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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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— Die „Nordd. Allg. Ztg." macht den offiziösen
Versuch einer Erwiderung zu dem neulichen Artikel: „Eine
Plutokratische Eisenbahnverwaltung." Der
Eisenbahn-Osfiziosus stellt aber dabei in seiner ungeschick-
ten Kampfesweise die Eisenbahnverwaltung auf's ärgste
bloß, denn er gesteht zu: „daß b-.inahe die Hälfte aller
O-Zugkilometer von Zügen zurückgelegt werden, die die
3. Klasse führen". Mithin ist die größere Hälfte der
von der Verwaltung für die besten gehaltenen Züge (ohne
die Luxuszüge!) den Reisenden der 3. Klasse versperrt!

Hamburg, 6. Juni. Die Privatnachricht der „West-
minster Gazette", daß eine großeenglische Dampfer-
vereinigung ins Leben gerufen werden solle, um mit
dem amerikanischen Trust den Wettbewerb aufznnehmen,
wird von beteiligter Seite für völlig un g la ub w ür dig (?)
erklärt.

Badc«.

— Einen Widerspruch in den ministeriellen Erklärungen
bezüglich des Main-Neckarbahnvertra ges konsta-
tiert dec „Schwäb. Merk.". Jn der hess. 2. Kammer er-
klärte vorgestern der Finanzminister Gnauth, „die Aus-
dchnung der Betriebsgemeinschaft auf die Main-Neckarbahn
sei nicht etwas ganz Neues, Unerwartetes, sondern etwas
schon 1896 Vorgesehenes. Was jetzt vorgeschlagen werde,
würde 1896 schon ausgeführt worden sein, wenn nicht zu-
erst die Vereinbarung mit Baden nötig gewesen wäre.
Heute hätten die Regierung und die Landstände nur aus-
zuführen, wozn sie sich im Jahre 1896 verpflichtet hätten.
Thäten sie es nicht, so würden, sie sich wortbrüchig machen".
Demnach wäre also die Aenderung schon 1896 zwischen
Preußen und Hessen bestimmt verabredet worden, also vor
6 Jahren. Jn der badischen 1. Kammer erklärte jedoch
Staatsminister v. Brauer am 24. Mai dieses Jahres
nach dem Wortlaut der „Karlsr. Ztg.". „Es sei ein
Jrrtum, anzunehmen, wir seien von Preußen irgendwie
zum Abschluß des vorliegenden Vertrages gedrängt worden.
Jm Gegenteil, die Jnitiative dazu sei von Baden
ausgegangen." Gewiß sind beide Erklärungen, die hess.
und die bad., vollkommen richtig, aber auf den ersten Blick
ist es doch schwierig, sie zusammen zu reimen. Sollte die
Jnittative Badens schon vor sechs Jahren stattgefunden
haben? Oder sollte sie zufällig den bis jetzt nnbekannt
gebliebenen Verabredungen der beiden auderen Beteiligten
entgegenkommen sein.

Wadischer Landtag.

Dem Bericht über die Freitagssitzung der Zweiten
Kammer tragen wir noch nachstehende Darstellung einer
kleinen lebhaften Episode nach:

Abg. E ich h o rn (Soz.): Von Seiien des Zentrums
bin ich heute Morgen in einer Weise apostrophiert worden,
wie es wohl sesten der Fall gewesen ist. Diese Angrifse
erklären sich aus der Bildungsfeindlichkeit, die auf Jhrer
Seite (beim Zcnrrum) überhaupt besteht. Das Zentrum
ist im allgemeinen bildungsfeindlich. (Gelächter im Zen-
trum.) Jhr Gelächter beweist am besten, datz ich mit meiner
Behauptung Recht habe. Der Redner polemisiert noch wei-
ter in scharfer Weise und unter Protest des Zentrums gegen
die Stellung des letzteren in der Volksschulfrage uud geht in
ausführlicher Wcise auf den Antrag Dreesbach und Genossen
ein.

Vizepräsident Heimburger unterbrichr den Abge-
ordnetcn, ihn darauf aufmerksam machend, datz laut Verein-
barung der Antrag Dreesbach jetzt nicht zur Sprache kommen
soll.

Abg. Eichhorn bemerkt, datz es sich hier nur um
Abwehrung von erhobenen Angrifsen handle. Dabei mutz
ich bleiben, datz die Volksschule von der vierten Klasse ab
gleichsam Ilrmenschule ist. Jch gebe zu, datz auch arme Leute
hin und wieder das eine oder andere ihrer Kinder höhere
Schulen besuchen lassen. Aber nicht aus eigenen Mitteln;
es ist das nur möglich mit Hilfe vou Stipcndien oder auf
Kosten der übrigen Kinder einer Familie. Wenn die Geist-
lichen so manchen jungen Mann studieren lassen, so geschieht
es zu dcm Zwecke, für bürgerliche katholische Gelehrte zu
sorgen. Wir ivollen keine Almosen, keine Wohlthaten, sondern
das Recht. Der Herr Kollege Wacker hat die soziale Frage
angeschnitten (Abg. Wacker: Das ist ja Unsinnl) >

Bizepräsident Heimburger: Das gehr nichss, datz
der eine Abgeordnete dem anderen Unsinn vorwirft.

Abg. E i ch h o r n: Der Abgeordnete Wacker hat uns
provoziert und angegriffen, weil ich behauptet habe, datz auch
im Schulwcsen dcr Klassenstaat vorherrsche. Als der Redner
im Begriffe ift, eingehend das sozialdemokratische Programm
aufzurollen, erheben sich die Mitglieder der Nationalliberalen

Partei nnd des Zentrums, um den Sagl zu verlassen, damit
gegen den Vcrsuch Eichhorns demonftrierend.

Vizcpräsident Heimburger crsucht den Redner, nicht
so wcit auszusckftveifcn und birret, da sich Zwiegespräche zwi-
schcn cinzelnen Abgeordncten zu cntwickelu beginncn, um
Ruhe.

L.6. Karlruhe, 6. Juni. Die Budgetkommission der
2. Kammer stellte an die Regierung die Anfrage, ob sie
die Einsührung des sogenannten Englischen Systems
der Bahnsteiganlagen etwa auch ins Auge gefaßt habe
und wie die Frage dieser Verkehrserleichterung zur Zeil
stehe. Die schriftliche Antwort der Regierung hierauf
lautet: „Das Reichseisenbahnamt hat im Anfang vorigen
Jahres hierher bekannt gegeben, daß sich die Preußische
und die Sächsische Staatseisenbahverwaltimgen über die
Bewährung hoher Bahnsteige, die seit einer Reihe von Jah-
ren mit seiner Zustimmung bei den genannten Verwciltungen
zur Anwendung gelangt sind, günstig geäußert hätten, und
daß das Amt deßhalb zur Anschauung neige, daß bei Neu-
bauten und umfassenden Umbauten, soweit nicht etwa ört-
liche Verhälinisse entgegenständen, in Zukunft Bahnsteigeu
von 0,76 Meter Höhe üllkk' Schienenoberkante der Vorzug
zn geben jei. Dabei werde als selbstverständlich voraus-
gesetzt, datz die Fahrkartenprüfung vom Trittbrctt des fah-
renden Zuges aus verboten werde. Nachdem sich inzwi-
schen auch die Königlich bayerische Staatseisenbahnverwal
tung und diejenige der Reichseisenbahnen in Elsaß-Loth-
ringen mit einem solchen Vorgehen einverstanden erkläit
haben, wurde auf eine erneute Anfrage des Reftchseisev-
bahnamts hin auch von uns eine zustimmende Erklärung
zur Anlage hoher Bahnsteige abgegeben."

Pxeutze«.

— Das preußische Abgeordnetenhaus hat am
Samstag ohne Debatte die Ostmarkenvo rlag e in 3.
Beratung angenommen; der Antrag auf namentliche
Abstimmung war abgclehnt worden.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haüen
dem Hofrat Gabriel Jakob R o s e n b e r g in München das
Ritterkrenz des Ordens Berthold des Ersken verliehen ustd der
Wahl der Hofrats Professor Dr. von Oechelhäuser
zum Rektor der Technischen Hochfchule Karlsruhe für das
Scudienjahr 1902—1903 dic Allerhöchste Bestätigung erteilt.

Aus Stadt und Land.

j Die HeideUicrger nuf der Alnnhcimer Ansstcllung.

Die „Deutsche Tapezierer-Zeitung" bringt in ihrer Itummcr
11 den Anfang einer Besprechung der Mannheimer Gewerbe-
ausstellimg. Wir lesen da: Zu den sympathischen Zimmer-
einrichtimgeu auf der .Mannhesmer >Äusstellung zähle ich
diejenige ber kuiistgcwerblichcu Werkstätte Ntartin Buthardt
in Heidetberg-Ziegelhausen. Hicr habeu wir mit richtig ver-
standenem Modernen zu thuu. Jn eincm mit Nlahagoni
getäfelten Raum befiudet sich ein ausgezeichnet feiner Schlrank
aus gleichem Holz, ein gutes Buffet und netter Erkerwinkel
ist mA gutem Geschmack iu das Ganze hiueingeüaut. Die
Firbenstimmimgen wirkcn' angenchm, ohne^ weit hergeholt
zu sein, das Ganze aber verdient, von allen Freunden imserer
Sache studiert zu werden. Sehr sympathisch wirkt auch der
Raum von Georg Neuer in Eberbach, der in dunkler Eiche
auf blauem Teppich gehalten ist. Die Wand ist hier uicht
ungeschickt mii gepretzter Holztapete imitierter Täfelung be-
klebt, die Decke besteht aus gefältetem Stoff; die Wandbe-
spamumg besteht aus grobfädigem grünen Jutestoff: die Me-
tallbefchläge der Mübel sind reich ohne unsinnig, das heitzt
zwecklos angebracht zu sein.

** Bodenr'cformer. Jm „Prinz Max" hat sich Freitag
Abend die hiesige Ortsgruppe des Bundes der Bodenreformer
definitio konstituiert, Der Vortrag, den szt. der Vorsitzende des
Bundes der Bodenreformer hier Hielt, war die direkte Veran-
lassung zu dieser Gründung, Die bodenreformerischen Be-
strebungen, die auf eine Klürung der Wohnungsfrago hin-
zielen und so eine volkswirtschaftliche Angelgeenheit von gröh-
ter Bedeutung behandeln, fandcn in dcm Referat des Herrn
Gahl über die Verhandlungen des Vereins für Sozialpolitik
bezw, der Bodenreform eine wertvolle Darstellung, Jener
Verein beschäftigt sich lediglich mit der wissenschaftlichen Seite
dcr Bodenreform, sein Programm geht zunächst nicht über die
Theorie hinaus; ihm ist es aber gelungen, die öffentliche
Meinung auf sich zu lenken, Damit ist schon viel gewonnen,
denn für die Herbeiführung besserer Zustünde in der Boden-
frage ist die 51larftellung der Verhältnisse, das Sichvertiefen
in die Ursachen der Miszstände zweifellos entscheidciid, Um
die dnrch uiigeftmde Bodenpolitik in die Höhe getricbenen

Bodenwertc auf das rfyrigc Matz zurückzusuhren und der
Spetulation eiuen Riegcl vorzuschieven, befürworler der
Verein für Sozialpolitik eine Bcsreuerung des Grund uud
Bodens nach rcalcm Wert, Eine Lösung der Bodenreform-
frage würde zwar dadurcy noch nicht hcrbeigeführr, aber we-
nigstens eine Besserung, Die Vorschläge stellen zunächst ja
auch nur die Theorie dar und müssen sich erft in der Praris
bewähren, Hcrr Gahl behcmdclte das Thema in der aüs-
führlichstcn Weise imd belcgte manche Ausführungen seines
inlercssanten, fleitzigen Äortrages mit statistischem Material.
An der Diskussion, die dem Vortrag solgte, bcteiligten sich
verschiedcne Hcrreu, bei welcher Gelegenheit sie dem Referen-
tcn auch ihrcn Dank aussprachen, Medizinialrat Dr, K ü r z.
der in dieser Vcrsammlimg den Vorsitz führtc, kain daim noch
bcsonderS auf die hiesige Baugesells ch a f t zu sprecheii
und berichtcre llber die hicrbei zutage getretenen Bodenspcku-
lationen, Die aufgestellten Satzimgen fiir die Ortsgruppe
des Bundes der Bodenreformer wurden weiterhin von der
Versammlimg debattelos gutgeheitzen, Der neue Vorstaud,
bezw. der geschäftsführende Ausschusz wurde durch Akklama-
tiou gewühlt, Er setzt sich zusammen ans den Herren Me-
dizinalrat Dr, Kürz, Zahnarzt Dietrich, Buchhändler
Ä e i l imd cand. cam. G a h l. Der Beitrag beträgt sür or-
dentliche Mitgliedcr 6 M., fnr autzcrordentliche 1 M. Etwa
30 Herren, ordcntkiche imd auszerordentliche MitgTleder, er-
tlärren znm Schlutz ihren Bcirritt znr Ortsgruppe dcs Bun-
dcs dcr Bodenreformcr,

Ldl Freiburg, 6. Juni. (D e r G ro sz he rzo g) hat
dnrch Oberüürgcrmcistcr Dr. Winterer der' Sradt Feiburg
für die licbevolle Aufnahme am Montag folgenden Dank aus-
sprechen lassen: „Lieber Obcrbürgerureister Wintcrcrl Es
liegt mir daran, Jhncn und durch Jhre freundliche Vermit-
telung auch allen Jhren Mitbürgern nochmals auszusprechen,
datz die Grotzhcrzogin und ich mir der gröszten Bcfriedigung
und Dankbarkcit nnscres Bcsuches in Freiburg gcdenken. Die
uns zuieil gcwordene Bcgrüszung ivar cine so überans warme
und die freundliche liebevolle Gesinnung der Bevölkerung ist
überall in einer so zu Herzen gchenden, schönen Weise zuM
Ausdruck gekommen, datz wir nicht Worte finden, um auszu-
sprcchen, >vas wir inmitten der Bewohuer Jhrer Stadi em-
pfunden haben und uns noch bewegt. Wir können alles uns
Dargebrachte nur mit Empfindungen iimigeiist, aufrichtigfteit
Dankes und mit den treucsten Wünschcn fnr das Wohl dcc
Stadt Freiburg crwidern. Jhr sehr wohlgeneigter Friedrich.
Karksruhe, den 4. Juni 1902."

G G G G G G G G G G G G

Vlie erverire ick mir einen käuj-
krMgen XunöenlrreiL?

IIm ckisss srsts L.ukgabs siuss jsäsn KssoliLkts-
lluniuss ru srrsioklsn, muss sr snäuusrnä in sinsr
kuiKeselisueu uuä bslisbtsu lagesreilnug iiiseriersu,
>vsloiis in lluukküiiiASN Lrsissn Aölluitsn unä gs-
Isssn virä.

^4m klutris ist äissss ssit 44 .Islirsn äis
„HslLslbsi'ssr 2s!t»ng", vslolls bslcsnntlioli

in LÜ6N kstufkl-ättigsn ^s-eisen

IleillvIsttzlA« NNll Ü61' IIniK6!lUI1A

vlrs!tvsrdns!ts1 unä msssgsdsnS

ist, unä vvslobs in b'olgs äisssr iukeiisivsu Ver-
dreituuN, numul in unssrsn Zutsituisrtsn unä ksuk-
kllbigsn Lrsissn, örksbrunASAömüss limeieieu zeäer
4irt uuob

misiebert.

Älcinc Zeitung.

— Das Schloß Montsort bei Langenargen a>»

Bodensee ist an den Geheim-Rat Prof. Dr. v. Leube i»
Würzburg verkauft worden. Der weltbekannte fürstliÄ^
Besttz wurde im Jahre 1858 von dem König Wilhelm l'
von Württemberg erbaut und 1873 an Jhre kgl. Hoh. dtt
Prinzessin Luise von Prenßen verkauft. Vor ungefäbs
Jahresfrist ging das wunderbar schön gelegene SchloV
durch Erbschaft in den Besitz des Prinzen Friedrich Karl
von Hessen (Schwagers Sr. Majestät des Kaisers) über.

— Deutschnationaler Handlungsgehilfen - Verbarl"'
Zu der Notiz über den Streit- zwischen dem 58er Verei>>

„Kreuz und Kette sind meiu Eigentum und ich habe
zweiundzwanzigste Jcchr bereits zurückgelegt. Ueberzcuge'
Sie sich!" , -

„Sie reichte ihm ein kleines, in blauen Sammet gebr»
denes Gebetbuch hin, auf dessen erstem Blatt die Worte
den: „Meiner Tochter Konstanze zu ihrem zehnten Gebnrb'
tage am 8. Mai 1884. Melitta von Felsing."

„Verkanfen möchte ich dieses alte Familienkleinö^ vickst',
fuhr sie fort. ,,Es ist mir lieb nnd teuer. Jch hoffe, es o -
stimmt einlösen zu können." -Z

„Gut, so werde ich Jhnen gefällig sein und die Zahlin^
frist verlängern." ^

„Nein, ich habe mir die Sache anders nberlegt, Hb ,
Breuer. Händigen Sie mir den Wechsel aus!"

„Das mutz ich ablehnen."

„Warum? Was riskieren Sie denn dabei? Sichern ^
sich doch auf jede Jhnen nötig erscheinende Weisel Jch binst §
reit, Jhre Vorschläge anzunehmen, weil ich die Last ei>^
drückcnden Verpflichtung von Herrn von Wprthers
nchmen will." ^ st

„Sonderbar, datz mir Jhr Herr Brüutigam kein 4»
von allem sagte." ^8

„Was glauben Sie denn? Er hat ja keine Ahnung,
ich hier bin, und er würde mir ernstlich zürnen, werm er
wüßte."

„So — so?» .

Ein etwas ungläubiges Lächeln lietz das Gesicht des sts.H
cherers noch unsympathischer erscheinen. „Das ist frr>^i

etwas anderes, Sie beabsichtigen vermutlich, dem
Baron eine angenehme Ueberraschung zu bereiten'?" .giS

„Was ich beabsichtige, kann Jhnen vollständig glLicyS^
sein. Die Frage ist nur, ob Sie anf meinen Vorschlag ^
gehen oder nicht." mc»

„Je nun — unter gewissen Bedingungen und uM -
einer liebenswiirdigen Dame entgegenkommend zu zeigen ' i
(Fortsetzung folgt-).

„So will ich bezahlen. Sie biegen um die linke Ecke
der Gasse und warten dort ans mich."

„Schön."

„Es wäre mir unangenehm, wcnn ich Sie nicht vorfin-
den würde."

„Keine Sorge, Fräulein, ich warte."

Sie sprang aus dem Wagen und klingelte.

Jm Erdgeschotz öffnete sich bald darauf ein Fenzter.
Breuer sah vorsichtig spähend heraus und schlotz auf, als er
nur eine Dame erblickte.

Konstanze folgte ihm die schmale Treppe hinauf und nahm
anf dcm ihr angebotenen Stuhle Platz.

„Was führt Sie zu mir, meine Gnädigste?" Jst es
Jhnen gefällig, die Antiqurtätenjsamm>lung zu besichtigen?
Jch veräutzere jetzt alles weit unter dem wirklichen Wert, weil
ich mit meinem ganzen Lager aufräumen und von hier weg-
ziehen will."

„Nein, deshalb komme ich nicht," crwiderte sie. „Auch
möchte ich die Zeit keineswegs mit endlosem Hin- und Her-
reden verlieren. Sie sehen in mir die Brant des Hcrrn
Baron Herbert von Werther."

„Ah — gratulicre ergebenstl"

„Wahrscheinlich wird Jhnen nun auch klar scin, in jvelcher
Angelegenheit ich zu Jhnen komme?"

„Vermutlich wegen des Wechsels?"

„Ganz rechkl Da muß sich doch eine Einignng erzielen
lassen." '

„Bedanere unendlich —"

„Herr Brcuep, ich kam mit dem festen Entschlutz hierher,
nicht unverrichteter Sache fortzugehen."

„Ilnd ich pflege Damcn gegenüber stets die weitcstgehenden
Rücksichten zu beobachten."

„Also werden wir uns hofsentlich verständigen."

„Jch ivürbe es aufrichtig wnnschen, meine Gnädigste."

„Unter wclchen Bedingungen wären Sie geneigt, die Zah-
lnngsfrist zu ve-rlängern?"

„Unter gar keinen. Jch gebe mein kleines Rückkaussge-
schäft auf und ziehe zu meinem Sohn. Folglich müssen alle
Ausstäiide eingetrieben werden."

„Wenn man Jhnen aber entsprechende Sicherheit böte?"

„Das dürfte schwer sein. Herr von Werther war soeben
hier. Es gab eiue böse Szene zwischen uns beiden. Er ging
sogar so weit, mich in gefährlicher Weise zu bedrohen, aber
ich gab nicht nach, ich kann und werde es nicht thun!"

„Sie schlugen ihm seine Bstte ab?"

„Ja, obwohl er nicht übel Lust zu haben schien, seine
jugenNiche 'Kraft an mir altem, kränklichen Mann zn vcr-
suchen. Aber ich bin in meincm Recht."

„Das bestreitet, ja niemcmd. Wenn Sie sich aber noch
ein Jahr gedukdcn wollten —"

„Nicht einc Seknnde, Gnädigste."

„Die Schuld wurde dann sicher bezahlt werden."

„Das Wort ciner schönen jungen Dame in.Ehren — aber
anf Versprechungen lasse ich mich nicht mehr cin."

„Wenn man Jhnen nnn ein Pfand gebe, dessen Wcrt den
schuldigen Betrag bedeutend übersteigt?"

„Hml Das müßte ich doch crst sehen."

„Sic können es sogleich sehen."

Konstanze zog eine schwere goldenc Kette, an wclcher ein
funkelndes Brillantkreuz hing, unter ihrem Kleide hervor.

„Bitte prüfcn Sie dieses,Kreuz auf seinen Wcrt."

Breucr bcgaü sich damit in ein kleincs Nebenzimmer und
überzeugte sich, datz die Diamanten nnd die Kette einen Wert
pon mmdestens zwölftauseiid Mark repräsentierten.

„Jn der T'hat, damit wären die Verpflichtungen Jhres
Herrn Bräutigams mehr als gedeckt," erklärte er zurück-
kommend, „aber dessen ungeachlct, lann ich mich auf das Ge-
schäft nicht einlassen."

„Weshalb denn nicht?"

„Weil Sie vermutlich lein freies Verfügungsrecht über
dieses Schmuckstück besitzen."
 
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