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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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liegen sein, Meine Regieeung in der Pslicht, die Gesetze
zu vollziehen, kräftig zu unterstiitzen, Vertrauen zu ver-
breiteu, Btißtrauen zu verbannen,

Ich schließe diesen Landtag init denr tiessten Dantge-
fühl gegen Gott, der so gnädig über unS gewaltet, und
nüt der Bitte um seinen Segen sür unser teures
Vaterland!

(Fortsetzung folgt.)

(Jm gestrigen ersten Arrikel ist durch cinen Druckfehler
als Geburtstag des Grotzherzogs der 29, September, statt der
S, September genannt worden, was wir zn berichtigen bitten,)

Aas erste Koch

Einem anläßlich drs Jubiläums unseres Groß-
herzog s bon Professor O, Lorenz iu der „Dentschen
Rundschau" veräffentlichten Aufsatz entnehinen w,r Fol-
gendes:

Jn den Aufzeichnungen, die der Großherzog von Ba-
den mit einer seltenen, wahrtzaft historiographischen Ruhe
und Genauigkeit von allen grotzen Ereignissen jener Zeit
täglich und man möchte sagen stündlich verfaßt hat, ist die
kumniervolle Lage dieses AugeinblickS treu und fast
ergreifend zum Äusdruck gekommen, und ich bin glück-
lich, deni Leser eine Vorstellung geben zn können, wie
ungenügend doch in den „Gedanken und Erinnerungen"
die Vermittlung des Grotzherzogs zur Anerkennung ge-
kommen ist,

Schon früh morgens bekam ich einige Sendungen vom
König und vom Kronprinzeu, die sich auf dw gestrige
sehr peinliche llnterredung bezogen, Der König hatle
gestern Abend eine Theegesellschaft absagen lassen, und
La also die gewöhnliche abendliche Gelegenheit für Mit-
teilungen fehlte, so selzte mich der ,König in KeiintniS,
Laß, obgleich Graf BiSniarck den Titel Kaiser von Dentsch-
land nicht wolle, ich doch diese Bezeichnung gebrauchen
solle, wenn ich nach dem Akt der Proklamierung das
Hoch ausbringe, Das Gleiche schrieb mir der Kronprinz,
nachdem er zum Vortrag beim König war, freilich mit der
Bemerkung, der Bundeskanzler sei dagegen. Ich war
also zwischen den König und den Bundeskanzler gestellt
und sollte doch auf den Kaiser ein Hoch ausbriiigen! Zu
einer Auseinandersetzung war keine Zeit mehr, ich mußte
also suchen, die betreffenden Personen uninittelbar vor
der Feier zu sprechen,

Dann heißt es iveiter: Da man durch den vierten
Saal gehen mußte, um in die anderen Räume zu gelan-
gen, so ergäb sich dort die Gelegenheit, den Grafen
Bismarck zü fprechen, der mir niit der Frage entgegen-
kam, die ich an ihu richten wollte, Er sagte mir, da
er vernomnien, daß ich nach der Proklamation das
.tzoch ausbringe, so erachte er sich für verpflichtet, mich
in Kenntnis zu setzen, daß der König den Titel Deutscher
Kaiser sanktioniert habe, und er mich daher üitte, diese
BezeichnuNg bei mcinem Ausspruch berücksichtigen zu
wollen, Jch erwidsrte dem Bundeskanzler, daß der
König mir vielmehr den Wunsch ausgesprochen habe, Kai-
ser von Deutschland zu sagen; ich sei daher in eincr sehr
unangenehmen Lage, da ich nur das thun wolle, was
beschlosseu worden sei, und doch aufgefordert werde, das
Gegenteil auszusprechen, Der Bundeskanzler war ganz
außer sich vor Aerger und klagte über den Konig und die
llnmöglichkeit, auf solche Art Geschäfte zu machen, beson-
ders wenn es sich um Staatsaktionen handle, wie heute.
Er schloß damit, zu sagen: Wenn der König befohlen
hat, so habe ich nichts mehr zn sagen, und ich muß es
Jhrem Ermessen überlassen, das zu thun, was dieser
schwierigen Lage entspricht, Fch erwiderte, es könne
sür mich nur einen Weg geben, das heißt, noch in der
lehten Stunde zu versuchen, die Gegensätze zu vermitteln,
Jch wollte den König von der Lage unterrichten und ihm
Lie Bedenken des Bundeskanzlers nütteilen, So schieden
wir, und die Züge des Grafen Bismarck verrieten mir
eine seiner tiefen Erregungen, in denen er sogar dem un-
zweideutigsten und aufrichtigsten Ausspruch mißtraut,

Wenige Minuten nachher hörte man Kömmandoworte,
die Wachen präsentierten, es öffneten sich die dichten
Reihen und der König trat ein, Er war gekleidet in die
llniform seines ersten Grenadierregiments zu Fuß, wie
er es stets bei großen Anlässen zn thun Pflegte; er trug
alle militärischen Orden und Ehrenzeichen Europas, Noch
selten sah ich den König so ergriffen, daß er den Eindruck
machte, tief gebeugt zu sein, Er war rasch die große
Marmortreppe hinangestiegen und trat so atemlos in
den Saal der Fnrsten, daß er, nüt der inneren Bewegung
vereint, Mühe hatte, eine kurze Ansprache an uns alle
zu richten, in welcher er kurz die Bedeutung des bevor-
stehenden Aktes schilderte. Zch benützte einen freien

Augenblick, dem K>önig die vorhür bezeichnete Lage zu
schildern und hob hervor, daß, da er meine Ansichl in
der Titelfrage kenne, er mir vielleicht gestatten werde,
zu sagen, daß nach etwa erfolgter Sanktion es mir rat-
sam schiene, bei diesem feierlichen Akt nur die Ausdrücke
zu gebrauchen, wesche den gegebenen Bestiinmungen ent-
sprechen, Der König war sehr ungehalten darülier . , .
Fch suchte ihn dadurch zu beruhigen, daß ich ihm vorschlug,
ich wolle das Hoch so ausdrücken, daß weder die eine
noch dio andere Bezeichnung genannt werde, worauf der
König etwaS unwillig erwiderte: „Du kannst das machen,
wie du willst . . , Nun war ich wiederum auf mich selbst
angewiesen, da der König sich abwendete nnd uns auf-
forderte, ihm in den großen Saal zu folgen, Da ich
dem .König mit dem Kronprinzen folgte, so machte ich
letzterem den Vorschlag, nnr Kaiser Wilhelm zu sagen,
womit er einverstanden war.

Deutsches Reich.

- Für die Schnellfeuerkanonen und Maschinenge-
schütze an Bord unferer Kriegsschiffe werden besondere
Geschützführer herangebildet, die zur Ergänzung des
Stück m eiste r pers o nals Verwendung finüen.
Der Kaiser hat unter dem lll), März dieses Jahres eine
Neugestaltung dieses wichtigen Personals angeordnet
und bestimmt, daß die Stückmeister nach Maßgaüe des
Etats den Rang und das Einkomnien von Deckoffizieren
und Oberdeckoffizieren erhalten, sie tragen die Uniform
der seemännischen Deckoffiziere und als Tienslabzeichen
einen klaren Anker (daS heißt einen Anker, uni den sich
kein Tau schlingt, sonst wird er als unklarer Anker be-
zeichkiet) init einer Granate gekreuzt, Beiläufig sei
bemerkt, daß die Deckoffiziere ein Jahresgehalt von 1692
Mark, die Oberdeckoffiziere ein solches von 2142 Bkark
beziehen und daß beide Dienstgrade über den Unter-
offizieren (Feldwebel) stehen, also ein Zwischenglied zwi-
lischen Unteroffizier und Offizier bildeu, auch au Bord
der größeren Kriegsschiffe ihre eigene Messe (das ist Be-
köstignng) haben, Der Kaiser genehmigte gleichzeitig
eine nene Vorschrift über die Ausbildung und die Dienst-
verhältnisse des Stückmeisterpersonals, das fich aus Stück-
meisteranwärtern ergänzt; dazu sind Bootsmannsmaate
und OberbootsmannSmaate nüt genügender Vorbildniig
in der Geschützbedienung anzunehmen.

Württembcrg.

L.O. Stuttgart, 9. April. Jn einer Sitzung der
Tarifkommisfion der Württ. Abgeordnetenkammer berichtete
Abg. K. Haußmann über die von der Kgl. Generaldirektion
erteilte Auskunft über die Wirkung der Herabsetzung der
Tarife. Die Antwort der Generaldirektion stützt sich auf
umfangreiche und mit großer Gründltchkeit durchgearbeitete
statistische Erhebungen, in welchen namentlich auch die
Angaben über die Kosten der Schnellzüge von Jnteresse
sind. Danach verursachten die 1. und 2. Klasse im
Schnellzugsverkehr ein Defizit von rund
1000 000 Mk., während sich bei der 3. Klasse ein
Ueberschuß von 570000 Mk. ergibt. Daraus geht
hervor, daß die crst auf wiederholtes Drängen eingeführte
3. Klasse den Schnellzugsverkehr rentabler gestaltet. Hauß-
mann beantragt, die Mitteilungen der Generaldirektion dem
Landtage im Druck zugehen zu lassen, da sie eine wertvolle
Grundlage für die Plenarberatungen über die Tarifreform
bilden werden. Dieser Antrag wurde von der Kommission
angenommen. Freiherr v. Wöllwarth gab sodann lt.
„Schw. Bote" noch die Erklärung ab, daß er, wenn er
der letzten Sitzung der Tarifkommission anzuwohnen in
dec Lage gewesen wäre, den weitgehenden Beschlüssen, die
damals gefaßt wurden, nicht zugestimmt hätte, weil keinerlei
Aussicht vorhanden sei, daß die württembergiiche Eisenbahn-
verwaltung zu dem 2-Pfg.-Tarif für die III. Klasse über-
gehen könne. Er halte die Einführung der IV. Klasse und
des 2-Pfg.-Tarifs für diese letztere für das einzig Richtige.
Die Abgeordneten Haußmann und Hildenbrand bemerkten
hierauf, daß die Frcquenzsteigerung in der IV. Klasse,
die anderwärts konstatiert werden konnte, lediglich auf den
verbilligten Tarif und nicht auf die IV. Klasse als solche
zurückzuführen sei. Mit der Einführung des 2-Pfg.-
TarifS für die III. Klasse ließe sich bei uns dieselbe
Wirkung crreichen.

Batzern.

M ü ii ch en , 7. April. Wie die „Augsburger Abend-
zeitimg" aiis gut iiifvrniierter Ouelle veriiiiuiiit, ist uiiter
den Ubomienten der neueu Wochenschrist „Das 20.
Jahrhundert" auch Se, Königliche Hoheit der Prinz-

sten Elend sollte sie die Frau wiederfinden, die ihr das Leben
geschcnkt, Nur rnit Empörung hatte sie, seit sie erwachsen
war, cm die Frau gedacht, die das stärkste Bcmd, das zwischen
Mutter und Kind, zu zerreißen vermocht, Gerade weil es
ihr als ein so großes, beneidenswertes Glück erschiencn wäre,
«ine Mutter zu besitzen, die diesen Namen verdientc, gerade
darum hatte sie für die ihre nur Zorn und Erbitterung übrig
gehabt. Aber daß dieser Ruf dcr Sterbenden gerade in dieser
Stunde an sie erging, das schien ihr wie eine Befreiung von
ihren eigenen Gedanken, wie eine Rettung vor ihrer einsamen
Oual, Sie wollte gehen, sofort, Sie steckte ihre Barschaft zu
sich, packtc einigc Sachen zusamnien, die sie für die Nacht
nötig hatte, ließ sich bei ihrer Hauswirtin eutschuldigen und
nahm dann einen Mietwagen, um zu der angegebenen Woh-
nung zu gelangen, Es war ein unheimliches Haus, vor dem
die Droschke hielt, ein schmutziges, einftöckiges Holzgcrümpel
wie nur in den Vorstadtstraßen noch einige als Ueberbleibsel
einer frühe-ren Zeit sich finden, mit eincr Garküche im Erd-
-geschoß, in der auch Schnaps geschenkt zn werden schien, dcnn
ein Halbbetrunkencr wanktc ebcn Lber die Schwclle, Dahla
zögerte einzutreten; sie war nahe daran, den Wagen zurück-
zurufen, Aber es regte sich ein finsterer Trotz iu ihr, das
Elend ihrer Geburt auszukosten bis auf die Neige und dicse
Muttcr noch einmal in der Atmosphäre der Armnt zn sehen,
die ihr aus diesem elendeu Hesm cntgegenwehte, Jn einem
kleinfenstrigen, niedrigen Stübchen lag cine abgezehrte Gestalt.
Ein im tiefsten Elcnd sterbendes, von Rcue und Gewissensbissen
gefoltertes Weib. — Das war ihre Mutter, die sie eudlich
gcfunden hatte, nur um ihr die Augen zu schließen. Wic wenig
Ilrsache. sie auch hatte, die pflichwergessene Fran zu liebcn,
wie ihr auch schaudertc bor diesem Leben, das hier zu Ende
ging, es dämmerte ihr doch einc dunkle Erinnerung, daß diese
Augen sich einst strahlend von Jugend über sie geneigt hatten
und ein Gefühl unlösbarer Zusammengehörigkeit mit dem
nrmen Weibe raubten ihr den Mut, die Sterbendc, die sich
rn später Reue an die Hände der Tocüter klammerte, zu ver-
kassen.

Vicr Tage und vier Nächtc verließ sie das Lager der
Krankcn nicht, bis sie im ersten Morgengrauen eines Winter-
tages schaudernd mit müden, thränenlo'scn Augcn vor einer
Leiche stand,

Sie wollte auch gegen die Tote noch ihre Pflicht erfüllen,
und so blieb sie in dem kleincn Stübchen, in dem sie die Kerze
zii Häupten der stillen Gcstalt nngezündct hatte, in düstere
Gedanken versunken,

Der Totenbeschauer kam und blickte ihr mit einem so selt-
sam forschenden Ausdrucke ins Gesicht, datz sie in Verw-irrung
geriet. Er nickte ein Paarmal mit dcm Kopfe und cntfcrnte
sich dann rasch, nachdem,er mit den Hausleuten geflüstert hatte.
Dahla ordnete ihren Anzug und wollte eben das Zimmer ver-
lassen, um Blumen für die Tote zu holen, als an die Thüre
geklopft wurde. Ohne ihr „Herein" abzuwarten, trat ein
kleiner Herr in schwarzem Anzug, mit einer Brille auf der Nase
uud vielen Fältchen in dem granen Gesicht, über die Schwelle.

Er legte den Hut auf das Lager neben der Leiche, nahm
nnaufgefordert Platz, zog ein Buch aus der Tasche und wendete
sich dann an das Mädchen, das ihn sehr befremdet anblickte,

„Wie heißen Sie?"

Dahla nannte ihren Namcn und gab anch über die weiteren
an sie gestcllten Fragen über ihr Altcr, ihrcn Stand und ihren
früheren Aufenthaltsort Bescheid.

„Seit wann haben Sie hier gewohnt?"

„Seit Dienstag Nacht,"

„Wo sind Sie an jenem Abend gewesen, ehe Sie hierher
kamen?"

„Aber ich bitte Sie, mein Herr, warum fragen Sie' das
allcs!"

„Antwortcn Siel"

„J-ch war bei Frau Wildenau."

„Warum gingen Sie zu ihr?"

(Fortsetzung folgt.)

r e g e n t, Bekanntlich war der Regent eiii täglicher Lesell
des „Bayerischen Kurier" unrer der Leitung des Herrn
Dr, Klasen, soll ader den nenen Berbältnissen keinen
besonderen Geschmack abgewinnen.

Ausland.

Ocsterreich-Ungaru.

W i e n , 8. April, Fm Reichsrat wurde heute eine
Reihe von I n t e r p e I l a t i o n e n verhandelt, voN
denen sich mehrere aus politische Maßnahinen deutschec
Regierungen bezogen, Ministerprüsident Tr. von. Körbor
beantwortete dieselben vor Eintritt in die Tagesordnung
nnd stellte auf Grund anthentischer Fnformationen fest-
daß die Bieldung von einer angeblichen Spende vott
200 000 Mark seitens der Regierung von Hessen-Dariw
stadt für die Zwecke des deutschen Schulvereins in Oestew
reich-tlngarn jedweder Grnndlage entbehrt und auch be-
reits in der „Tarmstüdter Zeitung" in aller Form de-
mentiert wnrde, Solche Meldnngen, die zu agitatoiw
schen Zwocken absichtlich erfnnden nnd verbreitet wü>'°
den, seien überhaupt mit der größten Vorsicht auszuneh^
men, — Jn Beantwortung einer Jnterpellation der Ab-
geordneten-Jaworst'y und Breiter, betrefsend die an-
geblichen Ausweisungen polnischer Stndenten aus dcn
Preußischen Unterrichtsanstalten, betont der SNinistew
präsident, daß nach den an zuständiger Stelle eingi?--
zogenen Jnformationen die der Jriterpellation zn Grunde
liegenden Gerüchte den Thatsachen nicht entsprechen, Eiu
allgemeiner Erlaß der preußischen Regierung wegen dei'
Ausweisnng stawischer Studenten sei nicht ergangesii
es seien nnr in Posen und Schlesien in dsr letzten Zest
einige Relegiernngen vorgenommen, Die betreffsndeN
falschen Gerüchte seien daranf zurückznführen, daß vor
einiger Zeit 3-1 junge Leute, znnieist Hörer der Berliner
Universität, wegen erwiesener Zugehörigkeit zn unew
lanbten Verbindnngen, nicht aber wegen ihrer Nationa-
lität, aus Preutzen Polizeilich ausgewiesen wnrden. Po»
den Ausgewiesenen seien übrigens nnr fünf Angehörig?
der österreichisch-ungarischen Monavchie,

Frankrcich.

— Der Bischof Lacroir von Tarentaise veröfsen^
licht eine Ermahnnng an die ihm unterstehende Geistlickb
keit. siäi bei den jetzigen Wahlen jeder Einmischung Z»
enthalten, Der Bischof erzähtt, daß er in Rom eine
Audienz beim P a p sr hatte, der ihn zu dem Erlaß diese(
öffentlichen Aufforderung einlnd, Der Papst habe dabci
wörtjich geäußert: Eine oft gemachte Erfahrung hat ge^
zeigt, daß der Klerus jedesmal, wenn er seinen Einflttst
in den Besitz einer politischen Partei stellt, sich verhättch
nisvollen Repressalien aussetzt, Deshalb mird er dieS'
mal klng sein nnd sich keiner Parlanientarischen Parter
dienstbnr machen, Loyal nnd cyrlich, republikanisch 3^
sein und zwar republikanisch ohne Zusatz, das soll i»
diesem Augenblick allein das Programm der französische^
Priester sein,

England. „

— Die nen gegründete „Nntional Service Liga -
deren Zweck kein anderer ist, als im Vcreinigten KöttsN
reich die allgemeine Wehrpflicht einzufultt
ren, beschäftigt die Presse noch weiter und findet nicktt
jenen Anklang, dew ihre Gründer sich versprochen habett
dürsten, Es ist offenbar, daß die Zeit dafür noch ttickb
herangereift ist, Die „Daily News" erklärt, der Pla^
der erzwungenens militärischen Ausbildung für den
und Seedienst sei wohl der Erwägung wert, er haP
aber den verhaßten Antlang von „Conscription". Es m
darum viel empfehlenswerter, sich der Freiwilligen-ArttU'.
zuzuwenden, Tiese sei bereits vorhanden. habe sich abP
nicht der Gunst des Kriegsministeriums zn erfreuen,
alles stNögliche thue, die Ausbitdnng der Freiwillig>P
zn verhindern, nnd ihnen den Dienst dnrch allerhatti
Clsikanen zn verleiden, Bei entsprechender Fördertttti
des Freiwilligenwesens nnd Popularisiernng desselbe''
würde für England nie die Notwendigkeit erstehen,
dem verhaßten Viittel der erzwnngenen Wehrpflickst 3
greifen,

Rußland. .---

P etersbnrg , 8. April. Die Regiernng
über Maßnahmen zur Hebung der TransportfähiglHj
der sibirischen B a h n, Der Chef der Bahn >
ausgefordert worden, an den Beratungen teilzunehwe s
Ein von diesem aufgestellter Kostenanschlag beläiift ll
auf 66 Millionen Rubel, Alle Verwaltungszweige
ganzen Bahn sollen in Tomsk vereinigt werden, >
ein großes Gebäude für die Direktian der Eisenbahu
richtet werden soll, Nach einer Darstellung der „Tinw^
ist der Bahnkörper jenseits des Baikal auf hunden^
von Werst so leicht gebaut, daß jeder Zug, dor meltt' hst
30 Kilometer zurückiegt, entgleisen niuß, So seien bere ^
40 Lokomötiven des letzten Sormowo-Typus, ganz "
geschon von Frachtwaggons, beschädigt worden,

Afrika. ^si--

— Jn der „Liverpool Post" macht ein fruheres - >
gtied der Bushveld Carabiniere weitere Enthüllttlw ^
über die M o r d th a t en der O f f i z i e r e Hmttocc >
Morant. Seine Darstellung der Ermordung oes
schen Missionars Heese lantet folgendermaßen: §

Meilen nördlich von

-pelonken, etwa achtzig
wurden die ersten Mordthaten begangen.

Sergea^

Wrench nahm mit 10 Mann 8 Bnren gefangett
kam mit ihnen an einer deutschen Missionsstation r»
Der Missionar, der die Abteilung sah, bot ihm, b
Tag. Tie Leutnants Morant nnd Hancock lraic

Patronille und besahlen, man solle die Gefangtte a ^
schießen, Der Mssionar fand die Leichen der ermo
Bnren. Er spannte seine Kapkarre an nnd maäste „
den Weg nach Pietersbnrg, um den Vorfall zu m ,,
Jch befand mich in dem Fort, als die Patroui
rückkehrte und erfuhr bald von der Geschichte, Der o >
Blissionar mußte an nnserem Fort vorbeikonime „s
die Offiziere sahen ihn, Leutnant Hancock Mstg > .^i
nnd sprach mit ihm. Wir konnten sehen, daß fte u
Wortwechsel gerieten, Der Deutsche setzte saoatt
Reise sort. Als Leutnant Hancock in das Fort 3"
kommen war, rief er seinem Kafferndiener zu, day
sein Pferd satteln solle. Er holte sich dann ^
Karabiner und ritt hinker dem Missionar her.
spät, geqen Mitternacht, kam er zuruck Er sprststOille
keinem Menschen. Am nächsten Tage fand eme tzs

die Leiche des ermordeten Mlssionars auf der
 
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