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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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Vertrauen aussprechen, daß er unser Schulwesen wieder an
die Spitze aller Staateu bringen wird.

Mg. Wacker (Zentr.) bewnr, daß es ui der badischeu
Volksvertretung vou jeher nur Freunde der^ Schule uud des
Lehrerstandes gegeven hal. Uever einzeliie Fragen sind wohl
Meinungsverschiedenheiten ausgetauchr, aber es lag keiu Au-
laß vor, im jetzigeu Momcut daran zu ccinuern. Der Bericht-
ersratter habe mir dem lobenswcrtesten Fleiße in seiuem Be-
richt die Detailfragen behandelt und insbesondere die Not-
wcndigkeit der Stelleuvermehrung dargethau, bezüglich wel-
cher der Oberschulrat uoch weiter hätte gehen könneu. Darüber
sei alles einig, daß es sür die Lehrer erwünscht wäre, wenn
die Gelegenheit zur Befvrderung erweitert und einc oder zwei
Stellen im Oberschulrat mit einem Fachmann besetzr werden.
Weiter wollte man in der Kommission nichr gehen, weil die
Stellenüesetzung nicht zur Kompctenz der Kammer gehvrr.
Die Offcnherzigkcit Frühaufs sei vielleicht da und dort schmerz-
lich empfunden worden, sie war aber immerhin erfreulich.
Seine Bchauprung, die Geistlichen wollen den Lehrerstand
zu einem Subalternstand herunterdrücken, sei grundfalsch. Die
Geschichte liefere doch dcn eklatanten Beweis dafür, daß es
wärmere Freunde des Lehrerstandes, als den Klerus beider
Konfessionen überhaupt nicht geben kann. Jm Fall Brunn
habe sich eine gewisse Lehrerpresse in einem höchst bedenklichen
Licht gczeigt. Ein solches Vorgehen sei von öffentlichen Be-
diensteten niemals vorgekommen; ein amtliches Einschreiten
wäre sehr am Platze gewesen. Dem angehenden Klerus wurde
es förmlich zur Pflicht gemacht. den Lehrer mit dcr grötzten
Achtung zu behandeln. Wo es Kollisionsfälle gicbt, sei ge-
wöhnlich die Schuld auf beiden Seiten; wenn man genau
Zusehe, werde man sogar findeu, daß iu den meisten Fällcn
die Schuld nicht auf Seiten des Gcistlichen liegt. Redner
tritt sodann für die Besserstellung der Lehrer ein und bedauert,
datz man vor zehn Jahren stückweise vorgegangen ist,^ woran
der vielgepriesene frühere llnterrichtsminister schuld sei, der
damals kategorisch erklärte: Es ist nicht möglichl Man sollte
also die Vorwürfe nichl gegen die Zentralmittelstelle richten.
Verschiedene Ausführungen schultechnischen Jnhalts, die im
Hause gefallen sind, waren nicht dazu angcthan, den Schul-
männern zu imponieren. Hinsichtlich des, Frauenstudiums
tst Redner der Ansicht, datz die Frau in erster Lime im
Famllienkreise wirken muß, denjenigen Frauen aber, deneu
dies aus irgend eincm Grunde nicht möglich ist, sollte das
Studium möglichst erleichtert werdcn. Jn den Mittelschulen
aber müssen die Geschlechter unter allen Umständen gerrennt
wcrden. Wenn die Eltern darüber abstimmen dürften, so
wären sicherlich zwei Drittel für die Trennung der Geschelchter.
Anbcrs liegcn die Verhältnipe auf dcn Universitäten. Der
solibe Arbeitsgeist iverde durch das Zusammensein von Kna-
ben und Mädchen jedenfalls nicht gefördert. Unter solchen Um-
ständen möchte er die Verantwortung für die Neuerung nicht
ubernehmen.

Oberschulratsdirektor A r n s p e r g e r hat mit grogem Jn-
teresse die Anregungen des Abgeordneicn Haufer entgegenge-
nommcn und versichert, datz die Unterrichtsverwaltung den
kleinen Mittelschulcn die grötzte Aufmectsamkeit zuwcnden
wird. Mit den Lehrbüchern wechsele man nur aus triftigen
Gründen, entsprechend cinem früher geäußerten Wunsch des
Hauses. Eine Vermehrung der Matheniatikstunden wäre
nur durch den Strich anderer Stunden zu erreichen. Die
Unterrichtszeit müsse den Wünschen der verschiedeneu Städte
entsprechend gcregelt werdeu. Den üffentlichen Prüfungen lege
er auch keinen hohen Wert bei, abcr er möchte sie och beibe-
halten wissen; ob wir je auch zum offeutlichen Unterricht kom-
mcn, scheine ihm fraglich.

Abg. Köh.lcr (Zentr.) wendet sich wiederholr gegen
das Frauenstudium. Wenn die Zeitungen öon günstigen
Erfahrungen in auderen Ländern reden, so sei ihm das so viel
wert, wie weiin die „Frankfurrer Ztg." eine Klostergeschichte
aus Galizien oder Portugal auftischt (I). Es sei übrigens
gut, daß sich die Sache rasch entwickelt, sie werde'dann um
so schneller ihr Ende crreichen.

Abg. Fendrich (Soz.) bctout gegenüber dem Ober-
schulratsdirekror, dah die Lehrer unter dem Pensionswesen sehr
zu leiden haben. Auch Sraatssekretür von Posadowskh habe
sich ungünstig über die Schülerpeiisionen ausgesprochen. Redner
polemisiert sodaun gegen Wilckens und Goldschmir.

Abg. Binz (natlib.) wünscht, daß die vortrefflichen Dar-
legungen des Abgeordncten Hauser die gebührende Beachtung
sinden mögen. Den blühenden Stand unseres Mittelschul-
wesens habe er anerkannt und daran einige Gravamina ge-
knüpft, die nun durch die Erklärungen vom Rcgierungstisch
erledigt sind; ein Widerspruch in seiner letzten Redc liege
also nicht vor. Oeffcntliche Prüfungen seien schon deswegen
geboten, weil die Schüler nicht die kompetenten Kritiker der
Lehrer sind. Das Karlsruher Wahlbündnis ivar gegen die
Sozialdemvkratie gerichtet, das Zentrum habe, wie aus den
Wählerlisten herborgehe, keine Hilfe geleistet, sondern sich
größtenteils der Wahl enthalten. Die Behauptung, datz
die nationalliberal'e Partei lehrerfeindliche Tendenzen habe,
weise er entschieden zurück. Fieser habe wohl manchmal
temperamentvolle Aeutzerungen gethan, aber jederzeit durch
die That gezeigt, daß er ein warmcs Herz für deu Lehrerstand
hat. (Bravol) Zur Charakteristik der Wackerschen Rede
wolle er nur fragen: Gegen wen mutzte und mutz heute noch
der Kampf für die Schule geführt werden?

Abg. Obkircher (natlib.) führt aus, daß es sich nicht
darum handle, persönliche Vorwürfe zu erheben, sondern die
Sache zu fördern. Sein Urteil beruhe auf Mitteilungen
und Eindrücken, die er im Laufc der Jähre gewonnen habe.
So viel wic Wacker, der manchmal mit den Meistern der
Schulc verwandt crscheine (Heiterkeit), verstehe er auch.
Der Verlauf der Verhandlungen habe die Mchtigkcit seiner
Ausführungen beim einleitenden Referat bestätigt. Redner
begrützt mit Genugthuung die in Aussicht gestellte Nachtrags-
sorderung für Vermehrung der Lehrerstellen. Warum die
Schulstatistik nicht auch von einem Schulmann hergestellt wer-
den könne, sei nicht einzusehen, man sollte mchr und mehr
darauf dringcn, daß Schulfragen ausschlietzlich von Fach-
männern behandelt werden. Der Schuslmann komme (im
Oberschulrat viel zu wenig zur Geltung. Dem Oberschul-
rat fehle die nötige Fühlung mit den Lehrern, der Verkehr
erledige sich meist auf schriftlichem Wege; dadurch entstehen
die Entscheidungen vom grünen Tische. Auch die Maßregel,
datz dic Lehrer nicht ausschließlich der Disziplin des Dircktors
unterstehen sollen, gehöre hierher. Das sind Ausflüsse des
bureaukratischen Geistes, nur von diesem habe er gesprochenl
Der Mangel an Jnitiative zeige sich unter anderem darin, datz
die Berechtigungsfrage noch immer nicht gelöst sei.

Die allgcmcine Beratung ist damit beendigt.

Nach persönlichen Bemerkungen der Abgeordneten Wilckens,
Fehrenbach, Rohrhurst, Dreesbach tritt das Haus in die
Spezialberatung und genehmigt (vhne Debatte) den
Titel 10 (Oberschulrat).

Um 1 Uhr wird die Sitzung abgebrochen. Fortsctzung:
Montag 4 Uhr.

Prexße«.

Berlin, 3. Mai. Der Kaiser befahl aus Anlaß
des Ablebens des Prinzen Georg eine vierzehntägige
Hoftrauer bis zum 16. Mai.

Berlin, 3. Mai. Am Montag Abend findet die

Trauerfeier für den verstorbenen Prinzen Georg von
Preußen im Palais desselben statt. Nach d-r Feier
erfolgt die Ueberführung der Leiche nach der Dom -
Jnterimskirche. Der Kaiser wird, wie verlautet, die
geplante Reise nach Schlitz und Donaueschingen jetzt nichl
unternebmen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

Karlsruhe, 3. Mai. Der Großherzog und die Groß-
herzogin begaben sich heute Vormittag in die Jubiläums-
kunstausstellung und verweilten daselbst zu längercr Besich-
tigung. Nach 12 Uhr hörte der Großherzog den Vortrag
des Gcheimerats Or. Freiherru vou Babo.

Um halb 3 Uhr empfingen die höchsten Herrschaften
eine Abordnung der katholischen charitativen Vercine der
Residenz, bestehend ans dem Geistlichen Rat Knörzer und
den Damen Freifran von Teuffel, Fränlein Rochlitz und
Fränlein Orff, außerdem die Generaloberin der barmherzigen
Schwcstern in Freiburg und die Schwesteroberin des St.
Franziskushauses in Karlsruhe, die Generaloberin der
Niederbronner Schwestern nnd die Oberin des alten und
neuen Vincentiushauses in Karlsruhe.

Hierauf empfingen Jhre Königlichen Hoheiten den Militär-
oberpfarrer Kirchenrat Fingado mit der Oberin des Diako-
nisseiihauses in Karlsrnhe mit zwei Schwestern.

Gegen halb 4 Uhr fuhr der Großherzog nach dem
Schützenhause, um einer Einladung der Karlsruher Schützen-
gesellschaft folgend dem Festschießen der Gesellschaft anzu-
wohnen. Nach 5 Uhr besnchten die höchsten Herrschaften
die Wiederholung der Festaufsiihrnng im Großherzoglichen
Hoftheater.

Heute Abend 8 Uhr beabsichtigt der Großherzog dem
Festbankett der Beamten und Arbeiter der Großh. Staats-
eisenbahnen anznwohneu.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 5. Mai.

*»* Vesuch der Großherzogliche« Herrschaften. Wir hören
zu unserer Freude, daß Jhre Königlichen Hoheiten der Gro ß-
herzog und die Großherzo gin der am Sonntag, den 11.
ds. Mts. stattstndenden Feier der Einweihung der neuen evangel.
Kirche im Stadtteil Neuenheim bciwohnen werden. Die Groß-
herzoglichen Herrschaften treffen morgens um 9Uhr S0 Mtn. hiir
ein und werden am Bahnhofe durch die Spitzen der Behörden
und den Stadtrat begriißt werden. Für den Nachmittag ist eiue
Rundfahrt Jhrer Königlichen Hoheiten in den städtischen Wal-
dungen mit einem kurzen Aufenthalte auf dem Kohlhofe in Aus-
sicht genommen.

** Durchgereist. Gestern fiüh 7.53 Uhr traf dcr deutscke
Kronprinz aus der Richtung von Frankfurt tiier ein und
fuhr 7.57 Uhr nach Karlsruhe weiter. — Abends 6.35 Uhr kam
Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschwetp,
aus B.-Badcn hier an und setzte 6.40 Uhc seine Reise in der
Ricktung nach Frankfurt fort.

L. Prinz Georg von Preußen, welcher dieser Tage in seinem
Berliner Palats tn der Wilhelmslraße das Zcitliche segnete, wcr
bekanntlich etn großer Verehrer unseres fchönen Heidelbergs.
welches er mit Vorttebe sett 25 Jahren fast alljährlich besuchte.
Nach seincr Ankunft im Hotel „Prinz Carl" fuhr er jeweils so-
gleich nach dem Schlosse, wandelte öfters ohne Gefolge im
Schloßhofe und stand lange und sinnend vor dein herrlichen
Otto Hcinrichs- und Friedrtchsdau. Als großer Kunstkenner und
Besitzer einer dersichönsten Kunstsammlungen auf Schloß Rhetn-
stein stattete der verstordene Prtnz auch unserer städt. Attertums-
sammlung regelmäßig seinen Besuch ab; ebenso hatle dte
Antiquttätenfirma von L. Bamberger stets die Ehre, Se. Königt.
Hoheil in ihien Rüumcn begrüßen zu dnrfen.

X Vereiii süddrutscher Laryngologe». Das für die neuute
Versammlung zu Heidelberg am Pfingstmontag aufgeftellte
Prograinm weist auf: Am Sonntag, den 18. Mai dieses Jahres
zwanglose Vereinigung und Begrützung der Teilnehmer und
ihrer Damen von abends 7 Uhr ab im Grand Hotel; am Mon-
tag, den 19. Mai, morgens 7?L Uhr Sitzung des Ausschuffes.
Um 8 Uhr Eröffnung der Sitzung im medizinischen Hörsaal
der Universitätsklinik durch den Vorsitzenden mit den üblichen
geschäftlichen Erledigungen. Einer besonderen Besprechung
vedarf üie Form der Abhaltung der nächstjährigen Bersamm-
lung, die zugleich als zehnjähriges Stiftungsfest gefeierr wer-
den foll. Nach Erledigung der irn Programm verzeichneten Vor-
träge und Demonstrationen wird mütags 2Uhr ein Festeffen im
Granbhotel die Teilnehmer und ihre Damen vereinigen. Itach
dem Festessen finden bei günstiger Witterung Ausflüge in die
nüchste Umgebung Heidelbergs statt, für die das Lokalkomitee
beim Schlutz der Tafel genaue Auskunft erteilen wird. Für
den Abend erbitren sich Herr und Frau Profeffor Jurasz
das Vergnügen, die Mitglieder und ihre Damen in ihrem
Hause von 8 Uhr ab als Gäste zu begrützen. Mit dem Kou-
gretz ist eine Ausstellung von neuen rhinolaryngologischen Jn-
strumenten, Modellen und Lehrmitteln verbunden, deren Be-
sichtigung den Teilnehmern während der Dauer der Ver-
sammlung am Vormittage des 19. Mai empfohlen wird.

* Unfreiwilliges Vsd. Jm Laufe des gestrigen Abends
mieteten chret junge Burschen einen Nachen und vergnügten sich
im Beisein eines 4jährtgen Kindes mtt Nachenfahren. Als die
GeseUschaft stromabwärts dnrch dte olte Brücke fuhr, kippte der
Nachen um und sämtliche vier Jnsassen fielen ins Wasser. Fischer
Morsch und Schlosser Jakob Brod retteten sie.

— Polizeibertcht. Ein Kellner wurde wegen groben Unfugs.
zwei Arbeiter wegen Bettelns und ein Maler wegen groben Uv-
fugs und Wtderstands verhaftet. Wegen Unfugs kamen 15
Personen zur Anzeige/

8. Wieblingcn, 5. Mai. (P f a r r e i n s e tz u n g.) Ein
schönes Fest beging gestern die katholische Gemeinde Wieb-
tingen. Nachdem dieselbe ein Jahr verwaist gewesen, hat
sie in der Person des Herrn Breinlinger, der vor etli-
chen Wochen von dcr Grotzherzoglichen Regierung dem erz-
bischöflichen Ordinariate präsentiert wurde, wieder einen Pfar-
rer erhalten. Der gestrige Festtag der Einsetzung wurde
in der Frühe durch Böllerschietzen und Glockengeläute eröffnet.
Um 10 Uhr war Festgottesdienst, wobei auch die Gemeinde
durch Bürgermeister Treiber und die protestantische Ge-
meinde durch ihren Pfarrer vertreten war. Die kirchliche Hand-
lung nahm Pfarrer Haltcr von Leimen vor. Nachmittags
inn 4 Uhr versammclte sich die Gemeinde im grotzen Saale
des Gasthauses zimi Pflug, welcher dicht besetzt war. Es
wurden da mehrere Reden gehalten. Nach Ueberreichung ver-
schiedener Geschenke an den neuernannten Pfarrer dankte dieser
in bcwegten Worten für die grohe Aufmerksamkeit, die ihm
von den Einwohnern Wieblingens entgegengebracht worden
sei. Der protestantische Pfarrer hob besonders das gute
Einvernehmen hervor, das jetzt hier zwischen beiden geist-
lrchen Herren und beiden Konfessionen bestanden und schlotz
mit dem Wnnsch, datz auch fernerhin solches fortbestehe zwn
Segen der ganzen Gemeinde. Verschönert wnrde die Feier

durch Vortrag von Liedern dcr Cäcilia nnd des Gesangvereins
Eintrachr. Erst spät trenme man sich in der freudigen Zu-
versicht, wieder einen tüchtigen, für die konfessionell gemischte
Bevölkerung Wieblingens passenden Pfarrer erhaltcn zu haben.

Ziegethausen, 5. Mai. (Der Männer-Gesang-
Verein „L i ed e r k r a u z") hat beim Wettgesang in Oftersheim
unter 20 wettsingenden Vereinen den 2. Preis 6, silberne Me-
daille, mit 33stz Punktcn errnngen.

j Bammentyal, 5. Mai. (Brandfall.) Heute Nacht um
halb 3 Uhr ist die Scheuer des Landwirts Jakob Ziegler ab-
gebrannt. Die Feuerwebr beschränkte das Feuer auf seinen
Herd und löschte es. Die Ursache des Brandes ist bis jetzt rm-
bekaunt

H: Wiesenbach, 5. Mai. (Einweihnngsfeier.) Bei gutein
Wetter vollzog sich die Einweihung des neuerrichteten Rat-
hauses mit den Schulrüuinlichkeiten. Fast die ganze
Ortschaft, die Vereine mit Fahnen nnd zahlreiche Gäste von Nah
und Fern nahnien an der Feier teil. Anch die hohe Gönnerin
der Gemeinde, Fran Prinzessin von Löwenstein war
mit einigen FamilienMitgliedern erschienen. Die Pfarrer beider
Konfessionen waren ebenfalls anwesend. Architekt Schmieder
von Heidelberg übergab nach einigen Worten den Schlüssel dem
Bürgermeister Schmitt, woranf Pfarrer Hilsbach von
Bammenthal in glänzender Festrede alles belenchlete, was känftig
im nenen Gebünve ats Rathans und anf dein Gebiete der Schule
vor sich zn gehen hat. Schlllergesänge, Vvrträge des Gesang-
vereins, Musik und Böllsrschüffe begleiteten die Feierlichkeit. Zum
Schluß fand ein Runvgang aller Festteilnehmer durch die sämt-
lichen Rämne des Neubanes statt. Das Hans enthält: 2 Schul-
säle, die Hanptlehrers- und geräumige Unterlehrcrswohming, den
Ratsaal, die Kanzlei, das feuersichere Archiv, Arrest, Wachtlokal,
ein Pfarrerzimmer nnd zahlreiche andere Zubehörden. Oben ist
ein Tnrmchen mit Glocke, Uhr nnd vier Zifferblättern angebracht.
Die Nenbaukosten betragen rnnd 44 000 Mark.

LMannheim, 3. Mat. (Pferderennen. Erster Tag.)
Das Wetter wur stürmisch und regnerisch, der Besuch nichts desto-
weniger gut. Anwesend ist Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar.

I. Galoppreiten. Ehrenpreis und 330 Mk. Geritten von
badischen Landwirten auf in Baden geborenen oder dorthin nnt
Staatunterstützung eingeführten Pferven. Erster: Heinrich Win-
ter-Schwarzach. II. W er d e r r e n n e n. Osfizier-Jagdrennen.
Ehrenpreis für den siegenden Reiter und 1000 Mk. für Pferde
im Besitze und geritten von aktiven Offizteren und Offizierd-
aspiranten deS 14.. 15. und 16. Armeekorps und der 5. bayert-
schen Division. Erster: Lrutn. v. Ftschir-Frauenfelvs (21. Dra-
goner-Reg.), F-'Lt. „Percate", 76 Klm. Tot. Sieg: 23:10;
Ptatz: 19, 25:10. III. Ne ck ar - H ü r d e n r e n n e n. Preis
1000 Mark. Erster: Hrn. Major Kimmerle's br. H. „Proto" 68
Klm. Tot. Si-g: 28:10; Platz 12. 12. 18:10. IV. Heidel-
berger Jagdrennen. Ehrenpreis Seiner Hoheit ües
Prtnzen Wtlhelm von Sachsen-Weimar und 2000 Mk. Erster:
Lt. Luremondt's (24. Drag.-R.) br. St. „Rautendeletn", 75Klm.
Tot. Steg: 14: i0. V. Rets vom Rhein. Jagdrennen-
Hundicap. Ehrenpreis Sr. Durchlaucht des Fürsten Max Egon
zu Fürstenberg für den siegenden Reiter und 2710 Mk. Erster:
Lt. Frhr. v. Stetn's (14. Hus.-Reg.) schw.-br. St. „Saüue" 66
Kim. Tot. Sieg: 125:10; Platz 32. 18:10. VI. Offizie
Hürdenrennen. Ebrenprets für den siegenden Retter und
1700 Mk. Erster: Lt. Fürst K. Krebe's (1. bayer. Ulanen-R)
braune St. „Naba", 71 Klm. Tot.: 76:10; Platz 13, 12:10.
VII. PreiS oon der Haardt. Ehrenpreis für den siegenden
R-tter und 1700 Mk. Ecster: Oberlt. Ktesel's (9. Drag.-Reg.).
F.-W. „Rto", 69V- Klm. Tot.

L.X. Mannhetm, 4. Mai. (Re nn e n. 2. Ta g.) I. Galopp-
Neiten. Ehrenpreis und 150 Mk.: 1. Langfiuger-Röschwoog.

II. Wasserturm-Jagd Rennen, Preis 1000 Mk.: 1. Leutnam
Suermondl's „Markolf". Totaltsaror: 22:10 Steg, 15 u. 22:10
Platz. Hl. Frühlinas-Hürden-Rennen, Preis 1000 Mk.: 1. Leui-
nant Jahruiarkt'S „Charmoise". Sieg 29:10. IV. Bürgerpreis-
Flachrenncn: 1. Treuberg's „Tarkey". Sieg 21:10, Platz
25 u. 21:10. 'V. Preis der Stadt Mannhetm, Ehrenprets uns
2000 Mk. 1. H. Widner's „Derby". Sieg 86:10, Platz 16.
16:10. VI. Weinheimer Jagdrennen, Ehrenpreis und 800 Mk. :
1. Leutnont Ki-sel's „Rio'. Steg 28:10, Pwtz 15 u. 17:10.
VII. Preis vom Ovenwald. Ehrenprets u. 1300 Mk.: 1. Lculir
Freih. v. Neiman's „Queen Loutse". Sieg 16:10, Platz 12 und
15:10. Das Wetter war rauh, der Rennplatz aber lrotzdem gur
besucht.

Karlsruhe, 4. Mai. (D a s Festbankett der
E i s e n b a h n e r.) Eine schöne Hulüigung für unseren
Landesfürsten bot das gesternAbend im grotzenFesthallesaal ver-
anstaltete Festöankett der Beamten und Arbeiter der Großh.
Badischen Sraatseisenbahnen zur Feier dcs 50jährigen Re-
gierungsjubiläums des Grohherzogs. Aus Stadt uiid Land,
nah und fern waren sie herbeigeeilt, um auch ihrerseits vem
Landesherrn ihre Liebe und Verehrung bezeigen zu können. Um
8 Uhr erschien, stürmisch begrüßt, der Grotzherzog, be-
gleitet von Staatsminister von Brauer, Geheimrat von Babo,
Flügeladjutant von Schonau und dem Staatsrat Eisenlohr.
Herr Zugmeister Mörber hielt eine kurze Begrühungsan-
sprache, worauf nach emer Festouvertüre, gespielt von der
Kapelle des 3. badischen Artillerieregiments Nr. 50, der Ge-
sangverein „Badenia" den Männerchor: „Gruß ans Badner-
land" zum Bortrage brachte. Die Festrede wurde gehalten
von Herrn Assistent Ruf, der rn ernsachcn, aber formvollen-
deten Worten einen Rückblick auf die Regierungszeit unseres
Großherzogs warf nnd seine unvergänglichen Verdienste
als Herrscher um sein Land feierte. An der Hand statisUscher
Daten gedachte Redner ferner des Aufblühens und Wachsens
des badischen Eisenbahnwesens während der vergangenen 50
Jahre. Mit einem begeistert aufgenommenen Hoch ans den
Großherzog schloß die Festrede. Jn einem Trinkspruch gedachte
sodann der Vorsitzende des Eisenbahnbediensteten-Vereines,
Herr W. Müller, des schönen Familenlebens in unscrem
Großherzoglichen Hause, insbesondere des menschenfrennd-
lichen unermüdlichen Wirkens, Schaffens unserer
Landesmutter und schlotz mit einem Hoch auf die Großherzogin
und das Großherzogliche Haus. Jn warmen Worten dankte
nunmehr der Großherzog folgendermahen für die ihm
dargebrachte Huldigung:

Meine verehrten Freundel Sie fühlen wohl alle mit
Mir, wie es Mir am Herzen liegen mutz, Jhnen auszu-
sprechen, welche Freude Sie Mir bereitet haben. Jch be-
ginne daher mit dem herzlicheu Danke dafür, daß Sie,
die Vertreter aller Teile der badischen Eisenbahnen, Ver-
waltung und Arbeiter, sich vereinigt haben, um Meinem
Jubiläum eine besondere und Jch möchte wohl sagen, hohe
Ehrc zu erweisen. Jch erkenne es als solche, weil Jch
durch Jhre Anordnungen, durch Jhre Unternehmung dieses
Festes erkennen kann, daß nur Liebe, Treue und Hingebung
Jhre Herzen erfüllen. Und diesen Gesinnungcn gegen-
über bringe ich Jhnen ein ebenso treues und liebendes Herz
entgegen. (Lebhafter Beifall.)

Sie vertreten so viel ich weitz, alle Bezirke, alle Sta-
tionen der badischen Easenbahnen, und Jch komme daher
zu allernächst mit der Bitte, seien Sie in diesen Kreisen
in diesen Stationen, in diesen Bezirken, die Vertreter Mei-
nes Dankes für das, was Sie unternommen haben, um das
Jubiläum zu feiern, sagen Sie Jhnen allen, datz diese Dank-
barkeit nie aufhören wird, denn sie wird getragen werden
auch künstig von allen denjenigen, die nach Jhnen kom-
men, die Gesirmung wird geiragen werden, von allen denen,
die Jhnen folgen werden.

Die schönen Reden und Ansprachen, die wir vorhin ge-
hört haben, haben teilweise einen historischen Charakter
 
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