Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
Nr. 51-74 (1. März 1902 - 29.März 1902)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0537

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Aufklärung. Stein sagte darauf ?>u Dyk: Betrachte»
Sie sich als geohrfeigt; Sie ehrloser Auskueifer! Dann
rannte L-tein in den Sitzungssaal nnd rief während der
Rede Erlers über Hochschulen wiedcrholt: Abgeoröneter
Dyk ist ein ehrloser Auskneifer, den ich nächstens mit der
Hundepeitsche traktieren werde! (Großer Lärm im Hanse.)

Aus dem Werichl üöer d.rs Sisenöaynvttdget.

Mit den halben K i l o m e t e r h e f t e n hat die badi-
sche Eisenbahlwerwaltung, wie schon kurz erwähnt, außerordent-
lich günstige Erfahrungen gemacht. Jn dcr Zeit vom 1. Juni
bis mir 30. November 1901 wurdcn bei badischen Stationen
an Kilometerheften 8. Klasse berkauft: 4100 Stück zu 1000
Kilomcter und 117 000 Stück zu 500 Kilometer. ivährcnd
im Jahre 1900 nur rund 80 000 Stück zu 1000 Kilometer
abgeseht wurden. Der Gesamtabsatz an Kilomcterheften dritter
Klasse ist somit im Jahre 1901 in der angegebenen Zeit um
78 000 Stück gestiegen, wobei der Absatz an Kilometerheften
zu 1000 Kilometer um 39 000 Stuck zurückgegangen ist. Der
Gesamtabsatz vom 1. Juni bis 30. November 1900 gestattet
Reisen von 80 000 000 Kilometer gegenüüer von 99 500 000
Kilometern in der gleichen Zeit des Jahres 1901. Hieraus er-
giebt sich, dasz cine erhebliche Anzahl von Reisenden, die sonst
Hefte zu 1000 Kilometer inne hatte, nunmehr solche zu 500
Kilometer kauft, daß aber auch die Benützung der Kilometer-
hefte im ganzeil steigt. Bei den Vorteilcn, die das Heft zu
500 Kilometer gegenüber demjenigen zu 1000 Kilometer bietet,
ist Lies auch leicht erklärlich. Durch die Hefte zu 600 Kilo-
meter ist dcm Reisenden nicht nur der Vorteil gewährt, dasz
er den Fahrpreis für 1000 Kilometer nunmehr in zwei Teil-
zahlungen entrichteil kann, sondern es wird ihm, da die Giltig-
keit der Kilometerhefte zu 500 Kilomctcr gleichfalls ein Jahr
beträgt, ermöglicht, 1000 Kilometer anstatt innerhalb Jahres-
frist zum gleichen Preise, wic frühcr, jctzt incrhalb zweier
Jähre abzufahren. Für den Dienstbctrieb ist infolge dessen
erhebliche Mehrarbeit entstanden. Jn der Budgetkommission
wurden Zweifcl dariiber geäutzert, ob die Benutzung eines
Kilometerhcftes auch solchen Personen, welche sich bei dem Jn-
haber dessclben zu Besuch aufhalten und im Zusammenhang
hamit dössen häusliche Gemeinschaft vorübergchend teilen, wäh-
rend der Dauer ihres Besuches gestattet sei. Die Großerherzog-
liche Regierung hat auf eine entsprechende Anfrage erwidert,
nnter dic mit dem Heftinhaber in häuslicher Gemeinschaft
zusammenlebenden Personen seien guch die vorübergehend in
dessenHäuslichkeit aufgenommenen Besuche zu rechnen.Daher sei
den bcim Jnhaber des Heftes sich zu Besuch aufhaltenden Per-
sonen während dcr Dauer ihres Besuches die Benutzung des
Kilometerheftes gestattet. Nach Mitteilung der Groszherzog-
lichen Regierung cnthalten dic Vollzugsbestimmungen zu den
Larifvorschriften über die Ausgabe von Kilometerheften eine
Lezügliche Bestimmung. Nach Ansicht der Kommission wäre
es aber erwünscht, wenn diese Bestimmnng anch in dem, dcm
Äilometerhefte aufgedruckten Ausznge ans den Tarifbestimmnn-
gen, der dem reisenden Publikum die Möglichkeit entsprechen-
der Belehrung bieten soll, anfgenommen werden würde.

Die Einführnng der 45tägigen Gültigkeit der Rkckfahr-
karten, die auf den süddeutschen Bahnen am 6. Juli vorigen
Jahres in Kraft getreten ist, hat sich ohne Schwierigkeiten
vollzogen. Da Staatsbahnen, welche nach Einführung der
45tägigeil Giltigkeitsdauer der Rückfahrkarten einen grotzen
Teil der Rnndreisekarten, Sommerkarten nnd besonderen Tax-
ermätzigungcn für Ausstellungen, Teilnahme an Kongressen,
Festlichkeiten usw. aufhoben, nicht angeschlossen haben, so hat
die neue Einrichtnng dem Publikum nur Vorteile gebracht,
nnd sind Klagen aus Kreisen des Publikums daher nicht laut
geworden . llnterschleife durch mitzbräuchliche Benützung von
Rückfährkarten sind bisher nicht entdeckt worden. Die 45-
tägige Giltigkeit der Rückfahrkarten hat, wie dies in der Natur
der Sache licgt, eine Zunahme des Verkehrs auf Rückfahrkarten
aus Kosten des Absatzes an einfachen Fahrkarten gebracht. Jn
welchem Umfange der Verkehr auf Rückfahrkarten gewachsen,
jener auf einfache Fahrkarteil gefallen ist, lätzt sich zur Zeit
auch nicht annähernd bemessen, da das nötige Abrechnungs-
maierial noch nicht vorliegt. Eine genaue Statistik hierüber
kann indessen nicht aufgestellt werden, weil im badischen Bin-
menverkehr besondere Rückfahrkarten nicht aufgelegt werden,
vielmehr die einfachen. Karten der nächsthöheren Klasse als
Ruckfahrkarten der niederen Klasse ausgegeben werden. Soviel
steht aber jetzt schon fest, daß seit Einführung der 45tägigen
Giltigkeit der Rückfahrkarten in ziemlichem Umfange an Stelle
zusamniengestellter Fahrscheinhefte Rückfahrkarten gelöst wer-
den. (Abnahme der zusammenstellbaren Fahrscheinhefte 32,7
Prozent.)

Die Durchführung der Bahnsteigsperre ist in der
Weise gedacht, datz im allgemeinen die zu den Bahnsteigen
führenden Thüren dcr Warteräume geschlossen und die Ab-
schrankungen vor den Warteräumcn selbst offen gehalken werden,
so datz das Publikum freien Eintritt in die Warteräume hat.
Erst angcmesscne Zeit vor Ankunft eines Zuges wird die Sperr-
einrichtung geschlossen, die in den Warteräumen befindlichen
Reisenden werden kontrolliert, sodann die Thüren gegen die
Bahnsteige geöffnet und von da ab bis nach Zugsabgang die
Sperre selbst hedient. Abgesehen von größeren Bahnhöfen
fällt hier die Bedienung besonderer Ausgänge nur bei stärkerem
Verkehr nötig. Auf kleinen Stationen, die nur einen Warte-
saal besitzen, wird die Prüfung der Fahrkarten am zweck-
mätzigsten an der zum Bahnsteig führenden Wartesaalthüre
ausgeübt. Autzer den mit gültigen Fahrkarten versehenen

nun — nun braucht er, der mich so licü hat, nicht mchr
so thöricht stolz zu sein. Glauben Sie nicht, datz ihn das
freuen wird?"

„Soll ich ihn fragen?" Jn diesem Augenblicke säh und
hörte Zarnow nur eins, nur Juanitas Angesicht, nur ihre
von Zärtlichkeit durchbebten Worte.

„Wissen Sie seine Antwort nicht voraus?"

Zarnow zog das schöne Z^ädchen an sich, sie widerstrebte
nicht und lag, von seinem Arm umschlungen, an seiner Brust,
feine Lippen brannten auf ihrem Munde und fanden hingebende
Erwiderung.

„So hast du mein Geheimnis erraten," fragte er, als er
wieder zu Worte kommen konnte.

„Das war nicht so schwer. Jch wutzte es seit Pfingsten.
Vorher —" ein schalkhaftes Lächeln huschte über Jnanitas
Züge — „vorher hast du es gar nicht bcmerkt, datz deine
Schülerin kein häßliches Ungeheuer wäre."

„Kleine Eitelkeit! Gläubst du das wirklich? Jch habe
meine Schülerin immer für ein wunderholdes Märchenkind
-gehalten. Aber das durfte ich ihr doch nicht sagen."

„Warum nicht? Jch hätte es nicht übel genommen. So
etwas nimmt kein Mädchen übel," sagte sie altklug.

„Jch werde es schon noch nachbolen," scherzte Zornow, indem
er einen zärtlichen Kutz auf ein schwarzes Haarlöckchen drückte,
das sich rebellisch an dein weitzen Halse ringelte. „Aber nun,
tvas ist das mit deiner Neuigkeit. Es will mir noch nicht recht
einleuchten, datz es so sein könnte, wie du gesagt hast. Warum
sollen die Gelder und Diamanten aus der „Donna Loisa"
nicht dir gchören?"

„Ja, umgekehrt, du thörichter Mensch, warum sollen sie
mir gehören? Aber diese Frage ist unnüh —- denn es ist je-
mand da, dem sie gehören."

„Unniöglich, wer hat dir das eingeredet, Kind?"

„O, du brauchst dir auf deine paar Jahre gar nicht so
viel einzubilden, datz du mich Kind nennst. Jch bin sechszehn
Vahre alt l"

Neisenden soll auch andcrcn Personen die Möglichkeit des Zu-
tritts zum Bahnsteig eröffnet werden geg'en Lösung sogenannter
Bahnsteigkarten zur Taxe von 10 Pfennig. Mit der Durch-
führung der Bahnsteigsperre soll <wie schon des Näheren ange-
geben) zunächst auf den durchgehenden Hauptlinien und den-
jenigen wichtigeren Seitenstreckcn vorgegangen werden, die
an Strecken der Nachbarbahnen anschlietzen, auf denen die
Sperre bereits besteht, oder gleichzeitig eingcführt werden
soll.

Seit dem letzten Landtag sind in der B e s e i t i g u n g der
crsteu Wagenklasse keine weiteren Alwrdnungen er-
folgt. Auf deu im letzten Jahre neu eröffneten Strecken
Neustadt-Donaueschingen und Waldkirch-Elzach führen sämt-
liche Züge nur die zweite nnd dritte Klasse, wie oie Anschluß-
züge der Höllenthalbahn und der Bahnlinie Denzlingen-Wald-
kirch. Auch in den Zügen der neu eröffneten Strecke Ober-
uhldingen-Unteruhldingen ist nur die zweite und dritte Wagen-
klasse vorgesehen. Seit dem 1. Oktober 1899 führen die Züge
244 und 247 auf der Strecke Karlsruhe-Eppingen wicder die
erstc Magenklasse, weil sich in diesen ZLgen ein dnrchgehender
Wagen erster und zweiter Klasse Nürnberg-Metz befindet.

Jn der Budgetperiode 1900—1901 wurden von der badi-
schen Eisenbahnverwaltung bezogen: 173 Lokomotiven und Ten-
der, 222 Personen- und 1263 Güterwagen. Mit Befriedi-
gung nahm die Budgetkommission davon Kenntnis, datz auch
diesmal wieder ein großer Teil des Bedarfs in Baden selber
gcdeckt werdcn konnte. Es haben nämlich geliefert: Schmieder
und Mayer in Karlsruhe 84 Personen- und 480 Güter-
wagen, H. Fuchs in Hcidelberg 49 Personen- und 383 Güter-
wagcn, bie Waggonfabrik Rastatt 44 Personen- und 270
GLterwagen, fermer die Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe
63 Lokomotiven und Tender.

Gegen die Vermehrung der Cxpeditions- und Telegraphen-^
assistenten von 325 auf 365, der technischen Assistenten und
Hauptmagazinsmeister von 53 auf 64, der Material- nnd
Hausverwalter, Zeichner und Werkmeister von 19 auf 29, der
Filialmagazinsmcister, Werkführer von 56 auf 59, der Bahn-
meistcr, Telegraphenmeister, Stationsmeister von 164 auf 179,
der Lokvmotibführer von 655 auf 625, der Zugmeister von 137
auf169, derStationsvorsteher undHafenmeister Von46 auf49,der
Bureauassistenten bon 121 auf 150, der Kanzleiassistenten
Billetdrucker, Magazinsaufseher, Rechnungsführer (Wcrk-
schrciber) von 64 auf 77, der Stationsaufseher, Oberschaffner
und Wagenrevibenten von 353, auf 401, der Kanzlei- und
Kassendiener von 13 auf 15, der Lokomotivheizer und Heizer
im Generaldirektionsgebäude von 491 auf 691, der Wagen-
wärtcr, Pförtner und Bureaudiener von 376 auf 407, der
Schaffncr von 288 auf 300 und der Bahn- und Weichenwärter
von 1616 auf 1666, sowie gegen die beabsichtigte etatmätzige
Anstellung von drei Maschinisten bei den grötzeren elektrischen
Zentralcn hat die Budgctkommission im Hinblick auf die Er-
läuterungen, wclche die Grotzherzogliche Regierung den betref-
fendcn ?infordcrungen beigegeben hat, keine Bcdenken zu er-
heben.

Der L o k a l z u g s v e r k e h r ist in den letzten Jahren
in Baden autzerordentlich gestiegen. Es wurden ausgegeben:
Jm Jahre 1886: 327 619 Stück Fahrscheine im Werte von
41 929 Mark, im Jahre 1901 dagegen 3 652 109 Stück im
Werte bon 690 960 Mark. Diesc Angaben gcbcn aber noch
kein vollständiges Bild der wirklichen Benutzung der Lokal-
züge, sie ist noch grötzer, da die Lokalzüge im weiten Umfang
auch mit Arbeiterwochenkarten, Zeitkarten, Fahrscheinbüchern,
Kilometerhcften und mit Rückfahrkarten benutzt werden.

Kleine ZeiLung.

— Geschichten vom Elch läszt sich das Meineler Dampf-
boot aus Kallningken berichten. Nach der Eindeichung,
so wird erzählt, verlassen zahlreiche,Elche die weltentle-
genen Wälder und Hafswiesen und treten in das einge-
deichte Gebiet über, um im Frühjahre wieder in ihre
heimatlichen unwegsamen Gefilde zurückzukehren. Furcht
und Scheu sind dem Elch unbekannte Begriffe, erhobenen
Hauptes schreitet er gemächlich daher, unbekümmert uni
Mensch und Tier uud was soust noch in seine Nähe
kommt. Alls lebeuden Wesen, einschließlich der Herreu
der Erde, scheint er für Lebewesen niedrigsten Grades zu
halteu, so wenig schenkt es ihneii Beachtung. Aber die
Laudwirte des Memeldeltas sehen ihn lieber geheu als
kommen. Jm beuachbarten Derwehlischken hatken eine
Änzahl Elche ihr Hauptyuartier für lange Zeit aufge-
schlagen. Die Besitzer hätten das, selbst wenn sie die
Elche nicht gesehen hätten, an ihren Setzweiden, an den
zerrissenen Drahtzäunen und an der stellpnweise ausge-
tretenen Wintersaat leicht merken können. Doch ließen
sie sich diese Schäden noch gefallen, wenn nicht auch mit-
unter ein gelegentliches Renkontre mit diesen von der
Kultur noch immerhin wenig beleckten Waldbewohnern
zn befürchten gewesen wäre, in dem letztere gewöhnlich
Sieger bleiben. Vor kurzem hört ein Besitzer der Ort-
schaft seine Hofhunde anschlagen, und als sie immcr wei-
ter kläffen, will er nach der llrsache sehen. Auf dem
Hofe findet sr eine Elchknh, die sich mit zwei Kälbern dort
gelagert hat — ein wunderhübsches Jdyll, das aber
in diesen Rahmen durchaus nicht hineingehört. Er will

„Was du sagst! Man .denkel Ganze sechszehn Jahre! Dcr
mutz man ja Ehrfurcht empfindenl"

„Das wollte ich mir auch ausgebeten habenl Uebrigens geh
nnr zu Onkel Gerard, der wirü dir schon auseinander setzen,
wie cs mit dem Gelde zusammenhängt. Er kam vorgestern
zn inir und war ganz verblüfft, als ich inich über seine Mit-
teilung ganz närrisch freute. Denn er konnte natürlich nicht
wissen, dah mir gleich ein gewisser jemand einfiel, der es
gar nicht verdient, dah das Kind um ihn schlaflose Nächte
hat."

DaK war ein Stichwort, auf das Zarnow keine andere Er-
widerung wußte, als datz er den schmollend aufgeworfenen Mund
auf die bekannte praktische Weise schlotz.

„Nun erzähle weiter," bat er, als die kleine Exekution
abgeschlossen war.

Onkel Gerard ist eigentlich durch Herrn Friedrichsen
darauf gekommen, datz das Geld gar nicht mir, sondern einer
Familie Dessoudre gehören könnte. Denke dir nur, Herr
Friedrichsen hat in Toulouse einen Herrn ausfindig gemacht,
dcr an Bord der „Donna Loisa" gewesen ist. Dem kann das
Geld gehört haben."

„Möglichkeit ist nicht Gewitzheit."

„Es soll aber sehr wahrscheinlich scin, datz er der Eigen-
tümer ist. Onkel Gerard konnte mir nicht mehr sagen, aber
er wollte nur deine Rückkehr abwarten, um der Sache auf den
Grund zu gehen."

„Jn Toulouse soll der Mann leben?"

„Ja, in Toulouse. Weißt du noch, wie du einmal so böse
warst, weil ich sagte, Toulouse liege an der Rhone? Da
machtest du ein ganz entsetzlich ernstes Gencht und-sagtest
erstens heitzt es nicht die, sondern der Rhone, und zweitens
liegt Toulouse an der Garonne und nicht an der Rhone."

„Das weißt du noch?"

„O das weitz ich noch sehr gut. Jch war immer so betrübt,
ivenn du so ernst und dabei zugleich so spöttisch warst."

„Mein herziger Liebling. Du sollst Lber mich niemals wie-

deun auch svfvrt bou seiueiu Hausrechte Gebrauch macheio
da wendet sich das Blatt uud der rechtmäßige Besitzer
des Gutes inuß sich, der Not gehorchend, nicht dem eigenei
Triebe, rückmärts konzentrieren, in einen Stall hinelN-
Gegenwärtig ist besagte Elchkuh mit ihren beiden KleineN
bei den Bewohnern von Derwhlischken uoch immer uf
respektvollem Anseheu. Nicht allein, daß die Schulkinder
eine Begegnuug mit der „bösen Alten" fürchten, aual
die Erwachsenen haben ein unbestreitbares Recht hierM
znmal in der Dunkelheit. So ist es denn gekommen, dav
in Derwehlischkcn mit Eintritt der Dunkelheit Alt n»u
Jung am liebsten in seinen vier Pfählen bleibt; wer
aber gezwungen ist, während der Dunkclheit zu wanderist
versieht sich mit einem Revolver und die zn nnd von
Hofarbeit gehenden Arbeiter rüsten sich gewöhnlich nn
langen Heugabeln aus. ' „

— Aus Kiildermiiiid. Jn der „Täglichen Rnndschan
erzählt eine Lstntter folgende hübsche Anekdoten: Meinei
Kindern crzählte ich öfters biblische Geschichten, und asi'
ich neulich versnchte^ ihrem kindlichen Berständnis hi
Erzählung Vvn der Speisnng der 5000 Mann mit fuw
Broten und zwei Fischen klar zn inachen, zeigte mir dl
Antwort meines sechsjährigen Rudolf, wie weit mir dchf
gelungen war. Auf meine Frage: „Nicht wahr, dn
Speisung so vieler mit zwei Fischen war doch ein grow-
Wunder?" erhielt ich die beruhigende Antwort: „Äch, dw'
waren sicher zwei Walfifche." — Einnial hatte ich Desnu>
von einem kleinen Neffen, den ich anf seinen d.riilgendef
Wnnsch Sonntags mit in die Kirche nahm. Als d>
Orgel ertönte, fragte er, was denn die Lelite singen, uN„
als ich ihm den Choral: „Gott sei Dank dnrch alle Welt-
vorsagen wollte, fiel er mir gleich sehr erfreut in dn
Rede: „Das kenne ich gnt." Wie groß aber war lnaa
Entsetzen, als der Junge mit kräftiger Stimme in dc
richtigen schönen Choralmelodie anhnb: „Gott sei Daw-
nun ist vorbei diese Käferk'rabbelei usw." Mit der Andach
der zunächst Sitzenden war es auch'vorbei, denn das eifrfS
singende Kind war kanm znm Schweigen zu bringen, d>
Verse aus Max nnd Moritz waren ihm bekannter nn»
vertranter als nnser alter Choraltext.

— „Dic Wartburg." Superintendent Bieyer st,
Zwickau und Reichsratsabgeordneter Dr. Eisenrolb, df
beiden Führer der evangelischen Bewegnng in Oestr>)
reich und Dentschland, haben die Herausgabe der neue>
„Los von Rom"-Zeitschrift, die ab 1. April unter dew
Namen „Die Wartburg" in München iii^F. I. Lehmann^
Verlag erscheiiit. übernommen. Als Schriftleiter zeiuu
nen für Deutschland P'farrer Eckardt in Windischlenba u>A
für Oesterreich Vikar Hochstetter in Stainz. Das Blm
erscheint wöchentlich nnd kostet im Vierteljahre eine Mar>-
Da die hervorragendsten Gelehrten und alle Führer de
Vewegung ihre Kräfte in den Tienst des Blattes stelle>u
dürfte diese Zeitschrift bald das führende Organ der
samten „Los von Ram"-Bewegimg werden. Alles Nststl
terial, das auf die Bewegnng Bezng hat, soll hier zueu
znm Nbdrnck kommen.

Hast du ?ur Arbeit qerade Mut.

Geh' schnell daran, so wird sie qut:
Fällt dtr waS ein, fo schreib' es auf,
Jst helß das Eisen, hämm're drauf.

Weites Gewissen, enger Verstand
Keben meiit cinträchtia lüand in Hand.

Kandcl und Werkeyr.

Oberrheinische Bnnk. Dem Bericht des Vorstandes f^
1901 entnchmcn Ivir: Das Jahr 1901 hinterlätzt in der
schaftsgeschichte vorwiegend einen ungünstigen Eindruck. ZuA
konnie es zu Beginn desselben und bis in das zwcite Vicrteljab
noch scheinen, als ob der auf nahezu allen Gcbieten bon JndN'

der betrübt seinl" Abermals eine kleine Episodc, nach de>2
befriedigender Erledigung Zarnow fortfuhr. „Morgen Kd
ich zu Gerard, und dann rcise lch nach TE'nlous:, um mir
witzheit zu verschaffen."

,,Und wenn es sich so verhält. wie Onkel Gerard mir
zählte." ^

Dann bekommen die rechtmätzigen Eigentümer ihr G(77
wieder, imd es giebt kein Hindernis mehr für Fräulein Juaiw"
Miteua, sich ihrem altei, bärbeißigen Lehrer antrauen ^
lassen." , ^

„Doch noch eins. Weitzt Du, ich habe eincn schr geivissestl
haften Vormund, einen gewissen Doktor Zarnow — Du kcnnl
ihn vielleicht? Der wird nie zugeben, datz die arme JuaN'(ff-I
einen Mann bekommt, der sie nicht nehmen wollte, als sie rc>^
und er arm war. Wie denkst Du darüber?" ^

„Jch staune, wie ein so reizendes Mädchen solche Thn»'
heit schwatzen kann!"

„Das ist keine Thorheit, sondern mein voller Ernst."

- „Es ist Unsinn. Sieh, damals ..."

„O geh — Dn wirst eine langweilige Rede halten
mir etwas beweisen, was ich doch nicht glaube. Da stN v
ich einen besseren Ausweg; wir Frauen sind doch immer klügr
als Jhr Männer."

„Laß ihn hören, Deinen Ausweg."

„Jch glaube, mein gewissenhafter Vormund würde If^
zufrieden geben, wenn ich ihm ein Versprechen des HrfN
Dr. Zarnow vorweisen könnte, datz er die arme Juanitcr n>w
schnöde verlassen wird, wenn das Geld ihr doch gehört."

Zarnow schlotz die Geliebte in seine Arme und küßte >
mit heitzer Jnnigkeit auf Mund und Augen. ,

„Kann ich denn noch ohne Dich leben, Juanita?" ftüstrr
er. „Ob arm oder reich, du bist und bleibst meinl"

(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen