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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
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Kauteleniveg zu einer Verständigung zu kommen. Jn der
nationalliberalen Partei schcine der Einflutz des Partcivor-
stands weit gereichr zu haben. Die Schutzleute durfren fiai
mit ihren Bcschtvcrdcn an jeden Abgcordneren, auch an einen
Sozialdcmokraten, ivcnden. Redner kommt eingehend auf den
Erlaß des Waldshuter Bczirksamts betr. die Kurpfuscherei der
Krankenschwestern zu sprechen, dcr thatsächlich eine^Vcrleum-
dung dcr katholischen Kranstenschwestern darstclle. Er sei er-
staunt, daß der Minister einen Gcrstlichen blotzstellte, in einer
Sache, die noch gar nicht entschiedcn ist. Die polirischcn
Aeußerungen des Ministers stimmen nicht mit der Parole dcs
Staatsministeriums überein. Jst denn Minister Schcnkel
Staatsminister oder setzt er sich jetzt schon rn Widerspruch
mit der Gcsamtregiernng? Dcr Minister spreche hcute so,
daß ihm allgemeiner Beifall gezollt werdcn konnte, andcrn
Tags in dersclben Sachc aber so, daß sich allgcmcincr Wider-
spruch erhebcn mußtc. Das sei bedaucrlich, die klarc Ans-
sprache gehöre auch zur Geradheit. Dennoch bcdanerc cr nicht,
dem Ministerium sein Bertraucn ausgesprochcn zu habcn. Dcnn
es sei dies cin Beweis, wie sehr gencigt das Zentrum ist, der
Regierung mit Bcrtraucn entgegcnznkommen. Schcnkel unter
einem Ministcrium Nokk war ctwas anderes, als Minister
Schenkcl untcr einem Ministerium Brauer. Dic Rcgicrnng
könnte wohl jeht schon eine bestimmtc, klare Stellung in der
Wahlrechtsfragc cinnchmen, zu der Landwirtschaftskammcr-
frage habe ja Minister Schenkel auch sehr schnell Stellung ge-
nommen. Die bcidcn größten Parteien seien jstzt in der Hanpt-
sache ciuig, es bestehen nur noch Differenzen bezüglich dcr
Wahl in den größercn Städten, die aber für ihn kcin Hindcr-
nis zur Verständigung bilden. Nach Amtsvorständen, die zum
Zentrum gehören, gcize er nicht, dcnn cin Zentrumsmann sei
für das Zentrum zu ncnn Zehntel verloren ,sobald cr cinen
Platz am Regierungstisch eingenommcn hat. Das Ministerium
sollte sich von den Wahlcn fernhalten, gleichviel, welchc Fragc
im Vordergrund dcs Jnteresses steht. Rcdncr erwartct schlictzlich
vom Minister, daß er das Amtsvcrkündigungsivcscn ander-
weitig regelt.

Ministerialpräsident Schenkel findet es eigentümlich,
daß man immer am Ton seiner Rede herummäkelt; wenn er
einmal ironisch wcrde, so sei das jedenfalls nicht bös gemcint.
Cs sei ihm nicht eingefallen, das Petitionsrecht der Schntzlcute
anzutasten: nur dagegen habe cr sich geivcndet, datz die Schutz-
leute ihre Beschwerdcn gcrade dem Vertreter einer Partei nn-
vertrauten, die sich bis jeht immer als die Gegnerin der sitt-
lichen und staatlichen Ordnung gezeigt hat (Rufe: Ohol
und Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Scine Politik
stehe nicht im Widerspruch mit dcr des Staatsministerinms.
Derr v. Brauer habe in seiner Rede nur eine Ergänznng des
Regierungsprogramms gefunden. Zur matericllen Scitc dcr
Wahlrechksfrage habe cr sich noch gar nicht gcäußert, sondern
nur im allgemeinen crklärt: Die Regierung ist nicht für cin
nnbcgrcnztes direktcs Wahlrecht: im Ucbrigen sage er: Sind
Sie nicht zu neugicrig! Die Prcsse halte er im Jnteresse
der Entwicklnng nnseres öffentlichen Lebens sür dringcnd
notwcndig; leider fehle cs im Lande an großen, kapitalkräf-
tigen Blättern, die auf der Höhe dcr Zeit stehen. Jm
Üebrigen anerkenne er gcrne, daß unser Zeitungswesen im all-
gemeincn gut ist, nnd daß das Publikum rasch und zuverlässig
Ner alle Vorgänge unterrichtet wird. Bei Beurteilung der
politischen Thätigkeit der Oberamtmänner sci zn bcdenkcn,
daß in Wahlzeiten schr häufig Rcden gehalten und Artikel
geschrieben werden, die man den Betreffenden nicht zutrauen
sollte. (Heiterkeit.) Von diesem Standpunkt aus müsse man
anch das bekannte Vorkommnis in Villingen betrachtcn, das
er sehr bedaurc. Wenn nichts weiter gegen die Oberaiiit-
männer vorgcbracht wcrden kann, als es Eichhorn gcthan, so
nnisse man sagen: Unsere Oberamtmänncr sind trcffliche Leute.
Dcr Minister geht auf die von Eichhorn vorgebrachten Bc-
schwerdcn dcs Nähercn cin und betont, daß dic Bezirksbeamten
für die soziale Frage ein sehr warmes Herz haben. Wo Miß-
stände vorliegen, itzcrde die Regierung thunlichst für Abhilfe
sorgen. Fn Znkunft werden die Namen der durch cinc Poli-
zeisacbe Betroffcncn im Polizeibericht nicht mehr vcröffentlicht.
Bei der Fabrikinspcktion sei ein praktisch durchgebildcter Ve-
amter angestellt, dcm Wunsche nach Bcizichung cines Arbeitcrs
könne nicht stattgegeben werden. Die Vervollständigung der
Jnteressenvertretungen durch Errichtung von Ärbeitskammern
stehe in AussiKt: zunächst müssc man das Ergebnis der vom
Reiche bereits" cingeleiteten Schrittc abwarten.

Nach pcrsönlichcn Bcmerkungen dcr Abgg. Gciß, Wacker
nnd Eichhorn wird die Beratung nm 2Z4 Uhr abgebrochen nnd
anf Donnerstag vertagt.

Baticrn.

Bc ünche n, 17. März. Der Verkehr auf den
L a y e r i s ch e n B a h n e n ist seit zwei Monaten derart
enorm, dasz er alle früheren Jahre bei weitem iiber-
trifft. Die Answeise sowohl bei Staats- als Lokal-
bahnen sind geradezri glänzend. Der Verkehr ist derart,
baß zur Bewältigunq des Wagenverkehrs am Sonntage
Güterzüge laufen und es bestebt jetzt schon Wagenmangel,
der sich voraussichtlich in den nächsten Monaten noch ver-
schärfen wird. Das ist der Beachtung wert, als man
sich gerade in der letzten Zeit, auch in der Abgeordneten-
kaminer, einem starken Pessimismus hingegeben hat.

Aus der Karlsruher Zeitunq.

— Seine Kömgliche Hobeit der Großherzog habm dem
Königlich Preußischen Nittmeister Jobst-Hermann Grafen nnd Edlen
Herrn zur Lippe-Biesterfeld-Weißenfeld. Eskadron-
chef im 1. Garde-Ulanen-Regiment, daS Ritterkreuz 2. Klasse mit
Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.

— Amtsrevident H. Bickel bei Großh. Bezirksamt Engen
wurde in gleicher Eigenschaft zu Großh. Bezirksamt Heidelberg

E—^'Expedrtionsassistent Gustav Lindenlaub in Basel zur
Verschung der Stationsverwalterstelle nach Schwackenrenthe vcrsetzt.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben die
Hofmusik-Accessisten Walter Schilling, Eduard Söllner
und Rndolf Feidner zu Hofmusikern ernannt.

Karlsruhe, 18. März. Der Grotzherzog kehrte
gestern Abend halb 11 Uhr aus Frankfurt a. M. hierher
zurück. Die Großherzogin blieb in Frankfurt über
Nacht, um heute Vormittag noch bei der Königin von
Schweden und Norwegen zu verweilen. Um Mittag begab
sich Jhre Königliche Hoheit nach Wiesbaden zum Besuch
bei der Großfürstin Konstantin Witwe, Mexandra von
Rußland. Heute Abend gedenkt die Großherzogin über
Frankfurt hierher zurückzukehren und um halb 11 Uhr
hier einzutreffen. Der Großherzog empfing heute Vormittag
den Staatsmintster von Brauer zu längerem Vortrag und
«ahm um halb 1 Uhr die Meldung des Oberleutnants
Äuhn in der Schutztruppe für Südwest-Afrika, bisher im
Königlich bayrffchen 4. Jnfanterie-Regiment König Wilhelm
von Württemberg entgegen. Nachmittags bis zum Abend
hörte Seine Königliche Hoheit die Vorträge des General-
leutnants und Generaladjutanten von Müller, des Majors
von Schwerin, des Geheimen Legationsrats Dr. Freiherrn
von Babo und des Legationsrats Dr. Seyb.

Ausland.

Ocstcrreich-Ungarn.

W i e n, 17. März. Bei den Ergänzungswahlen für
den Gemeinderat im 3. Wahlkörper wurden in sämtlichen
20 Bezirken die C h r i st l i ch s o z i a l en mit gro-
ßer ehrheit ge w ä h l t. Die Dentfchfortschritt-
ler hatten nnr in 5 Bezirken Kandidaten aufgestellt.
Tie Sozialisten hatten Wahlenthaltnng angekündigt.
Nnter den Gewählten bcfinden sich der Bürgermeister
nnd der Vizebürgermeister. Die Christlichsozialen be-
saßen bereits alle 46 Mandate des 3. Wahlkörpers.

W i e n, 18. März. Das A b g e o r d n e t e n h a u s
perhandette nach einem Telegramnr der „Frkf. Ztg."
über das B n d g e t p r o P i s o r t n m. S ch ö n e r e r
bespricht die Sprachenfrage nnd erklärt, die All-
deutschen werden jede Regelung verhindern, solange die
dentsche Staatssprache nicht anerkannt sei. Redner greift
die dentsche Obmännerkonferenz an nnd benierkt schließ-
lich, der Hauptsatz des alldeutschen Programms sei die
Anstrebnng eines solchen bundesrechtlichen Verhältnisses
Oesterreichs nnt Teutschlaiid, das die Erhaltung des
deutschen VolkstnmS sichert. Wenn der Präsident kürz-
lich dem Abgeordncten Eiscnkolb einen Ordnnngsrns er-
teilte, weil er anerkennend der Hohenzollern gedachte, so
Peranlasse ihn dics, im eigenen nnd irn Namen der Par-
tei seine Rede zu schließen mit einem Hoch und Heil
anf die H o h e n z o l l e r n. (Stürmische Heilrufe
und Beifall bei den Alldeutschen. Lebhafte Entrüstungs-
nnd Pfnirufe rechts. Große Bewegung. Ernente all-
deutsche Nnfe: Heil Hohenzollern!) Die C z e ch e n Per-
langen den Ordnnngsruf für Schönerer. Ein radikaler
Czeäie singt: „Heil dir im Siegeskranz!" Der Präsident
rnft den Abg. Schönerer ivegen des die Gefühle
jedes Patrioten perletzenden Schlnßpassus zur Ordnnng.
Beifall rechts. Die Älldeutschen rnfen dem Präsidenten
zn: Schämen Sie sich! nnd brechen dann in nenerliche
Hcilrnfe aus. Stein rnft: Hurrah Hohenzollern.) Unter
anhaltender Bewegung und Unruhe spricht dann der
Sozialdemokrat Nieger. Nach ihm erwidert der
Jungczeche Kramarz auf Schönerer's Auslassnngen.
Er sagt, Schönerers Programm führe natnrgemäß zn
seinem Schlußrufe. Die deutschen Parteien aber und
die Regierung müssen gcgcn das alldentsche Programm
auftreten. Es genüge nicht, Schönerer abzuschütteln. Man
müsse andere Politik machen. Während der Rede von
Krammarz kommt es zu eineni Znsammenstoß zwischen
Alldentschen und Czechen. Aus den Zwischenrnf der
Czechen „Reichsstädter", ruft der alldeutsche Stein:
„Schweigen Sie, schwarzer Rastelbinder". Czeche Dyk
zu Stein: „Sie sind ein gemeiner 5lerl, Sie gehören
nicht herein". Stein: „Der gemeine Kerl fällt anf Sie
znrück,' darüber werden wir übrjgen.s noch reden."
Berger ruft: „Es wird gleich Ohrfcigen regnen!"
PosPischil: „Sie werden selbst Ohrfeigen bekommen
nnd vielleicht von mir." Allmählich tritt Rnhe ein.

Bclgien.

— Es giebt in Belgien insgesamt 2221 K l ö st e r,
nämlich 1961 Frauen- und 270 Mnnnerklöster. Der
Wert des von den Klosterlenten selbst bewohnten und ver-
walteten Eigentums ist katastermäßig geschätzt anf
612 617 000 Franken. Der Wert desjenigen in Gebäu-
den und Grundbesitz bestehenden Eigentums, das an
dritte vermietet oder verpachtet ist, wird katastermäßig
anf 117 411 000 Franken geschätzt. Das Material, die
Möbel, Kunstwerke re. stellen den drei verschiedenen Ge-
sellschaften abgeschlossenen Vrandversichernngen zufolge
einen Wert von 366 418 000 Franken dar. Rechnet man
dazn noch die riesenhafte Summe der Kapitalwcrte, so-
wie die aller derjenigen Gebände, die nnter dem Namen
pon dritten zum Eigentnm der Klöster gehören,nnd das
große Baarvermögen derselben, dann mnß man zugeben,
daß ein großer Teil des belgischen Nationalvermögens
in der sogenannten „Toten Hand" sich befindet.

Asien.

Hongkong, 18. März. Nachrichten aus Kwangsi
zufolge, dehnt sich der Aufstandmit großer Schnel-
ligkeit über die drei Provinzen Kwangsi, Kwangtsu und
Aunan aus. General Ma, der mit Truppen von Canton
abgesandt wurde, geriet bei Fangtscheng ins Gefecht. Die
Schlacht dauerte zwei Tage und schließlich wurde der
General Ma gezwungen, sich zurückzu ziehen.
Die Aufständischen bemächtigten sich der Stadt Fang-
tscheng, die sie zu ihrem Hauptquaitier machten. Die
Mandarinen wurden entweder getötet oder gefangen ge-
nommen, die Stadt geplündert. Jn einem Brlefe aus
Tsenpak, welches 50 Meilen von Kwangtschou liegt, wird
gemeldet, daß dort aus Furcht vor den Aufständischen alle
Geschäfte stocken. Der General Su, der bei Lientschou
steht, und General Ma, der jetzt bei Kaotschou steht, war-
ten beide auf Verstärkungen und möchten ihre Streitkräfte
vereinigen, aber die Aufständischen halten alle Ge-
birgspässe besetzt, um eine Vereinigung zu ver«
hindern und den aus dem Jnnern des Landes kommenden
Proviant wegzunehmen. Zahlreiche kaiserliche Trup-
pen schließen sich den Aufständischen an, um an
der Plünderung teilzunehmen und höheren Sold zu er-
langen. Kommandant der Aufständischen ist Hungming,
ein Verwandter Hungsutschwengs, des bekannten ehemaligen
Führers des Taiping-Aufstandes.

Amerika.

New - Uork, 18. März. Die S ch i s f s s u b v e n-
ti o u s - V o r I a g e, durch welche acht Millioneu Doll.
jährlich sür Dampfer uud Segelschisse über 1000 Tons
ausgeworsen werdeu, ist zwar im Senat angenommeu
wordeu, aber es dürfteu der Bill im Repräsentauten-
hause große Schwierigkeiten bereitet werden, da der Spre-
cher uud viele andere einflußreiche Republikaner dagegen
sind.

Aus Stadt und Land. _

H e i delberg, 1S. März.

* Nationalliberale Partei. Wir machen nochmals aufmerk-
sam auf die heute Abend 8'/, Uhr im Gartensaale der Harmonie
stattstadende nationalliberale Parteivers^mmlun g,
in der unser ReichStagSabgeordneter Oberamtmann Beck über

die Reichstagsberhandlungen nnd den Zolltarif sprechen wird-
Man darf hoffsn. daß das rege Jnteresse, das diese Angelegen--
heiten beanspruchen können, in recht zahlreichem Besuch der Ver-
sammlung seinen Ausdruck fiiidet.

X Von der Sternwarte Um d:n neuen Stern iw
Perseus hatten sich, wie schon vor längerer Zeit mitgete"«
Nebelmassen gebildet, die sich radial von ihm fortbewegten. Eine
neue vierstündige Aufnabme mit dem Brnceteleskop unserer
Sternwarte zeigt nun, daß die frühuen Knoten zwar schwächer
geworden sind, daß sich gegen Südwest aber eine neue Zone he^
len Nebels gcbildet hat, die sich anf den Platten weiter zurua
verfolgen läßt und die Mitte November v. I. zuerst auS der
Stern'cheibe berai>sgetret-n war.

X DeiUscher Verband Kanfmännischer Vereine. DeM süi
12Jahren bestehendcn Dentschen Verbande Kaufmännischer Vereine,
(Vorsitzender Carl Ludwig Schäfer, Frankfurt a. M.), welchec
mit der 1890 von ihm veranlaßtcii auitlicheii Umfrage über die
Arbeitsverhältuisse im Handelsgewerbe ven Beginn sozialer Re-
formeu in letzterem einleitete gehören nach dem jüngst erschieneneN
Vcrzeichnisse zur Zcit 107 Vereine in allen Teilen Dentschlands,
darimter anch der hiesige Kaufmännische Vcrein (gegr. 1886). M»
insgcsamt 83 266 Mitgliedern an. Die bisherigen Arbeiten des
Vcrbandes betr. Abünderung ces Haudelsgesetz'buches, der Ge-
werbeordiiiiug, des Krankcn- und Jnvalidenversichernngsgesetzes,
betr. Errichtung kaufmännischer Schicdsgerichte u. s. w.' begrüu-
deten iin Wesentlichm das inzwischcn von der Gesetzgebimg EY
reichte oder zn Erwartcnde. Der Verband tritt iinnmehr für d>e
tchon vor emer Ncihe von Jahren von ihin behandelte SchaffuUS
von Handclsinspektionm in einer Eingabe an das Reichsamt des
^nnern eiu. Die Begrnndnng derselben mtspricht dem vom Ver'
baude stets eingmommmm Standpnnkte. daß das gutc Verhältnis
zwischcn Geschüftsinhabcrn und Gehilfm znm Wohle des dentscheu
Handelsstandes kräftig zn fördern nnd darnm anch friedenstörcndeiN
Verhalten sozial rückständiger Gcschäftsinhaber entgegenziltreteu
sei. Jn emcr weiteren Eingabe wurde die Notwcndigkeit der Ew
haltiing der kaufm. freien Hilfskasseu als Mttträge: der zwattgs'
weisen Krankenversicherung dargelegt.

X. Stadtvcrordneten - Ergänzungswahl. Jn der gestrigeu
Wahlvvrversammlung der Stadtverordnetcn wurden vie'r K'aud^
datcn borgeschlagen, von denen die Herren Friedr. Oeldorst
nnd Dietrich S ch n fer die meisten Stimmen erhielten. Dirll
beiden Herren iverden also am Montag Nachmittag den Stadt-
verordnetn zur Wahl Vvrgeschlagen werden.

** Jm Neckarschlamm vcrsunken bis an die Brnst waren
gestern Nachmittag zwei Pferde eines hiesigen Fuhrunternew
mers, die beim Haarlaß zum Schuttfahren vcrwendct wurden-
Nur mit groszer Mühe konnten die Pferde ans der bedenkliche>'
Situation erlöst werden.

-s- Polizcibericht. Zwei Frauenzimmcr wurden wcgeu
Umherziehens und drei Arbeiter wegen Bettelns verhaftet-
Zur Anzeigc kamen vier Personcn wegen Unfnqs n>'d
zwei wegen Körperverletzung.

Mnnnheim, 18. Mnrz. lV o l lv'e r s a mm l u n g d e
H a n d w e r ksk a mm c r Mannheim.) Heute Nastü
miktag 3 Uhr fand die 4. Vollversammlung der HandwerkskaNs"
mer Mannheim statt. Die Feststellung der Präsenzlistc crgab d-e
Anwcsenheit der sämtlichen Mitgliedcr der Kammer. Bor
Emtritt in die Tagesordnung fragte Hcrr Frmc r-Mannheir«-
aus welchcm Grundc dem Protokoll über dic letzte VollversawM'
lnng die Verhandlungcn über die Abschaffung dcs MitteE
preisverfahrens nicht anfgenommen wvrden seien. Herr Kanst
mersekrctär Haußer erwidcrt, dic Frage habe nicht auf der
Tagcsordung der Sitzung gestanden, nnd sei nur während dcn
Dcbatte ausgeworfen worden. Einc genaue stenographisw^
Wicdergabe der Verhandlungen sei abcr in dem Protokoll uw
möglich. Herr Jrmer stellt den Antrag anf Ergänznng dc---
Protokolls, jedoch wird derselbe abgelehnt. Sodann nahm Hew'
Ämtmann Frech das Wort, nm nuf die Beschwerdc des
Herrn Metzgcrmeisters Daniel Groß in dcr letzten VollveW
sammlung zurückzukomnien, in der dicser seinem Bedauc^
Ausdruck gab, daß er bci den Verhandlungen über den Zptr
taris im Ministerium in Karlsruhe nicht zugezogen wordcn stß
Durch die Petition des Fleischerverbandes sei aber dic
gicrung über dic Wünsche des Fleischergewerbes genügend uM
terrichtct gewesen, sodaß sie eine Bernfung des Herrn Grav
nach Karlsruhe nicht mehr für notwendig gehalten habe. Dw'
Vorsitzende, Herr Herrmann, macht Mitteilung uber d^
Thätigkcit dcr Beanftragten, welche das Lehrlingswesen
Handwerkskammerbczirk zu überwachen habcn. Hiernach s"1^
bis jctzt 26 Ortschaften besucht worden, in denen 321 Betricve
rcvidiert wnrden. Von diesen hattcn 2SS ihre Lehrlingc eu(!
gemcldct. Es geht hieraus hervor, daß der Besuch der uow
ausstehcndcn Orte durch den Beauftragten notwendig ist. ^
sei deshalb empfehlenswcrt, eine Dienstinstruktion für den Ve'
auftragtcn zu erlassen. Herr W i e p r e ch t - Eberbach kstu'lb.'
daß ein cinziger Beauftragter zu wenig und auch zu kostspie'w
ist. Der Vorsitzende, Herr Herrmann, crwidert, die Kairwst
sei jetzt derart mit Arbeiten überlastct, dah die von dem eine
Bcauftragten täglich einlaufenden Revisionsberichte kauM bs'
wältigt werden können, sodatz es nicht ratsam war, mchr tw
einen Beauftragten anzustellen. Zu der Angelegenheit spraw^

noch die Herren Loe - Heidelbcrg, I r m e r - Mannhcuw

H e l f f r i ch - Heidelberg, Krauth - Eschelbronn "U ,

Hcrr m ann - Mannheim. Letzterer teilt mit, daß sich usj.
bic in den Zeitungen crlassene Annonce Niemand gciuei'
hat. Anf Vorschlag des Herrn Helffrich - Heidelberg sei daU
Herr Schcerer-Heidelberg als Beauftragter angestellt worde '
Hiermit schließt die Debatte. Das Weiterc wird dem ,
ständ überlassen. Dic Dienstanweisung für die Beauftrag-
wird genehmigt. Beim zweiten Punkt der Tagesorduu'o.
„Bericht.über die Konferenz der vier badischen Kammern '
Großh. Ministerium dcs Jnnern" crstattet der VorsitzeNEj
Hcrr Herrmann, das Rcferat. Die Konferenz hatte die
setzung einer gemeinsamen Gesellenprüfungsordnung sür
ganze Großherzogtum, sowie die Fesstetzung gemeinsamer
schriften für dic Regelung des Lehrlingswesens znm EE
stcmde. Der Vorsitzende empfiehlt die Annahme der bw
vom Großh. Ministerinm des Jnnern ausgearbeiteten l' Z
lagen, die ohne wesentliche Debatte erfolgt: Äuf Vorschlag
Vorsitzcnden wi'rd ferner beschlossen, dcr Anregung des
Ministeriums zuzüstimmen, den Gesellen, welche die Eeseu
prüfnng bestandcn haben, Lehrbriefe mit Diplom auszustc'

Der Beirag für Lehrbrief und Diplom werde sich auf 60 1 ,
das Cxcmplar stellen. Der dritte Puukt der Tagesordnu -
betrifft die Errichtung der Prüfungsausschüsse für die Annav
der Gesellcnprüfung. Das Referat erstattet Herr Kaium,^
sekrctär Haußer aist Gruud dcs gedruckt vorliegenden ^^rö ^
nisses dcr aufzusteliendcn Prüfungskommissionen. . Jede r
mission muß bestchen aus dcm Vorsitzenden, 2 MeisterbeU v j
nnd zwei Gesellenverirctern. Ueber den Gegenstand eust
sich eiue längere Debatie, in der eine Anzahl von
in Vezug auf den Sitz der Prüfungskommission nnd wre
sammensctznng vorgebracht werden. Der Haushaltung-l^b
von 1902—03 wurde in Ausgaben und Einnahmcn
27 600 M. festgesetzt. Bei der Neuwahl des 1. Borsttze
an Stelle des verstorbcnen Sattlermestters Aulback» iv M
Herr Spenglermeister Leonhard mit 14 Stimmen gew
9 Stimmen fielen auf Herrn Zimmermeister Herrmaui-^
8E. Mannheim, 18. März. (S ch n e i d e r st r e 1 -
Eine von ca. 400 Schneidern besuchte Versammlung beiw ^
die Arbeit nicderzulegen. Ieder Cinzclne derpflichtcte
auf Ehrenwort, uicht eher die Arbeit Ivieder aufzuncy
bis die Forderungen der Arbeiter bewilligt sind. , x--

8E. Karlsriihc, 18. März. (Bestrafte Uuvo
 
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