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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
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Fette, Talg) unter Ablehnung aller Anträge nach der
Regierungsvorlage an. Jn der Debatte erklärte gs-
legentlich Gras Posadowsky, daß die Regierung einem
Zoll auf Rohkupfer nicht zustimmen wurde. Auch die
Pasitionen 128—1 t>0 (Klrochenfette, Fischspeck und
Fischthran) wurden nach der Regierungsvorlage ange-
nommen.

— Ein neuer ll n i f o r m k n o p f soll im d e u t°
schen Heere eingeführt werden. Der neue Knopf
ist ähnlich dem österreichischen, kleiner und gewölbter als
bisher. Der „Reichsbote" schreibt zu der Neuerung:
Erwägt man bei allen diesen mehr oder minder vermeid-
baren Abänderungen der Ausrüstungen auch immer hin-
reichend die nicht unbedeutenden Kosten, welche sie der
Verwaltung wie dem einzelnen Soldaten verursachen?
Es scheint doch nicht zu sein, denn sonst würde man z. B.
in Offizierkreisen nicht immer wieder Klagen über die
steigende Belastung der Ausgaben f ür die llnifor-
micrung begegnen. So wird es auch schwer einleuchten,
was ein etwas mehr oder weniger eleganter Uniform-
knopf für den Geist uud die Schlagfertigkeit der Armee
bedeuten soll. Die vorhandenen Bestände hätten gewiß
noch für Generationen gereicht. Aber mit der alten
Preußischen Sparsamkeit ist es schon lange reißend
bcrgab gegangen.

Baden.

I>. 6. Karlsruhc, 17. April. Der frA,ere sozia-
listische Landtagsabgeordnete PhiliPP S t e g mü l l e r
in Lörrach ist jetzt, nächdem die zwischen ihm und der
Partei bestehenden Differenzen endgiltig behoben wor-
dcn sind, der sozialistischen Partei wicder beigetretcn.

Dimitri Tolstoi, längere Zeit der eigentliche Leiter der
inneren Politik Rußlands, weil Tolstoi viele Jahre
kränklich war. Jm Jahre 1894 trat an Stelle Plehws
als Gehilfe des Illinisters des Jnnern Ssipjagin, und
Plehwe wurde Mitglied des Ministerkomitees ohne ein
besondercs Portefeuille.

Spanien.

Madrid, 18. April. Anläßlich des Ablebens des
Königs F r a n z v o n A s s i s i, der im Escorial feier-
lich beigesctzt wird, soll die Krönungsfeicr, um den Ge-
werbetreibenden nicht zu schaden, zwar nicht unterblei-
ben, aber eingeschränkt werden.

Ausland.

England.

— Nach dcni „Daily Erpreß" sind dic m i l i t ä r i-
schen S a ch v e r st ä n d i g e n im englischen Unter-
hause der Ansicht, daß der .K rieg sich noch um wcitere
18 Monate hinziehen werde, wenn die Friedensverhand-
lungen scheitern sollten. Die Buren könnten sich während
des Winters verborgen halten, und dann bei Beginn der
Sommersaison mit frischen Kräftcn in dcn Sommcrfeld-
zug cintreten. Die augenblickliche Stärke der
Buren wcrde auf 12 000 Mann berechnet und man
nehme an, daß man zu deren Niederhetzung eine gut be-
rittene und gut schießende F e l d t r u P P e von min-
destens 60000 Mann nötig haben werde. Eine
TruPPe von dieser Stärke stehe aber augcnblicklich für
den Felddienst nicht zur Verfügung.

Rußland.

Petersb u r g, 17. April. Heute fand im Alexan-
der Newski-Kloster die Beisetzung des Ministers
S s i P j a g i n, nach vorhergegangenem mehrstündigem
Traucrgottesdienst in dem Hause des Verstorbenen, statt.
An dcr Feicr, die von dem Metropoliten vollzogen
wurde, nahmen teil: der Z a r, die Zarin, der
T h r o n f o l g e r, säintliche Großfürsten und Groß-
fürstinnen, die Minister, daS diplomatischc Korps, Se-
uatoren und hohe Militärs. Der Sarg war dicht bedeckt
mit herrlichen Blumen und Kränzen, darunter mehrercn
silbernen. Nach ergreifendem Gebet, dem das Zaren-
paar tief bewegt znhörte, wurde der Sarg zum Trauer-
wagen gebracht. Der Zar, der Großfürst-Thronfolger,
sowie Großfürstcn und Minister trugen dcn Sarg zum
Wagen.

Petersburg, 17. April. Der Mörder des Mi-
nisters Ssipjagin, der Studcnt Malyschew, ist 25 Jahre
alt und Kiewscher Edelmann; er ist blond, hat winen
Schnurrbart und sehr einnehmendes Aeußeres. Wäh-
rend er bei der That drei Schüsse abgegeben hatte, war
Alles nur mit dem schwerverwundcten Minister bcschäf-
tigt. Malyschew hätte ruhig entfliehen können, blicb
jedoch stehen, worauf er verhaftet wurde. Auf die
Frage, ob er sich schuldig bekenne, ein Verbrechen be-
gangen zu haben, erwidcrte Malyschew: „Jawohl, ich
bin schuldig, doch eine Frevelthat habe ich damit nicht
begangen." „Sie haben aber doch einen Menschen er-
schossen!" „Nein, nicht ich habe ihn erschossen, fondern
seine Circularc haben ihn getötet."

P e t e r s b u r g, 18. April. Der „Regicrungs-
bote" meldet die Ernennung des Ministcr-Staatssekrc-
tärs fiir Finland, Senators v. P l e h w e, zum M i-
nister des I n n e r n unter Belassung der Wiirde
eines Staatssekretärs nnd Senators. Diese Ernennung
deutet darauf hin, daß eine „schärfere Tonart" ange-
schlagcn wcrdcn soll, denn Plehwe stand während einer
Reihe von Jahren, die zu den unruhigsten in der russi-
schen Geschichte gehören, an der Spitze der sogenannten
„Dritten Abteilung", der Staatspolizei, und er war als
Gehilfe des früheren Ministers des Jnnern, des Grafen

kam da zum Stehen und dic Franzosen warcn lange nicht
zum Weichen zu bringen. Diesseits der Bahnlinie waren
die badischen Truppen, durch cincn Erdlvall gedcckt, im Feuer,
der Tod hatte schon eine reiche Erntc gehalten; rechts und
links brachen die Soldaten, meistens durch Kopfschüsse töt-
lich getroffen, zusammen. Da ritz endlich unserem A. der
Geduldfaden. Er löste die Trommel des Tambours L., der
nicht Ineit von ihm tötlich getroffen in seincm Blutc lag,
los, band das Lärminstrument mit einem Sacktuch an sciner
Säbelgurt fest, sprang die Böschung der Bahnlinic, die an
jencr Stelle durch einen Erdeinfchnitt ging, hinunter, über-
fchritt das Geleise und im hellen Laufe ging's jenseits der
Bahnlinie die Böschung hinauf. Wohl durchlöcherte eine Kugel
seincn Helm, doch errcichte er glücklich als erster bon allen
Kämpfcrn die andcre Scite der Bahnlinie, wo cr dann Deckung
suchte und Sturmmarsch schlug. Auf diese Anregung hin,
fchlugen dic Tamboure der ganzen Linie Sturmmarsch und
vorwärts ging's wieder. So hartnäckig die Franzosen diese
Stcllung auch bcrteidigtcn und es sogar vereinzelte zu cinem
Handgemenge kommen lietzen, sie mutzten fchlietzlich doch
weichcn.

Was unserc Soldaten damals alles ausführten und was
sie durch die Unbill der Witterung und viele Entbehrungen im
Feindcsland erdulden mutzten, ist allgcmein bekannt. Doch
blieb unser Schlotzberger wohlgemut. Hin und wieder konnten
die Kämpfer sich an dem feurigcn Weine laben, der mif Frank-
reichs Boden wächst und datz auch unser Schlotzberger dies
that, kann man sich denken, denn:

Wer nie auf dieser Erden

Sich einen Rausch getrunken hat,

Der kann wohl Hofrat werden,

Doch niemals Fcldfoldat.

Ier Kesetzentwurf öetr. das Wotzmmgsgeld

bc. Karlsruhe, 17. April. Der Kommissionsbcricht
über dcn Gesetzentwurf betreffcnd das W o h n u n g sg e l d,
erstattet vom Abgeordneten Fehrenbach, liegt nun gedruckt
vor. Die Befürchtung, die systematische und reichliche Er-
höhung des Wohnungsgeldes werde dcr ebenso sehnlich er-
warteten allgemeinen Gehaltserhöhüng hindernd im Wege
stehcn, glaiwte die Kommission nicht tcilcn zu sollen. Die
Ueberzeugung von der Dringlichkeit unscrer Gehaltsrcformen
— trotz der Erhöhung des Wohnungsgeldtarifs — sei eine
so allgcmeine und wohlbegründcte, daß von dcr nächsten Zu-
tunft die befricdigende Lösung dieser Fragc erivartct werden
dürfe. Jmmcrhin wcrde das reichliche Wohnungsgeld die
Zwischenzeit erträglichcr machen. Dabei gcbe sic sich der
begründeten Hoffnung hin, datz die gegcnwärtige Gespanntheit
unsercr Finanzlage nur einc vorübcrgchende scin wird, und
datz die Grohherzogliche Rcgicrung ruhig an dic Vorarbeiten
herantrcten kann, um bei cingctrctcncr Bcsscrung dcr Finanzcn
schon dem nächsten Landtagc einc Vorlage bctrcffend die Gc-
haltsrcvision machen zu können.

Der wescntlichen Neucrung des Entwurfcs, der Ncubil-
dung dcr Dicnstklasseu, konnte die Kommisfion grundsätzlich
um fv cher zustimmcn, als nach dem Entjmrrfc auch die uutercn
der bisher zu einer Dicnstklasfe vereinigten und nunmehr fnr
sich behandclten Abteilungen (D, F, H und I) cine wescntlichc
Aufbesserung des Wohnungsgeldes crhalten wcrden. Bcdenken
Ivegen der Auseinanderrcitzung der bisherigcn 4., 8., 6. Dienst-
klasse wurdcn kaum geäutzcrt. Dagcgen war die Kommission
einhellig der Ansicht, datz cine vcrschicdene Behandlung der
Beamten in der Gehaltsabteilung C und D auch in Bezug
auf das Wohnungsgeld schwerlich gerechtfcrtigt sci. Sie hattc
vorgeschlagcn, die Bildung von zwei Dicnstklassen 3 und 4 statt
der bisherigen 3. mit den vorgeschlagencn Sätzen zwar zu
genehmigen, in diese beiden Dienstklafsen aber allc Bcamten
der Abteilungen C uud D cinzurelhen und die Aufrückung
von 4 nach 3 von der Vollendung ciner gcwissen Anzahl von
Dienstjahrcn abhängig zu machcn. Dicscs Uufrückungs-Dicnst-
alter sollte so bestimmt werden, datz der finanziellc Effckt des
Wohnungsgcldcntivurfes keine wcsentliche Steigerung crfahren
würbc.

Nach längcren Vcrhandlungen mit der Regicrung gelangte
man zwdem Äntrag, nach Paragraph 3 eiurn neucu Paragraph
4 eiuzureihen mit folgendcm Wortlaut: !

„Habcn Beamte in etatmätzigcr Stcllung sünfzehn
Dienstjahre auf eincr jetzt unter die Abtcilung D dcs Ge-
haltstarifes fallenden Stelle vollcndct, so wird ihncn bis
auf Weitcrcs das für die Abteilung C dcs Gehaltstarifs
vorgeschenc Wohnungsgeld bewilligt, und zwar vom ersten
Tage des Kalendervicrteljahrcs an, das auf die Vollendung
der 15 Dienstjahrc folgt." /

Durch diescn neuen Paragraph 4 wird eine Art lleber-
gangsbestimmung bis Zur allgemcinen Rcvision des Gehalts-
tarifs geschaffen, wonach die ältercn D-Beamtcn wenigstens
hinsichtlich des Wohnungsgeldes dcn C-Beamtcn glcichgestellt
wcrden.

Als besondcrs schwicrig hat sich dic Frage der Bildung von
Ortsklassen erwiesen. Ein Antrag auf Zubilligung eincr
Ortszulage von 7 Prozent für Mannheim wurde mit zwölf
gcgcn vicr Stimmcn abgelehnt. Dcn Petitionen der Städte
Offcnburg, Rastatt, 'Kehl, Bruchsal um Versctzung von der
zwcitcn in die erste Ortsklasse wurde hauptsächlich dcswegen
nicht cntsprochcn, wcil der Abstand in den Mietpreisen der
ersten und zweiten Ortsklassc doch crheblich und die Span-
nung innerhalb der crsten Ortsklasse ohnehin schon übcr durch-
schnittlich grotz ist. Dic Ablehnung der Osfenburger Pctition
erfolgte mit clf gegen fünf Stimmcn. Petitionen um Versctz-
ung von der dritten in die zwcite Ortsklassc gingen ein von:
Singen, Weinheim, Emmcndingen, Säckingen, Mosbach, Eber-
bach und Müllheim. Nur die Stadt Weinhcim hatte Erfolg,
alle übrigen Petitioncn wurdcntvon der Kommission in Uebcr-
einstimmung mit der Regierung abgelehnt. Uni Versctzung
von der vicrien in die dritte Ortsklasse kamen ein:
Ladenburg, Schönau i. W., Oberkirch, Thiengcn, Wertheim,
Taubcrbifchossheim, Breisach, Gengenbach und Lauda, Die
Kommission beantragt nur dic Aufnahme von Ladenburg und
Schöuau in die dritte Ortsllasse. Von dcn Orten, welche
um die Aufnahmc in die vierte Ortsklasse nachsuchten, fan-
den nur Ettenhcim, Neckarbischofsheim und Engen Berücksichti-
gung, während Boxberg, Kenzingen, Metzkirch und Walldürn
in der fünften Ortsklasse verbleiben sollen.

Petitionen um Gcwährung dcr Ortszulagen einer höhercn
Ortsklasse gingcn ein: von Zell i. W., 3. statt 4., von Rhein-
felden, Walldorf und Endingcn 4. statt 5. Diesen Gesuchen
foll entsprochcn werden. Der Petition von Neckargemünd sind
die Grundsätze des Gesehentwurfes frcmd geblicben; es will
ohne näherc Bcgründung Einrcihung iu die dritle Ortsklasse
mit Ortszulage zwischen der 5. und 2. Ortsklasse. Neckar-
gemünd fällt nach dem Gesetzcntwurf in die fünfte Ortsklasse
und wird durch Hinzutritt dcr Ortszulage der vierten Orts-
klasse gleichgestellt. Auch die Petition von Kandern über-
sieht, datz es zwar der fünften Ortsklasfe zugeteilt werden
mutzte, abcr den Ortszuschlag dcr vicrten Ortsklasse erhält.

Die beantragten Aenderungcn der Ortsklasseneinteilung
berursachen einen Mehraufwand von rund 9000 Mark. Datz
nicht noch mehr Wünsche berücksichtigt wcrden konnten, hat
— abgesehen von den vorgetragenlen Euivägungcn seinen
Grund auch darin, datz bci dcr gegenwärtigen Finanzlagc
des Staates dcr finanzielle Effckt des Gesetzes nicht erheblich
weiter erhöht wcrdcn durfte bci der Gefahr der Zurückziehung
der ganzen Vorlage durch die Grotzherzogliche Regierung.

Aus prinzipiellen und verwaltungstechnischen Gründen
kamen Regierung und Kommission zur Verneinung der Frage,
ob die ledigcn Beamtcn bon der vorgeschlagenen Erhöhung
des Wohnungsgeldcs ausgcschlossen wcrden sollcn.

AndreaS Schwarz von Schlierbach erhielt wegen Beleidigung
und Uebertretung des § 53 u. 54 der EisenbahnbetriebSordnung
23 Mk Geldstrafe oder 4 Tage GefängniS und 1 Tag Hast!
6) Georg Welker von MeckeSheim wurde von der Anklage wegeN
Unterschlagung freigesprochen; 7) Adam Merz, Karl Straub und
Georg Ludwtg Hönig hier erhielten wegen HauSfriedcnSbruchS
I? 1 Woche GefängniS; 8) Leonha-d Kraut hier erhielt wege«
DiebstohlS 7 Tagc Gefängnis, während Juliu» Scheidcl voN
Monnheim von der gleichcn Anklage freigesprochen wurde; R
Hemrich Gottfried Kohl hier erhielt wegen HauSfitedenSbruchö
3 Wochen GefängniS; 10) Peter Stier von Kirchheim wegeN
Betrug» 5 Tage GefängniS; 11) Johann Jakob Wolf voN
Wikblingen wurde von der Anllag- wegen Diedstahls freige-
sprochen.

Aus Vaden. Rebmann Stephan Gabele und seine EhefraU
Lucia ged. Uhrenbach in MeerSburg feierten dieser Tage lt-
„seebote" ihre diamantene Hochzeit. Dabei versahen der Ehre»'
g-iell und die Ehrenjungfer, welche vor 60 Jahren bet der grü-
>e , Hochzeit fignrierten, wiedcr deu gleichen Di-nst und dte
82iahrtgc Jubilarin wagte abends beim Bankett sogar noch ein
kleineS Tänzchen mit einem kaum 20jährigen Mnnn, waS allge»
meinen Jubel hervorrief.

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kausträ/tigen ^ubiikum

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tzeiljeiberger Leitung

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Kleine Zeitung.

Äasscl, 17. April. Der Kaistzr sandte an dic
Witwe des in vcrgangener Nacht verstorbenen Professo^
Dr. K i n s. der Lehrer des Kaisers in den alten Sprw
chen am hiesigen Gymnasium war, ein Bcileidstele-
gramm.

- Bcrlin, 16. April. Das M o I t k ° d e n k m a l
des dsiitschen Hceres wird, wie die Blätter
mittcilen, am Königsplatz zn Berlin im Oktober nächsteü
Jahres enthüllt werden. Die große Fignr wird in Laa-
Punktiert und in diesem Sommer zur weitercn Beak'
beitung nach Berlin gebracht. Postament und Plateaü
werden aus Pentelischem Marmor hergestellt. Ncuet'
dings hat Pros. Upheus auch sür Mannheim ein MoltkB
standbild modelliert.

_ D

Der Juphcidr-jupheida-Knrs. Dic .„Kölnissist,

Volkszeitung" spricht vom „Dckorativcn in der Politik.
(ausgehend von der Amerikasahrt des Prinzen Heinriw
und anderen Ereignissen) irnd bemerkt: „Man hat nichl
selten den Eindruck, als ob nnser gegcnwärtiger Knrs
em wenig „Jupheidi-jupheida-Kurs", als ob es d.ie Äul'
gabe der gegenwärtigen Generation sei, die Leistung^
üer vorhergcgangenen zu fciern, mit einem gnten Trunke
zu begießen und durch Denkmäler zu ehren. WeiM
es so weiter geht, muß ein anständiger Mensch
schämen, einer Familie anzugehören, ans der noch keu
nem ans irgend einem Marktplatze einer deutschcn Stadt
ein Denkmal gesetzt ist."

— Dic Gründnng cincr amcrikanischcn VcrcinigiGj!
allcr dcutschen Stndcntcn ist, wrc dem „Berl. Tageb>v
aus New-Iork gemeldet wird, ersolgt. Den Vorsta'M
bilden zehn Deutsche, sowie zehn Amerikaner. Präsidem
ist der Chirurge Dr. Beck, Generalsekretär Louis Viercco
Der Verein alter Göttinger in Philadelpyia sau^
einen Vertreter, um seinen Anschluß anzukündigcd'
Andere Zweigvercine dürften sich alsbald neu bildei'-
Alljährlich soll ein Festkommers stattfinden.

— Ein Parasit im Blute der Epilcptischcn. D.
Pariser Akadcmic der Wissenschaften hat M. Bra dn
Ergebnisse zahlreicher mikroskopischer Untersuchung^
des Blutes von Epileptikern vorgelegt und dadurch Ns!
gestellt, daß unmittelbar vor oder nach den AnfäÜlB
stets ein bestimmter Mikroorganismus in diesem Blu^
vorhanden ist. Dieser Parasit ist bei 600sacher
größerung als kleines Punktförmiges Körperchen walw
nehmbar und tritt ost zu zweien, bisweilen auch !'
mehreren Jndividuen aus, die dann wie kettenförnM
aneinandergereiht erscheinen. Die einzelnen Punktc bc'
wegen sich rasch, auch heften sich die Ketten biswcu^
mit dem einen Ende an ein rotes Blutkörperchen aw
Bis jetzt war man über die Ursachen der Epilepsic E!
im Ungclwissen, man nahm Erblichkeit und krankhau

Säftemischnng oder zufällig crworbene VeränderuuE

Aus Stadt und Land.

E> Schöffengerichtssttzung vom 17. Avril. 1) Weaen HauS-
sriedenSbruckS, Belüdiauna und WiderstandS erhiclt Karl Anton
Barth von Dossenheim 3 Wochen und Gerhard Pfeifer von da
1 Woche GefänaniS; 2) Johann Ernst Leitner, Hein>-. Vfisterer,
Johann Geora Stoz, Jakob Riegler und Philipp Jaeaer, alle
von Epvelheim, erbieltrn weaen Körpeiv rletzuna je 16 Mark
Geldstrafe oder 3 T«ae GefänaniS. während Friedrich Karl
Lamade, Johann Wilhelm Barth und Johann Rudols Wlld von
da von der aleichen Anklaqe freigesvrocben wurden; 3> Josefine
Grogia, in Hast hier, erhielt wegen Diebstahls 4 Wochen Ge-
fänanis; 4) Friedrich Stürmlinger und Friedrich Scholl hier
wurden von der Anklaae wegen Diebstahls freigesprochen; 5)

im Nervensystem, Geschwüiste im Gehirn usw. ^ z
Grund dieser Krankhc'it an; wenn die Entdecknng ^7
französischen Forschers sich bestätigt, so würde also cM
die ideopathische Form der Epilepsie in der Reihe
durch Mikroorganismen verursachten Krankheiten tre" ^
^— Dcr „tollc" Graf. Dresden und besondcrs ^
Hofgesellschast ist nm ein Original ärmer. Am „
tag starb, 63 Jhre alt, auf seinem Herrensitz Altfrau
unweit Dresdens der Kammvrherr Graf 'Luckncw
Folge Darmleidens. Jn weitcsten Kreisen wurde > ^
Name genannt, als er der Prima Ballerina der Dresst
Hosoper, Fräulein Zink, die Hand zum Ehebunde rciw h
Er war sehr begütert, aber anch sehr wohlthätig ,,
ließ seine Msonderlichkeiten sich viel Geld kostcw -st^i
sah ihn meist im Sechsspänner, nnd die rotleuastri
Uniformen seiner Dienerschaft signalisierten sch^ , ^i-

s immer eincn

weiter Ferne sein Kommcn, das immer eincn Z"!
-L.»,-allgrw .

menlauf hervorrief. Der „tolle Graf", wie er

Gasü

tvo

hieß, war auch bei Hofe ein gern gesehbner Mm--
seine harmlosen Tollheiten viel belacht wurden. . ^:,ieiii
siebziger Jahren hatte er ein Pistolenduell rnu ^
Herrn v. Kotzebue, dem er mit eirwm wohlgez c
Schuß den Hut durchlöcherte. Er wollte seinen
nicht töten; um so verwegener war dieser Sch"o'
 
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