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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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vorgeschriebenen Tagen wird keine Perantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Platattafeln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschlust Nr. 82

MlMch. 7. Mai 1902.

BlsrLt.

44. Jahrgang. — 106.

Des HLmmelfahrttages wegen erscheint die
nächfte Nummer am Freitag.

Leöers Mersuchung — steöentes Wild.

— Zu der Frage, ob dem Reichstagsabgeordneten
Dr. Üieder seinerzeit O rden und h o h e Aem -
ter angeboten worden seien, ergreist nunmehr, wie ge-
meldet wird, der Hausarzt des Verstorbenen Dr. med.
Fluck, in ciner Zuschrift an den „Rheinischen Kurier"
persönlich üas Wort und stellt mit seiner Namensunteri-
schrbist sest, daß ihm Dr. Lieber mitgeteilt habe, daß nach
der Annahme der Flottenvorlage ihm Orden und hohe
Aemter angeboten worden seien und daß sich ein Bild
des Kaisers mit eigenhänüiger Widmung und eigen-
händiger llnterschrift in den Händen der Familie Liebers
befinde. Daß der Kaiser persönlich das Anerbieten ge-
macht habe, wird in der Zuschrift nicht behauptet. Somit
bleibt von der ganzen Geschichte greifbar nur übrig,
daß Dr. Lieber ein Bild des Kaisers mit dessen eigen-
händiger llnterschrist besessen hat.

Deutsches Reich.

— Die Z o l l t a r i s k o m m i s s i o n hat in ihrer
gestrigen Sitzung die Petroleumfrage, Pos. 237, zu
Ende gesührt und beschlossen, es bei dem Zollvorschlage
der Regierung zu belassen und durch den Bundesrat
zu ermächtigcn, mineralische Oele, die für die Bearbei-
tung der inländischen Betriebsanstalten bestimnü sind,
vom Zolle freizulassen. Anßerdem wurde solgende Re-
solution Gamp angenommen: „Mt Rücksicht auf
die Erklärungen der Vertreter der verbündeten Regie-
rungen, in Bezug auf die Zollsätze in Pos. 237 keinerlei
vertragsmäßige Verbinülichkeiten anderen Staaten ge-
genüber eingehen zu wollen, werden die verbündeten Re-
gierungen ersncht, mit inöglichster Beschleunigung in
Erwägung darüber einzutreten, ob ni-cht durch Einsüh-
rung verschiedener Zollsätze sür Rohpetroleum und ge-
reinigtes Petroleum die Schaffung einer inländischen
Raffinerie möglich und wirtschaftlich geboten ist und
bcjahenden Falls cin diesbezüglicher Gesetzentwurf dem
Reichstag vorzulegen."

Deutscher Weichstag.

Berlin, 6. Mai.

— Ter Reichstag erledigte heute in dritter Lesung
das S ch u tz t r u p p e n g e s e tz. Er sollte dann nach
der Tagesordnung die erste Lesung der Zucker-
konvention und des Zuckersteuergesetzes fortsetzen. Der
konservativ-agrarische Abgeordnete Lucke beantragte
Absetzung dieses Gegenstandes von dsr Tagesordnung,
Es entspann sich dariiber eine längere Geschäftsordnungs-
debatte, in deren Verlauf die Redner der Rechten mit
künstlicher Herbeiführung der Beschlußunfähigkeit gegen-
über Vorlagen, die von-der Linken gewünscht werden,
drohten, falls diese die gestern geübte Praxis fortsetzen
sollte. Der Präsident bedauerte tief, daß nachdem eben
erst der Seniorenkonvent sich über die weiteren Geschäfts-
dispositionen verständigt, hier sofort die Verhandlung
in dieser Weise geführt wcrden. (Lebhafter Beifall.)
Abg. Lucke blieb aber bei seinem Antrag und bezwei-
felte, als der Präsident' darüber abstimmen lassen wollte.

die Beschlußfcihigkeit des Haufes, fo daß der Namens-
aufiiuf erfolgen muß. Die. Auszählung ergiebt die
Anwesenheit von nur 193 Mitgliedern. Das Haus ist
somit beschlußunfähig. Der Präsident beraumt die näch-
ste Sitzung auf nachmittags 2-K Uhr an. Tagesordnung:
Zuckervorlage.

Präsident Graf Ballestrem eröffnet die neue Sitzung
uin 2^ Uhr. Die Beraiung derZuckersteu ervorlage
wird fortgesetzt.

Abg. Dr. Barth (freis. Vg.) führt aus: Die Fragc, ob
es nötig ist, durch internationalc Abmachung die Prämie zu
regeln, ist alt. Die Konvention ist bereits seit zwei Monatcn
befannt. Der Reichskanzler hat sich gleichsam gcstern den
Mehrheitsparteien gegenüber cntschuldigt, datz er dic Konven-
tion abschlietzen mutzte. Thatsächlich ist es ein ungetvöhnliches
Glück, datz diese Konvention überhaupt zustande kam. Cng-
land bringt hierbei cin grohes Opfer durch Aufgabe der Vor-
teile, die es bisher aus der thörichten Zuckergesehgcbung der
kontinentalen Mächte gezogen hat und die sich auf 70—80
Millionen Mark jährlich belaufen. Wir hätten also die aller-
dringendste Veranlassung, mit beiden Händen zuzugreifcn. Es
wäre miseräbel um das Anschen der Regierung bestcllt, wenn
es ihr nicht gelänge, die Zuckervorlage noch vor der Ber-
tagung durchzubringen.

Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky schildert
die Stellungnahme der Regierung zur Zuckersteuervorlage von
1896. Er hebt hervor, datz auch das Landeskollegium aner-
kannt habe, datz Deutschland stark genug iväre, um dic Welt»
marktstellung auf dem Zuckermarkte zu erhalten, unter der Vor-
aussetzung, datz andere Staaten ihre Prämien abschaffen. Man
mützte man annehmen, datz der Rcichstag einstimmig der.Ansicht
ist, datz mit der Konvention ein glückliches Resultat erreicht sei;
was mit Kommissionsberatungen noch errcicht werden solle,
könne er nicht einsehen. Vom landwirtschaftlichen Standpunkt
sprächen alle Wünsche für die Annahme der Konvention; Sach-
vcrständigen könnten nicht Neues vorbringen, sondern hier un-
mittelbar den Beschluh fasfen, der Brüsseler Konvention glatt
beizutreten. Von der Verzögerung der Entschlietzung habe die
Landwirtschaft keinen Nutzen.

Abg. Paasche (Natiib.) erklärt, er sei für die Annahme
der Konvention, doch dürfe diese weder verschleppt noch in
Hurrahstimmung angenommen werden.

Geheimrat Koerner erklärt: Cs seien genug Sachber-
ständige gehört worden.

Staatssekretär v. Thielmann: Die Verhandlungen
der Kommission könnten sich ebenso in die Länge ziehen, wie die
der Zolltarifkömmssion. Jedenfalls möge den Kommissions-
mitgliedern die grötzte Beschleunigung ans Herz gelegt wer-
den.

Nach kurzen Bemerkungen vcrschiedener Abgeordneten
schlietzt die erstc Beratung.

Die Vorlage tvird gemätz dem Antrag Beckcr (Zentr.)
an eins 28gliedrige Kommission überwiesen.

Das Haus vertagt sich sodann bis zum 8. Iuni mit der
Tagesordnung: Sützstoffgesctz und Branntweinsteuernovelle.

Dcr Präsidcnt wünscht dcn Abgcordneten gute Erholung.

Baden.

— In der Frage der G e h a l t s r e g u I i e r u n g
für die Vol k s s ch u I l e h r e r hat dem „Beob." zu-
folge die Kommission der Zweiten Kammer uamhaft
weiter gehen wollen ats die Dorlage der Regierung ins
Auge faßt. Letztere sieht eine Dienstzulage von hundert
Mark mit Wirkung vom 1. Januar 1902 ab vor. Die
Kommission bat sich genötigt gesehen, davon Abstand zu
nehmen, statt der Dienstzulage eine eigentliche Gehaltszu-
lage zn üeschließen. Dagegen hat sie 200 Mark.statt bloß
100 Mark als Dienstznlage bewilligen wollen. Das

scheitert indessen am Widerstand der Regierung, welchs
auf die schwierige Finanzlage hinweisend, nur eine Er-
höhung um 60 Mark zugab (akso 150 Mark). Dieselbe
soll abcr nicht auch vom 1. Jauuar 1902 an in Kraft
treten, sondern erst mit dem 1. Januar 1903.

— Zu ihrem eiiieu Morueiidmu vom 6. Mai ver-
öffentlicht die „F.'aakfurter Zettung" eine Heidelberger
Koritspondei z, m bcr eS deitzi:

„Der Erbprinz Georg Wilhelm bon Braunschweig-Lüne-
burg ist in die Malrikel der Ruperto-Carola eingetragcn wor-
üen und wird einige Semester hier studiercn, so vcrkünden
freudig die Heidelberger Lokalblätter. Bisher hat man nur
cmgezeigt, datz dcr Prinz von Cumbcrland, Bruder der Prin-
zessin Max, in Heidelberg studieren würde. Es ist also be-
züglich des Titels dieses neuen Studenten an der badischen
Hochschule ein Umschwung cingctreten, und man wird wohl
nicht fehl gehen, wenn man diesen Umschwung auf hohe und
Höchste Stellen zurückführt . . . ."

Dazu bemerkt die offiziöse „Süddeutsche Reichskorresp.":
Der Korrespondent der „FrankfurterZtg." geht mit seiner
Annahme trotzdem fehl. Da es keinen Prinzen von
Cumberland gibt, wcil die Kinder des Herzogs Ernst Auguft
von Cumberland, des derzeitigen Chefs des Hauses Braun-
schweig-Lüneburg, ausschließlich den Titel „Königl. Prinz
und Prinzessin von Großbritannien und Jrland, Herzog
und Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg" führen, hat es
keines „Umschwungs" an „hohen und höchsten Stellen"
bedurft, um dem Prinzen Georg Wilhelm jenen Titel zu-
zuerkennen, der ihm seit seiner Geburt zukommt.

Wadischer Landtag.

L. 6. Karlsruhe, 6. Mai. (77. Sitznng der
Zweiten Kammer.) Präsident Gönner eröffnct die
Sitzung um Uhr.

Die Spezialberatung über das Budget der Mittcl.
schulen, oder vielmehr über die Vorgänge an der Lehrer»
bildungsanstalt Meersburg wird sortgesetzt.

Abg. E i ch h o r ii (Soz.) betont, datz für die Beurieilung
des Fallcs Wasmcr lediglich dic Zcugcnaussagen, nicht das
Verhältnis dcs Beklagtcn zu Wasmer matzgebend sind. Nicht
ourch Rödels, sondcrn durch Wasmers Verhalten wurde die
Disziplin gelockert. Die „Neuc Badische Schulzeitung" ber-
diene eher Lob, als den Vorwurf, sie uutergrabe die Dis-
ziplin. Auf dcn gravierendsteu Vorwurf in dem Artitel der
„Schulzeitung", an der Anstalt herrsche ein Prügelsystem, sei
keine Klagc crhoben morden, ebensowenig wurden die Zeugen
darüber gehört, trotzdcm geradc dadurch dic Wahrheit hätts
am besten festgestellt werdcn könncn. Die Blechmusik sei nach
Wasmcrs Aussage eingeführt wordcn, damit die Zöglinge in
der freien Zeit nicht unkeusche Reden führen. Wenn dic Sitt-
lichkeit in den Seminarien durch solche Mittel gehalten werdcn
muß, dann sei es höchste Zeit, die Jnternate abzuschaffen. Datz
in der Anstalt systematisch geprügelt wurde, gehe nicht nur
aus den Zeugenaussagen, sondern auch aus dem eigenen Ge--
ständnis Wasmers hervor;; weitcr stehe fest, datz Wasmer
den Domkapitular Dreher beeinflutzt, einem Zögling eine
schlechte Religionsnote zu geben. Äußer dieser Parteilichkeit
unb diesen Mitzhandlungen, die Wasmer vorgeworfen werden,
liegen noch andere Dinge vor, die einem Anstaltsdirektor keine
Ehrc machen. Es sei eincs Direktors unwürdig, seine Zöglinge
zum Fliegenfangen und Stallreinigen zu verwenden. Solche
Zustände dürfen nicht länger geduldet, Wasmer müsse daher
aus seinem Amt entfernt werden. Redner verwahrt sich gegen
die Unterstellung Wackers, datz die Mißstände nur kritisiert
wcrden, weil Wasmcr Geistlicher sei. (Als er in diescm Zu-

Kleme Zeitung.

-— Hochschulnachrichten. Aus Gießen schreibt man:
Die Zahl der bisher vollzogenen Einschreibungen an der
Universität läßt für das Sommersemester eine weitere
nicht nnbeträchtliche Erhöhung der Frequenzziffer er-
warten, die voraussichtlich zum erstenmale 1000 über-
steigen wird.

— Leipzig, 6. Bkai. Der Prozetz gegen die Direk-
toren und^Aufsichtsräte derLeipziger Bank wird
vor dem Schwnrgericht in der bevorstehenden Sitzungs-
Periode, die Mitte Juni beginnt, zur Berhandlung kom-
men, und zwar an deren Schluß, etwa am 20. Juni. Die
Verhandlungen werden drei Wochen in Anspruch neh-
men. Die Direktoren Exner und Dr. Gentzsch sind der
Verschleierung im Sinne des Paragraph 314 des Han-
delsgesetzbuches, des betrügerischen Bankerotts, des Be-
truges nnd der Untreue angeklagt. Wegen Verschleis-
rung haben sich weiterhin zu verantworten die Mitglieder
des Anfsichtsrates Kaufmann Dodel, Kaufmann Schrö-
der, Bankier Mayer, Kaufmann Wölker, Buchhändler
Alfred Vörster, sämtlich in Leipzig, fowie der Kaufmänn
Viebiger aus Dresden. Dodel, der zuletzt Vorsitzender
des Äufsichtsrates war, ist außerdem noch der Untreue
beschnldigt. Die Anklageschrift ist heute früh den Ange-
s-chutdigten zugestellt worden. Falls die Geschworenen
die Anklage wegen betrügerischen Baiikerotts bei den
beiden Direktoren bejahen und mildernde Umstände nicht
znbilligen, müßte anf Zuchthaus erkannt werden.

— Kicl, 6. Mai. Gestern Nachniittag explodierte
auf dem mit Odlheizung ansgerüststen Torpedoboot
S 61 in Withelmshaven die Oelheizungsvorrichtung.
Der Torpedomaschinenmaat Hammer nnd Torpedober-

heizer Niklas wurden schwer verwundet. Das Tarpedo-
boot ist gering befchädigl.

— Köln, 6. Mai. Hier und in der Umgegend von
Essen ist heute früh leichter Schneefa 1 l eingetreten,
stellenweise mit Hagel untermischt. Aus Radevormwald
wird starkes S-chneegestöber gemeldet. Der Schnee liegt
stellenweise fnßhoch.

— Poscn, 3. Mai. Eine eigenartige Jn-
schrift hat die „Pos. Zfg." an der hiesigen Kaiser
Wilhelm-Bibliothek „entdeckt". Rechts vom Hauptportal
befinden sich zwei in Sandstein gemeißelte Amoretten,
von denen die eine ein nufgeschlagenes Bnch hält, auf
dessen Blättern zu lesen ist: „Prinz Tschun, den kleinen
Chinamcmn, man in Berlin jetzt sehen kann." Wie bei der
bekannten „Kameel-Jnschrift" in der Berliner Kaiser
Wilhelm-Gedä-chtniskirche handelt es sich auch hier um
einen Architektenscherz.

— Stndcntischer Äongrcß. Wie uns mitgeteilt wird,
sindet am 23. bis 26. Mai ein Kongreß der Deutschen
Freien >studentenschaft im Etablissement „Erholung"
zu Weimar statt. Es werden Referate gehalten über die
Themata: „Die studentischen Parteien der Gegenwart"
und „Die Freie Studentenschaft und die nationale
Frage". Jeder dents-che Stndent kann an der Diskussion
teilnehmen. Mit dem Kongreß wird ein Verbandstag
der „Deutschen Freien Studentenschaft", des Verbandes
der organisierten Nichtverbindungsstudenten, verbunden,
auf welchem über die Organisationsfragen der Stnden-
tenschaft verhandelt werden wird. Ferner sind Besichti-
gungen der Sehenswürdigkeiten, ein Festkommers, so-
wie eine besondere Feier am Goethe-Schiller-Denkmal
in Aussicht genommen. Einzelne Einladnngen ergehenz

nicht, Anfragen sind zu richten an die Vorstandschast dec
„Deutschen Freien Studentenschaft", Berlin N W.,
Dorotheenstraße 97.

— Pcst, 5. Mai. Der aus eincr morganatischen
Ehe stammende Sohn dcs Erzherzogs Ernst, Baron Ernst
WalIburg, ist heute in einem Pester Kaffeehaus
als Oberkellner in Dienst getreten.

— Londvn, 6. Mai. Aus Pittsburg (Vereinigte
Staaten) wird dem „Morning Leader" gemeldet, daß
ein mit 450 nach Pittsburg kommenden Jtalienern
besetzter Eisenbahnzug mit einem Güterzug zusammen-
gestoßen ist. Zwei Jtaliener wurden getötet, alle übri-
gen erhielten Verletzungen. 26 Verwundete, von denen
viele tötlich verletzt sind, wurdcn in das Connesville
Hospital gebracht, die übrigen nach Pittsburg. Die
Jtaliener benahmen sich bei dem Unglück wie Wilde und
mutzten mit Revolvern in Ordnnng gehalten werden.

— Aus England, im Mai. Einen äußerst schmerz-
lichen Eindruck hat in Aberdeen der Selbstmord
von Miß Jeanette Macleod hervorgerufen. Sie war
eine Tochter des Professors der Rhetorik an der dortigen
llniversität, wo sie mit großer Anszeichnung Medizin
studiert und vor einigen Wochen den Doktorgrad ertangt
hatte. Miß Macleod erhielt alsbatd Stellung als Haus-
arzt in dem Aberdeener Kinderhospital. Sie nahm ihren
DieNst sehr ernst, saß oft die ganze Nacht am Bette
ihrer kleinen Patienten nnd geriet dadurch in eine be-
denkliche Nervenüberreizung. Als sie am Freitag ni-cht
zum Frühstück kani und auf wiederholtes Klopfen an
ihrer Thüre nicht antwortete, wurde ihr Zimmer betreten
nnd sand man die junge Dame tot in dem mit Blut
überströniten Bette. Sie hatte sich mit einem Sezier-
^messer den Hals dnrchschnitten.
 
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