Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0631

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
und auch mit einer Russin verheiratet sei. M't Grimm
seien die Witwe Bergstroem, die Frau eines anderen Offi-
zirs, ein Jntendanturoffizier und der Verwalter eines
Proviantamts als Mitschuldige verhaftet worden. Der
Verrat Grimms bestehe in der Auslieferung gewisser
geheimer Pläne und Schriftstücke über Mobilisierung
von Teilen von Truppen. Eiu sehr wichtiges
Schriftstück, das er ebenfalls ausgcliefert habe, sei der
Jahresbericht über den Truppenbestand des Militärbezirks
Warschau, den Grimm selbst für den Kaiser hätte aus»
arbeiten sollen. Dieser Bericht enthalte wichtige Angaben
über die Gesamtheit der Truppen, ihre Verteilung und
andere geheime Punkte.

Afrika.

— Die „Times" metdet aus V a a l b a ir t vom 27.
Vcärz, dasz sich unter den Papieren der Buren, die Oberst
Grenfells Kolonne am Dienstag erbentet habe, zmei von
Delarey, Liebenberg nnd auderen unterzejchnete
W i l l k o m in e n S - A d r e s s e n an Steijn und
De Wet befinden. Sie sind nndatiert, es wird darin
aber erwähnt, datz der Krieg zwei Jahre und fiinf^Bio-
nate gedauert habe, worauS hervorgeht, daß sie Steijn
nnd Dewet in der vorletzten Woche bei ihrer Anknnft im
westlichen Transoaal überreicht worden sind. «teijn
wird als Fnhrer und Ratgeber angeredet, dessen Thaten
nnd Worte die Bürger zn allen Zeiten sehr erinutigen
und stärken. Dann heißt es: „Wir danken Gott für
Jhre männliche und feste Haltung. Wir beten auch da-
fnr, daß es Jhnen beschieden sein möge, als Haupt nnd
Führer des geeinigten Südafrika zn erscheinen." Eine
von Schalk Burger am 23. Januar im Distrikte
von Lydenburg erlassene ProkIa m ation bestimmt,
daß Samstag, 29. März als Tag des Gebetes für die
Herstellung. des FriedenS nnd der linabhängigkeit dcr
beiden Republiken festgesetzt werde. — Die „Times"
schreibt hierzn im Leitartikel: „Ein Frieden unter diesen
oder irgendwie ähnlichen Bedingungen steht äbsolut nnd
definitiv autzer Frage. Wenn Schalk Burger diese ele-
mentare Wahrheit nicht einsieht, so soll er je eher je
lieber zu seinem Kapkarren zurückkehren."

Asien.

— Dem Bureau Laffan wird aus Peking gemeldet, daß
vier englische Soldaten in Folge eines Wirtshaus-
streites von einigen deutschen und französischen
Soldaten mit Bajonetten schwer verwundet worden seien.

Amerika.

Washington, 3. April. In Beantwortung von
Anfragen wnrden, wie dic „Times" meldet, seitens der
amerikanischen Regierung über diedentsche SteI -
lung inSchantung befriedigende Erkläruugen ab-
gegeben. Es sei richtig, daß Deutschland erhebliche indu-
strielle Konzessionen bewilligt worden seien, doch sei mit-
geteilt worden, daß diese nicht ausschließlich seien und
kein deutsches Monopol schaffen. Das Feld bleibt also
für den Wettbewerb der übrigen Nationen offen.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 4. Avril.

i. Deklamntorischc Aiatinee. Am kommenden Sonntag
veranstaltct Herr Alfred Bernau, Mitglied nnseres Stadt-
theateks, in der „Harmonie" cin Matinee, mit Rezitation aus
dcn Wcrken erster deutscher Dichter und moderner Autoren.
Der verdienstvolle Künstler, der den Besuchern des Theaters
als Darsteller durch sein vortreffliches Spisl so manch genuß-
reiche Stunde verschafft hat, Ivird ohne Zweifel auch als Rezi-
tator cin schönes Können an dcn Tag legen. Goetheis macht-
volles Gedicht „Der Gott und die Bajadere" und dic übrigen
Nnmmern des interessanten Programms bietsn hierzu hin-
reichende Gelegenheit.

Wochcnmarktsverlcgung. Laut einer städtischcn Be-
tanntmachnng werden am Montag. Mttwoch, Donnerstag nnd
Samstag dic auf dem Marktplabe stattfindenden Wochen-
rnärkte änläßlich des Umbaues der Fahrbahn der Hauptstraße
vom 6. bis 26. ds. Mts. nach dcm Ludwigsplatz verlegt.
(Siehc Jnseratenteil.)

Stadt-Theater. Wie aus dem heutigen Jnierat ersichtlich ist.
werden einige Mitglieder des Hoftheaters in KarlSruhe m
der Zeit vom 10. bis 25. April hier Vorstellungen geben.'

* Nnglücksfall. Ein bedauernswerter Unglücksfall trug
sich hcute früh bei eincm Neuban im Klingenteich Nr. 24 zu.
Der Tagarbeiter E. F a l l e n st e i n war hier mit einem an-
dercn beschäftigt, die Crdmassen für die Grundmaueru aus-
zuschachtcn, als plötzlich gegen 8 Uhr der anstotzende Hang,
der infolge des andauernden Regens in verflossener Nacht
ins Rutschen kam, den in der Grube arbeitenden F. zu-
decktc, während es seinem Geführten gelang, sich noch recht-
zeitig in .Sicherheit zu bringen. Der Bauführer ließ »atürlich
sogleich umfassende Rettungsarbciteu vornehmen, allein bis
zur Stundc (12 Uhr) hat man von dem Verschütteten noch
teine Spur gefunden. Der Verunglückte, der aus Rastatt
gebürtig tst, wohnt hier nnd ist verheiratet. Daß dcr Ver-
nnglückte lebend aus setncm Grabe hervorgezogeu werden
kvird, scheiut nach Lage der Dinge ausgeschlossen.

z Wieblingen, 2. April. (D e r M ä n n e r g e s a n g-
verein „L i e d e r k r a n z" Wiebli n g e n) begeht am

8. Juni d. Js. das Fest seiner Fähnenweihe. Die Vorüerei-
tungen hierzu sind im vollen Gange. Da schon eine große
Anzayl Vereine ihr Erscheinen zngesagt hat, verspricht das Fest
ein schönes zn werden, zumal dem Verein der große Freiherr
von Larochsche Garten als Festplatz zur Verfügung steht. Der
Festorr ist als Bahnstation bequem gelegen, indem er von zwei
Bahnen berührt wird. Die Fahne soll ein Mnster von Hand-
stickerei werden und kommt von Frau Kuhn in Ladenburg.

L.Is. Wiesloch, 3. März. (Ue be rsahr e n.) Am Monrag hat
der Fuhrmann Friedrich Jung von St. Leon, als er mit seinem
Fuhrwerk durch Roth fuhr, den dort auf Besuch sich aufhaltenden
4 Jahre alten Knaben Julius Lela aus Ludwigshafen so un-
glücklich überfahren, daß derselbe alsbald starb. Ob hter Fahr-
lässtgkeit vorliegt, wird die Untersuchung ergeben.

f;n. Ebervach, 3. April. Jn einer gestern stattgehabten
Bürgerausschußsitzung wurden die Hcrren Ober-
förster von Stetten und Baurat Straub zu Ehrenbürgern er-
nannt. Bei Begründung des vom Gemeinderat gestellten An-
trages führte Herr Mirgermeister Dr. Weiß aus, der Haupt-
grund für die Auszcichnung der beiden Herren sei der, daß sie
seit eincr langen Reihe von Jahren als Mitglieder dcs Bür-
geransschusscs eine gmiz hervorragende und segensreiche Thä-
tigkeit in städtrschen Angelegeiiheiten entfaltet hätten nnd datz
sie der Gemeindeverivajtung in technisckien Fragen seit zwei

Dczcnnicn als die tüchtigstcn und uncigeimützigsten Berater zur
s-eitc gestanden hätten.

I!>>. Mannlieim, April. Zur Einwcihung des iieucn
B örsc ng e b ü u d e s, die am Dienstag, dcn 8. April start-
findet, haben, wie verlautel, die Herren Miuister Buchenüerger,
Zchenkel, Freiherr v. Dusch und Reinhard ihr Erscheinen zu-
gesagt. Herr Staatsminister v. Brauer ist an der Teilnahme
der Festlichkeit berhindert, da am gleichen Tage im Landlage
Budgetverhandlungen stattfinden.

Mamiheim, 2. April. (S t r a f k a m m e r.) Einen Schül-
fall von moral insanity ergab hente die Verhaudlung gegen
dcn 16jührigen Kaufmannslehrling Julius Heinshcimcr ans
Eppingen vor der Strafkammcr. Heinsheimer schlug schon
frühzeitig aus der Art. Voriges Jahr kam er hierher in die
Lehre uud sofort begann er zu stehle». Sowohl in seincn
Lehrstellen, wie in den Geschäften, in dcncn er Kommissionen
zu besorgen hatte, nahm er weg, was ihm nnter die Finger
geriet. Nachts besuchte er die Cafes und stahl Paletots. Er
wurde in der Universitätsirrenklinik Heidclberg auf seinen
Geisteszustand untcrsucht. Assistenzarzt Dr. Gaupp erstattete
cin längeres Gutachten darüber. Jn der Slnstalt hat er wie-
derholt die Absicht ausgesprochen, cr wolle cin Verbrecher
werdcn. Dcr Gutachter erklärt ihn für gcistig anormal, jedoch
in strafrechtlichem Sinn nicht für nnziirechnungsfähig. Das
Ilrtcil lautete anf 8 Monate Gefängnis.

0. Karlsnihc, 3. April. Die Gesamtsnmme der bis 1.
April ün Amtsbczirk Karlsruhc für die Großhcrzog-Friedrich-
Jubiläumsstifning eingegangenen Beträgc hat bcreits eine
Höhe von 84 2ö9.7l> M. erreicht.

Offcnbnrg, 8. April. Fn der gestrigen Bürgerausschuß-
sitzimg wurde dic Städteordnung mit 63 gegen 15 Stimmen
angenommen. Hcrr Bürgermeister Hermaim bleibt also anf
seinem Posten.

Kreisversammkung

Heidelberg,4. April.

Die 37. ordentliche Kreisvcrsamm l u n g des
Krcises Hcidelberg tagte heute im großen Rathaussaalc hier-
selbst. Sie wurde von dem Kreishauptmann Geh. Regie-
rnngsrat P f: st e r nm 914 Ilhr eröffnet.

Anwesend sind 37 Mitglicder, darunier als Vertretcr des
Großgrimdbesitzes die Herren Freiherr v. Degcnfeld, Graf v.
Helmstadt, Freiherr A. v. Gemmmgen und Freihcrr v. Betten-
dorf.

Anwcseud ist fcrner Landeskommissür Pfisterer aus Maim-
heim.

Der Kreishanptmann macht Mittcilungcn über Verände-
rungen im Person«lbcstand der Krcisversammlung: Herr
Werner ist wcgen Wegzugs ausgeschicden, Herr Lauer von
Schönau gestorbeu. Zu Ehren des Letztercn erhebl sich dic
Bersammlung von dcn Sitzen.

Zum Vorsitzenden wurde Oberbürgermeister Dr. W i l-
ck e u s gcwählt, zum Stellvertreter Freiherr v. Gcmmüigeu,
zu Schriftführern die Herren Abel von Walldorf nnd Heiß
von Lampenhain.

Herr Dr. W i l ck e n s übernimmt den Vorsitz.

Ucber die Vorlagen, die dem Kreisausschutz für seüic dies-
jührige Tagung unterbreitet worden sind, haben wir ausführ-
liche Mirteilmigen gemachi. Wir tünnen uns deshalb hier um-
somehr kürzer fassen, als die Berichterstalter sich im Wesenr-
lichen auf die gcdruckten Borlagen vczogen.

1. Allgcmcincr Geschiiftsbericht für das Jabr 1901, erstattet
vom K r e i s a u s s ch u tz. Die Versammlung nimml ohne
Debatte Kenninis vonr Bericht.

2. Bcricht iiber die Armenkiiidervflege dcs Kreises, erftattet
von Prof. F. i s e n l o h r. Der Berichterstatter. bezieht sich
auf den Drncküericht.

Bürgermeister Dr. Walz dankt dafür, datz der Kreis die
Beitpäge für die, Armenkinderpflege erhöhi hat und fragt an,
ob nicht dcr Kreis auch für arme uneheliche Kinder eintreten
möchte. Das Kind könne doch nichts dafür, daß es unehelich
geboren sei, und solle doch ihm, nicht der Mutter die Umer-
stützung geltcn.

Prof. Eiscnlohr: Der Kreis handlc nübt nur aus
moralischem Grunde, sondern aus dem prattischen Grunde,
daß leichtsiimigc Personen nicht ermuntert werden sollen. Der
Antrag des Kreisausschusses wird einstimmig genehmigt.

3. Bericht übcr die Kreisabteilimg dcr Luisenheil Anstalt,
erstattet von Prof. F. E i s e n l o h r. Dicser macht auf dic
eingetrctene Erhöhimg der Pflcgesätze, der im Druckbericht schon
erwähnt ist, noch mündlich aufmerksam. Die Erhöhung sei
als berechtigt nachgewiescn. Dementsprechend wächst die Last
des Kreisbeitrags.

Die Ueberschreitung des letzten Voranschlags um 1918 M.
und der Boranschlag für 1902 werden einstimmig genehmigt.

4. Bericht über dic Verpflegung von Augciikraiikcn in der
Akademischen Augenklinik, erstattet von Prof. F. Eisenlohr,
Der Berichtcrstatter weist darauf hin, daß der Kreis auch hier
einer Erhöhung der Ausgaben gegenüberstchc, da die Klinik den
Bertrag gekündigt hat und die Erhöhung des Satzes von 1 auf
2 Mark 'verlangt. Der Kreisausschuß hat beim Ministerium
gcbeten, datz der Satz nur auf 1.50 M. erhöht werde. Das
ist vom nächsten Jahre ab zugesagt wordcn, für 1902 gilt der
Saü von 2 Mark.

Der Antrag des Kreisausschnsses wird einstmnnig ge-
nehmigt.

5. Bericht über die Landarmenpflegc des Krei,es, erstattet
vom Kreisausschutzmitglied Landgerichtsrat Dr. G a u t i e r.

Der Berichterstatter ist durch cine Strafkammersitzung an
der Teilnahme an der Versammtung verhindert. Statt seiner
befürwortet Prof. Eisenlohr den Vorschlag des Kreis-
ausschusses mit einigcn Worten. Dcr gestellte Antrag wird
einstimmig genehmigt.

6. Bcricht über die Benühung des Soolbades Rappenau
durch arme Kranke des Kreises, erstattet von Dr. W. Blum.
Dieser hebt hervor, daß hauptsächlich Heidclbergei: Kinder das
Soolbad anfsuchen. Der Kreis Mannhcim, der Lber das Bad
verfügt, schickt seinc Kinder in den Ferien dorthin, während
die andern nnr in der Schulzeit dorthin können imd nachher
in der Schnle zurückbleiben. Dr. Blum regt an, man möge
sich mit Rappenan in Verbindung setzen. Biirgermeister Dr.
Walz hebt dic sehr günstigen Erfahrnngen durch das Sool-
bad für die Kinder hervor. Auch die Landgcmeindcn sollten
von der Gelegenheit Gebranch machen, denn auch dort gäbe es
kranke, dürftige Kinder. Der Vorschlag des Kreisausschusscs
wird einstimmig genehmigt.

7. Bcricht, dcn Krcisbeitrag für dic ArSeitcrkolonie Anken-
buck betr., erstattet von Dr. W. Blu m. Rach einigen empfeh-
lenden Wortcn des Bericksterstatters, der darauf hinweist, daß
auch Kolonisten aus dem Kreise Heidelberg in Ankenbuck Auf-
nahme gcfundcn haben, wird der Antrag des Ausschuffes —
Bxitrag von 300 M. — einstimmig genehmigt.

8. Bcricht übcr die Kreispflcgeanstalt in Sinsbcim, erstattet
vom Vorsitzenden des Sonderausschusses, Major a. D. Koeh n-
horn. Der Berichterstatter, der seit dem Sommer Referent
und Vorsitzender des Sonderausschusses ist, bezeichnet die An-
stalt als einen lvunden Punkt. Mit kleinen Mitteln konnte
da nicht abgeholfen werden. Die Sache sei deshalb so weit hin-
gezogen, aus Grünben, die den meisten Mitgliedern bekannt
seien. Die Gebäude seien nach heutigen Begriffen von vorn-
herein unzulänglich angelegt; man wußte vor 25 Fahren eben
nicht, Ivie die Sache sich entwickeln werde. Man hat dann mit
kleinen Mitteln zu helfen gesnckit nud neue Flicke anf den alten

Rock gesetzt. Tann fei der Vorsrand krank geworden und dck
habe sich besonders die Unzuläiiglichkeit der Anstalr invczug auf
Abschluß, Ueberwachimg u. s. w. herausgestellr. Man listt
daim abgewariet, oü der Vorstand wieder gesund werde, schlicß-
lich kam aber ein Moment, wo doch der Kreis sich sagen mußte,
die Anstalt genügt nicht. Es muß unbedingt eine Aenderiuig'
die kein Flickwerk ist, eintretcn. So ist also die Rcorganisa-
tion eingcleitet worden. Als Vorstand ist der frühere Vorstand
v. Hub, Herr Eschle, ansersehen, der von dem Berichterstattcr
sehr empfohlen wird. Einc unvermutete Besichtigung von Hufi
mackn etnen außerordentlicki giinstigen Eindruck. Für den Di-
rektor nmßre eine nene Wohmmg geschaffen werden, von wo
aus er die Anstalt richiig übersehen konnte, Bureau, Kranken-
zimmer n. s. w. fehltc. Es ist nun durch Umüau eincs Ne-
benhauses eine Dircktorwohnnng, sowie cin Bnreau geschaffeu
worden; Wasserleitung imd Aborte mußten hergerickstet werdcn;
fcrner mußtcn für innere imd nußere Abflüffe gcsorgr tverdcm
Es hcrrschten in dieser Beziehimg schwere Mißstände. Auch
was jctzr zur Abhilfe geschchen ist, genügt nicht stnsbesondere
sollten die beiden Geschlechter in verschiedenen Bauten unter-
gcbracht werdcn, was bis jetzt nicht durchgeführt werden konnte.
Für alle diesc Ausgaben beantragt dcr Ausschuß nachträgliche
Gcnehmigimg. Was die eigentliche Reorganisationsvorlage
anbctrifft, so soll eine solchc einer besonderen Kreisversainni-
limg vorgelegt werden, da die Vorarbeiten bis jetzt nicht bcendet
sind. Zunächst werden nnr Anforderungcn zur Einlcimng dei'
Rcorganisation gestellt. Bürgermeister Abcl beantragt, daß
übcr die Verpflegungssätze, die dcr Ausschuß vorschlägt, be-
sonders abgestimmt wird. Auf die Nebenbezüge sollte dic Am
stalt verzicksten. Er weist dabei auf ein Kind seines Ortes hiw
das Allmcngenuß hat. Diesen ziche die Anstalt an sich, sodatz
das Kind heuer in der Anstalt untergebracht ist. Majcw
Kochnhorn hebt hervor, daß ancki die höchste Kategorie der Ge-
mcindebcirräge entfcrnr nicht das aufbringt, was der Pflcg-
lrng kostet. Wenn nun die Anstalt neu orgcmisiert und stärker
besetzr wird, — vicle Anmcldungen müssen jetzt znrückgewieseu
werden —, so werdcn die Kosten für den Pfleglmg steigeu
nnd dcshalb wird eine Erhülnmg des Gemeindebeirrags gc-
fordert. Obcramtmann Keim fragt an, wreweit die Vor-
arbeiten gediehen smd, ob schon Pläne gefchafsen sind, und wie
teucr dcr Bau kommcn werdc. Major Koehnhorn bemerkt hier-
zu, Nrchiiekr Thomas habe zunäckift Skizzen entworfen; vorcrst
sokl ein Gebüudc für Fraucn errrchtet werden, dann ein Wirt
sckiaftsgebäilde, von dcm mis bcide Häuser bewirtschaftet wer-
den; cine Dampfheizung soll cingerichtct werden. Ueber bie
Kostcn lässt sich noch nichts sagcn.

Die fünf Anträge des Krcisanssckiusses wcrden nacheinander
gcnehrnigt. Darrmter dcr Dienstvertrag mit dem ncuen An-
staktsdirektor, der Kreisznschuß und die Erhohrmg dcr Pflegc-
beiträge dcr Gemeinden. Lctzterer gegen einc nicht unbedeu-
tcndc Minderheit.

Major a. D. Koehnhorn mackii daim noch Mittcilung über
die Grundstückc bei der Anstalr, die fürsorglich angetanft
worden fiird.

9. Bericht iiber die landwirtschastliche KreiswinterschnK
zn Eppingen. Baron v. Kemminaen üofft, dah der neue
Vorstand der Schule sebr Tüchtiges leisten wird.

Graf Helmstadt regt an. daß auch die Fischzucht in deN
Kreiswinterschulen bebandelt werde ; denn die Fischzucht sei auck>
nützlich und wertvoll und die junaen Leute könnten da dock
nützliche Anregungen empfongcn. Der Unterländer Ftscherci-
Verein sei gewillt, mit gedruckten Belehrungen die Sache zU
unterstützen.

Major a. D. Koehnhorn sagt für Wiesloch ger»e
zu. der Anregung Folge zu geben. Das Gleiche sagt Herc
Vielhauer betreffend der Epvinger Anstalt. Graf Helmstadt
fügt noch hinzu, deß es sich nur um 3 bis 4 Stunden bandle
und er sei erbötlg, den Schulen mitzuteilen, wenn in der Diehl'
schen Fischzuchtanstalt Jnteressantes zu sehen sei.

Herr v. Gemmingen meint, daß die Zeit für die Sckule
doch kurz sei und allerlei andere Besuche notwendtg erledigt
werden müßten, ehe man an den Besuch einer Fischzucktanstalt
denken könne.

Die Anträge des Ausschuffes werden einstimmig genebmigt.

10. Vericht über die landwirtschaftliche Kreiswinterschute
zu Wiesloch. Der Bertchterstatter Major Koehnhorn kouk
statiert ein fröhliches Gedeihen der Schulen. Der Vorstand sti
ein oußerordentlich tüchtiger, anregender Lehrer. Die Anträge
des Kreisausschusses werden einstimmig genehmigt.

11. Vericht über die Kreishaushaltungsschule inNeckarbischofs-
heim. BürgermeisterNeuw trth hebt hervor, daß man mtt de»
Reparaturen des Gebäudes nun nabezu zu Ende sei. Allerdings
habe die Sache Geld gekostet. Die Schule gedeihe vorzüglich-
Die Anträge des Ausschusses einschläglich der Nachforderuug
werden aenehmiat.

12. Vericht über die Beteiliguug des Kreises an der Aus-
bildnng von Arbeitslehrerinnen, erstaltct von Dr. W. Bluv>-
Der Antrag des AusschuffeS wird ohne Debatte genebmiat.

13. Vericht i'iber die Ausbildung von Haushaltungö-
lehrerinnen an Fortbildungsschulen, erstattet von Dr. W. B lu w-
Der Berichterstatter konstatiert, daß er eben erst von einem Vater
herausgerufen worden sei, der seine Tochter als Haushaltungs/
lehreriu ausbilden lassen will. Wenn die Genieinden noch zahst
reicher den Kochunterricht einfuhren, dann wird der Bedarf aU
solchen Lehrerinnen steigen. Der Antrag des Kreisausschusses
wird genehmigt.

14. Bericht über die Förderung der Landwirtbschaft-
Berichterstatter Stoll giebt einiges aus dem Druckbericht
wiedcr, was insbesondere Aenderung gegenüber früher betrifft.

Herr Neuwirth berichtet über den Stand der Ziegen-
zuchtgenossenschaften; jetzt seien alle für die Saaneziege gewonneU,
nachdem sich herausgestellt, daß Brienzer und Saaueziege
wesentlichen identisch seien. Er regt an, die Position sür Ziegen-
zuchtgenossenschaften von 50 Mk. auf 260 Mk. zu erhöhen. Diests
Amendement wird genehmigt und danu die Gesamtvorlaqe des
AusschusseS.

(Schluß folgt.)

Jn deu Ausschuß der Verbandsverwaltuug der
Rindviehversicheruug wurden gewählt: Hcrr Stabhalter
Zimmermann in Schwabenheim; als Stellvertreter: Herr Biirger-
meister Neuwirth-in Neckarbischofsheim.

Jn den Kreisausschuß wurden gcwählt: die Herre»
Prof. Dr. Fried. Eiseulohr, Oberbürgermeister Dr. Wilckens,
Major a. D. C- Koehnhorn, Landgerichtsrath Dr. Gautier uü^
Bürgermeister Dr. Walz vou Heidelberg, Bürgermeister Jui-
Burckhardt von Wiesloch, Bürgermeister Neuwirth von Neckar-
bischofsheim, Stabhalter Zimmermann von Schwabenheim uuo
Bürgermeister Vielhauer von Eppingen; als Ersatzmänner: »s
Herren Bürgermeister Sveiser oon Sinsheim und Oekonom P»'
Heinr. Stoll jun. von Meckesheim.

Als Muglieoer des « onb e r au s > chusse S für AruieU''
kinderpflege wurden gewählt: die Herren Professor
Fried. Eisenlohr von Heidelberg, Bürgermeister Jul. Burckharo
von Wiesloch, Steinbruchbesitzer I. Amann von Neckargeurun0'
Stadtpfarrer Gräbener von Neckarbischofshcim, Rentner Kar»
Höchstetter von Sinsheim, Kaufmann G. Neudeck von Eppingen-
Als Mitglieder deS Sonderausschusses für dt
KreiSpflegeanstalt Stnsheim wurden gewählt: d'
Herren Major a. D. C. Köhvhorn von Heidelberg, Bürg.er
meister Speiser und Geistl. Verwalter Deeke von SinShern>'
Bürgermetster Vielhauer von Eppingen, Bürgermeister Bur»
hardt von Wiesloch und Alt-Bürgermeister Rothenhöfer vo
Meckesheim. . .

- Als Mitglieder des Aufsichtsrats der Kreiswrnte-

schule Eppingen wurden gewählt: die Herren August Frewe

von Gemmingen - Hornberg von Michelfeld. Bürgermeister 4 -
 
Annotationen