Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#1077

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Gebrauchsabgabe Uon 12 M. könnten die verbündeten Re-
gierungen nicht zustimmeu. Redner spricht sich entschieden
gegen die- Ltontingentierrmg aus.

Staatssekretar Dr. Graf von Posadowsky tritt ge-
genüber der Opposition von rechts nachdrücklich für Annahme
der Konvention ein. Diese sei der erste Schritt zu einer ge-
rneinschaftlichen gleichmätzigen Regelung der handels- und zoll-
politischen Verhältnisse. Zwcifel in der Auslegung derartiger
Konventionen wnrden kommen; zn ihrer Entscheidung sei aber
die internationale Kommission cingesetzt und man habe keinen
Anlatz anzunehmen. datz sie uicht gerecht und loyal verfahrcn
iverde. Es sei aber bedauerlich, datz zu einer Zeit, wo wir
dicht vor eincr Ernenerung nnserer handelspolitischen Be-
ziehungen ständen, unsere Unterhändler als nicht auf der Höhe
ihrer Aufgabe stehend bezeichnet würdeir. Das müsse nnsere
handelspolitische Stellung in Zuknuft schwächen. Man solle
sich hiiten, weitere Sreuererntätzignngen zu beschließen in einem
Augcnblick, wo das Reich in so schwierigeu Fiuanzverhältuissen
sich befindc.

Nach unwesentlicher Debatte wird die Konvention mit
mit starker Mchrheit angcnommen.

Aadischer Landtag.

L.O. Karlsruhe, 9. Juni. (99. Sitzunz der
Zweiten Kammer. Präsident Gönner eröffnet die Sitzung
um 4^4 Uhr. Zur Beratung steht zunächst Gesetzentwurf
betr. die Ueberleitung der ehelichen Güterstände des
ältercn Rechts in das Reichsrecht.

Berichterstatter Obkircher (Natlib.) beantragt En
bloc-Annahnw des Entwurfes in der von der Kommission be-
schlossenen Fassung.

Ministerialpräsident Freiherr von Dusch erblickt in
dem Umstand, datz sich niemand zum Worte gemeldet hat, ein
Zeichen, datz der Entwurs die Billigung des Hauses findet.
Die Regieruug sei mit den von der Kommission beschlossenen
Aenöerungen einverstandeu.

Das Gesetz wird einstimmig angenommeu.

Abg. Pfefserle (Ratlib.) berichtet sodann über den
Fortgang des Eisenbahnbaues in den Fähren 1900—1901 und
den hiefür aus den Mitteln der Eisenbahnschuldentilgungs-
kasse bestrittenen Aufwand und beanlragt, die bon der Eisen-
bahnverwaltung vorgelegte Nachweisung für unbeanstandet
Zu erklären.

Der Antrag wird ohne Debatte angenommen.

Abg. Pfefferle (Natlib.) berichtet weiter über das
Eisenbahnbaubudget. Der Berichterstatter, der sich bekanntlich
einer stattlichen Kürperfülle erfreut, bemerkt, einleitend, datz
der Kommissiousbericht diesmal beinahe einen so grohen Um-
fang angenommcn habe, wie der Berichterstatter. (Heiterkeit.)
Der Verkehr habe in den letzten Jahren einen ungeahnten
Aufschwung genommen, so datz die Verwaltung genötigt war,
auf allen gröheren Bahnhöfen umfangreiche Erweiterungen
vorzunehmen oder Neubauten vorzubereitenh und für Neuan-
schaffung von Betriebsmaterial erhebliche Summen einzu-
stellen. Es erhebe sich nun die ernste Frage, was dann? wenn
der Verkehr weiter so fortschreitet und die technischen Hilfs-
mittel (Motoren u. s. w.) noch mehr verbesscrt werden. Be-
denken erwecke auch das stetige Anlvachsen der Eisenbahnschuld.

Präsident Gönner ersucht, Spezialia bei der Einzel-
beratung vorzubringen.

Abg. Schüler (Zentr.) ist mit den Anforderungen eiu-
verstanden. Wenn man auf der Höhe der Zeit bleiben wolle,
müsse man wohl oder übel enorme Summen aufwenden. Haupt-
sächlich die Landwirtschaft brauche die neuen Bahnen, um
ihre Produkte leichtcr absetzen zu können, Für einzelne Pro-
dukte, namentlich für Kraftfutter wären weitere Frachtver-
günstigungen dringend zu wünschen. Redner befürwortet so-
dann den Neubau eines Bahuhofes in Breisach, der „so zwi-
schen hinein" wohl erstellt werden könnte.

Abg. Hug (Zentr.) ist ein Freund, des gemischtcn Bähn-
systems uud kann sich für den Ankauf der Privatbahnen nicht
erwärmcn. Auch in anderen Staaten (Bayern, Württemberg
und Preutzen) bestehe das gemischte Systcm. Redner weist
auf die günstigen Wirkungen des preutzischen Privatbahnge-
setzes hin; dieselben sollten für uns ein Wink sein, an dem
gemischten Shstem festzuhalten. Das vorläufige Baupro-
gramm der Regierung sehe zumeist den Reubau von Bahn-
hofanlagen vor, die gar keine Rente abwerfen, ferner den
Wau nurentabler Linien, so datz man mit einem starken An-
wachsen der Eisenbahnschuld rechnen müsse. Von einem Hin-
stellen dcs Staatszuschusses zur Eisenbahnschuldentilgung könne
also keine Rede sein. Die günstigen Erfahrungen in den
SOer Jahren berechtigen zu der Hoffnung, datz später aufs
den laufenden Mitteln wieder ein nicht unbedeutender Teil
zur Schuldentilguug verwendet werden kann. Redner ioünscht
sodann einen besseren Warteraum an der Landungsstelle in
Meersburg und empfiehlt die Wünsche der an der Nebenlinie
Mimmenhausen-Frickingen interessierten Gemeinden der Be-
rücksichtigung.

Abg. Blümmel (Zentr.) befürwortet den Bau einer
Bahn von St. Blasien ins Rheinthal uud bittet, die Bahn-
Lberführung in Waldshut zu bcschleunigen.

Abg. Hergt (Zentr.) ist der Ansicht, datz alle Anforde-
rungen wohl begründet sind. Namentlich der Güterverkehr
nötige die Verwaltung zu neuen, gewaltigen Anlagen, die be-
sruchtend auf die Einnahmen wirken. Diese Anlagen werden
sich geivinnbringend crweisen, wenn die Ausgestaltung des
Tarifs weiter fortschreitet. Däher müsse die Verbilligung der
Tarise mit der Erstellung solcher Anlagen Hand in Hand
gehen. Es sei kaum anzunehmen, datz in den nächsten z^hn
Jahreu wirklich 273 Millionen verbraucht werden. Beziiglich
der Privatbahnen schlietzt sich Redner der Ansicht des Abgeord-
neten Hug an. Einige Bahnen, wie die Renchthalbahn, sollten
allerdings vom Staate angekauft werden. Eine grotze Be-
deutung lege er der Frage der Niveauübergänge bei; die Be-
seitigung der Niveauübergänge sei schon im Jnteresse der Be-
triebssicherheit geboten.

Wg. B i r k e n m a y e r (Zentr.) unterstützt die An-
regung des Wgeordueten Blümmel betreffend den Bau einer
Bahn von St. Blasien ins Albthal.

Staatsminister von Brauer bemerkte, datz die grotzen
Anforderungen, d!e sich durch den Nachtragsetat von 82 auf
87 Millionen steigern, allerdings zum Nachdenken Anlatz ge-
ben, zumäl der grötzte Teil des Aufwands für unrentable
Bahnhofsanlagen verwendet werde. Der Grund liege haupt-
sächlich darin, datz unser Eisenbahnkleid allmählig zu eng
geworden sei. Ein Trost liege immerhin darin, datz die Summe
in dieser Budgetperiode nicht verbaut werden kann. Noch viel
mehr gelte dies für das vorläufige Bauprogramm, das keines-
wegs als eine bindende Erklärung der Regierung angeseheu
werden dürfe. Das Tempo des Baues werde sich nach den
Bedürfnisseu und nach der Steigerung des Verkehrs richten.
Sollte die Depression wider Erwärten lang andauern, so werde
mau langsam und vorsichtig vorgehen. Bezüglich der Neben-
bahnen stehe die Regierung immer noch auf dem früher dar-
gelegten Standpunkt. Sie prüfe stets von Fall zu Fall, ob
eine Bahn vom Staat oder von einer Privatgesellschaft erstellt
werden soll.

Abg. Binz (Natlib.) wünscht Aeuderung des Namens
der Station Riegel in: „Malterdingen-Riegel" und regt an,
zur Konkurrenz um Bahnhofbauten auch Privatarchitekten zu-
Zulassen.

Nm 8 Uhr wird die Beratung abgebrocheu. Fortsetzung:
morgen. _

Württemberg.

Stuttgart, 7. Juni. Der Straßenstreik hat die
endgültige Aussperrung von 101 Ausständigen
durch die Direktion zur Folge; das macht ungefähr 30
Prozent der Streikenden überhaupt. Die anderen sind
wieder in den Betrieb eingestellt worden.

Sachsen.

Sibyllenort, 8. Juni. Ueber das Befinden
desKönigs Albert werden folgende Berichte ausge-
geben: Am Donnerstag Abend hatte König Albert
etwa eine Stunde auf der Veranda liegend zugebracht;
als er stch um 8 Uhr zur Ruhe begeben wollte und fich
bereits im Schlafzimmer befand, trat plötzlich ein Anfall
von Herzschwäche und Atemnot ein, der die größte Be>
sorgnis erregte. Ein ähnlicher Schwächeanfall, vermutlich
durch Blutung veranlaßt, war bcreits am Montag vor-
ausgegangen. Der König empfing mit Andacht die Sterbe-
sakramente, ihm selbst zur größten Beruhigung; bald trat
eine Erholung ein, sodaß er selbst anordnete, die Um-
gebung, die sich inzwischen im Zimmer eingefunden hatte,
möge sich zur Ruhe begeben. Dem schweren Anfall folgte
tiefer Schlaf; die Herzschwäche kehrte nicht wieder. Am
Freitag verbrachte der König mehrere Stunden schlafend.
Trotz der Schwäche ist der Appetit rege, die Stimme
kräftig. Der König verlangte wiederholt nach Zeitungen
und nahm an den Berichte» aus der Restdenz lebhaften
Anteil. Der Tag verlief ohne wesentliche Störung. Die
Nachtruhe wurde durch asthmatische Beschwerden mehrfach
unterbrochen. Am Samstag Vormittag empfing der König
den Prinzen Georg, der längere Zeit im Gespräch am
Krankenbette verweilte; die Königin verläßt das Kranken-
zimmer nur auf kurze Augenblicke und währcnd der Meffe
in der anstoßenden Kapelle. Der König liegt in dem ge-
räumigen rotseidenen Wohnzimmer nach der Gartenseite
hin. Die Teilnahme in der schweren Krankheit ist allge-
mein; man mußte das Telegraphenpersonal im königlichen
Schloß vsrstärken, um die zahlreichen Telegramme zu be-
wältigen.

Dresden, 9. Juni. Den „Dresd. Nachr." wird
aus Sibyllenort von heute Mittag durch einen Privat-
korrespöndenten gemeldet, die günstig verlaufene Nacht be-
einflußte das Allgemeinbefinden des Königs auf
das vorteilhafteste. Der hohe Patient nahm das
Frühstück mit sichtlichem Appetit ein und wird heute Mit-
tag zum erstenmal wieder etwas Konsistentes zu sich nehmen.
Heute Nachmittag soll der König wieder ein Stündchen
auf der Chaise-longue zubringen. Ein Krankheitsbericht
wird vor morgen früh nicht ausgegeben werden.

Aus der Karlsruher Zeitung.

Seine Königliche Hohcit der Grotzherzog haben dem
Gemeinderat Fridolin Honsell in Radolfzell, Mitglied der frei-
willigen Feuerwehr daselbst, däs Ehrenzeichen fiir 40jährige
treue Dienste bei der freiwilligen Feuerwehr, den nachge-
nannten Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr Messel-
hausen und zwar: Josef Bauer, Schuhmacher, Kaspar E p p,
Sleuererheber, Johann Martin S i x, Waldhüter und Nikolaus
Ziegler, Steinhauer, alle wohnhaft in Wesselhausen, das
„Ehrenzeichen für 40jährige treue Dienste bei der freiwilligen
Feuerwehr" verliehen.

— Seine Königliche Hoheit der Gro. tzherzog haben
dem Oberbürgermeister Otto Beck in Mannheim das Kom-
mandeurkreuz zweiter Alasse mit Eichenlaub, sowie dem I.
Bürgermeister Paul Martin, dcm II. Bürgermeister Ro-
bert Ritter und dem III. Bürgermeistcr Eduard v o n H o l-
lander daselbst das Ritterkreuz erster Klasse des Ordens
bom Zähringer Löwen, dem Feuerwerksoberleutnant Iocke
in Wilhelmshaven das Ritterkreuz zweiter Klasse des Or-
dens vom Zähringer Löwcn, der Superiorin des weiblichen
Lehr- und Erziehungsinstituts in Offenburg, Maria Luise
Schreiber die kleiue goldene Verdienstmedaille verliehen.

— Nachdem an Stelle des Herrn Ludw. Grimmin Frank-
furt a. M. Herr Sebastian Cahn daselbst für die Stadt
Frankfurt und für Baden und Hessen znm Konsul der Re-
publik Peru ernannt worden ist, auch das Exequatur als solcher
erhalten hat, ist derselbe zur Ausübung konsularischer Funk-
tionen im Grotzherzogtnm zugelassen worden.

Ausland.

Holland.

— Die Mitteilung, daß sein Volk die Unabhängigkeit
fallen gelassen, hat den alten Präsidenten Krüger tief
erschüttert, er sieht sich von Freund und Feind verlassen
und hat keine Neigung, nach Südafrika zurückzukehren.
Ungewiß bleibt auch. ob Krüger ständigen Aufenthalt in
Holland nimmt. Er äußerte zu seiner Umgebung: „Das ist
der härteste Schlag, der mich treffen konnte; bei zähem
Festh a lten würden angesichts des gegenwärtigen Standes
der Kriegsoperationen die Burenführer unsere Unab-
hängigkeit durchgesetzt haben. Jch werde mein Leben
in aller Stille und Abgeschlossenheit beschließen."

Frankreich.

Paris, 9. Juni. Das „Echo de Paris" bringt eine
Unterredung mit dem nenen Justizminister Vallö über
die Humbert-A ffäre. Vallä erinnert daran, daß er
selbst als Anwalt des Gläubigers Cattani die Angelegen-
heit in Fluß gebracht habe, trotz des passtven Widerstandes,
den er bei den Justizbehörden und insbesondere bei dem
Generalstaatsanwalt Bulot gefunden habe. Vallö be-
stätigt, daß er das Justizministerium nur mit dem Vor-
behalt übernommen habe, die Affäre Humbert mit
Energie und ohne jegliche Rücksicht zu behan-
deln. Wenn auch, so meinte er, einige gute Republikaner in der
Familie Humbert verkehrten, so werden ste doch bald sehen,
daß sich dort Persönlichkeiten beider Geschlechter aus den
anderen Parteien trafen. Valls fügte hinzu, er werde
seiu Möglichstes thun, um die Verhaftung der Familie
Humbert zu bewirken. Auch denke er nicht daran, den
Generalstaatsanwalt Bulot auf seinem Posten zu be-
lassen.

Jtalien.

Rom, 9. Juni. Gestern Nachmittag fand in der
Villa Mediein das Säbelduell zwischen dem Minister
des Aeußern Prinetti und dem Abgeordneten Baron
Franchetti statt, welcher sich durch die Kritik des
Ministers in der Kammer über seine, Franchetti's, Be-
fürchtungen in der Afrika-Politik beleidigt gefühlt hatle.
Jm zweiten Gange brachte der Minister seinem Gegner
einen starken Säbelhieb an der rechten Schläfe
bei. Die Gegncr versöhnten sich darauf. Ein zahlreiches
Publtkum, das sich vor der Villa versammelt hatte,
beglückwünschte den Minister.

Rom, 6. Juni. Gerüchlweise verlautet, daß in Turin
im Herbst zwischen dem König von Jtalien und dem
deutschen Kaiser eine Zusammenkunft statt-
finden soll.

Aus Stadt und Land.

Hei delb erg, 10. Iimi.

X Aus dem Stadtrat. Ju deu Stadtratssitzungeu vom
2. und 9. d. M. wurdeu u. a. folgcude Gegeustäude zur Kennt-
nis, bezw. Erlediguug gebracht:

1. Auf dem neuen Droschkenhalteplatz an der Rohrbacher
Stratze soll eiu öffentlicher Ventilbrunueu aufgestellr werden.

2. Dem Gcsuch des Ausschusses des Gemeinnützigen Ver-
eins um die Erlaubuis zur Aufstellung eiuer Ruhebauk am
oberen Gaisbergweg wird unter dem Ausdrnck des Dankes für
dieses gemeinnützige Vorhaben stattgegebcn.

4. Auf der Bühne des Stadttheaters sall die clektrische Be-
leuchtung eingerichtet werden.

4. Bei der Verrechnung der städtischen Sparkasfe wurden
im Mai 1467 Einlagen mit zusammen 386 604 M. 1ö Pfg-
gemacht, dagegen in 1033 Einzelbeträgen zusammen 299 049
Mark 87 Pfg. an die betreffenden Eiuleger zurückbezahlr und
hat die Gesamtzahl der letzteren seit dem 1. Januar d. I-
um 346 zugenommen.

6. Die hiesige Ortskrankenkasse zählte auf den 1. d. M-
640i männlichc und 1798 weibliche Mitglieder.

6. Jn dem städtischen chUmischen Laboratorium wurden
im vorigen Monat 2 Proben von Bier, 5 von Chocolade, 2
von Hefe, 8 von Hummer-Conserven, 6 von irdenem Geschirr,
6 von Petroleum. 6 von Kiiiderspielwaren, 9 von Thee, 12
von Schweineschmalz, 1 von Essig, 14 von Wurst, 35 von
Kuhmilch, 6 von Oelsardinen, 12 von Trinkwasser und 19
von gefärbten Zuckerwaren nntersucht und dabei 7 Milch-
proben beanstandet.

Bon den 129 Nntersuchungen erfolgten 126 im Aufl'rage
von Behörden nnd 3 auf Antrag von Privaten.

7. Nach der Zusammcnstellung der Stadtkasse haben die
Verbrauchssteuern im April 19 097 M. 67 Pfg. ertragen.

die gestrige Schloßbeleuchtmig, die erste in diesem Jahre,
hat den alten Zauber wiederum in vollem Umfange bewährt-
Die-stets gern gesehene Veranstaltung, die trotz trüber Aus^
sichten von einer günstigen Witterung unterstützt wurde, harte
Tausende von Nah und Fern herbeigeführt, die schon lange
vor Beginn der Duntelheit erwartungsvoll dem grohartigen
Schauspiel entgegensahen. Die Zuschauer standen in dicht^
gedrängten Massen auf beiden Seiten des Neckar, die Stratzeff
waren mit langen Wagenreihen bestanden, und auf dem Flnsse
machten sich zahlreiche, mit bunten Lanipions geschmückte
Boote und Schiffchen bemerkbar. Die zu Ehren der DeutscheO
Landwirtschaftsgesellschaft als Abschluh der in MannheilN
abgehaltencn landwirtschaftlichen Ausstellung veranstaltete
Schlotzbeleuchtung gewann durch die Anwesenheit der Grotz^
herzoglichen Herrschaften noch an Bedeutung. Das Grotz^
herzogliche Paar traf mit Gefolge von Mannheim kommenv-
8.55 Nhr hier ein, wo es auf dem Bahnhofe von Ober-
bürgermeister Dr. Wilckens nnd Geh. Oberregierungsrai
Pfister empfangen wurde. Die Herrschaften fuhren dan"
in offenem Wagen, überall von der Menge mit BegeisternnA
begrüht, zur Villa Landfried an der Neuenheimer Landstratze-
Hier brachtc das in detn angrenzenden, mit bunten Larr^
pions übersäten Garten aufgestellte städtische Orchester deN
hohen Gästen ein Ständchen. Am Eingang zur Villa wurd§
das Herrschcrpaar, in dessen Begleitung sich auch die Erm
grohherzogin, sowie ein zahlreiches Gefolge befanHen, vc»'
den Mitgliedcrn der Familie Landfried, dem Prorektor, delN
Garnisonältesten, dem Landgerichtspräsidenten, den beideN
Bürgermeistern empfangen und in die oberen Räume öe-
Villa geleitet, wo alsbald der Thee.serviert wurde. Die hoheU
Herrschaften sahen dem dgrauf beginnenden Schauspiel
sichtbarem Jüteresse zu und unterhielten sich mit den Ilnwese»^
den in leutseligster Weise. Den Beginn der SchlohbeleiE
tung kündete um 9sh Uhr weithin hallender Kanonendonn^
an. Alsbald flammten in der stolzen Schlohruine die Liä'^^
auf, alles mit einem fcurigen Schein übergiehend. Die 3)^
schauer verharrten in andachtsvollem Staunen. Es löste
in dem auf den Schiffen von den Musikkapellen intonlevte
und begeisterten Widerhall findenden alten Liede: Alt Heid^l
berg, du feine. Als dann nach einer Viertelstunde das Sch^b
in einen Dunstschleier gehüllt wieder in Nacht untergiE'
bot sich der Menge als neues Schauspiel die Beleuchtung d^
alten Ncckarbrücke. Die am Fuhe der Brückenpfeiler a»ö
flammenden fenrigen Lichter und die von oben herabstürze»/
den Lichtstrahlen übergossen den Fluh mit zauberischem Gla»5 ^
Die auf dem Neckar gleich Glühwürmchen hin- und herhusäst''
den Fahrzeuge und Schiffchen, das alles rollte vor den Ayö'-,
der Zuschauer ein farbenprächtiges Bild auf. Mit ei»e --
glänzenden, grotzartigen Feuerwerk, das auf dem Feucrwer^
schiff crbgebrannt wurde nnd die mannigfachsten Lichtefffa
bot, schloh die halbstündige Veranstaltung. Kurz nach 10 H
verliehen die hohen Gäste in geschlossenen Wagen die
Landfried und begaben sich znm Bahnhofe, von wo sie di»
nach Karlsruhe zurückkehrten.

X Geheime Hofrat Zangemeister i'. Die akademische Traw (
feier für den verstorbenen Oberbibliothekar Professor Dr.
Zangemeister findet morgen, Mittwoch, nachmittags 4 Um
der Universitätsaula statt. Die Gcdächtnisrede wird der
jährige Mitarbeiter des Verblichenen, Prof. Dr. I. Wille, hch,,,g
Nach Schlnß der Feierlichkeit begiebt sich die TrauerversamMw^
im Zuge nach dem Friedhof, wo in der Feucrbestattungsd»
die Einsegnung der Leiche und Kranzniederlegungen stattfinb^ K

i. Die Univerfitäts-Bibliothek bleibt mit Rückstcht aut xg
Hinscheiden des Geh Hofrats Zangemeister am Die»?
und Mittwoch geschlossen.

f Zur Baugeschichte des Heidclberger Schlosses. Uebec ^
neulich an dieser Stelle angezeigte Werk von Haupt »rr ^
ein Dr. G. H. in der „Frankfurter Zeitung" wie folgt-Xzst
ebensoviel stilistischem Feingefühl wie architektonischer
kenntnis untersucht Haupt den Otto Heinrichsbau anf i g!>
italienischen und flämischen Bestandteile. Mit sicherer
rekonstruiert er den ursprünglichen italienischen Plaw
Resultat, das unanfechtbar scheint, ist ein
stöckiger Palazzobau mit geradlinigem oberen Abschlutz
ausgeprägtem Frührenaissancecharakter. Dah dieser Ablw
den Durm, Alt und Oechclhäuser seit Fahren verteidigeru^jt
richtige ist (und kein anderer), darf jetzt mit ^scher»
ausgesprochen werden. Unabhängig von Haupt ist PE
Cotzmann in seiner Untersnchnng über die Bedachuuö
 
Annotationen