrat
v. Dusch bei Beratung des Justizetats in Aussicht ge-
stellte Gesetzentwurf betr. die Bezirke der Grundbuch-
ämter ist jetzt den Landständen zugegangen. Darnach
kann die Grundbuchführung in irgend eine Gemeinde des
nämlichen Amtsgerichtsbezirks oder Notariatsdistrikts (nicht
gerade, wie bisher, in eine „benachbarte") verlegt werden,
wenn dis Belassung der Grundbuchführung in der Ge-
meinde, für welche das Grundbuch geführt wird, mit ganz
unverhältnismäßigem Aufwand an Zeit oder Kosten ver-
knüpft ist, oder der Hilfsbeamte nicht in dem Orte wohnt,
in dem die Grundbuchamtsräume sich befinden, oder nur
durch Zusammenlegnng der Grundbuchführung für mehrere
Gemeinden ein tüchtiger Hilfsbeamter erhalten oder ge-
wonnen werden kann. Bei Einverständnis der Gemeinde,
für welche das Grundbuch geführt wird, kann die Ver
legung durch das Justizministerium verfügt werden, auch
wenn die Voraussetzungen nicht vorlicgen. Von dieser Be-
stimmung ist eine Verbesserung und Erlcichterung der
Grundbuchdienstführung in vielen Bezirken und wohl auch
eine Vermtnderung der kostspieligen Grundbuchreisen der
Notare zu erwartcn. Gleichzeitig soll durch die Verleihuug
der Befugnis zur Unterschriftsbeglaubigung in gewissem
Umfang an die Hilfsbeamten und Bürgermeister dem
Rechtsverkehr eine Erleichterung verschafft werden.

Aus der Karlsrnher ZeiLung.

— Seine Königliche Hobeit der Großherzog haben den
Bahnbaninspektor Banrat Otto Stranb in Eberbach nach
Karlsrnhe versetzt nnd der Großh. Generaldirektion der Staats-
eisenbahpen zngeteilt, ferner dem Zeiitralinspektor, Bahnban-
inspektor Walther Schwarzmann bei dieser Behörde unter
Versetzung nach Eberbach die etatmäßige Amlsstelle des Bahn-
bauinspektors dasclbst übertragen.

Auslaud.

England.

L o n d o n, 17. März. Der „Manchester Guardian"
schreibt: Man sei trotz WoIseleys eigener Ertlärung
fehr geneigt, Wolseleys Reise nach Kapstadt mit Frie-
d e n s v e r h a n d I u n g e n in Verbindung zu bringen,
Unter einigen Tories bestehe der Wunsch, sast um jeden
Preis von dem Llriege loszukonimen, und man behaup-
tet sogar, ein Mitglied des Kabinets habe privatim seine
Zweifel darüber ausgedrnckt, ob der jetzige Kampf je
völlig siegreich für England endigen werde. Methuens
Niederlage habe man zwar sehr ruhig aufgenommen,
aber pessimistisch bleibe- die Stimmung doch, und Me-
thuens Freilasstmg habe diese Stimmung uoch eher per-
stärkt,

Amerika.

New - Vork, 17. März. Der deutsche B o t-
s ch a f t e r, D r, v. H o l l e b en speiste, wie die „Frankf.
Ztg," meldet, gestern bei dem Präsidenten R o o sevie lt.
Dies wird als Zeichen dafür angesehen, daß der Fall
Witte vollständig einflußlos geblieben ist. Der Journa-
list Witte hatte bekanntlich behauptet, Papiere zn besitzen,
welche den Botschafter Lloßstellten.

Aus Stadt und Land.

H ei delb erg, 18. März.

** Die Grosiherzoglichen Herrschaften trafen gestern Vor-
rnittag 9.S0 Uhr hier ein und setzten um 9.56 ihre Reise
nach Frankfurt fort.

*Eine wcitere Stadträttiche Vorlage für die nächste Sitzung
des Bürger-Ausschusses betrifft die Eröffnung der Berbindungs-
ftraße zwischen derBismarck- und derLuisenstratze
Der Stadtrat beantragt::

Der Bürgerausschutz wolle den mit Zahnarzt Dr. Löhers
unterm 17. November v. I. über die Abtretung von 30 Ar
40 Quadratmeter Gelände zur Eröffnung der Verbindungs-
stratze zwischen Bismarck- und Luisenstraße abgeschlossenen
Vertrag genehmigen und beschlietzen, dah die zu zahlende

Abtreiungssnmme von 6000 M. aus Grnildstocksmittcln be-
stritten werden.

Mit zwei andcrcn Beteiligten schweben die. Verhandlungen
noch.

V. Koiifirmation. Zeitiger wie sonst gehen in diescm
Jahre wegen des so srüh fallenden Osterfestes die Konfirma-
tionen in den evangelischen Kirchen vor sich. Bereits am vor-
vorigen Sonntag (Sonmag Lätare) wurden in der Providenz-
kirche von Stadtpfarrer Schwarz die ersten Konfirmanden und
Konfirmandinilen (64 Knaben und 63 Mädchen) eingesegnet.
Am verflossenen Sonntag folgten die Prüflinge des Stadt-
pfarrers D. Hönig (54 Knaben und 52 Mädchen) ebcnfalls
in dcr Providenzkirche dem Rufe»znr Konfirmation. Jn der
Hciliggeistkirchc konsirmirt am iiächstcn Sonntag Stadtpfarrer
Schmitthenner 42 Knaben und 37 Mädchen. Die Konfirma-
tion in Neuenheim findet erst iin Mai in der neuen Kirche statt.

kck. Ausstcllnilg und Schulprüfnng. Hand in Hand mit
unsereii alljährlichen öffentllchen Volksschul-Prüfungen, welche
uns den Stand und die Gesamtleistnngen unseres Volksschul-
wesens zeigen, geht jeweils die Ausstellung von Arbeiten,
welche Mädchen und Knaben im H a n d a r b e i t s u n t e r-
richi geliefert habeu, Zcigt uns die Ausstellung der Mäd-
chenarbeiten deutlich, wie durch den obligatori'schen Unterricht
in Handarbeit die Mädchen frühzeitig alles das erlerncn,
was die 'Hausfrau zur Jnstandhaltniig von Kleidung nnd
Wäsche können miitz, so erkennt der Volkswirth auch recht klar,
jdatz man denjenigen ^ Arbeiten die gvötzte Aufmerksamkeit
scheukl, wclche niierlätzlich zur Haushaltsführung sind. Es
wird wcniger gesehcn auf Schaustücke an neuen Sachen, son-
dern der Hauptwert gelcgt anf das Flicken und Stopfen, auf
die Wiederherstellung beschädigter und teilweise abgenutzter
Wäsche nnd Kleidnngsstücke nnd es kommt die Fertigkeit in
solchen Arbeiten ganz besonders den grohen Mehrheiten der
Minderbegüterten, dcr bon der Hand in den Mund Lebenden,
zugute. Die Ausstellimg dcr Knabcnhandarbeit, die je imn
von einem kleinen Teil der Schüler gepflegt wird, beschränkt sich
bekanntlich hier auf Papparveit, Holzarbeit an der Hobelbank
und Kerbschnitzarbeiten. Jn allen diesen Fächern leisten aber
unsere Knaben und ihre Lehrer Tüchtiges, Sehenswertes. Wir
bemerken alljährlich Fortschritte, obgleich die Kurse die gleichen
sind und daraus ist dcutlich erkennbar der Fortschritt der
Lehrer. Wir haben anf den erzieheristhen Wert dieses Ar-
beits-Unterrichts wiederholt hingcwiescn und es wird uns
nicht nur jeder Vater und jede Mutter eines Handarbeits-
schülers dabei zustimmen, sondern auch ganz besonders die
Handwerker, welche Lehrlinge bekommcn, deren Ange und Hand
schon in der Schule so gut vorgebildet worden ist, wie es
durch den Unterricht geschieht. Es sind in Papparbeiten vicle
Sachen ausgestellt, welche dem Unterricht in Geometrie und
Naturgeschichte zugute kömmen, während im übrigen Sachell
angefertigt werden, wclche das Hcim verschönern und sonst
manchsrlei Nutzen bringen, ohne datz dllrch solche Arbeiten
dem Gewerbe irgend eine Konkurrenz bereiiet würdc. Von
Zahr zu Jahr kommt Abwechselung in die Ausstellungen, also
auch in den Unterricht nnd das wirkt auch freudig und crmim-
ternd auf die Lehrer. Wenn künftig in den neuen Schul-
häusern die Ausstellnngen stattfinden, werden sie jedenfalls von
längerer Dauer sein imd wir machen alle Schufreunde, alle
Eltern auf den Besuch dieser Ausstellimgen wiederholt auf-
merksam.

Militärvcreins-Verbnnd. Am Sonntag, dcn 16, ds.,
nachmittags 3 Uhr fand in der Rcstauration zum Faulen Pelz
nnter stattlicher Beteiligimg die diesjährige Generalvcrsamm-
luug des Miliiärvereiiisvcrbandes Pfalzgau statt; sämtliche
Verbandsvereine warcn vcrtrete» mit Ausnahme des Militär-
vereins Leimen. Dcr Gauvcrsitzende Landgerichtsrat Dr.
Bauer begrüßte die Anwcscnden und eröffnete die Versamm-
lung nach alter Soldntensittc m!t einem Hoch auf Se. Maje-
stät' den Kaiser und Se. Königl. Hoheit den Großherzog, so-
dann gedachte der Herr Gaiivorsitzende des verstorbenen Kame-
raden Leuser, bisherigen Rechners des Pfalzgauverbandes, zu
dessen Ehren sich die Anwescnden von ihren Plätzen erhoben.
Auf der Tagesordmmg stmid die Neuwahl des Rechners iind
Schrififührers; zum Rechner wurde Kamerad Zaiß, zweiter
Vorstand des Militärvereins Heidelberg, zum Schriftführer
Kamerad Dr. Reis, crster Vorstand des Kavallerievereins
Heidelberg, gcwählt, Beide nahmen die Wahl dcmkend an.
Der Gauvorsitzende crstattcte daranf den Jahres- und Kasscn-
bericht, das Regierungsjnbilänm Sr. Kgl. Hoheit des Grotz-
herzogs soll in den Vereinen cinzeln gefeiert werden. Ferner
wurde beschlossen, den nächsten Nbgeordnetentag im Jahre 1903
in St. Jlgen zu feicrn in Verbindung mit der Feier der Ent-
hüllimg des doriigen Kriegcrdenkmals nnd der Feier des 25-
jährigcn Bestehens des Militäwereins St. Jlgen. An Unter-
stützimgsgeldern erhielt der Verband vom Präsidinm im leh-
ten Jahre die Summe von 233 Mark für bedürftige Mitgliedcr.
Zum Schlutz dankte Kamerad Baumann, 1. Vorstcmd des Mili-
tärvereins Wieblingcn, dcm Ganvorsitzenden für scine um-
fichtige Gcschäfisleitung und brachte ein Hoch cmf densclben
aus, woranf Lcmdgerichtsrat Dr. Bauer mit einem Hoch auf
die Kameradschaft erlvidcrte. Noch lange blieb man in bester
Stimmnng zusammen, angcregt dnrch mufikalische Unterhalinng.

X Seilsarmee, Man schreibt nns: Der vom General Booth
neu ernannte Kommandenr der Heilsarmee, W. E. Elwin Oli-
phant wird am 19. d. M„ abends 8 Uhr im großen Saale der
Harmonie. Hanptstraße, einen Vartrag halten, Herr Ollpbant
ist jetzt 18 Jahre Offizier der Hellsarmee, Ebe er in dieselbe
eintrat, war er Pastor der englischen Landeskirche im Westend
von London. Scine Fran, die ihn bei seinem Besnch in Heidel-
berg begleitet, wird in der Versaimnlung eine Ansprache halten
nnd singen. Sie ist die Tochter eines -öheren Oifiziers der
holländifchen königlichen Armee. Hcrr Oliphant und Fran haben
fast in allen Ländern Enrapas im Jnterefse der Heilsarmee ge-
arbeitet, Vom Jahre 1891—1896 batten sie das Konmiando in
Holland und von 1896 (Angnsti bis 1901 in Schweden. Jn
betden Ländern wnrden große Fortschritte gemacht, Knrz vor
seinem Abschied von Stockholm wnrde der Kommandenr von König
Oskar von Schweden zn einer längeren Unterrednng eingeladen,
Der König, der bekanntlich ein srommer Mann ist, zeigte das
größte Jnteresse an der Woblthällgkeitsarbeit der Heilsarmee,
welche er schon früber nnterstützte, nnd welcher er große Freiheit
zur Unterhaltnng ihrer Thätigkeit in Schweden gesichert hat. Zu
den Vorträgen am Mittwoch hat Jedermann, Damen sowie
Herren, Zutritt. Näheres ans der Annonce.

(?) „Helfe, was hclfcn mag!" Ein hiesiger Milchhändler,
dcr für seine Milch schon verschiedencmale „Ehrendiplome" in
Form von Strafmandcrtcn erhalten hat, geriet gestern in der
Rohrbacher Stratze in grotze Bedrängnis. Bon weitem sah
er einen Polizeibeamten auf sich zukommen, der jedenfalls
die Absicht hatte, eine Milchprobe bei ihm vorzunehmen. „Wohl
bin ich von der crusgezcichnctcn Qualität meiner Milch über-
zeugt," sagte sich der Händler,„aber die Welt ist heutzutage
schlechtl — Cs wird am Ende doch besser sein, du nimmst
Reitzausl" Mit beschlennigten Schritten betrat der Milch-
händler ein Haus, aber auch der Polizeibeamte beschleunigte
seine Schritte und folgte rasch nach. Jm vierten Stockwerk
angekommen, schüttete nnn der Milchhändler in seiner Be-
drängnis den ganzen Jnhalt seiner Kanne in einen Wasser-
stein und der nachfolgende Polizeibeamte konnte nur noch
an dem blau-weitzen Schimmer des Schüttsteins ersehen, welch
edle Flussigkeit von dem Milchhändler geopfert worden wcrr,
und zwcrr crus dem einzigen Grunde, datz Niemand Gelegenheit
habe, über die ausgezeichnete Qualität seiner Milch zu Gericht
zu sitzen.

** Dnrchbrennen ivollte gestern vom Gebäude des' hiesigen

Bezirkskommandos aus ein verhafteter Deserteur, der aus eiireirt
in 5tiel garnisonierenden Truppenteil entwichen ist. Mit einern
Zweirad folgte dcrn Ftüchrling eine Nkilitärperson rrach und
holte ihn berm Mcrrstall ein.

O Fußball. Der akademtsche Zport-Club wlrd morgen Mitt-
woch Nachmtitag 3 Uhr aeqen eine aus den Schülern der beiden
hiesigen ColleaeS ausgewählte Mannschaft soielen.

-p Polizcibericht. Vier Arbeiter wurden wegen Bettelns,
ein Knecht zur Straferstehung nnd ein Friseur wegen Ruhe-
störimg nnd Trunkenheit verhaftet. Wegen Unsngs kainen
drei Personen zur Anzeige.

lll SchöffengerrchtSfiyang oom 17.,MLcz. 1) Fm.iz Schwcsel
von Leutershausen erhtcli wegen Diebstahls 1 Wocke Gefängnis;
2) Ernst Wehrle hier wegen Hausfriedensbruchs 10 Mk. Geld-
strafe oder 3 Tage Gesüngnis; 3) Jakob Rimmler Vl von Kirch-
beim wegen Bedrohnng und Weifens von Sieinen auf Meni'chen
3 Mk. Geldstrase; 4) Anna Mrria Höhnle und Jnlians Main-
hard von Eppilheim, angeklagt wegen Bitrugs. erhielten beide
einen Verweis; 5) die Verbandlung gegen Heinrich Ftnzer von
Nußloch wegen Bcdrotmng und Körperoerletzung wurde vertagt:
6) Olto Kraus titer erhielt wegen Bedrohung 10 Mk. Geldstcafe
oder 2 Taze Gefängnis; 7) Karl Jakob Sutter hter wurde voN
der Anklage wegcn Widerstands 8) Babette Spöbr Ehefrau voN
Wiesloch von der Antlage weaen Betruos freigeivrochen.

Hnttciihcim (Amt Vruchsal), 17. März. (Gewitter.)
Gestcrn Mittag entlud sich über unsere Gegend ein Gewitter
mit wolkenbruchartigem Regen. Gegcn halb 2 Uhr schlug der
Blitz während des Gottesdienstes in die hiesige Kirche, wobei
Turm und Decke einige Beschädigungen erlitten. VoM
Schrecken ergriffen verließ die andüchtige Mcnge das Gottes-
haus.

Freiburg, 15. März. (He a el - D e n kma l.) Dcr Sradirui
beschloß, dem alemannischen Dichter Johanu Veter Hebelin
hiesiger Siadt, als der Hauptstadt des alemannischen Oberlandes,
seiner Zeit ein Denkmal errichten zu lassen. Die Miitel sollen
durch allmähliche Etnstellung in den Gemeindevoranschlag ange-
samwelt werden.

86. Freiburg, 16. März. (Th e a t e r n e u b a u.) Der
Bürgcrausschutz entschied sich in der Theaterneubaufrage für
den Entwurf des Architekten Seeling - Berlin, dessen Aus-
führnng einen Bauaufwand von 1 150 000 Mark, also einen
Gcsamtaufwand von 2 690 000 Mark erfordcrt. Ferner ge-
nehmigte cr den Ankcmf des Rommclschen Anwesens auf dern
Schlotzberg um 300 000 Mark, sowie die Erwerbung des
Flürscheimschen Gutes um 54 000 Mnrk.

L.It Konstanz. 17. März. (Todesfall.) Der frühere
Oberbürgermeister Max Stromeyer ist an Altersbrand g e-
storb en.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

j. Verein Weststadt. An dcr 9. Hauptversammlung des
West-Vereins, die am Samstag Abend in der WestendhaÜe
tagtc, beteiligtcn sich autzer den Mitgliedcrn viele Angehörige
des Vereins Alt-Heidelberg, wie auch Herr Stadtrat KraÜ
iim von dem Stande der Vereinsbestrebungen Kenntnis zv
iichmen. Nach der Bcwillkommnuiig der Änwesenden durch
Oberingenieur Gamer als 2. Vorsitzender, — der 1. Vor-
sitzcndc ist krank — ivurde soglcich in die Tagesordnung cin-
gctreten. Der zunächst zur Verlestmg kommende Jahres-
bericht weitz von manch ersprietzlichem Fortschritt des VereinZ
zu erzählen; Dcmk allseitigen Entgegenkommens, namentlich
dcs Stadtrats und hilfreicher Mitarbeit des Vereins Alt-
Hcidelberg, haben die Bestrebungen des Wcstvereins eine
schöne Bereicherung crfahren. Sic'legen Zeugnis ab von dew
Bürgersinn sciner Mitglieder. Diese'r giebt' sich etwa auch
in dcr wachsenden Mitgliederzahl kund, die von 190 auf 210
gestiegen ist. Die Sellung des gcmeinnützigen Vereins, öer
letzthin den einzclnen Vereinen gleichcr oder'ähiilicher Richtung-
wie er, eine Cxistenzberechtigung abgesprochen und namentliH
die Bezirksvereine in den verschiedenen Stadtteilen einer ab-
fälligen Kritik untepzogen hatte, wurde weiterhin lebhaft be-
sprochcn nnd in einer Kontroverse eingehender erörtert. Auf
der einen Seite war es besonders Stadtrat Krall, der für den
gcmeinnützigcn Verein eintrat, während auf der anderen Seite
Oberingcnienr Gamer das Verhalten des GemeinnützigeU
Vereins in dieser Sache durchaus nicht billigte, bei aller HoÄ-
achtung vor seinen sonstigen Verdiensten. Wie der VorsitzendV
bctonte, wolle der Westverein gerne mit dcm Gemeinnützigeä
Verein zusammengehen und gemeinsam handeln, wenn es i'!
gutem Einvernehmen geschehen könnc. Dem Verein Weststaw
liege es ferne, irgendwie konkurrieren zu wollen, ist jedow
fest davon überzeugt, datz seine Bestrebimgen nicht als unreis
nnd geiistcmdslos betrachtet werden dürften. Sehr wohl wisff
er, datz cinmütiges Zusammenhalten das Beste sei, deshaw
habe auch der Westvereiu, so teilte Herr Gamer weiter nrn-
nicht für sich, sondern gcmeinsam mit dem Verein Alt-Heidel-
berg cine Eingabe betr. die Fortführung der Main-Neckar-
Bllhn von Weinheim nach Heidelberg an die badische Kannn^
vorbereitet, dergestalt, datz sie schon in Kürze abgesandt we^
den könne. An den Ltassenbericht, der hierauf erstattet wurd^
nnd der Wahl von zwei Rechnungsprüfern schloß sich eine leb-
hafte Besprechung über eine Reihe die Fnteressen des Vereiu^
berührcnden Gegenstände. Der erste Vorwurf, den He^
Schäfer vorbrachte, richtete sich gegen die elektrische Stratzev(
bahn, deren übermähig rasches Fahren auf der Rohrbache);
Stratze nnd der hierdurch bedingten Verkehrsgefahr. Die traU-
rigen Zustände, die bei geschlossenen Schranken an der Rohe^
bacher Stratze das lange Warten mit sich bringen, geben Hefil
Louis Reitz Anlatz zu lebhafter Klage und lassen den Wunv-
laut werden, endlich einmal über das nun schon so lang
schwcbende Bahnhofsprojekt Gewihhcit zu bekommen. Weitci-
hin wurden dann auch wiederum die Frage angercgt. waru«
noch immer die Ruine der Kellcrschen Fabrik bestehe, der^
unschöner Anblick das ganze Stratzenbild verunziere. .A!,?
dringend erscheint ferner die Errichtung einer Bedürfnisanstu^
in der Nähe des Friedhofs. Bei der Berührung der BaU-
thätigkeit im westlichen Stadtviertel wnrden vielfache Klag^'
laut über Baukonzessionsversagungen, namentlich bei Häusefi^
die in der Rohrbacher Gemarkung liegen. Jn der AussprNx
hierüber, wie auch über die Stratzenverhältnisse wird eine "0
nachlässigung des westlichen Baubezirks seitens der Stadt b ,
klagt. *Fn Neuenheim werde viel grötzere Sorgfalt auf b -
Ausbau und die Stratzenpflastcrung verwendet, als in ^ ^
Weststadt. Da möge man nur einmal die Ringstratze
trachten, keiner könne behanptcn, datz der dort herrschofi^
schlcchte Stratzenzustand einer Stadt von der Größe
bergs entspräche. Als ein wciteres Moment der stiefnrntff g
lichen Behandlung der Weststadt sci auch die stete Erweiteril^
des ohnehin schon übergrotzen Friedhofs anzusehen.
Büchler befürworiete, dem Gedanken, Rohrbach einzUö ;
meinden, doch jetzt schon näher zu treten, die Gelegenhen
äutzerst günstig, zumal die Umlagen dort nicht sonderlich X-
seien. Leicht würden sich dann auch bessere Wege im j
bacher Walde, wie angestrebt, erreichen lassen. Herr H b t.K,
sprach üüer die Reinigung der Fußsteige nnd bemängelte
datz dies nicht von der Stadt, sondern von den Anivohue
ausgeführt werden müsse. Er wünsche auch, datz man » ^
nächst die schlechten Stratzen der Weststadt in Stand
möge, ehe man weiterschauende Pläne ausführe. Die xstg
des Herrn R ü b s a m e n, um bessere Waldzugänge vorn Wei^^
aus und im Anschlutz hieran seine Schilderungen Wec
trostlosen Anblick der verwüsteten Liegenschaften des
Mibdelkamp, mit denen sich ja auch der Stadtrat schon
öfteren beschäfiigt hat, entfesselten nochmals eine längere
 
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