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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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die ohne das Vestchen einer hnmanislischen Reifepriiinng
Rschtswissenschast stuüieren, dao Studimn in Leipzig —
Prüfungen touunen nicht iil Frage — auf einige Semester
gestattet werden.

....

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben dem
Königlich Preußischen General der Jnfanterie z. D. Franz
von Oberhoffer in Bexlin den Hausorden der Trene, dem
Königlich Preußischen Major nnd Bataillonskommandeur i»i 9.
Rheinischen Jnf.-Reg. Nr. 160 Rndolph von Scherbening
und dem Königlich Prenßischen Nlajor a. D- Leo Koechly in
Karlsruhe das Ritterkreuz erster Klasse des Ordeus vom Zähringer
Löwen verliehen; dem Geheimerat Otto Sachs in Karlsruhe
die Erlaubnis znr Annahme nnd zum Tragen des ihni von dem
Prinz-Regenten von Bayern verliehenen Berdienstkrenzes fiir frei-
willige Krankenpflege und dem Badearzt vr. msä. Josef
Schwörer in Badenweiler die Erlanbnis znr Annahine und
zum Tragen des ihm von dem Großherzog von Luxembnrg ver-
ltehenen Ritterkreuzes des Militär- nnd Zivilverdienstordens
Adolf's von Nassau erteilt.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Lehramtspraktikanten Heinrich Ziegler von Nonnenweier nnter
Verleihung des Titels „Professor" eine Professorenstelle an der
Höheren Mädchenschule in Baden iibertragen.

— Mit Entschließung Großh. Gcneraldirektion der Staats-
eisenbahnen wurden die Expeditionsassistenten Josef Werner in
Appenweier nach Offenburg nnd Theodor Erhardl in.Ofsen-
bnrg nach Appenweier versetzt.

— Hanptamtsgehilfe Engen Fisch üei der Zolldirektion wnrde
als Revivent etatmäßig angestellt.

K l s ruhe , 1. April. Am Ostersonntag uahmeu
die Höchsteu Herrschaften au dem HauptgotteSdieusle
in der Schloßkirche teil, wobei Prälat O. Hellüug die
Predigt hiclt. Um 1 Uhr sand Familientafel bei Jhren
Köuiglichen Hoheiten statt. Ter Abendaudacht iu der
Schloßkirche wohnten die Höchsten Herrschaften AUe an.
Dis Predigt hielt Hofprediger Fischer. Am Ostermontag
besuchten der Großherzog und die Großherzogin und der
Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin den Vormittags-
gottesdienst in der Schloßkirche, in welchem Hosdiakonus
Fronunel predigte. Zur Frühstückstafel waren Jhre
Köuiglichen Hoheiten bei der Fürstin zur Lippe einge-
laden. Abends versammelten sich die Großherzoglichen
und die Erbgroßherzoglichen Herrschaften bei dem Prin-
Zen uud der Prinzessin Btax. Heute Vormittag empfing
der Großherzog den Staatsnünister von Brauer zur Vor-
tragserstattuug. Nachmittags und abends solgten die
Vorträge des Geheimen Legationsrates Dr. Freiherrn
von Babo und des Legationsrates Dr. Leyb.

AusLand.

Schweiz.

Bern, 1. April. Heute wurde das neue Par-
lamentsgebäude durch den Buudesrat und die Bundes-
versammlung feierlich eingeweiht. dtach der feierlichen
Eröffnung wurde eine außerordentliche Frühjahrssitzung
gehalten. Darauf fand im Gesellschaftsmuseum Festtafel
von 330 Gedecken statt. Ikm zwei Ilhr wurde das Ge-
Läude dem Publikum geöffnet. Die Bauausführung
dauerte acht Jahre und kostete acht Millionen Frankeu.
Sämtliche Baumaterialien siammen aus der Schweiz,
ebenso wurden bei der Ausführuug nur schweizerische
Künstler berücksichtigt. Das Parlamentsgebäude ist herr-
lich gelegen; von ihm genietzt man eiuen Ausblick auf die
Hochalpen und die Gletscher des Oberlandes.

Holland.

Haag , 1. April. Die K öuigin und Prinz Hein-
rich der Niederlande, ihr Gemahl, begeben sich am Don-
nerstag nach Schloß Loo, wo sie bis Anfang August
Ausenthalt nehmen.

England.

Loudo n, 1. April. Das Kriegsministerium giebt
bekannt, daß sich am 30. März in der Nähe von Baber-
ton, Transvaal, ein schwerer Eisenbahnuufall ereignete.
39 Soldaten wurden getötet und 46 verwundet. — Lord
Kitchener meldet aus Pretoria vom 31. v. M.: Vergangene
Woche sind 26 Buren gefallen oder verwundet, 269 wur-
Len im Nordwesteu des Oranjefreistaates gefangen ge-
nommen. Die Operationen sind durch das Anschwellen
Ler Flüsse sehr behindert. Kommandant Beyers entfaltet
im Storden Transvaals wieder eine regere Thätigkeit und
hatte einen nnr schwach besetzten englischen Posten im
Spolonkendistrikt umzingelt, war aber von einer zum Ent-
satz herbeigeeilten Kolonne unter Oherst Coleubrander
rnit leichter Mühe zurückgeworfen worden.

Nußland.

Moskau, 1. April. Gestern Nachmittag wollte
eine Dame den Oberpolizeimeister Trepow, als diefer in
seinem Ilmtszimmer Bittsteller empfing, mit einem Re-

Schieben bei Kamberg ini 92. Lebensjahre gestorben ist.
Er war viele Jahre der ältesto deutsche Corpsstudent bei
Len Zusammenkünften des Kösener Seniorenkonvents auf
Ler Rudelsburg.

— Dcrncbnrg bei Hildesheim, 30. März. Der zweite
Sohn des verstorbeneu Fürsten Münster, Graf
Alexander zu Münster, Rittmeister der Reserve des
Garde du Corps, der mit Lady MarielHay aus dem Hause
Ler Earls of Kinnoul vermählt ist, wird die Vesitzungen
zu Derneburg und Astenbeck übernehmen. Der älteste
Sohn, Gras Ernst, der mit Melania Prinzessin Ghika
verheiratet ist, war weder bei der Beisetzung seiner ver-
storbenen Schwester, die vor zwei Jahken erfolgte, zu-
gegen, und wird auch bei der Beisetzuug des Vaters nicht
anwesend sein. Zwischen ihm und dem verstorbenen Vater
soll ein tiefes Zerwürfnis bestanden haben. Sofort nach
Lem Bekanntwerden des Todes hat Ler Generalbevoll-
mächtigte des verstorbenen Fiirsten, Herr von Mackensen-
Astfeld, namens des Grafen Alexander zu Münster Besitz
von dem Schlosse Derneburg ergriffen.

— Duisburg, 27. März. Terlinden traf hier kurz
nack 6 Ubr in Begleitung eines Detektivs ein. Am
Bahnhof wurde er von einem Kommissar und Kriminal-
beamten in Empfang genommen. Eine ungeheure
Menschenmenge war versammelt, die beim Anblick des
Flüchtlings ein lautes „Hnrrah" anstimmle. Terlinden
sieht kränklich aus, seine Lippen umzuckte ein verächtliches
Lächeln. Die Ueberführung ins Gefüngrüs erfolgte in
siner Droschke.

volver erschießen. Die Waffe versagte. Die Thäterin, !
eine Lehrerin namens Allert, wurde verhaftet.

Spanien.

M adrid , 1. April. llebernwrgen werdeu die hie-
ügen e publikau e r ein großes Meeting av-
halten, um deu Jahrestag der Vertreibuug der Jesuiten,
beuürkt 1767 durch Karl deu Dritten, zu feieru nnd
die Auslösung der Äöngregaliouen zu fordern.

Afrika.

— Ueber die schon kurz gemeldete Aburteilung eiuiger
australischer Qssizrere wird solgendes Nähere vou der
„Correspondenz Nederland" berichtet: Jm Drstrikt Ko-
matipoort (Oost-Trausvaal) wurde im Oktober 1901
em englischer Offizier mit ausgestochenen Augeu tot auf-
gefunden. Jn der Nähe des Ptatzes, wo die Leiche
aufgesundeu worden war, wurdeu bald darauf von einem
Korps Austraüer 11 Burcn angetroffen, die nun ohne
jedeu Anhaltspuukt der Unthat bezichtigt und ohue Pro-
zetz süsiliert wurden. Die els unschuldigen Leute hatteu
sich vorher selbst ihr Grab graben müsseu. Ein deutscher
BUssionar, der den Engländeru ihr Vorgeheu verwiesen
und es einen Mord genannt hatte, wurde ebenfalls er-
gcissen und gleichsalis erschosseu. Der befehlsühreude
engiische General leitete nach Betanntwerdeu der Sache
eiue Uutersuchung eiu, und der zu ihrer Führung bestellte
Kriegsrat verurteilte einen von den schuldigen Ofsizieren
zum Tode, einen auderen zu läugerer Gefäugnisstrafe.

Amcrika.

Washingtou, 29. Atärz. Welcher Art die Vor-
stelluugen der Regieruug gegeu die Btaßnahmen sein
werden, die Deutschland gegenübcr der Behandlung ame-
rikauischen Fleisches mit Borax getrofsen hat,
häugt nicht von dem Ackerbaumiuister Wilson ab, dec
eiue sehr schroffe Haltung einnimml, sondern von dem
Präsidenten Roosevelt und dem Kabinet. Der Acker-
-ausekretär vertritt, wie schon gemeldet, den Standpunkt,
daß iu Detttschlaud chemische Präservativmittel ebenso
augeiöeudet würden wie in Amerika. Er verlangt des-
lialb, datz dötltsche Weine, Biece, Würste und andere
angeblich chemisch behandelte Artikel ausgeschlossen wür-
deu, wcuu Deutschland seine Ataßnahmen gegen den
Vorax, die Politischer Natur seieu, nicht aufhebe. Das
Kabiuet ist hiezu jedoch uoch nicht bereit.Es heißt vielniehr,
L-tatssekretär Hay werde vorschlagen, eine .Kommission
deutscher und amerikmüscher Zcahrungsmittelchemiker zu
bildeu, die die ganze Angelegenheit untersuchen solle.

Aus Stadt und Land.

Heidelb erg, 2. Avril.

Trirchgereist. Se. Kgl. Hoheit Prinz Albrechl von
Preuszen, Regcnt von Braunschweig, kam gestern Mittag 11 llhr
81 INin. aus Braunschweig hier an und setzte um 11.12 Uhr
seiue Reise nach Baden-Baden fort.

* Se. ligl. Hoheit Prinz Georg Wilhelm von Cumberland
(gcb. 1880) wird am 26. April d. Js. hier eintreffen und
die nächsten zwei Semester hier studieren. Jm „Europäischen
Hof" sind Zimmer für ihn gemietec ivorden. Der Herzog
wird seinen Marstall, welcher aus ungefähr 12 Pferden besteht,
sowie seine gesamte Dieuerschaft mitbringen. Der Marstall
soll im städtischen Schlachthof untergebrachi werden. Zu des
Herzogs Begleitung ist Herr Dr. Paul Kuotc, Privatdozent
der juristischen Fakultät au üer lliüversitüt Göttiugen (ca. 27
Jahre alr), ausersehen worden. Herr Knoke ist ein Sohn des
gleichnamigen Professors der Theologie daselbst.

Sch.ilfrri. Nach einer Bekanntmachung des Grotzh.
OberschulratS wird aus Anlatz der Feier dcs SOjährigeu
R c g i c r u ii g s j u b i l ä u m s des Grotzherzogs der
Echulunterrichc an allen der betr. Behörde unterstellten An-
stalten am 2S. und 26. April frcigegeben.

-c- T»S Knifcrpnnornma bietet uns diese Woche Gelcgen-
heit, die Pcrle Lesterreichs, „Steiermark", kennen zu lernen
und zwar bigiiint die Reise bei Altenburg, um über Raben-
stein nach Ncuburg zu gehen. Nachdem wir dem wildromaii-
tischen Gebirgsdorf Krampen einen Besuch abgestattet, auch
einen Blick auf die Kupelle und die Rax-Alpe geworfen haben,
geht es weiter über den Falkenstein durch die Thalenge bei
Mürzsieg nach dcm Jagdschlosse des Kaisers von Oesterreich.
Bon hier aus beginnt eine grotzavtige, wilde Gebirgsszenerie,
man sieht z. B. den Wasserfall „zum toten Weib", Maciazeil,
Admout, verschicdcue Szenerien im Gesäuse u. s. w. In
Eisenerz, Iro die Crzgewinnung vcranschaulicht wird, wo man
der Iulieiriebseymig des Hochofens beiwohnt und einen blotz-
gelegteu alten Nömerstollen bewundern kann, endigt die in-
teressante Reise. Sämtliche Aufnahmen smd von hervorragen-
der Klarheit in dcr Rnffassung sotvohl wie in der Aussührung
und wohl wert, dah sie fleitzig besucht werden.

Heidclberg, 21. März. (S t r a f k a m m e r.) Vorsitzen-
der: Landgcrichtsdirektor Dr. West. Vertreter der Grotzh.
Staatsbehörde: Staatsanwalt Dr. Sebold.

Die in Heidelberg als Köchin üedienstet gcwesene Wilhelm
K örb er Ww. Berlha, geb. Hosherr, von Waibftadt, die
ihre Diebesgelüste schon wiedcrholr mir Freiheitsstrafen hat
bützen müssen, stähl hier ein Klcid und wird deshalb zu
1 Jahr nud 3 Monaten Gefängnis verurteilt.

2. Jm Juli vs Js. tam aus einem offenen Glasschrank
eines Hauses rn Ziegelhausen ein auf 50 W. laurendes Spar-
tasscnbuch abhanden. Der Verdachr, es gestohlen zu haben,
lenkte sich auf die bei den Bestohlenen ösrers als Wäscherin
beschüftigt gewesene Nikolcrus Sregmann Ehefrau von dort.
Dem sie einvernehmeuden Gendarmen und cmch dem Untcr-
suchungsrichter legte sie ein Geständnis ab, nach welchcm sie
mit dem erhobenen Gelde (19 Mark) eine Schuld bei einem
Maiinheimer Kaufmann bezahlt haben will. Das Geständnis
hat die Angctlagte später widerrufen und hält es auch heute
nicht aufreclst. Der Mannheimer Kaufmann kennt die Frau
nicht und hat auch nie cine Fordcrung an dieselbe gehaüt.
Der Beamte der Heidelberger Sparkasse war nicht imstande,
in der Pcrson der Angeklagten mit Sicherheit dic Frau wie-
derzuerkennen, die das Geld abgchoben und über den Empfang
mit falschem Namen qrüttiert hat. Der Schriftsachverständige
Dr. Mcuser-Mannheim wies an den von dcr Angeklagten an-
gesertigten Schriftproben Merkzeichen nach, die nach Ansrcht
von Autoritüten das Anfangsstadium einer geistigen Abnor-
mität mit Sicherheit anzuzcigen. Die gefälschte Unterschrift bei
der Sparkasse zeige solche Merkmale nicht auf und könne des-
halb nnmoglrch von der Angeklagtcn herrühren. Es wurde
ferner festgestellt, daß die von Pcrson schwächliche Angeklagte
durch einen früher crhaltcnen Schlag auf den Kopf zeitweilig
unzurechnungsfährg geworden war und ihre Familie patholo-
gisch erblich belastet ist. Auch komste nicht nachgewiescn wer-
den, daß die Angelagte zur Zeit des stDiebstahls in dem betref-
fenden Hause beschäftigt geweseir war. Bei solcher Beweislage
konrste der Gerichtshof trotz des fruheren Geständnisses zu
keiner Verurteilung gelangen und sprach deshalb die Ange-
klagtc kostenlos frei.

3. Schreiner Julius W e n i g bon Gnnzcnhauscn ist an-

geklagr, seinem Dienstherrn, einem Glasermeister in Rohrbach,
einen Glaserdiamanten gesrohlen zu haben. Es konnre jedow
keiu genügender Beweis erbrachr werden und so mutzte auch
hier Freisprechung erfolgcn.

1. Ein wiederholr teilweise mit Zuehlhause vorbesrrafrer Dieb
der 51 Jahre alre Taglöhner Mathias Wols von Kirchcn, sratst
in einer hiesigen Wirtschaft einen Ueberzieher, den er spärer
cinem Trödler zum Verkauf aubot, wobei er augab, er habe
ihn vou einem Handwerksburschen gekaufl. Das Urteil lau-
tete auf 2 Jahre Zuchthaus, 3 Jahre Verlust der bürgerliche»
Ehrenrechte rmd Zulüssigteir von Polizeiaussicht.

5. Franz K u r z, 28 Jahre alter Kausmanu vou Plank-
stadr, hatte für einen hiesigen Wirt, der früher Schuhmacher
war, noch ausstehendc Forderrmgen für Schuhwaarcn einzu-
rreiben übernvmmen. Er besorgte dies zwar, liefertc aver
esnen Teil des Geldes nicht ab. Autzerdem suchre er sich bei
einem Zigarrenhüudler einen Krcdil von 1000 M. zu verschafse»
und üestimmle dieseu zur Herausgabe vou 1000 Zrgarrcn
durch das Versprechen, ein für 2100 M. in Boxberg gekauftes
Gut, das' er bis auf 200 Mark bezahlr habe, zu verpfänden-
Cs stellre sich aber hcraus, datz das fragliche Gut ein
ringes, auf erwa 170 M. bewerretes Stück Land war und sv
wurde Kurz, deni schon mehrere Vorstrafcn zur Last fallcn,
wegen llnterschlagung und Betrugs zu 5 Mvnatcu uud 2 Wo-
chen Gefängnis verurtcilr.

6. Fabrikarbeiter Martin Wolf von Ziegelhansen war
vom Schöffengericht mir einem Monat Gefängnis üestraft

»wordcn, weil er gemeinschaftlich mit einem zweiren Rausbold
aus der Schlrerbacher Landstraße nachts ohne allc llrsache
emen Mann mitzhandelt hatte. Seine Berufung wird kosten-
fallig zurückgewiesen.

7. Paula Walke geb. Wener von Kursdorf, einc üishcr
unbestrafte, von ihrem Manne gelrennr lebende Frau, war i>>
einer hiesigcn Familie als Kinderfrau vedicustet. Sie eignete
sich beim Pntzen eines Kleides rhrer Dienstherrm eine werr-
volle Broche an, versetzte dieselbe, um mit dcm Erlös andere
versetzte Gegenstände vor dem Verfall zu retten. Sie crklärte,
datz sie die Broche ihrer Eigenrümerin habe wreder zurück-
geben wollen; das Gericht karm sich hiervon jedoch nichr über-
zeugen und weist die Berufung der Angeklagten gegen das
wegen Diebstahls auf 3 Tage Gefängnis erkennende schöfsen-
gerichtliche Urteil kostenfüllig zurück.

8. Der wegen Berrugs und Betrrigsversuchs vorbestrafre
Agcnr Fatöb K lee von Plankstadt bestimmtc eine hiesige
Hündlerin dadurch, datz er sich als Besitzer von Feld, Hof und
Vich ausgab, zum krcditweisen Verkauf von Betrcn im Werte
von 75 Mark. Diesen Betrag bezahlte cr in der Folge nickck
und die Angaben über seine Lermögensverhältnisse waren un-
wahr. Vom Schösfengerrcht wurde er wegen Berrugs zu 3
Wochen Gefüngnis verurteilt. Die Strafkammer hält diese
Strafe für angemessen und weist seine Bcrufung köstenfällig
zurück.

O> Schöffengerichtsfitzung vom 29. März. 1) Brigitte Berck-
told, Kellnerin hler. erhielt wegen Nichtnachkommens der ArbeitS-
ouflage 4 Wocden Haft; 2) Jakob Horr, Taalöhner in Ziegel-
hauien, wegen Wideritands, Ruhestörung und Beamtenbeleidigung
18 Mk. Geldstraie oder 3 Tage GefängniS; in allen nachfolgen-
den Fällen erfolgte Freisvrechung. es waren dies: 3) Louffe
Kreiß, Privatin hier, angeklaqt wegen groben Unsugs ; 4, Johann
Georg Fontainc, Schreiber in Straßburg, angeklagt wegen Bet-
telns, 5) Karl Brünv, Schreiner in Petersthal, angeklagt wegen
Sachbeschädigung, 6) Anton Wilhilm Epvinger, ßFuhrmann fin
Petersthal, angeklagt wegen Körperverletzung, 7) Karl RaPP-
Fuhrknecht hier, angeklaqt wegen Uebertrctung bahnpolizeilicher
Vorschriften und 8) Jakob Bogt, Friedrich Petry und Aug. CoN-
rad, alle Steinbauer hier, nngeklagt weqen Ruhestörung.

* Ein Ziminerbrand brach Montag Nacht in einem Hanse
der Steingasse ans. Ein Laternenanzünder suchte die Hans-
bewoyner, die in tiefem Schlafe lagen, durch Klopfcn zu wecken.
uber vergeblich. Schließlich drangen die auS den benachbarten
Wirtschaften berbeigeeilten Gäste gcwaltsam ins Hans und
löschten das Feuer.

-H Polizeibcricht. Ein Frauenzimmer wurde wegen Um-
herzichens und zwei Arbeiter wegen Bettelns v c r h a s t e t.
Wegen Unsugs kamen drei Personen zur Anzeige.

m. Schönau a. H., 1. April. (V o l k s s ch u l e.) Jn den
lctzten Jahren ist dahier die Schülerzahl derart gewachsen, daß
sich die Anstellung einer weiteren Lehrkrafr als cin wahres Be-
dürfnis herausstellte. Die ncu errichtete Lehrstelle wurde be-
setzt durch Herrn Otto Kayser, seither Schulvcrwalter in Scholl-
brunn, Amts Eberbach. Derselbe wird sein Amt zum 8. Aprn
bezw. zum Begiuu des neuen Schuljahres antreten. Alsdan»
wirkcn an der hicsigen Volksschnle drei Haupt- und zwei lln-
terlehrer.

Wcinheim, 1. April. (Ueber den A nschlag aui
B a h n v o rst e h e r M e i x n e r inLaudenbach) hai
der hiesige „Anzeiger" noch Folgendes erfahren: Der Thäter-
Karl Roschmann aus Hauseu (Württemberg) ist von BerUI
Kaufmcmn und soll srüher Postbeamrer gewesen sein. Roiai.
mann hat bereits ein Geständnis abgelcgt. Er hcrite es am
die Stationskasse abgesehen. Er wählte die Bahnstaiion Lau-
denbach wegen ihrer isolierten Lage, die ihm während der No(-
beifahrt mit der Bahn ausgefallen war. Er suhr zimächst bm
Bensheim, keh'rte aber nach Laudenbach wieder znrück uch,
tricb sich, um sich zu orientieren, cinige Zeit am Bahnhof,
hernm, löste auch, um den Ort der Kasse zu erfahren, cr»>
Fahrkarte. Eincm Bahnarbeiter war das Gebahren des Roiaü
mann aufgefallen und er machie auch hiervon Hcrrn Meixn»
Mitteilung. Dieser steckie einen Revolver zu sich und versa"
seinen Dienst weiter. Es war gegen 10 Uhr abends. Ter
andere Beamte war weggegangen und auch dcr Bahnarbertc
war ca. 100 Meter vom Stationsgebüude enffernt bei ser»^
Arüeit. Da hörte Meixncr die Thür knarren uud aufgehe>»
Zugleich erschien der Thäter, das Gesicht mit eiuem durais
löchertcn Taschentuch verhängt und in der rcchten Hcmd dc>
Revolvcr. Mcixner sprang auf und ricf dcn Eindringling a»-
Da feuer.te dieser und gab hintereinander 5 Schüsse cruf Mcftt
ner ab, von denen 3 trafen. Meixncr schotz ebcnfalls und »»->
nm Hilfe. Der Thäter flüchtete hieranf und wnrde von dc»
inzwischen herbeigeeilten Bahnarbeiter vcrfolgt, aber nicht er>»
geholt. Er schlich sich bald nach seiner That wieder in die Nad^
des Bahnhofes zurück, um die Wirkung scincr That zu cr'-
fahren und zu lauschen, lietz sich aber nicht sehcn. Bald da-
rauf erschiencn zwei auf Pcrtrouille befindliche Gcndarmen a»^
Weinheim, die den Vorsall sofort dem Gendarmerie-Bezirr^
Kommando mcldcten. Gendarmeriewachtmcister Volk und Ge> -
darm Bühler machten sich sofort auf den Weg nach Laudenbaa:
trafen aber bereits am „Pfälzer Hof" hier einen Marrn
der Strahe, dcr verdächtig erschien und verhaftet wurde. M»
hatte auch wrrtlich den richtigen erwischt. Bei der Visitatro
ftelltc sich heraus, datz der Thäter den Revolver abermals 6
ladcn hcrtte und noch ca. 100 Patronen bei sich fiihrte.
Thäter war noch im Besitze von 4 Mart und einigen
nigen. Die Vcrletzrmgen des Herrn Meixner sollen
schwere, aber nicht lebensgefährliche sein. Herr Meixner W»>»
in die Klinik nach Heidelberg verbrachit.

Mannheim, 30. März. (Vier Menschenleben 5
rettet) hat gestern der Schiffszimmermann Kalinke.
dem an der Schiffswerft der Mcmnhcimer Schiffs- und N .
schinenbau-Aktiengesellschaft Kohlen löschendcn Schifs -,2V>>o. z
mine" aus Mulherm a. Rh. fiel der fünfjährige Sohn, ^
Schiffers über Bord. Die Mutter sah das Unglück und
sich ihrem Kinde nach. Sie crreichte es nicht und schwebtecü , .
falls in höchster Gefahr, als zwei Kohlenträger ins
sprangen, um dic Beiden zu retten. Allein dem Eincn ria
 
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