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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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Eigenium aufgeben; man könne ja die Gemeinschaft auf-
lösen, so, daß jeder Staat Eigemümer seines Teils vleibt.
Andernfalls lajsen wir das Verhältnis, wie es ist; dabei kön-
nen wir uns beruhigen, Lassen Sie erst einmal die preutzi-
sche Oberleitung in den badischen Bahnhöfeu angelangt sein,
daun werden bald Schwierigkeiten aller Art aufrauchen, dcrnn
wird es bald heitzen, dah ein geordneter Betrieb nur unier
preutzischer Verwaltung möglich ist. Durch den Bertrag
erhält die preutzische Eisenbahudirektion thatsächlich alle Rechle,
was Baden geblieben, ist klein beieinander. Dem badischen
Beamten, der in dke preuh.Direktion nach Mainz komme, möchre
er raten, ja keinen Streit anzufangen, deun er bekomme doch
keine Untcrstiitzung. Die oberste Aufsicht werde dem preu-
ßischen Eisenbahnminister übertragen, die badischen Beamten
werden der preußischen Disziplin unterstellt und die Etats
werden künftig der badischen Regierung, nicht auch der Volks-
vertretung lediglich zur Geltendmachung von Bedenken unter-
breiiet. Von einem badischen Hoheiisrecht sci keine Rede
mehr, wenn ein preutzischer Minister die Oberanfsicht führt;
dieses gehe ganz auf Preutzen übcr, wie seinerzeit das
Militärhoheitsrecht. Man könnte füglich die Frage aufwer-
fen, ob durch den Vertrsg nichi Artikel 5 der Verfassung
kangiert wird, Wornaw alle Hoheitsrechte dem Grotzherzog zu-
stehen. Der jetzige Zustand sei durchaus befriedigend, es
liege also gar kcin Grund zu einer Aenderung vor, die uns
nur Rechte nimmt, aber keine Vorteile bringt. Er fürchte,
datz in nicht allzu ferner Zeit dic Gefahren, die er geschil-
dert, eintreten werden.

Staatsminister v. Braucr schildert die Vorteile des
Vertrages, die keineswegs so gering seien, wie Freiherr von
Ileubronn meine. Mit dem Tag, wo der Bertrag in Kraft
Lete, werde unser Tarif auf der badischen Strecke eingeführt;
so daß sich die Anwohner nicht mehr als Badener zweiter
Klasse zu fühlen brauchen. llnsere Mittel, den Konkurrenz-
kampf mit Preutzen aufzunehmen, werden durch den Bertrag
nicht verschlechtert. Eine Kündigungsfrist wäre uns sicher
gewährt worden, sie wurde aber nicht gewünscht, einmal
weil sie bei solchen Berträgen nicht üblich ist, dann aber,
well die Regierung fürchtete, datz Preutzen eventuell einseitig
den Vertrag kündigen könnte, da wir eine Berechnungsweise
zugestanden bekommen haben, die Preutzen veranlassen könnte,
später eine Aenderung vorzunehmen. Freiherr von Neu-
bronn habe ein allzu düsteres Bild von der Zukunft unserer
Eisenbahnen gezeichnet. Redner glaubt nicht, datz Preutzcn
uns zur Aufgabe unserer Selbständigkeit drängt, aber gesetzt
den Fall, dmin würde der vorliegende Vertrag nichts ändern.
Wollte jeder Staat seinen Teil an sich ziehen, dann mützten
wir in Laudenbach einen Riesenumschlagsbahnhof erstellen.
Preutzen sei an einem rationellen Betrieb sehr interessiert und
wcrde es jedenfalls als eine nobile officium cmsehen, denselben
ordnungsmätzig zu führen. Die Selbständigkeit unserer Bah-
nen wolle auch die Regierung wahren, dieselbe werde aber
durcki den Vertrag nicht altcriert.

Geh. Rat Engler ist der Ansicht, datz die Konkurrenz-
verhältnisse durch den Vertrag kcine Aenderung erfahren.
Darüber sei kein Zweifel, datz die Rente der Main-Neckar-
Bahn seit Abschlutz der preutzisch-hessischen Eisenbahngemein-
schaft mehr und mehr zurückgehc, was hoffentlich nach Wschlutz
des Vertrages aufhörcn werde. Dieser biete unstreitig wich-
tige Vorteile, wie: Anteil am Reingewiun Preutzens, volle
Tariffreiheit, Verbesserung des Betriebs und Materials. Vor-
sicht sei allerdings geboten, damit Preutzen nicht die Mög-
lrchkeit erhält, neuc und schwierigere Konkurrenzvcrhältnisse
herbeizuführen. Die grötzte Gefahr für die Selbständigkeit
unserer Bahnen liege in dem ständigen Anwachsen- der Eisen-
bahnschuld, die nach Zeitungsnotizen um über 200 Millionen
vermehrt werden soll. Ob dies richtig sei? Wejter fragt Red-
ner an, ob nicht auf dem Wege einer süddeutschen Tarifge-
meinschaft fortgeschrittcn werden könnte. Dadurch würde
mcm' eine feste Position gegenüber Preutzen gewinnen nnd
schlietzlich zu einer deutschen Gemeinschaft gelangen.

Staatsminister v. Brauer erklärt, datz man sich we-
gen der Eiscnbahnschuld beruhigen dürfe. Die Zweite Kam-
mer habe ein Bauprogramm verlangt und daraufhin habe
die Generaldirektion die Bauten zusammengestellt, deren Er-
ledigung in den nächsten fünf Budgetperioden in Betracht
kame und die allerdings die enorme Summe von 208 Millionen
erfordern würde. Gcmz abgesehen davon, datz die Aus-
führung in diesem Zeitraume überhaupt nicht möglich wäre,
seien aber die Projckte noch nicht einmal geprüft, sie stellen
also lediglich Zukunftsmusik dar. Er sclbst
wurde verschiedenen Positionen nicht zustimmen, cmdere billiger
und cinfacher gestalten und später ausführen, zumal die
jetzige Finanzlage eine sorgfältige Prüfung aller Projekte
erheischt. Eine süddeutsche Tarifgemeinschaft wäre wünschens-
wert und notwendig und auch Bapern, Württemberg und
Elsatz haben den besten Willen gezeigt, eine solche herbeizu-
fuhren. Dieselbe babe keine Spitze geqen Preutzen, sondern
bezwecke nur Verbilligung und Bcrbesserung der Betriebs-
und' Verkebrsverhältnisse. Die Besorgnisse des Vorredners
wegen der prcutzischen llcbergriffe in Sachsen seien nach seiner
Kenntnis unbegründet. Der Vertrag wird sodcmn mit allen
gegen emc Stimme (Frciherr von Nenbronni angenommen.

von deiner Seite. Doch den hast du mir nie gezeigt. Wäs
war's denn, was ich von dir verlangt habe? Dein Herz —-
dein volles, ganzes Herz und nichts weiter. — Aber da —-
weitzt du, da drängte sich immer'einer dazwischen, der sich
hüten soll, mir in den Weg zu laufenl Denn so gewitz ein
Gott im Himmel ist, so gewitz soll er's bereüen, mich um
Frieden und Glück gebracht zu habenl"

„Wer hätte dich darum gebracht, welcher andere, als
du selbst?"

Gertrud war emporgesprungen und in ihren Augen fun-
kelte wieder jener unbeschreibliche Glanz, der an die Lichter
eines Raubtieres erinnerte. „Wen meinst du?"

„Das brauche ich dir nicht erst zu sagen?"

„Güt — und wenn ich's weitz? Zu lügen fällt mir
nicht ein. Ja, ich weitz, von wem du redest! Aber der ist
mir weder in früherer noch in späterer Zeit zu nahe gekom-
men, dem lag nichts an mir — verstehst du? — gar nichts."

„Und dir? Dir vielleicht desto mehr an ihm!"

„Mir?"

„Du hast mich wohl nur in der Absicht genommen, den
jungen Herrn Baron zu ärgern und eifersüchtig zu machen?"

„Rein — ich hab's gethan, weil ich mit mir selbst fertig
werden und mich an einen starken Mann anklammern wollte.
Aber du bist ja auch keiner, der fest steht. Mit der Hoff-
nung war's schon gleich im Anfang aus. Jetzt licgt alles in
argen, im Haus und zwischen uns."

„Daran bist du schuldl"

„Nein, duh Hättest du dich nur bei mir iu Achtung
zu setzen gewutztl Mir war's ja gerade darum zu thun,
mich an irgend wen festzuhalten — aber du hast ja selber
keinen Boden unter den Fützen l Für dich giebt's nur zweier-
lei: rasen wie ein toller Wolf, oder winseln wie ein Hund.
Geh' weiter und latz mich in Ruh'I Wär das Peterchen nicht,
dann könntest mich lange schon da unten suchen, wo die
Münze liegt. Deine Rohheiten und mein Elend habe ich sattl
Was soll aus dem Kind werden, wenn's noch lauge so fort
geht? Die Schulden wachsen uns ja über den Kopfl Bist
ein ganz erbärmlicher Mensch!"

Bade«.

— In Bezug auf die Höhe des U ni l a g e f u tz e s
nimmt unter den neuen Städteordnungs-Städten auch
dieses Jahr wieder Konstanz mit 69 Pfennig die erste
Stelte ein. Dann folgen Manntzeim mit 60 Pfennig,
Baden und Lahr mit 50, Bruchsal 46, Pforzheim 48,
Heidelberg nnd Karlsruhe 43 und Freibnrg 40 Pfennig.

Ausland.

Hollaud.

— Jn den ärztlichen Kreisen mehren sich die Stimmen,
daß der letzte Unfall dcr Königin Wilhelmina die Aus-
sicht auf eincn Thronerben für immer beseitigt habe.

LeHrer als Sinjäyrig-Areiwissige.

Wie eine bon der Zentralmilitär-Kommission des
deutschen Lehrervereins zusammengestellte Uebersicht
über die Zahl der Volksschullehrer, die im letzten Jahre
als Einjährig-Freiwillige ihrer militärischen Dienst-
pflicht genügt haben, ergiebt, ist von den Lehrern im
Westen imd Süden von dieser Vergünsügung in un-
gleich höherem Prozentsatz Gebrauch gemacht worden
als von den Lehrern in den östlichen Landesteilen. Den
stärksten Prozentsatz stellten die Lehrer in Bayern,
nämlich 83 Prozent, alsdann folgte Brannschweig mit
66,82, Regierungsbezirk Wiesbaden mit 44,44, Han-
nover (Stadt nnd Provinz) mit 44,06, Lübeck mit
41,66, Frankfurt a. M. mit 30,43, Schlesien mit 30,03,
Anhalt mit 26,31, Sachsen (Königreich) mit 25,74,
Westfalen mit 24,28, Rheinprovinz (ohne Cleve und
Trier) mit 20,00, Provinz Brandenburg mit 14,69,
Bremen mit 11,43, SachsenAltenburg mit 9,09, Pro-
vinz Posen mit 5,33 Prozent. Auch ein Beitrag zu der
Verschiedenartigkeit der wirtschaftlichen Verhältnisse zwi-
schen deni Osten nnd dem Westen.

Aus Stadt und Land.

Verkehr mit Kuhmilch. Das Ministerium des Jnnern
veröffentlicht eine mit dem 1. Juni in Kraft tretende Verord-
nung, wornach der Verkehr niit jluhmilch einer neuerlichen
gesundheitspolizeilichen lleberwcichung unterstellt wird. Die
Verordnung enthält genaue Bestimmungen über Verkauf und
Feilhalten von frischer (sützer) Milch. Voll- und Magermilch,
soivie solche, welche den Milchverkauf verbieten, solange im
Hanse des Verkäufers Jnfektionskrankheiten herrschen.
Schlietzlich könen durch bezirks- und ortspolizeiliche Vorschrif-
ten besondere Bestimmungen über die Einrichtung der poli-
zeilichen Milchkontrolle getroffen werden.

* Landwirtschaftliche Ausstellung in Mannheim. Der
Katalog der Ausstellunq ist nunmehr fertig. Die Abteilung für
Tiere umfaßt 271, für Erzeugnisse 314 und für Maschineu
231 Druckseiten. An lebenden Tieren werden erscheinen rund
1500, wie Pferde, Rinder. Schase, Schweine und Ziegen. Des
Ferneren elwa 500 Stück Geflügel und Kaninchen, außerdem
lebende Bienen in Stöcken und eine große Anzahl von lebendcn
Fischen in 85 Aguarien. Der Erzeugnisse-Katalog weist etwa
810 Aussteller auf, während der Maschinen-Katalog 5135 Ma-
schinen, von denen ein großer Teil in Betrieb sich befinden wird,
enthält. Die Maschinenausstellung wird nicht nur allein land-
wirtschaftliche Gerätc enthalten, sondern auch Geräte aus den
landwirtschaftlichen Nebengewerben, auch solche für Feld- und
Kleinbahnen, für das Bauwesen und eine große Anzahl als
wissenlchaftliche Hilfsmittel.

Mannheim, 24 . Mai. (Der Mannheimer

A l t e r t u ms v e r e i n) wendet sich in einem Aufrufe an
seine Mitglieder und Freunde mit der Bitte, ihn bei der
Veranstaltung einer Ausstellung aus der Zeit
Karl T h e o d o r s, die in der Zeit vom 6. bis 22. Juni
stattfinden soll, durch leihweise Ueberlassung von geeigneten
Gegenständen zu nnterstützen. Den Glanzpunkt in dieser Aus-
stellung werden di'e Originalkostüme des 18. Jahrhunderts
bildcn, die sich im Besitze des hiesigen Theaters befinden
und von dcn zuständigen Behörden zur Verfügung gestellt
worden sind, eine Sammlung von geradezu unschätzbarem
kunstgeschichtlichem nnd kunstgewerblichem Werte, deren Vor-
führung in weitesten Kreisen Jnteresse und Aufsehen erregen
wird. Um diese Schätze zur vollcn Geltnng zu bringen, sollen
sie in einer ihrer Zeit entsprechenden Umgebung Tlufstellung
finden, und zu diesem Zwecke erbittet sich der Berein, da seine
eigenen Bestände hierfür nicht ausreichen, die Ueberlassung
von Gegenständen verschiedenster Art, die aus jener Zeit stam-
men nnd dercn häusliche Einrichtupg nnd Ansstattung, ihre
Tracht, ihren Schmuck, ihr Kunstgewcrbc und ihren Kunst-
geschmack zur Anschauung zu bringen geeignet sind. Da der
Staötrat die ehemalige Schulkirche (L 1, 1) dem Verein
znr Berfügung gestsllt hat, ist eine in jeder Hinsicht unge-
fährdeteAufbewahrnng gesichert, und dank dcn günstigen Licht-

„Weibl Jch schlag' dich tot!"

„Na, thu's doch, und das Peterchen anch gleich mitl Wird
auch das beste für uns sein!"

„Gezänk und kein Endel" schalt die alte Lore, die eben
nach Hause kam und Holz in den Ofen warf. „Wahr ist's
schon, datz es so nicht weiter gehen kann. Hätt' ich doch
das Gütel lieber verkanft und nie Ja und Amen zu der
dummen Heirat gesagt!"

„Jhr vergätzt, Muhme, datz sich kein Känfer dafür gefun-
den hat und datz hier mein Erbteil mit drinnen stecktl"

„Dein Erbteill Ach, du Grundgütiger I Jm Anfang
hast du wie toll und blind darauf losgewirtschaftet, dabei ist
das Anwesen blotz noch mehr herunter gekommen."

„Dafür bin ich nicht verantwortlich zu machen. Der
tzerr Oberförfter hat mir darnals gleich gesagt, datz mit dem
schlechten Boden nichts anzufangen wäre."

„Ja freilichl Was der Herr Oberförster sagt, mutz wahr
seinl" höhnte die Alte. „Du rührst ja auch längst keinen
Finger mehr. Richt einmal der Schnee wird weggeschaufelt.
Fast bis unters Fenster liegt er schon und die Wcmd schlägt
feucht durch. Sehr gesund für das Kind! Komm, Trude,
hilf auspacken!"

Die Alte stellte ihren Korb auf den Tisch. „Hab' mich
halbtot geschleppt in der Kälte, wo man bei jedem Schritt
ausrntsckit. So'n armes, altes Weib, wie ich, das schon ge-
dacht hat, es würde nun endlich besser. Ja wohll Aerger
als je geht die Plackerei losl"

Cin grotzer Brotlaib, ein Stück Schinken, Eier, mehrere
Würste, Speck, Kaffee, Zucker kamen zum Vorschein.

„Habt Jhr das alles eingekauft?" fragte Jnst, der auf
der Ofenbank satz.

„Eingekauft? Wovon denn? Hast du mir vielleicht
das Geld dazu gegeben?"

„So seid Jhr's schuldig geblieben?"

Nein, verdient hcw' ich's. Staun' mich nur nicht an, wie
die Kuh das neue Thorl Berdient, ehrlich verdient mit mei-
nen Karten hab' ich's!"

verhältinssen wird alles gut zur Geltung gebracht werdeü
können. Der Stilcharakrer soll strenge gewahrt werden, urid
es sollen ausschließlich Gegenstände aus der zweiten Hälfte
des achtzehnten Jahrhunderts Aufnahme finden. Die Er-
öffnung der Ansstellung ist auf den 6. Juni, vorm., in Aus^
sicht genommen. .Die Grotzherzoglichen Herrschaften werdeN
hierzu eingeladen werden.

KroßHerzogkiche Karten- und Hösiöauschute
für Arauen und Wädchen in Schrvetzingen-

Jm Herbst öes Jabres 1900 wurde aus die Jnitia-
tive Jhrer Königl. Hoheit der Großherzogiu, welche
die unausgesetzte Fürsorge für die Erweiterung und
VervoUkommnuug der weiblichen Unterrichts- und Er-
ziehungsanstalten bekanntermaßeu zu ihren wichtigstell
landesmütterlichen Anfgaben zählt, in Schwetzingen die
Großherzogliche Garten- und Obstbauschule sür Franeü
und Acädchen gegründet, über welche trotz der seither enU
falteten segensreichen Thätigkeit noch wenig an hie
Oeffentlichkeit gedrungen ist, welche aber doch in weite-
sten Kreisen die größte Beachtnng verdient. Jm Naclp
stehenden seien deshalb einige Mitteilungen wiederge"
geben, welche nns von cinem Besucher der erwähnteü
Anstat auf Grnnd eingehender Besichtigung und Znfor-
mation zugegangen sind und ihrer ganzen Organisa-
tion, Leitung und Wirksamkeit das allergünsügste Zenst"
nis ausstellen. Die Garten- und Obstbauschule ist in die
ischwetzinger Orangerie eingebaut und umfaßt eia
großes Gartenland gegenüber von Wiesengelände.
Schülerinnen der Anstalt sind teils eigentliche Gartew
bauschülerinnen, welche sich an einem vollen Jahrkur^
beteikigen, teils solche, die nnr einen somnierkurs lnist
machen, teils Volontärinnen, teils Hanshaltungsschü"
lerinnen, die aber den eigentlichen gärtnerischen Fack^
unterricht nicht besnchen. Ueberdies ist durch zweijäli)
rigen Besuch der Anstalt Gelegenheit geboten, sich aU'
Lehrerin für tändliche Fortbildungsschulen anszubildeN-
Besonders bemerkenswert ist, daß die Schülerinnen der
Anstalt nicht allein von Schwetzingen und dessen llM
gebung stammen, sondern zum Teile von weither, z.
aus Livland, Posen, gekommen sind. Der Haushal"
tungsunterricht wixd von der Hausmntter Fräw
lein Streckfnß erteilt; der eigentliche Fachnnter"
richt wird in vorzüglicher Weise von dem Großhe^
zogIichen Hofgärtner Herrn Unsölt
leitet, dessen sorgliche Hand und dessen hervorragetzde
isachkunde aus dem ganzen Schloßgarten zu ersehen ift'
der Großherzogliche Bezirksarzt unterrichtet in Ernältz
rungslehre und zwei Reallehrer in Lesen, SchreibeU'
Rechlwli nnd Buchführnng. Alle für die AusbilduU^
der Schülerinnen getroffenen Einrichtungen zeichu^
sich durch außerordentlich prattische Anlage aus, insb^
sondere die Obstverwertnngsanstalt. Hier wird untU
Anderem die neueste Art des Dörrens, die Herstellnuö
trockener Marmelade, die für die Proviantierung bel
Schiffe Verwendung finden kann, aber auch in der HaU^
haltung durch die Ersparnis der Einmachgläser sehr nüT
lich ist, die Beerobstweinbereitung mit neuesten
einrichtung betrieben. Der Sorgfalt, mit welcher du
verschiedenen Methoden angewendet werden, entsp^^
chen auck die dabei erzielten Resultate, demr sehr leck^,
hergestellt sind die teils getrockneten, teils kandiertich
teils eingemachten Früchte. Die in Gläsern einst',
m achten Früchte uud Gemüse (wie Gelberills)
Blumenkohl, Tomaten, Bohnen, Erbsen n. s. w.)
sprechen den höchsten Anforderungen der heutigen Ko'p
servierungskunst nnd können mit den besten Gläser- rbU
Büchsenerzeugnissen der Konservenfabriken konkurrieE
Ganz besonderes Lob verdienen die eingemachten Obl^
arten, wie Erdbeeren, Birnen, Aepfel, Uprikosen.
getrocknete O b st (Dürrobst) wird nach den beiU
Methoden getrocknet. Die Aepfel, welche mit SalzlösuU,
behandelt werden, können mit den ronommiertesten aN^
rikanischen Apfelschnitten den Wettbewerb anfnehlUj' t
und die Birnen, die vor der Trocknung zuerst gedüuüst
werden. unterscheiden sich weit von der sonst landesU?,
lichen Trockenmethode. Das gleiche ist von den uu^
gesteinten Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen u. s. w- '
sagen. Auch auf dem so schwierigen Gebiete des Echn
dierens wird überans Anerkennenswertes gelell n
und man darf die bezüglichen Ergebnisse recht wohl
den bekannten Tiroler Candierungsprodukten in
gleich ziehen. Der G e m ü s e- nnd Obstgari^
verrät eine mustergiltige Behandlung nnd was ^

„Ach sol Auf die Artl Solcher Mumpitz heitzt bei ^

verdienen?"

„Was willst du? Es ist ein erlaubter Erwerb.
du jetzt wöchentlich hergiebst, ist so knapp, datz es fiir
Personen, die auch noch für ein Kind sorgen und das
füttern müssen, nicht langt l"

„Jch kann nicht mehr thun. Mit dem Rest meiner ^ ^
schast mutz ich sparen, damit wenigstens uoch ein Notpfru
bleibt."

„Aber der Bücker, der Fleischer, der Kaufmann
nichts mehr ohne Geld geben. Mit deinen letzten
Groschen hab' ich neulich ins nächste Dorf rennen miisseU' „,.ji
Lebensmittel, Licht und Holz herbeizuschaffen. Nette
für eine Frau in meinen Fahrenl Du machst dir's
bequemer, faulenzest den ganzen Tag und ziehst noch die -
kraus, wenn ich mir für's tägliche Blrot den Ätem aus -,>>
Brust und die Beine müd laufe. Bezahl' doch, Iva^
schuldig bjst. Du hast's ja noch dazu." .

„Jch hab' noch cin paar Hunderter, aber wenn dre
sind — was dann?" hK

„Und was jetzt? Die paar Hunderter verdoppelu ^>i,
nicht bei deincm Faulenzen. Hättest eben nicht heirateN n
wenn du Weib und Kind nicht ernähren kannst oder
tvillstl" ^ .„eO

Gott, ach Gott, ich halt's nimmer^ausl" stöhnte

die Hände an die Stirn
könnte man werden."

pestend. „Verrückt, rein

ver

„Die Muhme hat schon rechtl" schluchzte Gectrud.
bloß das Kind nicht, das Kindl


^,re es oa negri „qZt,
und so rnhlgl Jetzt weitz es noch nichts von deM
Elend, aber wenn ich mir denk', datz es ihm später 'Mlp
gehen soll, da — da möcht' ich gleich weitz Gott waZ
Das sag' ich dir, Just, wenn's nicht anders wird, waoE'
Muhme den Kleinen aufziehen, wie sie mich erzoge'i
und ich verding' mich irgendwo als Magd oder als Kelj
oder —- gleichviel als was — wenn's nur Geld genUS
bringt fiir das Peterchen.

(Fortsetzung folgt.)
 
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