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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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den. Dicse Herren wurdcn einstimmic? wieder in dcn Vor- !
stand gewählt. Ebensalls einstimmig erfolgte die Annahme der ^
von dem Vorstande >eit der letzten Generalversammlung mit
Aerzten uud Angestelllen der Kasse abgeschlossenen Verrräge.
Bei dem letzten Punkt der Tagesordnung: Verschiedenes, gab
der Vorsitzende zunächst davon Kenntnis, daß der hiesige Ar-
menrat vom 1. Januar 1903 an für die Verpflegung vou
Kassenmitgliedern in dcn Krankenabteilungen der Pfxündner-
Anstalteu oahier denselben Satz wie das akademische Kranken-
haus (2 Mark pro Tag) zur Anwendung bringen ivill. Die
Versammlung erklärte sich hiermit auch einverstanden. So-
dann wurde dic versuchsweise verlcgt gewesene Badezeit in der
Badeanstalt wieder auf die frühere Zeit von 8 bis 12 Uhr
vormittags und von 2 bis 8 Uhr nachmittags festgescht. Ferner
beschloß man dem Bcispiel der anderen größeren Krankenkassen
zu folgen und cinen Berufskrankenkonirolleur anzustellcn. Der
Vorstaud wurdc ermächtigt, mit einem solchen vorerst vcrsuchs-
weise auf die Dauer eines Jahres einen Vertrag abzuschlie-
hen. Zum Schlust gelangten noch zwei gänzlich unbegründete
Beschwerdcn von Mitgliedern gegen Kassenürzte zur Verlesung.
Die Delegiertcu wurden gebetcu, das; jeder dazu beitragcn
möge, batz an die Hcrren Kassenärztc keine gröheren Ansprüche
gestellt würdeu, als wie das von Privatpersonen ihren Aerz-
ten gegenüber geschähe. Verschiedenen Wünschen und An-
regungen aus dcr Mitte dcr Versammlung sagte dcr Vorsitzende
Prüfung und wo möglich Willfahrung zu. Nach ca. zlveistün-
diger Berhandlung konnte die sehr ruhig und sachlich verlaufene
Sitzung geschlossen werdsn.

-st Dcr vierte Hanptgewinn der Mannheimer Maimarkt-
Lotterie, dcren Ziehung vor kurzcm stattfcmd, ist, wie uns von
dem glücklichen Besitzer des betreffenden Loses mitgeteilt wird,
hierher nach Heidelberg gckommen. Der Gewinn bildete zwei
wertvollc Arbcitspferde.

O Verein akademisch gebildeter Lehrer an badischen
Mittelschulen. Der Verein hält heute hier in der Aula des
Gymnasiums seine diesjährige Gensralversammlung ab. Nach
den Berichten über VereinSangclegenheiten folgen Erörterungen
Lber StondeSfragen, sowie wiffenschaftliche Vorträge von Hof-
rat Dr. v. Duhn und Geh. Hofrat Dr. Bütschli. Auf 3 Ubr ist
ein Festmahl im städtischen Saalbau angesetzt; ihm folgt
ein Spaziergang auf das Schloß unter der Führung von
Professor Pfaff. Die städtische Verwaltung hat die Gäste zum
Besuch der städtischen Kunst- und Altertümersamlung einge-
laden.

* Vesitzwechsel. Herr Zahnarzt Dietrich verkaufte sein Haus
auf der Anlage für 66 000 Mk. an Hrn. Zigarrenhändler Hartmann.
Herr Dietrich hat das Haus vor Kurzem für 48 000 Mk. gekauft
und in demielben e'nen L^d-Il eingerichtet.

st- Polizcibericht. Verhafret wurdcn ein Fabrikarbeitcr
tvegen Bcttelns, ein Kaufmann wegen Urkundenfälschung, eine
Dierrstmagd wegen Diebstahls und ein Zementarbeiter zur
Straferstchung. Fünf Personen kamen wegen Unfugs zur
Anzeige.

— Wiesloch, 23. Mai. (S ch aden feu er) Heute Nacht
um 1 Uhr wurden wir abermals durch Feuerlärm aus dem
Schlafe geweckt. Es war in dcr Sckeune der Witwe Pfeiffer
ein Schadenfeuer auSgebrochen, das noch das Wohnhaus der-
selben und dasjenige deS Schmiedes Zuber in Asche legte. Einem
Schreiner, der obtge Scheune als Möbellager benützte, sollen für
«inige hundert Mark Möbel verbrannt sein. Auch die anstoßende
Zigarrenfabrik der Firma Hirsch und Nadenheim aus Mannheim
stand in Gefahr, ein Raub der Flammen zu werden. Die Brand-
beschädigien sind versichert.

LL Ladcnburg, 23. Mai. (D i e i n d u st r i e l l e n
Anlagcu in Ladenburg) sind vom Glück wcnig be-
günstigt. Jn dcr vor etwa vier Jahren crbautcn Feucranzün-
derfabrik Hüske steht der Betrieb schon seit zwei Jahrcn voll-
ständig still. Das vor drci Jahren erbaute Eiseuwerk Gcrma-
nia vou Alexander Hessel, auf das die arbeitende Bevölkerung
berechtigte Hoffnung sctzte, zeigte leider auch nur kurze Zeit
Lebensfähigkeil. Nachdcm Hessel schon seit Monateu in Zah-
lungsschwicrigkeiten geraten, wurde nun dem „Mannh. Vlksbl."
zufolge der gesamte Bctrieb vollständig eingestellt.

Ladenbnrg, 23. Mai. (S e l b stm o r d.) Leimfabrikant
Pfetzer aus Göppingen hat Selbstmord verübt. Kurz vor
der That war er aus dcm Oberlande zurückgekehrt, wo er
noch einige Geschäfte besatz, und wo er durch Veruntrcuungen
seitens einiger Angestellter grotze Verluste erlitten haben soll.
Hierin sowohl wie in dem Umstand, dah, !vie verlautet, ein
Sohn von ihm in eincr Heilanstalt für Geisteskranke unterge-
bracht werden mutzte, ist wohl bas Motw zu dem Selbstmord
des allgemein geachteten und beliebten Mannes zu suchen. —
Gestern machte auch der Schreinermeister Stopfer cinen
Selbstmordversuch durch Erschiehen, was ihm aber nicht ge-
lang. Obwohl schwcr verleht, soll er gestern Abend noch
gelebt haben. Der Grnnd zur That ist vorläufig noch nnbe-
kannt.

-f Mlinnheim, 23. Aiai. (H a n d e l s k a m m e r.) Wie
borauszusehen war, hat sich auch die hiesige Handelskammcr
gegen den von der badischen Regierung ausgearbeiteten Ge-
setzentwuf betreffend Einführung einer kommunalen W a r e n-
haussteuer ausgesprochen. Der Wichtigkeit der Sache
halber waren zu der Angelegenheit zwei Referenten bestellt
worden, die sich beide gegen den Gesetzentwurf aussprachen,
wenn auch aus direkt entgegengesetzten Gründcn. Der Refe-
rent, Herr Sekretär Dr. Knotek, verwarf den Gesetzentwurf,
da er von ihm keinen Schutz für den Kleinhandel erivartet.
Der zweite Refercnt, Herr Kaufmann I. H. Kern, Vorsitzen-
der des badischen Verbandes selbständiger Kaufleute und Ge-
werbetreibender, erklärte, dah der Gesetzentwurf nicht weit-
gehend genng sei. Nur im Wege einer erheblich über den Ent-
wurf hinausgehenden Bestcuerung könne das Schleudern der
Warenhäuser verhindert und dem weiteren Umsichgreifen dieser
den gewerblichen Mittelstand verderblichen Art dcs Grotzbetrie-
bes ein Damm geseht werden.

f Mannhcim, 24. Mai. Der hiesige Stadtrat hat sich bereit
erklärt, den Eigentümern von Grundstücken auf der Friesen-
heimer Fnsel, welche in die Crweiterung des Jndustriehafens
fallen, den verlangten Preis von 68 Pfennig pro Quadratmeter
zu bezahlen, so datz das in Aussicht genommene Entäuhe-
Tungsverfahren fortfällt.

X Von der Tromm, 24. Mai. (Unser Freneturm)
ist zur Zeit nicht zu besteigen, da grötzere Reparaturen nötig
waren. Der gewaltige Holzbau ist erst rund 18 Jahre alt
und dürfte trotz Reparaturen kaum noch eine gleiche Zeit zu
erhalten sein.

-s- Wald-Michclbach, 24. Mai. (T ö t l i ch e r Sturz.)
Der 62jährige Zimmermeister Heim von hier fiel an Pfingsten
im Gasthaus zum Darmstädter Hof so unglücklich--rücklings
die Stiege herab, datz er einen Schädelbruch und noch andere
so schwere Verletzungen erlitt, datz ihn gestern der Tod von
fnrchtbaren Leidcn erlöste.

ÜL. Karlsruhe, 23. Mai. (Die Gcwerbe- und
B a n g e w e r I s ch u l m ä n n e r) setzten heute ihre Bcra-
tungen fort. Nach Erledigung einer Reihe geschäftlicher An-
gelegenheiten fordcrt der Vorsitzende besonders die süddeut-
schen Kollegen auf, dem Berbande beizutreten, da nur dnrch
korporativen Zufammenschlutz bei den Regierungen ettvas
Zu erreichen sei. Rechtsanwalt Abgeordneter Dr. Binz hielt
sodann einen Vortrag über „Die Haftpflicht der Lehrer nach
dem bürgerlichen Gesetzbuch". Wenn auch die Verantwortlich-
keit des Lehrers für das Wohl und Wehe seiner Zöglinge
nicht auf dem Gebiete der Gesetzgebung liege, so habe di«
Haftpflicht der Lehrer für den Schaden, den die ihrer Auf-

sicht anvertrauten Schüler Driiten zufügen durch Unfug, Un-
achtsamteit, in Lehrerkreisen eine gewisie Beunruhignng her-
vorgerufen. Nach der jetzigen Bcftinimung sei es Sachc des
Lehrers, wenn er sich entiasten will, zu beweisen, datz er
sciner Aufsichtspflicht genügt habe, odcr datz der Schaden anch
bei gehörigcr Aufsichtsführung entslanden scin würde. Wenn
formell im bürgerlichen Gesctzbnch eine Verschärfung der Haft-
pflicht eingetreten sci, so dürfc doch damit gerechnet werden, datz
die praktische Anwendung des Gesetzes dcn- Jnteressen des
Schulbetriebes gerecht zn werden vcrmöge und datz der ge-
wissenhafte Lehrcr nicht unter der Besorgnis der gesetzlichcn
Haftpflicht zum Schaden seincr unrerrichtlichen Thätigkeit zu
leidcn haben werde. Was die zivilrechtliche Haftbarkeit dcs
Lehrers betriffi, so sei in Baden dieselbe dem Staate über-
wiesen, der dann den Regretz gegen dcn Beamten habe und hicr
sci wohl zu erwarten, datz der Staat Rücksichten der Billigkeit
und Entschuldbarkeit walten laffe. Jn seinen Schlutzausfüh-
rungen erinnert der Redner endlich daran. datz auch gcgcn
dicse Haftpflicht der Lehrer sich versichern könne, um vollstän-
dig sicher zu gehen. (Beifall.) — Nach Erstattung des Kaffen-
berichts sprach Regierungsrai Mattenklott „Ueber Ein-
richtnng von Meisterkursen und Lehrlingswerkstätten in Ba-
dcn". Die rein prarrischen Kurse überwiegen jetzt bei Weitcm
von wiffenschaftlich-technischen Kurscn sci nur der elcktrische
ununterbrochen fortgeführt ivorden. Die Kurse seien nicht nnr
kostenlos, sondern würden auch nnbemittelten und strcbsamen
Männern die Reise- iind Anfcnthaltskosten ersetzt. Die Lehr-
lingswerkstätien funktionieren seit 1888 gut, wenn es auch
einige Jahre dauerte, bis dieselben sich eingebürgert. Der
Staat bewillige 12 000 Mark und bestünden jetzt 120—130
jolcher Werkstätten mit ca. 180 Lehrlingen. Die Aufsicht
führten die Gewerbevercine nnd cin Mitglied der Landesge-
werbehalle. Die Beteiligung an den staatlichen Ansstellun-
gen für Lehrlingsarbeiten wachse von Jahr zu Jahr und zeige
auch eine erfreuliche Steigerung der Arbeitsleistung, wie dic
Ausstellung in Offenburg darthue. (Beifall.) Zum Schlutz
verbreitete sich Rektor Dr. C a t h i a u-Karlsruhe über „Bau
und Einrichtung von Gebäuden für gewerblichen Fachunter-
richr". Auch dieser Vortrag fand lebhafte Anerkennung. An
die Versammlung schlotz fich ein Mittagessen, an dieses eine
Besichtignng dcs Rheinhafens an. Morgen wollen die Schul-
münner einen Ausflug nach Badcn-Baden untcrnehmen.

-i-Baden-Baden, 23. Mai. (Rennen.) Der kommende
31. Mai ist ein autzcrordentlich wichtiger Tag für unsere Jnter-
nationalen Rennen, da die. grötzten Ereignisse des bevorstehen-
dene Meetings die volle Aufmerksamkeit verlangen. Es ist
an diesem Tage nämlich der letzte (4.) Einsatz für das Fürsten-
berg-Memorial 1902 und dcr letzte (3.) Einsatz für den
Grotzen Prers von Baden 1902 und dann der zweite Einsatz
für das Fürstenberg-Memorial 1903 zn bezahlen. Das inter-
essanteste Rennen, der Grotze Preis von Baden, wird wohl wie-
der in erfter Reihe die Signatur für das August-Meering
abgebcn, da in ihm nicht nur das beste Pferdematerial allcr
Länder vertreten ist, sondcrn auch von 68 konkurrenzbercch-
tigtcn Pferden für dicses Rennen 23 Pferde nichtdeutschen
Rennstallbesitzern angehören. Auch im Fürstenberg Memorial
ist das Ausland stark vertreten, da von 66 konkurrenzberechtig-
ten Pferden 20 im Besitze von nichtdeutschen Rennställen find.
Man darf wohl annehmcn, datz wiedcr einc stattliche Anzahl
von Pferben durch Zahlnng des letzten Einsatzes im Rennen
nm den Goldpokal verblciben werden, was auch vom Fürsten-
berg Memorial erwartct werden darf: zumal diese Kokurrenz
eine sehr beliebte bei dcn Rennstallbesitzern ist.

Aus Badcn. Hauptlehrer Mangold in G i s s i g-
heim feiertc dieser Tage sein 60jährigcs Dienstjubiläüm.

HeideLberger Vereinsangelegenheiten.

X Berciu bayerischer Staatsangehöriger. Am Donners-
tag fand ein Vortragsabend im Nebenzimmer der „Reichs-
krone" nnter freundlicher Mitwirkung des Herrn A. Winter-
held vom Stadtteater in Bromberg und Friedrich Frey vom
Kurhaustheater in Davos statt, den man als besondcrs ge-
lungen bezeichnen darf. Nach einer kurzen Begrüßungsan-
sprache des ersten Vorstandes Herrn Zahnarzt Georg D i e t-
rich erhob fich Herr Frey, mn in etwa halbstündiger, inter-
efsanter Rede sowohl was Jnhalt als Vortrag betrifft, sich über
die Vorzüge moderner Lyrik auszulasscn, die er als die Dicht-
kunst einer gährenden Sturm- und Drangzeit bezeichnete und
mit der der Kraftgenieperiode zu Ende des 18. Jahrhunderts
verglich. Seine Rede, an die er zum Schlutz noch einige kurze
Worte über die Ueberbrcttlidee knüpftc, erntete freundlichen
Beifall. Nachdem Herr Dietrich an die Rede des Herrn Frey
einige popnläre Erklärungen geknüpft hatte, begann Herr
Winterheld feine Rezitationen. Mit wohlklingendem
Organ nnd vollendeter Sprachtechnik ausgestattet, Geist und
Seele des Vorzutragcnden erschöpfend, bot er wirklich ganz
vorzügliche Leistungen. An den Vortrag des Herrn Freh
anschlietzend, brachte cr zwei Dichtungen von Schiller und ^eine
und 14 bekannte Dichtungen moderner Autoren, von Holz,
Dehmel, Bierbaum, Liliencron, Ewers zum Vortrag. Herr
Winterheld ist in der That ein vorzüglicher Rezitator. Den
beiden mit Erfolg aufgetretenen Rednern wurde von dem
Vorstand der wärmstc Dank dcs Vereins ausgesprochen. Jn
dcm nun folgenden fidelen Teil des gelungenen Abends wech-
selten Klaviervorträge, Reden nnd patriotische Ansprachen in
bunter Reihenfolge einander ab. Herr Scheitler konsta-
tierte das Aufblühen des Vereins, dasfelbe der neuen Leitung
znm Lobe anrechnend, Herr Frey toastete nmnens ider
Gäste auf den Verein, Herr Zahnarzt Dietrich in zünden-
den, begeisterten Worten auf das bayerische Herrscherhaus, Herr
Scheitler auf die bayerische Gemütlichkeit usw., so daß man
fich erst spät aus dem gemütlichen Bayernverein auf den
Heimweg machte.

Weater- uad Kunstnachrichten.

München, 23. Mai. Karl Lautenschläger, der ver-
diente Maschinendirektor der Münchener Hofbühne, wurde auf
seinen Wunsch vom Regenten unter Ernennung zum Ehren-
mitglied der Kgl. Hofbühne mit Giltigkeit vom 1. Jnni in den
Ruhestand versetzt.

Kleine Zeitung.

— Berliu, 23. Mai. Die Geschichte, daß die vom
Kaiser gestifteten Bilder der Harvard-Universität gestohlen
seien, ist ein Schwindel. Die Bilder befinden sich auf
ihrem gewöhnlichen Platz.

— AuS der Schweiz, 20. Mai. Jm Appenzellischen
starb ein 7jähriges Mädchen insolge Genusses von
Sauerampfer, der von einer mit Kunstdünger be-
worfenen Wiese herrührte.

— Paris, 23. Mai. Der „Matin" meldet, in Liver«
pol eingetroffene franzöfische Polizisten seien der Ansicht,
daß die Nachricht, die Familie Humbert sei dort gesehen
worden, auf einem Jrrtum beruhe. Das Blatt verzetchnet
das Gerücht, die Familie Humbert habe in Cardiff (Wales)
ein eigenes Schiff gechartert und sei bcreits vor
einigen Tagen abgereist.

Eine Neuerung i« der Tabakskultur.

3->

Connecticut hat, wie wir in der „Deutschen
revue" lesen, der Tabaksbau erstaunlichen Anfschwunsi ^


nommen, seitdem man die Felder m!t Zeltdecken überw>
Unter solchem Zeltdach, das auf 200 Pfosteu ruht
für eine Fläche von 40 Qm. 1000 Mk. kostet, heE
beständig eine tropische Wärme. Der Regen dringt "
in Gestalt eines feinen Nebeis durch, die JnsektenP^
ist wenig bemerkbar. Der geerntete Tabak ist vorzüsu"
und bringt nach einem Becicht des englischen .
„Worlds Work" 5 Mk. für neun Zehntel Kg., währ^
der draußen gezogene Tabak nur mit 2 Mk. für
Zehntel Kg. bewertet wird. Mit dieser Einrichtung g^.„
man eine neue Aere für die Tabakkultur eingeleitet r
haben. ^

— Wie es in St. Pierre aussieht. Der
Martinique entsendete Spezialberichterstatter des „Bersip,

Lokalanzeigers" telegraphiert seincm Blatt: Schon bei

d-c

Annäherung an die Ruinen, die in Rauchwolken dalaü V
im Hintergrunde den dampfenden Vulkan, verbreitete I-
ein schrecklicher Leichengeruch. Die Bestattp .
wird außerordentlich nachlässig betrieben. Wir
buchstäblich aufzumerken, daß wir nicht auf verkoh,,

menschliche Körperteile traten. Wir photographierten
- - _ ' jll"

de»

Beispiel vollstündige Leichen, die, die Gesichter in die

bergend, auf dem Boden lagen, ols ob sie versuchten,

... _

it-p'

d«^

tötlichen, Dämpfen zu entkommen. Jn St. Pierre w>'
da man einen neuen Ausbruch dcs Vulkans mit

Grunde befürchtet, keine Arbeit vorgenommen, selbst
Militär ist zurückgezogen. Wir waren allein in der lck.

losen Totenstadt, als plötzlich unter dumpfem Donnerro

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eine schwarzgraue, berghohe Rauchgarbe aus dem M
aufstieg, die, da fie minutenlang in der Luft feststand,.
photographieren gelang. Sie löste sich dann auf und ri-st.
als ein feiner Aschenregen auf uns nieder. Jch bin
übrigen völlig überzeugt, daß der Bericht, es seisn 60
Leichen bestattet worden, nicht zutrifft. Wir trm
Verbrennungshaufen mit Knochen, die auf fünfzig
hundert Leichen schließen ließen. Ebenso ist die Nachl'^
eines großen Niederfalls von Asche und Schla^
in St. Pierre falsch. Die Schicht war dünn, deriN °
Leichender Erstickten liegen frei. Dies kann unwögp
eine Wirkung des täglich fallenden Tropenrsgens sein, ^
sich unter den Bedachungen dasselbe Bild zeigte. ^
suchten vergeblich Lava, obwohl wir Löcher drei Fuß ' §
unter den Schlamm und die Asche gruben. Wir fav^
dagegcn Lava beim Auswerfen einer Grube in der E
am Fuß des Pels, aus der kleine Flammen emporschluö^
Wir gruben soweit wie möglich bis zur Nacht. Ju
Oeffnung entzündeten sich weitere Flämmchen, die nur dä
das Vorhandenscin eines besonderen Gafes zu erklal
sind. Wir photographierten auch diese Erscheinung.

Kandel und WerLeHr.

Frankstrrt, 23. Mai. Effektensoztetät- Abends 6 V«
Disconto-Commandit 185.10—185 b„ Deutscke Bank 208 60^.,
b. ult., 208.10 b. cpt., Dresdener Bank 141.60 b. G. ult. u.
Darmstädter Bank 135 b„ Berliner Handelsgesellschaft 152.90 „
Nationalbank f. D. 11160 b. G. ult., 110.50 b. G.cpt.,
Ottomane 112.30 b., Kreditaklien 215.30 b., Henri 95.59 ,,
Nordd. Lloyd 107.90 b. G., 3proz. Mixikaner L5.80 b.. SM
amort. Mexik. 41.80 b. G., l'/gproz. innere Argentinier 7^/.
b. G., VsProz. äußere 1000er Argentinter 73.50 b. G., 5P-„,
abgest. Argentinier 83 80 b. G., Concordia 274.80 B. 70
Heltos 24.25 b.

6V.-6V- Uhr: .j-

Jm Einklang mit höheren Lonboner Notierungen zeigt- ü
Abendbörse sehr feste Haltung. Bankaktien wurden bevoE,
und beinahe sämtlich zu befferen Kursen umgesetzt. Jnsbesoi>°
warcn Dresdener und Bangue Ottomane ansehnlich höher. ,„,r

Heidelberg, 24. Mai. (Marktpreise.) Heu dcr Z-UssV,
X, 4.20 bis 4.50, Korn-Stroh der Ztr. .^L 3.50 bis 3.80, LZ
^L 3.00 bis 3.20, gelbe Kartoffeln der Zentner ^L 2.10 bis 2-NK
Salatkartoffeln ^L 4.20—4.50, Butter in Ballen ^L 1.05 t,
1.10, in Pfd. ^L 1.10—1.20, Spargeln das Pfund 40—69 .
Kirschen das Pfund 50—60 Zwiebeln 10-12 KnoEr,
35 Bohnen das Pfund 45-50 Erbsen das Pfd. 25-30L
Gebund Gelbrübcn 6—8 <-Z. Schwarzwurzel 25—30
das Stück 5—6 das Hundert 5.20—5.50 ^L, BlurneUs:
d. St. 60-70 Rotkraut 20-25 Weißkraut 20-25 W'l''

12—15 Kohlrabt 3-19 Sellerie 3-5 Lauch 1-^,
Rettich 6—8 Meerrettich 20—25 Gurken das St. 30—50 ^

Rote Rüben das Stück 5-6 Kopfsalat 6-8 Ge»''-

Peterstlte 1—2 Gebund Schnittlauch 1 Radieschen 2^^
Erdbeeren das Psund 2 >L

Wiesloch, 23. Mai. Der heutige Schweinemarkt
mit 50 Stück Milchschweinen befahren. Preis für das ^

35 bis 40

Eppingen, 23. Mai. Der heutige Schweinemarkt war^-
besucht, und waren 312 Stück Milchschweine und 21 LäufS
geführt. Das Paar Milchschweine kostete 35—50 ^L, La
55-80 ^L _ _/

WasserstaudSnachricht en

Neckar.

-eibelberg, 24., 2,00, gef. 0,06m
heilbronn, 22., 1,60, gef. 0,20m
Sraunheim, 23,6,70, gef.0.i 6m

Rhein.

Lauterburg, 23,5,90, gef.
Maxa«, 23., 6,19, gef. 0, a-,
Rannheim. 23.. 6,75. gef.

Krrgtand und die Wuren. ^

London, 23. Mai. Die „Central News" erfährt:
Kabinet beschloß in der heutigen Sitzung eine Ant!vort ^
gewiffe Fragen derBurenführer abzuschrcken,
Fragen Milner gestern dem Kolonialamte übermittelte. '
Wahrscheinlichkeit nach werden zwei bis drei Tage verg-^
bis die endgiltige Entscheidung der Bnren bekannt wird- ^
Lo n d o n, 23. Mai. Der „St. James Gazette ist. .,
Mitteilung zugegangen, datz die Depesche Lord
cheners, welche zur Zusammenberufung des Kabinets^
Veranlassung gab, kritischer Natur ist und datz
halb eine unmittelbare Entscheidung nicht zu erwarten ist- .e
London, 23. Mai. Wie die „Daily Mail" mitteilt, ^
eine grotze Mehrzahl der Buren in Vereenigung geneigi,
englischen Bedingungen anzunehmen, doch war die Mind--^'^
stark genug, die nach Pretoria geschickten Delegierten daö^ n,
bestimmen, daß diese Vorschläge machten, die dern
schen Minimum direkt entgegengesetzt waren, nicht nur in ,
Nebenpunkken, sondern in allen Hauptpunkten, in denen ^
 
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