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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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haus (Zentr.) betont, daß der Thermometer nrcht immer
Zuverlässig sei.

Abg. Heimburger (Dem.) wünscht Einrichtuug des
Mo^orwagenbetriebes auf der Strecke Karlsruhe-Diaxau.

Abg. Eichhorn (Soz.) bemüugelt die Konzessious-
bedingurrgen einzelner Privatbahnen.

Generaldirektor Eisenlohr betont, daß jede Schmäle-
rung der Zuschüsse an die Privatbahnen cine Belastung der
beteilrgten Gemeinden zur Folge hätte,. garrz abgesehen davon,
daß der Staat au die Vertragsbestimmuirgen gebunden sei.
An dem für den Staat ungünstigen Vertrag betreffend die
Bahrr nach Maxau trage die Dolksvcrtretung die Hauptschuld,
welchc seinerzeit den Vertrag nur deswegen so faßte, weil sie
fürchtete, die müßtc einmal der „notleidenden" Stadt Karls-
ruhe zu Hrlfe kommen.

Abg. Binz (Natlib.) würde es bedenklich finden, wenn
man an Kouzessionsbedinguirgen rütteln wollte.

Abg. Eichhorn (Soz.) crklärt, daß es sich nicht darum
handle, wohlerworbeue Rechte zu schmälern, sondern darum,
daß man die Konzessionen nur auf eine gewisse Zeit vergiebt.
(Rufe: Geschieht jal) Nun, dann ist es bedauerlich, datz die
Konzessionen so lange währen.

Dre Debatte- verliert sich dann iu der Besprechung von
Lokalwünschen, auf die hier nicht nüher eingegangen sei.

Abg. Frühauf (Freis.) vermißt eine Autwort auf seine
Frage, tvie vicl Passagierc mit Freikarten fähren, beziehungs-
weise wie hoch die Beträge sind, die bon arrderen Staats-
kassen bestritten ioerden.

Generaldirektor E i s e rr l o h r erklärt, daß die Verwal-
iung das Material nur beschaffen könne, wenn dre Regierung
dre einzelnen Ressorts zu einer Zusammenstellurrg veranlasse.

Abg. Wilckens (NatW.) hat gegen die Anregung Früh-
aufs nichts einzuwenden, selbstverständlich müßte aber eine
solche Statistik zuverlässig sein.

Es folgen weitere Spezialwünsche.

Abg. Dlreesbach (Soz.) befürwortet die Abschaffung
des Brückenzolls in Mannheim. Staatsminister v. Brauer
ist nicht abgenergt, das Pauschale von 35 000 auf 25 000 M.
herabzusetzen, es sei aber eine Verständigung mit der Pfalzbähn
notwendig.

Abg. Wilckens erklärt, daß auch die Budgetkommission
schorr lange die Aufhebung des Brückenzolls wünsche.

Sämtliche Positionen werden genehmigt. Schluß der
Sihuug 1 Uhr. Morgen: Etat des Wasser- und Straßen-
baues. - if

Aus der Karlsruher Zeitung.

Karlsruhe, 18. April. Der Grotzherzog und
die Grotzherzogin empfingen heute Vormittag den
Grafen und die Gräfin Oberndorf mit Gräfin Tochter.
Hierauf hörte der Großherzog den Vortrag des Finanz-
ministers Dr. Buchenberger und empfing sodann dcn
Fürsten Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Gegen
1 Uhr traf Prinz Albrecht von Preußen, Regent
des Herzogtums Braunschweig, aus Baden-Baden hier ein
und nahm an der Frühstückstafel teil. Um 3'/^ Uhr reiste
der Prinz nach Baden zurück. Hiernach hörte der Großherzog
die Vorträge des Präsidenten Dr. Nicolai und später des
Geheimcn Legationsrats Dr. Freiherrn von Babo und des
Legationsrats Dr. Seyb.

Ausland.

Luxemburg.

— Aus Abbazia teilt das Hofmarschallamt günstige
Nachrichten über das Befinden des zur Zeit dort weilenden
großherzoglichen Paares mit. Der Großherzog hat am
verflossenen Freitag ohne sonderliche Ermüdung an einer
Jagd auf Geier teilgenommen, die mit einer zwölfstündigen
ununterbrochenen Seefahrt verbunden war. Für einen bald
Fünfundachtzigjährigen eine staunenSwerte Leistung!

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 19. Avril.

X König Alberts Geburtstag. Die hier wohnenden
Sachsen begehen derr Geburtstag ihres Königs am 28. April,
abends durch eine Feier im Hotel „Germania" (Bahnhof-
straße).

Somnrerfahrplan. Der endgiltige Entwurf des Som-
merfahrplanes ist soeben zur Ausgabe gelangt. Auf der
Strecke Heidelberg - Mannheim sind wesentliche
Abänderungen gegenüber dem Winterdienst nicht zu verzeich-
rren. Die Soirrrtagszüge, die bereits im April laufen, ver-
kehren mit geringen Aenderungen in den Avfahrszeiten wei-
ter. Auf der Linie Heidelberg - Basel fällt der seit-
her 8,07 Uhr hier abgegangene Schnellzug weg. Dafür hat
Schnellzug 7,57 Anschluß nach Stuttgart-München und Bascl
(seither nur nach dcm Schwarzwald). Ein weiterer Schnell-
zug Pfalz-Mürrchen verläßt Heidelberg 10,15. Der 11,22
Heidelberg verlassende Schnellzug hat Anschluß nach Basel und
Lem Schwarzwald, währcnd durch den Zug ab Heidelberg
12,06 eine schöne Verbindung Frankfurt-München-Wien und
Frcmkfurt-Straßburg-Paris gewonuen ist. Der in der Rich-
turrg von Basel rrachmittags 3,09 hier ankommende Zug, der
seither nur Anschluß vom Schwarzwald urrd von Stuttgart
her hatte, läuft jetzt auch von Basel (ab 10,38) hierher. Ein
weiterer neuer Schnellzug boy Offenburg trifst nachmittags
6,35 hier ein. DieLLge Heidelberg-Bäsel ab 5,39 Früh und
Wasel-Heidelberg ab 9,14 abends verkehren jetzt als Eil-
züge mit allen Klasscn ohne Zuschlag. Auf der
Strecke nach und von Würzburg sind keine Aenderungen
von Belang eingetreten. Der abends 7,08 hier eiritreffende
Würzburger Zug hält jetzt auch rn Binau und Zwinge n-
berg, eine Neueinrrchtung, die von vielen Ausflüglern mit
Freude begrüßt wird. (Seltsamerweise wivd dieser Zug von
Neckarelz bis Eberbach immer noch als Schnell-
zug behandelt, während er sonst Personenzug ist. Er fährt die
Strccke allerdings in 27 Minuten, während der — ge-
wöhnliche— Sonntagszug ab Neckarelz 6,36 deren 30 brauchtl)
Nach und von Schwetzingerr werden wie jeden Sommer
je ein Sonntagszug abgelassen. Auf der M a i n - N e ck a r-
bahn vcrkehrt ein neuer Schnellzug Heidelberg ab nachm.
6,40, Frankfurt an 8,20. — Auf der N e b e n b a h u
Mannheim-Weinheim-Heidelberg trifft der
serther 10,08 am Bismarckplatz antommende Zug schon 9,12
ein, der 11,31 schon 10,54, lctzterer fährt bis Mannherm wei-
ter. Sonntagskarten von Heidelberg nach Mann-
heim werden wieder zu sehr ermäßigten Preisen ausgegeben.
Außerdem sind für die Strecken H a n d s ch u h s h e i m -
Heidelberg Bismarckplatz und Handschuhsheim-Heidel-
berg Schlachthaus F a h r f ch e i n b ü ch e r zu 20 Fahrten
erngeführt. Die Giltigkeitsdauer der Fahrscheinbücher dauert
1 j^ahr; die Ausstellung kann auf jeden beliebigen Tag er-
folgen. Der Preis beträgt für dre Strecke Handschuhsheim-
Heidelberg Bismarckplatz 3,00 Mark für die zweite Klasse und
2,00 Mark für die dritte Klasse, für die Strecke Handschuhs-
Heim-Heidelberg Schlachthaus 5 Mark für die zweite Klasse

rmd 3 Mark für die dritte Klasse. Das Fahrscheinbuch ist
übertragbar und berechrigt zur Benützung für jede Person,
welche sich desselben als Fahrtausweis bedient. Von dieser
Annehmlichkeit ioerden die Bewohner Hanüschuhsheims und des
augrenzenden Stadtteils Neuenheim wohl ausgiebigen Ge-
brauch machcn. Zu wünschen wäre allerdings» daß solche
Fahrscheinbücher zu ermäßigtem Preis auch für die Strecke
N e u e n h e i m - H e i d e l b e r g ausgegeben würden I

-s- Krrnstverein. Die Ausstellung des Kunstvereins bietet
z. Zt. eine Fülle vorr interessanten Werken auf allen Gebieten
der bildenden Kunst. Jn Oelgemälden nennen wir zuerst
drei Meisterwerke von Prof. Werner Schuch, Berlin: „Pa-
rade", „Nach dem Sturm", und „Haidelandschast". Ileber
diese vortrefflichen Gemälde viele Worte zu machen, ist urr-
nötig. Auch 'M. Delfs Gemälde „Zum Pferdemarkt" ist
eine sehr bedeutende Leistung. Aus Anlatz des 50jährigen
Jubiläums unseres allverehrten Großherzogs Friedrich hat
Prof. Hans Thoma das bekännte Porträt Sr. Kgl. Hoheit in
Reproduktion ausgegeben, von denen 100 Blatt mit der eigen-
händigen Unterschrifr „Hans Thoma" und Nr. versehen, als
Vorzugsdruck erschienen sind, wovon 1 Blattr ausgestellt ist.
Dann sind 80 Blatt Reproduktionen, Band 4 nach Oelgemäl-
den vorr Hans Thoma ausgestellt, die in der Fülle des Gebote-
nen sehr rnteressant sind. Zur Plastik übergehend, ist dic
wohlgelungene Büste vom Großherzog Friedrich von Prof.
H. Volz, Karlsruhe, an erster Stelle zu nennen; ferner ein
Gypsrelief „Spinoza" von der Münchener Bildhauerin Marie
Schlafhorst, die schon öfters gute Arbeiten hier ausgestellt hat;
auf die plastischen Werke, 8 Bronzen von Ludwig Cauer, Ber-
lin, sei nochmals besonders hingewiesen. Jn Aquarellen
sind es hauptsächlich 8 schr flott behandelte Blatt von A.
Schlütter, dessen bekannte Motive von Westphalen, Jtalien rc.
stets sehr belicbt sind. Die Künstler C. E. Plitt nnd Karl
Plock sind mit neuen Werken gut vertreten. Jn reicher Aus-
wahl reihen sich Genrebildcr, Blurnenstücke und Landschaften
aneinander und machen einen guten Eindruck. Zum Schluh
noch ein Wort über die farbigen Kunfiorucke der Karlsruher
Künstler; dieselben haben wohl in ihrer Gesamtwirkung sehr
vrel Jnteresse erregt, aber ein Erfolg hinsichtlich Ankaufs
ist bis heute trotz der billigen Preise nicht erzielt worden.
Ein Besuch des Kunstvereins ist bestens zu empfehlen.

Z Bon der Schlosrkommission. Borgestern von halb 10
Uhr ab tcrgte die vom Finanzmirrister eingeladene Kommission
von Sachverständigen, um den technischen Zustand der Fassade
des Otto-Heinrichsbans einer erneuten Untersuchung zu un-
rerziehen. Den Borsitz führte Geh. Oberfinanzrat Göller
auZ Karlsruhe. Die Kommission bestand aus den Herren Prof.
Iassoy und Fisch e r, beide an der technrschen Hoch-
schule in Stuttgart, Stadtbaumeister Thoma aus Freiburg
und Geh. Rat Boeckelmann aus/Berlin. Vertreter des
Schloßvereins war Herr Oberbaurat Eggert aus Berlin,
Vertreter der Stadt Prof. l u n t s ch l i aus Zürich. Als
beratende Mitglieder ohne Stimme' wohnten die Herren Bau-
rat Koch rmd Architekt Seitz der Beratung ber. Als
Schriftführer fungierte Herr Bauprattikant Dr. H i r s ch.
Vom Fiiianzministerium waren der Komrnission eine Reihe
von Fragen zur Beantwortung vorgelegt, welche dahingingen,
genaue Äuskunft über den baulichen Zustand des Bauwerkes
zu erhalten, und darüber, welche Maßregeln etwa geeignet
seien, den Bestand des Bauwerkes dauernd zu sichern. Die
Verhandlungen währten den ganzen Tag, ohne zu Ende zu
kommen. Die Beratung wurde gesteru bon 9 Uhr vormittags
bis 2 Uhr rrachmittags sortgesetzt. Die Fassade des Otto-
Heinrichsüaus ist den Teilnchmern an der Konferenz durch
ein Gerüst zugünglich gemachi worden.

X Aus dem Stadtteil Neuenheim. Die Orgel für die
rreue protestantische Kirche ist gestern angekommen. Wit der
Aufstellung wurde sofort begonneu. An der Herrichtung der
Umgebung der schmucken Kirche wird wacker gearllertet. Die
gärtnerischerr Anlagen, die sie umgeben, sind fertiggestellt und
dic kürzlich vom Bürgerausschuß beschlossene Verbreiterung
dcr Handschuhsheimer Landstratze nach Osten ist bercits vor-
genommen.

8. Neue Weinwirtschaft. Der frühere Leiter der Wirt-
schaft der Wienbrauerei vorm. Kleinlein, Hauptstraße,
Herr G. Kühner, beabsichtigt demnächst Berghermerstrahe 71
gegenüber dem Botanischen Garten ein neues Wernrestaurmrt
zu eröffncn. Das Lotäl, das den Namen „Zum Weinstock"
sühren wird, ift, was Dekoration und Ausstattung anlangt,
reich und zugleich gemütlich eingerichtet. Die von den Firmen
Gebr. Nollert, Götzelmann und Beiler jr. ausgeführtcn ver-
schiedenen Arbeitcn zeigen in ihrer Gesamtwirkung ein Bild
tüchtigen Könnens unserer hiesigen Gewerbe und Jndustrie.

Vereiu deutscher Kaufleute. Dem gestrigen Bericht
über die Versammlung des Vereins der Deutschen Kaufleute
fügen wrr noch hirrzu, daß die Rednerliste erschöpft war, als
die Versammlung geschlossen wurde. Uebrigens traten zum
Schlusz der Versammlung 8 Handlungsgehilfen dem Verein
als neue Mitglieder bei.

Zur Laubstreufrage. Jn Anberracht des diesjährigen
großen Mangels an Streumaterial hat eine Abordnung der
2. badischen Kammer, bestehend aus den Herren: von Stock-
horner, Mampel, Breitner, Eder, Hauß und Vorder bei der
Großh. Domünendirektion wegen Abgabe von Laubstreu an
die Landwirte vorgesprochen. Nach dem „Pfälz. Boten"
ivurde den Abgeordneten irr entgegenkornmendster Weise Ab-
gabe von Lanbstreu in ausreichendem Maße in Aussicht ge-
stellt. Es ist nun Sache der betr. Bürgermeisterämter, da-
rauf bezügliche Eingaben an die waldbesitzenden Gemeinden
und Verwaltungen zu richten, worauf die betr. Forstämter
angewiesen werden, das Weitere zu veranlassen.

§ Besitzwechsel. Frau Jac. Müller Wwe. verkaufte ihr
Haus Hauptstraße 62 rrm den Preis von 105 000 M. an Herrn
M. Grotzbcrger.

Zum Rauvmordanfall in Laudenüach. Dcm vor drei
Wochen auf dem Bahnhofe Laudenbach durch Revolverschüsse
schwer verletzten Statiorrsvorsteher Meixner geht es zur
Zeit wieder recht schlecht. Er befindet sich in der hiesigen
Üniversitätsklinik. Die .Kugeln sind zwar längst entfernt,
aber die linke arg zerschossene Hand wird steif bleiben. Dazu
hat sich seit einigen Tagen hochgradige L u n g e n e n tz ü n-
dung eingestellt.

»» Mondfinsternis. Am nächsten Dienstag haben wir
eine Mondfinsternis. Der Mcmd geht schon verfinstert auf,
sodaß also der Eintritt der Finsternis nicht beobachtet werden
kann, aber das Aufhören der Finsternis, das allmähliche
Heraustreten des Mondes aus dem Schatten wird, wenn die
Umstände sonst günstig sind, ivahrzunehmen seim

i. Baumblüte. Die Natur hat mit der Baumblüte ihr
schönstes Gewand angelegt. Die Entwickelung der Bäume
hat dank dcr warmen Witterung rasche Fortschritte gemacht,
sodaß sie jetzt ihre ganze Pracht entfaltet. Die Straßen von
Heidelberg nördlich wie südlich der Berge entlang führt durch
ein Blütenmeer. Kommt man in die Gegend von Hand-
schuhshcim, Dossenhcim, Schriesheim odcr Leimen und Nuß-
loch, da schernt dre ganze Natur in Blütenschnee getaucht und
bietet einen präcbtigerr Anblick. Ein Ausflug dorthin ist recht
lohnend nnd sehr zu empfehlen. Die rührige Verwaltung
der elektrischen Bahn nach Wiesloch läht dankenswerter Weise
für den morgigen Sonntag eine autzerordentliche Verkehrs-
erhöhung eintreten. Alle Viertel- resp. halbe Stunde werden
von hier bis Leimen und von Leimen bis Wiesloch die Wagen
der Straßenbahn fahren, eine Gelegenheit, die sich alle Natur-
freunde zu Nntze machen sollten. Wir verweisen auf die im

Anzeigenteil befindliche Bckamrtmachung der Straßenbahn-
Direktion.

Vo. Unfall. Heute Morgerr gegeir V.l' Uhr ging in der
Sofienstraße das an ' einen Wagcn gespannte Pferd des Herrn
Tränkle von Neuenheim durch rrnd stieß mit der Lokomotive
eines Nebenbahnzuges zrrsammen. Hierbei zog es sich eiuen
Schenkelbruch zu und konnte sich nicht mehr selvständig von der
Stelle bewegen. Der Wagen fiel um und wurde beschädigt, der
Kutscher kam mit dem Schrecken davon. Einige Leute nahrnen
sich des armen Tieres an und führten es ans vie andere Seite
der Sophienstraße, wo sie es so lange aufrecht halten mußten.
bis ein Wagen des städt. Schlachthauses ankam und es nach dem
Schlachthaus besörüerte. Großes Bedauern machte srch nnter oen
Passanten bemerkbar, weil das Pferü zwei Stunden auf der
Straße stehen mußte, bis der Transporlwageu für Großvieh vom
Schlachthaus ankam. Läßr sich vas nichl schneller ertedigen?

* Richtigstellurr.q. Der Rechner der bürgerlichen Sterbe-
tasse, I. N e u s e r, wurde n rcht wie wir gestern berichleten,
in Haft genommen. Wie man hört, soll übrigens die fehlende
Summe bereirs ersetzt sein.

Polizeibericht. Verhastet wurde cirr vorr einer aus-
wärtigen Behörde wegen Betrugs versolgter Buchbinder, und
zwei Frauenzimmer wegen Umherziehens. . Zur Anzerge
wegen Unfngs kcrmen drei Personen.

Ans dem Ldenwald, 18. April. (Lohrinden-
preise.) Die Eicherrlohrinden, welche auf den großcn Rirr-
denversteigerungen in Hirschhorn und Erbach nrcht an den
Mann kamen, sind nun auch verkaufr. Leider sind dic Preise
nicht über 5 Mart pro Zentner gestiegen, ivas für die Wald-
besitzer doppelt empfindlich ist, da bekanntlich die Holzpreise
sehr zurückgegangen sind, also auch das Eichen-Schälholz rechr
billig werdcn wird.

Sinsheim, 16. April. (Der Eheaussteuerpreis)
mit 600 M. aus der Pfarrer Herrmairnh'cheu Aussteuer-
stiftung, welcher für 1902 einer katholischcn Bewerberin zu-
fällt, ist der Katharina Hotel von Untergimpern seitens des
Gr. Verwaltungshofs zuerkannt worden.

E. Karlsruhc, 18. April. (D e r B ü r g e r a u s s ch u h)
becndigte heute in fünfstündigcr Sitzung die Beratung des Vor-
anschlags und setzte die Umlage auf 43 Pfg. fest. Jm Lause
der Debatte kam es zu einem heftigen Zusammeustoß zwischen
dem Führer der Sozialdemokraten, Stadtverordneten Willi
und dem freisinmgen Stadtrat Dr. Weill, der den sozialistischen
Antrag auf Einführung dcr 8stündigen Arbeitszeit bc-
kämpfte. Willi hielt Herrn Wcrll vor, daß cr früher anderc
sozialpolitische Anschauungen vertreten und der sozialdemo-
kratischen Partei nahegestanden habe. Weill entgegnete, cr
sei stolz darauf, vor 25 Jahren als Student aus Jdealismus
sozialistische Ansichten gehabt zu haben. Mit der Zeit
habe er aber gelernt und begriffen, daß die Träume der Ar-
beiter nicht in Erfüllung gehen können. Die Sozialdemokraten
haben am wenigsten das Recht, vou Gesinnungswechsel *zu
sprechen, da sie auf jedem Parteitag ihr Programm revi-
dieren (Heiterkeit). Als Willi noch einmal das Wort vcr-
langte, entstand ein großer Tumult. Beim Kapitel „Gewerbe-
gericht" protestierte ein Sozialdemokrat gegen die Wahl der
Herren Weill und Binz als Beisitzer, weil sie Parteiführer
seien. Stadtrat Weill wies diese Aeuherrmg als Jmpertincnz
zurück; er würde sich schämen, den soz. Beisitzern zu unter-
stellen, daß sie das Recht beugen. Der freisinnige Stadtver-
ordnete Bock verstieg sich zu der Aeußerung: Einen solchen
Kerl (wie den soz. Redner) sollte man hinauswerfenl, was
ihm eine Rüge vom Vorsitzenden eintrug. Die einzelnen Ka-
pitel wurden nicht beanstandet. Der sozialdemokratische An-
trag auf Aufhebung des Schulgeldes soll später zur Beratung
kommen.

Heidelberger Vereinsangelegenbeiten.

X Odenwald-Klirb, Sektion Heidelberg. Die hiesige Sek-
tion des Odenwald-Klubs hielt gestern Abend im „Weißen
Bock" ihre diesjährige Generalversammlung ab. Den Mit-
teilungen des Vorsitzenden, Prof. Lorentzen, war zu ent-
nehmen, daß die Zahl der Mitglieder in erfreulicher Weise
von 248 auf 307 gestiegen ist. Der Klub hat im letzten Fahre
vier programmmäßige und drei andere Ausflüge gcmacht;
in diesem Jahre werden ebenfalls vier Programmtouren ge-
plant, darunter eine, die besonders auf die Teilnahme voir
Damen berechnet lvird. Die Sektion hat sich durch die Zen-
trale um angemessene Abänderung des Fahrplans der ehe^
mals hessischen Ludwigsbahn bemüht. Seit Jahren liegen die
Züge so ungünstig, daß thatsächlich der ganze östliche Oden-
wald dem Heidelberger verschlossen ist. Werden diese Verhült-
nisse geändert, dann sind Erbach, Waldleiningen, Eulbach und
andere schöne Punkte des östlichen Oüenwaldes in einer
gestour abzumachen und dann sollen auch die Klubausflüge
sich mehr in jene Gegend richten. Die nächste Generalvci^
samlimg des Gesamtklubs findet am 8. Juni in der Mar-
bach statt; der Gesamiausflug geht am 13. Juli nach Wald-
michelbach. Was die Vermögensverhältnisse der hiesigen^
Sektion anbetrifft, so besitzt sie zur Zeit 773,11 M. Der
Vorstcmd und der Ausschuß wurden durch Zuruf wiederge^
wählt. Herr Dr. Schoch regte an, es möchte der Pfad, der
bon dem Philosophenweg in halber Höhe des Berges gegejj
Handschuhsheim führt, aber auf einer Strecke von 60—80
Metern unterbrochen ist, an dieser Stelle vervollstündigt iocr-
den. Jn der Zeit der Baumblüte sei es einer der schönsten
und lohnendsten Wege. Der Anregung, die allgemeine
stimmung fand, wird vom Klub näher getreten werden, inenn
Handschuhsheim einmal zu Heidelberg gehört. Zum Schum
' wurde die Frage der Erneuerurig des Thurmcs auf destz
Weitzen Stein besprochen. Es sind bis jetzt dafür 516
bar eingegangen, 500 M. hat die Zentralc zugesagt. , ^
soll nun mit der Agitcrtion zum Zusammenbringen der nötige'j
Gelder energisch vorgegangen werden. Zeichnung und KosteN/
anschläge waren bis zur gestrigen Generalvcrsammlung nvw
nicht fertig. Sowie dies der Fall ist, wird energisch an da
Publikum, die Vereine und in Betracht kommenden Korp^'
rationen herangegangen werden.

Eingesandt.

Hcidclberg, 17. April. Die Stadtvcrwaltung wird h^
durch dringend ersucht, die Luft in den Heidelberger
durch eifriges Besprengen sauber zu halten und die Tlrbe»
der Asphaltierung und Schienenlegung auf der Hauptstrab
doch auch auf die Nacht auszudehnen, damit die Strahe mov
lichst bald wieder fahr- rmd gangbar wird. Dcr manget
Vcrkehr macht sich für biele Geschäftsleute recht fühlbcrr. ^

Kandel und Werkeyr.

Frankfurt, 18. April. Effektensorietät. Abends 6V

Ubr-

?frankfurt, 18. Avril. Effektensorietat. Abends v " g
reditaktien 213—213 30 b., Disconto-Commandit 189 60—
veutsche Bank 208.30 b. ult., 208.10 b. cpt., Dresdener
39.40-60 b. ult-, 139 b. cpt., Nationalbank f. D. 110-"!,».
Zanque Ottomane 111.90 b., «a K - -

izilianer 34 b. G„ Sproz. amort.

Lombarden 17.50—60 b..
rt. Mcxikaner 42.60 b., Türk- ^

12.60 b.. Monopol Griechen 44.70 b. G. ult., Bochumer
. G.. Gelsenkirchen 167.90 B. 80 G., Harpener 170 b. ^
)berschl. Eisen-Jnduslrie 121.60 b.. Concordia 270.50 b., ^
iuckerfabrik 75 b. G., Cbemische Werke Albert 172.30 v.
iöhrenkefiel Dürr u. Co. 106.60 b. G.

Y0»50 ult.
 
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