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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0886

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für dic Mehlgrotzhandclspreise, nnd der Bäckerinnnng fiir die
Brotpreisc. Nnr cmhangweise sind die Brotpreise der Karls-
ruher Bäckergenossenschaft und dic amtlich festgestellten Hcidel-
berger Brotpreise zur Verwendnng gekommcn. Nach der ein-
gehenden Schilderung der Borgänge auf dem Get'reide- und
Mehlmarktc in der ersten Hälfte dcs Jahres 1898 kommt die
Lenkschrift zu dem Schlntz, datz zu Ende des Jahres der Brot-
preis in Karlsruhe und Äkannhcim genau auf derselben Höhe
gestandcn wie am Schlnß des Vorjahres, ivährend er sich in
Heidelberg sogar um eincn Pfennig billiger stellte, trotz-
dem in Mannheini der Oktroi aiisgehoben worden war, in
Karlsruhe und Heidclberg dagegcn fort erhoben wurdc. Der
Einflutz dcr Aufhebung des Oklrois auf die Gestaltung der
Mehl- nnd Brotpreise war somit schon nach Jahresfrisst nicht
mehr wahrznnehmcn, und ist in den folgcnden Jahren selbst-
verständlich erst recht nicht mehr zu konstaticren. Die Denk-
schrift kommt zn dem Schlutz, datz dic Aufhcbung des Oktrois
eine Verbesscrung dcr Brotpreise nicht zur Folge gehabt,
sondern höchstens die Brotcinfuhr aus der llmgcbnng erleichtert
hat.

Karlsruhe, 7. Mai. (Karl-Wilbelm-Denkmal.)
Die Ausführung des von Seiver Königlichen Hoheit
dem Großherzog Friedrtch der Stadt Karlsruhe aestifteten
Denkmals des Gründers der Stadt. des Markgrafen Karl
Wilhelm, ist dem Professor an der Großh. Kanstgewerbeschule
hier, Bildbauer Fridolin Dietsche üdertragen.

80. Karlsruhc, 8. Mai. (V o n der Hochschule.)
Für den scit dem Herbst des Vorjahres erledigten Lehrstuhl
fur anorganische chemische Technologie an der technischen Hoch-
schule in Wien war in erster Linie der hiesige Vertreter der
chemischen Technologic, Geheimcr Hofrat Pros. Dr. H. Bunte
in Aussicht genommcn. Dank dem Entgegenkommen der Grotz-
herzoglichen Regierung, welche eine erhebliche Erweiterung und
Ausgestältung des chcmisch-tcchnischen Jnstitnts unserer tech-
nischen Hochschule in Aussicht stellen konnte, bleibt aber der
ausgezeichnete Gelehrte unsercr Hochschule erhalten.

8dl. Karlsruhe, 8. Mai. (D i e Tagesordnung
des Badischen G a st w i r t e v c r ü a n d e s), der am

13. Mai im Gasthaus zum -Löwen in Rastatt seinen Delegier-
tentag abhält, ist eine üutzerst reichhaltige. Autzer den üblichen
Berichten wcrden die Fragen der Haftpflichtkassen, des Stellen-
vermittelungswesens, der Transferierungstaxe, der Ruhe-
pausen des Personals, des Flaschenbicrverkaufs zur Erörterung
gelangen. Auch die Angelegenhcit der Sterbekasse wie der
Zeituiig „Der Gastwirt" wird eiucr Besprechung unterzogen
werden.

X Patentbericht für Vaden vom 6. Mai 1902, mit-
geteilt vom Jnternationalen Palentburean C. Kleyer in
Karlsruhe Maden), Kriegsstraße 77. (Auskünfte ohne Recherchen
'weröen den Bbonnenten dieser Zeitung kostenfrei erteilt.
Die Ziffern vor den betreffenden Nummern bezeicknen die Klaffe.
Patentanmeldnnaen: 38o L. 16 826. Vorrichtung zvr
Herstellung der Schlitze für die Befestigung der Fischbänder in
Thür- und Fensterrabmen. Karl Lindei, Rndolfzell, Baden.

14. August 1901. 72 b. M. 20 251. Vcrschlußvoriichtung für
Lausgewehre mit Kipplauf. Mayer u. Grammelspacher, Rastatt.
2. September 1901 Patenterteilunaen: 15 o. 132218.
Matrizenblatt für Trockenstereothpe. Edmund Sander, Jolly-
straße 21, Dr. Walthcr Mugula, Rudolfstraße 14, und Robert
Krafft, Uhlandstr. 5, Karlsruhe. 10. März 1901. Gebrauchs-
muster-Etntragungen: 3b, 173480, Gleichzeitig als
Schmuck dienender Kravattenhalter Hermann Schneider, Pforz-
heim. 24. März 1802. Sch. 14182. 8 ä. 173 583. Bügeltisch.
Otto Hügle, Mannheim. L 12. 8. 31. Dezember 1901. H. 17 701.
4 s. 173 680. Flüssigkeitseinfüllverschluß für Fahrrad- u. dergl.
Lampen, bei welchem zwei mit O-ffnungen versebene Metallteile
durch Federdruck aufeinandergleitend gehalten werden. C. Ludwig
Schmitt, Mannbeim-Fabrikstation. 26. März 1902. Sch. 14188.
34 g. 173 456. Klappsessel wit geschweiften RückeN- und Arm-
lehnen. Günther Dinkler, Rheinau bei Mannheim u. W. Massow,
Schwetzingen. 13. März 1902. D. 6621.

bringen! Hänge mir nichts an, was nicht wahr ist. So
lange er nicht weitz, wo er sonst unterkriechen kann, mag dein
Vater hier bleiben. Morgen gehe ich wicder nnd sehe zu, ivas
sich machen lätzt, da l"

Er legte ihr ein Packet auf den Schotz.

„Was ist denn das?"

„Ein Kleid für dich, zum Vogelschichcn."

„Was? Ach!"

Trude trocknete sich schncll dic Augen und riß das Papier
entzwei, dann janchzte sie vor Freude.

„Der schöne Stoff! Nein, und rot — mcine LieblingsfarbeI
Gleich heute. trage ich's ins Dorf znm Schneider. Bist du
ein herzensguter Mann, und wie lieb ich dich habe!"

Fhre vollen, runden Arme lagen um seinen Hals, und ihre
roten Lippen pretzten sich auf die seinen.

„Freust dich also?" fragte er und sah dann mit gut-
mütigem Lächeln zn, wie sie sich vor dem kleinen Spiegel herum
drehte und den roten Wollenstoff um die üppigen Schultern
zog, so datz ihr hübsches Gesicht mit den heitzen, schwarzen
Augen gleichsam wie aus einer glühenden Wolke heraus-
flutete.

„Geld verplempern und kein Ende", murrte die Alte, die
foeben das Mittagbrot hereinbrachte.

„Verderbt ihr doch die Freude nicht, Muhme," bat Reiner.

„Na, ja, meineiwegen! Du mußt sclber wissen, was du
ZU thun hast; was dir recht ist, kann mir auch recht sein. Etzt
und trinkt!"

„Vater, komm essenl" schrie Gertrud in öen Garten hinaus.

Sie mutzte diesen Ruf nochmals iviederholen. Dann
nahten schlürfende Schritte. Marburg trat ein, gebückt und
zusammengebrochen, mit halb scheuem, halb tückischem Blick
und setzte sich auf den Rand des Holzstuhles, dcn ihm seine
Tochter hinschob, ein rauh und tonlos klingendes: „Gesegnete
Mahlzeit!" herauswürgend.

„Gesegnete Mahlzeit!" erwiderte das junge Weib an
Stelle der anderen. „Grcif zul"

Kleine Zeitung.

— Ter Bcricht dcs Feiierwchr-5iommaudaiiten. Die

Märznummer der Oesterreichisch-Schlesischen „Feuer-
wehrzeitung" veröffentlicht dec „Bohemia" zufolge den
nachstehenden RaPPort eines ländlichen Feuerwehrkom-
mandanten:

„Das Feuer entstand durch die Jrrsinnigkeit des
Josef Nagel oder weil LNnder znm Viehfüttern verwendet
wurden: es laufen verschiedene Gerüchte im Dorfe hernm.
Der.Fenerlärm erfolgte durch Länten der Glocken und
Signalisten vorschriftsmäßig. Der Feuerreiter verfehlte
seinen Weg, denn die Landstraße war sehr benebelt. Der
Besitzer des Brandobjektes konnte koine Löschversuche
machcn, weil er kein Wasser hatte und weil er auch nicht
zu Hanse war. Eine Fenerwehr kam bis auf eineinhakb
Kilometer zur Brandstätte, dort aber wurde sie umge-
kehrt und nach Hause beordert. Der Brandplatz war
dnrch zwei Laternen und einen Gendarm ertenchtet.
Die Löscharbeitcn leitete der Vorstand, weil es beim
Kommandanten selbst in der Oberstube brannte. Die
Flammeii schlugen um das ganze Dach heruni. Als die
Fenerwehr von A. erschien, neigte sich anch der Giebel
des brennenden Hauses, nnd das ganze Gebäude stand
mitten -in Flammen. Die Löschmaschinen wurden an-
fangs aus der Jauche des Beschädigten gefpeist, später
erlsielten sie Wasser durch tragende Mädchen nnd Ein-
schntten derselben in die Spritzen nnd durch S>augen der
Pflichtfeuerwehr am Hydrophor. Gerettet wnrde eine
Kommode und eine Knh, welche gestohlen wnrde. Die
Dienstmagd rettete das nackte Leben im bloßen Hemd.
Viel Rindvieh lief beständig dem Feuer zu, welches ein-
gesperrt wurde. Ein Mann wurde durch istichelflam-
men am. Ohr verletzt, welches über den Helni hinaus-
ragte. Der vorgeschriebene Brand hat gelehrt, daß das
Spritzenhaus nicht so weit von der Brandstätte entfernt
sein soll. Die meisten Pflichtfeuerwehren waren faul
und entpnppten sich als Stänker. Der Erfolg der Frei-
willigen Feuerwehr war großartig und wird von allen
bewnnderungswürdigen Einwohnern getoilt."

— Wicsbadcn, 8. Mai. Major a. D. Prinz B e r n-
hard zu S a ch s e n - W e i m a r , der nach seiner
Vcrheiratung auf Namen, Rang und Titel eines Prinzcn
des großherzoglich sächsischen Hauses verzichtete nnd da-
für den Namen eines Grafen von Crayenberg erhielt,
wird, den „H. T. N." zufolge, seinen Wohnsitz vom
1. Oktober dieses Jahres von hier nach Hcmnovcr ver-
legen.

— Zum Studentenulk in Müuchen teilen die „Münch.
Neuest. Nachr." mit, daß die Unterschrift gefälscht sei,
wodurch die Sache natürlich ein ganz anderes Gesicht be-
kommt. Der Urheber des „Ulks" hat sich nach dem
Namenszug, mit dem ja z. B. jede Legitimationskarte ab-
aesiempelt ist, einen neuen Stempel anfertigen lassen, dessen
Abdruck bei oberflächlicher Betrachtung mit der echten Fak-
simil-Unterschrift verwechselt werden konnte. Das Blatt
mit der gefälschten Unterschrift ist von dem zuständigen
Personal sehr bald bemcrkt und sofort entfernr worden.

- - Siuttgartcr Rathansstil. In einer Bekannt-
machung des Schultheißenamts vom 30. April betreffend
Aenderung des Stadtbanplanes ist nach dem „Schwäb.
Merkur" Folgendes zu lesen: „Anf der Thal- bezw.
Nordseite der Strecke von Villa- bis zür Wangenerstraße
ist das Anbauen vorläufig weder erlaubt noch
verboten." Was dieser Bekanntmachung an Be-
sttmmtheit der Ausdrucksweise abgeht, das ersetzt sie
reichlichst durch den Reiz der Neuheit, Jmmerhin wäre
zu wünschen, daß dieser msrkwürdig unklare Sttl nicht
Schule macht, da er an den schlichten Menschen- nnd Bür-
gerverstand doch zu große Anfarderungen stellt. Oder
was sollte sich der Bürger denken, wenn er künfttg
irgendwo das Plakat angeschlaaen fände: „Das Betreten
dieses Weges" oder „Das Vorunreinigen dieses Platzes
ist vorläufig weder erlaubt noch verboten."

— Der Kaiser und die Kunst. Der Kaiser verfolgt
die Entwickelung der modernen .Knnst, wie man weiß,
mit lebhaftem Jnteresse. Der bekannte besondere Stand-
punkt, den er einnimmt, zeigte sich anch beim gestrigen
Besuch in der Kunstausstellung, als man den Monarchen
auf den Saal der früheren 16 Mitglieder der Sezession
aufmerksam machte. Daß die Werke dieser Gruppe nnd
viele andere Bilder moderner Künstler seinem Geschmack

Mcm hörte nun nichts mehr, als das Klappern der Teller
und Löffel.

Nach dem Essen begann Just: „Wir müssen doch nun
mal über deiue Zukunft reden, Schwiegervater. Jm Grunde
bist du noch gcrr nicht so alt. Die Entbehrungen und die
tveite Reise haben dich arg mitgenommen. Aber immerhin
bist du in den Jahren, wo einer arbeiten kann, wenn er nur
will."

„Jch will schon", murmelte Mathias, auf seinen Teller
starrend. „Haft du Arbeit für mich?"

„Was es hier zu thun gicbt, kann ich allein fertig brin-
gen; aber anderwärts lützt sich vielleicht was machen. Zur
Ernie braucht man allerorts Leute, die tuchtig zugreifen, nnd
dte Erntearbeiter werden auch gut bezahlt. Die meisten
Oekonomen sind zwar schon versorgt, aber immerhin giebt es
welche, die noch Arbeiter einstellen. Jst dir's recht, wenn
ich mich nach einem Posten für dich nmsehe?"

„Ja —"

„Na, dann gut! So lange, bis sich einer gefnnden hat,
bist du mein Gast."

Reiner ging aufs Feld, Trude mit dem Stoff zum neuen
Metd ins Dorf zu Meister Güter und Lore wusch grollenö
und wie es ihre Gewohnheit ivar, mit sich selbst redend, das
Geschirr ab.

Marburg blieb seufzend auf der Ofenbank sitzen, weil aber
die Lore gar nicht Notiz von ihm nahm, stand er auf, schlich
in die Küche, fing an, Holz zu spalten, legte es neben den
Herd und leistete der Alten auch sonst allerlei Handreichungen.

Auch am anderen Tage machte sich Mathias nützlich, indem
er die Ställe fegte und das Vieh füttern half.

Er erholte sich rascher, als man geglanbt hätte, was der
Lore Veranlassüng gab, mit mitztrauischem Blick und in bar-
scher Weise zu sagen: „Es freut mich, dah du doch mcht
so schwach bist, wie du dir den Anschein gegeben hast. Da wirst
du ja anch bald weiter ziehen!"

im allgemeinen wenig entsprechen, äußertc der Kaisell
unnmwunden. Der Sezession selber ist er noch viel ab-
geneigrer und er sprach einem Bildhaner gegenüber
seine Verwunderung darüber aus, daß der Künstler im-
mer noch Mitglied der Lezession sei. Auf besondere
Weisung des Herrschers beruht es auch, wie die „Täg-
liche Rundschau" schreibt, daß kein Vertreter der Regie-
rung der Eröffnung der Sezessionsausstellung beiwohnte.
Die Sezession hat teine Medaillen, keine Aufträge zu
crwarten nnd ihre Künstler sind nur auf sich und ihrc
Kraft angewiesen. Trotzdem blüht und gedeiht die neue
Richtung.

-— Gccstemünde, 7. Mai. Anf der Tecklenburger
Schiffswerft lies heute Mittag das für die Rhederei
Laeist in Hamburg erbaute, 8000 Registertons große
Fünfmastvollschlff „Prenßen", das giHßte eoegelschifs
der Welt, vom istapel.

— Bcrn, 7. Mai. Ziach Meldnngen aus verschiedenen
Landesteilen sind durch den hentigen starten Frost dic
glänzenden O b st anssichten zer st ört worden.

— Das Tcbüt cincr Privatdozcntin. Unter beson- )
deren äußeren Umständen ging vor einigen Tagen in
Zürich die Antrittsvorlesung der neuen Privatdozen- i
tin Fran Rittershans-Bjarnason, einer Tochter des deut-
schen Dichters Rittershaus, vor sich. Lange vor Beginn
der Vorlesnng war der für diese Zwecke reservierto
Saal gänzlich gefüllt, und noch eine Menge Hörer harrte
des Einlasses. Auf Geheiß des Rektors wnrde nun in
den größtm Saal der Universitäl übergesiedelt, aber
anch dieser konnte die vielhnndertköpfige Menge nicht.
fassen. Eng zusammengepfercht saßen in den Bankreihen
die Studenten nnd Stndentinnen. Namentlich die letz-
teren waren in großer Anzahl erschicnen; auch eine große
Anzahl Fremder wohnte dem Ereignis bei. Was die
Bänke nicht fassen konnten, suchte auf Stüblen und
Sttegm Platz: die Thüren mußten geöffnet bleiben, und
noch im Gange stanten sich Hörer nnd Hörerinnen, dic
keinen Einlaß mehr fanden. Fast die ganze philologisch- ,
historische Sektion der Fakultät war erschienen. Frau
Dr. Rittershaus sprach fast eine Stunde über die in den
altisländischen Ouellen niedergelegten Zeugnisse für die
Entdeckung Amerikas ums Jahr 1000. Ahre interessan-
ten Ausführungen, die von fleißigem Quellenstudium
Zeugnis ablegten, fanden am Schluß lebhaften Beifall,
der von den Professorenbanken ansging,

— Schlangenbisse kamen noch vor zwei Jahren be-
sonders unter den Landstreichern in Virginia ziemlich
häufig vor und da zur Radikalkur in den Hospitälern auch
Whiskey und andere Spirituosen verabreicht wur-
den, so wuchs die Zahl der so Betroffenen bald ins un-
ermeßliche. Jm letzten Jahre haben nun die Väter des
Landes dafür gesorgt, daß den Applikanten nicht mehr
Whiskey, sondern andere, ihnen weniger zusagende Medi-
zinen gegeben werden. Merkwürdig ist, daß Schlangen-
bisse in dem Lande sich nicht mehr ereigneten.

— Nicht abzuweisen. Händler: „Vielleicht ein Lotterie-
los gefällig?" — „Zch danke, ich spiele überhaupt nicht mehr,
ich bin bei der letzien Ziehung reingefallenI" — Händler:
„Dann müssen Sie doch gerade weiierspielen, damit Sie Hoff-
mmg haben, wieder herauszukommcnl"

Nockkeln«:, «tllvulle

Linrislitungsn.

Ltg.d1i3sem6Qt aI1«L6rsten Ranbvs.

6ro8«Ii. HsssiseLsr a. LLisorl. üavsisoiLvr üoliisl'srLLt.

von L20 LLn»»»»vr-LLi»rLer»L»»»»^o»».

Icostenloss Hnterdreitunb ineiiier Hriuptoolloetioii.

Maiengruß.

Jch hört' etwas klappern und dachte, das sei
Der Storch, der so klappert, da war es der Mai.

Der Mai ist gekommen in schyeidendem Ost
Und reibt stch die Hände und klappert vor Frost.

Wie sollt' er nicht frieren? Gar schlimm ist er dran:
Einher geht er barfuß, hat wenig nur an.

Der Mai ist gekommen — Karline, heiz' ein
Und koch' für ihn Kaffee und ruf' ihn herein!

(Kladderadatsch.)

Litterartsches

—* „Ohne männlichen Schutz" von W. Frey, Berlin, Fr-
Stahn.— Ein^ganz hübsch geschriebenes Reisetagebuch einer
Dame, dessen Titel aber nicht sehr im Zusammenhang mit dew

„Jch möchie lieber hier auf dem Hof bleiben und mit-
helfenI"

„Das schlag' dir nur aus dem Kopf. Davon will der
Just nichts wissen. Es war zuviel Gerede über dich!"

„Wegen der Wielddieberei — das ist doch nur in del
höchsten Not geschehenl"

„Hast sonst weiter wirklich nichts auf dem Gewissen?"

ÄM wolle sie jeden Wintel seiner Seele durchschauen, fun-
kelten ihn die immer noch lebhafren, scharfen Augen der AltcN
an.

Er vermochie diesen Blick nicht anszuhalten, sah zur Seite
und murmelte: „Jch wützte nicht was-"

„Wirst dir schon denken können, was ich meine. Nicht-
Na, dann desto besserl Aber mit dem Dableiben wird's nichts-
Der Reiner ist nach B. 'rüber. Cr hat gestern den Oekorw-°
men Stendel getroffen und der nimmr dich vieUeicht?"

„So?"

„Da hast du's gut und keine schwere Arbeit."

„Ja, — wenn ich doch mal nicht hierbleiben darf-

„Neinl Davon ist gar keine Redel"

„Dann rnutz ich schon gehen, Base Elzner."

„Das mutzt du Gott danken, datz man sich deiner
so annimmt."

Jn jeder Hand ernen leeren Eimer tragend, ging sie crN
den Brunnen und schöpfie.

„Wo willst du denn hin, Vaier?" fragte Gertrnd, die ebeö
heim kam, als er nach Stock und Mütze griff nnd der Hintere
thüre des Gartens znschritt.

„Cinmal raus ins Freie!"

„Sieh aber zu, datz du zum Abendbrot wieder hier bifi'
Just mag nicht wartenl"

„Ja, sa, schon rechtl"

Später als sonst fuhr das mit dem alten Braunen
spannte Wägelchen Reiners vor.

(Fortsetzung folgt.)
 
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