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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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Abg. Paasche (natlib.): Seine Partei köune sich nicht >
entschlictzcn, jetzt, ivo durch die Brüsselcr Konvention die i
Prämicn im allgemeinen fortfallcn, dnrch die Kontingentie-
rungcn neue Prämien einzuführeu. Er bittet das Zentrum,
die Forderung des Konringents fallerr zu lasscn.

Paragraph 66 (Festsetzung des Kontingents) wird mit
>194 gcgcn 114 Stimmcn bei einer Stimmenthaltung a b g e-
lehnt. Geschlossen dagegen stimmen dic Sozialdemokraten,
Freisinnigen, Polen, Antisemiten; dafür das Zentrum, aus-
genommen die siiddentschen Abgcordneten, ein kleiner Teil der
Konservativen, die Hälfte der Reichspartei nnd einzelne Natio-
nalltberale.

Hierdnrch erübrigt sich die Abstimmi'ng übcr die übrigc»
Westimmungcn des Artikels 1.

Es folgt Beratung des Artikcls 2 betreffend die Ver-
brauchsabgabc.

Finanzminister Freihcrr bon Rheinbaben: Durch
die von der Negiernng vorgeschlagcne Ermätzigung der Zuckcr-
steuer bon 20 Mark anf 16 Mark werde eine bedentende Er-
rnätzignng des Zuckerpreises im Kleinhandcl herbeigeführt. Eine
weitere Herabsetzung des Steuersatzes nach den Kommissions-
Dorschlägen wird bei dcr Steigerung des Konsums unerhcblich
sein, dagegen für die Rcichskasse einen Ausfall von sieben
Millionen Mark nnd bei erner Herabsetznng von 16 auf 12
Mark cinen solchen von 28 Millionen Mark bedeuten. Wenn
wir einen Ausfall von 20 Millionen haben, bleibt uns nichts
crnderes übrig, als denselben wieder auf die Schultern der
Wundesst^aten zu legen und durch Matrikularbeiträge zu
decken. Die Regierung will am liebsten auf dem Satz von
16 Mark bleiben, ist abcr auch mit/eincm Satz bon 14 Mark
einverstanden.

Die Kommissionsfassung wird abgelehnt. Der Antrag
Hermes, den Steuersatz auf vierzehn Mark zu nor-
mieren, wird gcgen die Stimmen der Sozialdemokraten nnd
Konservativen a n g e n o m m e n.

Artikel 2 a wird in der Kommissionsfassung angenommen;
Artrkcl 3 wird dcbattelos erledigt, ebenso Artikel 4, nach dem
die Brüsseler Konvention und die Zuckersteuernovelle znglcich
mn 1. September 1903 in Kraft trctcn.

Hiermit ist die zweitc Beratung beendigt.

Morgen Vormrttag. 6 Uhr: S ü tz st o f f g e s c h.

Wadlscher Landtag.

L. 0. Karlsruhe, 10. Juni. (100. Sitzung der
zweiten Kammer). Auf dem Präsidiumstisch prangt ein
prächtiger Blumenkorb. Präsident Gönner, der um
S*/» UM die Sitzung eröffnet, nimmt diese Darbietung als
ein Zeichen fortdauernder guter Beziehungen zwischen den
Mitgliedern des hohen Hauses und dem Präsidium mit
freudiger Genugthuung entgegen und spricht gleichzeitig im
Namen seiner Kollegen für die liebenswürdige Aufmerksam-
keit seinen Dank aus. Er gebe gleichzeitig der zuversicht-
lichen Hoffnung Ausdruck, datz es den vereinten Kräften
unter Aufrechterhaltung des friedlichen Einvernehmens ge-
lingen möge, den übrigen nicht unerheblichen Teil der
Tagung in einträchtigem Zusammenwirken zu vollenden
Znm Wohle des Heimatlandes. (Bravo!)

Die allgemeine Beratung über das Eisenb ahnbau-
budget wird fortgesctzt.

Abg. H o f m a n n(Dem.)ersucht die Regicrung, bei Ge-
ländeankäufen uuv ausrrahmsweise von dem Expropriations-
recht Gebrauch zu machcu uud Prozcsse thunlichst zu vcr-
rneidcn.

Abg. Mampel (Autis.) bcfürwortet deu Bau einer Bahn
durch das Steinachthal.

Es folgen weitere Spczialwünsche.

Abg. Frühauf (Freis.) ioundert sich, datz die Abgeord-
ineten, welche vor zehn Jahren für die Eisenbahnpolitik dcs
Herrn Ellstättcr kein Wort dcs Tadels hatten, nun ganz gp-
mütlich die fortschrittliche Politik des Herrn von Braucr mit
Areuden begrützcn. Solange man auf dem Standpunkt stehe,
datz der Ausbau unseres Staatsbahnnetzes cin finanzielles
Opfer bedeutet, dcrs man von der Regierung erflehen müsse,
werde man mit den Brosamen vorlieb nehmen müsscn, die
vom Regierungstisch fallen. Das sei mit den Jnteressen des
Landes unvereinbar. Wenn das so weiter geht, werden die
Eisenbahnen notweudig unseren Händen entgleiten. Wenn
wir unsere 550 Millionen weiter so umtreiben, wie bisher,
mutz uns mit der Zeit der Atem ausgchen. Solange sich unsere
Eiscnbahnpolitik darauf beschränkt, das nachzumachcn, was vou
Preutzen kommt, werden wir notwendig ius Hintertreffeu kom-
men. Die Rentabilität der ciuzelnen Linien dürfe so werrig
betont werdeu, wie etwa die Reichspost die Rentabilität eines
Briefträgers in der Reichshauptstadt mit der eines Postboten
auf dem Schivarzwald vergleichen dürfe. Das sogenaunte ge-
mischte System betrachte er mit sehr gemischten Gefühlen.
Der Staatseisenbahngcdanke, den Neüenius seinerzeit so nach-
drircklich bertreten hat, wurde leider verlassen und es ist zu
Lefürchten, datz in kurzer Zeit das Privatbahnsystem überwiegt.
Der Nachweis ist geliefcrt, datz der Eisenbahnbau die Steuer-
quellen vermehrt; man sollte also die Landesteile, welche heute
noch der Wohlthat einer Eisenbahn entbehren, nicht erst Jahre
lang warten lassen, bis man ihnen eine Eisenbahn gewährt.
Hätten wir die angeülich unrentablen Linien (Höllenthalbahn
u. s. w.) nicht erbaut, dann hätte unsere Domänenverivaltung
uumöglich so grotze Erträgnisse erzielen künneu. Fiuanzmi-
uister Buchenberger habe in seinem Jubiläumsbuch den ganz
richtigcn Satz aufgestellt, datz die Eisenbahnschuld im gleicheu
Verhältnis wachsen mutz, in dem sich das Bahunetz vermehrt;
leider habe man diesen Grundsatz in den letzten zwanzig Jahren
nicht befolgt, sondern nur darnach getrachtet, die Eisenbahn-
schuld zu vermindern. Dcm amerikanischen Prinzip, jedes
Verkehrsbedürfnis möglichst rasch zu befricdigen, werdcn bei
uns alle nur möglichen Hindernisse in den Weg gelegt. Es

„Cölnische Zeituug", 3. Juui 1901: Suse de
Cave besitzt den Vorzug einer selten grotzen Stimme.

„R h e i n i s ch - W e st f. Z t g.", 15. Februar 1902:
Künstlerkonzert Dortmund (veranstaltet von dem Konzert-
unternehmer Hans Hornung). Das gestrige Künstlerkonzert
vermittelte uns die Bekanntschaft mit zwei vielgenannten
Konzertgrötzen, der Kontraaltistin Suse de Cave aus Dort-
mund und dcr Lieblingsschülcrin Franz Liszts, der Pianistin
Sophie Mentcr. Der Rus, welcher den bciden Künstlerinneü
boranging, hatten die Erwartungen des Publikums aufs
Höchste gespannt. Suse de Cave öcsitzt einen mächtigen Kontra-
alt von verblüffendem Umfang; ihr Vortrag ist gediegen und
fein phrasiert, mit dem Schubertschen Lied der Tod und das
Mädchen und mit dem einschmeichelnden L'anneau d'argent von
Chaminade errang sie den grötzten Erfolg.

„Trcmonia". Die Künstlerin besitzt sehr schöne
Stimmmittel. Höhe und Tiefe sind fast gleich ausgiebig, be-
sonders ist cs letztere, die durch sonore Fülle herbortritt.
Die Arie der Salome aus Herodias von Ntassenet (in fran-
zösischer Sprache vorgetragen) trug der Sängerin r?ichen
und wohlvcrdienten Beifall ein. Frau Suse de Cave wurde
eiu Lorbeerkranz üüerreicht, dessen Schleife die Jnschrift trug:
Der gottbegnadeten, verehrten Mitbürgerin, Suse de Cave,
gewidmet von drci Dortmunderinnen.

sei gar nicht einzusehen,/ ivarum das Bauprogramm nicht in
den nächsten zehn Jahren ausgeführt werden soll. Der Geld-
markt ist billiger als je zuvor. Auch die Materialienpreise
siud bedeuteud gesunkcn, es liegt also kein Grund vor zum
Stillstand, um so mehr, als sich zwcifcllos der Verkchr weiter
cntwickeln ivird., Redncr führt einc Reihe von banivürdigen
Linien auf und verlangt drrngend die alsbaldige Erstellung
einer festen Rheinbrücke bei Maxau, zwecks Verbesserung dcs
Vcrkehrs mit der Pfalz, ferner die Fortführung der Rhein-
thalbahn durch das ivohlhabende Hanau^rland bis Kehl. Not-
ivendig sei ferner dre Erstcllung iveiterer Geleise auf der
Hauptüahn. Die Gcduld der an der Hauptüahn liegenden Ge-
meinden sei zu betvundern, fast jedes Jahr nimmt man ihnen
cinen Schnellzug; man ist uur darauf bedacht, die Herren
internationalen Rciscnden zu befriedigen. Auch dcr Lokalver-
kehr lätzt viel zu wünschen übrig. Sämtliche Vorstellungen des
Stadtrats Karlsruhe ivegen Verbesscrung dcs Lokalverkehrs
von Karlsruhe uach Maxau und Baden-Baden wurdcu bis
jetzt abschlügig beschiedcn. Wcnn alles zusammenarbeitct, tverde
man mit dcr Zeit zu eincr Verständigung gelangeu.

Herr v o n B raue r, dcr sich während derRcde
F r ü h a u f's entferut hatte, betritt wiedcr den Saal.

Abg. Höring (Nat.) bcgrützt cs, datz auch die Bahn
Lahr-Dinglingen in das Bauprogramm dcr Regicrung auf-
gcnommen wurdc uno hofft von der Ausführung dcs Pro-
jektes eiuen Aufschwung der Stadt Lahr.

Abg. Kist (Nat.) führt aus, dah ihn die grohe Bau-
summe, tvelche das Programrn der Regieruug erfordcrt, nicht
schrecke, da sie auf zehn Jahre verteilt werde. Wenn man das
gcmischte Bahnsystem beibehalte, werden uach und nach alle
Gegenden in dcn Besitz von Bahncn gelangen. Zu bcgrühen
sci, datz die Niveauübergänge beseitigt werden solleu.

Abg. Geih (Soz.) glaubt, dah die Verkehrsvcrhältnisse
iu Daden noch sehr verbesserungsbedürftig sind. Der Staats-
bahnbetrieb sei immer noch den Privatbahnen vorzuziehen.
Redner begrüht die Neuerungen in der Streckenblockicrung
und ersucht die Eisenbahuvcripaltuug, die Arbciten auf dem
Mannheimer Raugierbahnhof möglichst bald in Angriff zu
nehmcn und dafür zu sorgcn, datz die ArÜeiter von den Uutcr-
nchmern gut entlohnt werdcn.

Abg. Eder (Dem.) bcfürwortet die Erstellung einer Bähn
von Rheinau nach Brühl und die Errichtnng. einer Güterstelle
in Plankstadt.

Abg. Greiff (Nat.) wendet sich gegen die Ausführun-
gen §es Abgeordneten Frühauf und bctout, datz die Kleinbahn-
gcsellschaften nicht auf Noscn gebcttet sind. Nach seiner An-
sicht sei die Rcgierung mii dem gemischten System auf dcm
richtigen Weg, den Mitzständen in Wicsloch könnc nur durch
den Neubau eincs Bahnhofes abgeholfcn werden.

Um 1 Uhr wird die Beratung abgebrochen. Fortsetzuug
morgeu. __

Sachsen.

S i b y l l!- n o r t, 10. Iuni. Das B u l l e t i n
von üentl: früh 7 Uhr 20 Minut-in lantet: Ter König
vou Sachsen bat zwar in der vergangenen ötacht nichrere
Stuiiden geschlafcn, fühlt sich aber heute Morgen we-
niger kriiftig als gestern. Die Herzthätigkeir ist im All-
gemeinen besriedigend. Utembeschwerden trcten nnr zeit-
weilig auf nnd gehen rasch voriibsc. Die ?fahi>,ngs-
aiisnahine ist cine vollkommen genügende. Prinz imd
Prinzesjin Fii- drich August von Sachsen reisen hente
von hier ab. Heute Vormittag ist der Beichtvater des
Kcuigs, Hofprälat Maaz, hierselbst angekoinmen. Hof-
kaplan Plewka reist hente dtachmittag von hier ab.

Sybillenort, 10. Juni. Das nachmittags aus-
gegebene Bulletin lautet: Der König oon Sachsen
brachte einen großen Teil des Tages schlafend zu. Jn
wachem Zustande zeigte Se. Majestät eine etwas regere Teil-
nahme. Der derzeitige Gesamtzustand ist im übrigen un-
verändert.

Preuße«.

— Auch die „Nationalzeituiig" meldet jetzt, daß der
Eisenbahmninister v. Thielen gleich nach Schlnß der
Landtagssession zurücktreten werde.

Aus der Karlsruher Zeitung

— Seine Köuigliche Hoheit der Grotzherzog häben
den Cisenbahn-Hauptmagazinberivalter, Oberrechnungsrat
Ndathias Brendle in Karlsruhe auf seiu Ausucheu unter
Verleihuug d.es Titels „Rcgieruugsrat" und uuter Anerken-
uung seiner langjährigeu, treu geleisteteu Dienste in deu
Ruhestand versetzt.

—- Expeditionsassistent Georg Meythaler in Walds-
hut wurbe nach Säckingeu und Friedrich Eglau in Säckin-
gen nach Waldshut versctzt.

— Statiousverwaller Zephhriu Schlegel iu Mim-
menhausen-Neufrach wurde nach Markdorf, Expeditionsassi-
stent Friedrich Benz in Freiburg nach Karlsruhe uud Ex-
peditionsassistent Valentin Hagios in Triberg nach Villingen
versetzt.

Zwcite juristische Prüfung. Auf Gruud der in den Mvna-
tcn April bis Juni dieses Jahres abgehaltenen zweiten juri-
stischen Staatsprüfuug wurden folgende Rechtspraktikänteu zu
Rcfercndäreu crnannt: Dr. Gustav Bechtold aus Weinheim,
Josef Brcnk aus Bilfingeu, Hugo Enge aus Freiburg, Eduard
Erdrich aus Oberkirch, Alexauder Fischer aus Freiburg, Dr.
Waldemar Gaedeke aus Heidclbcrg, Karl Goctz aus Stein-
bach, August Grathwohl aus Freiburg, Robert Grumbach aus
Freiburg, Dr. Albert Haefelin aus 'Bühh, Dr. Friedrich
tzardeck aus Karlsruhe, Dr. Gustav Heinrich Hecht aus Gau-
augelloch, Heinrich Heger aus Würzburg, Eugen Heiler aus
Kirrlach, Karl Hellinger aus Beckstcin, Dr. Josef Hembcrger
aus Mannheim, Gustav Hcrth aus Bilfingen, Dr. Erust Hert-
rich aus Ramsbach, Dr. Julius Hoewig aus Karlsruhe, Emil
Hofmaun aus Spechbach, Emil Faeck aus Rixheim, Rudolf
Karlowa aus Heidelberg, Franz Kratzer aus Konstauz,
Robert Krauß aus Willstädt, Jakob Kreutzer aus
Seckenheim, Richard Kuenzer aus Freiburg, Karl
Lauck aus Wiesloch, Dr. Walther Leser aus
Heidclberg, Ludivig Marbe aus Freiburg, Ruperi Mayer aus
Riebheim, Hellmuth Mössinger aus Tüllingen, Orto Müller
aus Bobstadt, Oskar Ncpple aus Schopfheim, Karl Neumayer
aus Eberbach, Siegfried Ott aus Wertheim, Ernst Reis aus
Bretten, Eugen Rothschild aus Freiburg, Ernst Salzer aus
Ltarlsruhe, Leopold Schmiederer aus Rust, Karl Schützler aus
Reckarelz, Josef Siefert aus Zell a, H., Eugen Stader aus
Sasbach, Adalbert Stehle aus Schramberg, August Straub
aus Metzkirch, Heinrich Weber aus Bödigheim, August.Wie-
landt aus Karlsruhe, Kark Wolf aus Koblenz.

Karlsruhe, 10. Juni. Heute Vormittag empfing
der Großherzog den Staatsminister von Brauer zum
Vortrag und danach den Oberschloßhauptmann von Offen-
sandt-Berckholtz, welcher von Seiner Königlichen Hoheit
beauftragt ist, den Kronprinzen von Siam bei seiner heute
erfolgten Ankunft in Baden-Baden zu begrüßen und sich
zur Beglcitung zu melden. Wahrscheinlich kommt der

Kronprinz morgen, den ll., hierher, um die höchsten Herr-
schaften zu besuchen. Heute Nachmittag empfing dev
Großherzog den Generalleutnant und Generaladjutanten
von Müller zur Vortragserstattung. Später hörte Seine
Königliche Hohcit die Vorträge des Geheimerats Dr.
Freiherrn von Babo und des Legationsrats Dr. Seyb.

Aus Stadt und Land.

H ei delb erg, 11. Juni.

Die Nachfolgerschaft Zan.qemcister's in der Leitung der
neuen Bibliotheka Palarina, so schrcibr die „Frankf, Zrg.",
wird jedenfalls einen lebhaften Wcttbeiverb nnrer den Vertre-
tern des dentschen Bibliothetarwesens hervorrufen. Als der
natürliche Nachfolger kommr der rangälteste Beamte der Hcidel-
berger Universitär, Profcsior I. W i l l e, in erster Linie in
Betracht.

(I) Gescllcnprüfiing. Gestern Miitag wurde im Geiverbe-
schulgebäude die Prüfuug der Lehrlinge der freien T a p e-
z i e r e r - I n n u n g abgehalten. Es hatten sich nur
I. Lcser (bei Herrn F. Jäger) und A. Minier (bei Herrn
M. Alt) gemeldet. Beide hatten pünkttich gearbeitete Gesellen-
stücke, welche währeud dcr Arbcit kontrollierr worden waren,
vorgelegt; auch habeu sie der gestern au sie gestellten Aufgabe
genügt, so dah ihnen der Gesellcubrief mit der Note Gut aus-
gestellt werdeu kouute. Nameus der freien Tapezicrer-Jnnung
wurdcu die juugen Gehilfen iu ermahncndeu und aufmun-
terudcu Worteu zu ihrem Erfolge beglückwüufcht. Nachdem
dem Prüfungsausschuß für seiue Bemühung Dant gesprocheu
war, schlotz die schöne Feier, au welcher sieben Meister und
zwci Gehilfen teilgenommen hatten.

O Nach Chtna. Dr. W. Storp, Assistent am hiesigen
chemischen UuiversitätS-Laboratorium geht als Militärapotheker
uach China. Dr. Strorp wird sich am 26. d. Mts. in Bremer-
haven einschiffen, von wo e!u Ersatziransport vou 1200 Mann
nach China abgeht.

* Befitzwechsel H:rr Hartmann kaufte das HuuS dcr Frau
Wilwe vlunkä die-. Äulaae 25, um den P:ei- von 95 060 Mk.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde eiu Taglöhuer
wcgen Vcrgchens im Sinue des K 176 Z. 3 R.-St.-G.-B.
und eiue LaSuerin wegen Umherziehens. Wegen Uufugs kamen
drei Personeu zur Anzeige.

Eiscribahiiiriifall. Gesteru Vormittag gegeu lO silhr e n t-
gleiste auf Station S t. Ilgen die Maschiue eines Güler-
zuges, wodurch beide Hauptgclcise der Strecke Bruchsal-Heidel-
berg gesperrt wurden. Die Schnellzüge wurden über Schwetzin-
geu gcleitet, bei deu übrigen Zügen faud Umsteigen in St.
Jlgen statt. Um 2 Uhr 40 Miu. nachmittags war die Stö-
rung wieder gehobcu. Die Ursache dcr Enrgleisung ist noch
nicht festgestellt.

Ijbl Schwetzingcn, 10. Juni. (U e b e r f a h r e n.) Der
in der Maschinenwerkstätte in Mannheim bedienstete 28 Jahre
alte ledige Heizer Heinrich Hirsch von hier wurde heute beim
Ueberschreitcn der Geleise von einem Wagen überfahren.
Autzer eiuigen Verletzuugcn am Kopf uud Nacken wurde ihrn
der rechte Arm abgefahren. An seiuem Aufkommen wird
gezweifelt.

L Schwetzingen, 10. Juni. (Anger aun t.) Heute Nach-
mittag ranute eine Maschine gegen das Gefängnis, nahm aber
weiter keinen Schaden, als daß ein Pfuffer abbrach. Wegen des
Unfalls bci St Jlgen wurde der ganze Verkehr zeitweise über
Schwetzingcil geleiiet, was eiue starke Verkehrssteigerung verur-
sachte, auf die das Vorkommnis zurückzuführeu sein mag,

Mannheim, 10. Juli. (Die L a n d w i r t s ch a f t s - A u s-
stellung) wurde am Montag noch von 34809 Personen
besucht.

8L Mannheim, 10. Juni. (Eiu Opfer der Elek-
trischen.) Zimmermann Philipp Noll wurde gestern von
einem Stratzenbahnwagen erfatzt und schwer verletzt. Heute
ist der Verunglückte seinen Verletzuugeu erlegcn.

Lll Karlsruhc, 10. Juni. (L e i ch e n f u n d.) Gestern
Morgen wurde im Petroleumhafen des Rheiuhafens eiue bis
zur Unkeuntlichkeit entstellte männliche Leiche aufgefunden-
Die Person derselbe», ebenso ob Unglück oder Selbstmord
vorliegt, kouute noch nicht festgcstellt werdeu.

Ijbl Karlsruhe, 10. Juui. (T echnische Hochschul e.)
Der autzerordentliche Professor Herr Dr. Disteli hat einen Ruf
für den ordeutlichen Lehrstuhl der darstellendeu Geometrie an
der Technischeu Hvchschule iu Wicu erhalten.

Spiclberg, A. Durlach, 10. Juui. (Pfiffig-) Es
gcht nichts über die „Psiffigkeit". Einem hiesigen Mann
war, wie im „Landsmann" erzählt wird, das Eisenbahnfahr--
geld von hier nach Karlsruhe und zurück zu teuer, da-
rum lief er uach Karlsruhe, um wenigstens für eine Richtung
das Fahrgeld zu sparen; zur Heimfahrt, löste er sich dann
in Karlsruhe ein R e t o u r b i l l e t, in der Meinung, „retour
dürfe man natürlich nur mit eiuem Retourbillet fahrcnl

Ttzeater- uad Kunstnachrichten.

Mamihcimer Hoftheater. „Die lustigen Weiber von Wind-
sor". Gastspiel des Frl. Lotte Westen vom Landestheater
in Graz. Frau Fiora, die langjährige Vertreteriu de-
Koloraturfaches an der Manuheimer Hofbühne, zieht sich deM
Vernehmen nach von der Bühne zurück. Das Bemühen der
Großherzoglichen Jntendanz, eiyen geeigneten Ersatz zu fü^
deu, verschaffte daher am Montag Abend dem Mannheimer
Publikum Gelegenheit, Frl. Lotte Westen als Frau Fluth
iu Nicolais reizender Oper zu hören. Mit graziösem Spieu
das niemals aus deu gebotenen Schrankeu trat, allerdings
auth zunächst keine individnalisterende Gestaltungskrafi verriet,
verbindet die junge Dame eine autzervrdentlich ivohlklingende'
troh ihres nur mittleren Volumens sehr tragfähige Stimine-
Gegenüber der sich in letzter Zeit übermähig brStt machendeN
Vorliebe für sogenannte „Bomben"stimmcn bewies Fräulein
Westen, datz man auch mit kleineren Mitteln geschmackvoll
singen und dem Zuhörer eiuen Genutz bereiten kann, Es scheiiä
daher nicht unmöglich, daß man nicht weiter nach^einew
Ersatz für Frau Fiora suchen wird.

Kleine Zeitung.

— München, 10. Juni. Paul Heyse, der hellte
sein fünfzigjähriges Doktorjubiläum feiert, hat von alleu
Seiten zahlreiche Beglückwünschungen erhalten; die Berliner
Universität, an der Paul Hcyse am 10. Juni 1852 pro^
movierte, übersandte dem Jubilar ein erneutes Diplom oM
einem längeren anerkennungsvollen Begleitschreiben.

— Für Briefmarkensammler. Am 31. Mai wurde
der Friede zwischen Lord Kitchener und den Burendelegierteo
unterzeichnet. Am Sonntag, 1. Juni, wurde das groß^
Ergebnis offiziell bekannt gemacht. Und am Mittwow-
4. Juni, hat das Londoner Post Offiee, wie die »Nat-"

Ztg." berichtet, bereits die ersten Transvaalbriefmarkeo
verkauft. Jn der Mitte zeigen sie das wohlgetroffene Bild^
nis des Königs Eduard VII., die Umrahmung zeigt d>e
Ornamente und Zeichen der gewöhnlichen englischen MarkeN/
nur auf dem untersten Balken steht das eine bedeutungs'

, volle Wort: Transvaal.
 
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