Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
Nr. 75-100 (1. April 1902 - 30. April 1902)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0755

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ist, was er im militärischen Kreise twn Soldatenpflicht
und uinuitwegten und unablässiger Bereitschaft zu be-
währenden Treue sagt.

Bei der Gedenkfeier des ersten badischen Leibdragoner-
Regiments am Gcburtssi.ige des ersten Kaisers wohnte
der Großherzog in Begleitung des Erbgroßherzogs und
des Prinzen Karl znerst dem edangelischen Festgottesdienst
auf üem Hofe der alten Dragonerkaserne und dann dem
katholischen in der neuen Dragonerkaserne vor dem Mühl-
burger Thor an, nnd begab sich hierauf nach dem Platz
vor der Festhalle, wo das Regiment mit seinen Veteranen
im ossenen Viereck Paradeaufstellnng genommen hatte.
Der hohe Herr ging die Front ab, während die fürstlichen
Damen im Wagen folgten. Nach der Ansprache des Re-
gimentskommandeurs, die mit einem Hoch auf Kaiser
und Großherzog schloß, desilierten §ie Veteranen und das
Regiment. Abends fand ein Reiterfest statt und hernach
das Festbankett in der Festhalle, wobei der Fürst diese
Rede hielt:

AnsPrache

bei der Gedenkseier des 1. Bad. Leib-Dragoner-Regiments
Nr. 20 in Karlsruhe, 22. März 1896.

„Tie Feier, die Sie heute begangen haben, war zu-
nächst die Erinneruug an eine rnhinreiche Zcit. Daß Sie
hierhergekommen, diese rnhmreiche Zeit zu feiern, die
Kameradschaft zu Pslegen und sich öon neuem zu be-
sprecheir, ist in hohem Grade erfreulich. Sie fühlen das
alle mit mir.

Aber wir dürfen heute den Blick noch etwas weiter
zurückwerfen. Die Gründung dieses Regiments greist
in eine Zeit schwerer Ereignisse, die über das Land her-
eingebrochen waren. Damals war es die Schwadron,
weiche in Landau gestanden ist, die war es, die die Treue
hielt, und ans diese Treue ist das ganze Regiment auf-
gebaut worden. Diese Ehre wurde mir zu teil. Jch freue
mich noch heutc, daß mir dieser Anftrag zuteil geworden
ist, denn ich habe dabei die Erfahrung gemacht, welchc
Erleichternng ein Vorbild ist. Das Dorbild der Trene
ist das beste für dcn Solüaten. Nach dieser Zeit, meine
Frennde, haben wir nns gründlich vorbereitet anf das,
was später kommen sollte, und die Erfolge don 1870—71.
Nnn, was ich Jhnen eben gesagt, waren die Folgen der
Trene. der Hingebung nnd Anfopferung.

Wir dürfen, aber. meine Frennde, nns heute nicht
trennen, ohne noch eines weiteren Ereignisses zu ge-
denken. Sie wissen alle, daß wir heute den 22. März,
den Erinnerungstag an den großen Kaiser Wilhelm den
Ersten feiern, dessen Gebnrtstag. Wenn wir an diesen
hohen Herrn denken, so haben mir anch ein Borbild ti-euer
Hingebung, trener Pflichterfüllung. Ein Vorbild sonder-
gleichen war der, der das geschaffen hat, was wir heute
verehren dürfen, mit der Armee hat er das Deutsche.
Reich geschasfen. Denkcn wir stets daran nnd Sie alle,
wenn Sie heimkommen, daß es sich darum handelt, dieses
große Gnt zn erhalten, fcrn zn halten von ihm alle jenc
Einflüsse, die das Bestehende vergiften und verderben
wollen.

Hieran festznhalten, will ich Jhnen zwei Worte
sagen, die Fhnen allen bekannt sind: „Sei getren bis in
den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens gcben!"
Und das andere Wort, welches ich Jhnen mitgebcn will,
es ist der letzte Anssprnch des großen Kaisers, der sagte:
„Ich habe keine Zeit, rnüde zn sein." Diesc wollen wir uns
znm Vorbild nehmen. Niemals Zeit haben zur Müdig-
keit, heißt immer bereit sein zn edlen Tbatcn, A'-beit nnd
Kämpfen. Das, meine Frenndc, nehmen Sie als Gruß mit
nachHause.Jch richte mich noch ganz besonders an die jnnge
Vlannschast des Regiments, daß Sie von dbn Veteranen
das Vorbild nehmcn möge, das Jhnen auch in Jhrem
ferneren Leben stets das Rechte zeigen wird, diejcnigen
Wege zu gehen, die zum Ziele. znr Ehre führen.

Fch nehme Abfchied, meine Frennde, von Ihnen mit
der Bitte, daß Sie nocb mit mir desjenigen gedenken,
der dermalen nnser Kaiser, nnser Kriegshcrr ist. Fch
fordere Sie auf, mit mir zum Abschiede zu rnfen: „Unser
Kaiier, nnser Krieasherr hnrrah!"

Und nun ist es Baden vergönnt, seines über 76 Jahre
alten Fürsten 60jühriges Negiernngsjnbiläum fröl
zu feiern.

. Srcllung, ivelche dic. Frau in Amerika eimiimmt, veriveigert
ein Geschäftsmann nicmals ciner Dame eine Bitte um Unter-
.rcdung, selbst wenn cs eine ganz mwekanntc Person ist. Chees-
man sah cine schwarz gekleidctc, dicht verschleierte Dame cin-
tretcn, die auf scinc cinladcndc Handbcivcgnng anf dcm Sesscl
Platz nahm, auf dem kurz vorher Dittton gcsessen hattc. Dunn
richtcte Chccsman dic stctcütypcn Worte nn dic Dame, mit
dcncn man in Amcrika jcdcn Gast cmpfängt:

„Was kann ich für Sic thun?"

Dic Dame schlug dcn Schlcicr znrück nttd Chccsman sah cin
bkcichcZ, scharf geschiiittciies Gcsicht mit cinem Paar duiiklcr,
stcchendcr, schwarzcr Augcn vor sich.

„Habcn Sic das Gcld bcreits gczahlt," fragtc die Damc,
„das Gcld, das man von Jhncm erprcsse» will? Hoffcntlich
habcn Sie cs nicht gczahlt."

Chccsman bcgriff sofort, daß dcr Besuch dicser Dame mit
dcr ganzcn Erprcssungsangclegcnhclt zn thnn hatte nnd er-
klärtc: „BiS jetzt habc ich das Gcld noch nicht gezahlt."

Ein triumphicrendcs Lächeln erschien aus dcm Gesichte
der sonderbarcn Besuchcrin. Dieses Lächeln aber vcrzerrtc
sich zn cincm zoriilgen Ansdruck. „Er ist ein Schurkc," stics;
die Frcmdc zwischcn den Zähncn hervor. „Er hat mich be-
trogcn und will mich vcrraten wie eine Närrin, die gntmütig
gcnng ist, auf alle seine Plünc cinzugchcn. Er soll sich ge-
tänschr habcn. Wollen Sic Jhrc Frau wicder habcn in zwci
Stundcn?"

„Jch biete jede Sumtnc, wenn meinc Frau gercttct ivcrdcn
lann. Bor allcm mus; mcine nnglücklichc Gattin Pflcge bc-
kommen wcgcn ihrcr Vcrstümmelnng.

Ein vcrächtlichcs Lächcln crschicn auf dcm Gcsicht dcr
Frcmdcn. „Jhrc Frau ist nicht verstümmclt," sagte sic. „Jhre
Fran ist gcsimd nnd nur ctwas crschreckt."

Cheesman wics die abgeschnittcne Hand mit dcm Brillant-
ring dcr Besuchcrin vor. Diese zyckte vcrächtlich dic Achseln.
„Es ist unglaublich, wic leicht Männcr zu bctrügcn sind,"
mcintc sic. „Das ist nicht dic Hand Jhrer Gattin. Jhrc
Gattin besitzt bcidc Händc. Jch versichcrc Sic, sie hattc sic
wenigstcns noch vor ciner halben Stundc."

„Das ist dcr Ring meiner Frau."

„Fa, der Ring ist es," sagte dic Dame mit cincm prüfenden
Blick. „Aber die Hand stammt Vvn cincr Lcichc, und man
hat sie zn dcm Zivcckc abgcschnittcn, um Sic zu täuschen."

„Wer sind Sie?" sagtc Cheesman nnd-erhob sich unwill-

Der greise Herr steht ausrecht nnd geistesfrisch in un-
gebrochener Leibes- nnd Scelenkraft unter nns, als ein
erhabenes Bild eines echt deutschen Mannes und Fürsten.
Wie viel Stürme auch über ihn hinbrausten, es hat ihn
auch der wildeste nicht entwurzelt; der altersgrauen wet-
terfesten Eiche gleicht er im freundlichen Strahl der
Sonne des göttlichen ?2egens. Was leuchtet am hellsten
aus seinem milden Angesicht mit dem weißen Bart, aus
den klugen, klaren, durchdringenden Augen? Wir lesen
daraus dio fürstlcche Hoheit, den geraden vornehmen
Srnn, den sesten Willen, die eiserne Selbstzucht, vor
allem die herzliche Güte nnd Ntenschenliebe. Eincs aber
strahlt am deutlichsten aus den Zügen seines Angesichts,
aus den Thaten seines Lebens, ans den Worten seincr
Reden — immer dasselbe, ein Köstliches und Unschätz-
bares, es ist seine Treue.

Treu scinem Gott, seinem Glauben, seiner Kirche,
treu dem Deutschen Reiche und seinen drei Kaisern, treu
seinem Hause nnd seinen erlauchtcn Ahnen, .Karl Friedrich
und Lcopold, tren als Landesherr, Bundesfürst und
Generalfcldmarschall, trcu der Verfassnng, dem Land
nnd Volk, treu in Pflichtgefühl, Arbeit und Selbstverleug-
nnng, tren in alter Einfachheit, Mäßigkeit nnd Beschei-
denheit, treu sich selbst, seinen Ueberzeugnngen nnd Jdea-
len — also steht cr, wills Gott, noch lange, Jahr um
Jahr, vor nns, ehrfurchtgebietend, ein glänzendes Vor-
bild für Fnng nnd Alt. dtach Iahrhunderten Icbe der
Name in der Geschichte fort, der ihm gebührt, den er sich
erworben, mit dem wir ihn von nun an in neuem Dank
und alter Liebe nennen wollen:

Großherzog Friedrich der Treue.

Deutsches Ncich.

— Gegen den A lkohotgennß im Heere wen
dct sich ein Befehl, den dcr Erbprinz Bernhard von
sachsen-Weimar als Koinmandeur dcs sechsten Armee-
korps ertassen. Tie wichtigsten Sätze des Befchles lau-
ten, wie folgt: Der Gennß von Alkohol und alkoholi-
schen Getränren aus stNürschen, Uebnngen aller Art nnd
anch während der Manöverübung ist verboten. Es dür-
fen daher keinerlei alkoholische Getränke, wie Schnaps,
schnapsähnliche Getränke (Kognäk, Likörc njller jNrt,
alkoholische Essenzen) oder Bier in Feldflaschen mit-
genommen oder von «citen der Marketender an die
stNannschasten verkanft werden. Unter Manöverübung
ist nicht dcr Znstand der Rnhe im Bivak nnd in der
Ortsnnterkunft zu vcrstehen. Der Vertrieb von Schnaps
nnd schnapsähnlichen Getränken in den Kantinen
ist für die Gemeimii iin Wiuter um 9 Uhr abends, im
Soinmer von-10 Uhr abends ab, für Unteroffiziere im
Winter von 10 Uhr abends, im Sommer von 11 Uhr
abends ab üis zur Ansgabe des Mittagessens am näch-
sten Tag unte rs a g t. Derartige Getränke dürfen
überhanpt nnr glasweise, nicht in Flaschen oder ander-
weiten Behältern verkauft werden. Weitere Einschrän-
kiing zn befehlen, bletbt den Vorgesetzten überlassen."
stNan darf in diesen Anordnnngen wohl eine Folgc dcr
Verhandlnngen sehen, die über. das Thema „Wehrkraft
nnd Alkühoifrage" gerade !n Breslan bei der letzten
Iabresversammiung der Dentschcn Vereine gegen den
stNjßbranch geistiger Getränke gepflogen wurden. Erb-
prinz Beriihard geht nicht so ivcit, mie Gras Häseler,
wit einigen anderen Heersührern, die die Spirituosen
gänzlich ans den mclitärischen Kantinen vcrbannt haben,
aber seine Anürdnnngen sind doch recht weittragend, nnd
nian kanii gegen sie nicht die Einwendung erheben, daß
die Soldaten sich in schlechteren Kneipen Schnaps kaufen
Ivürden, Nienn ihre Kantine ihn nicht mehr führt.

AllSlKUd.

Amerika.

- P orto Aleg r e, Anfang INärz. Die Regie-
rung des brasilianischen Staates Rio Grande do Sul hat
im vorigen Jabre eine Konnnission ernannt, die fest-
stellen soll, wieviel Land dem Staate noch gehort. Aller
rechtmäßige Privatgrundbesitz sollte von den noch freien
Staatsländereien streng geschiedcn werden. Aber bald

kürl'.ch. Dcnn das Gemisch von Hoffnung, Furchr und
Schrccken, das ihn bchcrrschtc, duldcte ihn nicht auf seinem
Platzc.

„Jch bin cine Thörin und eine Närrin", sagte die Dame
hart, „aber nicht eine so große, wic jcner Schurkc glaubt. Das
hätte ihm so gefallcn, das Gcld zu nchmen und mich hier
sitzen zu lassen. Dann wäre er mich los gewordcn, nachdem
ich diesem Elcnden allcs geopfert habc."

„Wo ist meine Frau?" fragtc Cheesman, dcm die Ex-
pektorationen der Besucherin sonst wcnig rnteressiertcn.

„Habcn Sie cinen Revolvcr hier?" fragte die Besucherin,
ohnc auf die Fragc zu antwortcn.

Ein amerikanischer Geschäftsmann ist nie uhne Waffen in
seincm stomptöir. , Cheesman holtc aus einer Schublade seines
Schreibtisches erncn zicmlich starken Rcvolver heraus.

„Laden Sie ihn!" sagte dic Fremde und Cheesman gchorchte
automatisch ihrcm Befehle.

„Stecken Sie diescn Revolver zu sich und kommen Sie mit
mir. Wir werden cinen Mictswagen nchmen nnd Jhre Frau
abholen. Sie brauchen fich nicht zu fürchten. Jch werde
Sie nicht in cine Falle locken. Sobald ich das Geringste
gegen Sie thuc, kvnncn Sie mich niederschießen. Jch habe
Sie deshalb den Rcvolver mitnehmen lassen, es ist sonst
gar keine Gcfähr. Jch bin die Vertraute des Schuftes, der
Sie nm dreihunderttarisend Dollars prcllen wollte, und ich
berrate dicsen Elenden, weil cr an mir Verrat üben wolltc.
Sie sollcn in eincr Stunde Jhrc Frau Gemahlin unbeschädigt
in Jhrer Wohnung haben. Eine Bitle habc ich allerdings
noch. Wcnn ich erfülle, was ich szhnen hier verspreche, so er-
bittc ich von Jhncn fünftausend Dollars. Jch bin ohne alle
Mittel und dnrch den Schurken, der mich verratcn wollte,
zur Bcttkerin geworden. Jch habc Mnder- für die ich sorgen
muß, Kinder, deren Besitztum ich jeucm Schnrken in pflicht-
bergcssener Leidenschaft zum Opfer gebracht habe. Kommen
Sie, wir habcn teine Zeit zu berlicren."

Noch eineir Angenblick zöaerte Cheesman, denn vielleicht
ivurde er selbst nun in eine Falle gclockt, äbcr er dachte an
ieine Frau. und das Zögcrn dmierte nnr cine Set'unde. Es
ficl ihm anf, daß die Damc nn seiner Seite, die ihr Gcsicht
dicht vcrschletcrt hatte, sich sargfältig umsah, bevor sie mrs
dem Hausc trat. Es fuhr eine Drosckke vorbci, ein geschlossencr
viersitziger Wagen. Die Dame winkte rbti hercm, ließ Chces-
man ciiisteigcn und rief dann dem Kntscher eine Adrcsse zu.

nach dem Ansang der Vermessungsarbeiten wnrdcn iä
den deutschen 51olonien .Klagen laut. Es kain, wie inan
der „Kölnischen Zeitung" schreibt, vor, daß eine L-cheide-
linie mitten durch das Grundstück eines Kolonisten, ja-
quer durch das Wohnhaus lief. Alle Vorstellungen
halfen nichts. Wollte der Bauer wohnen bleiben, l'a
mußte er das ihm abgcnommene S-tück Land noch einmal
bezahlen, denn es war ihm unrechtmäßigerweise verkauft
worden. So sahen sich Kolonisten, die seit vierzig Jah"
ren in dem guten Glanben gearbeitet hatten, ihr Grund°
stück ehrlich erworben zu haben, Plötzlich um ihr Haö
und Gut gebracht, wenn sie der Regierung die bedingt^
Llaufsumme nicht bezahlen konnten. Die alten UrkundeN
wurden hervorgesucht, es warcn 5lanfbricfe, in aller
Forni Rcchtens von den damaligcn Provinzialregieruw
gen ausgestellt, oder es waren Kausverträge init Privat-
personcn, aber vor dcn Gerichten ausgestellt und mit
amtlichen Stempeln und Untcrschristcn versehen. Tow
die Gültigkeit dieser Urkunden wurdc von der Koich
mission nicht anerkannt. Wer keincn Kanfbrief besaß'
nnd das waren nur sehr wenige, beries sich nmsonst dast
anf, daß er seit cinein Menschenalter das herrenloso
Land urbar gemacht habe. lNach altem brasilianischoll
Gesetz gibt nämlich dcr drcißigjährige thatsächliche Besiß
anch das forinale Eigcntnmsrecht. Es war alles vei"
geblich. Dic altcn Verincssungen enthieltcn Fchler; da-
Land gehorte dcr Regicrung; diese wollte die Besitzver-
hältnisse ordnen und der einzclnc niußte sich dem Jntcr-
esse der Gesamtheit sügen. Tie Folge war, daß kein
Kolonist mehr wnßte, ob ihm sein Eigentum anch wirklim
gehörte und niemand wolltc niehr Land kausen. Ti^
Geschädigten wanderten aus, nnd zwar nach ParaguaY'
wo sie, wic inan hört, gut ausgenommen wurden uiw
znfrieden sind. Die Staatsregierung hat nun den KaiM
preis der Ländereien auf das gcringste Maß herabge'
setzt, aber die Auswanderung nimmt immer noch zn.

Aus Ltadt und Land.

Slusheim, 17. April. (S ch w c i n o z u ch t - G c n o st
senschaft.) Dcr „Laudbotc" schreibt: Bekautlich grüw
üetcn verschicöeue Landwirle dcs Vczirts, die auf dem Gebiese
dcr Schwcuiczucht schon weitcr vorangcschrittcn stnd, im vorä
gen Iahre cinc Schwcinczuchtgenosscnschaft, dic alsbalö oo»
dcr Dcurschcn Landwirtschafts-Gcscllschasr als daucrnde Züäst
lcrvcrcinigung auf dcm Plane öcr gcnannten Aesellschasi
auch aucrtannt wurdc. Das Zuchrziel ist die Züchruug eine^
frührcifcn, raschwüchsigcn, nicht zu grobtnochigcu Flersckst
ichwcincs von weißcr Farbe, feincr Haut, feincr aber dichste
Behaarung, formvollcndctcm .äörpcrbau mil^ vcrhältnismätziö
grohem Gewicht, guter Futtervcrwcrtung und hinreichendee
Aruchtbarkeit. Zur Errcichung diescs Zielcs wurde die Zück'
tung des wcißcn deutschen Edctschwcincs, das ist der Dortshire'
Krcuzung mit gutem Landschlag bcschlosscn. Die Gcnossca'
schaft umfaßt am 1. ds. Mts. rn 8 Ortschaften 17 Mitgübj
dcr mit 102 Schwcincn. Die Genosscnschaft wird sich an dct
landroirtschaftlichcn Wanderausstcllung in Mannheim mit j-
Ebern, 6 weiblichen Schweinen und 1 Sau mit Ferkcl"
bcteiligcn.

X Aus dcm Murgthal, 18. April. (FrühlingO
„Braucht cs da crst groher Dingc, dich zu prciscn, Frühling^
tag?" tünncn wir mit unsercm Dichtcr Uhland singcn, locuü
lvir rings hcrumblickcn und das Saatcngrün nnd das vcc-
schicdene Rot und Wciß unscrcr blühcndcn Obstbäumc be^
wundern. Die Pfirsich-, dic Reincklauds-, dic Pflamncn--
die Frühzwctschgcn- und frühcn Kirsch- uud Birnbäm»^
ftehcn in voller Blüte; sogar cinigc Acpfelsortcn werden bald
mir in die Rcihe der prachtcntfaltendcn Frühlingskindcr t»^^
ten und unscr Auge crfrcucn in ihrer Herrlichkcit. WH
würde abcr auch hicr nicht poctisch gcstimmt, wcnn er diu'st
das obstbaumrciche Murgthal hiuüber in das Oosthal stst
Bäderstadt pilgert, in jctzigcr Jahreszcit. Wählt man hüu
noch cinen Weg, der uns von dcr Höhe aus eincn Blick a>y
diesc Metropolc gewährt, z. B. übcr dcn Annabcrg her, n
steht man still und staunt übcr dicse Anlagc, die Villcn^ R!.
dem Grün und Blütcnschmuck dcr Bäume dazwischcn in
ansteigcnden Terrassen. Eine Augcnwcidc gewährt auch
Wald, in welchcm zwischen den Tanncn Laubbüumc hervost"
lugcn. Dicscs zartc, helle Grün zwischcn dcm- Dunkclgr")
der Schwarztannen ist geeignct, cigenc Empfüidungen hervoi"
zurufen. Mit Vorlicbe sucht dcr Städtcr auch dicse 2P»'
ziergänge auf und macht Halt auf dcm altcn Schloß Bads'
(Hohcnbaden). Tie nächstc Umgebung dcssclben lvird cw^
auch vou Jahr zu Jahr hübschcr hcrgerichtct; dcr gcgenwa!?

Dcn Ramen' der Straße kauute Chcesmau nur flüchtig
sie lag weit draußcu in dcr ostlichcn Vorftadt, in eincm zw"'
lich berrufencn Quarticr.

m. . .,Z

Frau Chccsmau war Vvllcr Sorgeu übcr das Befiiidcn ilstQ
Gatrcn in den Wagcn gesticgcn, mit bcm man sic abgch»^
hattc. Abcr dcr Führer des Wagens verhiclt sich trotz ack?
Fragcn der geängstigten Fran ablehnend in Bczug anf A»^
worten. Er sagte ihr, er wissc nicht, wie es mit Mr.
man stehe, cr handle sclbst nur im Auftrage und sei bci dT
Unfall nicht dabci gcivcsen. Es fiel Frau Cheesman auf,
der Wagen cine Richtung nahm, die sich von dcm Zentrnm
Stadt cntferntc, Der Wagenführer schlug aber auf dic
dcrartig los, daß sie im tollstcn Galopp davonjagten " „
Frau Checsmau hatte alles Möglichc zu thun, um sickl i,,
Wageu fcstzühalten, Endlich fuhr der Wagen dirck't i" Z,
Gehöft, das ciucn etwas - vcrkommcnen und sehr ärniU"T
Eindruck machie, und hier trat cine schwarz geklcidcte
von unzwcifclhaft anständigcm Aussehcn auf Frab Chc'

man zu und sagte ihr:


„Jhr Hcrr Gcmahl wünscht Sic dringcnd zn sprechcn-
steht nicht so schlimm mit ihm, wie wir zucrst cmgcnoiw
haben." .

Ohnc in ihrer Errcgung darauf zu achtcn, wohm N"
durchschritt Frau Checsman zwei Zimmcr und bekäm dayn
einen duntlen Raum. Sic zögcrte noch, in dcnselbcn
tretcn, als sie cinen Stoß erhielt, der sic bis in die -Tjg-
des düntlen Raumes schlcudertc. Dann wnrdc die

hinter ihr zugemacht und vcrschlossen. Frau Checsrna»
nm Hilfe; aber niemcmd bcachrcte ihrc Rufc. Sic lvar " Ast
sich über das, was sic crlebte. Aber sie blicb mif M
angcwiesen, tastcte sich in dcm Raumc zurccht und cnjc ^
sich cin Bctt befcmd, das heißt ivcnM

daß tn dcmsclbcn .,lll, lll> -<-l-ll l'llV l-l-o- öiiioc''

cin Lager mit eincr Matratzc nnd einigcn Deckcn. Ilü's Z tzaß
gcwöhntcn sich an die Dunkelhcit nnd sic fand schlicßuch',^-Z
sie in eincm 'besonders hergcrichtctcn Zimmeü cingcn
war. Die Fcnster waren nicht zu öffnen, dcnn sie
von außen mit Brcttcrn vcrschlagen. Man hattc Nu
vollständig zu eincm Gefängnis hergcrichtct. Schreicn
nichts. Man hörte sie draußcn nicht außcrhalb des Gcin^^,,
und die Einwohncr dcs Gehöfts, uud die Besitzcr küm» c
sich nicht um das Geschrci.

(Schlutz folgt.)
 
Annotationen