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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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Generaldirektor Cisenlohr sagt thunliKste Beriicksich-
tignng des Wunsches der Gemeinde Ludwigshafen zu. Den
Vollbahnbetrieb auf der Strecke Radolfzell-Mengen könne er
für die nahe Zukunft nicht in Aussicht stellen. Jn der Ver-
billigung der Gütertarife sei eigentlich noch nie ein Stillstand
eingetreten. Bei der Beförderung des Obstes' kormne es
hauptsächlich auf die Raschheit an, weshalb neuerdings ein
Cxpreßdienst für das Obst eingerichtet wnrde. Durch Ein-
stellung von Spezialwagen würde nur ein Privilegium für
die grohen Obsthändler geschaffen, den Landwirten wäre damit
wenig gedicnt. Durch die Ueberträge der Restkilometer in
neue Kilometerhefte würden Kosten entstehen, welche den Wert
der Restkilometer weit übertreffen würden. Die Verkürzüng
der Arbeitszeit sei auch im Jahre 1901 weiter fortgeschritten.
Gegenüber den Ausführungen des Abgeordneten Eichhorn be-
merkt Redner, daß allerdings einmal von einer englischen
Fabrik einige Maschinen erworben wnrdcn, die weit billiger
waren, als die von der hiesigen Maschinenbaugesöllschaft
hergestellten, cs handelte sich abcr um einen Gelegenheitskauf.
Cichhorn würde wahrscheinlich nicht damit einverstanden sein,
wenn die Bcamten der Generaldirektion in der Welt herum-
reisen und lauter solche Gelegenheitskäufe machen und die
einheimische Jndustrie nicht beachten würden. Bei der Aus-
wahl der Fahrzeit für die Arbeiterzüge habe die Verwaltung
auf den intcrnationalen Durchgangsverkehr Rücksicht zu nshmen.

Abg. Muser (Dem.) ist der Ansicht, daß der 2 Pfg.-
Tarif für die 3. Klasse sich wohl einführen läßt. Eine wesent-
liche Tarifverbilligung müsse durchaus nicht mit einem Ausfall
verbunden sein; vielmehr sei mit Sicherheit eine Verkehrs-
steigerung zu erwarten. Die Befürchtung, daß unser Staats-
haushalt so sehr im Argen liege, treffe nicht zu, wie aus dem
neuesten Werkc Buchenberger's hervorgehe. (Redner verweist
auf das Kapitel über das Staatsbermögen). Die Behauptung
des Staatsministers über die Reineinnahmen von 1901 treffe
insofern nicht zu, als der sogen. „Rechenfehler" wieder cmßer
Betracht gclassen wurde. Jene 4 Millionen, die im Jahre
1900 unberücksichtigt blieben, müssen doch im Ergebnis des
Iahres 1901 zum Ausdruck kommen. Ganz abgesehen von der
Staatskasse haben wir aber auch ein Jnteresse an der Herab-
sehung der Verkehrssteuer, weil wir dabon dic Hebung der Pro-
duktionsfähigkeit des Volkes erwarten. Kann doch selbst eine
falsche Zollpolitik durch eine gesunde Tarifpolitik paralpsiert
werdcnl Bei einer derartigen Bcdeutung dcr Tariffrage
müssen wir anf eine gesetzliche Festlegung der Tarifc den
größten Wert legen. Warum will dcnn die Regierung nicht
einen Teil ihrer Verantwortung mif die Volksvertretung ab-
wälzen? Der ablehnende Standpnnkt der Bndgetkommission
gegeniiber seinem früheren Antrag sei ihm ganz nnverständlich.
Man kanu cs im Volke nicht begreifen, daß die Volksvertrcter
bei Einführung einer Hundestener, wo es sich um einige Tau-
send Mark handelt, mitzureden haben, nicht aber bei der Fest-
sehung dcr Tarife, wo Millioncn in Frage stehen. sSehr rich-
tigl) Zu seiner Verwunderung habe er gehört, daß kein Ge-
ringerer als Oberbürgermeister Schnetzler dem Abg. Gold-
schmit zugestimmt habez auch mache ein so einflußreiches rmd
weitvcrbreitetes nationalliberales Blatt, !vie der „Schwäb.
Merkur", Propaganda für Goldschmit's Redc. Da sei es Zeit,
daß man mit aller Entschiedenhcit gegen die von Goldschmit
bertretene Anschannng Front nmche. Die Volksvertretung
müffe einen deutlichen Protest nach> Preußen richten und laut
erklären: Wir wollen nichts von einer Preußischen Gemein-
schaft wissenl Wir wollen dem Reiche geben, was dem Reiche
gehört, nicht aber Preußen, was ihm nicht gehörtl Die Kon-
seguenz des Goldschmit'schen Standpnnktes wäre die, daß wir
sagen: Licber glcich den ganzen Staat an Preußen anglicdern!
Das aber wollcn wir um keinen Preis. Redner tritt schließ-
lich für Besserstellnng der Eisenbahnbediensteten und Schaffung
eines Lohntarifs ein und bringt Besebwerden von Eisenbahn-
gehilfinncn Lbcr unzweckmäßige Verteilung der Dienstzeit und
unzureichcnde Dienstzulagen vor. Eine Entlastung der oberen
Betriebsbeamten sei dringend geboten, ebenso eine befsere Aus-
stattung der Diensträume. Die Urlanbszeit sei vielfach zu ge-
ring bemessen. Wenn Abhilfe erfolgt, so erfülle man dadurch
uur ein Kebot der Gerechtigkeit und Humanität.

Staatsminister v. Brauer erklärt, daß die Regierung
eigentlich nicht dic Msicht hatte, die Kilomcterhefte weiter aus-
zubauen: im Interesse der weniger Bemittelten habe man fich
fedoch zn der Einrichtung der halbcn Kilometerhefte 3. Klasse
verstanden. Für die 2. Klasse komme diescr Gesichtsbunkt nicht
in Betracht. Wenn man halbe Kilometerhefte 2. Klasse ein-
führcn würde, könnte auch der Ausländer im Durchgangsver-
kehr dieselben benützen, was zwar keiu Ilnglück wäre, doch seien
die Kilometerhcfte in erster Linie für die einheimische Bevöl-
kerung da. Er werde übrigens die Frage nochmals gründlich
prllfen. Beschwerden über die Privatbahnen kommen selten
ans Ministerium, wo sie sorgfältig geprüft werden. Das Ge-
rücht, als ob das Ministerium die Albthalbahn verhindert hätte,
billigere Kilometerhefte auszugeben, sci falsch; die Gesellschaft
sei überhaupt mit keinem anderen Antrag herangetreten. Der
„Rechenfehler" würde allerdings die Reineinnahmen von 1901
um 4 Millioncn crhöhen, aber im selben Verhältnis würde
sich die Reincinnahme von 1900 vcrmindern; deshalb habe er
beide Jahre zusammen gcnommcn und den Durchfchnitt in
Rechnung gezogcn. Die gefetzliche Festlegung der Tarife würde
uns gcgcnübcr andern Bahnen konkurrcnzunfähig machen.

Generaldirektor E i s e nl o h r betont gegenüber dem Ab-
gcordncten Mnser, daß die Löhne und Einkommens - Ver-
hältniffe unsere Eisenbahnbediensteten sich von Fahr zu Jahr
vcrbestert haben. Nebermäßige Anforderungen werden an un-
sere Eisenbahngehilfinnen nicht gcstellt. Eine Cntlastung der
Bctriebsbeamten, die eben dic Verantwortung für den ge-
samten Bctrieb zu tragen haben, sei schlechterdings nichk
möglich.

Abg. Hergt (Zentr.) will die Tarifverbilligung sehr
vorsichtig behandelt wissen. Eine Verbilligung auf 6, 4 und
2 Pfg. wäre willkürlich. Auf eine Verkehrssteigerung dürfe
man nicht unbedingt rechnen. Die Beseitigung der 1. Klasse
würde zweifcllos die Billigung weiter Krcise finden nnd eine
Verkehrssteigerung in der 2. Klasse zur Folge haben. Da die
Hafenanlagen zur Eisenbahnverwaltung gehören, werden deren
Kosten auch am zweckmäßigstcn von der Eisenbahnkasse be-
strittcn. Redncr befürwortet die Besserstcllung der Eiseubahn-
ingenicurc, der technischen Assistenten und Telegraphenmeister.
Nn dcr Heidclbergcr Eisenbahnkatastrophe tragc die Verwaltimg
keine Schuld.

Um ?48 Uhr wird die Beratung abgebrochen. Fortsetzung:
morgcn )410 Uhr.

L.O. Karlsruhe, 14. April. Die Budgetkom-
mission befürwortet die Petition der Straßenwärter
bezüglich einer angemessenen weiteren Erhöhung ihres Ein-
kommens, welches mindestens nach der Höhe des orts-
üblichen Taglohnes, jedoch ohne Einrechnung der Neben-
bezüge, bemessen werden sollte. Dagegen teilt sie isie Ansicht
der Großh. Regierung, daß die etatmäßige Anstellung der
Landstraßenwärter zur Zeit nicht in Betracht gezogen werden
kann. Auf Grund dieser Erwägung stellt die Kommisfion
den Antrag, die II. Kammer wolle die beiden Petitionen
der Landstraßenwärter hinstchtlich der weiteren Ausdehnung
der Verleihung der Beamteneigenschaft und hinsichtlich der

Aufbesserung dsr Jahreslöhne in dem bezeichneten Umfang
der Großh. Regierung empsehlend überweisen, bezüglich der
weiteren Wünsche der Petenten jedoch zur Tagesordnung
übergehen.

L.O. Karlsruhe, 14. April. Bezüglich der Petition
des bad. Geometervereins glaubte die Budgetkommis-
sion von einem Antrag auf Abänderung des Gehaltstarifs
noch in der gegenwärtigen Kammertagung absehen, dagegen
die Erwartung aussprechen zu sollen, daß die Regierung
um so sicherer dem nächsten Landtag eine Vorlage über die
fragliche Teilrevision machen werde, falls die allgemeine
Gehaltsrevision auch danu noch nicht durchführbar erscheinen
sollte. Jn diesem Sinn beantragt die Kommission empfehlende
Ueberweisung.

L. 0. Karlsruhe, 14. April. Der Bericht der
Budgetkommission über die Verwaltungszweige der
Oberdirektion des Wasser- und S tr a ß e n b a n' s, er-
stattet vom Abg. Hergt, ist nunmehr ebenfalls erschienen.
Die einzelnen Positionen werden nicht beanstandet.

Die Kommission ist der Meinung, daß es angezeigt
würe, die Versehnng des Nebenamts des bad. Rheinschiff-
fahrtsinspektors stündig dem Rheinbauinspektor in Mann-
heim zn übertragen, weil Mannheim als Sitz der Rhein-
schiffahrtSkommission gilt, auch die Konferenzen derselben
in der Regel hier abgehalten werden und wcil bei Ver-
tretung der badischen Rheinschiffahrtsinteressen die Handels-
stadt Biannheim in erster Linie in Betracht kommen dnrfte.

Die Maßnahme, daß die geprüften Straßen- nnd
Daimnmeisteranwärtcr, welche als Bauaufseher und mit
Beamteueigenschaft sowohl im eigentlichen staatlichen Dienst
als anch bci Arbeiten für Kreise und Gemeinden bisher
gegen Tagesgebühren verwendet wurden, knnftig Jahres-
vergütnngen in der Höhe ihres seitherigen Gebührenein-
kommens erhalten sollen, fand die Billigung der Budget-
kommission. Die Zahl der znr Zeit im Dienst befindlichen
Straßen- und Dainmmeisteranwärter beträgt 35. Jm
Staatsvoranschlag sind mit Rücksicht auf den voranssicht-
lichcn Zugang durch die Prüfungen in den Jahren 1902
und 1903 nnd den gleichzeitigen Abgang infolge Ernennung
Vvn Anwürtern zu etatsmäßigen Beamten 40 vorgesehen.
Von den 35 Anwürtern stehen 19 im Besitz der Beamten-
eigenschaft. Die Anzahl derselben ist so gewählt, daß im
Allgemeinen jeder der 23 Rheinbau- und Wasser- und
Straßenbauinspektionen ein ini Besitz der Beamtencigenschaft
befindlicher Anwärter zugewiesen wcrden kann, welcher im
Falle der Erkrankung von Damm- oder Straßenmeistern
oder deren Einberufung zn militürischen Uebungen mit der
vorübergehenden Dienstbesorgung betraut werden kann.
Dnrch Abgünge in jüngster Zeit ist die Zahl der Anwürter
niit Beamteneigenschaft ctwas gemindert, wird aber durch
demnüchstige Verleihungen wieder erhöht werden. Die
Biidgetkommission glaubte der Großh. Regierung empfehlen
zu sollen, nnt der Verleihnng der Beamteneigenschaft an
die Straßen- und Dammmeister-Anwürter etwas rascher
vorzugehcn, soweit dies nach den Bestimmungen der Landes-
herrlichen Verordnung vom 7. Februar 1890 und ohne
Beeinträchtigung der dienstlichen Jnteressen thunlich er-
scheint. Auch ist die Kommission der Meinnng, daß dcn
Anwürtcrn im Falle ihrer Verwendung außerhalb ihres
Stationiernngsortes neben der Jahresvergütung eine an-
gemessene Zuschlagsgebühr bewilligt werden sollte.

Bapern.

— Graf Hoensbroech wird, wie die „Augsburger
Abendzeitung" meldet, in der nächsten Zeit abermals in
München sprechen. Um etwaigen Störungen in der
Bersammlung vorzubeugen, sollen nur Karten auf Namen
ausgegeben werden, so daß eine strenge Kontrolle der Be-
sucher der Versammlung stattfinden kann.

Airs der Karlsruher Zeiturrg.

— Seine Königliche Hoh. der Großherzog
haben dem Kirchenrat Gustav Habermehl, Pfarrer in As-
bach, das Ritterkreuz des Ordens Berthold des Ersten ver-
liehen, dem Briefträger Karl Hilbiber in Freiburg die
Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des ihm verliehenen
königl. preußischen allgemeinen Ehrenzeichens, den Hilfswärtern
bei den kgl. württembergischen Staatseisenbahnen Josef Klein
in Bretten, Johannes Link und Friedrich Jung in Ruith
die Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen der ihnen von
dem König von Württemberg verliehenen silbernen Verdienst-
medaille erteilt und dem Referendär Eugen Breunig aus
Hallerbach zum Notar im Amtsgerichtsbczirk Obcrkirch crnannt.

— Das Justizministerium hat dem Notar Breunig das
Notariat Oberkirch zugewiesen.

— Seine Königliche Hoh. der Großherzog
haben mit Wirkung vom 1. April d. Js. den nachgencmnten Be-
amten unter Verleihung des Titels Postinspektor Stellen für
Ortsaufsichtsbeamte bei den folgenden Postämtern übertragen:
in Baden dem Postkassierer Gustav Trunzer daselbst, in
Heidelberg dem Postkassierer Oskar Kieser in Offenburg,
in Karlsruhe I dem Postkassierer Franz Klotz dasclbst, in
Karlsruhe II dem Postkassierer Ludwig Rüdt daselbst, in
Mannheim I dem Postkassierer Wilhclm Köther daselbst, in
Psorzheim dem Postkassierer Emil May daselbst, ferner die
Stelle eines Ortsaufsichtsbeamten beim Telegraphenamte in
Mannheim dem Telegraphenamtskassierer Wilhelm Leser da-
selbst unter Verleihung des Titels Telegrapheninspektor über-
tragen.

— Der Buchhalter Alfred Pezold beim Finanzamt
Mannheim wurde zum Revidenten bei der Steuerdirektion er-
nannt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 1k>. Anril.

iK Kirchengemeindeversammlung. Zu unserm gestrigen Referat
ist berichtigeud zu bemerken, daß Herr Privatmaun Burckhardt
nicht um die Abhaltung einer Abendmahlfeier im Schulhaus
Schlierbach, sondern um die Wiedereinführung einer solchen am
Gründonnerstag Abend im neuen Schulhaus an der Landhaus-
straße gebeten hat. Ferner hat derselbe nicht bloß um Einrichtung
von sonntäglichen Frühgottesdiensten, sondern um verschiedene
Anfangszeiten der Vormittagsgottesdienste überhaupt ersucht, wie
es längst in allen anderen Städten der Fall ist. — Ferner ist in
den Ausführungen des Herrn Ammann noch zu berichtigen,
daß derselbe nicht gesagt hat, die Sparkasse gebe nnr Darlehen
bis zn einer gewissen Höhe, sondern sie nähme solche nnr bis
zn einer gewissen Höhe znr Verzinsnng an-

8 Bou der Universität. Die crste Eiuschreibung für das
Sommer-Halbjahr findel Mittwoch, den 30. April, die zweite
Samstag, den 10. Mai, die drirte und letzte Donnerschg, deu
15. Mai statt.

S. Ausstellung. Jm Schaufenster des Hofjuweliers N.
Trübner sind bis zum 20. April eine iu Silber getriebene
Jardiniere, für Jhre Kgl. Hoheit die Erbgroßherzogin von
Sachsen-Weimar, nebst einem Ehrenprers*zum Mamrheimer
Mairennen, gestifter bou Sr. Hoheit dem Prinzen Wrlhelrn
von Sachsen-Weimar, ausgestellr. Ferner bis zum 16. April
eine silbervergoldete Kette, ausgeführt für Se. Kgl. Hoheit
den Großherzog Fricdrich vou Baden.

Als Kuriosum von den neuen Briefmarken hat einer der
Leser des „Maniih. Tagebl." dre Wahrnehmung gemacht, datz
auf dem linten runden Brustschildchcn der Germauia deutlich
die Zahl 15 zu lesen sei. Besagres Blalt hat diese Mitreilung
pslichtgemäß nachgeprüsr und mutz sageu, daß allerdings die
Scharrenverteilung an jener Stelle so eigentümlich ist. Man
hat zuersr Tchwierigkeir, es zu sehen; hat nran das Phänomen
abcr ersr einmal entdeckt, so geht es .einem wie mit den be-
ruhmrcn Vexierbilderu „Wo isr die Katz" — man sieht es fort-
während. Eine Absicht ist wohl hier ganz ausgeschlossen, waA
solltc die Zahl 15 auch dort besagen? Es ist ein Spiel des
Zufalls.

Bon dcr Hauptstrasie, Das im Großeu und Ganzcn
günstige Wetter der letzten 14 Tage war den Arbeiren zur
liieuherstellung der Fahrbahn und zur Schieueulegung für die
clektrische Bahn sehr förderlich. Auf dcm Karlsplatze stehen
bereits verschiedene Asphaltkefsel in Feuer, denn autzer Cenrent
wird auch noch geschmolzene Asphaltmasse zur Befestigiurg der
Schienen verweudet. Das Aufreißen dcs Pflastexs ist sckioff
bis zur Wirtschafi „Zur Karlsburg" vorgeschrittcn. Die
Pferüebahnwagen verkehrcn also nur noch vom Bahuhof bis
zur genanten Stelle. Jn zwei Tagen wird der Betrieb ein-
Lestellt werden müfsen. Weniger rasch schreitet die Schienen-
legung voran. Jn Anbetrachch daß am gestrigen Montag
die Stimmung bläulich, das Schienenschlcppeii aber gräulich
war, stellten etwa 10—12 Taglöhner die Arbeit des' Schieuen-
schleppens ein. Die Leute berlangteri cine Aufbesserung des
Stundenlohns von 32 auf 88 Pfg. Da nuu aber leider
an Arbeitskräften kein Maugel ist, waren die Unzufriedenen
bald wreder ersctzr.

o. Bortrag. Im obcren Saale dcr „Harmonie" wird auf
Veranlassung der Verein der deutschcn Kauflcutc, H. D. Orts-
verein Heidelberg, am Dounerstag Abend Redakteur Paul
Tröger aus Berlin üüer „Handlungsgehilfe und Gcwcrüe-
gericht" sprechen. (Näheres siehe Jnserat.)

X Besitzwechscl. Herr Karl Wagner zum „Grünen Laub"
verkaufte sein Hmis an den Portier der „Rcichspost" für
138 000 Mark.

O Schöffengerichlssitznu« vom 14. Aprii. 1) Wegen SaÄ-
beschädigunq, HausfrtedenSbruchs und groben Unfugs erhielt
Jakob Wittmann von Eppelheim 8 Tage Gefängnis, Jak, BöhM
von da 1 Woche GcfänaniS und Georg Sammet von da 2 Tage
Gefängnis; 2) Jobann Wittmann von Wieblingen erdielt wegen
Betrugsversuchs 3 Mk. Gcldstrafe; 3) Anna Christine Haber-
kern geb. Pfaff von Schlierbach wurde von der Anklage wegeN
Betrugs freigesprochen; 4) Johamr Phil. Bfiiterer von WKb-
lingen erhielt wegen Beleidtgung b Mk. Geldstrafe oder 1 Tag
Haft; 5) Christian Faust hter wnrde von der Anklage wege»
Körperverletzung freigesprochen; 6) Karl Wimmer von hier er-
hielt wegen Körperverletznng und Hausfriedcnsbruchs 6 Mark
Geldstrafe oder 2 Tage Gefängnis; 7) Raimund Rich. Wolff
von hier wegen Betrugs 14 Tage Gefängnis; 8) die Verhand-
lung gegen Karl Ocherdel von Leimxn wegen Diebstahls wurde
vertagt; 9) Philipp Jakob Rehn von Rohrbach erhielt wegeN
Körperverletzung 10 Mk. Geldstrafe; 10) Emil Stock von Frank-
furt wurde von der Anklage wegen Berrugs freigesprochen; 11)
Johann Heinrich Gg. Schmitt und Josef Leibrecht von KirchheilN
erhielten wegen Körperverletzung je eine Geldstrafe von S Mk„ Wil»
helm Fein von Kirchhetm eine solche von 10 Mk., während
Melch. Gottfried von da freigesprochen wurde.

** Unfall. Gestern Mittag stürzte in einem Neubau dev
Scheffelstraße der beim Berschaleu des Treppenhauses beschäf-
tigte 14jährige Zimmcrlehrling Willauer aus einer Höhe voN
9 Metern in den Keller. Der junge Mensch crlitt dabei innere
Verletzungen und mußte ius Akademische 51rankenhaus ver-
bracht werden,

Polizeibericht. Ein Maurer wurde ivcgen fortgesctztcr
Ruhestöruug und ein wciterer Maurcr wegen llrkundenfälsch-
uug verhaflet. Wegeu Uufugs kamen 2 Personen zur Anzeige-

a. Cppingen, 14. April. (F e u e r.) Heute Nacht 12 Uhr'
wurden wir durch Feucrlärm erschreckt; cs braunte in derN
Hause des Bäckermeisters Philipp Schmclchcr alt. Die schnell
herüeigeeilte frciwillige Fcuerwehr und dic Hilfsmamifchaff
boten dem Umsichgreifen des Feuers Einhalt. Es ist nuu das
drittcmal in kurzcr Zeit, daß es in demselben Hausc gebrannk
hat. Für die zwei ersteren Brände hat der Bäckerlehrling Ko-
bold, der als Brandstiftcr ermittelt wurde, einc dreijährige Ge-
fängnisstrafe zu büßcn. Wie der drittc Brand entstanden ist'
ist bis jetzt unaufgeklürt.

" Bon der Tromm, 14. April. (D e r g e st r i g e h e r e-
liche F r ü h l i n g s t a g) hat unserem Gebirge erstmals fü''
dieses Jahr vielc Touristeu und Ausflügler von dcr Bergstraße
und aus den Städten Mannheim und Ludwigshafen gebracht-
Auch Darmstadt, Heidelberg, Frankfurt und WormS waren ver-
treten. Alle waren voll des Lobes über unser idyllische-'
Gebirg.

Mannhcim, 14. April. (H u n d e f l e i s ch l i e b h a b e r.)
Am 16. März lockten die in der 9. Querstraße wohucnden
Kanalarbeitcr Ludwig Bieber aus Mühlhausen (Bayern) uiw
Ludwig Schwcizer aus Fürdmoos die Dogge des Bäckermeisters
Hermaun Schäfer (2. Qucrstraße) an sich. Jn der WohnuuS
schlachtete Schweizer das Tier, worauf fie es brieten und atzew
Das Schöffengericht verurteilte Bieber zu 8 Wochen, Schweizet
zu 2 Wochen Gefängnis,

Mannheiur, 14. Aprtl. (Blitzschlag.) Bei dem gesteru Abem
über Sandhofen ziehenden Gewitter schlug der Blitz in d<e
Stallung des Landwirts Andreas Herbel und tödtete 2 Pferde
und 1 Kuh. Das 10jährige Söhnchen, das sich gerade zwisch^!
beiden Pferden befand, kam wie durch ein Wunder mit dew
Schrecken davon.

Karlsruhc, 13. April. (Kantineauf dem Rav-
g i e r b a b n h o f.) Vo» einem Arbeiter auf dem Rangje^
bahnhof wird dem „Bad. Beob." mitgeteilt, die Errichtung eiue-
Arbeiterkantine auf dem genannten Bahnhof durch die Genera^
direktion habe solchen Anklang gefunden, daß man daran giall)
auch die vorhaudene Restauration in eine Kantine umzu!va>^
deln, was nach Ueberwindung verschiedener Schwierigkeiten g^''
lang. Jn den Kantinen erhält man für 10 ^ 14 Liter
für 5 „Z 14 Liter Kaffee mit Milch, gewöhnliche Wnrst für 8 -s
und ein ganzes Mittagessen mit Suppe, Gemüs und FleM
für 30 Dabei besteht kein Trinkzlvang. NeuerdiiE

wurde für das Personal ein Spiel- und Lesezimmer eröffE'
wo Tagesblätter und Zeitschriften aufliegen. Die GeneraU
direktion hat die erste Kantine erstellt und wird dafür gelow'
auch dem Bahnverwalter, der sich durch die Schaffung dec ge»^
Einrichtungen um das Wohl seiner Untergebenen verdient g^
macht hat, wird mit Dank bedacht. Der Karlsruher Raugr^
bahnhof marschiere jetzr an der Spitze der WohlfahrtseinrE
tungen, sagt der Einsender und es würde sich lohnen, überaU'
wo es angeht, ähnliche Einrichtungen ins Leben zu rufen. ..

Karlsruhe, 14. April, (Zum Iubiläu m,) Auch ,
Beamten und Arbeiter der Staatseisenb a i
nen sollen ihre Jubiläumsfeiern haben. Da dies ^
 
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