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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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Amrages dcs Tirekrors mid das Ergebnis sci gewesen, dah die
Regierung keinerlei Grund zu eincm Einschreiren gefunden
habe. Wie 'gegen den Direktor gearbeiter wird, ergiebr sich
daraus, datz geschichrliche Bemcrkungen des Direktors wörrlicli
in einer 60 Teiren langen Beschwerdkschrift eines Oberlandes-
gerichlsrates wiedergegcben worden sind. Gewisse Schülerin-
nen stenographieren jede Bemerkung des Direktors nach. Diese
Riedcrschriften bildcn in der Hauptsache das Anklagematerial.

Badeu.

bn. Freiburg, 2. April. Der „Staatsanzeiger" macht
bekcmnt, dah der diesjährige Vorbereitungskurs fiir
den st a a t s t i c r ä r z t l i ch e n D i e n st während dcr Mo-
nate Mai, Juni und Juli am tierhygienischen Jnstitnte der
hiesigen Universität abgehalten wcrden wird. Der Kurs um-
fatzt folgende Vorlesungen und Uebungen: 1. Vcterinärpolizei-
liche Verwaltuugskunde; 2. Veterinärgesetzgebung; 3. Allge-
rneine und spczielle Seuchenlehre; 4. Dcmonstrationen und
Uebungen in der Diagnostik einzelner Seuchenfällc; 6. Uebun-
gen in der Abfassung von Berichten und Gutachten im Anschlutz
hieran; 6. Mikroskopische und bakteriologische Uebungen; 7.
Desinfeklionspraris; 8. Technik der diagnostischen sowie der
Schutz- und Heilimpfungen mit Ucbungen; 9. Animalische
Nahrungsmittelkundc in Verbindung mit praktischcr Anleitung
zur Ausiibung der Fleischbeschau; 10, Anleitung und Ucbung
in der Beurteilung dcr Zucht- und Nutztiere; 11. Staatliche
und genossenschaftliche Einrichtungen zur Förderung der Ticr-
zucht; 12. Hufbeschlagkunde. Der Unterricht wird unentgeltlich
erteilt. Anmeldungen zur Teilnahme an dicscm Kurse sind
längstens bis zum 28. April dicses Jahres an den Vorstand
des tierhpgicnischen Jnstituts der Universität Freiburg, Herrn
Professor Dr. Schlegel, zu richtcn, wclcher den Teilnehmern auf
Wunsch einc Bescheinigung iiber den Besuch des Borbercitnngs-
kurses ausstellt.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dein
Kaufmann Richard Diener in Mexiko die Erlaubnis znr An-
nahme nnd znm Tragen des ihm von dem Kaiser von Oester-
reich verliehenen Offizierkreuzes des Franz Joseph-Ordens nnd
den nachgenannten Hofbediensteten die Erlanbnis znr Annahme
und znm Tragen der ihnen von dem Großherzog von Sachsen
verliehenen Auszeichnungen erteilt nnd zwar: dem Offizianten
Lorenz Mntter fiir die goldene Verdienftmedaille und dcn La-
kaien Lndwig Knecht und Josef Rebholz fiir die silberne
Verdienstmcdaille.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Oberbnchhalter Michael Schick in Karlsrnhe das Verdienstkrenz
vom Zähringer Löwen verliehen, den Obeistenerinspektor Her-
mann Hofstätter in Pforzheim zum Hanptkassier der Amorti-
fationskasse ernannt und den Oberbuchbalter Michael Schick in
Karlsrnhe auf sein Ansuchen nnter Anerkennnng seiner laug-
jährigen trengeleisteten Dienste wegen leidender Gesnndheit in den
Ruhestand versetzt.

— Die Geometer Lndwig Schmid in Schönwald, Panl
Grotz in Karlsruhe, Wilhelm Hagmayer in Schiltach, Ro-
bert Finckh in MoSbach nnd Josef Gerling in Tanberbischofs-
heim sind zn etatmäßigen Katastcrgeometern ernannt worden.

Karisruye, 2. April. Der Großherzog erteilte
heute Vormittag von 10 UhQ einer Anzahl Personen
Audienz. Gestern Mittag reiste Prinz Albreht von Preu-
ßen, Regent des Herzogtums Braunscbweig, hier durch nach
Baden-Baden. Der Erbgroßherzog begrüßte den Prinzen
auch im Namen der Großherzoglichen Herrschaften am Bahn-
hof. Heute Nachmittag halb 5 Uhr begab sich die Groß-
herzogin zum Bahnhof, um die nach Baden-Baden durch-
reisende Gräfin von Flandern, Königliche Hoheit, geborene
Prinzessin von Hohenzollern, zu begrüßen. Der Großher-
zog hörte im Laufe des Nachmittags und Abends die Vor-
träge deS Geheimen Legationsrats Dr. Freiherrn v. Babo
und des Legationsrats Dr. Seyb.

Ausland.

Rußland.

— Die Lemberger „Gazeta Narodowa" meldet aus
Wilna, dort hätten jetzt 2000 polnische Kinder die rus-
sischen Pfarrschulen verlassen infolge eines Hirtenbriefs des
römisch-katholischen Bischofs Zwterowitsch,
worin den Katholiken der Wilnaer Diözese unter An-
drohung schwerer Kirchenstrafen verboten worden wäre, ihre
Kinder in die russischen Volksschulen zu schicken. Bischof
Zwierowitsch wurde bekanntlich telegraphisch nach Peters-
burg berufen und wird nicht mehr nach Wilna zurück-
kehren. Die katholische Bevölkerung von Wilna geleitete
den Bischof nach dem Bahnhof, woihmKundgebungen
bereitet wurden. Die Polizei bemühte sich vergeblich, die
Menge auseinander zu treiben. Wie es heißt, wird Bi-
schof Zierowitsch in dasJnnere Rußlands verschickl
werden.

Moskau, 2. April. Nach Mitteilungen der Blätter

scheirre, die von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt
waren, sich angeeignet, den Ungültigkeitsvermerk ent-
fernt und die Scheine in Verkehr gesetzt.

— Annweiler, 1. April. Jn dem sonst ruhigen Stüdtchen
fanden dic Feiertage in dem Hanse der Lumpensammlerin
Bretz einen tranrigen Abschlutz. Die Frau des kürzlich ver-
storbenen Spitz unterhielt mit dcm Sohne obengenannter Fran
Bretz, namens Ludwig B r e tz, ein Liebesverhältnis und es
sollte bis Samstag die Trauung stattfinden. Wegen kurzem
Wortwechsel geriet Ludwig Bretz so in Wnt, datz er das
Handbeilchen, mit welchem er klein Holz machen wollte,
anf seine Braut hineinhieb und ihr ca. 27
Hanwunden beibrachte. Der Kopf ist total zer-
hauen, sodatz an einigen Stellen das Hirn hervorsieht. ^ Die
Hand, mit welcher sie abwehren wollte, schlug er ihr ab, fie
hängt noch ein wenig. Genannter Bretz ist im vorigen Herbst
vom Militär entlassen worden nnd hat schon verschiedene Ge-
fängnisstrafen abgebützt. Die Verletzungen der Witwe Spitz
waren derart, datz die zwei sofort herbeigerufenen Aerzte über
drei Stunden Arbeit hatten, nm die Verbände anzulegen; die
Frau schwebt in höchster Lebensgefahr. Der Thäter flüchtete
und wurde in der Behausung seines Onkels kurz nach der
That verhaftet.

— Eine romantische Vcrlobungsgeschichte hat sich, wle
aus Berlin berichtet wird, am Charfreitag im D-Zuge auf der
Ostbahn zugetragen. Eine junge Lehrerin reiste zu den Oster-
ferien nach Westpreutzen. Sie kam vom Rhein her und hatte
nnterwcgs einen jnngcn Mann kennen gelernt, welcher das
gleiche Reiseziel wie sie zu haüen schien. Der Reisegefährte
hatte sich ihr als ein Kanfmann borgestellt. So waren sie zu-

war die Hauslehrerin Allart, die den Oberpolizeimeister
Trepow in seinem Arbeitszimmer erschießen wollte,
wegen Teilnahme an dcn Februarunruhen in Haft ge-
nommcn worden. Schon vor drei Tagen war sie auf
Veranlassung des Oberpolizeimeisters ihres krankhaften
Zustandes wegen auf Bitten ihrer Mutter aus der
Haft entlassen worden.

Afrika.

— Piet D e W e t, ein-Bruder des berühmten
Kommandanten Christian De Wet, hat am 25>. Febniar
in Kroonstadt eine Rede gehalten, in der er alle über
die Haltung der englischen Trnppen verbrei-
teten nngünstigen Nachrichten als nnbegründet bezeich'
nete. Er persönlich habe stets gefunden, datz der ench
lische Soldat frenndlich, großmütig und gntherzig sei.
Piet De Wet hat sich verhältnismäßig früh im Kriege
den Engländern ergeben nnd lebt seit einem Fahre in
Kroonstadt.

Jetzt erst erführt man aus einem vom 13. Febr.
datierten Berichtc des Burean Renter ans Ceres in der
Kavkolonie, daß die Bnren nnter Theron
am 5>. und 6. F-ebruar einen großen Train. der
dazn bestimmt war, die englischen Tepots im Westen nen
zn verproviantieren, abgesaßt nnd vernichtet haben. Daß
diese Nachricht heute erst bekannt wird, «erklärt sich
aus dcr lakonischen aber inhaltsreichen Ileberschrist „an-
gehalten durch dcn Censor". Tie englische Kolo'nne be-
stand aus einer Abteilnng Kappolizei, drei Schwadronen
Neomanry nnd 2 Geschützen unter dem Qbersten Doran.
Die Bnren Plüudorten den Train aus und zündeten
dann die Wagen an. Die Engländer, welche die Geschütze
retten konnten, verloren 11 Tote und 30 Verwnndete.

Aus SLadt uud Land.

Heidelberg, 3. Avril.

Hvlier Vesuch. Die Gr ä fi n bon F l a n d e r n,
Schwägcrin des Königs von Belgien, iraf gestern mii Beglei-
tung hicr cin nnd stieg im „Europäischen Hof" ab, sic bcsich-
tigtc das Schlotz und die Stadt und reiste abeuds nach Badcu-
Badcn weitcr.

** Hundkschau. Die alljährliche Ostermontagschaii in Heil-
broim vereinigte diesesmcil über 600 Himde. Mitglieder des
hiesigen Vereins der Hundefreunde erzielten mit 7 Hnnden ü
erste nnd 2 zweite Preise, sicher ein Beweis, daß wir bier eiii
sehr gutes Himdematerial haben. Am 13. ds. Mts. findet iu
Bretten (Gasthof z. Stadt Pforzheim) die erste Hnndcschaii des
Berbandes bad. Kynol. Vereine statt, zu der bei dem billigeu
Standgeld (Mk. 1) sicher eiue große Auzahl Hunde nus Badeu
und Württemberg kommen werden. Man hat mir dle Hunde mit
Kette gegen 10 Uhr zu bringsn nnd kann gegen 3 Uhr wieder
mit den Hnnden weg. Ueber 50 Ehrengaben sind bis jetzt ge-
stiftet nnd werden wohl alle Besitzer gnter Hnnde völlig bcfriedigt
die Schau verlassen. Auch der Stadtrat ln Bretten hat sich
in anerkennender Weise mit einem nennenswerten Betrag als
Förderer der gemcinniitzigen kynologischen Bestrebiiiigen gezeigt.
Kompetente Richter sind aus Baden nnd Württemberg gewonnen,
außer den Ehrengaben kommen Diplome, Medaillen und Geld-
preise znr Verteilnng. Für Schnauzer, Spitze und Schooßhunde,
ferner für alle Arten Jagdhnnde sind ganz vegehrenswerte Preise
gestiftet.

— Anmeldungcn für die Besatzung von jriautschou. Jm

Herbst 1902 wird cine grötzere Anzahl tropcnfühigcr Drei-
jährig-Frciwilliger für die Bcsatzung von Kiautschou zur
Einstelliing gelangen. Ausreise: Frühjahr 1903. — Heim-
reise: Frühjahr 1908. Bauhandwerker (Maurer, Zimmer-
leute, Dachdccker, Tischler, Glaser, Töpfer, Malcr, Klcmpner
usw.) und andere Handwerker (Schuhmacher, Schneider usw.)
wcrden bei der Einstellung bcvorzugt. Die dicnstpflichtigen
Mannschaften crhalten in Kiautschou neben der Löhnung und
.Verpflcgnng eine Tcuerungszulage von 0,80 Mark täglich,
die Knpitulanten eine Ortszulage von 1,80 Mark täglich. Mili-
tärdicnstpflichtige Bewerber, von träftigem und mindestens
1,67 Meter grotzen Körperbau, welche vor dem 1. Oktober
1883 geboren'sind, haben ihr Einstellungsgesuch mit einem auf
dreijährigcn Dienst lautenden Meldefchein entweder dem 2.
Seebataillon in Wilhelmshaven: zum Diensteintritt für das
dritte Seebataillon und die Marinefeldbatteric oder der dritten
Matrosenartillerie-Abteilung in Lehe: zum Dienstcintritt für
die Matrosenartillerie Kiautschou (Küstenartillerie) spätestens
zum 1. August 1902 einzusenden. Fur junge Leute, welche
etwas von der Welt sehen wollen, ist diese Gelegcnhcit sehr
günstig.

Dic Badische Pferdeversicherungsanstalt in Karlsruhe,

die, wie ihr Name schon sagt, für alle Pferdebesitzer, nament-
lich für unsere Landwirte, eine schätzenswerte Einrichtung ist,
hat nach dcm soeben erschienenen 23. Jahresbericht im ver-
flossenen Jahre allerseits eine wachsende dlnerkennung gefun-
den. Allein 801 neue Mitglieder mit 584 Pferden und
673 393 M. Versicherungskapital sind der Gesellschaft beige-
treten. Erfreulicherweise wird die Notwendigkeit einer Pferde-
versicherung iiberall immer mehr erkannt, dafür spricht aucb

sammen nach Berlin gekommcn, wo sie einen halben Tag
Aufenthalt hatten und einige Besorgungen (Einkäufe) aus-
führteii. Gemeinschaftlich fuhren sie mit eincm D-Zuge der
Ostbahn wiedcr von Berlin ab. Jm Eisenbähiiwagen machte
nun der Reisegefährte der Lehrerin plötzlich eine Liebes-
erkläruug und bot ihr, als sie mit der Antwort zögerte, ein
einfaches weitzes Osterei an. Sie öffnete es nnd fand darin
— zwci Verlobungsringe mit ihrem nnd des jungen Mannes
Namen, dcr sich als der alleinige Jnhaber eines Bankhauses
in Warschau entpuppte. Die junge Lehrerin sagte zu und so
wurde gleich im Zuge, in welchem sich unter dcn übrigen
Reisenden das frohe Ereignis bald herumsprach, die Ver-
lvbung gefeiert.

—- Zwanzig Oberrealschülcr, welche sittliche Aus-
schreitungen begingen, wurden in Bochuni von der Anstalt
verwiesen.

- Wien, 2. April. Die vier vermißten T o u-
r i st e n, Brüder Arthur und Eduard Ziegler, ersterer
eiu Gynmasinlschüler, der zweite ein Lehrbursche, die
Handelsschüler Mayr und Winkelmayer wnrden heute
früh vom Camillo Kronich, dem Sohne der Pächterin
der Erzherzog Otto-Schutzhütte auf der Rax gefn n-
d e n. Drei von ihnen befinden sich in der Hofthalhütte
in ziemlich erstarrtem Zustande; Mayer ist am Jakobs-
kogel zusammengebrochen. Sie waren 61 Stnnden
eingeschneit. Mittelst Schlittentragbahren wurden
sie znm Ottoschutzhaus gebracht, gelabt nnd heute noch
werden sie zu Thal hefördert.

— Goethe in Chrcago. Die New-Aorker „Tribunc"
gibt folgende Wehklage eineS Chicagoers bekannt, der nach
der Goethe-Straße verzogen war. „Eine Woche lang übte

der höhc Mitgliedcrftaiid vou 10 160 Personcn mii 15 830
Pfcrdeu uud 11 741 200 M. VersiÄerungswerr. Jm Diiich'
sämirt wurde cin Pferd für die Versickierung im Vorjahre wit
78(i M. eingesckiätzr. Die Sckiadenfälle machten sich im abge-
laufenen Geschäftsjahre in nicht übcrmätzig grotzer Nnzaül
bemerkbar, sie bezifferteu sich auf 998 zusammcn. Entschä-
digungen gelangten hicrfür mir 438 491,28 M. zur Aus-
zahlung, gegen das Vorjahr 14 701 M. mehr. Auf lcmd-
wirtschafrliche Betriebe entfallen von den enrschädigten Pferden
allein 648 Fälle. Tas Vermögcn der Versicherungsanstalt be-
trägr 287 349,40 M.

(?) „Nnr keiiie Ucbcreilung!" Ein in Dossenheim wöhn-
hafter Mann wollre hente früh mit dem um 7.21 Uhr dort-
selbst abgehenden Zuge der Lokalbähn nach Heidelüerg fahren,
muhte aber die üble Beobachtimg machen, dah ihm der Zug,
wie man zu sageu pflegt, vor der Nase wegfuhr. Nur nicht
verzagen, dachte der Ännm, ging zu Fnh uach Handschubsheim,
bcstieg dort den in Dossenheim versäumten Zug und fuhr
wohlgemut nach Hcidelberg.

Polizeibcricht. Verhaftet wurdcu zwci Personen wegen
BettelnZ und ein Frauenzimmer wegen Umherziehens. Wegen
Ruhestörimg kamen zwei Personen zur Anzeigc.

-I- Schwetzingen, 2. Upril. (D i c K o n f i r m i e r t e n
v o n Oftersheim nnd Rheinau) machten am Oster-
montag untcr Führung ihres Geiftlichen einen Ausflug nach
Karlsruhe. Als die Frau Grohherzogin von dcrcn Nnwesen-
hcit Kennriiis erhielt, lieh sie die Kinder nach dem Gottesdienst
in der Schlotzkirchc zur Besichtigung des Schlosses einladen und
unterhielt sich dann auch noch aufs leutseligste mil denselbcn,
sie zuglcich ermahnend, ihres Äonfirmationsgelübdes zeit-
lcbens zu gedenken. Hocherfrcut kehrten die Kindcr in die Hei-
mat zurück.

Mannheim, 2. April. (S e l b stm o r d e.) Hcute Vormitta«
gab die Tochter Bertba des Kausmonns Franz Ludin, 5.
Querstraße Nr. 2, auf ibrem Zimmer einen Schuß in die Herz-
aegend auf sich ab. Die lebensa efährlich Verletzte wurde ins
Allgemeine Krankenhaus überfübrt. Als Motiv wird Licbes-
kummer bezeichnet. — Vor dem Portal zum neuen Friedbof er-
schoß sich gestern srüh kurz vor sechs Uhr ein junaer Mann. Die
Feststellung der Persönlichkeit ergab, daß der Selbstmörder der
20 Jahre alte Buchhalter Jakob W et ß aus Jxh e im in der
Pfal-i wor Ueber den Beweggrund der Tbat ist nickts bekannt.

Mannhcim, 2. April. (ZuderFamilientragödie),
die sich im Kause F. 8, 10 abspielte und deren Opfer der Metz-
germeister Konrad Bitzer wurde, erfährt der „Gen.-Anz.",
das; es nach dem bisherigen Verlanfe der gerichtlichen Unter-
suchung doch immer wahrscheinlicher wird, datz der 73 jzähre
alte Brendel inNotwehr gehandelt hat.

». Karlsruhe, 2. April. (E h r c n d c g c n.) Durch einen
hicsigen Juwelier lietz ein nngcnannt scin wollender süddeut-
scher Burenfreund einem deutschen Bnrenkümpfer, dem Re-
daktcur des „Grazer Tageblatt", Herrn Franco Seiner, einen
künstlerisch ausgeführten Ehrcndegen zugehen. Jn dem
in warmen Worten gehaltenen Begleitschreiben heitzt es u. A.:
Da ich nicht jveitz, wie Sie über „Orden" denken, habe ich mir
erlaubt, Jhnen in Anbetracht Jhrer Volksliebe einen Chren-
degcn zu übersenden. Jn Graz herrscht natürlich grotze Reu-
gierde, wer wohl dieser geheimnisvölle Spender sein mag.

0. Tribcrg, 2. April. (V e r u n g l ü ck t.) Drechsler-
meister Knöbel verunglückte bcim Radfahrcn auf der Stratze
von hier nach Hornberg, indem er bci eincr engcn Kurve dieser
Stratze darüber hinausfuhr, Lber die Maner hinunter stürzte
und das Genick brach. Der Töd trat sofort ein.

Aus Baden. Jn Diersheim brannte am zweiten Oster-
feiertag das Wohn- und Ockonomiegcbäude der Ratschreibers-
Ww. Hautz vollständig nieder. Das Vieh konnte nur mit grotzec
Mühe geretter werden. Der Schaden beträgt ca. 9000 Mark,
Fahrnisse und Gebändefünftcl sind versichert. Die Entstebnngs-
ursache des Feuers ist unbekannt.

Hheater- und Krmltnachrichen.

Heidelberg. 2. April. Herr Karl Eckhof wird morgen Freita»
noch einmal an unserer Bühne als Gast auftreten und die Rolle
des Prinzen in „Emilla Galotti" spielen. Die andcren Rollen
werden gespielt von den Damen Herter, Hohenau und Jung-
mann und den Herren Brandt, Feldner. Großmann, Lassen,
Rose, Rudolvh und Wiegner. Fräulein Herter verabschicdet sich
an diesem Abend von dem Heidelberger Publikum, welches dcr
aufstrebenden Künstlerin stets viele Sympathie entgegcnbrachte

Kandet und Werkeyr.

Mannheim, 2. April. lAktien.) Oberrh. Bank 119.00 G-
Rhein. Creditbank 141.50 G- Rhein. Hypoth.-Bank 179.75 G-
Brauerei Kleinlein, Heidelberg 159 G. Sckroedl'sche Brauerei-Ak.
175.— G. Portland Zemtnt Heidelberg 116.00 G.

Frankfnrt, 2. April. Effektensozietät. Abends 6V« Uhr-
Kreditaktien 219.70 b., Disconto Commandit 191.70 b., National-
bank 11120 b.. Bayr. Bank 73.80 b. G., Nordd. Llohd 108.75 b.
4vroz. Spanier 79.10 b.. 5proz. amort. Mexikaner 42.60 b. G,
Istzvroz. Portugiesen 44 b., Harpener 167.25 b. G.. Hibernia
163.80 B. 70 G., Oberschl. Eisen-Jndustrie 120.20 b. G.. Röhren-
kessel Dürr u. Co. 104.90 b. G., Elektr Anl. Köln 27.60 b. G,
6st.-6V„ Uhr

Bei mäßig belebtem Verkehr herrschte auf allen Gebieten
feste Haltung Von Fonds notierten Spanier und 5proz. Silber-
Mexikaner ansebnlich böher.

ich die Aussprache und halte schiießlich den Umlaut fein
heraus. Am nächsten Abend übcrraschte ich damit den
Schaffner der Elektrischen. Er stierte mich verständnislos
an und ich mußte es dreimal wiederholen, bis er cs erfaßte t
Oh, Sie meinen Gothe-Straße! Warnm sagen Sie denn
das nicht? Ein anderer Schaffner nannte sie am folgenden
Abend Go—eeth, und am dritten Abend wurde daraus
Go—e—the. Dann hatten wir einen ungeleckten Jrländer
als Condukteur, der sprach aus Go—tay. Der Fleischer
nennt sie Gaytie, der Waschmann spricht Gaytuh, der
Kohlenlieferant Goth und »nser Gemüsehändlcr Gertie.
Jch kenne eine Dame, die sich etwas auf ihre BildunS
zugute hält, und sie sagt Gutter (Gossen-) Straße. Dell
Vogel schießt aber der Portier in unserm Hause ab, der
nennt sie Goitre(Krops-)Straße."

Interview.

— „Frau Muse", — sprach ich einst zu ihr,

Die bei mir saß in wallendem Gewande,

— „Wie sonderbar aing es doch zn

Mit nns'rem heilig freiindschaftlichen Bande!

Jch sah dich erst als Jungfrau an,

Entflammte heiß in eifersücht'gem Minnen,

Doch niemand wollte mich versteh'n,

Mocht' ich auch noch so bräutlich dich gewinnen.

Zetzt, wo wir nur gut' Freund uns sind

Giebt mir die Welt aar Vorschuß bis zum Grabe!"

— „Den steinigen ste stets —sprach sie,

— „Den ich in wahrer Lieb' umfangen habe l"

Fritz Rassotv-
 
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