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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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scheine es daher, der Kammer ein Steuerrecht einzuräumien, ,
(Zehnter: Jsr ja gestricheni) Bei der Wahlkreiseinreilung sei
dic Zahl der Wühler nicht beriicksichtigt lvordenr Nach Redners
Anrrag mützre die Zahl der von den einzelnen Kreisen zu
wähleiiden Mirglieder einsreils gekürzt, andernteils erhöyt
werden, so das; die Gesamtzahl der Kammermitglicder 30
(statt 82) betragen würde, Redner ersucht das Haus, seinen
Anrrägen zuzustimmen.

Abg. Schmid (Nailib.) ist der Ansicht, datz eine Land-
wirtschaftskammer ohne Besreuerungsrecht nur cine berateiHe
Körpericyaft darstelle, er habe aber trohdem für den Strich des
Steuerrechts gestimmt, weil sich die Landwirtschaft gegen-
wärtig in gedrückrcr Lage befindet und man daher von ihr
aucki eine bescheidene Ausgabe nicht verlangen kann. Wenn
sich aber einmal das Jnstirut eingelebt hat und bessere Zei-
ten gckomnicn sind, dann könne man auch an das Besteuerungs-
recht denken. Rcdner rühmr die Verdienste des landwirrschaft-
lichen Vereines, der unter allen Umständen erhalten werden
müsse.

Abg. Cichhorn (Soz.) ist im Prinzip mit der Errich-
tung einer LandwirtsckMftskammer einverstanden, kann sich
aber nur schwer entschlietzen, dem vorliegenden Entwurfe zu-
zustimmen, iveil er, wie der Landwittschaftsrat die klein-
bäuerlichcn Elemente von der Vertretung ausschlietze. Wir
verlangen, dah alle das Wahlrecht erhalten, die lvirklich
Landwitte sind. Eine Zensuswahl ist ein Unrecht. Jm
Zwerfel sollte dcr wahlberechtigt sein, der 1500 Mark Grund-
sreuerkapital besitzt. Dann würden immer noch 83 480
Landwirte ausgeschlossen sein, die untcr 1 Hektar Land be-
sitzen. Die Gerechrigkeit erfordere, dah man den sozialistischen
Antrag annchme, durch den das Wahlrecht wesewlich er-
weiterr würde. Auch der Gräflich Douglassche DomLnen-
direktor Hofmann fordere in seiner Broschüre, dah die Ver-
tretung cine allgemeine, und keine Klasscnvertretung . sein
müsse. Nach dem Entwurf sollen Vereine, Regierung und
Landwirtschaftskanuner Vertreter lvählcn dürfen, wodurch die
Gleichheit und Uumittelbarkeit des Wahlrechts vernichtet wird.
Die Landwirte sollten ihre Vertreter selbst wählen dürfen.
Der Vorschlag der Regierung enthüli ein Pluralsystem für
solche, die inkorporiert sind. Wozu das? Man sagt, weil
sie grohe Verdienste um die Landwirtschaft haben. Nun,
wenn die Landwitte wissen, datz einer Bedeutendes leistet für
ihre Intercssen. dann werden sie ihn wählen, ob er in einem
Vereine ist, oder nicht. Der Vorschlag der Regierung ist
nichts mideres, als ein Rettungsanker für die bei der direk-
ten Wahl Durchgefallenen, gerade wie die Erste Kammer
nichts weiter ist, als ein Rettungsanker für solche, die sonst
doch nicht in den Landtag kämen (Präsident Gönner ruft
den Redner zur Ordnung.) Wollte man auch noch den Krei-
sen ein Wahlrecht einräumen, dann hört das direkte Wahl-
recht auf. Die Bestimmung, dah auch Leute, die sich um die
Landwivrschaft verdient gemacht haben, in die Kammer be-
rufen werden können, ist in unserem Antrag gestttchen, weil
die Landwirie selbst wohl beutteilen können, wer um ihre
Sache sich Verdienste erworben hat. Eine Kcnnmer, die so
zusammengesetzt ist, würde nichts anderes sein, als ein
Landwirtschaftsrat mit anderem Namen, so eine Att Man-
schettenparlanrent. Selbswerständlich müssen die Landwitte
auch die Kostcn der neuen Einttchtung aufüringen. Wir
haben daher dcn Paragraph 12 neu formuliett und eine
progressive Umlage vorgesehen. Den Zorn der Landwitte
brauche man nicht zu fürchten. Es wäre traurig, wenn die
Landwitte auf dem Standpunkte stehen würden, datz eine
Einrichtung für sie wettlos ist, wenn sie etwas kostet. Wir
Wollen eirie wirkliche, selbständige landwittschastliche Jnter-
essenvettretung schassen. Er bitte daher, den sozialistischen
Antrag anzunehmen, mir dem der Landwittschaft am besten
gcdient sei. (Bravol bei den Sozialisten.)

Abg. Schüler (Zentr.) hat geglarwt, dah sich eine
grohe Majorität für die Kommissionsbeschlüffe finden würde.
Die Beitragspflicht sollte allerdings aufgestellt werden, allein
man müssc zurzeit mit den schjlechten landwittschaftlichen
Werhältnrssen rechnen. Vollkommen sei die Vorlage nicht,
thatsachlich lietze sich noch manches verbeffern; aber die Land-
wittschaft nehme das Gebotene mit Dank an Er bitte, den
Kommiffionsbeschlüffen beizutreten.

Ministerialpräsident Schenkel betont, datz es irus
praktischen Gründen zweckmähig erschien, neben den aus der
direkten Wahl hervorgegangenen Mitgliedern der Kammer
besonders verdiente Männer zu berufen. Mit den Aenderun-
gen der Kommiffion sei die Regierung im allgemeinen ernver-
standcn, wenn auch einzelne bedenklich erscheinen. Wählbar
sollen nur wirkliche Berufslandwitte sein; einen Zensus ein-
zuführen, lag nicht in der Absicht der Regierung. Der Herab-
setzung auf 1500 Mark stimme die Regicrung zu; bedenklicher
erschcine die Aenderung hinsichtlich der Wahlkreise; das sollte
nicht von vorneherein festgelegt werden. So viel Vertrauen
sollte man der Regierung cntgcgenbringen; es liege ihr jede
Nebenabsicht bei der Wahlkreiseinteilung fcrn, wie auch bei
der politischen Wahlkreisgeometrie (Heiterkeit). Die wahl-
berechtigten Vereinigungen sollte die Regierung bezeichnen
dütten; jedenfalls müffe ihr die Gcnehmigung vorbehalten
bleiben. Mehr als 28 Mitglieder sollte die Kammer nicht
zählen; 7 Vertreter sind für die Vereinigungen zu wenig.
Ein Bedürfnis nach Beiträgen liegt zurzeit nicht vor; allein
der Glcichmähigkeit halber sollte der Kammer gleich den Han-
dels- und Handwerkskammern doch das Rccht zur Beitrags-
erhebung eingeräumt werden.

Abg. Freiherr von Stockhorner (Kons.) dantt dem
Minister für die Vorlage des Entwurses, der ihm im allge-
mcinen zwcckmätzig crscheine, er werde daher gegen die Ab-
änderungsanttäge stimmen. An den Kommiffionsbeschlüssen
habe cr nur das auszusetzen, dah die Beittagspflicht gestrichen
wurde. Man hätte den Landwitten zum mindesten das
Rechti, Beiträge zu /erheben, einräumen sollen. Vorerst
brauche man nicht zu fürchten, dah die Karnmer von dem
Recht Gebrmich macht; später könnte aber einmal eine Zert
kommen, wo man Beiträge nötig hat.

Mg. Dreher (Natlib.) wendet sich gegen die An-
schauung, als ob die Landwitte mit Schmerzen auf diese Vor-
lage gewattet hätten. Auch im hohen Hause habe niemand
ein Bedürfnis gefühlt und er selbst habe den Entwurf nicht
gerade svmpathisch begttiht. Genau bettachtet ändere die
landwirtschaftliche Jnteressenvettretung nur ihren Namen.
Er bezweifle, ob Preuhen je dazu gekommen wäxe, Land-
wittschastskammern zu erttchten, wenn es Jnstitute wie un-
seren Landwittschaftsrat gehabt hätte. Dem Obttrcherschen
Abänderungsanttag ftimmt Redner zu, weil den Kreisen mit
Fug und Recht eine Vettretung in der Landwittschaftlichen
Kammer gebühre. Auch dem Landwittschaftlichen Vereine
nnd dem Bmrernvereine müffe ein Wahlrecht zustehen, wenn
nicht, dann sage er mit dem Abgeordneten Eichhorn: lieber
alle Vcreinc ausschliehenl Sollte der Anttag Obkircher nicht
angcnommen werden, dann mühte er gegen 'das Gesetz stim-
men.

Abg. Heimburger (Dem.) ist der Ansicht, dah der
Landwittschrft erne gesetzliche Vettretung gebühtt. Selbst-
verständlich müsse diese in der Hauptsache aus der direkten
Wahl hervorgehen. Der Gedanke, datz den Kreisen eine Ver-
ttetung zukommen soll, sei ihm nicht sympathisch; dagegen
ser es nur billig, wenn die Zahl der Wahlberechttgten im
Srnne der Obkircherschen Ausführungen mehr berucksichtigt
wird. Von dem Umlagerecht sehe man am besten vorerst
noch ab.

Abg. Mampel (Anris.) betont gegenüber Dreher, datz
schon vor mehreren Fahren von verschiedenen Seiten im
Hause die Erttchtung einer Landnnrtschaftskammer gefordert
wurdc. Er vegrütze die Vorlage mit Freuden und hoffe, dah
sie segensreich wirken iverde. Von dem Umlagerecht könne
rnan zurzeit Umgang nehmen, aufgeschoben sei nicht ausge-
hobenl Wenn das Gesetz auch Mängel habe, sollte man es
doch annehmen.

Nach einenr Schluhwott dcs Berichterstatters, der das Haus
ersucht, die Abänderungsanträge abzulehnen, wird die Be-
ratrmg uni halb 9 Uhr geschlossen.

Morgen: Spezialberatung.

Aus der KarlSruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
dem Vorstaud des Vereines für die evangelischc Kleinkinder-
schule in Wieblingen, Jakob Schwarz daselbst das Ver-
dicnstkreuz vom Zähttnger Löwen verliehen, dem Kommer-
zienrat Karl Krafft in Schopfheim die Erlaubnis zur
Annahme und zum Tragen des ihm verliehenen Königlich
Preuhischen Kronenordcns drittcr Klasse, dem Schriftführer
des Militärgauverbandes Lahr, Kaufmann Thomas T h r e n,
die Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des ihm ver-
liehenen Preuhischcn Kronenordens vietter Klasse, dem Ober-
bürgermeistcr ?llbert Gönner in Baden die Erlanbnis
zur Annahme und zum Tragen des ihm von dem Prinzen
Albrecht von Preuhen, Regenten von Braunschweig verliehenen
Kommandeurkreuzes zweiter Klasse des Herzoglich Braun-
schweigischen Ordens Heinrichs des Löwen, sowie dem Be-
tricbsinspektor Oberstlcutnant a D. Eduard Lichtenauer
daselbst die gleiche Mrlaubnis sür das Ritkerkrcuz erster
Klasse desselben Ordens etteilt.

— Seine Kö'nigliche Hoheit der Grohherzog haben
dcm Postschasfner Wilhelm Geier in Baden die Erlaubnis
zur Annahme und zum Tragen des ihm von dem Prinzen
i'llbrechr von Preuhen, Regenten von Braunschweig verliehenen
Herzoglich Braunschweigischen Verdienstkreuzes zweiter Klässc,
dem Geheimen Hofrat Professor Dr. Haid, Rektor an der
Tcchnischen Hochschule in Karlsruhe, die Erlaubnis zur An-
nahme und zum Tragen des ihm von dem Kaiser von Ruh-
land vcrliehenen Ordens vom heiligen Stanislaus zweiter
Klasse etteilt.

— Die Ueberttagung einer Stelle für Bezirksaufsichtsbe-
amte bei der Kaiserlichen Ober-Postdirektion Konstanz an
Ober-Postinspektor Fischer in Köln hat die Höchstlandes-
herrliche Bestätigung erhalten.

Mit Entschließung der Grotzherzoglichen Generaldirektion
der Staatseiscnbahnen vom 23. Mai dieses Fahres wurden
die Expeditionsass'istenten August Rund in Achern nach
Pforzheim, Otto Erhardt in Obcrkirch nach Achern und
Hcrmann Veith in Eberbach nach Oberkirch versetzt.

— Mit Entschlictzung der Grotzherzoglichen General-
direkrion der Staatseisenbahnen vom 24. Mai dieses Jahres
ivurde Erpeditionsassistent Gabriel Kleiber in Offenburg
zur illersxhung einer Betttebsassistentenstelle nach Karlsruhe
versetzt.

Karlsruhe, 2. Juni. Die Großherzogin traf
am 31. Mai morgens 8 Uhr in Heidelberg ein. Auf der
Weiterreise nach Boxberg, welche um 10 Uhr 7 Minuten
angetreten wurde, nahm Jhre Königliche Hoheit am Bahn-
hof in Osterburken die Begrüßung des Amtsvorstandes,
Oberamtmann Dr. Mays von Adelsheim und des Ge-
meinderats dortselbst entgegen. Nach der Ankunft in Box-
berg um 12 Uhr 27 Minuten begab sich dieselbe zunächst,
nachdem am Bahnhof der Empfang durch den Amtsvorstand,
Oberamtmann Dillmann und den Bürgermeister statt-
gefunden hatte, zu Wagen nach dem Amtshause, woielbst
die Vorstellung der Staats- und Gemeindebeamten, einiger
Persönlichkeiten aus dcr Umgegend, sowie der Vorstände
der Frauenvereine des Bezirks erfolgte. Hieran schloß sich
die Besichtigung der Handarbeitsausstellung der 30 Schulen
des Bezirks im Schulhause unter Führung des Kreisschul-
rats Röttinger von Tauberbischofsheim. Jn Verbindung
hiermit fand die Vorstellung der Jndustrielehrerinnen, der
Prüfungskommissionen, der früheren Luisenschülerinnen und
der dekorierten Dienstboten statt. Sodann wohnte Jhre
Königliche Hoheit einem Spinnfest bei, welches von dem
Beirat des Franenvereins, Pfarrer Wallher, veranstaltet
war, und besichtigte das Bczirksspital. die evangelische
Kirche in Wölchingen nnd die katholische Kirche. Zum
Schluß nahm dieselbe den Thee im Hause des Pfarrers
Walther. Die Abreise in Boxberg fand um 6.42 Uhr,
die Ankunft in Karlsruhe nach 10 Uhr Abends statt.

Das 4Ü-;ährige Aienstjuöitäum des Kerrn
Sladtpfarrers König.

Zur Ferer des 40jährigen Drenstjubrläums unseres
ersten Stadtpfarrers O Hönig versamrnelten sich gestern
Slbend in der Harmonie viele Mitglieder des evangelischen
Kirchengemeinderates und der Kirchengemeindeversammlung
sowie Freunde des Jubilars zu einem Festeffen. Es
waren etwa achtzig Teilnehmer erschienen, die gesamte
evangelische Geistlichkeit war anwesend, Vertreter der Stadt
war BLrgermeister Dr. Walz. Der evangelische Krrchenchor
verschönte den Abend durch seine besten Lieder, die er im
Gatten vortrug. Stadtrat Ilmmann hielt im Namen
des cvangelischen Kirchengemeinderates die Festrede. Er
schildette in warmen Worten die großen Verdienste, die sich
der Jubilar in treuer, unernnüdlicher THLtigkeit während der
langen Jahre als Prediger wie als Seelsorger um die Ge-
meinde erworben habe und ferette ihn als leuchtendes Bei-
sprel treuer Pflichterfüllurig. Er gedachte weiter auch seiner
als patrotisch gesinnten Mannes, der bci vielen Gelegenheiten
stets boll Begeisterung ermahnt h'abe, allzeit tteu zu Kaiser
und Reich zu stehen. Die Achttmg und Verehrung, die
Stadtpfarrer O. Hönrg bei allen, die mit ihm in Beziehungen
traten, gefunden hat, sie finden in der kunstvoll ausgefühtten
Gluckwunschadreffe, die am Vormittag bereits von erner De-
pntation, aus Mitgliedern des> Kirchengemeinderats und der
Kirchcnversammlung bestehend, dcm Jubilar überreicht wor-
den, einen treuen Spiegel. Die Kirchengemerndebersammlung
beschenkte ihn, zum Zeichen ihrer Dankbarkert mit wettvollen
Möbelstücken, einem Ruheseffel, eincm Tisch und eincm Pult.
Wertere Glückwünsche trafen am Vormittag noch von den
Amtsgenoffen, dem Stadtrat und von verschiedenen anderen
Seiten für den Jubilar ein. Die Adresse lautet folgender-
matzen:

Sr. Hochwürden

Herrn Stwdtpfarrer v. Wilhelm Hönig.

Mit dem heutigen Tage vollendet sich das vierzigste Fahr,
seit Sie, hochderehtter Herr Stadtpfarrer, in den Drenst un-
serer evangelischen Landeskirche eingetteten sind. Der hiesige
evangelische Kichengemerrrderat und die Kirchengemeindever-
sammlrrng wollte diesen Tag nicht vorübergehen lassen, ohrre
Jhnen die herzlichsten Glückwünsche darzubttngen und vou

der allseitigen Verehrung und Dankbarkett unserer Gemeistde
Zeugnrs zu geben.

Von ihren vierzig Dienstjahren haben Euer Hochlvürdeir
39 Jahre ununlerbrochen in unserer hiesigen Gemeirrde iw
Segen gewirkt; unermudliche Arbeir, rcrstloser Flertz, mrrsrer-
hafte Gewissenhaftigkeir Ivar die Signattir Jhrer so wichtigen
Berufsthättgkeif. Und dies gilt von Jhnen als Prediger uiw
Lehrer, wie als Seeelsorger rmd Mttglred und Vorsitzendec
der örtlichen Kirchenbehörde.

An den häuslichen Schicksalen unserer Familien häbeN
Sie zu guter uud böser Zeit herzlrch teilgenommen, und ebenft
sind Sie in ernsten nnd freudigen Tagen dem Volke auf den
Gebieteu des öfferttlrchen Lebens als ein durch und durch
national gcsinnter, deutscher Mmiu mit aller Treue nahe
gewesen.

Mit Jhrem Familicnleben, dem schönen amtsbrüderlicherr
Verhältnis zu Jhren Kollegen, mit Jhrer edeln Weitherzig^
kett in Beurteilung Andersdenkender haben Sie in der Ge-"
meinde nicht minder erziehend und erbaulich gewirkt und
gleich durch Jhre Selbstlosigkeit und Bescheidenhett sich die
Herzcn aller Mitbürger gewonnen. Eitle Vordrrnglichkett ist
Jhnen wie je gänzlich fern geblieben, dagegen haben Src
alleitthalben, wohin Sie sierufen waren, im vollendeten Sinm'
den gauzen Mann gestellt.

Das ernste Suchen nach Wahrheit hat Sie durch Jm
ganzes Manesalter beglcitet und Sie in die vordersten Reiherl
der wissenschaftlich gebildeten Theologen unseres Landes ge^
stellt. Es war für uns alle eine grotze Freude urrd Genülls
thuung, als mrlätzlich der Rothfeier die theologische Fakuftär
unserer hiesigen Universität in Anerkennung Jhrer wrsftn^
schafrlichen Leistungen Sie durch Ernenuung zum Doctor
theologiae verdientermaßen geehrt hat.

Wir alle freuen uns dankbar, Sre als Geistlichen aä
unserer Gemeinde zu besitzen, und sind von dem arrfttchtigen
Wunsche beseelt, datz Jhnen von dem Allmächtigen vergörast
sein möge, noch eine lange Reihe von Jahren bei geistigtt
und körperlicher Gesundheit und Krast im Segen unter unr-
zu wirken.

Jm weiteren Verkauf des Festes sprach Stadtpsarret
Schwarz dem Jubilar den Dank der hiesigen Geistkichkest
aus. Er wies auf das durch ihn stets aufrecht erhalterre
schöne Verhältnis unter den Geistlichen hin, erwährtte ist^
besondere noch, datz Stadtpfarrer O. Hönig der Berfalft^
ber Adreffe spi, die die gesamte evangekifche Geistlichkest
bes Landes dem Grotzherzog zu deffen Regiernngsjubiläutt
uberreichte und feierte nicht 'zuletzt auch noch die Gcstttst
des Jubilars.

Bürgermeister Dr. Walz überbrachte ktadtpfatter
O. Hönig die herzlichsten Glückwünfche der Stadt. Er ge^
dachte der verdienstvollen Thätigkett, die der Jubilar in vtt^
fchiebenen städtischen Kommrssionen z. B. in der Schulkorrf
mission, im Gewerbeschulrat, rm Verwaltungsrat des
sen- und Erziehrmgshanses an den Tag gelegt habe., wofst''
er ihm bestens dankte.

Kirchenrat O. Bassermann kam anf die wiffest^
schaftliche Tbättgkeit seines Amtsgenossen zu sprechen ustx
bob dabei besonders bervor, wie setzr der Jubilar trotz viele
Arbeit immer bestrebt gewesen sei, mtt der theologisttest
Faknltät in Verbindimg zu bkeiben. Die herzlich gebalteist'
Ausführungen dieses Redners namentlich fanden wegen ib^
hnmoristischen Form bei den Anwesendcn lebhaften Anflastb'

Jn bewegten, misfübrlichen Wotten dankte Stadtpfattf
O. Hönig für dic vielen ihm zu teil gewordenen Ebrstst^
gen. Er gab cine knrze Schilderung seines Lebensganaes U^.
versickerte znm Schkntz, 1>er schönste Stand sei für ibn be
eines Geistlicben nnd als solcber sei er tn Heidelberg am lic,o
stcn, wo er in so innige Beziebungen mtt dcn GcmcindeistU
gliedern getreten sei.

Fn erbebender Wcisc nabm so das Fcst einen scböuest
Vcrlauf bci gesclligcr Unterhaltung, in wslche dicse Nedcst
sowie Liedcr des Kirchenchores angenehme Abwechftlstst^
bracksten. Das Cffcn war ansaezeichnet rmd fand bei
Gästcn volle Slncrkcnnung. Mit Frcude und Gcnugrhiststst
werden die Teiliicbmer an die Feier znrückdenkcn.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 3. Znsti-

O Fürst Nikita vmr Montenepro mit Gefolge und DieU^.
schaft ist bier eingetroffen imd im Enroväischen Hof abgesiieaf i

z- Südwestdeutschc Konferenz für Jnnere Miffion. MoE

und Wermorgen lhält die Südwestdeutscho Konsereng
Jnnere Mission hier ihre 88. Jahresberfammluug ab.
Fragen stchen auf der Tagcsordnung: Was fordett die
genwart von der Jnuern Miffion? Dre junge Männecttt,
und das Evcmgelinm — Wie retten wir den Trinker? ^
Verhcmdlungen findcn am 4. vormittags' 10 Uhr und u^
mittags 3 Uhr ünd am 8. vormittags 9 Uhr in der Harrstst^
statt, dre ihre Thüren jedcm öffnet, der kommen nnd ttf,
nchmen will. Ilm Mittwoch nachmittags 6 Uhr ist ein W,-
gottesdienst in der Peterskirche, abends halb 9 Uhr eist ^
milienabend in der Harmonie mit Anfprachen verschied^'
Redner.

Besitzwechsel. Maler- und Tünchermeister Hauck hat ,'st
Haus Bahnhofstraße 5 nm den Preis von 150 0W M
verkauft.

Die Nebenbabn Mannheim-Weinheim SeidelbergttRE,,
heim hat im April 2209 Mk- mehr vereinnahmt als im gft'^st
Monat des Vorjalires. Der Personenverkehr weist ein Westtts.
von 1676 Mk . dafür der Güterverkehr ein Mehr von 3880 Mf

** Hitzschlag. Hente Vormittag wnrde eine Fran astf "
Markt von einem Hitzschlag betroffen.

(!) Von der Stratzenbahn. Wie nns die Heidelbe.He
Straßen- und Bergbahn-Aktien-Gesellschaft mitteilt, wird diest^
während der Betonierungs- und Asphaltiernngsarbeiten auf 7.j,i
Bahnhofsvorplatz den Betrieb auf der Rohrbacherstraße df'ß-
abändern, daß zwischen der Seegarten- nnd KronprinzenR
ein Wagen hin nnd zurnck verkehren wird.

— Poltzeibericht. Ein Schlosser wurde wegen Bem§r>>
und eine Kellnerin wegen Umherziehens verhaftet. rö"
Unfugs kamen 4 Personen zur Anzeige. zt'

S. X. Pforzheim. (Bei der heutigen «Zta P
verordneten-Wahl in der 3. Klasse siegten die Soi',ci!
demokraten mit 633 Stimmen Mehrbeit. Die Sosialden'0lft.,l
erhielten 1760 Stimmen, die vereinigten bürgerlichen
nur 1127 Stimmen.

S. 0. Vadenweiler. 2. Juni. Die Kaiserin h«t LF
Nachmtttag Schloß Hansbaden verlassen und reiste '"Lck

Sonderzuges von Müllheim nach Berlin. Jn Schloß Hausbf
verbleibcn noch Prinzessin Victoria Luise, Prinz Joachim stÄef'
Schwester der Kaiserin, Prinzessin Feodora von Schleswig-V^

Sonderburg-Augustenbnrg.
Sbt. Freiburg, 2. Juni.

^unc. (B e s u ch der Gr0u-,^l>-
zoglichen Herrschaften.) Auf Einladung der ^
Frerburg ttaf heute Vorm. 1t Uhr das GrotzherZEA''
hier ein. Am Bahnhof hatten sich zum Empfcmge die
der städtischen, stacttlichen und milttättschen Behördest ^
funden. Nach kurzer Begrüßuug erfolgte die Fahrt gE
dre prächttg geschmückten Sttatzen, auf denen Vereistr
Schulen Spalier bildeud Aufstellung genommen hattest-.^st-
dem Rathause. Jm ueuen Rcrtssaale waren stf)
Stadtverordnete und geladene Gäste arrwesend. Sofo^
dem Eintreffen des Fürstenpaares ergttff OberbürgE^
Dr. Wintever das Wott zur Begrüßungsansprach«, tst^fgi"
unter anderem hervorhob, daß der Grotzherzog von
 
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